Sprache - UK-Online - Universität zu Köln

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Institut für Völkerkunde, Universität zu Köln
Einführungsseminar WS 2004/05
Lioba Lenhart
25.10.2004
4. Sitzung: Kultur und Sprache
Peoples & Bailey, Kapitel 3:
„Culture and Language“
Themen:
(1)
(2)
(3)
(4)
25.10.2004
Grundlegende Merkmale von
Sprache
Grammatik (Phonologie, Morphologie,
Syntax) und nonverbale Kommunikation
Sprache und Kultur
Soziolinguistik
Einführungsseminar WS 2004/05
(L. Lenhart): Kultur und Sprache
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(1) Grundlegende Merkmale von
Sprache
Sprache – das geteilte Wissen über Laute, Wörter, Bedeutungen und grammatikalische Regeln, das zum Senden und Empfangen von Botschaften genutzt wird – ist ein zentrales Merkmal, das den Menschen von anderen
Lebewesen unterscheidet.
•
Nur Menschen haben spezifisch entwickelte Stimmwege, d.h. Teile des
Atmungssystems, die es möglich machen, bestimmte Laute zu bilden (Lunge,
Luftröhre, Mund und Nasenwege);
•
Sprache ermöglicht den Menschen, unglaublich komplexe, präzise, detaillierte
Informationen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu kommunizieren,
selbst über Ereignisse, die nie stattfanden, Personen und Dinge, die nur in der
Phantasie existieren;
sowie Kommunikation über abstrakte Konzepte (z.B. Wahrheit, Gut und Böse,
Gott, Männlichkeit, Wohlstand, Unendlichkeit, Recht, Demokratie, Hass usw.);
•
Ohne Sprachfähigkeit wäre soziales Lernen, durch das Kinder Kultur erwerben –
Übertragung von Informationen von einem Individuen zu einem anderen, von einer
Generation zur nächsten –, kaum möglich.
•
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(L. Lenhart): Kultur und Sprache
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…Sprache als für den Menschen charakteristisches Merkmal
Auch andere Tiere – Honigbienen, Wale, Delfine, Schimpansen u.a –,
haben beeindruckende Kommunikationsfähigkeiten, sind aber nicht in der
Lage, vergleichbar komplexe, präzise Informationen zu kommunizieren.

Schimpansen (die mit dem Menschen am engsten verwandten Primaten) können
Zeichensprache erlernen bzw. Symbole, die für Wörter oder Konzepte stehen, in
Satzform bringen – aber kein Tier kann die Frage beantworten, was seine Pläne
für den morgigen Tag sind!
Das menschliche Kommunikationssystem Sprache unterscheidet sich von
Kommunikationssystemen anderer Lebewesen durch
(1) Multimediales Potenzial (multimedia potential),
(2) Diskretheit/Kombinierbarkeit der Elemente (discreteness),
(3) Willkürlichkeit/Arbitrarität (arbitrariness),
(4) Produktivität (productivity),
(5) Loslösung/Entbundenheit (displacement)
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(1) Multimediales Potenzial (multimedia potential)
•
Sprachliche Botschaften bedürfen eines Mediums der Übertragung vom
Sender zum Empfänger.
•
Das Übertragungsmedium kann variieren:
- Schrift,
- Sprechen,
- Gebärden (z.B. Gehörlosensprache),
- Morsen,
- Internet,
- und anderes.
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(2) Diskretheit/Kombinierbarkeit der Elemente
(discreteness)
•
Sprache besteht aus gesonderten Einheiten (Laute, Wörter), die in
verschiedener Reihenfolge kombiniert werden und jeweils verschiedene
Bedeutung haben.
•
Wörter sind Bedeutungsträger. Diese werden aus getrennten Lauten
(die für sich genommen keine Bedeutung haben) zusammen gesetzt. Sätze
werden aus getrennten Wörtern/Bedeutungsträgern kombiniert.

Wenige Elemente können zu vielen Endprodukten kombiniert werden
(wenige Laute zu vielen Wörtern, wenige Wörter zu vielen Sätzen) –
dieselben Elemente werden immer wieder in jeweils unterschiedlichen
Kombinationen verwendet.
•
Dem liegen spezifische Regeln – Grammatik – zugrunde.
