Kapitel 20
MehrgleichungsModelle: Konzepte
Mehrgleichungs-Modelle
Modellierung von ökonomischen Prozessen, die simultan mehrere
endogene Variable betreffen
Beispiele:
Darstellung des Marktes für ein Produkt: Modell muss
Entwicklung von Menge und Preis repräsentieren
Wirtschaftsraum umfasst Gütermarkt, Finanzmarkt, Arbeitsmarkt,
etc., die in Wechselwirkung stehen
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CAP-Modell
CAP-Modell (capital asset pricing model)
Ri: Erlös des i-ten Vermögenswertes
Ri - Rf = bi(E{Rm} – Rf) + ui
mit
Rf: Erlös eines risikolosen Vermögenswertes
E{Rm}: erwarteter Erlös des optimalen Portfolios
Analyse von mehreren Werten:
ui repräsentieren gemeinsame Faktoren, haben gemeinsame
Abhängigkeitsstruktur
Effiziente Nutzung der Information: gemeinsame Analyse
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Investitionsmodell
Grunfeld & Griliches (1958)
I = b1 + b2F + b3C + u
mit
I: Investitionen (gross investment)
F: Marktwert des Unternehmens am Ende der Vorperiode
C: Anlagenwert des Unternehmens am Ende der Vorperiode
Daten für fünf Unternehmen, 1935-1954
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Marktmodell
für ein Produkt, z.B. Schweinefleisch
Qd = a1 + a2P + a3Y + u1 (Nachfragefunktion)
Qs = b1 + b2P + b3Z + u2 (Angebotsfunktion)
Qd = Q s
mit
Qd: Nachfragemenge, Qs: Angebotsmenge, P: Preis des Produktes, Y:
Einkommen, Z: Kosten der Produktion
oder
Q = a1 + a2P + a3Y + u1
Q = b 1 + b 2 P + b 3 Z + u2
Modell bestimmt Q und P für gegebene Werte von Y und Z
Endogene Variable: Q, P; exogene Variable: Y, Z
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Klein‘s Modell 1
Ct = a1 + a2Pt + a3Pt-1 + a4(Wtp+ Wtg) + ut1 (Konsum)
It = b1 + b2Pt + b3Pt-1 + b4Kt-1 + ut2 (Investitionen)
Wtp = g1 + g2Xt + g3Xt-1 + g4t + ut3 (Private Löhne und Gehälter)
Xt = Ct + It + Gt
Kt = It + Kt-1
Pt = Xt – Wtp – Tt
C (Konsumausgaben), P (Gewinne), Wp (Private Löhne und Gehälter),
Wg (Öffentliche Löhne und Gehälter), I (Investitionen), K-1
(Kapitalbestand des Vorjahres), X (Produktion), G (Ausgaben der
Öffentlichen Hand ohne Löhne und Gehälter), T (Steuern) und t
[Zeit (Trend)]
Endogen: C, I, Wp, X, P, K; exogene: 1, Wg, G, T, t, P-1, K-1, X-1
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Typen von MehrgleichungsModellen
1.
Mehrgleichungsmodelle mit (gemeinsamen) fixen Regressoren
(multivariates Regressionsmodell)
Nachfrage nach Gütern durch Haushalte
capital asset pricing model
Modell für Investitionen von Unternehmen von GrunfeldGriliches
2. Mehrgleichungsmodelle mit stochastischen (endogenen)
Regressoren (simultaneous equation model, interdependente
Modelle)
Marktmodell
Klein’s Modell
Kontemporär korrelierte Störgrößen
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Typen von Gleichungen
Reaktions- oder Verhaltensgleichungen: beschreiben das Verhalten
einer abhängigen Variablen als Funktion von erklärenden
Variablen
Definitorische Identitäten: definieren eine Variable als Summe
anderer Variabler
Gleichgewichts-Bedingungen: postulieren Beziehungen, die als
Gleichgewicht interpretiert werden können
Definitorische Identitäten und Gleichgewichts-Bedingungen
enthalten keine Störgrößen!
