Grundbegriffe und Definitionen von Kultur Gliederung: 1. Zentrale Felder interkulturellen Handelns 2. Definitionen von Kultur 3. Anforderungen interkulturellen Handelns 4. Kulturstandards am Beispiel deutsch-amerikanischer Begegnung Themenfelder interkultureller Forschung 1. Migration 2. Akkulturation / Reintegration 3. Kulturschock 4. Kulturelle und soziale Identität / Intergruppenverhalten 5. Vorurteile / Ethnozentrismus 6. Interkulturelle Wahrnehmung 7. Interkulturelle Kommunikation 8. Interkulturelles Lernen 9. Interkulturelle Kompetenz 10. Interkulturelles Konfliktmanagement 11. Interkulturelle Eignungsdiagnostik 12. Interkulturelles Training 13. Plurikulturelle Arbeitsgruppen Praxisfelder interkulturellen Handelns 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. Expatriate (mit Familie) Personalverantwortliche in Unternehmen Fachkräfte für Marketing, Werbung und Kundenbetreuung in internationalen Unternehmen Entwicklungszusammenarbeit Militär Sicherheitsdienste Migrations- und Integrationsfachkräfte Fachkräfte in Behörden und Verwaltungen mit Kontakten zu Ausländern Wissenschaftler mit internationalen Forschungskooperationen Leiter internationaler Arbeitsteams Fachkräfte in der psychotherapeutischen und medizinischen Versorgung Diplomatischer Dienst Führungskräfte und Mitarbeiter in internationalen Merger- & Akquisitionsunternehmen Pädagogisches Fachpersonal in Bildungseinrichtungen mit hohem Ausländeranteil Fachkräfte im Bereich des internationalen Schüler-, Jugend, Praktikanten-, Studenten- und Fachkräfteaustausches Fachkräfte im Bereich des Rechtswesens Politiker im nationalen und internationalen Kontext Fachkräfte in international tätigen Organisationen (Gewerkschaften, Berufsverbände, Kirchen, Sport, etc.) Literatur dazu: Thomas, A., Kammhuber, S. & Schroll-Machl, S. (Hrsg.). (2003). Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kooperation. Band 2: Länder, Kulturen und interkulturelle Berufstätigkeit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Frage: Was ist Psychologie? Antworten: 1. Psychologie ist die Wissenschaft vom menschlichen Verhalten und Erleben. 2. Psychologie ist die Wissenschaft von den seelischen Grundlagen, Verlaufsprozessen und Wirkungen menschlichen Verhaltens. 3. Was sind die Funktionsbereiche? (1) Wahrnehmung (Rezeption) (2) Denken (Kognition) (3) Empfinden (Emotion) (4) Handeln (Aktion) „Kultur ist die Gesamtheit der Formen menschlichen Zusammenlebens“ Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ der UNESCO, 1996 Definition von Kultur 1. Unter „Kultur“ versteht man den vom Menschen geschaffenen Teil der Umwelt. 2. Kultur ist ein universelles Phänomen. 3. Alle Menschen leben in einer spezifischen Kultur und entwickeln sie weiter. 4. Kultur manifestiert sich immer in einem für eine Nation, Gesellschaft, Organisation oder Gruppe typischen Bedeutungs-/Orientierungssystem. 5. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft, Gruppe usw. tradiert. 6. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller Mitglieder und definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft. 7. Das Orientierungssystem ermöglicht den Mitgliedern der Gesell-schaft ihre ganz eigene Umweltbewältigung. 8. Die Kultur strukturiert ein für die Bevölkerung spezifisches Handlungsfeld, das von geschaffenen und genutzten Objekten bis hin zu Institutionen, Ideen und Werten reicht. 