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(3) Willkürlichkeit/Arbitrarität (arbitrariness)
•
Die Beziehung zwischen Lautketten, die Wörter darstellen, und den
Bedeutungen dieser Wörter ist arbiträr  Wörter sind Symbole, die Wahl
der Zeichen ist willkürlich  die spezifischen Zeichen/Wörter haben keinen
direkten Bezug zu den Dingen, für die sie stehen.
•
Bedeutungen sind ausschließlich über Konventionen festgelegt, die
Sender und Empfänger teilen (die Verknüpfung von Bedeutungen mit
Wörtern wird im Verlauf des frühkindlichen Sozialisationsprozesses gelernt).
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(4) Produktivität (producticity)
•
Produktivität meint die Fähigkeit der Sprecher/innen einer Sprache,
intuitiv, unbewusst und auf kreative Art und Weise die Laute und Wörter so
zu kombinieren, dass eine unendliche Anzahl von bedeutungs-vollen
Sätzen gebildet - also eine unendliche Anzahl von Botschaften
gesendet/verstanden werden können.

Sprecher/innen und Zuhörer/innen kennen die individuelle Bedeutung
der einzelnen Wörter und die Regeln, auf deren Basis sie bedeutungsvoll kombiniert werden können.

Sender und Empfänger sind sich ihres dies bezüglichen Wissens nicht
bewusst, obschon sie es routiniert immer dann anwenden, wenn sie
kommunizieren.
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(5) Loslösung/Entbundenheit (displacement)
•
Sprache ermöglicht Kommunikation über Objekte, Personen und
Ereignisse, die räumlich/zeitlich weit auseinander liegen und/oder
abstrakt sind und daher imaginiert werden müssen.
Dies steht in Zusammenhang mit der symbolischen Natur von Wörtern und
Sätzen – wir müssen Dinge nicht unmittelbar sichtbar vor Augen haben, um
über sie zu kommunizieren.

Wir können über jemanden reden, der nicht anwesend ist, da die
sprachlichen Symbole – in dem Fall ein Name – jemanden ins
Gedächtnis rufen. Wir können über zukünftige Ereignisse
spekulieren, da die Sprache Symbole hat, die für die Zukunft stehen
und andere, die ein mentales Image etwaiger Ereignisse
ermöglichen. Vergleichbares gilt auch für nicht fassbare Phänomene
oder Phantasien (z.B. Geister, Gnome) oder räumlich oder zeitlich
Entferntes (z.B. Exploration von Mars und Jupiter, Kämpfe im Nahen
Osten) usw.
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(2) Grammatik(Phonologie, Morphologie, Syntax) und nonverbale Kommunikation
Grammatik
• Grammatik meint das Wissen über die Elemente einer Sprache (Laute,
Wörter) und die Regeln, nach denen diese kombiniert werden können,
um eine unendliche Zahl bedeutungsvoller Sätze zu bilden.
• Grammatikalisches Wissen ist äußerst komplex, trotzdem aber in der
Regel unbewusst und intuitiv
 Muttersprachler/innen sind nicht in der Lage zu erklären, was sie
dazu befähigt, in der ihnen eigenen Art zu sprechen und sich
gegenseitig zu verstehen.
 Sprecher/innen und Zuhörer/innen denken nicht lange darüber nach,
auf welche Art und Weise intendierte Botschaften in Sätze transformiert bzw. Sätze im Hinblick auf die intendierten Botschaften
dekodiert werden können.
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…Grammatik
• In der Linguistik wird der Begriff ‚Grammatik‘ nicht wertend verwendet:
Im linguistischen Sinne gibt es keine höher oder niedrig stehenden
Sprachen bzw. Dialekte einer Sprache – sie alle sind geeignete Vehikel,
Botschaften zu kommunizieren.
 Es gibt also keine „schlechte“ Grammatik, keinen „schlechten“
Sprachstil u.ä. Solche Wertungen sind kulturelle Wertungen.
 Auch regionale Dialekte oder schichtenspezifische Sprachen
(Soziolekte) folgen bestimmten Regeln und sind damit genauso
grammatikalisch „richtig“ wie die jeweilige Standardsprache.
