Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie II-4. Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur Veränderte Annahme im Vergleich zum Standardfall des Monopols: Der Monopolist A verkauft das von ihm produzierte Gut nicht direkt an die Endverbraucher, sondern an einen Zwischenhändler B. Der Händler B soll selber wieder ein Monopolist auf dem Endverbrauchermarkt sein. A → 1. Monopolist B → Konsumenten 2. Monopolist Bei seiner Produktionsentscheidung geht A im Prinzip genauso vor wie im Standard-Monopolfall. II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur 36 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie Ein wichtiger Unterschied besteht allerdings darin, dass die der Entscheidung von A zugrunde liegende Nachfragefunktion nicht die der Konsumenten ( D ( p ) bzw. p ( X )) , sondern die des Zwischenhändlers B ist. Diese bezeichnen wir mit DB ( p A ) bzw. p A ( X ) . p A ist dabei der Preis, den A von B pro verkaufter Gütereinheit erhält. Wir untersuchen zwei Fragen: → Wie sieht die inverse Nachfragefunktion p A ( X ) von B aus? → Was ändert sich am Marktergebnis beim doppelten im Vergleich zum einfachen Monopol? 1. Schritt: Bestimmung der Nachfragefunktion des Zwischenhändlers B Bei gegebenem Einkaufspreis p A (= Stückkosten des B) löst B als Monopolist das Maximierungsproblem (mit E ( X ) = p ( X ) X ) II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur 37 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie E ( X ) − p A X → max ⇒ p A ( X ) = E ′( X ) Die inverse Nachfragefunktion p A ( X ) von B stimmt also mit der Grenzerlösfunktion auf dem Endverbrauchsmarkt überein. 2. Schritt: Die Produktionsentscheidung von A gegeben p A ( X ) Der monopolistische Produzent A maximiert p A ( X ) X − c( X ) = E ′( X ) X − c( X ) Die Bedingung erster Ordnung für die gewinnmaximale Produktionsmenge X A von A lautet: E ′( X A ) + E ′′( X A ) X A = c′( X A ) II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur 38 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie A erhält von B dann den Preis p A ( X A ) = E ′( X A ) , während die Konsumenten an B den Preis p( X A ) bezahlen. Würde hingegen A direkt an die Konsumenten liefern, wäre die Bedingung für die dann gewinnmaximale Produktionsmenge X M (üblicher Fall) E ′( X M ) = c′( X M ) und die Verbraucher bezahlen den Preis p( X M ) . Schlussfolgerung: Gilt E ′′( X ) < 0 für alle X und somit E ′( X ) + E ′′( X ) X < E ′( X ) , folgt XA < XM ⇒ p( X A ) > p( X M ) II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur 39 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie Durch das "doppelte" Monopol" geht die produzierte Menge also zurück, der Endverbraucherpreis steigt und die Konsumentenrente fällt. Konsequenz: Eine vertikale Integration zwischen dem Produzenten A und dem Zwischenhändler B ist für die Konsumenten vorteilhaft. Diese Aussage beruht auf der Annahme E ′′( X ) < 0 , die auch die Bedingung 2. Ordnung im Standard-Monopol impliziert und somit sinnvoll ist (siehe Kapitel II-2). Wenn man E ′′( X ) explizit ausrechnet, lässt sich die Marginalbedingung für X A auch schreiben als p ( X A ) + 3 p′( X A ) X A + p′′( X A ) X A2 = c′( X A ) Wir wollen jetzt diese allgemeinen Überlegungen für den linearen Fall mit p( X ) = a − bX und c( X ) = cX konkretisieren. In diesem Fall gilt II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur 40 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie E ′( X ) = a − 2bX E ′′( X ) = −2b E ′( X ) + E ′′( X ) X = a − 4bX Für X A erhält man a − 4bX A − c = 0 ⇒ XA = a−c 4b Beim Direktverkauf von A an die Konsumenten beträgt die Monopolmenge hingegen XM II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur a−c = 2b 41 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie Das doppelte Monopol führt in diesem Spezialfall also zu einer Halbierung der produzierten Menge. Für die Konsumentenpreise in beiden Szenarien gilt p( X A ) = 3a + c a + c > = p( X M ) . 4 2 Der Preis, den B im doppelten Monopol an A bezahlt, beträgt p A ( X A ) = E ′( X A ) = a − 2bX A = a+c = p( X M ) . 2 Interpretation: A erhält im doppelten Monopol zwar den gleichen Preis wie im einfachen, allerdings für eine geringere Menge! II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur 42 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie Grafische Darstellung des linearen Falls Preis Abb. II-5 p p( X A ) E ′( X ) + E ′′( X ) X p A = pM p( X ) c E ′( X ) 0 XA XM II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur Menge 43 Prof. Prof. Dr. Wolfgang Buchholz Universität Regensburg Institut für Volkswirtschaftslehre einschließlich Ökonometrie Wg. p ( X A ) > p ( X M ) ist die Nettokonsumentenrente beim doppeltem Monopol logischerweise kleiner als beim einfachen. Bemerkenswerterweise ist aber auch der Gesamtgewinn der beiden Monopolisten A und B beim doppelten Monopol niedriger als der Gewinn eines einfachen Monopolisten. Anderenfalls würde ja schon der einfache Monopolist die Menge X A wählen und als Gesamtgewinn p ( X A ) X A − cX A erzielen. Die explizite Berechnung der Konsumentenrente und der beiden Anbieterrenten erfolgt als Übung. II-4 Ein doppeltes Monopol in einer vertikalen Struktur 44