Rejoice „Wir sind die Weihnachtsbeleuchtung“ 1 6. Dezember 2015; Pfr. B. Botschen Wir sind die Weihnachtsbeleuchtung Wer gibt dieser Welt Licht? Jesus sagt zwar „Ich bin das Licht der Welt“. Aber es kommt der Moment, in dem er sich an seine Jünger wendet und sagt „Ihr seid das Licht der Welt“. Jesus betet zum Vater: „Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch.“ (Joh.17). „An Christi statt“, heisst es einmal, „sind wir Botschafter.“ Jesus kann nicht überall sein, in jeder Familie, in jeder Gemeinde. Aber das ist nicht nötig. Er hat ja uns und wir ersetzen ihn. Wir sind Botschafter für Gott, wir sind das Licht der Welt. Zumindest sieht Jesus die Sache so. Wir haben das Thema heute deshalb so genannt „Wir sind die Weihnachtsbeleuchtung“. Paulus beschreibt das so: „Ihr seid gerettet und das soll sich an eurem Leben zeigen. Deshalb lebt nun auch in Ehrfurcht vor Gott und in ganzer Hingabe an ihn. Er selbst bewirkt ja beides in euch: den guten Willen und die Kraft, ihn auch auszuführen. Bei allem, was ihr tut, hütet euch vor unzufriedenem Murren und misstrauischen Zweifeln. Dann wird euer Leben untadelig und makellos sein, und ihr werdet als Gottes vorbildliche Kinder mitten in dieser verdorbenen und dunklen Welt wie Sterne in der Nacht leuchten.“ (Phil.2,12b-15) 1. Ehrfurcht vor Gott Dieses Thema ist nicht ganz einfach. Denn der Anspruch an unser Leben ist hoch. Es wird da ein Ideal geschildert: Wir leuchten wie Sterne in der Nacht. Diesen Anspruch kann man in konkrete Fragen fassen: Hat der Glaube an Gott mich wirklich verändert? Bin ich jemand, der Versöhnung bewirkt? Trage ich Gottes Güte in diese Welt? Strahle ich Vertrauen zu Gott aus, obwohl es schwierige Punkte in meinem Leben gibt? Vor kurzem las ich ein Interview mit einem weltbekannten christlichen Leiter. Er hat die Hillsong-Bewegung gegründet, die vielleicht manche von euch kennen. In einem Interview erzählt er vom schlimmsten Tag in seinem Leben. Vor 16 Jahren kam der Geschäftsführer seiner Gemeinde zu ihm und hat gesagt: „Es gibt eine Beschwerde, dass dein Vater einen Minderjährigen missbraucht hat.“ Später stellte sich heraus: Sein Vater hatte mehrere Minderjährige missbraucht. Sein Vater war für diesen Mann bis dahin sein Held, er war in Australien ein bekannter Pastor. Die Gefahr besteht, dass man Dinge, die nicht zu diesem ‚Licht der Welt‘ passen, versteckt. Man tut fromm, ist nach aussen immer freundlich – während es im Inneren eigentlich anders aussieht. Das, was man nach aussen lebt, stimmt nicht mit dem überein, was man innen ist. Man verstellt sich. Man spielt eine Rolle. Man trägt eine Fassade. Deshalb hier als erstes eine Bitte: Tut das Gott nicht an! Nie wird Jesus so scharf, wie in dem Moment, als er den Pharisäern sagt: „Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Äusserlich seid ihr wie die Becher, aus denen ihr trinkt: auf Hochglanz poliert! Aber euer wirkliches Leben besteht aus Raub und Gier.