• Teilbereiche der Grammatik sind
(1) Phonologie, Lautlehre
(2) Morphologie, Wortlehre
(3) Syntax, Satzlehre
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(1) Phonologie, Lautlehre
–
–
Phon – ein unterscheidbarer sprachlicher Laut
Phonem – kleinster, Bedeutungsunterscheidender Laut einer
–
bestimmten Sprache
Phonologie – Untersuchung des Lautsystems einer Sprache
Phoneme können gebildet/unterschieden werden durch
• den Ort und die Art und Weise, an dem und in der sie entstehen
(Stimmapparat)  stimmhaft - stimmlos,
• Atmung  aspiriert – nicht-aspiriert,
• Tonhöhen.
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…Phonologie
Stimmhafte und stimmlose Laute (Beispiel: Deutsch und Kosraen)
d – t: beide Laute haben mit der Beschaffenheit des menschlichen Stimmapparats
zu tun, d ist stimmhaft (Vibrieren der Stimmbänder), t ist stimmlos (Nicht-Vibrieren
der Stimmbänder)
d und t sind immer unterschiedliche Phone, nicht aber unbedingt unterschiedliche
Phoneme
 Im Deutschen werden d und t sie als bedeutungsunterscheidend wahrgenommen
(z.B. in den Wörtern Dank – Tank).
 In der mikronesischen Sprache Kosraen werden d und t nicht als
bedeutungsunterscheidend wahrgenommen (z.B. bedeuten die Wörter tan und
dan beide „Farbe“)
Aspirierte und nicht-aspirierte Laute (Beispiel: Deutsch und Thai)
Im Deutschen sind aspirierte und nicht-aspirierte Phone nicht bedeutungsunterscheidend; in Thai aber sehr wohl (z.B. paa – „Wald“, Phaa (h steht für
aspiriert) – „trennen“
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…Phonologie
Tonsprachen
Wenn Tonverlauf und Tonhöhe zur Bildung von Phonemen verwendet werden,
spricht man von einer Tonsprache.
 Im Deutschen spielen Tonhöhe und Variationen der Tonhöhen kaum eine Rolle –
Ausnahmen sind Fragen und Imperative (z.B. Du gehst? Du gehst!)
 In anderen Sprachen (u.a. Chinesisch, Thai, einige afrikanische Sprachen)
werden durch Tonhöhen auch Phoneme gebildet.
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(2) Morphologie, Wortlehre
– Morphem - eine bedeutungstragende Einheit innerhalb eines Worte; es
gibt zwei Arten von Morphemen:
- freie Morpheme können alleine als Wort stehen,
- gebundene Morpheme können nicht alleine als Wort stehen, sondern
in Kombination mit einem freien Morphem  verändern die Bedeutung
eines freien Morphems (Prä- und Suffixe, Tempus, Numerus, Genus).
– Morphologie beschäftigt sich damit, wie aus Phonen/Phonemen Worte
gebildet werden
– Lexikon – das gesamte Wortinventar einer Sprache
Bsp. freie Morpheme, Deutsch: Frau, Kind, Auto
Bsp. gebundene Morpheme, Deutsch: Lehrer-in, tief-er, un-gleich, Auto-s
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(3) Syntax, Satzlehre
(im Lehrbuch nicht thematisiert!)
– Syntax beschäftigt sich damit, wie aus Wörtern Sätze gebildet werden
– Worte nehmen hier bestimmte Funktionen ein: Subjekt, Prädikat,
Objekt, etc.
 es gibt nicht für alle Sprachen einheitliche Grundeinheiten – Objekte
oder Adverbien gibt es z. B. nicht immer, Wortfolge in Sätzen kann
unterschiedlich sein (Bsp. Deutsch, Wortfolge: Subjekt - Prädikat Objekt; dagegen Indonesisch i.d.R. Objektfokus: Objekt - Prädikat Subjekt) usw.
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Nonverbale Kommunikation
Zur Übertragung von Botschaften (senden, empfangen) benutzen Menschen
nicht nur Laute, Wörter und Sätze.
Hinzu kommen
•
•
Bewegungen des Körpers oder von Teilen des Körpers – untersucht im
Forschungsfeld Kinesics ;
räumliche Nähe bzw. Distanz zum/r Gesprächspartner/in – untersucht
im Forschungsfeld Proxemics.
Die damit verbundenen Botschaften sind dem Sender oft unbewusst, werden
aber auch bewusst eingesetzt.
