UNIVERZITA PALACKÉHO V OLOMOUCI PEDAGOGICKÁ FAKULTA Katedra německého jazyka Die Fremdwörter Bakalářská práce Vedoucí bakalářské práce: Vypracovala: Mgr. Marta Pallová, Ph.D Mgr. Lenka Dohnalová 1 Erklärung: Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig geschrieben habe, lediglich mit Hilfe der erwähnten Sekundärliteratur. Olomouc, 10. duben 2013 ………………………………… Lenka Dohnalová 2 An dieser Stelle möchte ich mich bei der Leiterin meiner Bachelorarbeit, Frau Mgr. Marta Pallová, Ph.D. für ihre wertvollen Ratschläge und Hinweise herzlich bedanken, die mir bei der Ausarbeitung sehr geholfen haben. 3 Inhalt Einleitung 5 I. Der theoretische Teil 1. Einführung 6 2. Fremdwort - Definition und Begriffsabgrenzung 7 2.1 Strittige Fälle 8 3. Arten von Entlehnungen 8 3.1 Entlehnungsformen 9 4. Die Rolle der Fremdwörter in der Geschichte des Deutschen 10 5. Fremdwörter im heutigen Deutsch 14 5.1 Fremdwörter im sprachlichen Kontakt 15 6. Funktionen der Fremdwörter 16 II. Der praktische Teil 1. Einführung 18 2. Analyse der deutschen Artikel 19 2.1 Zeitungen 19 2.2 Zeitschriften 28 3. Fazit 31 Zusammenfassung 34 Bibliographie 35 Anlagen 37 4 Einleitung Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Häufigkeit des Vorkommens von Fremdwörtern in den deutschen Zeitungen und Zeitschiften, die mithilfe einer Analyse gewisser Zeitungs- und Zeitschriftenartikel festgestellt werden soll. Die Arbeit wird in zwei Teile aufgeteilt. Im theoretischen Teil werden wir uns allgemein mit Fremdwörtern im Deutschen befassen. Am Anfang wird geklärt, was der Begriff Fremdwort bedeutet und wie er sich von dem Begriff Wortentlehnung abgrenzt. Weiter werden wir uns mit unterschiedlichen Arten von Wortentlehnungen befassen. Grund hierfür ist, dass einige Fremdwörter, die heute in der deutschen Sprache zu finden sind, bereits zu Beginn der deutschen Sprachentwicklung von anderen Sprachen eingegliedert wurden, weshalb sie heute kaum noch als Fremdwörter identifizierbar sind. Neben der Begriffsabgrenzung wird auch die Geschichte der Entwicklung der Fremdwörter im Deutschen von den Anfängen der deutschen Sprache, d. h. vom dem Althochdeutschen, bis zur Gegenwart dargestellt. Zuletzt werden noch aktuelle Tendenzen des Deutschen sowie Funktionen der Fremdwörter beschrieben. Im praktischen Teil werden konkrete Artikel analysiert, wobei wir uns auf bestimmte Kriterien konzentrieren. Es handelt sich um die Herkunft der Fremdwörter und um die Wortart. Mithilfe der Tabellen wird veranschaulicht, welche Fremdsprachen den größten Einfluss auf das Deutsche haben und welche Wortarten am meisten verwendet werden. Dazu werden wir uns an der Menge der Fremdwörter in einzelnen Artikeln orientieren und schließlich versuchen wir zu verallgemeinern, welchen Anteil die Fremdwörter in der deutschen Presse einnehmen. Es wird vermutet, dass im Vergleich zu letzten Jahrzehnten Fremdwörter in der gegenwärtigen deutschen Sprache häufiger vorkommen. 5 I. 1. Der theoretische Teil Einführung In dem theoretischen Teil werden wir uns zuerst mit verschiedenen Definitionen vom Fremdwort befassen. Wir versuchen den Terminus beschreiben und abgrenzen, wobei der Begriff Fremdwort mit dem Begriff Entlehnung vergleichen wird. In der Beschreibung werden auch Mischbildungen und sog. hybride Bildungen beschrieben, die als ein Sonderfall gesehen werden, da bei ihnen nicht klar ist, ob es sich um Fremdwörter oder einheimische Wörter handelt. Es werden auch Merkmale angeführt, nach denen ein Element als ein Wort fremder Herkunft identifiziert werden kann. Da die Fremdwörter eine Art der Entlehnung aus anderer Sprache sind, orientieren wir uns außer der Fremdwortbeschreibung auch an der Beschreibung der weiteren Entlehnungen, die z. B. bereits am Anfang der Entwicklung der deutschen Sprache entstanden sind und werden heutzutage nicht mehr als fremde Elemente empfunden. Die Fremdwörter sind bereits in den ersten Phasen der Entwicklung der deutschen Sprache zu finden. Vor allem handelt es sich um die Einflüsse des Lateinischen und Griechischen. Es wird die weitere Entwicklung der Fremdwörter dargestellt. Eine besondere Aufmerksamkeit wird den Wörtern französischer Herkunft gewidmet, da sie die deutsche Sprache im großen Maß beeinflusst haben. Es werden auch Sprachgesellschaften und Bemühungen um eine Sprachreinigung beachtet. Schließlich wird die heutige Situation im Deutschen dargestellt. Zuletzt werden wir uns neben der Herkunft und Angleichungsprozesse der Fremdwörter in einer neuen Sprache mit Funktionen der Fremdwörter befassen; es werden auch Ursachen und spezifische Situationen beschrieben, die zur Verwendung der Fremdwörter führen. 6 2. Fremdwort - Definition und Begriffsabgrenzung Die Fremdwörter bilden einen großen Anteil in der deutschen Sprache. Durchaus handelt es sich um Ausdrücke fremder Herkunft, die im Deutschen nicht mehr als Fremdwörter empfunden werden. Im Aufsatz von Duden1 werden vier Merkmale angeführt, nach denen ein Wort als eine nichtmuttersprachliche Einheit bezeichnet werden kann. Bei der Beurteilung eines Fremdwortes sind die einzelnen Bestandteile wichtig. Die Wörter mit bestimmten Präfixen oder Suffixen werden als fremd empfunden, z. B. Belkanto, hypochondrisch, reformieren, Mobbing usw.2 Das zweite Kriterium, nach dem ein Wort als fremd erkannt werden kann, betrifft die Lautung. Es handelt sich um solche Aussprache, die vom Deutschen wesentlich abweicht, z. B. Friseur, Team, Langue.3 Bei diesem Kriterium muss noch die Betonung berücksichtigt werden, die im Deutschen üblich auf der ersten Silbe oder auf der Stammsilbe liegt, z. B. autark, desolat, Diät.4 Auf keinen Fall liegt die Betonung bei allen deutschen Wörtern nur auf der ersten Silbe oder Stammsilbe (z. B. Forelle, lebendig). Das weitere Kriterium bezieht sich auf bestimmte Buchstabenkombinationen, die eine fremde Herkunft signalisieren, d. h. die grafische Struktur eines Wortes ist für das Deutsche nicht üblich, z. B. Bibliophilie, Osteoporose, Soutane u.a.5 Wichtig ist auch die Position bestimmter Buchstabenverbindungen, z. B. die Affrikate ts- kommt im Deutschen im Anlaut nicht vor. Als letztes Kriterium wird im Aufsatz von Duden der seltene Gebrauch eines Wortes in der Alltagssprache angeführt. 6 Gewöhnlich weisen die Fremdwörter mehrere Merkmale zugleich hinaus, jedoch lässt sich nicht behaupten, dass die vorangegangenen Kriterien einen sicheren Maßstab darstellen. 1 Verfügbar unter: http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf [22. 1. 13] 2 Verfügbar unter: http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 18. [22. 1. 13] 3 Verfügbar unter: http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 18. [22. 1. 13] 4 Verfügbar unter: http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 18. [22. 1. 13] 5 Verfügbar unter: http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 18. [22. 1. 13] 6 Verfügbar unter: http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 18. [22. 1. 13] 7 2.1 Strittige Fälle Im Deutschen sind es auch solche Fälle zu finden, wann die Beurteilung umstritten ist. Es entstehen sog. Mischbildungen oder hybride Bildungen, die einen ursprünglich deutschen Stamm haben, aber deren Endung ist fremder Herkunft, wie z. B. hausieren, Bummelant, Schwulität. Dazu sind bei den Fremdwörtern solche Vorsilben oder Endungen zu finden, die auch im Deutschen vorkommen und die als heimisch empfunden werden können, z. B. die Vorsilbe ab- in absolut sowie im Verb abreisen. Genauso kann der Suffix –ieren in massakrieren zum Fremdwort verweisen; das Vorkommen desselben Suffixes im Verb erfrieren weist auf die deutsche Herkunft an. Die Aussprache bei den Fremdwörtern hat sich schon den deutschen Gewohnheiten angeglichen, die Betonung bei den Fremdwörtern liegt auf der ersten Silbe und auf der Stammsilbe, natürlich gibt es auch Fremdwörter, die anfangs- oder endungsbetont sind (z. B. Export; passiv). Neben den Fremdwörtern erscheinen im Deutschen auch Erbwörter 7 , die in ihrer Etymologie nicht mehr durchschaubar sind und deswegen werden sie manchmal für Fremdwörter gehalten, z. B. Flechse, seimig, Buhne. Viele Fremdwörter sind im Deutschen bereits allgemein verständlich und wirken nicht mehr fremd (z. B. Auto, Paradies, Salat, militärisch, Pause, Tunnel usw.).8 Mithilfe aller vorangegangenen Kriterien sollte angedeutet werden, dass es keine klaren Grenzen zwischen den Fremdwörtern und eingebürtigen Wörtern gibt. 3. Arten von Entlehnungen Bei der Definierung von Fremdwörtern sollte noch der Terminus Entlehnung erklärt werden, weil die beiden Begriffe eng zusammenhängen. Diese zwei Termini werden auf unterschiedliche Weisen verstanden. Zuerst möchten wir uns 7 Erbwörter sind solche Wörter, die sich aus einem Wort entwickelt haben, das bereits in vorigen Sprachstufen einer Sprache enthalten wurde. 8 Verfügbar unter: http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 19. [22. 1. 13] 8 mit der Bedeutung der beiden Begriffe beschäftigen. Laut Bußmann (1990) bedeutet eine Entlehnung ein „Vorgang und Ergebnis der Übernahme eines sprachlichen Ausdrucks aus einer Fremdsprache in die Muttersprache, meist in solchen Fällen, in denen es in der eigenen Sprache keine Bezeichnung für neu entstandene Sachen bzw. Sachverhalte gibt.“ 9 Im weiteren Sinne werden Entlehnungen als Lehnwörter bezeichnet. Das Lehnwort ist laut Bußmann (1990) ein Oberbegriff für ein Fremdwort, wobei das Fremdwort definiert wird als „aus einer fremden Sprache in die Muttersprache übernommener sprachlicher Ausdruck (meist zugleich mit der durch ihn bezeichneten Sache), der im Unterschied zum → Lehnwort sich nach Lautung, Orthographie und Flexion (noch) nicht in das graphemische bzw. morphophonemische System der Sprache eingepaßt hat“10. 3.1 Entlehnungsformen Weiter möchten wir uns in diesem Kapitel mit Formen von Entlehnungen befassen. Neben den Formen Fremdwort und Lehnwort werden noch weitere Arten klassifiziert und zwar Lehnbedeutung, Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehnschöpfung, die mit dem Oberbegriff Lehnprägung bezeichnet werden. Die Lehnprägungen werden in Lehnbildungen und Lehnbedeutungen geteilt. Im Rahmen der Lehnbildungen unterscheiden wir Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehnschöpfung. Eine Lehnübersetzung ist dadurch entstanden, dass die einzelnen Bestandteile eines Fremdwortes in eine andere Sprache übersetzt wurden, es sind sog. Glied-für-Glied-Übersetzungen (Sonntag – dies solis). Eine Lehnübertragung bezieht sich auf Teilübersetzungen. Es handelt sich um freie Wiedergaben, deren Struktur der ursprünglichen Struktur nur teilweise entspricht (Halbinsel – lat. paeninsula, „Fastinsel“). Lehnschöpfungen stellen freie Verdeutschungen dar, die vom ursprünglichen Vorbild fast nicht 9 Bußmann, Hadumod (1990): Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, S. 122. 