Friedrich-Schiller-Universität Jena 24. April 2014 Fakultät für Sozial

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Friedrich-Schiller-Universität Jena
24. April 2014
Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Institut für Politikwissenschaft
Professur für Didaktik der Politik
Poldi 500: Ein politischer Mensch werden – Zur Diagnose von politischen Lern- und Entwicklungsprozessen
Seminarleitung: Prof. Dr. Michael May
ReferentInnen: Klara von Hagen, Robert Weiße, Arno Krug, Florian Finsterwalder
Zur Entwicklung von Werturteilsfähigkeit –
Wissenschaftliche Ergebnisse und Konsequenzen für die fachunterrichtliche Diagnostik
1. Die Moralische Entwicklung
Moralentwicklung = vornehmlich jene Aspekte der Sozialisation, die am Prozess der Internalisierung
beteilig sind, d.h. dazu führen, dass ein Individuum lernt, den Regeln auch in Situationen zu
entsprechen, in denen es keine Überwachung und keine Sanktionen gibt – selbst wenn der Impuls
geweckt wird, diese Regeln zu verletzten.
Verhaltensdimension
Aspekte der Internalisierung
Gefühlsdimension
Urteilsdimension
Internalisierung versus Situationsabhängigkeit
Kohlberg (1964): Die auf Internalisierung konzentrierte Sozialisationsforschung haben nur in
begrenztem Maße ein Licht auf die klassischen Probleme der Moralentwicklung geworfen.
 Internalisierung keine klare Entwicklung in der Zeit erkennen lässt
 bei projektive Messungen der Intensität des Schuldgefühls oder der moralischen Angst sind nur
wenige Alterstrends vorzufinden
 einzig und allein ist eine rasche kognitive Veränderung im Alter von 8 bis 12 Jahren erkennbar
 eine Forschung zeigt uns keinen eigenständigen Bereich der Internalisierung oder des Gewissens,
der sich von allgemeinen Prozessen des sozialen Lernens oder der sozialen Kontrolle abheben ließe
Praktische Urteilskraft und Vernunft
- Moralisches Handeln (eine rationale Erwägung möglicher Wirkungen) und
- weitgehend die gleiche Fähigkeit des klugen Handelns (rationale Prüfung möglicher
Wirkungen) erfordern
 beide Formen des Handelns erfordern Empathie, Voraussicht, Beurteilungsvermögen und die
Fähigkeit zum (Belohnungs-) Aufschub
2. Stufen der moralischen Entwicklung nach Kohlberg
3 Ebenen mit jeweils 2 Stufen, welche die Beziehung zwischen dem Selbst und den gesellschaftlichen
Regeln/Erwartungen beschreiben
1. Ebene (präkonventionell):
2. Ebene (konventionell):
Kinder bis 9 Jahren, einige Jugendliche, Straftäter
trifft auf die meisten Jugendlichen und Erwachsenen unserer
Gesellschaft zu
3. Ebene (postkonventionell): wird nur von einer Minorität erreicht, erst nach dem 20 Lebensjahr
3. Bedeutung und Messung des Moralurteils
Merkmale von Kohlbergs Testkonstruktion:
 Orientiert sich an den Theorien des Moralerwerbs, die einen Schwerpunkt bei der kognitiven
Entwicklung setzen (Piaget, James Mark Baldwin, John Dewey, George Herbert Mead)
 definiert Stufen allein unter Rekurs auf kognitive Strukturen
 Begründet seinen Forschungsgegenstand nicht nur psychologisch sondern auch philosophisch
 Konzeption basiert auf Gerechtigkeitsprinzipien (Kant & Rawls)
 Auswertung erfordert ein quasi-klinisches Vorgehen
 Test besteht aus 2 Varianten A+B - Jede Form enthält 3 hypothetische Dilemmata
4. Kritische Betrachtungen
a. Denkt man erst „da oben“ moralisch?
b. Ist Entwicklung nötig und moralische Bildung legitim?
c. Ist die Stufenfolge wirklich invariant, hierarchisch, universal und konsistent?
d. Welche Rolle spielt Emotion in diesem Modell ?
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