Auch diese Formen der Kommunikation sind meist symbolisch: Die Botschaften, die mit einer bestimmter Berührung, Körperbewegung oder Distanz
zum Gesprächspartner zum Ausdruck gebracht wird, beruhen auf Konventionen – sind jeweils kulturspezifisch!
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… nonverbale Kommunikation
Im Bereich der nonverbalen interkulturellen Kommunikation sind
Missverständnisse häufig.
 Beispielsweise gelten Berührungen der Gesprächspartner/innen
in einigen kulturellen Kontexten als angemessen, in anderen nicht
(“high touch“- vs. „low touch“- Kulturen);
mitunter geht dies mit Status- und Machtunterschieden einher
(in einigen Kulturen dürfen Personen mit höherem Status solche
mit niedrigerem Status berühren, Umgekehrtes wird aber als
Affront aufgefasst).
 Ähnliches lässt sich für die Einhaltung bestimmter Distanzen zu
Gesprächspartnern konstatieren, die in verschiedenen Kulturen
sehr unterschiedlich festgelegt sind.
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(3) Sprache und Kultur
 Die kognitive Ethnologie (cognitive anthropology) beschäftigt sich mit
der Beziehung von Sprache und Kultur, die in engem Zusammenhang
stehen: kulturelle Klassifikationen der Realität sind ähnlich wie Sprache
organisiert.
Kultur wird als ein Set mentaler Modelle erachtet, die sprachlichen
Ausdruck finden. Aufgabe des/r Ethnologen/in ist der Nachvollzug dieser
Modelle aus Sicht der Sprecher/innen einer Sprache und
Kulturteilnehmer/innen.
 Informant/innenaussagen werden mit Methoden der Linguistik aufbereitet.
 Schwerpunkte der Betrachtung sind Lexikon und semantische Domänen.
Lexikon (wie gesagt): das gesamte Wortinventar einer Sprache
Semantik: Lehre von den Bedeutungen sprachlicher Zeichen
Semantische Domänen: Wortfelder, bestehend aus der Bedeutung nach
zusammen gehörigen Wörtern; Wörter, die zu einer
gemeinsamen Klasse gerechnet werden
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Semantische Domänen
•
In den Bereichen, die in einer Kultur oder subkulturellen Gruppe von
besonderer Bedeutung sind, sind Lexikon und Klassifikationen äußerst
detailliert.
Beispiel:
Bauern in USA: Wissen über Nutztiere/Tierbezeichnungen
– Rind, Pferd, Schwein
Den unterschiedlichen Bezeichnungen für Rind, Pferd und Schwein liegen
dieselben differenzierenden Merkmale zugrunde: Geschlecht, Alter/ Entwicklungsstand.
Diese semantische Domäne lässt sich folgendermaßen darstellen 
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… Semantische Domänen
Hier: horse,Pferd
Geschlecht
weiblich
Alter/
EntwicklungsStand
neugeboren
nicht
geschlechtsreif
geschlechtsreif
männlich
nicht-kastriert
kastriert
foal
filly
mare
colt
stallion
gelding
Entspricht der deutschen Klassifikation:
foal – Fohlen, Füllen, filly – Stutenfohlen, mare – Stute, stallion – Hengst,
colt – Hengstfohlen, Hengstfüllen, gelding – kastriertes Pferd, Wallach
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… Semantische Domänen
•
Jede Kategorie kann durch die Merkmale beschrieben werden, durch
welche die Bauern sie in ihrer Klassifikation von anderen Kategorien
unterscheiden:
 z.B. ist ein „Fohlen (filly)“ ein „noch nicht geschlechtsreifes weibliches
Pferd (an immature female horse)“
•
Die Klassifikation „Pferd“ folgt einem Muster (pattern) – dieselben
Unterschiede und Gemeinsamkeiten (Geschlecht, Alter) werden auch
benutzt, um andere Nutztiere (Schwein, Rind) zu beschreiben.
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… Semantische Domänen
Eine andere Darstellungsweise einer semantischen Domäne ist das
Baumdiagramm.
Beispiel: Semantische Domäne „Pflanze“
Pflanze
Baum
Buche
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Eiche
Strauch
Holunder Johannisbeere
Blume
Rose
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Tulpe
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… Semantische Domänen
Studie zu Farbtermini von Berlin, Brent O. und Paul D. Kay. 1969.