10 Bußmann, Hadumod (1990): Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, S. 151. 9 mehr abhängen (Kraftwagen – fr. automobile, „Selbstbeweger“). 11 Die Lehnbedeutungen betreffen solche Wörter, deren Bedeutung auf ein deutsches Wort übertragen wurde. Außer dieser Klassen werden noch Internationalismen unterschieden, d. h. die Wörter, die in gleicher Bedeutung und gleicher Form in mehreren Sprachen vorkommen, d. h. sie sind international verbreitet, z. B. Medizin, Musik, Telefon usw. 4. Die Rolle der Fremdwörter in der Geschichte des Deutschen In diesem Kapitel wird eine allgemeine Übersicht über den Einfluss der Fremdwörter auf die deutsche Sprache präsentiert. Die ersten Fremdwörter sind in der deutschen Sprache aufgrund des Kontaktes mit anderen Völkern und des Austausches von Kenntnissen und Erfahrungen erschienen. In folgender Beschreibung konzentrieren wir uns auf den Zeitraum zwischen der zweiten Lautverschiebung und der Gegenwart. Mit der zweiten Lautverschiebung hat sich das Althochdeutsche aus dem Indoeuropäischen ausgegliedert. Bereits zu dieser Zeit sind in die deutsche Sprache erste Fremdwörter eingedrungen. Vor allem stammten diese Wörter aus dem Latein oder aus dem Griechischen und wurden durch das Deutsche umgeformt, z. B. cirihha (Kirche, griech. kyriko´n), einchoro (Einsiedler, griech./lat. anachoreta).12 Mit der Zeit der Christianisierung wurden viele lateinische und griechische Ausdrücke ins Deutsche übernommen, wesentlich haben die fremden Begriffe den Bereich der Kirche und Religion betroffen. Eine wichtige Phase, in der die Fremdwörter die deutsche Sprache in großem Maß beeinflusst haben, beginnt im 12. Jahrhundert. Im hohen Mittelalter, d. h. in der Zeit des Rittertums, wurden viele Ausdrücke aus dem Französischen ins Deutsche übernommen, z. B. aˆventiure (Abendteuer), schevalier (Ritter), turnei (Turnier) u. a. 13 Neben den Fremdwörtern französischer Herkunft erscheinen auch niederländische Lehnwörter. Aufgrund der Einführung des 11 Betz, Werner (1974): Lehnwörter und Lehnprägungen im Vor- und Frühdeutschen. In: Deutsche Wortgeschichte I. Berlin: de Gruyter. 3. Auflage, S. 148 ff. 12 Verfügbar unter:http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 24. [22. 1. 13] 13 Verfügbar unter http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 24. [22. 1. 13] 10 römischen Rechtes wurde der deutsche Wortschatz durch Fremdwörter bereichert. Das Spätmittelalter und die frühe Neuzeit sind mit dem Humanismus verbunden, dieser Zeitraum zeichnet sich durch die gelehrten Bildungen zumeist der lateinischen Herkunft aus, wie z. B. Disciplin, disputieren, Element, formieren, Klasse, Minute, Region, Universität usw. Diese Phase dauerte bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, wann es zum Untergang der Hanse kam. Im 16. Jahrhundert wächst der Einfluss des Französischen auf das Deutsche. Die Fremdwörter sind zu dieser Zeit nicht nur in der Literatur zu finden, sondern auch auf dem Gebiet der Politik. Zu diesem Zeitpunkt wirkten in Deutschland die französischen Lehrer, die zur Erweiterung des Französischen in der deutschen Sprache beigetragen haben. Daneben lassen sich im Deutschen noch Einflüsse des Spanischen und Italienischen zu finden. Der Fremdwortschatz betrifft vor allem den Bereich des Handels, der Schifffahrt und des Militärwesens (z. B. Bank, Konto, Kasse, Kredit, Kapital, Risiko, Post, Arsenal, Armada, Fregatte, Pilot, Alarm, Kanone, Granate, Brigade u. a.). 14 Viele Wörter, die ursprünglich aus dem Italienischen oder aus dem Spanischen stammten, haben später die entsprechende französische Lautform übernommen. Am Anfang des 17. Jahrhunderts hat sich dann der französische Einfluss im deutschen Wortschatz definitiv durchgesetzt. Vor allem handelte es sich um die höheren Kreise der Gesellschaft, wo die Fremdwörter verwendet wurden. Aufgrund der steigenden Macht des französischen Hofes hat sich die französische Sprache im deutschen Sprachraum verbreitet und begann das Deutsche zu bedrohen, so dass das Deutsche aus dem gesellschaftlichen Leben der Gebildeten verdrängt wurde. In einigen Gesellschaftskreisen herrschte damals sogar eine französisch-deutsche Zweisprachigkeit.15 Das Französische wurde um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts zu Diplomatensprache und Sprache des gesellschaftlichen Umgangs, während das Deutsche als Sprache der niedrigeren Gesellschaftsschichten galt. Da es Frankreich die kulturell führende Nation Europas war, hat der französische Wortschatz die deutsche Sprache stark beeinflusst. Vor allem wurden die Fremdwörter in den Bereichen der Diplomatie und Verwaltung (Depesche, Etat, Minister), des Handels (Comptoir, Fabrik, 14 Polenz, Peter von (1966): Geschichte der deutschen Sprache. Berlin: Walter de Gruyter & Co., S. 80. 15 Polenz, Peter von (1966): Geschichte der deutschen Sprache. Berlin: Walter de Gruyter & Co., S. 81. 11 engagieren), der Esskultur (Bouillon, Kotelett, Konfitüre), der Mode (Frisur, Garderobe, Korsett) und gesellschaftlichen Auftretens (Kompliment, Etikette) gebraucht.16 Mit dem wachsenden Einfluss des Französischen auf das Deutsche erschien auch die Gegenwehr gegen das Übernehmen der Fremdwörter. Erste Spuren sind bereits vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges, d. h. im 17. Jahrhundert zu finden. Erste Versuche um die Gleichberechtigung der deutschen Sprache sind mit Martin Opitz verbunden. Opitz hat im Jahre 1624 sein Werk Buch von der deutschen Poeterey geschrieben, wo die Einnahme der Fremdwörter in deutsche Sprache streng kritisiert und abgelehnt wird. Gleichzeitig wurden im 17. Jahrhundert wurden Sprachgesellschaften gegründet, die die Muttersprache pflegen sollten. Zu den bedeutsamen Sprachgesellschaften (auch Ordensgesellschaften genannt) gehörten die Fruchtbringende Gesellschaft, Deutschgesinnte Genossenschaft, der Pegnesische Blumenorden und andere. Im 18. Jahrhundert wurde der deutsche Wortschatz in den Wörterbüchern gesammelt und die Bemühungen um eine Sprachreinigung setzten noch im 19. Jahrhundert fort. Diese Sprachreinigung wird auch Purismus genannt; der Höhepunkt der Sprachreinigung stellt Joachim Heinrich Campe dar, der versucht hat, die Fremdwörter durch die deutschen Wörter zu ersetzen, die noch heute gebräuchlich sind. Zu Campes Verdeutschungen gehören z. B. Eßlust (Appetit); Kreislauf, Umlauf (Zirkulation), Freistaat (Republik) usw. 17 Mit der Gründung des Deutschen Reiches kam auch eine neue Welle der Eindeutschung und Fremdwortjagd. 18 Am Ende des 19. Jahrhunderts erschienen sog. Verdeutschungsbücher. Die Verdeutschungstendenz hat in vielen Bereichen bis zur Gegenwart weitergewirkt, deswegen stehen im Deutschen die einheimischen Wörter neben den Fremdwörtern wie z. B. Rundfunk / Radio, Bahnhof / Station, Bahnsteig / Perron, Anzeige / Annonce usw. Mit der rasche Entwicklung der Naturwissenschaften und Technik stieg die Verwendung der Fremdwörter im Deutschen, weil es gefordert wurde, die Gegenstände meist exakt zu beschreiben. Für die Neubildungen wurden immer häufiger die heimischen Wörter benutzt, 16 Verfügbar unter:http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 25. [22. 1. 13] 17 Polenz, Peter von (1966): Geschichte der deutschen Sprache. Berlin: Walter de Gruyter & Co., S. 88. 18 Polenz, Peter von (1966): Geschichte der deutschen Sprache. Berlin: Walter de Gruyter & Co., S. 120. 12 weil die neuen Wörter vor allem als Komposita gebildet wurden. Trotzdem wurden im Bereich der Politik bestimmte Ausnahmen aufgrund des internationalen Sprachverkehrs gefordert, was den deutschen Wortschatz betrifft. So könnte z. B. nukleare Abrüstung im Deutschen entstehen. Da die Fremdwörter und Lehnwörter in der Wortbildung produktiv sind und besser Bedeutungen differenzieren können, wird es auf sie im Deutschen nicht verzichtet. Bei der Einnahme eines Fremdworts ins Deutsche entscheiden verschiedene Aspekte: Genauigkeit, Internationalisierung, Bedeutungsdifferenzierung, Zeitmode und Wohlklang. Im 19. Jahrhundert tritt eine allmähliche Demokratisierung auf, die sich auch auf den deutschen Wortschatz konzentriert. Es wurden viele englische und französische Wörter entlehnt, oder die neuen deutschen Wörter wurden nach dem englischen oder französischen Vorbild nachgebildet. Der französische Wortschatz wurde langsam abgelöst. Im Deutschen kommt eine Tendenz vor, die Wörter aus dem Englischen zu übernehmen. Großbritannien galt als Vorbild im Bereich der Wirtschaft (Kartell, Trust) und der Presse (Interview, Reporter). 19 Daneben werden im Deutschen immer noch französische Ausdrücke verwendet, wie z. B. Billett, Perron. Ende des 19. Jahrhunderts hat das Englische die Fremdwörter französischer Herkunft ersetzt, womit ins Deutsche die Ausdrücke wie Dandy, Flirt, Cocktail oder Smoking übernommen wurden. Im 20. Jahrhundert haben das Englische und das Angloamerikanische an Bedeutung gewonnen, der deutsche Wortschatz wurde durch die Ausdrücke wie z. B. Bestseller, Make-up, Rocker, Teenager usw. bereichert. 20 Eine große Menge der Fremdwörter war im politischen Wortschatz zu finden, aber sie tendierten als Schlagwörter zum Gegenteil von exaktem Wortgebrauch, z. B. Kommunismus, Kapitalismus, Proletarier.21 Populärwissenschaftliche Termini fremder Herkunft (z. B. national, liberal, sozial) oder Wörter mit starkem Bildgehalt (z. B. Fortschritt, Schlotbaron, Errungenschaften) dienten zum Zweck der politischen Polemik und zur Vernebelung des Sachverhaltes. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zur Vertreibung von etwa 12 Millionen Deutschen aus den 19 Verfügbar unter:http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 25. [22. 1. 13] 20 Verfügbar unter:http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 25. [22. 1. 13] 21 Polenz, Peter von (1966): Geschichte der deutschen Sprache. Berlin: Walter de Gruyter & Co., S. 121. 