050623_Problemloesen

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Denken und Problemlösen, oder: Wie
komme ich weiter, wenn ich nicht mehr
weiter weiß?
Maja Razmadze
Daniel Schäufele
Benjamin Hepe
Marina Blum
Christiane Bentz
Überblick
I.)
II.)
III.)
IV.)
V.)
Denken: Grundsätzliches & Definitionen
Definition Problem
Einfaches Problemlösen
Eine Denksportaufgabe (für euch) 
Komplexes Problemlösen: Eigenschaften
eines komplexen Problems
VI.) Ursachen für Fehlleistungen
VII.) Psychologische Kulturvergleiche zum Thema
„Denken und Problemlösen“
VIII.) Mathematische Konzepte im Alltag und deren
Transfer
I. Denken: Grundsätzliches
Messproblem:
» Kann “Denken“ überhaupt zum
Gegenstand empirischer Forschung werden?
Phänomenologie des Denkens:
-Vergegenwärtigung
-Ordnungsleitung durch Begriffsbildung
-Selektivität
-Urteil und Entscheidung
-Persönlichkeit
-Reflexivität
Denker
Methoden der Denkpsychologie
» Selbstbeobachtung (Introspektion)
» Fremdbeobachtung (Verhaltensprotokolle,
Blickbewegungen, verbale Auskünfte)
» Computersimulation (“modelling“)
- Würzburger Schule
- Leipziger Schule
- Gestaltpsychologie
- Paradigmentheorie
Denken:
Definitionen (1)
» Bourne, Ekstrand & Dominowski (1971):
Denken ist
(a) ein komplexer, vielseitiger Prozess
(b) im wesentlichen intern ablaufend
(c) beinhaltet symbolische Repräsentationen von
Ereignissen und Objekten, die nicht unmittelbar
gegenwärtig sind
(d) wird durch ein externes Ereignis initiiert
(e) Funktion: Generierung und Kontrolle offenen
Verhaltens
Denken
Definitionen (2)
» Dörner (1976):
Denken ist Problemlösen, ist Umwandlung bestimmter
Sachverhalte mit Hilfe bestimmter Operatoren.
» Funke (2003):
Problemlösendes Denken erfolgt, um Lücken in einem
Handlungsplan zu füllen, der nicht routinemäßig
eingesetzt werden kann. Dazu wird eine gedankliche
Repräsentation erstellt, die den Weg vom Ausgangszum Zielzustand überbrückt.
Theorien zur Erklärung der PL
•
•
•
•
Assoziation: Umschichtung von Reaktionshierarchien
Gestalttheorie: Suche nach guten Gestalten
Psychoanalyse: Bewusstmachung unbewussten Inhalte
Funktionalismus: Informationsverarbeitung
Duncker (1935):
Methoden heuristischen Denkens
Situationsanalyse
Zielanalyse
|
|
|
Konfliktanalyse
Materialanalyse was will ich
warum geht
was kann ich
eigentlich?
es nicht?
brauchen?
was kann ich
entbehren?
Heuristik: Wenn in einer unbekannten Situation eine
Verhaltensentscheidung zu treffen ist, suche die ihr am meisten
ähnliche und tue das dort Bewährte!
Transformationsmethode
Transformationsmethode
Vergleich von
A zu B, um
Eine Liste der
Unterschiede zu
finden
L- ?
Problem gelöst
Reduktion?
Erfolgreich?
Problem gelöst
Reduktionsmethode
Reduktionsmethode
Suche nach einen
Operator, der L
reduziert
erfolgreich
Problem unlösbar
Operatoranwendung im
Moment gestiegen?
Operatoranwendung
Erfolgreich?
Produkt ist neues:
darauf Anwendung
der Tnansformationsmethode
Operatorenanwendungsmethode
Operatorenanwendung
Liste der
Unterschiede
Zu finden
L-?
Anwendung:
Operatorenanwendung
erfolgreich
Reduktion von L
erfolgreich
Problem unlösbar
Operatorenanwendung
auf
erfolgreich
Produkt ist neues
Darauf Anwendung
der Transformationsmethode
II. Problem:
Definition
• „Problem“ = Barriere zwischen Ist- und
Soll-Zustand, die durch Operator-Einsatz
überwunden wird
»Beispiel: Turm von Hanoi (= Sequentielles Problem:
– schrittweise Annäherung an den Zielzustand
– genaue Analyse des Suchraums möglich)
Mit solchen Aufgaben sind jeweils nur bestimmte
Erkenntnisse zu erzielen!
III. Einfaches Problemlösen
Turm von Hanoi (1)
minimale Zugzahl: 2n-1
Turm von Hanoi (2)
• Eine Version des Turm von Hanoi kann
bei
www.gratisgames.de
kostenlos herunter geladen werden.
Problem versus Aufgabe (2)
• Problem (Dörner)
» Spannung zwischen Ist- und Soll-Wert;
Barriere, die eine Transformation erforderlich
macht; produktiv
• Aufgabe
» geistige Anforderung, für deren Bewältigung
Methoden bekannt sind; reproduktiv
• wichtig hierbei: Vorwissensabhängigkeit
» Unterschied zw. Problem und Aufgabe ist von
Vorwissen abhängig, somit keine absolute
Eigenschaft des Problems selbst
Typologie von Problemen
• Ill-defined (schlecht definiert; z. B. mache das Wohnzimmer
schöner) vs. well-defined problems (gut definiert. z. B.
streiche das Wohnzimmer)
» analog zur Unterscheidung offener und
geschlossener Probleme
» ausschließlich in Hinblick auf die Zielsituation
definiert
Taxonomie eines Problems
» Nach Arlin
1. Problemtyp
2. Problemcharakter
3. Probleminhalt
4. Art der verlangten
Informationsverarbeitung
Problem ist eine Art von Barriere, die zwischen gegebenen Ist
und zu erreichenden Soll-Zustand besteht.
