05.01.05, Lernen, Gedächtnis, Verhaltensmodifikation, B. Quednow

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Gedächtnis
Psychologische Intervention
Tutorium: Medizinische Psychologie
Boris B. Quednow
WS 04/05
Gedächtnissysteme
Gedächtnis
Explizites
Deklaratives
Implizites
Semantisches
Gedächtnis
Episodisches
Gedächtnis
Prozedurales
Gedächtnis
Priming
Konditionierung
Nichtassoziatives
Lernen
Welt-Wissen
Erlebte
Ereignisse
Fertigkeiten,
Gewohnheiten
Bahnungseffekte
Motorische und
emotionale
Reaktionen
Habituation
Gewöhnung
Konsolidierung und Abruf
Sensorischer Speicher
ms bis wenige sek
Enkodierung
Kurzzeitgedächtnis
bis zu 20 Sekunden
anterograde Amnesie
Konsolidierung
Dekodierung
Langzeitgedächtnis
praktisch unbegrenzt
„Rehearsal“
Retrograde Amnesie
Verloren in der Zeit, der Fall des H.M.
(anterograde Amnesie)

Ein Mann mittleren Alters sitzt entspannt in seinem Sessel und studiert sichtlich
mit Interesse ein Heft von Reader's Digest. Er erzählt seinen Besuchern, welch
faszinierende Geschichte er soeben gelesen hat und berichtet verschiedene
Einzelheiten des Artikels. Am nächsten Tag liest der selbe Mann die selbe
Geschichte mit grossem Interesse und erzählt den selben Besuchern, welch
faszinierende Geschichte er soeben zum ersten Mal gelesen hat, und das
wiederholt sich Tag für Tag ... Diesem Patienten H.M. war wegen einer
lebensbedrohenden Epilepsie zum ersten Mal in der Medizingeschichte der
Hippocampus in beiden Gehirnhälften neurochirurgisch entfernt worden.
Offensichtlich war das langdauernde Abspeichern neuer Informationen durch die
Zerstörung des Hippocampus unmöglich geworden. Im Gegensatz dazu
erinnerte sich H.M. aber gut an Ereignisse, die vor der Operation lagen. Somit
war der Zugang zu bereits gespeicherter Information intakt geblieben.

Scoville, W.B. & Milner, B. (1957). Loss of recent memory after bilateral
hippocampal lesions. J. Neurol. Neurosurg. Psychiat. 20, S. 11-21.
Demenzen
 Genereller Verlust geistiger Fähigkeiten
 Erstes Symptom meist
Gedächtnisbeeinträchtigungen
 Beginnt meist mit anterograder und später
retrograder Amnesie
 Beispiele:




Alzheimer
Vaskuläre Demenz
Korsakov-Syndrom
Chorea Huntington
Formen des Lernens von
implizitem Wissen
 Klassische Konditionierung
 Operante Konditionierung
 Modelllernen
Lernformen I
klassische Konditionierung
 Pawlows Hunde
Lernformen II
klassische Konditionierung
UCS
UCR
Koppelung
CS
CR
Lernformen III
klassische Konditionierung
 Der kleine Albert (Watson)



UCS = Schlag mit einem Hammer auf einen Amboss
UR = Angst und Weinen des Kindes
CS = ein Kaninchen
 Albert entwickelte eine Phobie vor Kaninchen
 Neuer Befund: Generalisierung
Albert entwickelte nicht nur eine Phobie vor Kaninchen
sondern auch vor Mäusen, Pelzen und sogar dem
sehr vollen Haar seiner Mutter
 Gegenteil ist Reizdiskrimination
Klinische Bedeutung der
klassischen Konditionierung
 Krebspatienten die eine Chemotherapie erhalten,
erfahren meist sehr unangenehme Nebenwirkungen
der Therapie (Übelkeit)
 Findet die Therapie immer im selben Haus oder im
selben Raum statt so wird das Haus mit der Übelkeit
gekoppelt  Dem Patienten wird schon übel wenn er
nur das Haus sieht oder betritt
 Gleiches kann auch mit der zuvor gegessenen
Nahrung passieren (Nahrungsmittel werden schneller
konditioniert als alles andere)  Gegenmaßnahme:
Dem Patienten vor der Chemotherapie
Nahrungsmittel geben, die dieser sowieso nicht mag.
Lernformen IV
operante Konditionierung
 Die Skinner Box
Lernformen V
operante Konditionierung
 Entscheidend für die Auftretenshäufigkeit eines Verhaltens ist die
Reaktion auf das, bzw. das Ergebnis dieses Verhaltens:
Positive
Konsequenz
Negative
Konsequenz
Hinzufügen
Positive
Verstärkung
Bestrafung
Entziehen
Löschung
Negative
Verstärkung
Auswirkungen von
sozialer Verstärkung
 Eine sehr starke Form der Verstärkung ist soziale
Zuwendung oder Beachtung
 Schmerzpatient erfährt Zuwendung und Mitleid für
sein Leiden  positive Verstärkung  Patient zeigt
häufiger Schmerzen oder es fehlt an der Motivation
etwas am Zustand zu ändern
 Beispiel Doctor-Shopping: Patient erfährt Zuwendung
beim Arzt  positive Verstärkung für das Kranksein
 Patient geht schon mit kleinsten Symptomen zum
Arzt oder sucht mehrere Ärzte auf
Auswirkungen von
sozialer Verstärkung
Lernformen VI
operante Konditionierung
 Die Kontingenz


