Übererregung, Angst und Panik – Erscheinungsformen und mögliche Ursachen Vorlesung SoSe 2011 Mo. 8.30-10 Uhr, Raum J101 Lernziele • Kennenlernen der Angst-Phänomene und Ursachen • Kennen lernen von und kritische Auseinandersetzung mit Klassifikationen und Diagnosen (DSM, ICD) in Bezug auf Ängste • Auseinandersetzung mit Grundkonzepten „psychische Erkrankung“, „psychische Störung“, „Bindungsstörung“, „Traumatisierung“ in Zusammenhang mit Ängsten • Auseinandersetzung mit Interventionsformen (Psychiatrie, Psychotherapie, Methoden der Sozialen Arbeit) Der Aufgabenbereich und theoretische Bezugspunkt der Sozialen Arbeit sind soziale Probleme (Arbeitslosigkeit, Armut, Obdachlosigkeit, Kindeswohlgefährdung, Jugendkriminalität, Drogenkonsum in der Gesellschaft, Migration ...). Soziale Probleme betreffen immer einzelne Menschen in ihren Beziehungssystemen und schlagen sich in deren psychischer Verfassung nieder. Soziale Probleme erzeugen bei Menschen psychische Probleme. Psychische Probleme erzeugen soziale Probleme. Psychische Probleme werden auffällig durch • Zwischenmenschliche Konflikte (Paar-, Eltern-Kind-, Freundschafts-, Arbeitsbeziehungskonflikte) • Verhaltensauffälligkeiten (Verhaltesexzesse, Blockaden) • außergewöhnliche Formen des subjektiven Erlebens (Wahrnehmungs-, Gefühls-, Denk-, Gedächtnisstörungen) • Körperliche Erkrankungen (unspezifische und chronische Symptomatiken) Angstsymptome bei Kindern • Unruhe, Nervosität, Zappeligkeit, Hyperaktivität • Einschlaf-, Durchschlafprobleme, Albträume • Bettnässen • Nägelkauen • Asthma • Appetitlosigkeit … Ängste bei Jugendlichen • Angst vor Schulversagen • Angst vor Ablehnung durch Gleichaltrige und Erwachsen • Angst vor Gewalt • Angst vor der Zukunft • Symptome z.T. wie bei Kindern, dazu Drogenkonsum, extremer Rückzug, Suizidalität Ängste Erwachsener • • • • • • Angst vor dem Verlust von Beziehungen Angst um eigene Kinder Angst um den gesellschaftlichen Status Angst vor beruflichem Versagen Angst vor Jobverlust … Symptome: Unruhe, Überaktivität, Blockaden, Medikamentenmissbrauch, Herzbeschwerden, Panikattacken … Ängste älterer Menschen • • • • • • Angst vor Bedeutungslosigkeit Angst vor Einsamkeit Angst vor Verlust der Vitalität Angst vor chronischem Leiden Angst vor dem Tod Symptome: Flashbacks von schlimmen Lebenserfahrungen, Depressivität, Suizidalität Angst ist sinnvoll und notwendig. Sie wird zur psychischen Störung, wenn sie ... ... ... ... ... unangemessen intensiv erlebt wird, zu häufig und zu lange auftritt, zu unkontrolliertem Verhalten führt, starkes Leiden und Lebenseinschränkungen verursacht. Millionen Menschen in Deutschland haben Ängste, die über ein normales Maß hinausgehen. Spezifische Phobien Platzangst Generalisierte Angst Panikattacken Soziale Ängste 6,9 4,1 3,2 1,8 1,6 Mio. Mio. Mio. Mio. Mio. • Generalisierte Angststörung 5% bei Frauen, 4% bei Männern • Phobien 2% bei Frauen und Männern • Panikstörungen ca. 1 % der Bevölkerung • Zwangsstörungen bei 2% der Frauen, 1 % der Männer • Angst und Depression gemischt bei 10% der Frauen, 5 % Männer Spezifische Phobie (DSM IV) • Ausgeprägte, anhaltende oder unbegründete Angst • Person erkennt, dass die bei Vorhandensein oder Angst unbegründet oder Erwartung spezifischer übertrieben ist Objekte oder Situationen • Meidungsverhalten oder (Höhe, Fliegen, Blut ...) Ertragen der Situationen • Unmittelbare unter großer Angst oder Angstreaktion bei starkem Unbehagen Konfrontation evtl. bis zur • Das Vermeidungsverhalten Panikattacke beeinträchtig deutlich die normale Lebensführung und verursacht erhebliches Leiden. Panikattacke • „… typisch ist der plötzliche Beginn mit Herzklopfen, Brustschmerzen, Erstickungsgefühlen, Schwindel und Entfremdungsgefühlen … sekundär auch Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder Angst, wahnsinnig zu werden. Die einzelnen Anfälle dauern meistens nur Minuten …“ (ICD 10, F41.0) Panikattacke (DSM IV) • Herzklopfen, beschleunigter Herzschlag • Schwitzen • Zittern, Beben • Atemnot, Kurzatmigkeit • Erstickungsgefühle • Schmerzen, Beklemmungsgefühle in der Brust • Übelkeit, Magen-DarmBeschwerden • Derealisation, Depersonalisation • Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden • Angst zu sterben • Taubheit oder Kribbelgefühle • Hitzewallungen oder Kälteschauer Agoraphobie (DSM IV) • Angst, an Orten zu • Die Situationen sein, von denen eine werden vermieden oder Flucht schwierig (oder sie werden mit peinlich) sein könnte deutlichem Unbehagen oder wo im Falle einer oder mit Angst vor dem un-erwarteten oder Auftreten einer durch die Situation Panikattacke oder begünstigten panikähnlicher Panikattacke oder Symptome panikartiger Symptome durchgestanden bzw. Hilfe nicht erreichbar können nur unter sein könnte. Begleitung aufgesucht werden. Soziale Phobie (DSM IV) • Ausgeprägte und anhaltende • Die Person erkennt, dass die Angst in sozialen oder Angst übertrieben oder Leistungssituationen mit unbegründet ist. unbekannten Personen, • Vermeidungsverhalten oder Angst vor Beurteilungen; Ertragen der Situation nur Angst, Verhalten zu zeigen, unter intensiver Angst oder das demütigend oder Unwohlsein. peinlich sein könnte. • Das Vermeidungsverhalten • Die gefürchtete soziale beeinträchtigt deutlich die Situation ruft eine normale Lebensführung und unmittelbare Angstreaktion verursacht erhebliches hervor evtl. bis zur Leiden. Panikattacke. Menschliche Angstgefühle sind • schneller und • stärker als alle Gedanken über die Angst. Ängste können daher nur unter Einbezug der Wahrnehmungs- und Gefühlsebene verändert werden.