Johannes GutenbergUniversität Mainz Fachbereich Sport Abteilung Trainings- und Bewegungswissenschaft, Univ.-Prof. Dr. Dieter Augustin Teilpräsentation „Mot. Ontogenese“ Motorische Entwicklung: Mögliche Problemfelder Bedeutung der Entwicklung Bildung und Erziehung Gesunderhaltung Reifung und Lernen Retardierung und Akzeleration Entwicklungsdifferenzen von Teilleistungsbereichen Merksätze zur Ontogenese Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S. 237-349) Entwicklungsphasen nach Meinel/ Schnabel (1998) Neugeborenenalter (Geburt bis 3. Lebensmonat) Säuglingsalter (4. Lebensmonat bis Wende 1. Lebensjahr) Kleinkindalter (Beginn 2. bis Ende 3. Lebensjahr) Frühes Kindesalter (Beginn 4. bis 6./7. Lebensjahr) Mittleres Kindesalter (Beginn 7. bis 9./10. Lebensjahr) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Spätes Kindesalter (10./11. Bis 11./12. Lj bei Mädchen, 10.-13.Lj bei Jungs) Frühes Jugendalter (Pubeszenz) (11./12. bis 14. Lj bei Mäd., 12. bis 14./15. Lj bei Jungs) Spätes Jugendalter (Adoleszenz) (13.-16./17. LJ weibl., 14./15. -18./19. männl.) Frühes Erwachsenenalter (18./20. bis 30./35. Lebensjahr) Mittleres Erwachsenenalter (30./35. bis 45./50. Lebensjahr) Späteres Erwachsenenalter (40./50. bis 60./70. Lebensjahr) Motorische Entwicklung: Ausgewählte Problemfelder Ontogenese Onto (Griechisch) = auf das Sein bezogen Ontologie = Lehre vom Sein Genese (griechisch-lateinisch) = Entstehung Erweiterung des Bedeutungsgehalts durch die moderne Entwicklungspsychologie und – philosophie: umfasst jetzt die gesamte Spanne von der Geburt bis zum Tod. Motorische Entwicklung: Ausgewählte Problemfelder Ontogenese Einfluss endogener und exogener Faktoren Es geht um die Entwicklung eines funktionellen Geflechts (aus morphologischen, physiologischen und neurophysiologischen sowie konditionellen, koordinativen, psychomotorischen und motorischen Fähigkeiten und auch sportlichen Leistungen) mit erheblichen Abhängigkeiten und wechselseitigen Einflussnahmen (zeigt sich in unterschiedlichsten Theorien und Einflussfaktoren (lebenszeitgebundene, geschichtliche, nicht normative nach Singer S. 21). Es geht um „Bewegung und Haltung“ aber auch um die verursachenden „Steuerungs- und Funktionsprozesse“ Motorische Entwicklung: Ausgewählte Problemfelder Ontogenese (nach Baur 1994, 27 ff in Handbuch „Motorische Entwicklung“ (Hrsg.: Baur, J./Bös, K./Singer, R.), Schorndorf 1994 Typologie von Entwicklungstheorien: Endogenistische- (biogenetische, strukturgenetische) Exogenistische- (umweltdeterministisch) Interaktionistische- und Selbstgestaltungstheorien (z.B. konstruktivistisch (Piaget), systemisch), zur Zeit im Trend (Komplexität, könnten vieles erklären und beinhalten) Motorische Entwicklung: Prozesse, welche die motorische Ontogenese bestimmen Sozialisation = soziale Verhaltensweisen, Mimik, Gestik, kooperatives und kompetitives Verhalten, sportliche Präferenzen Sozialisation Prägung Wachstum Lernen Reifung Motorische Entwicklung: Prozesse, welche die motorische Ontogenese bestimmen Reifung = endogen bedingte Zunahme von Leistungsvoraussetzungen und morphologischen Gegebenheiten Sozialisation Prägung Wachstum Lernen Reifung Motorische Entwicklung: Prozesse, welche die motorische Ontogenese bestimmen Wachstum = einfache quantitative Zunahme