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Schätzprobleme
Bei Mehrgleichungs-Modellen muss gerechnet werden mit
Stochastischen Regressoren: abhängige Variable werden als
Regressoren verwendet
Kontemporär korrelierten Störgrößen: die einzelnen Gleichungen
sind nicht voneinander unabhängig
Konsequenzen:
OLS-Schätzer der Koeffizienten sind nicht konsistent, nicht
erwartungstreu!
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Zweigleichungs-Modell
Zwei abhängige Variable Y1 und Y2
Y1 = a1 + a2Y2 + a3X1 + u1 (Gleichung A)
Y2 = b1 + b2Y1 + b3X2 + u2 (Gleichung B)
1. Verletzung der Annahme 4 (Exogenität der Regressoren): Effekt
eines positiven Wertes u1:
Wert von Y1 wird vergrößert (siehe Gleichung A)
Aus Gleichung B folgt, dass dann der Wert von Y2 größer wird
Daraus folgt: u1 und Y2 sind korrelierte Variablen
2. Verzerrte OLS-Schätzer:
Überdurchschnittlich große Werte von Y1 werden oft (als Folge
positiver u1) gemeinsam mit großen Werten von Y2 beobachtet
a2 wird überschätzt!
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Marktmodell: Eine Simulation
Mit a2 = – 1, b2 = 1, a3 = 1, b3 = 1 ergeben sich (siehe oben):
Q = – P + Y + u1 (Nachfrage)
Q = P + Z + u2 (Angebot)
Generieren der Daten in EViews:
Y = 20 + 10*nrnd
Z = 10 + 10*rnd
u1 ~ N(0,4), u2 ~ N(0,9)
Q = (Y + Z + u1 + u2 )/2, P = (Y – Z + u1 – u2)/2
OLS-Schätzung der beiden Gleichungen:
Q = 2.98 – 0.58*P + 0.80*Y; p(tP) = 0.037, p(tY) = 0.000, R2 = 0.84
Q = 3.52 + 0.77*P + 0.86*Z; p(tP) = 0.000, p(tY) = 0.000, R2 = 0.83
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Marktmodell,
Forts.
Nachfragefunktion
Q = a1 + a2P + a3Y + u1 = x‘a + u1
mit x = (1, P, Y)‘, a = (a1, a2, a3)‘
Achtung! Endogene Variable P ist erklärende Variable:
plim (X'X)-1 X'u ≠ 0
Reduzierte Form:
Q = p11 + p12Y + p13Z + v1
P = p21 + p22Y + p23Z + v2
mit p11 = (a1 b2 – a2 b1)/(b2 – a2), v1 = (b2 u1 – a2 u2)/(b2 – a2), etc.
Die pij können konsistent geschätzt werden! Kann man aus Schätzern
für pij auf Schätzer der ai und bi schließen?
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Schätzprobleme,
Forts.
Zwei Fragestellungen:
Identifizierbarkeit: Können – bei gegebener Struktur des Modells
und gegebenen Daten – die Parameter (konsistent) geschätzt
werden?
Schätzverfahren: Welche – (neue?) – Schätzmethoden können
bei Mehrgleichungs-Modellen angewendet werden, sodass
gewünschte Eigenschaften der Schätzer sichergestellt sind?
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Typen von Variablen
Endogene Variable:
Werden durch das Modell bestimmt
Vollständiges Modell: Anzahl der Gleichungen ist so groß, wie die
Anzahl der endogenen Variablen
Exogene Variable:
Sind von außerhalb des Modells bestimmt
Können auch verzögerte endogene („vorherbestimmte“,
predetermined) Variable sein
Wir unterscheiden:
Strikt exogene Variable: unkorreliert mit historischen, aktuellen
und künftigen Störgrößen
vorherbestimmte Variable: unkorreliert mit aktuellen und
künftigen Störgrößen
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Marktmodell,
Forts.
Zwei Gleichungen:
Q = a1 + a2P + a3Y + u1 (Nachfragefunktion)
Q = b1 + b2P + b3Z + u2 (Angebotsfunktion)
bestimmen Q und P (endogene Variable)
außerhalb des Systems bestimmt: Y, Z
Offene Fragen:
Rückkoppelung zwischen Q und Y?