13 östlichen Gebieten, deshalb sind zu dieser Zeit im Deutschen russische Entlehnungen zu finden, z. B. Datscha, Sputnik, Perestroika. Heutzutage können wir im Deutschen einen starken Einfluss vom Englischen beobachten. Im folgendem Kapitel wird behandelt, auch welche Weise und in welchem Maß sich das Englische im Deutschen auswirkt. Da sich die fremden Elemente den Regularitäten der neuen Sprache angleichen müssen, werden auch verschiedene Angleichungsprozesse besprochen. 5. Fremdwörter im heutigen Deutsch Die Alltagssprache hat eine Tendenz, die übernommenen Fremdwörter den Ausspracheregeln des Deutschen anzupassen. Zuerst werden die fremden Ausdrücke nur teilweise in das deutsche Sprachsystem integriert, das vollzieht sich sowohl in der Aussprache als auch in der graphischen Gestaltung. Die fremden Laute oder Lautverbindungen werden durch deutsche Laute ersetzt, die ähnlich klingen. Einige Fremdwörter sind im Deutschen so angesiedelt, dass sie deutliche Spuren des Eindeutschungsprozess verweisen, z. B. die Lautkombinationen sp und st fremder Herkunft werden als schp und scht ausgesprochen. Die Fremdwörter werden der deutschen Gewohnheiten auch auf der Ebene der Grammatik angepasst, so kommt bei Verben zu einer grammatischen Assimilation (fixen, juxen, picknicken; illuminieren, imaginieren). Eine Besonderheit ist bei den fremdsprachlichen zusammengesetzten Verben zu finden, die analog zu den deutschen Verben gebildet werden. Syntaktisch benehmen sich die fremdsprachlichen Verben wie die Verben mit einem trennbaren Präfix, z. B. downloaden, updaten → sie hat downgeloadet, upgedatet).22 Was die lexikalische Assimilation betrifft, bleiben in einigen Fällen die fremdsprachlichen Pluralendungen erhalten (Event / Events, Intimus / Intimi), in anderen Fällen werden sie durch einheimische ersetzt (Thema / Themen, Kriterium / Kriterien, Film / Filme). Bei der Genus-Bestimmung werden mehrere Aspekte beachtet, das Genus kann sich sowohl nach der inhaltlichen Äquivalenz (die E-Mail, als Synonym zu die Post) als auch nach der grammatischen 22 Verfügbar unter:http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 20. [22. 1. 13] 14 Äquivalenz (das Fixing, das Leasing, das Setting) richten, weil alle englischen Wörter auf –ing im Deutschen Neutra sind. Weiters kann sich das Genus nach der Analogie grammatischen Formen richten, z. B. die französischen Wörter wie le garage, le bagage im Deutschen Feminina sind, weil die Endung -e gewöhnlich das feminine Geschlecht repräsentiert. Ähnliche Situation finden wir bei den Wörtern, die auf –er enden. Diese Endung ist im Deutschen in der Regel männlich (Computer, Streamer, Plotter). In der deutschen Sprache treten auch solche Fremdwörter auf, die die gleiche Endung haben, aber das Genus ist unterschiedlich, z. B. der Status – der Korpus, in diesem Fall richtet sich das Genus nach dem Geschlecht in der ursprünglichen Sprache. Bei den Wörtern, wo das grammatische Geschlecht in der Ausgangssprache auf andere Weise unterschieden wird, kann das Geschlecht im Deutschen schwanken, das betrifft z. B. das Englische, Französische und Italienische. Da es oft nicht eindeutig ist, an welchem Kriterium sich die Genus-Bestimmung orientiert, beeinflussen sich die gerade genannten Aspekte gegenseitig. 5.1 Fremdwörter im sprachlichen Kontakt Heutzutage spielen sprachliche und kulturelle Beeinflussungen der Völker in der Entwicklung der deutschen Sprache eine große Rolle. So werden ständig Fremdwörter in alle Kultursprachen übernommen, wobei der Einfluss des Englischen-Amerikanischen allgemein dominiert. So werden im Deutschen neue Wörter nach englischem Muster gebildet, ohne dass sie im englischsprachigen Raum vorkommen, z.B Handy, Twen. Solche Wörter werden auch Scheinentlehnungen genannt. Daneben treten auch sog. Halbentlehnungen auf, die im Deutschen eine neue Bedeutung haben, z. B. Herrenslip (engl. briefs). Außer dem englischen Einfluss sind im Deutschen auch lateinische und griechische Einflüsse zu finden, vor allem in den wissenschaftlichen Fachsprachen (z. B. Chromosom, Gen, Fotosynthese, Hormon usw.).23 Diese Termini sind aber nicht in den Ausgangsprachen belegt und wurden nach dem lateinischen oder 23 Verfügbar unter:http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 30. [22. 1. 13] 15 griechischen Vorbild gebildet. Mit den Scheinentlehnungen und Halbentlehnungen ist natürlich die Gefahr verbunden, dass so geprägte Wörter falsch gebraucht werden, weil sie in mehreren Sprachen lautgestaltlich oder schriftbildlich identisch sind. Die Bedeutung dieser Wörter weicht aber stark ab, dadurch können Missverständnisse verursacht werden. Diese Wörter werden als „Falsche Freunde“ oder auch Faux Amis bezeichnet, z. B. dt. sensibel (empfindsam) – engl. sensible (vernünftig). 6. Funktionen der Fremdwörter Da es bei der Auswahl des Wortschatzes nicht die Herkunft eines Wortes unterscheidend ist, sondern seine Leistung wichtig ist, werden häufig Fremdwörter in der deutschen Sprache verwendet. Mithilfe der Fremdwörter kann der Satzinhalt nuanciert werden und Assoziationen und Vorstellungen können spezifiziert werden, z. B. fair / anständig, Exkursion / Ausflug, cholerisch / reizbar.24 Durch die Fremdwörter können verschiedene Stilebenen unterschieden werden: eine gehobene Stilebene (Preziosen / Schmuckstücke), eine neutrale Stilebene (produzieren / fertigen) und auch eine umgangssprachliche Stilebene (Job / Arbeit). Die Verwendung eines Fremdwortes kann auch eleganter wirken, sogar der Wortsinn kann besser ausgedrückt werden, z. B. Attacke / Angriffe. Mithilfe der Fremdwörter können sowohl subjektive Einstellungen als auch Ironie geäußert werden. Durch die Fremdwörter können bestimmte Lebensgefühle ausgedrückt werden, z. B. wer viele Anglizismen verwendet, möchte wahrscheinlich jugendlich, dynamisch und weltläufig aussehen. Durch sog. Bezeichnungsexotismen 25 kann ein kulturspezifisches Kolorit gebildet werden. Eine weitere Funktion der Fremdwörter ist die Signalfunktion, d. h. Die Fremdwörter können Aufmerksamkeit erregen 26; diese Funktion wird häufig in 24 Verfügbar unter:http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 28. [22. 1. 13] 25 Bezeichnungsexotismen sind solche Wörter, die sich auf Sachen, Personen und Begriffe der fremdsprachigen Umwelt beziehen, z. B Iglu, Kreml, Torero. 26 Verfügbar unter:http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 29. [22. 1. 13] 16 den Bereichen Kommunikation, Marketing und Werbung ausgenutzt (Businessclass, New Economy, Servicepoint usw.). Dank der Fremdwörter kann es taktvoll über solche Themen gesprochen werden, die tabuisiert sind oder unangenehm sind, z. B. Demission / Kündigung, illiquid / pleite, Exitus / Tod. Weiter ist es möglich, mit den Fremdwörtern Bildungsinhalte besser anzudeuten und es wird über ihre unmittelbare Bedeutung hinausgewiesen, d. h. sie haben eine ausgrenzende Funktion, z. B. Danaergeschenk (Unheilsgabe), Pyrrhussieg (Scheinsieg), Tantalusqualen (Hungerqualen). Daneben ermöglichen die Fremdwörter Variation im Ausdruck, Präzision und Kürze, was in bestimmten Textsorten erwünscht wird. 17 II. 1. Der praktische Teil Einführung Im praktischen Teil dieser Arbeit wird mithilfe der Analyse von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln beschrieben, wie oft die Fremdwörter in der deutschen Presse vorkommen und in welchem Maß sie die deutsche Sprache beeinflussen. Es wird vermutet, dass im Vergleich zu letzten Jahrzehnten Fremdwörter in der gegenwärtigen deutschen Sprache häufiger vorkommen. Das wird durch einen steigenden Einfluss des Englischen, bzw. Amerikanischen verursacht. Besonders oft werden Fremdwörter in Fernsehen, Rundfunk und Presse verwendet. Das Ziel dieser Analyse ist es, aufzuzeigen, wie hoch der Anteil fremder Elemente in der deutschen Presse ist. Nach einigen Statistiken, die im Duden27 angeführt werden, bilden die Fremdwörter ungefähr einen neunprozentigen Anteil in den Zeitungstexten. Konzentrieren wir uns nur auf die Substantive, Adjektive und Verben, bilden diese Wortarten fast 17 Prozent. Was fachliche Texte betrifft, ist der Anteil der Fremdwörter noch viel höher.28 In der folgenden Analyse werden wir uns auf deutsche sowie österreichische Zeitschriften und Zeitungen konzentrieren, wobei wir uns an gewisse Aspekte orientieren. Zu den wichtigsten Kriterien der Analyse zählen Wortart und Herkunft der Fremdwörter. Weiter versuchen wir zu beschreiben, ob es einige Unterschiede im Fremdwörtergebrauch zwischen den Zeitungen und Zeitschriften gibt. Anhand dieser Analyse werden dann die Haupttendenzen beim Vorkommen der Fremdwörter beschrieben. Zur Analyse haben wir folgende Zeitungen gewählt: Der Standard (Wien), Berliner Zeitung (Berlin), Süddeutsche Zeitung (München), Frankfurter 27 http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 18 -35, [22. 1. 13] 28 http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 18 -35, [22. 1. 13] 18 Allgemeine Zeitung (Frankfurt am Main). Aus jeder Zeitung werden zwei verschiedene Artikel ausgewählt, die zumeist aus den Bereichen Politik und Kultur stammen. Aus eben jenen Artikeln soll der Anteil der Fremdwörter und fremden Elemente gemessen werden. Bei diesen Wörtern werden wir uns vor allem an der Häufigkeit des Vorkommens im Artikel orientieren. Weiter werden wir uns mit der Herkunft der einzelnen Fremdwörter befassen und dabei wird auch die Wortart berücksichtigt. Zusätzlich zu den Zeitungen wurden noch drei Zeitschriften ausgewählt: „Premium“ (Wien), „Abenteuer und Reisen (Bad Homburg) und „Art – Das Kunstmagazin“ (Hamburg). Aus diesen wurde jeweils nur ein Artikel analysiert, da die Texte meistens nur einen Bereich befassen. Bei unserer Zeitschriftenauswahl handelt es sich um Kultur und Freizeit. Daneben wurden auch drei Zeitschriften gewählt und zwar Premium (Wien), Abenteuer und Reisen (Bad Homburg) und Art. Das Kunstmagazin (Hamburg), aus denen jeweils nur ein Artikel analysiert wurde, da sie meistens nur einen Bereich umfassen – bei unserer Zeitschriftenauswahl handelt es sich um Kultur und Freizeit. 2. Analyse der deutschen Artikel Bei folgenden Fremdwörtern, die in den oben ausgewählten Zeitungen analysiert werden, werden die Wortart und Herkunft berücksichtigt, wobei in Klammern oft auch eine allmähliche Entwicklung sowie die Bedeutung beschrieben werden. In jeder Zeitung wurden zwei Artikel analysiert, der erste betrifft Politik und Wirtschaft, der zweite den Kulturbereich. In den Zeitschriften haben wir jeweils nur einen Artikel gewählt, einerseits betrifft die ganze Zeitschrift nur einen Bereich, andererseits haben wir die Reichweite des Artikels berücksichtigt. 