Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie II-5 Das Mehr-Produkt-Monopol Der Monopolist produziert gleichzeitig zwei Güter X 1 und X 2 , deren Preise p1 und p2 betragen. Es bezeichnen: c( X 1 , X 2 ) D1 ( p1 , p2 ) D2 ( p1 , p2 ) die Kostenfunktion bei der "Kuppelproduktion" der beiden Güter die Nachfragefunktion von Gut 1 die Nachfragefunktion von Gut 2 Der Preis p j von Gut j hat also (potenziell) Einfluss auf die Nachfrage nach dem anderen Gut i: Es treten Kreuzpreiseffekte auf. Der Gewinn des Monopolisten (= Zielfunktion) lautet dann p1 D1 ( p1 , p2 ) + p2 D2 ( p1 , p2 ) − c( D1 ( p1 , p2 ), D2 ( p1 , p2 )) → max II-5 Das Mehr-Produkt-Monopol 45 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie Zu beachten ist, dass jetzt die Preise die Handlungsvariablen des Monopolisten sind und nicht wie zuvor die Mengen. Das Nullsetzen der Ableitung der Zielfunktion nach p1 und p2 liefert die Bedingungen erster Ordnung für die gewinnmaximierenden Preise p1M und p2M : p1M ∂D1 ∂D2 ∂c ∂D1 ∂c ∂D2 + D1 + p2M − − =0 ∂p1 ∂p1 ∂X 1 ∂p1 ∂X 2 ∂p1 ∂D1 ∂c ∂D1 ∂c ∂D2 M ∂D2 p + D2 + p2 − − =0 ∂p2 ∂p2 ∂X 1 ∂p2 ∂X 2 ∂p2 M 1 Diese Bedingungen lassen sich umschreiben zu II-5 Das Mehr-Produkt-Monopol 46 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie ⎡ ∂c ⎤ ∂D2 D1 + ⎢ p2M − ∂X 2 ⎥⎦ ∂p1 ∂c ⎣ M p1 − =− ∂D1 ∂X 1 ∂p1 ⎡ ∂c ⎤ ∂D1 D2 + ⎢ p1M − ⎥ ∂p ∂ X ∂c M 1⎦ 2 ⎣ p2 − =− ∂D2 ∂X 2 ∂p2 Diese Formeln zeigen, wie die Kreuzpreiseffekte die Höhe des Markups (= Preisaufschlag auf die Grenzkosten) beeinflussen → rote Terme II-5 Das Mehr-Produkt-Monopol 47 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie ∂c >0 ∂X 2 gilt. In der Formel für den Markup bei Gut 1 unterscheiden wir dann zwei Fälle: Wir nehmen an, dass der Markup bei Gut 2 positiv ist, d.h p2M − Fall 1: ∂D2 >0 → ∂p1 Gut 2 ist substitutiv zu Gut 1 "Wenn der Preis von Gut 1 wächst, steigen die Konsumenten auf Gut 2 um." Aus der Markup-Gleichung für Gut 1 folgt: Der Markup bei Gut 1 ist ebenfalls positiv und größer als bei Vernachlässigung der Kreuzpreiseffekte (Der rote Term ist positiv und der ∂D1 < 0 negativ). Nenner wg. ∂p1 II-5 Das Mehr-Produkt-Monopol 48 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie Erklärung: Getrennte Monopole für Gut 1 und Gut 2 würden bei Substitutionalität beider Güter in Konkurrenz zueinander stehen und sich ihre Preise gegenseitig nach unten konkurrieren. Das hier unterstellte Einheitsmonopol für beide Güter berücksichtigt hingegen diesen (externen) Effekt und sorgt deshalb für höhere Preise bei beiden Gütern. Fall 2: ∂D2 < 0 → Gut 2 ist komplementär zu Gut 1 ∂p1 "Wenn der Preis für Gut 1 steigt, kaufen die Kunden auch weniger von Gut 2." Aus der Gleichung für den Markup bei Gut 1 folgt dann: Ist der Kreuzpreiseffekt p1 → X 2 stark, kann der Markup bei Gut 1 negativ II-5 Das Mehr-Produkt-Monopol 49 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie werden → Der Monopolist bietet in diesem Fall Gut 1 unter seinen Grenzkosten an, um auf diese Weise den Absatz von Gut 2 zu steigern. Erklärung an einem Beispiel: Angebot preiswerter Handys zur Förderung der Nachfrage nach den eigentlichen Mobilfunk-Leistungen (Telefonate, Internet). Bei Komplementarität der Güter ist eine solche Konstellation besonders im Falle niedriger Grenzkosten von Gut 2 wahrscheinlich, für das eine Erhöhung des Absatzes angestrebt wird. Gerade im Telekom-Bereich sind die Grenzkosten der Einzelleistungen typischerweise sehr niedrig. II-5 Das Mehr-Produkt-Monopol 50