Basic Color Terms. Berkeley: University of California Press.
Dieser Studie zufolge gibt es je nach Sprache/Kultur eine unterschiedliche Anzahl von basalen Farbtermini. Es wurden aber
nichtsdestotrotz in Bezug auf Farbterminologien klare Gesetzmäßigkeiten festgestellt:
•
•
•
•
•
•
•
wenn 2 Termini, dann schwarz/dunkel und weiß/hell differenziert,
wenn 3 Termini, dann auch rot,
wenn 4 Termini, dann auch grün oder gelb,
wenn 5 Termini, dann auch gelb und grün,
wenn 6 Termini, dann auch blau,
wenn 7 Termini, dann auch braun,
erst dann folgen violett/lila, pink/rosa, orange und grau.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind im Wesentlichen bis heute
bestätigt – obschon einige Ausnahmen inzwischen bekannt sind.
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… Semantische Domänen
•
•
•
•
•
Die meisten semantischen Domänen sind hierarchisch strukturiert
– so z.B. die Domäne „Farben“: blau – himmelblau, azurblau usw., gelb –
zitronengelb usw., rot – rosarot usw. usw.
Es gibt Grenzfälle und Uneindeutigkeiten bei der Einordnung
– so z.B. die Domäne „Farben“ – violett, kann rot und blau zugeordnet sein
Nicht in allen Kulturen existieren für alles Wahrgenommene auch Bezeichnungen
– so z.B. die Domäne „Farben“ - einige Kulturen differenzieren mehr als
andere; es gibt Kulturen, die nur „hell“ und „dunkel“ unterscheiden, andere
differenzieren gegenüber unserer Kultur sehr viel stärker, legen der Kategorisierung von Farben und Farbnuancen andere Kriterien zugrunde (z.B.
nicht Brechung von Lichtwellen/Länge von Lichtwellen, die ein Objekt
reflektiert, sondern Grade von Trockenheit und Feuchtigkeit).
Der Differenzierungsgrad semantischer Domänen hängt von ihrer
Wichtigkeit ab
– so kennen z.B. Fischer mehr Termini für Fische als Nicht-Fischer.
Es gibt semantische Domänen, die in allen Kulturen vorhanden sind
– z.B. Domänen „Verwandtschaft“, „Körper(teile)“, „Farben“).
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Sprache, Wahrnehmung und Kultur
Die Analyse semantischer Domänen lässt begründete Schlüsse auf die
Struktur und Relevanz bestimmter kultureller Bereiche zu.
Folglich spiegeln bestimmte Aspekte von Sprache die Kultur ihrer
Sprecher/innen wider.
Eine bekannte Hypothese zum Zusammenhang von Sprache, Wahrnehmung
und Kultur - die Sapir-Whorf-Hypothese - geht noch weiter:
Sprache beeinflusst die Wahrnehmung und die Gedankenstruktur ihrer
Sprecher/innen und bestimmt daher ihre Kultur bzw. wesentliche
Teilbereiche von Kultur – z.B. Vorstellungen über Zeit und Raum.
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… Sapir-Whorf-Hyothese
•
Die Sapir-Whorf-Hypothese wurde nie von Sapir und Whorf gemeinsam
formuliert!
•
Sapir: Worte, die wir verwenden, implizieren konzeptuelle Kategorien; sie
prägen die Art und Weise, in der wir die Welt wahrnehmen.
Denk- und Wahrnehmungsprozesse werden durch die Eigenheiten der
Sprache, die man spricht, strukturiert und in gewisser Weise gesteuert.
Jede Sprache ist ein Spiegel der sozialen Wirklichkeit und exklusiv; keine
Sprachen sind sich so ähnlich, dass sie dieselbe soziale Wirklichkeit
widerspiegeln
Whorf ging einen Schritt weiter und behauptete, dass die Weltsicht einer
Person von ihrer Sprache nicht nur beeinflusst, sondern determiniert wird.
Die Wirklichkeit, wie sie uns erscheint, ist dass Produkt der Kategorien, die
unserer Wahrnehmung und unserem Denken von der Sprache, die wir
sprechen, aufgezwungen werden.