“ (Matth.23,25). Aber wie barmherzig reagiert Jesus, als die Ehebrecherin zerbrochen Rejoice „Wir sind die Weihnachtsbeleuchtung“ 2 6. Dezember 2015; Pfr. B. Botschen vor ihm steht! Jesus kann mit allem umgehen, aber Heuchelei ist für ihn ganz schlimm. Wir bauen vor Menschen eine Fassade auf, weil uns so wichtig ist, was sie von uns denken. Aber wenn wir Ehrfurcht vor Gott haben, ist uns seine Meinung wichtiger als eine tolle Fassade. Wenn wir Ehrfurcht vor Gott haben, stehen wir zu unseren Charaktermängeln. Wir sagen: „Ich kämpfe in diesem Bereich!“, anstatt alles zu verstecken. Es ehrt Gott viel mehr, wenn wir ehrlich zu unseren Schwächen stehen, als wenn wir eine Fassade aufrecht erhalten, die anderen etwas vorlügt. 2. Aus Gottes Kraft Wenn wir gerettet sind, wie es hier am Anfang des Textes heisst, begeben wir uns auf den Weg, an dessen Ende wir wie ein Stern in der Nacht leuchten sollen. Dabei stehen uns unsere Charakterschwächen im Weg. Gott muss uns verändern können. Nur wie? Als ich schon einige Zeit Christ war, ist mir plötzlich bewusst geworden: „Eigentlich sind mir die Leute in der 3. Welt komplett egal.“ Es gehört zwar zum guten Ton, schockiert zu sein, wenn dort etwas passiert. Aber mir war klar: In Wirklichkeit spielt es für mich keine Rolle, was dort passiert. Der erste Schritt ist: Ich gebe ehrlich zu, wie es bei mir aussieht. In diesem Text heisst es: Gott bewirkt zwei Dinge in uns. Zuerst schenkt er uns den Willen zur Veränderung. So beginnt jede Veränderung. Wenn euch etwas bei euch auffällt und ihr denkt: „Es ist wirklich nicht gut, wie ich mich verhalte. Ich möchte, dass das anders wird“, dann hat Gott begonnen, an euch zu wirken. Genauso war es bei mir. Ich war schockiert von mir. Man kann dann aber nicht einfach einen Schalter umlegen und plötzlich Menschen lieben, die einem eigentlich egal sind. Aber ich habe Gott immer wieder mein Herz hingehalten und gesagt: „Du weckst doch die Liebe in uns. Kannst du mit diesem Herzen bitte etwas anfangen?“ Ich rechne damit, dass Gott uns verändern kann. Denn er wirkt nicht nur den guten Willen, sondern gibt uns auch die Kraft, ihn auszuführen. Diese Veränderung braucht Zeit. Die Bibel spricht oft von ‚Frucht‘, von der ‚Frucht des Lichts‘ oder der ‚Frucht des Geistes‘, die Liebe, Freude, Friede, Geduld und Freundlichkeit ist (Gal.5,22). Im Wort ‚Frucht‘ steckt, dass es etwas ist, was wachsen muss und darf. In der Bibel ist die Aufteilung klar: Wir pflanzen und bewässern, aber Gott schenkt das Wachstum. Zuerst macht er uns sensibel für ein Problem. Wenn wir ihm Raum geben, lässt er dann seine Kraft an uns wirken und verändert uns. 3. Hütet euch / legt ab Dann wendet sich Paulus im Text direkt an seine Leser: „Hütet euch vor unzufriedenem Murren und misstrauischen Zweifeln.“ An einer anderen Stelle schreibt er, dass wir diese Schwächen wie alte Kleider ausziehen sollen: „Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Hass, Bosheit, Lästerung, …“ (Kol.3,8). Rejoice „Wir sind die Weihnachtsbeleuchtung“ 3 6. Dezember 2015; Pfr. B. Botschen Paulus spricht hier vom Zorn. Man behält das Kleid des Zornes eben nicht an und sagt: „Ja, ich weiss, ich raste halt manchmal aus und bin dann nicht immer der perfekte Vorgesetzte für meine Mitarbeiter“. Sondern man ist bereit, das alte Kleid immer wieder abzulegen. Man sagt sich: „So geht es nicht weiter!