Die Barriere hängt vom Bekanntheitsgrad der Mittel
und der Klarheit der Zielkriterien ab.
•
•
•
•
•
Daraus ergibt sich vier Barriere:
K+B+ Interpolation; Bsp: Schach
K+B-: Synthese; Bsp: Denksportaufgabe
K-B+: dialektisch
K-B-: dialektisch & Synthese; Bsp: mache
Wohnung schöner, komplexe Probleme
• Dörner (1976) Problemlösen ist ein Prozess des
Auffinden eines zielführenden Wegs in einem
Labyrinth von möglichen Wegen (Änderung eines
Sachverhalts mit Hilfe der Operatoren)
• Operatoren: allgemeine Form einer Handlung,
Handlungsprogramm
• Sachverhalte: z. B. Zustände eines Autos
• Operatoren: z. B. Werkzeuge
Methode zur Erforschung einfachen PLs
• Die geforderte Überführung eines Ausgangs- in
den Zielzustand
• Mehrschrittigkeit dieser Anforderung
• Die eindeutige Feststellbarkeit der Zielerreichung
• Typisches Beispiel dafür ist der Turm von Hanoi,
bei dem das Ziel klar definiert ist.
Methoden zur Datenerhebung
• Verhaltensdaten
• Subjektive Angaben
• Fallbeispiel
• Experten-Novizen-Vergleich
• Verbalisierung:
-Methode des lauten Denkens
-Gedankenstichprobe
-Interview
-Gruppendiskussion
Kritik: Nicht alles abfragbar, Wissen ist in
Handlungen verpackt.
IV. Eine Aufgabe zur Entspannung
• Massai und Löwe:
Wir befinden uns in Afrika, Kenia am Lake Nakuru.
Dort treffen wir 3 Massai, die mit ihren 3 Löwen den
Fluss per Boot überqueren wollen. In dem Boot haben
maximal 2 Lebewesen (Massai, Löwe) Platz. Hat eine
Gruppe das andere Ufer erreicht, muss immer wieder
einer mit dem Boot zurückfahren, damit andere
nachfolgen können.
Es dürfen sich an jeder Uferseite nie mehr Löwen als
Massai befinden, da sonst die Löwen die Massai
auffressen.
Wie kommen alle sicher über den Fluss?
Situation
• 3 Massai
Situation
3 Löwen
Situation
Lake Nakuru
Lösung
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Ausgang: MMM LLL
Schritt 1: MM LL
Schritt 2: MMM LL
Schritt 3: MMM
Schritt 4: MMM L
Schritt 5: M
L
Schritt 6: MM LL
Schritt 7:
LL
Schritt 8:
LLL
Schritt 9:
L
Schritt 10:
LL
Schritt 11: ----
----
---M
ML
M
LL
L
MM
ML
MM
L
LL
L
LL
L
L
LLL
LL
MM LL
M
L
MMM L
MMM
MMM LL
MMM L
MMM LLL
Anmerkung
• Positive Emotionen wirken sich fördernd auf
kreatives Problemlösen aus.
• In guter Stimmung weitet sich der Blick:
- es werden sowohl mehr Unterschiede, als auch
mehr Ähnlichkeiten zwischen Objekten gesehen
- erhöhte geistige Flexibilität
Eigenschaften eines Sachverhalts
(nach Dörner, 1989)
(1) Komplexität
(2) Dynamik
(3) Vernetztheit
(4) Intransparenz
(5) Unkenntnis und falsch Hypothesen
(1) Komplexität
» abhängig von der Anzahl der Elemente und der Vielfalt
der Verknüpfungen im jeweiligen Realitätsbereich
» ab einem gewissen Komplexitätsgrad sind
komplexitätsreduzierende Maßnahmen
erforderlich (wegen begrenzter Ressourcen!)
– Abstraktion: Ausklammerung bestimmter Merkmale
– Komplexbildung: Zusammenfassung einzelner
Komponenten zu einem
(2) Dynamik bzw. Eigendynamik
• (autonome) Veränderungen der Situation über
die Zeit hinweg, ohne Zutun des Problemlösers
• erzeugt Zeitdruck
• verlangt Abschätzen von Entwicklungen
• Bsp.
Problemlösen unter Zeitdruck
(3) Vernetztheit
• Eingriffe an einer Stelle des Systems erzeugen Effekte
an weit entfernten Systempunkten
• keine isolierte Beeinflussung einzelner Variablen
möglich!