von körperlichen Merkmalen wie Gewicht oder Größe unter sowohl exogenen wie endogenen Einflüssen (Vererbung, Ernährung, gesundheitliche Betreuung usw.) Sozialisation Prägung Wachstum Lernen Reifung Motorische Entwicklung: Prozesse, welche die motorische Ontogenese bestimmen Prägung = markante und nachhaltige Form des Lernens in sogenannten sensiblen Phasen Sozialisation Prägung Wachstum Lernen Reifung Motorische Entwicklung: Prozesse, welche die motorische Ontogenese bestimmen Lernen = reflektiert stärker den Anteil umweltbedingter also exogener Faktoren Sozialisation Prägung Wachstum Lernen Reifung Motorische Entwicklung: Entwicklungsgesetze und Entwicklungsprinzipien Das orthogenistische Prinzip: Entwicklung von einer summenhaften Ganzheit zu einer differenzierten Ganzheit (Gesamtbewegung mit fast dem ganzen Körper am Anfang der Entwicklung, sehr differenzierte und harmonische Bewegungen lediglich einzelner Gliedmaßen am Ende) Motorische Entwicklung: Entwicklungsgesetze und Entwicklungsprinzipien Die Sequenzregeln nach GESELL Prinzip des cephalo-caudalen Trends (vom Kopf (cephalus) zu den unteren Extremitäten (cauda = Schwanz, Schweif) Prinzip des zentral-peripheren Trends (großmotorische Aktivitäten mit großen Muskeln am Anfang der Entwicklung; vom Zentrum in die Peripherie zu kleineren Muskeln und feiner abgestimmten Bewegungen). Motorische Entwicklung: Entwicklungsgesetze und Entwicklungsprinzipien Die Sequenzregeln nach GESELL Prinzip der reziproken Verflechtung (gegensätzliche arbeitende Systeme und Organe; Hemmung und Erregung, Agonisten und Antagonisten) Prinzip der funktionellen Asymmetrie (Lateralitäten bilden sich erst später, aber evtl. frühzeitige Einflussnahme auf die Herausbildung) Motorische Entwicklung: Entwicklungsgesetze und Entwicklungsprinzipien Die Sequenzregeln nach GESELL Prinzip der selbstregulatorischen Fluktuation Während des Wachstums befindet sich das lebende System in einem Stadium „gestalterischer Instabilität“ kombiniert mit einer progressiven Bewegung in Richtung Stabilität (zwei Pole). Entwicklung verläuft nicht linear, sondern sie oszilliert entlang einer Spirale zwischen diesen Polen. Beispiel „Variabilität und Stabilität“ Von Scheid, Handbuch S. 264, werden zusätzlich genannt „kontralaterale Mitbewegungen“ und „Hypertonie der Muskulatur) Motorische Entwicklung: Entwicklungsgesetze und Entwicklungsprinzipien Entwicklung als Ordnungsgewinn Annahme von Differenzierungsprozessen reicht nicht aus, um das Entstehen komplexer Strukturen zu erklären. Zusätzlich greifen Prozesse der hierarchischen Strukturierung und Ordnungsbildung. Der Entwicklungsprozess von Systemen lässt sich als zunehmende Organisiertheit beschreiben. Motorische Entwicklung: Entwicklungsgesetze und Entwicklungsprinzipien Entwicklung als Überschichtung Neuerworbenes verdrängt das Alte nicht, sondern wird in Bestehendes eingeordnet, überformt, überschichtet. Alte Lerninhalte (z.B. Techniken) bleiben vorhanden. Die jeweils höchste (neueste) Schicht kann als Kontrollinstanz gelten. Manchmal kommt es unter Druck oder durch Regression im Alter wieder zum Zurückfallen in falsche Bewegungsabläufe oder altes Verhalten. Alle Funktionsbereiche stehen in einer hierarchischen Beziehung zueinander. Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S. 237-349) Entwicklungsphasen nach Meinel/ Schnabel (1998) Neugeborenenalter (Geburt bis 3. Lebensmonat) Säuglingsalter (4. Lebensmonat bis Wende 1. Lebensjahr) Kleinkindalter (Beginn 2. bis Ende 3. Lebensjahr) Frühes Kindesalter (Beginn 4. bis 6./7. Lebensjahr) Mittleres Kindesalter (Beginn 7. bis 9./10. Lebensjahr) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Spätes Kindesalter (10./11. Bis 11./12. Lj bei Mädchen, 10.-13.Lj bei Jungs) Frühes Jugendalter (Pubeszenz) (11./12. bis 14. Lj bei Mäd., 12. bis 14./15. Lj bei Jungs) Spätes Jugendalter (Adoleszenz) (13.-16./17. LJ weibl., 14./15. -18./19. männl.) Frühes Erwachsenenalter (18./20. bis 30./35. Lebensjahr) Mittleres Erwachsenenalter (30./35. bis 45./50. Lebensjahr) Späteres Erwachsenenalter (40./50. bis 60./70. Lebensjahr) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorischer Bestand bei Geburt Mängelwesen vor allem die mangelhafte Feinstruktur und Funktionsweise des ZNS: fehlende Nervenfaserverbindungen, nicht funktionstüchtige motorische Zentren und Pyramidenbahnen, unterentwickelte Sinnesorgane) Unbedingte Reflexe a) zur Lebenserhaltung wie atmen, schreien, saugen, schlucken b) zum Schutz wie Lidschutz-, Husten- und Niesreflex Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, 238) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorischer Bestand bei Geburt Unbedingte Reflexe - c) als Reflexe der Lage und Bewegung wie Handgreifreflex und Labyrinthstellreflex auf den Kopf (bewirkt Bemühen um Anheben des Kopfes in der Bauchlage, wichtig für die Entwicklung zum aufrechten Gang) - d) als Reflex beim Eintauchen ins Wasser - e) als sog. Neugeborenenreflexe (relativ koordinierte Schreit-, Schwimm- und Kriechbewegungen) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorischer Bestand bei Geburt Leitphänomen „ungerichtete Massenbewegung“ An Bewegungen ist meist der ganze Körper beteiligt Vorformen der Fortbewegung Kriechen Krabbeln Robben Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Entwicklung im 1. Lebensjahr (Neugeborenenund Säuglingsalter) Grundcharakteristik Von motorisch hilflos bis zu geordneten, gezielten Bewegungen: greifen, aufrechte Haltung, selbständige Fortbewegung (Phase der Aneignung erster koordinierter Willkürbewegungen) cephalocaudale Entwicklungstendenz Mund> Augen> Kopf > Arme > Rumpf > Beine zentral-peripherer Trend (von größeren, proximalen, zu kleineren distalen Muskeln) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Entwicklung im 1. Lebensjahr (Neugeborenenund Säuglingsalter) kontralaterale Mitbewegungen (widergleiche Mitbewegungen der jeweiligen Gegenseite, beruhend auf Irradiationen der Erregungen der mot. Nervenzentren von einer zur anderen Seite) Hypertonie der Muskulatur eckige, ausfahrende, gebremste und verkrampfte Bewegungen (z.B. greifen) Entwicklungsreihen wie „greifen“, „aufrechte Haltung“, „freie Gehversuche und Fortbewegung“ Förderung durch Anregung und Beschäftigung Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Kleinkindalter (1-3 Jahre) (siehe auch SCHEID, 1994, 260-275) am Ende verfügbar die Grundformen der menschlichen Motorik: gehen, klettern, laufen, springen, werfen, fangen und einige wenige Bewegungskombinationen Bewegungsdrang ! Phase der Aneignung vielfältiger