“ Man gewöhnt sich an, nach so einem Ausbruch auf meine Mitarbeiter zuzugehen und sie um Entschuldigung zu bitten. Man ist entschlossen, nichts mehr damit zu tun zu haben. Vorher habe ich beschrieben, dass Frucht, also gute Eigenschaften, oft nur langsam heranwachsen. Das ist beim Ablegen des alten Kleides nicht anders. Es braucht oft seine Zeit. Ich bin von Natur aus eher etwas schwermütig. Ich bin nicht der Typ, der zufrieden seine Pfeife rauchend in der Hängematte liegt und das Leben geniesst. Meine Last ist immer eher schwer. Mir ist das sehr bewusst und ich versuche deshalb, mich nach Leichtigkeit auszustrecken, Momente der Freude bewusst zu geniessen. Ich weiss: Gott möchte, dass ich fröhlich meinen Weg gehe. Ich bemühe mich immer wieder, das alte Kleid der Schwere abzulegen. Ich bin zuversichtlich, dass ich mit 60 Jahren viel davon gelernt habe und dass ich dann anders funktioniere, als mit 40. Gibt es in eurem Leben ein Kleid, das ihr ablegen solltet? 4. Wie Sterne in der Nacht leuchten Zuerst wollte ich nur diesen letzten Vers verwenden. Aber er beginnt mit einem „dann“. Die ersten drei Punkte sind ein notwendiger Weg. „Dann wird euer Leben untadelig und makellos sein.“ ‚Makellos‘ bedeutet ‚unvermischt‘. Dieses Wort wurde verwendet, um einen unvermischten Wein oder reines Metall zu beschreiben. Da ist nicht neben Versöhnlichkeit auch noch das alte Nachtragen dabei. Da ist nicht neben grossem Vertrauen zu Gott noch ein Rest von Sorgen. Da ist nicht neben einer grosszügigen Haltung anderen gegenüber noch ein Teil von Gier und Egoismus in uns. Das Ziel von Gott ist, dass wir makellos sind. „Ihr werdet als Gottes vorbildliche Kinder mitten in dieser verdorbenen und dunklen Welt wie Sterne in der Nacht leuchten.“ Ist diese Welt wirklich so verdorben und dunkel, wie es hier im Text steht? Vielleicht ist es nicht ganz so schlimm wie damals. Christliche Werte wie Nächstenliebe haben unsere Gesellschaft über Jahrhunderte geprägt. Wir haben einen Sozialstaat, wir engagieren uns für die ärmsten Mitglieder der Gesellschaft. Daneben gibt es aber auch erschreckend viel Egoismus, Unversöhnlichkeit, Streit, Hass. All das hat Paulus vor Augen, wenn er sagt: „Ihr werdet wie Sterne in der Nacht leuchten!“ An jedem Tag hinterlässt uns Leben Spuren im Leben von anderen Menschen. Jesus verheisst uns: „Wer an mich glaubt, … von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen.“ (Joh.7,38). Um das geht es: In einer dunklen Welt, wo alle schlecht über andere reden, Gottes Güte hineinbringen. Dort, wo sich ein Streit aufschaukelt, versöhnend einzuwirken. Dort, wo es als cool gilt, rücksichtslos seine eigenen Interessen durchzusetzen, auch an andere zu denken. Ich gebe zu: Es klingt ziemlich gewagt! Es wird nie zu 100% gelingen. Aber das ist unsere Berufung. So hat Gott seine Kinder vor Augen. Dieser Anspruch soll uns aber nicht erdrücken. Das geht nicht von heute auf morgen. Das geht auch nicht aus eigener Kraft. Die entscheidende Frage lautet: „Sieht meine Beziehung zu Gott so aus, dass Gott mich ganz innen drin verändern kann?“ Wenn das möglich ist, wird auch etwas von dieser Berufung Wirklichkeit werden. AMEN. Rejoice „Wir sind die Weihnachtsbeleuchtung“ 4 6. Dezember 2015; Pfr. B. Botschen