Z unabhängig von Q?
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SUR-Modell
seemingly unrelated regression
allgemeiner Fall des multivariaten Regressionsmodells
m Gleichungen
Yt1 = x‘t1b1 + ut1
…
Ytm = x‘tmbm + utm
mit Var{uti} = si2 für i = 1,…,m; Cov{uti,utj} = sij ≠ 0 für i ≠ j , i,j =
1,…,m (kontemporär korrelierte Störgrößen)
Regressoren können für die Gleichungen unterschiedlich sein
Mehrgleichungs-Modell mit gemeinsamen Regressoren:
xti = xt für i = 1,…,m
Vereinfachung des SUR-Modells (vergl. das CAP-Modell)
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Investitionsmodell,
Forts.
I = b1 + b2 F + b3 C + u
I: Investitionen
F: Marktwert des Unternehmens am Ende der Vorperiode
C: Anlagenwert des Unternehmens am Ende der Vorperiode
General Motors:
I = -149.78 + 0.119*F + 0.371*C, R2 = 0.92, se = 91.78
Chrysler:
I = -6.19 + 0.078*F + 0.316*C, R2 = 0.91, se = 13.28
General Electric:
I = -9.96 + 0.027*F + 0.152*C, R2 = 0.71, se = 27.88
Investitionen sind auch bestimmt von allgemeiner Konjunktur!
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SUR-Modell, Notation
m=2
mit n-Vektoren yi, ui, (nxki)-Matrix Xi:
yi = Xi bi + ui, i = 1, 2
Var{uti} = si2, Cov{ut1,ut2} = s12, t = 1,…,n
mit 2n-Vektoren
y1 X1
y
y2 0
oder
0 b1 u1
X 2 b2 u2
s12
y X b u mit V Var{u } I n
s12
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s12
In
2
s2
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Kronecker-Produkt
a11
A
a
n1
Definition:
a11 B
A B
a B
n1
b11
a1m
, B
bp1
anm
b1q
bpq
a1m B a11b11
anm B an1bp1
a1mb1q
anmb pq
Ordnung: npxmq
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Interdependente
Mehrgleichungs-Modelle
Strukturform: Darstellung der Beziehung zwischen endogenen
Variablen einerseits und exogenen und vorherbestimmten
Variablen andererseits entsprechend der ökonomischen Theorie.
Reduzierte Form: Darstellung der Abhängigkeit der endogenen von
den vorherbestimmten Variablen
Koeffizienten der
Strukturform: Interpretation als Strukturparameter im Sinn der
ökonomischen Theorie
Reduzierten Form: Interpretation als impact multiplicator; geben
Effekt der Änderung der vorherbestimmten Variablen auf
abhängige Variable an
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Marktmodell,
Forts.
Strukturform
Qt = a1 + a2Pt + a3Yt + ut1 (Nachfragefunktion)
Qt = b1 + b2Pt + b3Zt + ut2 (Angebotsfunktion)
ut = (ut1,ut2)‘: bivariates Weißes Rauschen
s12
Var{ut }
s12
s12
2
s2
Matrixnotation: A yt = G zt + ut
mit yt = (Qt, Pt)‘, zt = (1, Yt, Zt)‘
a1 a3 0
1 a2
A
, G
1 b2
b1 0 b3
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Marktmodell,
Forts.
Reduzierte Form
yt = A-1G zt + A-1ut = P zt + vt
mit
a3b2
a1b2 a 2b1
b a
b2 a 2
2
2
P
a1 b1
a3
b2 a 2
b2 a 2
a 2b3
b2 a 2
b3
b2 a 2
In Langform:
Qt = p11 + p12Yt + p13Zt + vt1
Pt = p21 + p21Yt + p23Zt + vt2
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Strukturform
m abhängige Variable (und Gleichungen), K Regressoren:
Ayt = Gzt + ut
mit m-Vektoren yt und ut, K-Vektor zt, (mxm)-Matrix A, und (mxK)Matrix G
Struktur des Mehrgleichungs-Modells: (A, G, )
Strukturparameter: Elemente von A und G
Normalisierte Matrix A: aii = 1 für alle i
Vollständiges Mehrgleichungs-Modell: A ist quadratisch und
invertierbar
Rekursives Mehrgleichungs-Modell: A hat Dreiecksform; die
endogenen Variablen beeinflussen sich nur in einer Richtung
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Identifizierbarkeit
Fragestellung:
Können aus den Schätzern der Parameter der reduzierten
Form konsistente Schätzer der Strukturparameter abgeleitet
werden?