19 2.1 Zeitungen Artikel: Machtkampf in Ägypten wird härter, In: Der Standard, 3.12.2012 Eskalation, die – Subst., (eng. escalation, zu: escalator = Rolltreppe, zu escalade > frz. escalade) demonstrierend – Adj., (über engl. to demonstrate < lat. demonstrare = hinweisen, deutlich machen) Muslim, der – Subst., (arab. muslim, eigtl. = der sich Gott unterwirft) Präsident, der – Subst., (franz. président < lat. praesidens) psychologisch – Adj.,(griech. psychikós = zur Seele gehörend) Tempo, das – Subst., (it. tempo) Justiz, die – Subst., (lat. iustitia = Gerechtigkeit) Islamist, der – Subst., (arab. Islam = völlige Hingabe an Allah) Referendum, das – Subst., (lat. referendum = zu Berichtendes, zu Beschließendes) Opposition, die – Subst., (spätlat. oppositio = das Entgegensetzen) Boykott, der – Subst., (engl. boycott > nach dem britischen Gutsverwalter Ch. C. Boycott) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 9% Arabisch 18,6 % Italienisch 9% Griechisch 9% Lateinisch 27, 2 % Sekundäre Übernahme29 27, 2 % 29 Aus der ursprünglichen Sprache über eine weitere (oder mehrere) Sprache (n) ins Deutsche, meistens handelt es sich um Entlehnungen, die sich schon der deutschen Flexion angepasst haben. 20 Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 81, 4 % Adjektiv 18, 6 % Verb 0% Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 7,9 %. Artikel: Ab ins Reservat, In: Der Standard, 3.12.2012 Supercomputer, der – Subst., (engl. computer, zu: to compute = rechnen, berechnen, lat. computare) Intelligenz, die – Subst., (lat. intelligentia, intellegentia) konfrontieren – Verb, (mlat. confrontare = „Stirn gegen Stirn“, gegenüberstellen) Existenz, die – Subst., (spätlat. ex(s)istentia = Dasein, Vorhandensein) Priorität, die – Subst., (franz. priorité < mlat. prioritas) Technologien, die – Subst., (neulat. technologia<spätgriechisch technología = einer Kunst gemäße Abhandlung) Chef, der – Subst., (franz. chef = (Ober)haupt, zu lat. caput) Reservat, das – Subst., (lat. reservatum, oder Partizip von lat. reservare = aufbewahren) Detail, das – Subst., (franz. detail, zu detailer = abteilen, in Einzelteile zerlegen) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Französisch 11% Lateinisch 44,5% Sekundäre Übernahme 44,5 % 21 Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 89 % Adjektiv 0% Verb 11 % Der Gesamtanteil der Fremdwörter ist 5%. Artikel: Inflationssorgen trotz niedriger Teuerungsraten. In.: Frankfurter allgemeine Zeitung, 30.1.2013. Inflation, die – Subst., (lat. inflatio = das Aufschwellen) Benzin, das – Subst., (mlat. benzoë) Politik, die – Subst., (franz. politique < spätlat. politice < griech. polītikē = Kunst der Staatsverwaltung) Fokus, der – Subst., (lat. focus = Feuerstätte, Herd) Präsident, der - Subst., (franz. président < lat. praesidens) Niveau, das – Subst., (franz. niveau < altfranz. livel < lat. libella) Index, der - Subst., (lat index = Anzeiger) drastisch – Adj., (griech. drastikós = tatkräftig) dramatisch – Adj., (spätlat. dramaticos < griech. dramatikós) Energie, die – Subst., (franz. énergie < spätlat. energie < griech. enérgeia) Prozent, das – Subst., (ital. per cento, zu lat. centum = hundert) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Griechisch 9% Lateinisch 36,4 % Sekundäre Übernahme 54,6 % 22 Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 81,9 % Adjektiv 18,1 % Verb 0% Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 1,6 %. Artikel: Echte Natur gestalten, In.: Frankfurter allgemeine Zeitung, 30.1.2013. Designhauptstadt, die < Design, das – Subst., (engl. design < franz. desseing, zu desseigner = zeichnen, entwerfen<ital. disegnare<lat. designare) Sauce, die – Subst., (franz. sauce = Tunke, Brühe < vlat. salsa =, zu lat. salsus = gesalzen) organisch – Adj., (lat. organicus < griech. organikós = als Werkzeug dienend) Credo, das – Subst., (lat. credo = ich glaube) Dekor, der – Subst., (franz. décor, zu décorer) Service, das - Subst., (franz. service = Dienstleistung < lat. servitum = Sklavendienst)30 Trend, der – Subst., (engl. trend, zu: to trend = sich neigen, sich erstrecken) Tango, der – Subst., (span.tango) Toilette, die – Subst., (franz. toilette, toile = Tuch, worauf man das Waschzeug legt) experimentieren – Verb, (lat. experimentum = Versuch, Probe) Chefin, die – Subst., (franz. chef = (Ober)haupt, zu lat. caput) Marketing, das – Subst., (engl marketing, zu: to market = Handel treiben ) akustisch – Adj., (griech. akoustikós = das Gehör betreffend) produzieren – Verb, (lat. producere = hervorbringen) Assoziation, die – Subst., (franz. association) Produkt, das – Subst., (lat. producum = das Hervorgebrachte) 30 Anm. auch Service, der – Subst. (engl. service = Dienst, Bedienung < franz. service< lat. servitum) 23 Exponat, das – Subst., (russ. eksponat, zu lat. exponere) international – Adj., (engl. international) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 16,7 % Französisch 16,7 % Spanisch 5,5 % Griechisch 5,5 % Lateinisch 22,3 % Sekundäre Übernahme 33,3 % Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 72,2% Adjektiv 16,7% Verb 11,1 % Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 2%. Artikel: John Kerry als neuer Außenminister bestätigt, In.: Berliner Zeitung, 29.1.2013 Comeback, das – Subst., (engl. comeback, zu: to come back = zurückkommen) Kongress, der – Subst., (lat. congressus = Zusammenkunft) Minister, der – Subst., (franz. minister = Diener (des Staates)) State Department, das – Subst., (am.engl. Außenministerium der USA) Diplomatin, die –Subst., (franz. diplomate, zu: diplomatique) engagieren – Verb, (franz. engager = in Gage nehmen) Präsident, der - Subst., (franz. président < lat. praesidens) 24 Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 28,6 % Französisch 43 % Lateinisch 14,2 % Sekundäre Übernahme 14,2 % Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 85,7 % Adjektiv 0% Verb 14,3 % Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 1,7 %. Artikel: Berlinale: Kann Anita Ekberg schwimmen? In.: Berliner Zeitung, 30.1.2013 Jury, die – Subst., (franz. jury < engl.jury < altfranz. jureé = Versammlung der Geschworenen) Chef, der - Subst., (franz. chef = (Ober)haupt, zu lat. caput) Programm, das – Subst., (franz. programme < spätlat. programma < griech. prógramma = schriftliche Bekanntmachung) Dekolleté, das – Subst., (franz. décolletté) Motto, das – Subst., (ital. motto = Wahlspruch < spätlat. muttum = muckser) Campus, der – Subst., (engl. campus < lat.campus) illustrieren – Verb, (lat. illustrare = erleuchten) Star, der – Subst. (engl. star = Stern) 25 Independent-Film, der – Subst., (engl. independence = Unabhängigkeit; engl film = Häutchen) Festival, das – Subst., (engl. festival < altfranz.festival, zu lat. festivus = festlich) Sektion, die – Subst., (lat. sectio = das Schneiden, der Abschnitt) Regisseur, der – Subst., (franz. régisseur = Spielleiter) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 16,5 % Französisch 25 % Lateinisch 16,5 % Sekundäre Übernahme 42 % Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 91,7% Adjektiv 0% Verb 8,3 % Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 2,4 %. Artikel: Milliarden-Hilfe für Zypern rückt näher. In.: Süddeutsche Zeitung, 30.1.2013. Partner, der – Subst., (engl. partner < altfranz. parҫonier = Teilhaber < parҫon < lat. partitio) Konto, das –Subst. (ital. conto = Rechnung < spätlat. computus = Berechnung) Union, die – Subst., (kirchenlat. unio = Einheit, zu lat. unus = einer, ein) Argument, das – Subst., (lat. argumentum, zu: arguere = erhellen; beweisen) Interview, das – Subst. (engl. interview < franz. entrevue = verabredete Zusammenkunft) 26 Relevanz, die – Subst., (engl. relevance) argumentieren – Verb, (lat. argumentarisch) Anti- (in Anti-Regeln) – Präfix im Subst., (griech. antí = entgegen, nicht) Kredit, das – Subst., (franz. crédit < ital. credito < lat. creditum = auf Treu und Glauben Anvertrautes) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 11,1 % Griechisch 11,1 % Lateinisch 33,3 % Sekundäre Übernahme 44,5 % Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 89 % Adjektiv 0% Verb 11 % Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 2,2 %. Artikel: Man rauscht Bergam auf einem Baumstamm. In.: Süddeutsche Zeitung, 29.1.2013. Journalist, der – Subst., (franz. journaliste) Story, die – Subst., (engl. story < altfranz. estoire < lat. historia) Fernsehinterview, das – Subst., Kompositum, (engl. interview < franz. entrevue = verabredete Zusammenkunft) Katastrophe, die – Subst., (lat. catastropha < griech. katastrophé = Umkehr, Wendung) Thriller, der – Subst., (engl. thriller > to thrill = zittern machen) hypen – Verb, (engl. hype, to hype = hochjubeln) 27 Chef, der - Subst., (franz. chef = (Ober)haupt, zu lat. caput) Regime, das – Subst., (franz. régime < lat. regimen = Lenkung, Leistung) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 25 % Französisch 12,5 % Lateinisch 12,5 % Sekundäre Übernahme31 50 % Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 88 % Adjektiv 0% Verb 12 % Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 1,4 %. 2.1 Zeitschriften Artikel: Australien für Einsteiger, In.: Abenteuer und Reisen, 01/ 2013. Pub, das – Subst., (engl. pub = öffentliches Haus) Jetlag, der – Subst., (engl. jet lag) Beach, der – Subst., (engl. beach = Strand) Atmosphäre, die – Subst., (griech. atmós = Dunst; griech. sphaīra = (Erd)kugel) Café, das – Subst., (franz. café, älter – cabaret de café = Kaffeehaus) Beat, der – Subst., (engl. beat; to beat = (Takt) schlagen) Surfer, der – Subst., (engl. surfer) Girl, das – Subst., (engl. girl) 31 Aus der ursprünglichen Sprache über eine weitere Sprache ins Deutsche. 