Bewegungsformen (u.a. Gehen, steigen, balancieren, laufen, hüpfen, springen, kriechen, wälzen, rollen, schieben, ziehen, klettern, hängen, schwingen, tragen, fangen (ohne Antizipation) und werfen (Schlagwurf, Einwurf, Zielwerfen) Phase ungünstiger Last-Kraftbedingungen (Gewichtssteigerung größer als Konditionssteigerung) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Kleinkindalter (1-3 Jahre) Voraussetzung ist vor allem die Reifung und Entwicklung der neuronalen Voraussetzungen der Bewegungsregulation im Zentralnervensystem, nicht durch Neubildung von Nervenzellen (im wesentlichen bei Geburt schon festgelegt) sondern durch die Neubildung von Verschaltungen zwischen den Nervenzellen, sowie durch die Bildung bzw. Verdickung der Myelinscheiden (Markscheiden) um bereits bestehende Axone (Ausgänge der Nervenzellen). Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Kleinkindalter (1-3 Jahre) Lernen beschränkt auf einfache Bewegungsformen (überall Grobformen) über den Gesichtssinn und das Nachahmungsbedürfnis (erläutert mit Wortgedächtnis 30/300/1200 Wörter mit 1,5 , 2 und 3 Jahren) Sprache und Denken bedeutsam, Wechselwirkung zur mot. Entw., aber insgesamt noch geringe Fähigkeiten zur verbalen Informationsaufnahme und zur Informationsverarbeitung Spielwelt geprägt durch ausgeprägten Bewegungsdrang, Nachahmungsbedürfnis, Unstetigkeit und kontaktarmes Spielen Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Frühes Kindesalter (4-6./7. Jahr) Beträchtliche Vervollkommnung der Bewegungsformen, insgesamt eine Phase der raschen motorischen Entwicklung Aneignung erster Bewegungskombinationen Ausgeprägtes Spiel-, Bewegungs- und Betätigungsbedürfnis als Ursache dieser Entwicklung Erster Gestaltwandel (Körperproportionen werden besser) = Bewegungen werden kraftvoller, schneller und großräumiger Leistungsveränderungen von 4 bis 7 jährigen Jungs als Beleg: 40-m-Lauf: 16,6 sec 9,8 sec Standweitsprung: 47,8 cm 116,7 cm Weitwurf: 3,79 m 12,9 m Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Frühes Kindesalter (4-6./7. Jahr) Vor allem auch qualitative Verbesserungen: Kombinationen aus Fangen und Werfen, Mehrfachsprünge gelingen, laufen und springen Laufen und Springen über einen Turnkasten können am Ende der Phase 42%, beidbeinig nur 25% der Kinder (nach Roth, K. 1982) Fangen und anschließendes Werfen nur 10% der Kinder (nach Döbler zitiert nach Winter 1987, 308) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Mittleres Kindesalter (7. - 9./10. Jahr) = Frühes Schulkindalter Phase der schnellen Zunahme der motorischen Lernfähigkeit Günstige körperbauliche Voraussetzungen = günstiges Last-KraftVerhältnis (kleine Modellathleten am Ende der Phase) Ausgeprägte Mobilität und Bereitschaft zur Aufgabenlösung Bessere Konzentrationsfähigkeit und besseres Leistungsstreben Erfolgreichere Informationsverarbeitung, Anfänge der Selbstkorrektur Hohe jährliche Zuwachsraten der Bewegungsschnelligkeit, der aeroben Ausdauer, der koordinativen Fähigkeiten, geringere Kraftentwicklung (vor allem Arme und Rumpf) Nebenbewegungen gehen zurück Verbesserte Bewegungsstärke und verbessertes Bewegungstempo Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen Merkmal Absolutes Herz-gewicht Relatives HerzgeWicht (in % zum KG) Schlagvolumen (ml) Schlagvolumen pro