Entscheidend für die Häufigkeit eines Verhaltens ist die
Konsequenz
Für die Geschwindigkeit der Verhaltensänderung und deren
Stabilität ist die Kontingenz entscheidend
 Kontingenzformen:
Form:
Kontinuierliche
Verstärkung
Ergebnis:
Schneller Verhaltensaufbau aber instabil bei
Veränderungen der
Verstärkungsbedingungen
Beispiel: Drogen
Intermittierende
Verstärkung konstantes
Intervall
Intermittierende
Verstärkung
variables Intervall
Langsamer Verhaltensaufbau aber extrem
resistent gegen
Löschung
Beispiel: Glücksspiel
Lernformen VII
operante Konditionierung
 Wichtig auch zeitnahe Verstärkung
 Je schneller die Konsequenz auf das Verhalten folgt desto
stärker ist die Wirkung


Beispiel Rauchen: nahe Konsequenz der Suchtbefriedigung ist
stärker wirksam als ferne Konsequenz des wahrscheinlichen
Krebstodes
Wichtig auch für die Compliance bei Therapien
 Falsche Kontingenzen:
 Wenn Konsequenz zu lange auf sich warten lässt, wird sie evtl. mit
einem ganz anderen Ereignis verknüpft das zeitlich näher lag
 Zufällige Verstärkung bei Tauben führte zu eigenartigem Verhalten
Lernformen VIII
Das SORKK-Modell
 Modell zur Erklärung der Entstehung und
Aufrechterhaltung von Phobien und
Verhaltensstörungen
S
timulus
Sehen einer
Spinne
O
rganismus
Erhöhte
Schreckhafigkeit
R
eaktion
erschrecken/
weglaufen
Phobie
K
onsequenz
Vermeidung des
Aversiven Stimulus
(Negative Verstärkung)
K
ontingenz
immer
Behandlung einer Phobie
 Wenn eine Phobie operant konditioniert wird, dann kann sie
auch mit den gleichen Prinzipien behandelt werden
 1. Bei Reizgeneralisierung eine Diskriminierung erreichen
 2. Exposition in sensu oder vivo mit dem Angstauslösenden
Stimuli um Löschung zu erreichen



Entweder in kleinen Schritten oder als schnelle Exposition
Letzteres ist erfolgreicher aber nicht bei jedem Patienten möglich
Dann systematische Desensibilisierung
 3. Wichtigstes Hilfsmittel: Entspannungstechniken
Lernformen IX - Modellernen
 Banduras Bobo-Doll
 Experiment:
 Kinder wurden mit einer großen Clownpuppe (Bobo-Doll) in einen
Raum gesetzt und ihr Spiel mit der Puppe beobachtet
 Den Kindern wurde ein Video gezeigt, wo ein Erwachsener
entweder die Puppe schlägt oder normal mit ihr spielt
 Kinder die gewalttätiges Video gesehen haben zeigten
anschließend ebenfalls agressive Verhaltensweisen gegen die
Puppe
 Modellernen ist am effektivsten wenn:
 Modell möglichst ähnlich dem Lernenden
 Modell eine Authoritätsperson ist
 Handlungen nicht zu sehr vom normalen Verhaltensplan abweichen
 Situation des Modells möglichst ähnlich der des Lernenden
Was lässt sich konditionieren?
 Verhaltensweisen
 Emotionen
 Physiologische Reaktionen
 Immunsystem
 Gedanken
Psychotherapieformen
