28 glorifizieren – Verb, (kirchenlat. glorificare = verherrlichen) Kilometer, der – Subst.,(franz. kilométre, zu griech. chílioi = tausend) szenisch – Adj., (franz. scéne < lat. scaena, scena < griech. skēnē = Zelt, Hütte) Monotonie, die – Subst., (franz. monotonie < griech. monotonía = Gleichförmigkeit) hypnotisch – Adj., (spätlat. hypnoticus < griech. hypnōtikós = einschläfernd) Outback, das – Subst., (engl. (the) outback = draußen ganz hinten, weit außerhalb) kolossal – Adj., (franz. colossal, zu: colosse< lat. colossus) Konkurrenz, die – Subst., (mlat. concurretia = Mitbewerbung) Passage, die – Subst., (franz. passage, zu: passer = Weg, Furt) exakt – Adj., (lat. exactus = genau zugewogen) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 39 % Französisch 22 % Lateinisch 17 % Griechisch 5% Sekundäre Übernahme 17 % Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 72 % Adjektiv 22 % Verb 6% Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 2 %. Artikel: Kultur – Glanzzeiten. In.: Premium, Winter 2011/2012. Interpretation, die – Subst., (lat. interpretatio) Repertoire, das – Subst., (franz. répertoire < spätlat. repertorium = Verzeichnis) 29 international - Adj., (engl. international) Ensemble, das (im Wort Barockensemble) – Subst., (franz. ensemble =zusammen < lat. insimul = zusammen, miteinander) Festival, das (im Wort Musikfestival) – Subst., (engl. festival < altfranz.festival, zu lat. festivus = festlich) Premiere, die – Subst., (franz. premiére, zu premier = Erster) Dirigent, der – Subst., (lat. dirigens) Engagement, das – Subst., (franz. engagement) Genre, das – Subst., (franz. genre < lat. genus = Gattung) Intensität, die – Subst., (spätlat. intensus = gespannt) Orchester, das – Subst., (ital. orchestra, franz. orchestre < lat. orschestra = für die Senatoren bestimmter Ehrenplatz vorn im Theater) Innovation, die – Subst., (spätlat. innovatio = Erneuerung, Veränderung) Spontaneität, die – Subst., (franz. spontanéité, zu: spontané < spätlat. spontaneus) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 7,7 % Französisch 15,3 % Lateinisch 31 % Sekundäre Übernahme 46 % Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 92,3 % Adjektiv 7,7 % Verb 0% Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 4,2 %. 30 Artikel: Kunstsafari in der Münchener Innenstadt. In.: Art. Das Kunstmagazin. 4.2.2013. Megaphon, das - Subst., das (griech. mégas = groß, fon = griech. phōnē = Laut, Ton) Interview, das – Subst., (engl. interview < franz. entrevue = verabredete Zusammenkunft) Projekt, das - Subst., (lat. proiectum = das nach vorn Geworfene) Interaktion, die - Subst., (lat. inter = zwischen, unter, zu) Konkurrenz, die - Subst., (mlat. concurretia = Mitbewerbung) Duo, das (im Wort Künstlerduo) - Subst., (ital. duo = Duett < lat. duo = zwei) international – Adj., (engl. international) zentral – Adj., (lat. centralis = in der Mitte befindlich) Safari, die - Subst., (arab. safar = Reise) Jury, die - Subst., (franz. jury < engl.jury < altfranz. jureé = Versammlung der Geschworenen) Performer, der - Subst., (engl. performer = Künstler) Event, der od. das - Subst., (engl. event < altfranz. event < lat. eventus, zu: eventum = heraus-, hervorkommen) Infrastruktur, die – Subst., (lat. infra = in Verbindung mit Substantiven, Adjektiven = die beschriebene Sache liegt, besteht unterhalb von etwas) Diskussion, die – Subst., (spätlat. discussio = Untersuchung, Prüfung) Herkunft der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Englisch 14,3 % Arabisch 7,1 % Lateinisch 43 % Griechisch 7,1 % Sekundäre Übernahme32 28,5 % 32 Aus der ursprünglichen Sprache über eine weitere Sprache ins Deutsche. 31 Wortart der Fremdwörter Prozentueller Anteil (Im Rahmen der FW) Substantiv 86 % Adjektiv 14 % Verb 0% Der Gesamtanteil der Fremdwörter im Artikel ist 2,2 %. 3. Fazit Im praktischen Teil unserer Arbeit haben wir unterschiedliche Artikel in der deutschen sowie österreichischen Presse erforscht. Dabei haben wir uns vor allem auf die Herkunft der Fremdwörter sowie auf Wortarten konzentriert, die in den vorhandenen Artikeln überwiegen. Schließlich wurde noch ergänzt, wie hoch der prozentuale Anteil der Fremdwörter in den einzelnen Artikeln ist. Aus der durchgeführten Analyse ergibt sich, dass die Fremdwörter in der deutschen Sprache ziemlich häufig vorkommen. Unter den ausgewählten Artikeln befand sich keiner, der keine Fremdwörter enthielt. Durchschnittlich liegt der Anteil der Fremdwörter in den Artikeln bei 3%, wobei die Fremdwörteranzahl in der österreichischen Zeitung Der Standard in beiden Artikeln noch höher ist. Was die Sprachen betrifft, aus denen die Fremdwörter stammen, wurden die meisten Wörter aus dem Lateinischen entlehnt, in den von uns ausgewählten Artikeln bilden die Wörter lateinischer Herkunft 38 Prozent. Sehr häufig kamen in den Artikel solche Fremdwörter vor, die bereits sekundär aus einer Sprache übernommen und durch eine weitere Sprache beeinflusst wurden. Sehr oft stammen solche Wörter aus dem Lateinischen, bzw. Griechischen. Neben den Fremdwörtern traten oft sog. Lehnwörter (im theoretischen Teil erklärt) auf, bei denen ihre fremde Herkunft nicht auf Anhieb zu erkennen ist. Außer diesen zwei Gruppen können wir noch einen starken Einfluss des Englischen und Französischen beobachten. Der Anteil der Fremdwörter englischer Herkunft liegt 32 bei ca. 15 Prozent. Der prozentuelle Anteil französischer Wörter ist etwas geringer, und zwar 13 Prozent. Weiter kamen die Wörter griechischer, arabischer, italienischer und spanischer Herkunft vor, die durchschnittlich 5% des Wortschatzes bildeten. Das andere Kriterium, auf das wir uns konzentriert haben, stellt die Wortart dar. Die Fremdwörter in den analysierten Artikeln wurden durch drei Wortarten vertreten und zwar Substantive, Adjektive und Verben. In der Auswahl der Wortarten überwiegen eindeutig die Substantive, die 84,5 % bildeten, Adjektive und Verben fremder Herkunft wurden bereits weniger verwendet. Der prozentuale Anteil der Adjektive in den Artikeln lag bei 8,8 Prozent und bei den Verben 6,2 Prozent. Allgemein können wir also feststellen, dass in der deutschen und österreichischen Presse häufig Substantive einen Fremdwort-Bezug haben, gefolgt von Adjektiven, Verben und den übrigen Wortarten. Der fremde Wortschatz stammt meistens aus dem Lateinischen, obwohl es zu erwarten wäre, dass das Englische den größten Einfluss haben würde. Heutzutage hat die deutsche Sprache eine Tendenz, die englischen Wörter zu übernehmen; es ist möglich, dass in der Zukunft die englischen Wörter einen größeren Einfluss auf den deutschen Wortschatz ausüben werden. 33 Zusammenfassung Mithilfe der ausgewählten deutschen und österreichischen Zeitungen und Zeitschriften wollten wir feststellen, durch welche Gemeinsamkeiten sich der Fremdwortschatz auszeichnen lässt. In jeder Zeitung wurden jeweils zwei Artikel analysiert, die zu unterschiedlichen Bereichen gehören – meistens handelte es sich um Kultur und Politik/Wirtschaft. Als Hauptkriterium haben wir die ursprüngliche Sprache gewählt, aus der die fremden Elemente übernommen werden. Daneben haben wir uns auf die Wortart der Fremdwörter konzentriert. In der Tabelle der Fremdwortherkunft wurden auch sekundäre Übernahmen beachtet, die sich meistens auf Entlehnungen beziehen. Diese Wörter haben einen längeren Prozess durchgemacht, da sie über eine weitere Sprache indirekt ins Deutsche eingeflossen sind. Meistens stammen solche Wörter aus dem Lateinischen oder Griechischen und wurden durch das Französische, bzw. Italienische oder Englische beeinflusst. Diese Wörter haben sich an das Deutsche bereits in solchem Maß angepasst, dass sie (oder bestimmte Wortteile) die deutsche Flexion übernommen haben. Bei einigen Fremdwörter wurde im Gegenteil die Flexion der ursprünglichen Sprache erhalten, z. B. Tempo (Sg.) – Tempi (Pl.), aber auch die deutsche Flexion Tempos ist möglich. Weiter sollte berücksichtigt werden, dass die Fremdwörter oft als Komposita im Satz auftreten, wobei das Determinans oder das Determinatum einheimischer Herkunft ist, z. B. Seefood, Barockensemble,… In den Artikeln, die sich mit der Politik beschäftigen, sind die Fremdwörter vor allem lateinischer, bzw. griechischer Herkunft. In den die Kultur betreffenden Artikeln kommen dagegen sehr häufig englische oder französische Fremdwörter vor. In den wissenschaftlichen Abhandlungen und Fachtexten ist die Anzahl der Fremdwörter natürlich noch größer. In den vorhandenen Artikeln sind auch sog. Kunstwörter zu finden, die jeweils nicht in die Analyse eingeschlossen wurden, weil sie nicht aus einer fremden Sprache stammen, sondern künstlich geprägt wurden. 34 ANNOTATION DER BACHELORARBEIT Name: Lenka Dohnalová Lehrstuhl: Lehrstuhl für Germanistik Betreuerin: Mgr. Marta Pallová, Ph.D. Verteidigungsjahr: 2013 Titel der Arbeit: Die Fremdwörter Titel der Arbeit auf Englisch: Annotation auf Tschechisch: Foreign words Bakalářská práce se zabývá cizími slovy v současném německém jazyce. Práce je rozdělena do dvou částí. Teoretická část vysvětluje specifika cizích slov a jejich pronikání do německého jazyka. Praktická část analyzuje výskyt jednotlivých cizích slov v německém a rakouském tisku, objasňuje jejich původ a udává procentuálně jejich podíl v jednotlivých článcích dle země, z které byly do němčiny převzaty. Schlüsselwörter: Fremdwort, Deutsch, Zeitschrift, Zeitung, Artikel, Entlehnung, Englisch, Französisch, Lateinisch Annotation auf Englisch: This bachelor thesis focuses on foreign words in current German. It is divided into two parts. The theoretical part describes special features related to foreign words and their entering the German language. The practical part is a result of an analysis which depicts the quantity of foreign words in German and Austrian press. Schlüsselwörter auf Englisch: Foreign word, German, newspaper, magazine, Anhänge: 11 Seitenzahl: 36 Sprache: Deutsch article, borrowing, English, French, Latin 35 Bibliographie: Betz, Werner. Lehnwörter und Lehnprägungen im Vor- und Fühdeutschen. In: Deutsche Wortgeschichte I. Berlin: De Gruyter, 1974. Bußmann, Hadumod. Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Kröner, 1990. Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim: Dudenverlag, 2011. Polenz, Peter von. Geschichte der deutschen Sprache. Berlin: Walter de Gruyter & Co, 1966. Schmidt, Wilhelm. Geschichte der dt. Sprache. 7. überarbeitete Auflage. Stuttgart: S. Hirzel Verlag, 1996. Internetquelle: http://www.duden.de/sites/default/files/downloads/Duden_Das_Fremdwort_ Lesenswertes_und_Interessantes.pdf, S. 18 -35, [22. 1. 13] 36 Anlagen 1. Artikel: Ab ins Reservat. 2. Artikel: Inflationssorgen trotz niedriger Teuerungsraten 3. Artikel: Echte Natur gestalten. 4. Artikel: John Kerry als neuer Außenminister bestätigt. 5. Artikel: Kann Anita Ekberg schwimmen? 6. Artikel: Miliarden-Hilfe für Zypern rückt näher. 7. Artikel: Man rauscht Bergam auf einem Baustamm. 8. Artikel: Australien für Einsteiger. 9. Artikel: Kunstsafari in der Münchener Innenstadt. 