Kg Körpergewicht Pulsfrequenz Minutenvolumen (ml) Minutenvolumen pro kg Körpergewicht (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) 8 Jahre 96g O,44% 13 Jahre 172g 0,50% 15 Jahre 200g 0,48% Erwachsene 305,3g 0,51% 25ml 0,98 35,7ml 0,95 41,5ml 0,92 60,0ml 0,98 90 2240ml 88 80 2850ml 76 76 3150ml 70 60 3600ml 60 Tab.: Veränderungen von Parametern des Herz-Kreislauf-Systems (nach Fomin/Filin 1975, zitiert nach Loosch, 1999, S. 257) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Spätes Kindesalter (10.-12. / 10.-13. Lebensjahr) oder auch „Phase der besten motorischen Lernfähigkeit in der Kindheit“ = „Das beste Lernalter der Kindheit“ Erster Höhepunkt in der motorischen Entwicklung (bereits gute Schnellkraft- und Schnelligkeitsleistungen) Lernen auf Anhieb (Voraussetzungen: Können wollen, Leistungsstreben, verbesserte Beobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeit, recht gute Koordinations- und Konditionsfähigkeiten) Ausgeprägtes, zielgerichtetes, sachbezogenes Bewegungsbedürfnis Lerneifer, Wagemut, Aktivität und Einsatzbereitschaft Basis ist eine gute Bewegungserfahrung Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Spätes Kindesalter (10.-12. / 10.-13. Lebensjahr) Methodische Konsequenzen: Die motorische, bzw. sportliche Entwicklung muss genutzt werden! Zunehmend leistungsbetonter Sportunterricht möglich ! Beginn auch mit Disziplinen, die eine langjährige Ausbildung und große Bewegungserfahrung erfordern (z.B. Spiele)! möglichst vielseitige und breite Leistungsgrundlagen legen! Phase ist zu nutzen für eine solide, koordinativ-sporttechnische Grundausbildung und vielseitigen Erfahrungserwerb! Konditionelle Vervollkommnung (vor allem Schnelligkeit, Schnellkraft, Beweglichkeit und aerobe Grundlagenausdauer) Betonter Einsatz der allgemeinentwickelnden Übungen! Auch sportartspezifische Ausprägung der koordinativen Fähigkeiten verbessern (Technikerwerb)! Vorbild, Vormachen sind wichtigste Unterrichtsprinzipien! Motorische Entwicklung: Bis hier am 19.12.02 Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Frühes Jugendalter (Pubeszenz, erste Phase der Reifung) (11./12.-13./14. (Mädchen) und 12./13-14./15. Lebensjahr Jungs) Charakterisierung: Pubertät (nach Homburger “Krisenzeit”; nach Möckelmann “Auflösung der Motorik”), heute jedoch als normaler Prozeß angesehen („Phase der Umstrukturierung von motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten“ (nach Meinel/Schnabel 1998, S. 301) Verplumpung der Motorik (kindliche Mühelosigkeit lässt nach) Verstärkter Wachstumsschub mit Längenwachstum (2. Gestaltwandel) und beeinträchtigte motorische Steuerungsfähigkeit, schlaksige Bewegungen, in Einzelfällen auch reduzierte Lernfähigkeit/ Verminderte Gewandtheit, Zielbestimmtheit und Lernfähigkeit Größere Unbeständigkeit und unterschiedliche Zuwachsraten Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Frühes Jugendalter (Pubeszenz, erste Phase der Reifung) (11./12.-13./14. (Mädchen) und 12./13-14./15. Lebensjahr Jungs) Bessere Schnell- und Maximalkraftfähigkeiten (hormonelle Unstellung) Im koordinativen Bereich eine Periode geringerer Entwicklungsdynamik und teilweiser Stagnation (Hirtz 1981, S. 350) / Geringere Schnelligkeitszuwächse / Für die Ausdauerentwicklung zunehmend günstigere Bedingungen / Hohe interindividuelle Unterschiede durch Akzeleration und Retardation (2-3 Jahre verfrüht oder auch 2-3 Jahre verspätet) Labilisierung psychischer Prozesse (Förderung der Psyche im Sportunterricht) Diskussion der Position von K. Willimczik (Bestes Lernalter?) Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Frühes Jugendalter (Pubeszenz, erste Phase der Reifung) Methodische Konsequenzen: Phase darf nicht als „Schonzeit“ betrachtet werden (Bildungs- und Erziehungspotenzen des Sports und des Sportunterrichts müssen genutzt werden)! Im Unterricht müssen die interindividuellen Unterschiede verstärkt berücksichtigt werden (innere Differenzierung)! Verstärkt auch das Selbständigkeitsstreben berücksichtigen! Individuelle Neigungen und Interessen nutzen und lenken! Talentfindung! Verbesserung bereits beherrschter Bewegungen! Taktik- und Vortaktikschulung! Breite und vielseitige konditionelle und koordinative Weiterverbesserung! Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Differenzierung! Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Spätes Jugendalter (Adoleszenz, zweite Phase der Reifung) (13-17 Jahre (weibl.) und 14-19 Jahre (männl.)), von der Menarche/ Spermarche bis zur körperlichen Reife (Maturität) „Phase der sich weiter ausprägenden geschlechtsspezifischen Differenzierung , der fortschreitenden Individualisierung und der zunehmenden Stabilisierung“ = zunehmende Ausdrucksstärke und Variabilität der Motorik = zunehmende Variationsbreite in allen Merkmalen = Überwindung der Unstetigkeit Methodische Konsequenzen: Jugendliche für den Sport gewinnen und zum Sporttreiben begeistern (sportliche Tätigkeit muss ein Bedürfnis und eine lebensbegleitende Tätigkeit werden)! Oft schon uneingeschränkte Schulung mit hohen konditionellen und koordinativen Anforderungen möglich! Geschlechtsspezifische und individuelle Anforderungen wichtig! Motorische Entwicklung: Entwicklungsphasen (nach Meinel/Schnabel, 1998, Kap. 6, S.237-349) Motorik im Erwachsenen- und Seniorenalter (umfaßt ca. 50-60 Lebenjahre) Ökonomie und Zweckmäßigkeit/ Präzise Steuerung / Automatisierung Geschlechtsspezifische Unterschiede Rückgang im Alter. Aber: Durch Training lange Erhaltung der Leistungsfähigkeit und Minimierung der Reduktionen der Leistungsfähigkeit möglich (Bsp. Beweglichkeit) Motorische Entwicklung: Differentielle Probleme der motorischen Ontogenese Reifung und Lernen 2 Pole eines Kontinuums Reifung Ergebnis endogener Faktoren (Talent); sehr bedeutsam (Beobachtungen belegen die Bedeutung der Reifung aufgrund endogener Veranlagung; Hopi-Indianer, Erfolg eineiiger Zwillinge im Leistungssport (Blume)); weiter Beobachtung getrennt aufwachsender Zwillinge Lernen Produkt exogener Faktoren (Umweltprägung, Beschäftigung mit dem Gegenstand des Lernens, üben, trainieren) Retardierung und Akzeleration Entwicklungsdifferenzen von Teilleistungsbereichen Motorische Entwicklung: Differentielle Probleme der motorischen Ontogenese Retardierung und Akzeleration (individuelle und auch säkulare A.): Entwicklungsverzögerung bzw. beschleunigte Entwicklung Säkulare Akzeleration: 8-11cm Körpergröße bei 10 jährigen Jungen und Mädchen (1925-1955) ca. 9cm bei Studenten (1,71m zu 1,80m) Menarche und Spermarche von 17 Jahre in Einzelfällen auf 11 Jahre vorverlagert