• Notwendigkeit von Nebenwirkungsanalysen
• Bsp.:
» Grundwasser-Entnahmen
» komplexe Ökosysteme
(4) Intransparenz
• weder sind alle beteiligten Variablen bekannt noch sind
von allen bekannten Variablen deren Ausprägungen
bekannt
• keine direkte Feststellung beteiligter Merkmale
(5) Unkenntnis und falsche Hypothese
Beim Operieren einer komplexen und dynamischer
Situation sind zu berücksichtigen:
• gegenwärtiger Zustand der Situation
• zukünftiger Zustand
• voraussichtliche Veränderungen der Situation in
Abhängigkeit von best. Eingriffen
Realitätsmodell
R. – die Gesamtmenge der Annahmen im Kopf
eines Akteurs, die sich auf die einseitigen oder
wechselseitigen, einfachen oder komplizierten
Zusammenhänge der Variablen eines Systems
beziehen
 explizit (jederzeit abrufbar)
 Implizit („Intuition“)
Stationen des Planens und Handelns
•
•
•
•
•
Zielausarbeitung
Modellbildung und Informationssammlung
Prognose und Extrapolation
Planen, Entscheidung, Durchführung der Aktion
Effektkontrolle und Revision der
Handlungsstrategien
Gedächtnismodell sensu Dörner (1976)
• Heuristische Struktur (HS)
» (a) Analysator für Eigenschaften und
Probleme
» (b) Speicher für Lösungsmethoden
(„Heurismen“)
» (c) Kontrollsystem zur Erfolgsbestimmung
• Epistemische Struktur (ES)
» enthält Wissen über Realitätsbereiche,
„Datenbasis“
» organisiert als „aktiver semantisches
Netzwerk“
Je nach Problemstellung ändert sich der prozentuale Anteil der
Aufgabenteilung der beiden Strukturen
Kritik der klassischen Problemlöseforschung 1/2
• Fachimmanente Ursachen
» Simplizität der Problemstellungen
– Denksportaufgaben
– Rätsel
» Krise der Intelligenzforschung
– mangelnde Prognoseleistung für wichtige
Bereiche (Arbeit, Politik)
– Schulnoten-Bezug zu alltagsfremd
– Faktorenanalyse als Methode diskreditiert
– hypothesentestende vs. -generierende
Verfahren
Kritik der klassischen Problemlöseforschung 2/2
• Gesellschaftliche Randbedingungen
» Schock durch “Ölkrise” 1972
» zunehmend sichtbar werdende
Umweltkatastrophen
» unübersehbar: Hungersnöte, Armut,
Kriegsgefahren, Bevölkerungswachstum
» keine Antwort der Problemlöseforschung auf
die anthropologische Frage:
– Ist der Mensch unfähig zum Umgang mit
einer immer komplexer werdenden Umwelt?
V. Komplexes Problemlösen
Entstehungsgeschichte
» Entstanden als Reaktion auf das seit Anfang der
70er Jahre spürbare Unbehagen mit
klassischem Problemlösen: zu simpel, zu wenig
realitätsnah
» Vorschlag von Dietrich Dörner (Bamberg):
Verwendung von computersimulierten Szenarien
als neuartiges Reizmaterial für
denkpsychologische Forschung
» Verfügbarkeit von Großrechnern zunächst in
Rechenzentren, später (als Kleinrechner) in
psychologischen Laboratorien
Forderung
• Bei der Erfassung der operativen Intelligenz soll
neben der Genauigkeit und der Geschwindigkeit
auch noch ein operativer/strategischer Moment
erfasst werden:
– Umsicht (Antizipation von Neben- und
Fernwirkungen)
– Steuerungsfähigkeit der kognitiven
Operationen
– Verfügbarkeit von Heurismen
– „Weisheit“
Definition KPL 1/2
» nach Dörner et al. (1983, p. 26):
» “Ein Akteur soll den Zustand eines Realitätsausschnitts
hinsichtlich mehrerer Kriterien optimieren (Polytelie).”
» “Dabei ist z.T. offen, hinsichtlich welcher Kriterien
diese Optimierung erfolgen soll.”
» “Außerdem herrscht beim Akteur Unkenntnis über
Teile des Realitätsausschnitts und selbst die bekannten
Merkmale sind nicht alle auch feststellbar; es sind
intransparente Teile vorhanden.”
» “Der Realitätsausschnitt ist komplex, d.h. der Akteur
kann in der ihm zur Verfügung gestellten
Entscheidungszeit selbst diejenigen Merkmale des
Realitätsausschnitts nicht feststellen und verarbeiten,
die an sich feststellbar sind, da deren Zahl zu groß ist.”
Definition KPL 2/2
» nach Frensch und Funke (1995, p. 18)
– “CPS occurs to overcome barriers between a given
state and a desired goal state by means of behavioral
and/or cognitive, multi-step activities.”
– “The given state, goal state, and barriers between
given state and goal state arecomplex, change
dynamically during problem solving, and are
intransparent.”
– “The exact properties of the given state, goal state,
and barriers are unknown to the solver at the outset.”
– “CPS implies the efficient interaction between a solver
and the situational requirements of the task, and
involves a solver’s cognitive, emotional, personal, and
social abilities and knowledge.”