10. Atikel: Kultur-Glanzzeiten 1. Ab ins Reservat Stanley Kubricks zu Verschlagenheit neigender Supercomputer HAL 9000 war noch Fiktion. Geht es nach Huw Price von der Uni Cambridge, wird die Menschheit aber bald schon tatsächlich mit künstlicher Intelligenz konfrontiert sein.Das hätte viel Gutes, könnte aber unangenehm werden. Laut Price müssten derart überlegene Maschinen dem Menschen gar nicht feindlich gesinnt sein, um ihm dennoch zur Gefahr zu werden: Wenn die Dinger sich erst einmal selbst entwickeln und vervielfältigen können, wäre unsere weitere Existenz wohl keine Priorität der neuen Weltherren. Zur Veranschaulichung führt Price das Schicksal der Gorillas an - akut vom Aussterben bedroht, ohne aktiv von uns bekämpft zu werden. Nur ihren Lebensraum haben wir auf eine für sie unlebbare Art verändert. Ähnliches könnte uns auch blühen. Price fordert deshalb eine Einrichtung, die Gefahren neuer Technologien vor der Anwendung auslotet.Klingt so weit vernünftig. Alternativ könnten wir immer noch hoffen, dass die Chefmaschinen dereinst einen ähnlich barmherzigen Ansatz wählen, wie unsereins beim Gorilla: Die letzten der Art würden in ein Reservat gesperrt, wo sie sich von den neuen Herren aufs Aufmerksamste bedienen und bemuttern lassen dürften. So ganz anders als das, was wir uns von der schönen neuen Welt erträumen, wäre das dann gar nicht - bis auf ein paar wesentliche Details halt. 2. Inflationssorgen trotz niedriger Teuerungsraten Eigentlich sind die Teuerungsraten niedrig, doch die Amerikaner schielen bei ihrer Inflationswahrnehmung auf den schwankenden Benzinpreis. Die Geldpolitik der Zentralbank ist unter Ökonomen umstritten und das Vertrauen der Bürger eher gering. Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) sieht auf Jahre keine Inflationsgefahren am Horizont. Der gemeine Amerikaner ist sich da nicht sicher. Umfragen über Inflationssorgen der Bevölkerung machen in den Vereinigten Staaten zwar generell selten Schlagzeilen, der Fokus liegt eher auf der Arbeitslosigkeit. Zuletzt aber ließen einige Ergebnisse aufmerken.37 Prozent der Wähler sahen bei der Präsidentenwahl im November steigende Preise als das wichtigste wirtschaftliche Problem, wie eine Umfrage unter mehr als 25000 37 Wählern ergab. Die Inflationsängste lagen faktisch gleichauf mit der anderen großen wirtschaftlichen Sorge, der Arbeitslosigkeit. Diese nannten 38 Prozent der Wähler als wichtigstes Wirtschaftsproblem.Wenig später erschreckte eine Umfrage der Meinungsforscher von Rasmussen Reports. 76 Prozent der Befragten waren danach über die Inflation besorgt, darunter 48 Prozent sogar sehr besorgt. Die Inflationsängste waren aber geringer als noch 2008 und 2009. Weniger dramatisch fiel zum Jahresbeginn eine Gallus-Umfrage aus. Danach erwarteten 57 Prozent der Befragten, dass die Preise in diesem Jahr „vertretbar“ steigen würden. 42 Prozent aber rechneten mit hohen Preissteigerungen. Die Inflationsängste stehen im Gegensatz dazu, dass das Preisniveau im vergangenen Jahr - gemessen am Verbraucherpreisindex - gerade mal um 2,1 Prozent stieg, langsamer als die 3,2 Prozent im Vorjahr, als Energie und Nahrungsmittel drastisch teurer wurden. Gemessen am Preisindex der persönlichen Konsumausgaben, der von der Fed als Inflationsmaß bevorzugt wird, stiegen die Preise 2013 nur um 1,7 Prozent.Die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed erwarten nach den im Dezember veröffentlichten Prognosen, dass die Inflationsrate bis 2015 knapp unter 2 Prozent verharren wird, obwohl die Wirtschaft schon von 2014 an mit 3 Prozent und mehr wachsen soll. An diesem Dienstag und Mittwoch kommt der Offenmarktausschuss zum ersten Mal in diesem Jahr zusammen. Eine Änderung der lockeren Geldpolitik wird nicht erwartet.Für Volkswirte von Geschäftsbanken ist Inflationsdruck in Amerika auf Sicht von mindestens ein bis zwei Jahren kein Thema. Die Arbeitslosigkeit sei noch zu hoch und die Kapazitäten zu wenig ausgelastet, heißt es. Sie messen Verbraucherumfragen als Indikator künftiger Inflation ein geringes Gewicht zu. „Die Haushalte geben weniger ihre Preiserwartungen wider, sondern ihren Eindruck vom aktuellen Benzinpreis“, sagt Harm Bandholz, Amerika-Volkswirt von Unicredit.Die Verbraucherumfragen der Universität Michigan und des Forschungsinstituts Conference Boards zeigten zuletzt in der Tendenz eher abnehmende Preissorgen der Verbraucher. Ein wichtiger Grund: Die Gallone Benzin (zu 3,8 Liter), die im Mai im landesweiten Durchschnitt fast 4 Dollar kostete, ist derzeit für etwa 3,2 Dollar zu haben. Benzin kostet je Liter also rund 85 Cent (umgerechnet 0,63 Eurocent)„Den durchschnittlichen Verbraucher interessiert nicht der Verbraucherpreisindex, sondern was es kostet, Essen auf den Tisch zu bringen, den Tank zu füllen und die Wohnung zu heizen oder zu kühlen“, sagt auch Kenneth Goldstein, ein Ökonom des Conference Board. Goldstein verweist aber darauf, dass die amerikanischen Verbraucher schon seit einigen Jahren systematisch eine höhere Inflationsrate erwarteten als die Federal Reserve. In der Umfrage des Conference Board sahen die Verbraucher in den vergangenen Monaten die Inflation auf Sicht von zwölf Monaten bei 5,5 bis 6 Prozent.In der Umfrage der Universität Michigan und von Thomson Reuters lagen die Inflationserwartungen um 3 Prozent. Mit dem etwa 2004 einsetzenden Anstieg und den großen Schwankungen des Benzinpreises seien die Inflationserwartungen der Konsumenten generell auf ein höheres Niveau gerutscht, erklärt der Ökonom. Ein solcher Fokus der Verbraucher auf nur wenige Preise anstatt auf den gesamten Warenkorb ist den Deutschen aus der Zeit der Umstellung von der Mark auf den Euro als „gefühlte Inflation“ bekannt. 38 3. Echte Natur gestalten Helsinki ist in diesem Jahr Welthauptstadt des Designs. Eine Reise in ein Land, das wie kaum ein zweites den Geschmack der Welt geprägt hat. Schon vor 15 Jahren wurde die „Block Lamp“ von Harri Koskinen entwickelt.Diese Reise in die diesjährige Designhauptstadt der Welt beginnt gut 50 Kilometer von Helsinki entfernt und 350 Meter unter der Erde. Es ist ein kaltes Vergnügen, das mit einem Willkommenscocktail startet und mit einem Apfelkuchen und einer SanddornCalvados-Sauce in 200 Meter Tiefe endet. „Muru“, das vielleicht beste Restaurant Helsinkis, ist aus der Stadt und unter die Erde gezogen. Für einige Wochen hat es in der tiefsten Kalkmine der Welt, die noch in Betrieb ist, Tische, Bänke und eine ganze Küche aufgestellt.In der Mine Tytyri erwarten den Gast nicht nur geräucherter Lachs und gebratenes Kalbsfilet. Auf die Tische kommt auch, was unter Finnlands Kreativen Rang und Namen hat: Da steht Alvar Aaltos berühmte Vase, die organisch geschwungen wie eine Wolke und Finnlands berühmtestes Designstück überhaupt ist, neben den geriffelten Wassergläsern seiner Frau Aino. Tapio Wirkkala ist mit seinen Schnapsgläsern „Ultima Thule“, die zerklüftet sind wie schmelzendes Lappland-Eis, genauso vertreten wie auch der wohl wichtigste zeitgenössische finnische Designer Harri Koskinen. Von seiner neuen Geschirrserie „Sarjaton“, auf der sich unter anderem alte finnische Stickereien und kleine Zweige wie geflochtene Zöpfe finden, wird an diesem Abend gegessen.Normalerweise nähert man sich Helsinki aus der Luft oder – noch besser – vom Meer. Fast eine halbe Million Besucher kommen jeden Sommer auf Kreuzfahrtschiffen vom Finnischen Meerbusen her in die Hafenstadt, vor allem Touristen aus dem Baltikum, die mal eben die Land-Seiten wechseln (Helsinki liegt gegenüber der estnischen Hauptstadt Tallinn), oder aus dem nur wenig ferneren St. Petersburg. Das Panorama der Stadt, das noch immer vom 150 Jahre alten Dom und der Uspenski-Kathedrale, der größten orthodoxen Kirche Westeuropas, überragt wird, beeindruckt den von der See her Anreisenden besonders. Zunächst nur mit seinen neoklassizistischen Fassaden.Dahinter verbergen sich aber viele noch prachtvollere Jugendstil-Bauten. Sie zeugen vom wachsenden Reichtum der Bürger um die Jahrhundertwende. Der Wohlstand war aber nicht von Dauer. Blutige Kriege mit dem einst das Land beherrschenden östlichen Nachbarn, der Sowjetunion, stürzten große Teile der Bevölkerung des Landes in Armut. Es wäre zu einfach, den meist als „minimalistisch“ gerühmten Stil der maßgeblichen finnischen Designer, ihren Rückgriff auf einfache Materialien und Herstellungsprozesse wie Handarbeit, nur mit der Zeit der Not und des Mangels zu erklären. Doch ohne Zweifel wurden viele große Gestalter des 20. Jahrhunderts davon beeinflusst. Etwas Schönes für jeden, so lautete ein Credo der Kriegs- und Nachkriegsgeneration. Und es sollte etwas sein, das mit Land und Leuten zu tun hat.Bestes Beispiel: Die nach Aino Aalto (Jahrgang 1894) benannte Glasserie, die auch nach genau 80 Jahren noch eines der erfolgreichsten Produkte des Herstellers Iittala ist. Jeder sollte sie sich leisten können, und weil die Gläser mit ihren markanten Ringen auch noch schön sind (Inspiration waren Wellen, die entstehen, wenn ein Stein ins Wasser geworfen wird), hat tatsächlich jeder Finne mindestens ein Aino-Aalto-Glas in seinem Schrank stehen, von Restaurants, Hotels und überhaupt allen öffentlichen Gebäuden zu schweigen.Und auch Kaj Franck (Jahrgang 1911) tat seinen Landsleuten Gutes: Mit seinem weißen Geschirr „Teema“ (ursprünglich „Kilta“) verbannte er das mit Dekor überladene und aus zahllosen Einzelteilen bestehende Großmutter-Service aus fast 39 jedem finnischen Haushalt. Später dann flog „Teema“ mit Finnair als Bote des guten Geschmacks über die Ozeane und wurde zum Exportschlager.Das finnische Design, kaum aus der Not geboren, bekam schon früh seine internationale Plattform – mit den Olympischen Sommerspielen im Jahr 1952. Ganze Hotels wurden eigens für das Treffen der Jugend der Welt gebaut und mit allem, was an Wohlgestaltetem damals aufzubieten war, ausgestattet. Dabei wurde das angeblich erste Designhotel der Welt, das „Halkin“ im Herzen des Londoner Stadtteils Belgravia, erst 30 Jahre später eröffnet. Heute herrscht in der Designhauptstadt Helsinki an Designhotels kein Mangel – am bekanntesten ist wohl das „Klaus K“, benannt nach dem finnischen Nationalepos „Kalevala“, an dem auch Künstler wie Riiko Sakkinen und Jani Leinonen sowie natürlich Harri Koskinen mitentworfen haben.„Finnisches Design“, sagt Koskinen, „ist ehrlich.“ Kein Schnickschnack, „what you see, is what you get“. „Es macht Sinn, ist funktional, läuft keinen Trends hinterher und ist darum zeitlos schön.