Verhaltenstherapie / Kognitive VT
Psychoanalytische Therapie
Tiefenpsychologische Therapie
Systemische Therapie
Gesprächspsychotherapie
Individualpsychologie
Katathym-Imaginative Psychotherapie
Vegetotherapie, Bioenergetik
Gestalttherapie
Konzentrative Bewegungstherapie
NLP - Neurolinguistische Programmierung
Psychodrama
Transpersonalen Psychologie
……
In Deutschland zahlen die Kassen die ersten drei Formen
Systemische Therapie ist aber meist Bestandteil auch anderer Formen
Wer kann in Deutschland
Psychotherapeut werden?
 Diplompsychologen
 Ärzte
 (Sozial-)Pädagogen (nur Kinder- und Jugend)
 Anforderungen
 Abgeschlossenes Studium der obigen Fächer
 3-5-jährige Zusatzausbildung zum psychologischen oder ärztlichen
Psychotherapeuten oder zum Facharzt für psychotherapeutische
Medizin
 Für Ärzte der Psychiatrie ist die Weiterbildung deutlich kürzer
 Die Berufsbezeichnung „Psychotherapeut“ ist seit 1998
gesetzlich geschützt und darf nur von Personen getragen
werden, die obige Anforderungen erfüllen
Prinzipien der Verhaltenstherapie
 An Entstehung, Verlauf und/oder Aufrechterhaltung psychischer
Störungen sind Formen des Lernens beteiligt
 Ereignisse in der Vergangenheit waren evtl. Auslöser der
Störung, aber soweit diese nicht mehr verändert werden können
sind sie für die Therapie zweitrangig
 Die Therapie hilft durch Veränderungen im Hier und im Jetzt,
also im aktuellen Verhalten, zum Beispiel durch Veränderung
der Bewertung von vergangenen Ereignissen.
 Die Behandlung von Störungen erfolgt nach den selben
Lernprinzipien die zu Entstehung und/oder Aufrechterhaltung
der Störung führten
Ablauf einer VT
 Genaue Diagnostik
 Aufbau von Therapiemotivation
 Verhaltensbeobachtung durch Patient und durch Therapeut
 Aufstellen einer Verhaltensanalyse
 Genese der Störung
 SORKK Modell
 Hypothetisches Bedingungsmodell
 Lifetime-Chart
 Selbsttherapieversuche
 Interventionsplanung
 Durchführung der Intervention
 Evaluation des Therapieerfolgs
Methoden der Verhaltenstherapie
 Entspannungsverfahren
 Lernen am Modell
 Exposition in vivo oder in sensu
 Systematische Desensibilisierung
 Social Skill Training
 Stress-Impfungs-Training
 Kognitives Problemlösetraining
 …
Social – Skill – Training
 Sozial kompetentes Verhalten beinhaltet die Fähigkeit:
 Berechtigtes Lob anzunehmen und unberechtigte Kritik zurückzuweisen
 Selbst Lob oder Kritik aussprechen zu können
 Fehler zu machen und zu ihnen zu stehen
 Kontakte herzustellen, aufrechtzuerhalten und sie auch wieder zu beenden
 Eigene Interessen und Ansichten darstellen und durchsetzen zu können
 Interessen und Ansichten anderer wahrzunehmen und aufzugreifen
 Zur Rollenübernahme, Rollendistanz, Ambiguitätstolleranz
 Sozial inkompetentes Verhalten:
 Situationale Überforderung
 Ungünstige kognitive Verarbeitung sozialer Situationen
 Wahrnehmungsverzerrungen und falsche Selbstwahrnehmung
 Ungünstige emotionale Verarbeitung
 Ungünstiges motorisches Verhalten
Struktur des Trainings
sozialer Kompetenzen
 Schilderung des Problems durch den Klienten
 Vorspielen der problematischen Situation (möglichst






realitätsnah)
Feedback
Herausarbeiten von Verbesserungsmöglichkeiten
Vorspielen der Verbesserungsmöglichkeiten durch
ein Modell
Dann Ausprobieren der Verbesserungsmöglichkeiten
durch den Klienten
Feedback
Hausaufgaben
Hinweise zu Feedback
 Die Feedback-Technik ist eine Gesprächsform, anderen mehr
darüber zu sagen, wie ich sie sehe bzw. zu lernen, wie andere
mich sehen.
 Ziel von Feedback ist es, dass die Beteiligten
 sich ihrer Verhaltensweisen bewusst werden,
 einschätzen lernen, wie ihr Verhalten auf andere wirkt,
 sehen, was sie bei anderen auslösen.
 Eine Feedback-Situation ist oft heikel, da niemand leichten
Herzens akzeptiert, in seinem Selbstbild korrigiert zu werden.
Daher ist es wichtig, dass Feedback-"Geber" und -"Nehmer"
bestimmte Regeln einhalten
Hinweise für Feedback-Geber