Szenarien als Reizmaterial
• Bsp. FIRE FIGHTING (Brehmer sowie
Omodei & Wearing)
» System realisiert in Echtzeit einen Waldbrand
» VP muss aus der Ferne die Einheiten steuern und
Einsatzbefehle geben
» hervorragend geeignet zur Analyse von
Entscheidungen unter massivem Zeitdruck und
mit massiven Feedback-Problemen
FIRE FIGHTING
Eigenschaften eines komplexen Problems 1/3
• Komplexität
» Die Systeme bestehen aus sehr vielen verschiedenen
Variablen
» Konsequenz: Die Verarbeitungskapazität des
Problemlösers wird überschritten, daher besteht die
Notwendigkeit der Informationsreduzierung
• Vernetztheit
» Diese Variablen sind untereinander stark vernetzt
» Konsequenz: Der Problemlöser muss die
(wechselseitigen) Abhängigkeiten zwischen den
beteiligten Variablen berücksichtigen, daher besteht die
Notwendigkeit zur Modellbildung und
Informationsstrukturierung
Eigenschaften eines komplexen Problems 2/3
• Eigendynamik
» Das System entwickelt sich auch ohne Zutun des
Akteurs weiter
» Konsequenz: Es steht nur begrenzt Zeit zum
Nachdenken zur Verfügung, daher besteht die
Notwendigkeit rascher Entscheidungen aufgrund
oberflächlicher Informationsverarbeitung
• Intransparenz
» Die Informationen, die der Akteur für seine
Entscheidungen braucht, sind nicht vollständig
zugänglich (z.T. aus prinzipiellen Gründen, z.T. aus
Zeitgründen)
» Konsequenz: Es besteht die Notwendigkeit aktiver
Informationsbeschaffung
Eigenschaften eines komplexen Problems 3/3
• Polytelie
» Es ist nicht nur ein Kriterium zu optimieren,
sondern es müssen viele, gelegentlich
einander widersprechende Bedingungen
beachtet werden
» Konsequenz: Der Problemlöser muss eine
differenzierte Zielstruktur mit Regeln zur
Konfliktlösung aufbauen und es besteht die
Notwendigkeit mehrdimensionaler
Informationsbewertung
Lohhausen-Studie (Dörner et al., 1983)
• Simulationssystem:
» ca. 2000 Variablen simulieren Vorgänge in einer
Kleinstadt; VP soll Rolle eines Bürgermeisters
für 10 simulierte Jahre einnehmen, verteilt auf
mehrere Sitzungen von direkte Interaktion mit
dem System möglich; 48 studentische VP,
Datenanalyse beruht im wesentlichen auf dem
Vergleich der 12 Besten mit den 12 Schlechtesten
Lohhausen
Lohhausen: Grobstruktur & Ergebnisse (1)
Lohhausen: Grobstruktur & Ergebnisse (2)
LOHHAUSEN: zentraler Befund
• Testintelligenz ist kein Prädiktor für die Leistung im
Bürgermeister-Spiel!
• ebenfalls nicht prädiktiv: Motivation, Testkreativität,
Geschlecht, Alter, Studienfach, Vorbildung
• Erfolgs-Prädiktoren:
» Selbstsicherheit; Extraversion; Streben nach sinnvoller
Informationssuche (“kontrollierte diversive
Exploration“); Umschalten zwischen fluktuierendem
und fokussierendem Denken (“Steuerungsfähigkeit
der Divergenz (breites Spektrum) –Konvergenz
(Fokussieren) -Hemmschwelle“)
VI. Beobachtete Fehlleistungen
– mangelnde Konkretisierung des Handlungsziels
» Bsp.: Führungskräfte verwenden bei MORO im Schnitt 31 Minuten
für die Zielausarbeitung, Studierende ca. 16 Minuten (vgl. Schaub
& Strohschneider, 1992)
– mangelnde Balancierung gegenläufiger Ziele
» kann nur durch Reduktion des Anspruchsniveaus für mind. eines
dieser Ziele bewältigt werden
– reduktive Hypothesenbildung, d.h. komplex bedingte
Wirkungen werden auf eine Ursache reduziert
» Bsp.: wovon hängt Zufriedenheit der Bevölkerung ab?
– mangelnde Hintergrundkontrolle, d.h.
Vernachlässigung von Neben- und Fernwirkungen
» Bsp.: Übergänge zwischen verschiedenen Aktivitäten bei guten und
schlechten Problemlösern
» Unzulänglichkeiten beim Erfassen von zeitlichen Abläufen
» Bsp.: AIDS-Fallzahlen
» Bsp.: nicht-linearer Verlauf
Vier Ursachen für Fehlleistungen (1)
(nach Dörner, 1989)
– Ökonomietendenzen
» Die Begrenztheit der Ressource „bewusstes Denken“ in
komplexen Situationen führt unweigerlich zu einer Reduktion
der verfügbaren Informationen. Diese Reduktion wird durch
vereinfachte Kausalmodelle, Verzicht auf die Betrachtung von Fernund Nebenwirkungen sowie die Linearisierung von zeitlichen
Entwicklungen erreicht.
– Überwertigkeit des aktuellen Motivs
» Obwohl sich aus den Ökonomietendenzen unmittelbar eine
Überbewertung der aktuellen Motivlage ergeben sollte, wird
dies als eigenständige Ursache von Fehlleistungen im Sinne
reduzierter Informationsverarbeitung benannt.
Vier Ursachen für Fehlleistungen (2)
(nach Dörner, 1989)
– Schutz des eigenen Kompetenzempfindens
» Für kognitionspsychologische Modelle zum Problemlösen
neu ist die Annahme, dass der Schutz des eigenen
Kompetenzempfindens das Suchen und Berücksichtigen
von Informationen beeinträchtigt, die die Vorstellung über
die Realität und damit die Grundlage der
Handlungsfähigkeit falsifizieren könnten.
– Vergessen
» Vor allem emotional positiv oder negativ gefärbte
Ereignisse bleiben erinnerbar, emotional neutrale
Ereignisse jedoch weniger. Da in komplexen dynamischen
Umwelten häufig die neutralen Ereignisse bedeutsame
Informationsträger sind, führt das dazu, dass
Informationen über wichtige Zusammenhänge
häufig gar nicht verfügbar sind.
Taxonomie von Funke (1990)
» Personenmerkmale
– kognitive Merkmale
– emotionale und motivationale Merkmale
– Persönlichkeitsmerkmale im engeren Sinn
» Situationsmerkmale
– Transparenz des Systems
» Grad der Zugänglichkeit zu Systemvariablen und ihren Zuständen
» direkte Zugänglichkeit vs. Vl-vermittelte Infos
– Aufgabenstellung
» z.B. Identifizieren vs. Steuern
» Aufgabenmerkmale
– formale Aspekte
» bestimmen Schwierigkeit des Systems unabhängig von seiner
semantischen Einkleidung
– inhaltliche Aspekte
» Vorwissensaktivierende Elemente wie Variablen-Ettiketten,
Rahmengeschichte, etc.