“ Erstaunlich, wie unbeeinflusst von außen auch die nachfolgenden Designergenerationen auf den Minimalismus setzen. Glas, Holz, Papier sind noch immer die bevorzugten Materialien. Und die Nachwachsenden spielen bei ihren Arbeiten geradezu mit der Natur Finnlands, wie einer von Koskinens ersten Entwürfen aus dem Jahr 1996 zeigt: Für seine „Block Lamp“ hat er eine Glühbirne in einen Block künstlichen Eises „eingefroren“ – ein irritierender und ausgesprochen schön leuchtender Effekt.Mit der Natur irgendwie in Einklang fühlt sich angeblich das ganze finnische Volk, obwohl es doch unter den langen dunklen Wintermonaten zu leiden hat. Finnen gelten als distanziert, pessimistisch oder zumindest melancholisch, was natürlich auch mit dem Mangel an Sonne zu tun hat. Vermutlich gerade darum ist in Finnland der Tango seit bald 100 Jahren so beliebt. „Wir sind einfach nicht gut darin, Gefühle zu zeigen. Und Tango ist eine Möglichkeit, unsere Gefühle auszudrücken“, sagt Siru Nori von Iittala. Und es sei auch in früheren Zeiten oft die einzige Möglichkeit gewesen, sich nahe zu kommen. Darüber hinaus liebt das Volk Finnlands sentimentale Musik in Moll – dazu Hard Rock und Karaoke. Selbst in einer öffentlichen Toilette in der Stadt kann man neuerdings die Lippen zur Konservenmusik bewegen.Tradition und Moderne versöhnen sich in kaum einer anderen Hauptstadt Europas schöner als in Helsinki. Das beweist nicht zuletzt eine der ganz großen Künstlerinnen des Landes: Ritva Puotila (Jahrgang 1935). Noch heute bewahrt sie das alte Paar Schuhe aus dem Jahr 1942 auf, das ihrer Karriere auf die Sprünge geholfen hat. Die Sohlen sind aus Holz, der Rest besteht statt aus Leder aus geflochtenem Papier. „Damals gab es einfach kein anderes Material“, sagt Puotila, und im Sommer hätten die Schnürschuhe auch fast allen Widrigkeiten standgehalten. Später, als sie schon in Helsinki am Institut für handwerkliche Fertigkeiten, wie es damals hieß, in die Lehre ging, begann sich Ritva Puotila zu fragen, ob sich Papier nicht auch mit modernem Design verbinden ließe. Seither hat sie als Künstlerin und Industriedesignerin mit keinem anderen Material so viel und ausgiebig experimentiert und gearbeitet wie mit diesem ihre Heimat so prägenden Rohstoff.Auf Papier gebaut hat sie dann auch ihre zweite Karriere – als Firmenchefin, allerdings von Anfang an zusammen mit ihrem Sohn Mikko. Vor einem Vierteljahrhundert wagten die beiden den mutigen Schritt und gründeten Woodnotes, ein Jahr nach ihrer ersten großen Retrospektive und nur wenige Tage, nachdem er sein Wirtschaftsstudium, Schwerpunkt Marketing, abgeschlossen hatte. Teppiche aus Papier, Schmuck aus Papier, Taschen aus Papier, Raumteiler aus Papier, neuerdings auch Blenden für die Wand („acoustic panels“), die Schall schlucken und damit das Klima eines Raums 40 akustisch verbessern.Inzwischen produziert das Familienunternehmen der Puotilas sogar Möbel aus Papier – wie etwa den super bequemen Lounge Chair „K“ mit Ottoman von Harri Koskinen (Jahrgang 1970). Insgesamt überschaubare 56 Produkte hat Woodnotes im Angebot. Fast alles wird von Hand hergestellt, und es werden stets nur natürliche Materialien verwendet. Überall steckt allerdings auch Papier drin. Ein Muss, selbst wenn, und das bedauert Puotila, der Rohstoff aus Schweden stammt, weil in Finnlands Fabriken Papier in solchen Massen hergestellt wird, dass Woodnotes als Kunde einfach zu klein ist. Und auch ein Teil der Produktion findet nicht in Finnland, sondern in Estland statt.Papier, sagt Puotila, sei wirklich geduldig. Zumindest ist das von ihnen verwendete, meist in Fadenform versponnene und dann verwebte Papier strapazierfähig. Selbst Kaffee oder Rotwein lasse sich von ihren Teppichen einfach abtupfen. Alle Wood-notesProdukte sind ökologisch abbaubar und könnten problemlos auf dem garteneigenen Kompost verrotten. Die papiernen Ergebnisse können sich sehen lassen. Der Teppich „Beach“ von Ritva Puotila, in dessen zwei Farben sich Strand und Meer widerspiegeln, wurde erst in diesem Jahr auf der Kölner Möbelmesse IMM mit einem „Interior Innovation Award“ ausgezeichnet.Wie es zum Namen Woodnotes kam? Weil er viele Assoziationen befördere, sagt Mikko Puotila. „Zunächst steht Finnland ja für Wälder.“ Man könnte aber auch ans Weben von Teppichen denken, an die kleinen Knoten, englisch „knot“. Eigentlich aber, sagt Puotila, geht Woodnotes auf das gleichnamige Gedicht des Amerikaners Ralph Waldo Emerson zurück, in dem er die Töne des Waldes beschreibt, wenn sich zum Beispiel Espenlaub im Wind bewegt. Symbolhaft ist auch der Ort, an dem Ritva Puotila ihre Werkstatt und Mikko Puotila seinen Showroom haben: in einer ehemaligen Kabelfabrik von Nokia. Anscheinend hat hier, im zugleich größten Kulturzentrum Finnlands, das gute Alte über das schlechte Neue obsiegt.Finnland ist eine erfolgreiche Industrienation. Fiskars ist der beste Beweis. Der größte Verkaufsschlager des 1649 gegründeten Eisenwerks stammt aus dem Jahr 1967: eine Schere mit orangefarbennem Plastikgriff, die sich bislang auf der ganzen Welt eine Milliarde Mal verkauft hat. Der Kunststoff senkte vor allem die Produktionskosten der einstmals ganz aus Metall bestehenden Scheren erheblich. Das Orange des Designerstücks, das seinem Gestalter zufällig in der Restetonne in die Hände fiel, wurde später zum Markenzeichen des Unternehmens und findet sich nun an jedem Produkt des Hauses Fiskars.Natürlich ist auch die Schere inzwischen ein Exponat des einzigen finnischen Designmuseums, so wie rund 7500 weitere Produkte. In diesem Jahr zeigt das Designmuseo in Helsinki in einer Ausstellung mit dem stolzen Titel „Die Erbauer der Zukunft“ finnisches Design aus den Jahren 1945 bis 1967. Es war die goldene Ära. Wenn auch viele der bekanntesten Arbeiten vor 1945 entstanden sind, so fand das finnische Design doch erst nach dem Krieg auch international die ihm gebührende Beachtung.Eine Designreise in die diesjährige Designhauptstadt der Welt muss einfach im Wohnhaus und Studio der beiden Lichtgestalten des finnischen Designs enden. Bis zu 30 Architekten arbeiteten im Haus an der Straße mit Namen Tiilimäki, die in Munkkiniemi liegt und erst seit wenigen Jahrzehnten zu Helsinki gehört. Früher fuhr eine private Tram hinaus in die Wälder zu Aino und Alvar Aalto. Heute fährt eine Straßenbahn in die nicht mehr ganz neuen Neubaugebiete der Stadt. Ihr Vermächtnis ist groß, und es ist überall zu haben, auch weil die beiden 1935 mit zwei Freunden das Unternehmen Artek gründeten. Es sollte ihre Möbel verkaufen, zugleich aber auch eine moderne Wohnkultur in Finnland befördern. 41 4. John Kerry ist neuer Außenminister der USA Washington - Der US-Senat hat den früheren demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry als neuen Außenminister bestätigt. Das Oberhaus des Kongresses in Washington wählte den 69-jährigen Demokraten mit klarer Mehrheit von 94 zu 3 Stimmen zum Nachfolger von Hillary Clinton. Nach 28 Jahren im Senat soll Kerry laut Medienberichten noch in dieser Woche als Minister vereidigt werden. Dies wäre die erste bestätigte Umbesetzung im Kabinett des wiedergewählten Präsidenten Barack Obama.Bereits am Vormittag hatte sich der auswärtige Ausschuss des Senats ohne Gegenstimmen für Kerry ausgesprochen. Der Vietnamveteran hatte während seiner Anhörung in der Vorwoche die Schwerpunkte seiner Vorhaben im State Department dargelegt. Er forderte eine größere Haushaltsdisziplin der USA, damit das Land außenpolitisch mehr Handlungsspielraum bekomme. Es sei auch im amerikanischen Interesse, trotz der Schuldenkrise Hilfsprogramme für andere Staaten zu unterstützen."Außenpolitik ist mehr als je zuvor auch Wirtschaftspolitik", betonte Kerry. Auch dem Klimawandel wolle er sich widmen, den er als ein "lebensbedrohliches Thema" bezeichnete.Zu den schwierigsten Aufgaben Kerrys dürften zunächst die Frage eines Militäreinsatzes in Syrien, der künftige Iran-Kurs sowie die Abwicklung des US-Truppenabzugs aus dem weiterhin instabilen Afghanistan zählen. Zudem steht die US-Haltung im Nahen Osten sowie gegenüber China auf dem Prüfstand.In der Vergangenheit engagierte sich Kerry unter anderem in Afghanistan und Pakistan. Außerdem machte er sich im Senat für ein Abkommen mit Russland zum Abbau von Atomwaffen stark. Dennoch war er nicht Obamas erste Wahl: Zunächst wollte der Präsident die UNBotschafterin Susan Rice auf den Posten setzen. Sie zog ihre Kandidatur aber zurück, nachdem die Republikaner im Senat deutlich gemacht hatten, dass sie die umstrittene Diplomatin im Bestätigungsverfahren ablehnen würden.Die Besetzung des Außenamts ist eine der wichtigsten Personalentscheidungen für Obama nach seiner Wiederwahl im November. Die Nominierungen des früheren Stabschefs Jacob "Jack" Lew als Finanzminister und von Chuck Hagel als Verteidigungsminister gelten als umstrittener. Hagels Anhörung ist für Donnerstag angesetzt.Kerry war 2004 als demokratischer Kandidat in das Rennen um die Präsidentschaft gezogen, hatte aber gegen den republikanischen Amtsinhaber George W. Bush verloren. (red, APA, 30.1.2013) 5. Kann Anita Ekberg schwimmen? Berlinale-Chef Dieter Kosslick stellt Jury und Programm des Filmfestivals vor. Dann herrscht kurz Stille im Saal: War das jetzt eine Anspielung auf Anita Ekbergs beträchtliches Dekolleté?Oops! War das jetzt schon ein klassischer Brüderle oder doch nur ein doofer Scherz. Jedenfalls hat sich Folgendes zugetragen bei der Pressekonferenz der 63. Berlinale. Die schwedische Schauspielerin Anita Ekberg werde den Talent Campus dieser Internationalen Filmfestspiele mit ihrem Besuch beehren, so hieß es.Warum auch nicht! Schließlich lautet dessen Motto „Unterhaltung“. Der Campus-Leiter Matthijs 42 Wouter Khol, Niederländer von Geburt, illustrierte nun die Bedeutung des einstigen Stars, indem er daran erinnerte, wie Ekberg in dem Filmklassiker „La dolce Vita“ in der Fontana de Trevi in Rom schwamm. Schwamm? 