Die größte Kunst ist: Ich sage einem Menschen, wie ich ihn sehe, ohne ihn dabei zu
verletzen.
Um dies zu erreichen, müssen einige Grundsätze beachtet werden:
Feedback sollte:





konstruktiv sein, d.h. Perspektiven für die Zukunft bieten, sollte also nur gegeben werden,
wenn es hilfreich sein kann
beschreibend sein, d.h. man sollte Bewertungen und Interpretationen außen vor lassen.
Außerdem ist Meckern, Schimpfen und Beleidigen völlig unangebracht. Kritik immer sachlich
äußern!
konkret sein. Durch Verallgemeinerungen und pauschale Aussagen weiß der Betreffende
nicht, wie er das Problem beseitigen kann. Außerdem ist es für den Beteiligten am
einfachsten, das Feedback nachzuvollziehen, wenn das Ereignis möglichst konkret
beschrieben wird.
subjektiv formuliert sein. Wenn man von seinen eigenen Beobachtungen und Eindrücken
spricht und nicht von denen anderer, fällt es dem Beteiligten leichter, das Feedback
anzunehmen.
nicht nur negativ sein. Man sollte stets daran denken, dass es schwer ist Kritik
einzustecken. Daher ist es für den Beteiligten leichter, Verbesserungsvorschläge zu
akzeptieren, wenn er merkt, dass man nicht nur herumkritisieren möchte, sondern auch die
positiven Seiten sieht. Es gibt die sog. Sandwich-Theorie, die empfiehlt, die negative Kritik
zwischen zwei Schichten von positiven Elementen zu betten.
Hinweise für Feedback-Nehmer

Beim Entgegennehmen des Feedbacks befindet sich der Empfänger in einer
passiven Rolle, ist also den Vorwürfen erst einmal hilflos ausgesetzt. Man sollte
aber sehen, dass es die Chance gibt zu erfahren, wie man auf andere wirkt.
Deshalb sollte man als Empfänger...



den anderen ausreden lassen. Man kann nicht wissen, was der andere sagen will,
bevor er nicht zu Ende gesprochen hat. Allenfalls könnte man es vermuten. Deshalb
gilt: Ausreden lassen!
sich nicht rechtfertigen oder verteidigen. Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass
der andere nie beschreiben kann, wie man ist, sondern immer nur, wie man auf
denjenigen wirkt. Diese Wahrnehmung ist aber durch keine Klarstellung revidierbar.
Man sollte die Meinung des anderen hinnehmen und, falls man möchte, auch daraus
lernen. Es ist lediglich wichtig zu verstehen, was der andere meint, man sollte sich also
nicht scheuen, Verständnisfragen zu stellen.
dankbar sein für Feedback, auch wenn es nicht in der richtigen Form gegeben wurde.
Es hilft sich selbst und die Wirkung auf andere kennen zu lernen und dadurch sicherer
und kompetenter im Auftreten zu werden.
Problemlösetraining
 Ziele:



Vermittlung effektiver Strategien zur Lösung von
Alltagsproblemen
Stärkung von Selbstbewusstsein und Kontrollüberzeugung
Erkennen, Bewerten von Problemen, Finden von Lösungen
und Entscheidung für die effektivste Lösungsstrategie
 Anwendung auch in nichtklinischen Problemfeldern:




Partnerschaftsprobleme
finanzielle Probleme
Kommunikationsprobleme
Unternehmensberatung
Aufbau des Problemlösetrainings
 Problembeschreibung durch den Klienten
 Problemanalyse und Zerlegung in Teilprobleme
 Auswahl eines Teilproblems und Zielanalyse
 Lösungs- und Veränderungsplanung durch Brainstorming in der




Gruppe
Bewertung der verschiedenen Lösungsalternativen nach
Durchführbarkeit, sowie kurzfristigen und langfristigen
Konsequenzen
Auswahl einer Lösungsalternative und ggf. Probehandeln
Bewertung des Probehandelns
Transferplanung und Hausaufgabe
Beispiele für die
Gruppentherapiesitzung
 Ängste im Umgang mit bestimmten sozialen Situationen oder Personen
 Schwierigkeiten Forderungen zu stellen oder Forderungen









durchzusetzen
Schwierigkeiten die eigene Meinung zu vertreten
Schwierigkeiten die Forderungen von anderen abzulehnen
Schwierigkeiten im Umgang mit Kritik und im Geben von Feedback
Beziehungsprobleme
Schwierigkeiten Beziehungen zu beginnen, aufrecht zu erhalten oder
zu beenden
Finanzielle Probleme
Probleme im Zeitmanagement
Umgang mit Krankheiten bei sich selbst und bei anderen
Unzufriedenheit mit Situation im Beruf im Studium oder in einem
anderen Lebensbereich
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