VII. Psychologische
Kulturvergleiche zum Thema
„Denken und Problemlösen“
• Stefan Strohschneider als bekanntester deutscher
Vertreter auf dem Gebiet der Kulturpsychologie
• Fordert Berücksichtigung der Kultur bei
psychologischen Studien über
Problemlösestrategien
• Strohschneider, Stefan (2001): Kultur – Denken –
Strategie. Eine indische Suite. Bern: Hans Huber.
Inhalt: Der Vergleich von deutschen und indischen
Versuchspersonen bezüglich dem Thema
Denken und Problemlösen
Gliederung
1.
2.
3.
4.
Ziele
Erhebungsinstrumente
Ergebnisse
Kritik
1.
Ziele
• Es soll verdeutlicht werden, welche verschiedenen
Formen das menschliche Denken beim Umgang
mit verschiedenartigen Problemen annehmen
kann
• Entwicklung einer Theorie, welche Aspekte der
kulturellen Umwelt für derartige Unterschiede
verantwortlich sind
• Darstellung der Art und Weise, wie kulturelle
Aspekte das Denken beeinflussen
2.
Erhebungsinstrumente
Durchführung verschiedener Testreihen:
a) Planen bei alltagsnahen Problemstellungen
b) Computersimulation MORO
c) MANUTEX – ein Kleinbetrieb muss saniert
werden
d) Tückische Objekte
2.
Erhebungsinstrumente
a) Planen bei alltagsnahen Problemstellungen
• Schriftliches, halbstrukturiertes Verfahren zur
Erfassung verschiedener Aspekte des
Planungsverhaltens
• Es werden verschiedene problematische
Situationen (Fehlverhalten des Sohnes,
Rechtsstreit mit Nachbar,
Wohnungskündigung) geschildert, in die sich
die Vpn (Studierende) hineinversetzen sollen
• Es wird analysiert, wie sich die Probanden in
den Situationen verhalten würden.
2.
Erhebungsinstrumente
b) Computersimulation MORO
• Die Vpn (Studierende) sollen in Form einer
Computersimulation Entwicklungshilfe bei
einem Stamm in Burkina Faso leisten.
• In einem Zeitraum von 20 Jahren (2 Stunden)
soll die Lebenssituation der Moro nachhaltig
verbessert werden
• Handhabung neu auftretender Probleme:
•
•
•
•
Gesundheitsversorgung
Nahrungsknappheit
Überbevölkerung
Überweidung...
2.
Erhebungsinstrumente
c) MANUTEX – ein Kleinbetrieb muss saniert
werden
•
•
Die Teilnehmer (Studierende) wurden mit der
Leitung einer kleinen malaysischen
Textilmanufaktur beauftragt
Ziel war, die finanzielle Situation der Firma
verbessern, neue Arbeitsplätze zu schaffen und
möglichst gute Gehälter zu zahlen
2.
Erhebungsinstrumente
d) Tückische Objekte
• Sogenannte „Reparaturprobleme“, die von den
Vpn gelöst werden sollen
• Gegenstände werden zerlegt und sollen wieder
zusammengebaut werden
–
–
–
•
Gummibox
Bauklotzschachtel
Magnetkugelproblem
Vpn waren deutsche Mitarbeiter einer Firma
von Porenbetonbauteilen und indische
Mitarbeiter eines Zementwerks in Nordindien
3.
Ergebnisse
Werte und Inhalte einer Kultur
beeinflussen die Art, wie
Probleme gelöst werden. Die zugrunde
liegenden
Informationsverarbeitungsprozesse
sind aber dieselben.
3.
Ergebnisse
Unterschiedlicher Umgang mit Problemen:
• Deutsche Teilnehmer explorieren gründlicher,
haben höheren Bedarf an zusätzlichen konkreten
Informationen. Die deutschen Vpn fragen
insgesamt mehr nach.
• Indische Problemlöser fordern mehr
Kontextinformationen, außerdem wenden sie eher
problemraumerweiternde Strategien an und
versuchen, die Zielkriterien zu lockern.
3.
Ergebnisse
Strategien bei den Computersimulationen:
• Indische Teilnehmer:
– Feedback-orientiert (MORO)
– Defensiv-inkrementell (MANUTEX)
• Deutsche Teilnehmer:
– Feedforward-orientiert (MORO)
– Expansiv (MANUTEX)
3.
Ergebnisse
Allgemein:
• Deutsche Vpn handeln kontrollorientierter.
• Indische Vpn passen sich eher an die gegebene
Situation an.
3.
Ergebnisse
Strohschneiders Interpretation:
Kulturelle Merkmale beeinflussen die
Problemlösestrategie.
Beispiele:
• Planbarkeit und Berechenbarkeit der Umwelt
• Kultureller Individualismus
• Soziale Hierarchisierung und Kontrollspanne
• Kollektivismus, Verbindlichkeit sozialer Normen
• Verfügbarkeit von Ressourcen
3.
Ergebnisse
Theorie über den Zusammenhang von kulturellen
Merkmalen und Problemlösestrategien:
Hier will ich noch ABB 31 (Strohschneider 2001: 279)
einfügen
3.