6. Milliarden-Hilfe für Zypern rückt näher Deutschland knickt unter dem Druck der Euro-Gruppe offenbar ein: Zwar hat Finanzminister Schäuble nach wie vor Vorbehalte gegen ein MilliardenHilfspaket. Nach SZ-Informationen zeigt sich die Bundesregierung nun aber doch bereit, die Maßnahme mitzutragen. Die Bundesregierung gibt ihren Widerstand gegen das geplante EU-Hilfspaket für Zypern offenbar auf. Zwar hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung vor allem Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) weiter große Vorbehalte. In Regierungskreisen hieß es jedoch, der Druck der Euro-Partner, der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) sei so groß, dass man eine Rettungsaktion am Ende wohl werde mittragen müssen. Das gilt umso mehr, als Zypern erstmals zu tief greifenden Reformen bereit zu sein scheint. Auch könnte das Paket kleiner ausfallen als bisher befürchtet.Die Regierung in Nikosia hatte im Sommer 2012 um finanzielle Hilfe gebeten. Bisher rechneten die Euro-Partner mit 17,5 Milliarden Euro, was beinahe der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes entspricht. Mit dem Geld will Nikosia vor allem marode Banken stabilisieren. In einigen Euro-Staaten - vor allem in Deutschland - gibt es Vorbehalte gegen Hilfen, da Zypern die Banken mit Niedrigsteuersätzen ins Land gelockt hat und im Verdacht steht, halbherzig gegen Geldwäscheaktivitäten vor allem russischer Kontobesitzer vorzugehen. In Berlin besteht deshalb die Sorge, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die nötige Bundestagsmehrheit für ein Zypern-Programm verfehlen könnte.Schäuble hatte deshalb regierungsintern auch ein Ausscheiden Zyperns aus der Währungsunion ins Spiel gebracht. Sein Argument: Zypern sei für die Euro-Zone als Ganzes nicht "systemrelevant" und dürfe daher gar nicht unterstützt werden. Auch öffentlich, etwa in einem Interview der Süddeutschen Zeitung, stellte er die Systemrelevanz des Landes infrage.Erheblichen Widerstand gibt es zudem in der FDP. Die Befürworter argumentieren, Zypern habe ein Recht auf Hilfe und dass bei einem Scheitern der Verhandlungen die Euro-Krise mit voller Wucht zurückkehren könnte. Intern sind die Vorbereitungen für ein Rettungspaket ohnehin schon weit vorangeschritten, wie ein der SZ vorliegendes internes Papier der Euro-Länder zeigt. Darin heißt es: "Wir gehen davon aus, dass die endgültige Verständigung auf ein Programm im März erreicht werden kann." 7. Man rauscht Bergam auf einem Baustamm Chirikure Chirikure ist ein hagerer Mann mit Brille und schütterem Schnauzbart, an dem eigentlich nichts weiter auffällt. Aber er hat eine ungeheure Bühnenpräsenz. Vielleicht liegt es an seiner Mimik, einer würdevollen Mischung aus Zurückhaltung und kindischem Zorn. Vielleicht ist es die Musik, die seine Gedichte begleitet. Mbira, das simbabwische Zupfinstrument, kann klingen wie ein Märchen, fern und nah zugleich. Vielleicht ist es Chirikure Chirikures Aussprache, das platt gedrückte, hingenuschelte simbabwische Englisch, das bei 43 diesem Mann nicht verklemmt-provinziell klingt, wie etwa bei Robert Mugabe, sondern souverän, ursprünglich, als hätte schon Shakespeare so gesprochen.Chirikure Chirkure liest sein Gedicht "Sliding game Mutserendende" vor: "Every boy in my village / Can describe with joy and pride / How you play the mutserendende game." Er hebt die Hände, greift nach Luft, im Gedicht erzählt er, dass man, um Mutserendende zu spielen, einen gesunden Baum fallen muss, seine Äste vom Stamm hacken und den Klotz bergan schleifen. "Like Jesus Christ on a donkey / You mount the log, holding tight / Then, woosh, you zoom down.""You land with a big thud / Your backsides tattered / Bleeding in hot ecstasy." Das ist ein Spiel, denkt man sich als Zuhörer, etwas, was simbabwische Dorfkinder so spielen. Dann trägt Chirikure Chirikure die Endstrophe vor: "So do many among us / Leading life fast and furious / Landing with tattered, bleeding souls."Man rauscht also bergab auf einem Baumstamm, wie Jesus Christus auf seinem Esel, und landet auf blauen Hinterbacken. "Genau so machen es viele von uns", lautet die Endstrophe in der Übersetzung von Sylvia Geist. "Rasend schnell leben / Landen mit blauem, blutendem Ich." 8. Australien für Einsteiger Australien ist ein klassisches „Traumziel“, das jeder mal besuchen will. Für alle Träumer, Erstbereiser und Neuentdecker haben wir eine großen Beipackzettel zusammengefasst. In diesem Reisebericht lesen Sie, was wissenswert und schön ist – vom Barrier Reef über die richtige Biersorte im Pub bis zu den Besonderheiten der australischen Seele ... Sydney hat es nicht leicht. Als erste Station der überwiegenden Australien-Reisen wird es meist nur im torkelnden Zustand allerschlimmster Jetlag-Müdigkeit wahrgenommen. Klar hat man sich ewig viel vorgenommen für seinen ersten Tag, die Harbor Bridge, das SzeneViertel Darlinghurst, und die Oper wollte man sich anschauen – wenn da bloß nicht ständig dieser Drang wäre, sich kurz … Nein! Bloß nicht! Dieses Gefühl, als klebten kleine Gewichte auf den Augenlidern, und man weiß nicht mehr so genau, was man gerade eben sagen wollte, deswegen gähnt man lieber schnell noch einmal. Bevor man merkt, dass man gerade dann doch für ein paar Sekunden eingenickt sein muss. Nein, Auf keinen Fall darf man sich an den Strand legen! Und auch nicht auf den Rasen im Hyde Park! Die dort liegen – das sind Einheimische! Die dürfen das!Was hilft? Zum Beispiel essen. Auf dem Fischmarkt, Seafood von heute Morgen, frischer geht’s nicht. Und anschließend läuft man hinüber zum Circular Quay, kauft sich eine Fahrkarte für die Fähre und hält auf der Strecke hinüber nach Bondi Beach das Gesicht in den Wind. Es mag schönere und leerere Strände in Sydney geben (das der Australier Siddnie ausspricht) - was Bondi Beach so besonders macht, ist seine Atmosphäre. Seine lässigen Cafés. Die Beats aus den Lausprechern. Und diese unnachahmlichen Surfer-Girls, mit ihren Sommersprossen und Grübchen, denen bei jedem Windstoß vom Meer eine salzwassergestärkte Strähne in die Stirn weht, als wüssten sie ganz genau, wie sie den Kopf halten müssen, damit das passiert. Und von denen man träumen kann. Gleich, wenn man einschläft. 9. Kunstsafari in der Münchener Innenstadt. 44 Ein leerer Sockel und ein Megaphon – Elmgreen & Dragset sprechen im Interview mit art über ihr Langzeitkunstprojekt in der Münchner Innenstadt, dessen Funktion der sozialen Das Reiterstandbild von Maximilian I. auf dem Münchner Wittelsbacherplatz hat Konkurrenz bekommen. In unmittelbarer Nähe des Kurfürsten erhebt sich seit einigen Tagen ein leerer Sockel.Das Künstlerduo Stephen Hall & Li Li Ren haben ihn nach dem Vorbild des Fourth Plinth auf dem Londoner Trafalgar Square geschaffen. Dort wurde ein aus Kostengründen zunächst leer gelassener Sockel zu einem spannenden Ort für Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Stephen Halls und Li Li Rens "4th Plinth Munich" bildet den Auftakt für das umfangreiche Ausstellungsprojekt "A Space Called Public/Hoffentlich Öffentlich". Über den Zeitraum von einem Jahr realisieren internationale Künstler wie zum Beispiel Henrik Olesen, David Shrigley, Han Chong oder Tatiana Trouvé ihre Projekte an zentralen Orten in München. Das 1,2 Millionen Euro teure Projekt im öffentlichen Raum wird von dem skandinavischen Künstlerduo Elmgreen & Dragset auf Einladung der Stadt München kuratiert. art: Welche Projekte haben Sie für München geplant? Elmgreen & Dragset: Wir planen eine Art Kunstsafari in der Münchener Innenstadt, bei der man mit Ungewohntem und Überraschendem konfrontiert wird. Den Anfang machen Stephen Hall und Li Li Ren mit ihrem "4th Plinth Munich" am Wittelbacherplatz, zu dem ein Wettbewerb mit acht eingeladenen Künstlern gehört. Eine Jury wählt im März den Gewinner, der dann bis Juni sein Projekt auf dem Fourth Plinth realisieren wird. Als nächstes wird unsere Performance "It’s Never Too Late To Say Sorry" auf dem Odeonsplatz aufgeführt. Pünktlich wie das Glockenspiel auf dem Marienplatz nimmt ein Performer täglich um 12 Uhr mittags ein Megaphon aus einem Glaskasten und ruft "Es ist niemals zu spät, Entschuldigung zu sagen." Wir beziehen uns damit sowohl auf die politische Bedeutung des Odeonsplatzes im Nationalsozialismus, als auch auf die alltäglichen Erfahrungen der Menschen. Aber wir wollen noch nicht zu viel verraten, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Die Projekte sollen nacheinander wie Unkraut aus dem Boden schießen und eine gewisse Störung im Stadtraum verursachen. Was hat Sie gereizt, in München ein so umfangreiches Projekt zu realisieren? Wir sind ein bisschen müde geworden, Teil eines internationalen Kunstzirkus zu sein, mit Events, bei denen man ein paar Tage für den Aufbau hat, Ausstellungseröffnungen, bei denen man die große Kunstfamilie trifft, aber eigentlich nichts von der Umgebung mitbekommt. Deshalb wollten wir keine Ausstellung machen, die wir mit dem Begriff "Fly in – Fly out Curating" umschreiben, sondern ein Projekt über einen längeren Zeitraum entwickeln, das sich langsam in der Stadt ausbreitet. Dabei werden wir von einer Vielzahl an Künstlern unterstützt, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem öffentlichen Raum in München auseinandersetzen. Warum haben Sie als Anfangsprojekt den "4th Plinth Munich" von Stephen Hall & Li Li Ren ausgewählt? München ist eine schicke, leichtlebige und heitere Stadt. Es gibt keine wirklichen Probleme. Das kann aber auch lähmend sein. Deshalb sagen wir, dass München ein Problem braucht, um aus der alltäglichen Routine auszubrechen. Der Sockel ist eine Leerstelle im öffentlichen Raum. Er ist das Werk eines irischen Künstlers und einer chinesischen Künstlerin über ein sehr bekanntes in London 45 beheimatetes Projekt, das sie nach München verfrachten. Es wird sicher eine Menge Verwirrung stiften, weil wir mit unterschiedlichen Formaten spielen. Was bedeutet für Sie öffentlicher Raum? Wenn in den Medien über den öffentlichen Raum berichtet wird, geht es meistens um Verbrechen, Probleme der Infrastruktur oder des Transportwesens. Dabei ist der öffentliche Raum viel besser als sein Ruf. Er ist ein gemeinschaftlicher Ort, wo Bürger miteinander interagieren. Die Vorstellung, durch das Internet mit vielen Leuten überall auf der Welt verbunden zu sein, ist sehr verführerisch. Für das Selbstverständnis einer Stadt ist es aber wichtig, dass die Bürger in der realen Welt miteinander agieren. Mit unserem Projekt wollen wir Menschen dazu anregen, reale Erfahrungen zu machen und München auf eine neue Art und Weise kennenzulernen. Für den 6. Juni, wenn auch schon die meisten Projekte zu sehen sind, ist ein Stadtfest mit Konzerten, Künstlergesprächen und Diskussionsrunden zur Kunst im öffentlichen Raum geplant. Bis dahin können sich die Leute auf unserer neuen Webseite www.aspacecalledpublic.de auf dem Laufenden zu halten. 10. Kultur-Glanzzeiten. 46