9. Das kulturspezifische Bedeutungs- und Orientierungssystem schafft einerseits Handlungsmöglichkeiten und Handlungsanreize und schafft andererseits Handlungsbedingungen und setzt Handlungsgrenzen fest. 10. In diesem Bedeutungs-/Orientierungssystem werden die kulturell (nicht biologisch) bestimmten Anteile psychischer Prozesse durch zentrale Kulturstandards reguliert. Definition von Kultur Allgemeine Definition Kultur ist die Gesamtheit der typischen Lebensformen einer Bevölkerung. Diese basieren auf den sich wandelnden materiellen Gestaltungsformen der Umwelt, dem Wissen und der Nutzung gesetzmäßig ablaufender Naturprozesse, der Werte und Normen und der Methoden und Institutionen des Zusammenlebens. Handlungstheoretische Definition Die Kultur strukturiert ein für die Bevölkerung spezifisches Handlungsfeld, das von geschaffenen und genutzten Objekten bis hin zu Institutionen, Ideen und Werten reicht. Kultur bietet Handlungsmöglichkeiten, Handlungsanreize, setzt aber auch Handlungsbedingungen und Handlungsgrenzen. Kognitionspsychologische Definition Kultur ist ein generelles und universelles, für eine Gesellschaft, Nation, Organisation und Gruppe aber spezifisches Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft, Gruppe usw. tradiert. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller Mitglieder und definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Das Orientierungssystem ermöglicht den Mitgliedern der Gesellschaft ihre ganz eigene Umweltbewältigung. Definition von interkulturellem Handeln Interkulturelles Handeln findet in kulturellen Überschneidungssituationen statt, in denen der Handelnde sein eigenes, kulturspezifisches Orientierungssystem zur Handlungssteuerung in einem fremdkulturell strukturierten Handlungsfeld verwendet. Zur Vermeidung kulturell unangepassten Handelns und daraus resultierender Handlungsstörung bedarf es einer Veränderung und Erweiterung des eigenkulturellen Orientierungssystems in Richtung auf das fremdkulturelle Orientierungssystem. Definition von interkulturellem Lernen Interkulturelles Lernen findet statt, wenn eine Person bestrebt ist, im Umgang mit Menschen einer anderen Kultur deren spezifisches Orientierungssystem der Wahrnehmung, des Denkens, Wertens und Handelns zu verstehen, in das eigenkulturelle Orientierungssystem zu integrieren und auf sein Denken und Handeln im fremdkulturellen Handlungsfeld anzuwenden. Interkulturelles Lernen bedingt neben dem Verstehen fremdkultureller Orientierungssysteme eine Reflektion des eigenkulturellen Orientierungssystems. Interkulturelles Lernen ist erfolgreich, wenn eine handlungswirksame Synthese zwischen kulturdivergenten Orientierungssystemen erreicht ist, die erfolgreiches Handeln in der eigenen und in der fremden Kultur erlaubt . Thomas, A., Layes, G. & Kammhuber, S. (1998). General intercultural sensitizer für Soldaten der Bundeswehr. In Untersuchungen des Psychologischen Dienstes der Bundeswehr, Bd. 33 (S. 9-127). München: Verlag der Wehrwissenschaften Zentrale und periphere Regionen der Persönlichkeit in der Regulation interpersonaler Distanz bei Deutschen und Amerikanern A-TYP D-TYP HOCH GRAD DER ZUGÄNGLICHKEIT D A NIEDRIG 1 2 3 4 PERSÖNLICHKEITSSCHICHTEN 5 Von der Verhaltensbeobachtung zum Kulturstandard Verhaltensbeobachtung in kulturellen Überschneidungssituationen Deutsche Amerikaner Offen, freundlich, zugänglich, kontaktfreudig Amerikaner Deutsche Verschlossen, stur, abweisend, unzugänglich, reserviert Verhaltensbereich: Interpersonale Begegnung Verhaltensbereich: Interpersonale Begegnung Verhaltenskategorie: Distanzmanagement Verhaltenskategorie: Distanzmanagement Kulturstandard: Kulturstandard: A = Distanzminimierung D = Distanzdifferenzierung Kulturhistorische Verankerung: Kulturhistorische Verankerung: Einwanderungsgesellschaft Jeder braucht jeden zum Überleben Jeder ist potenzieller Koalitionspartner Alle Menschen sind gleich Ständegesellschaft Machtdistanz Traditionelle Status-Rollenbeziehungen Zugangsbarrieren Beachtung gesellschaftlicher Positionen