Können mit den exogenen und vorherbestimmten Variablen als
Instrumente Instrumentvariable für die erklärenden endogenen
Variablen bestimmt werden?
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Marktmodell,
Forts.
Aus p13 = – a2b3/(b2 – a2) und p23 = – b3/(b2 – a2) ergibt sich
a2 = p13/p23
als Schätzer für a2 aus den OLS-Schätzern p13 und p23 für p13 und p23
b2 = p12/p22
für b2 aus p12 und p22 für p12 und p22
Weiters ergeben sich
a3 = p22(b2 – a2), a1 = p11 – p21a2;
die Koeffizienten der Nachfragefunktion lassen sich in eindeutiger Weise
aus den konsistenten Schätzern der pij bestimmen; die
Nachfragefunktion ist identifizierbar
Analog ergibt sich für die Koeffizienten der Angebotsfunktion
b3 = – p23(b2 – a2), b1 = p11 – p21b2;
auch die Angebotsfunktion ist identifizierbar
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Modifiziertes Marktmodell
Qt = a1 + a2Pt + a3Yt + ut1 (Nachfragefunktion)
Qt = b1 + b2Pt + ut2 (Angebotsfunktion)
Koeffizienten der reduzierten Form:
p11 = (a1b2 – a2b1)/(b2 – a2), p12 = a3b2/(b2 – a2)
p21 = (a1 – b1)/(b2 – a2), p22 = a3/(b2 – a2)
1.
2.
Angebotsfunktion:
b2 = p12/p22, b1 = p11 – p21b2
die Angebotsfunktion ist identifizierbar
Nachfragefunktion: für drei Koeffizienten gibt es nur zwei
Gleichungen
a1 = p11 – p21a2, a3 = p22(b2 – a2)
es existiert keine eindeutige Lösung. Die Funktion ist nicht
identifizierbar; sie ist unteridentifiziert
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Noch ein Marktmodell
Qt = a1 + a2Pt + a3Yt + a3Zt + ut1 (Nachfragefunktion)
Qt = b1 + b2Pt + ut2 (Angebotsfunktion)
1.
2.
Angebotsfunktion:
b2 = p12/p22, b2 = p13/p23
für beide Lösungen ergibt sich
b1 = p11 – p21b2
die Angebotsfunktion ist identifizierbar; man sagt, die
Angebotsfunktion ist überidentifiziert
Die Nachfragefunktion ist unteridentifiziert
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Identifizierbarkeit: Kriterien
Identifizierbarkeit einer Gleichung bedeutet, dass
eine Anzahl von Modell-Variablen aus der Gleichung
ausgeschlossen sind („ Nullrestriktionen“)
oder eine andere Restriktion zutrifft
Punktrestriktion: ein Koeffizient hat einen bestimmten Wert,
z.B. den Wert Null
Gleichungen in den Koeffizienten, linear oder nicht-linear
Restriktion für Elemente von
Überprüfen der Nullrestriktionen
Abzähl- oder Ordnungs-Bedingung
Rang-Bedingung
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Ordnungs-Bedingung
Modell mit m abhängigen Variablen, K Regressoren :
Ayt = Gzt + ut
mit (mxm)-Matrix A, (mxK)-Matrix G
i-te Gleichung:
mi: Anzahl der erklärenden endogenen Variablen
mi*: Anzahl der durch Nullrestriktionen ausgeschlossenen
endogenen Variablen (mi* = m – mi – 1)
Ki*: Anzahl der durch Nullrestriktionen ausgeschlossenen
vorherbestimmte Variablen (Ki* = K – Ki)
Ordnungs-Bedingung: Die Gleichung ist identifizierbar, wenn
Ki* + mi* ≥ m – 1 oder Ki* ≥ mi
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Ordnungs-Bedingung:
Interpretation
Ordnungs-Bedingung: Die Gleichung ist identifizierbar, wenn
Ki* + mi* ≥ m – 1 oder Ki* ≥ mi
d.h., wenn
die Anzahl der ausgeschlossenen Variablen (Ki* + mi*)
mindestens so groß ist wie die um Eins verminderte Anzahl der
endogenen Variablen (m – 1)
die Anzahl der ausgeschlossenen vorherbestimmten Variablen
(Ki*) mindestens so groß ist wie die Anzahl der erklärenden
endogenen Variablen (mi)
Achtung! Die Ordnungs-Bedingung ist eine notwendige, aber keine
hinreichende Bedingung für die Identifizierbarkeit einer
Gleichung
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Modifiziertes Marktmodell,
Forts.