•
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… Sprache, Wahrnehmung und Kultur
•
Beispiel: Zeitvorstellungen (Whorf, Studien der 1930/40er Jahre)
Annahme: Durch Sprache wird die Zeitvorstellung bestimmt
Vergleich: Westliche Vorstellung von Zeit und Vorstellung der Hopi von Zeit
Westliche Welt: wir denken über Zeit in räumlichen Metaphern (eine lange
Zeit, eine kurze Zeit), legen Zeiteinheiten fest (Tage, Stunden), als ob diese
Einheiten die gleichen Messqualitäten hätten wie abgrenzbare, sichtbare
Einheiten (z.B. Äpfel und Birnen); und wir klassifizieren auf einem linearen
Kontinuum Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft.
Hopi: Der Begriff der Zeit wird in der Hopi-Sprache eindeutig anders
aufgefasst als beispielsweise im Deutschen oder Englischen. Zeit wird nicht
in Tempi (Imperfekt, Perfekt usw.) und nicht in räumlichen Metaphern
ausgedrückt, sondern Ereignisse werden als sich kontinuierlich entfaltend
formuliert und wahrgenommen.
? Aber: Determiniert die Sprache der Hopi tatsächlich ihre konkrete,
tagtägliche Zeitvorstellung?
!  sicher nicht absolut  es besteht vielmehr eine wechselseitige
Einflussnahme!
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… Sprache, Wahrnehmung und Kultur
Weitere Beispiele dafür, dass Sprache, Wahrnehmung und Kultur sich
wechselseitig beeinflussen:
 räumliche Vorstellungen


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z.B. australische Aborigine-Gruppe, die keine relativen
Präpositionen ("vor", "hinter", "neben" usw.) kennt, sondern
nur vier unseren Himmelsrichtungen grob analoge
Himmelsrichtungen, um die Position zweier Dinge
zueinander zu beschreiben;
z.B. Sprachen von Inselbewohnern, in denen es oft nur
„meerzugewandt“ und „meerabgewandt“ als Termini für
Positionsbestimmung gibt.
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… Sprache, Wahrnehmung und Kultur
Kritische Reflexion zur Sapir-Whorf-Hypothese:
Es besteht eine nachgewiesene Beziehung zwischen Sprache,
Denken, Wahrnehmung und Kultur/Weltsicht.
Die Frage ist allerdings, wie wichtig der Faktor Sprache ist.
Sicher prägt nicht Sprache allein Kultur. Insofern sie es tut, handelt es
sich um Einflussnahme, nicht um Determinierung! Auch sind umgekehrte
Richtungen der Einflussnahmen (Kultur  Sprache) und Wechselwirkungen zu berücksichtigen.
Denn
• Weltbilder wandeln sich schneller als Sprachen.
• Unterschiedliche Weltbilder gibt es auch bei sprachlicher
Verwandtschaft.
• Ähnliche, gemeinsam geteilte Weltsichten sind auch im Falle
von Bi- und Multilingualität gegeben.
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(4) Soziolinguistik
Die Soziolinguistik untersucht, in welcher Form das Sprechverhalten von
kulturellen Faktoren und dem sozialen Kontext (einschließlich Ziele der
Sprecher/in, Anwesenheit Dritter, u.a.) beeinflusst wird.
Sprechweisen können benutzt werden, um sich selbst darzustellen und in subtiler Weise
Rang- und Statusunterschiede deutlich zu machen (z.B. zwischen ethnischen Gruppen,
unterschiedlichen Klassen, Männern und Frauen usw.)
Beispiele: Soziale Dimension von Sprache
- Anredeformen (z.B. Anreden, wie z. B. „Du“ und „Sie“ im Deutschen, im Kreise von
Gleichaltrigen, Jüngeren und Älteren, Freunden, Geschäftsleuten usw.);
- Männer-/Frauensprachen (z.B. bestimmte Gruppen in China - Männer und Frauen
benutzen unterschiedliches Vokabular);
- Respekt- und Höflichkeitssprachen (Bsp. Java: unterschiedliche Sprachniveaus
von Adeligen/hochrangigen Personen und einfachen Bürgern, Älteren und Jüngeren
usw.);
- Namentabus (Namen von Verstorbenen dürfen nicht genannt werden).
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Zur nächsten Stunde Kapitel 4 des Lehrbuchs (Seiten 65-82) lesen !
 „Enculturation and the Life Cycle“
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