Ergebnisse
• Zur Frage, wie kulturelle Aspekte die
Problemlösestrategien beeinflussen:
• Die kulturellen Merkmale, die die
Problemlösestrategie beeinflussen, werden nicht
als deterministisch angesehen. Sie sind
unbewusst in bestimmten Fähigkeiten und den
kognitiv-weltanschaulichen Grundannahmen
repräsentiert.
4.
Kritik
Eure Meinung ist gefragt!
4.
Kritik
• Der kulturelle Kontext wird durch die
verwendeten Erhebungsinstrumente nicht
ausreichend beachtet. Dies kann zu
Fehlinterpretationen führen.
• So erscheint der Zusammenhang zwischen den
kulturellen Merkmalen und ihren Auswirkungen
auf Problemlösestrategien etwas willkürlich.
• Die regionale Verallgemeinerung der Ergebnisse
auf die nationale Mentalität von Indern und
Deutschen ist kritisch zu betrachten.
4.
Kritik
• Das Verhalten in Testsituationen gibt nicht
zwingend die Problemlösestrategien wider, die
im Alltag verwendet werden. Der situative
Kontext ist anders.
VIII. Mathematische Konzepte
im Alltag
und deren Transfer
Gliederung
1.
Einführung in Fragestellung
& Kritik an den Entwicklungsmodellen von Piaget
2.
2.1
2.2
2.3
Begriffsklärung: „Konzept“ (nach Vergnaud)
Invarianten
Setting & Ausweitung eines Konzepts
Symbolsysteme
3.
Untersuchungen zu Transferleistung von
mathematischen Konzepten
3.1 Untersuchung mit Kindern im informellen
Wirtschaftsektor & im Schulalltag
3.2 Prozedurales vs. Konzeptuelles Wissen im
Arbeitsalltag von Erwachsenen
1.Einführung in die Fragestellung
Leitfrage:
Wie ist es möglich dass Personen wissen wie man
in einem sozialen Kontext ein Problem löst, oft
nicht in der Lage sind das gleiche Problem in
einem anders ausfallenden Setting ebenso gut zu
lösen?
Kritik an den Entwicklungsmodellen von Piaget
- Unterschiede in der Leistung der Einzelnen in den
verschiedenen lebensweltlichen Kontexten kann
nicht erklärt werden.
- Den klassischen Modellen fehlt der theoretische
Rahmen, um die erlernten Konzepte in
Verbindung mit den Umständen in denen sich der
Lernprozess vollzieht zu bringen. (Kontext des
Lernprozesses fehlt)
- Die unterschiedlichen Problemlösestrategien oder
Wissensbestände einzelner Personen in sozialen
Kontexten oder Wissensdomänen widersprechen
den theoretischen Entwicklungsstrukturen wie sie
Piaget beschreibt.
2. Begriffsklärung „Konzept“:
• Nach Vergnaud enthält und besteht ein Konzept
notwendigerweise aus einigen Invarianten welche
das Problem oder Konzept konstituieren und
definieren.
• Konzepte werden in symbolische
Repräsentationen übersetzt.
• Der Kontext verleiht dem Konzept und seinen
symbolischen Repräsentationen ihre Bedeutung.
2.1 Invarianten eines Konzepts
Mathematisches Beispiel:
Im mathematischen Konzept der Addition korrespondieren die
Invarianten mit den Gesetzmäßigkeiten der Addition:
z.B.: Das Distributivgesetz:
Ben bekommt folgende Aufgabe gestellt:
1.) Marry hat 3 Murmeln und bekommt 5 weitere von
ihrem Vater geschenkt. Wie viele Murmeln hat Marry
jetzt?“
Ben löst das Problem indem er 5 mit 3 addiert und
erkennt somit die Invariante des Konzepts.
5+3= 8 aber auch 3+5= 8 (dreht Additionsreihenfolge)
Dieses Gesetz lässt sich in jeder beliebigen
Additionsaufgabe anwenden, egal in welchem
Kontext sie sich stellt.  Invariante
2.2 Setting und Ausweitung von Konzepten
Wenn zwei Personen nun dieselben Invarianten in zwei
unterschiedlichen Kontexten erlernen, haben sie nach
Vergnaud´s Theorie ein unterschiedlich ausgedehntes
Konzept.
Beispiel: Ben bekommt erneut eine Aufgabe gestellt
„Marry hat drei Murmeln aber 9 weniger als Patricia,
wie viele Murmeln hat dann Patricia?“
Ben kann Transferleistung der Invarianten auf die neue
Situation nicht leisten, obwohl dieselben mathematischen
Regeln zur Lösung dieser Aufgabe führen wie im vorher
beschriebenen Fall.
Die jeweilige Situation bestimmt das konzeptuelle
Verständnis der Aufgabe
Ausdehnung des Konzepts ist von der jeweiligen
Situation abhängig
2.3 Symbolsysteme
- Ein Konzept benötigt notwendigerweise eine Art der
Repräsentation damit eine Person damit arbeiten oder
darüber mit anderen kommunizieren kann.
- Verschieden Repräsentationsmodelle erfassen dabei
verschiedene Aspekte eines Konzepts.
Z.B: mündlich, schriftlich, Vorzeichen, Ziffern
Bsp.: -5 Grad Celsius
Vorzeichen gibt Auskunft über Defizit
Zahl gibt Auskunft über Größenordnung
Grad Celsius lebensweltliche Einordnung
 auch Symbolsystem verantwortlich für Ausdehnung
des Konzepts
3. Untersuchungen zur Transferleistung von
mathematischen Konzepten
80er Jahre: Carraher, Carraher und Schliemann
untersuchen anhand Vergnauds Modell „within subject“
Unterschiede und den Transfer von Wissen von einer
Situation auf die Nächste.