Qt = a1 + a2Pt + a3Yt + ut1 (Nachfragefunktion)
Qt = b1 + b2Pt + ut2 (Angebotsfunktion)
m = 2 (Q, P), K = 2 (1, Y);
1.
2.
Nachfragefunktion (i = 1):
m1* = 0, m1 = 1, K1* = 0, K1 = 2
die Ordnungs-Bedingung ist nicht erfüllt: K1* = 0 < m1 = 1 (oder K1*
+ m1* = 0 < m – 1 = 1); die Nachfragefunktion ist nicht identifiziert
Angebotsfunktion (i = 2):
m2* = 0, m2 = 1, K2* = 1, K2 = 1
die Ordnungs-Bedingung ist erfüllt: K2* = 1 = m2 = 1 (oder K2* + m2*
= 1 = m – 1 = 1); die Angebotsfunktion ist identifizierbar
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Rang-Bedingung
Modell mit m abhängigen Variablen, K Regressoren :
Ayt = Gzt + ut
mit (mxm)-Matrix A, (mxK)-Matrix G
i-te Gleichung: Streichen der i-ten Zeile ergibt
A*: durch Streichen aller Spalten in A, die in i-ter Zeile einen
von Null verschiedenen Koeffizienten haben
G*: durch Streichen aller Spalten in G, die in i-ter Zeile einen
von Null verschiedenen Koeffizienten haben
Rang-Bedingung: Die Gleichung ist identifizierbar, wenn
r(A*|G*) ≥ m – 1
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IS-LM-Modell
Ct = g11 – a14Yt + ut1
It = g21 – a23Rt + ut2
Rt = – a34Yt + g32Mt + ut3
Yt = Ct + It + Zt
C: Konsum; I: Investitionen, R: Zinssatz, Y: Einkommen, M: Geldmenge,
Z: autonome Ausgaben
endogen: C, I, R, Y; exogen: 1, M, Z
Erste Gleichung:
Ordnungs-Bedingung: K1 = 2 = m1 = 2;
Rang-Bedingung: die folgende Matrix hat den Rang 3 = m -1
1 a 23 0 0
A* G* 0 1 g32 0
1 0 0 1
Beide Bedingungen sind erfüllt; die 1. Gleichung ist identifizierbar
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Praxis der Idenfizierbarkeitsprüfung
1.
2.
3.
4.
5.
Ein Mehrgleichungs-Modell ist identifizierbar, wenn jede seiner
Gleichungen identifizierbar ist
Gleichungen, die die Ordnungs-Bedingung erfüllen, erfüllen
meist auch die Rang-Bedingung
Kleine Modelle sind meist leicht nach beiden Kriterien prüfbar;
bei umfangreichen Modellen ist die Identifizierbarkeit der
Gleichungen meist kein Problem (Modell enthält viele
vorherbestimmten Variable)
Soll ein Regressor eliminiert werden?
Bei Eliminieren ist Gleichung eher identifizierbar
Nicht Eliminieren kann fälschliche Identifizierbarkeit anderer
Gleichungen zur Folge haben
Weitere Gleichung in identifizierbarem Modell: das neue
Modell ist identifizierbar, wenn mindestens eine neue Variable
verwendet wird
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