Abflachung dieser Entwicklung Motorische Entwicklung: Differentielle Probleme der motorischen Ontogenese Individuelle Akzeleration (auf eine Altersstufe bezogen): Unterschiede um die 3 Jahre werden genannt. Sharma fand bei 9 jährigen Jungen eine Variationsweite von 76 Monaten (Größe 38cm und Gewicht 40 kg Differenz zwischen dem akzeleriertesten und dem retardiertesten Schüler/in). Biologisches und kalendarisches Alter unterscheiden sich erheblich (in allen Lebensaltern, z.B. 60 jähriger Alterssportler vergleichbar mit untrainierten 40 Jährigen) 52 jähriger Alterssportler hatte Reaktion wie ein 20 Jähriger und die Wahrnehmungsleistung eines 30 Jährigen. Motorische Entwicklung: Differentielle Probleme der motorischen Ontogenese Entwicklungsdifferenzen von Teilleistungsbereichen Teilsysteme der Motorik (Hebelverhältnisse, Kraft, Ausdauer, Muskel-Gelenk-Apparat, Binde- und Stützgewebe) entwickeln sich nicht synchron sondern häufig divergent. Gute Ausprägung von Subsystemen z.B. der Ausdauer in bestimmten Altersstufen stehen Defizite in anderen Subsystemen z.B. dem Binde-, Stütz- und Knorpelgewebe gegenüber. Muskulatur adaptiert schneller als der passive Apparat. Berücksichtigung bei der Belastungsdosierung ! Motorische Entwicklung: Differentielle Probleme der motorischen Ontogenese Der Widerspruch als Quelle der Entwicklung Aufbau der kognitiven Strukturen nach Piaget nicht durch lehren und vermitteln im klassischen Sinne, sondern durch die Auseinandersetzung des Kindes mit den Unzulänglichkeiten und Widersprüchen (selbsttätige Entdeckung als Erziehungsprinzip) bei der Problemlösung. Triebkraft wecken durch Vorgabe von Problemen (nicht Lösungen) Vorgabe von Gegenständen mit Aufforderungscharakter Motorische Entwicklung: Merksätze zur Mot. Ontogenese (Loosch S. 273 f) Die Ontogenese als komplexen Prozess verstehen ! Entwicklungsprinzipien und die „inneren“ Vorgänge beachten ! Körperliche Fitness wird nicht vererbt – sie wird erworben ! Dem differenziellen Entwicklungsstand der Teilbereiche Rechnung tragen ! „Probleme lösen“ und „Probleme stellen“ als pädagogische Prinzipien handhaben ! Aufgaben einer Bewegungswissenschaft nach Roth/Willimczik (1999, S. 10-11) 1. Untersuchung und Ordnung sporttypischer Bewegungsprobleme 2. Beschreibung, Erklärung und Systematisierung von abstrakten Sollbewegungen 3. die Bereitstellung allgemeiner Beurteilungskriterien für Bewegungen Aufgaben einer Bewegungswissenschaft nach Roth/Willimczik (1999, S. 10-11) 4. Analyse realer Bewegungsausführungen 5. Entwicklung und Verbesserung von Methoden der Bewegungsanalyse 6. Untersuchung und Ableitung motorischer Fertigkeiten und Fähigkeiten 7. Beschreibung und Erklärung von motorischen Leistungsdifferenzen Aufgaben einer Bewegungswissenschaft nach Roth/Willimczik (1999, S. 10-11) 8. Ermittlung von Gesetzmäßigkeiten der motorischen Kontrolle 9. Bestimmung von Sinn-, Zweck- und Zielbezügen 10. Analyse motorischer Veränderungsprozesse 11. Entwicklung und Verbesserung von Diagnosemethoden der Motorik Betrachtungsweisen neu nach Roth/Willimczik 1999, S. 13ff Die vielfältigen Differenzierungstendenzen und unterschiedlichen Positionen der Wissenschaftler führen zu den unterschiedlichen Betrachtungsweisen, wie sie in Abb. 1.1 bei R/W graphisch dargestellt sind......