3.1 Untersuchung mit Kindern im informellen
Wirtschaftssektor & im Schulalltag
Frage 1: Schlägt sich das verwendete Symbolsystem auf
die Lösungsstrategie und deren Erfolg aus, ( z.B.
in dem verschiedene Invarianten konstruiert
werden)
Frage 2: Bestimmt Setting, welches symbolische System
zur Problemlösung verwendet wird?
1. Studie:
Fragestellung: Bestimmt symbolische Repräsentation den
Erfolg beim Problemlösen?
5 Kinder: informeller Wirtschaftssektor, Alter: 9-15
Schulbildung: 1-8.Klasse
Aufgabe:
Lösen der selben arithmetischen Aufgaben im
informellen Wirtschaftsektor und in der Schule
unter Verwendung von verschiedenen
Symbolsystemen.
A) Auf dem Markt wurden Wahren im Wert von 40 Cr$
erstanden und mit 500 Cr$ bezahlt.
Aufgabe also: 500-80 Cr$= 420 Cr$ Wechselgeld
wird mental durch Aufaddieren von Differenzen zu
98 % richtig gelöst.
B) In der Schule wird selbes Problem schriftlich durch
Algorithmus dargestellt:
500
- 80
420
Mit dem formalen schriftlichen Symbolsystem konnten
Aufgaben nur zu ca. 50 % richtig gelöst werden.
Ergebnis:
Starke qualitative Unterschiede lassen die
Schlussfolgerung zu, dass das verwendete Symbolsystem
(mündlich vs. schriftlich) starken Einfluss auf die
Leistung hat, sowie die Lösungsstrategie bestimmt.
2. Studie:
Fragestellung: Bestimmt Situation die Verwendung des
symbolisches Repräsentationsmodells?
- Schüler ohne Erfahrung in informellen
Wirtschaftssektor.
- Ihnen wurde es freigestellt welche symbolische
Repräsentation sie zur Lösung der Aufgabe verwenden
wollten.
Aufgabenstellung:
Es wurden 3 Interview Settings durchgeführt
• simulierte kommerzielle Transaktion
• ein mündlich gestelltes Problem
• und ein abstraktes Rechenbeispiel in schriftlicher Form
Ergebnis:
• 80 % lösten Aufgabe mündlich in simuliertem
Marktsetting
• 50% lösten Aufgabe verbal in mündlich gestellter
Aufgabe
• Und nur 15% versuchten Aufgabe mündlich zu lösen
als sie Aufgabe schriftlich vor sich liegen hatten
 Situation bestimmt das Repräsentationsmodell
• Allgemein waren oral vorgenommene Kalkulationen
in jedem Setting erfolgreicher als schriftliche.
• Auch die simulierten, lebensnahen Marktsituationen
wurden besser von den Kids gelöst als die abstrakten
Situationen.
Wie lassen sich die unterschiedlichen Resultate
erklären?
In der reellen Marksituation (mündlich) bleibt durch das
Aufaddieren von Differenzen & unter zur Hilfenahme
des Geldes der relative Wert der Mengen erhalten.
Während im schulischen Setting durch die Verwendung
des Algorithmus und der schriftlichen Repräsentation
der relative Werte der Mengen verloren geht.
Invarianten blieben zwar konstant, aber Symbolsysteme
unterschieden sich hinsichtlich der Erfassung des
Konzepts.
3.2 Prozedurales vs. Konzeptuelles Wissen im
Arbeitsalltag von Erwachsenen
• Die Analyse von Carraher und Schliemann hat die
mündlichen Strategien der Kinder bis dahin
ausschließlich als konzeptuelles Wissen verstanden, da
sie implizite Gesetzmäßigkeiten der Mathematik zur
Problemlösung benutzt haben.

Könnte es aber sein dass die Personen nur so handeln als
ob sie diese Gesetzmäßigkeiten kennen würden und
tatsächlich eigentlich nur memorierte Rechenwege/
Prozesse wieder abrufen, also kein Verständnis über die
Invarianten haben (entspricht prozeduralem Wissen)?
• Hatano (1982) führte aus dieser Fragestellung heraus die
Unterscheidung von Prozeduralen vs. Konzeptionellen
Wissen beim Lösen von mathematischen
Aufgabenstellungen ein.
Prozedurales Wissen: das Wissen das es dem Menschen
ermöglicht Operationen richtig auszuführen, jedoch
nicht dazu geeignet oder flexibel genug ist es auf andere
Situationen anzuwenden und es somit zu transferieren.
Konzeptuelles Wissen: zeichnet sich durch Flexibilität
und Transferierbarkeit aus.
Resnick (1986) These:
Außerhalb der Schule kann nur Prozedurales Wissen
erworben werden, komplexere Rechenvorgänge (z.B.
Proportionalität und Verhältnisse) sind zu komplex um
sie im lebensweltlichen Kontext zu begreifen.
Studien zeigen im Gegensatz dazu dass orale
Mathematik sehr flexibel ist, während schriftliche
Repräsentationsmodelle diesem Anspruch nicht
genügten.
Untersuchung von Carraher, Carraher und
Schliemann:
Kognitive Konzepte über Proportionalität von
Vorarbeitern im Arbeitsalltag.
Leitfragen:
Ist der soziale Kontext in welchem Konzepte erworben
werden ausschlaggebend dafür, ob Wissen prozedural
oder konzeptionell abrufbar ist?
Kann in lebensweltlichen Kontexten komplexes Wissen
erworben werden?
- Abgefragt wurde dabei speziell der Wissensbestand
von Vorarbeitern die keine schulische Instruktion in
das mathematische Problem von Verhältnis und
Proportion hatten.
- Der Unterschied der beiden Wissensformen soll dabei
anhand ihrer Flexibilität und Übertragbarkeit von
einer Situation zur nächsten ermittelt werden.
Studie: Brasilianische Vorarbeiter
- Umgang mit Blaupausen
- Personen (n=17)lernen im Beruf mit Skalen
umzugehen und nicht in der Schule.
- Dabei benutzen sie ausschließlich standardisierte
Skalen wie 1:100 oder 1:50 oder 1:20
- mussten mit Skalen rechnen die ihnen nicht aus
der Arbeitswelt vertraut waren
Aufgabenstellung:
- Testpersonen wurden Blaupausen gezeigt, auf deren
Basis sie auf die reelle Länge einer Wand schließen
mussten.
- Aufgabenstellung änderte gewohnte Rechenprozedur
um Transferleistung erkennen zu können.
- 2 Skalen aus Arbeitswelt, 2 unbekannte Verhältnisse
Bsp.:
9cm/ 3m = 15cm/ ?
( Skala : 1: 3,33)
Ergebnis:
34 % aller Personen verwendeten eine Strategie die im
Zusammenhang mit den arbeitsweltlichen Prozeduren
steht Hypothesentesten:
Lösungsweg:
- Skala (konstantes Verhältnis) wird nicht errechnet
- Standardisierte Skalen werden verwendet und
Abweichung vom Ergebnis/ dem reellen Gegenstand
überprüft.
Schlussfolgerung:
 Invarianten werden nicht erkannt
 Wissen kann nicht transferiert werden
 Lässt auf PROZEDURALES WISSEN von
Proportionen schließen.
Aufgabenstellung: 5cm/ 2m= 8cm/ ?
Lösungsstrategie 2: Discovering the relation (60%):
5cm/2m= 2.5 cm/ 1m
 3 Meter sind dann 7,5 cm
Person wiederholt Prozedur bis sie bei richtigem
Ergebnis angelangt ist.
- Verhältnis als Konstante wird erkannt
- Konzept lies sich auch auf unbekannte Skala
übertragen
 lässt auf prozedurales Wissen schließen
Ergebnis:
„ It can be concluded that both conceptual and procedural
knowledge may result from practice with solving
proportion problems in everyday life (Carraher,
Carraher, Schliemann 1988).“
- Grad der Schulbildung korrelierte zudem nicht mit
angewandter Lösungsstrategie.
 Frage: weshalb entwickeln einzelne Personen
unterschiedliche Wissensmodi im selben Kontext?
4. Fazit:
- „The nature of the knowledge used in Problemsolving
has clear implications for within-subject
variations…(Carraher, Carraher Schliemann 1988)“.
- Prozedurales und Konzeptionelles Wissen kann
sowohl im schulischen als auch lebensweltlichen
Kontexten entwickelt werden.
- Flexibilität und Transferierbarkeit sind Merkmale
Konzeptionellen Wissens.
Unterschiedliches Verhalten, Lösungswege
und Erfolg
werden also bestimmt durch:
.
a. Symbolsystem
abhängig von sozialem Kontext
b. Wissensmodus
Bezogen auf die vergleichende Ethnologie
- Flexibilität dient als Anhaltspunkt um die Frage zu
klären, welcher Wissensmodus einem bestimmten
Verhalten zu Grunde liegt.
- Zusammenhänge zwischen Konzept und
Wissensmodus sollte als theoretischer Rahmen
bei interkulturellem Vergleichen berücksichtigt werden.
Vielen Dank für eure
Aufmerksamkeit!
Literatur:
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Carraher, T. N., Carraher, D. W. & A. D. Schliemann
(1985), Mathematics in the street and in schools.
British Journal of Developmental Psychology, 3,
21 – 25
Dörner, D. (1976), Problemlösen als
Informationsverarbeitung, Stuttgart: Kohlhammer
Funke, J. (2003), Problemlösendes Denken. Stuttgart:
Kohlhammer
Lave, J. (1988). Cognition in practice. Cambridge:CUP
Smyth et al. (1994), Chapter 12 and 13
Saxe, G. & Gearhart, M. (1989). A developmental
analysis of everyday topology in unschooled straw
weavers. Ms
Strohschneider, S. (2001). Kultur – Denken – Strategie.
Eine indische Suite. Bern: Hans Huber.
Zusatzaufgabe 1
• War einst ein Bauer, der wollte einen Wolf, einen
Kohlkopf und eine Ziege ans andere Flussufer
Bringen, um alldort sein Glück zu machen. Sein
Kahn aber war so klein, dass er immer nur eins
hätte können hinüberbringen. Als er gerade ans
Werk gehen wollte, hielt er denn auch inne,
kratzte sich sinnend am Kopfe und sprach zu sich:
„Bring ich zuerst den Wolf ans andere Ufer, so
frisst mir die Ziege den Kohl. Transportier ich
aber selbigen als ersten, wird die Ziege vom Wolf
verschlungen.“
Bauer (A)
Wolf (B)
Ziege (C)
Kohlkopf (D)
Fluss
Lösung
• A bringt C über den Fluss und fährt alleine
zurück.
• A holt B und nimmt C wieder mit.
• A bringt D zu B hinüber und fährt alleine zurück.
• A bringt C zu B und D.
Zusatzaufgabe 2
• Verbindet diese 9 Punkte durch 4 Geraden, ohne
einmal abzusetzen!
Lösung
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