Kramer: Politische Bildung ( 21S.)

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Reinhard Krammer
EIN STRUKTURMODELL
der durch politische Bildung zu erwerbenden
KOMPETENZEN
als Grundlage der neuen Lehrpläne und des
Unterrichtsprinzips
www.politischebildung.com
Die Implementierung der Politischen Bildung in
den österreichischen Schulen
2007: Beschluss der Senkung des Wahlalters auf das vollendete 16. Lebensjahr

Verankerung der PB in der Sekundarstufe 1 (8.Schulstufe) im UF Geschichte
u. Sozialkunde (bisher schon in den 7. und 8. Klassen der AHS)

PB als Unterrichtsprinzip seit mehr als 30 Jahren in allen Unterrichtsfächern
verankert

Didaktische Neuausrichtung durch den Leitgedanken Kompetenzorientierung
Was sind „KOMPETENZEN“?
„Die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven
Fähigkeiten und Fertigkeiten, um
bestimmte Probleme zu lösen
sowie die damit verbundenen Bereitschaften, um die erworbenen
Kompetenzen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll
nutzen zu können.“ (Weinert)
Ziel des Kompetenzmodells:
●
Festlegung jener Kompetenzen, die mündige, wahlberechtigte österreichische StaatsbürgerInnen während ihrer schulischen Sozialisation
erwerben sollten, um
 Autonomie des politischen Denkens zu entwickeln und aufrecht
zu erhalten,
 an politischen Prozessen aktiv teilzunehmen
 d.h. reflektiertes und (selbst)reflexives politisches Denken und
Handeln zu entwickeln
Die zu erwerbenden Kompetenzen
beziehen sich auf…
…den Bereich des „reflektierten und selbstreflexiven
politischen Denkens und Handelns.“
Denken und Handeln ist
…reflektiert, wenn es theoretisch und methodisch
kontrolliert erfolgt
…selbstreflexiv, wenn die Einsicht besteht, dass
politisches Denken und Handeln an das Individuum
gebunden ist
Warum ist ein Kompetenz-Strukturmodell für
Politische Bildung notwendig ?
Ausschließlich auf Wissen ausgerichteter Unterricht
wenig nachhaltige Erfolge
(Motivationsdefizite, Ablaufdatum erworbenen Wissens etc.)
Kompetenzorientierter Unterricht
Vermittlung überdauernder
Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bereitschaften,
sich mit Politik zu beschäftigen und an ihr aktiv teilzunehmen
Der „Beutelsbacher Konsens“ als Voraussetzung
für das Kompetenzmodell
1) Das Überwältigungsverbot: Untersagt jede Form der politischen
Indoktrination
2) Das Kontroversitätsgebot: Was in Politik und Gesellschaft kontrovers
diskutiert wird, muss im Unterricht ebenfalls kontrovers erscheinen
3) SchülerInnen müssen in die Lage versetzt werden, ihre eigene
Interessenslage zu analysieren
Die durch politische Bildung zu erwerbenden
Kompetenzen
Politische
Urteilskompetenz
Politische
Urteilskompetenz
Politische
Sachkompetenz
Politikbezogene
Politische
MethodenkompetenzPolitischeHandlungsHandlungkompetenz
kompetenz
HANDLUNGSKOMPETENZ
= Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft,
politische Konflikte auszutragen,
eigene Positionen zu formulieren,
die Standpunkte anderer zu verstehen
an der Lösung von Problemen aktiv mitzuwirken
Handlungskompetenz schließt ein:
Bereitschaft zum Kompromiss,
Fähigkeit zur Kommunikation und Toleranz bzw. Akzeptanz.
Konkretisierungen der
Handlungskompetenz (Beispiele):
... eigene Meinungen, Werturteile und Interessen artikulieren und vertreten
... für gemeinsame und / oder für die Interessen anderer eintreten,
... Kompromisse erarbeiten und akzeptieren,
... demokratische Mittel zur Durchsetzung eigener Anliegen anwenden,
... politische Verantwortung auf verschiedenen Ebenen übernehmen,
... bewusst über die eigene Teilnahme an politischen Willensbildungsprozessen
(z.B. Wahlen, Demonstrationen, Volksabstimmungen,...) entscheiden
... die Angebote von Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen und anderen
Institutionen nützen.
URTEILSKOMPETENZ
= Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft
zur selbstständigen und begründeten Beurteilung
politischer Entscheidungen, Probleme und Kontroversen
Sie bezieht sich darauf,
vorliegende Urteile nachzuvollziehen, zu überprüfen
und zu bewerten
selbst Urteile zu fällen und zu formulieren
Konkretisierung der Urteilskompetenz (Beispiele):
.… vorliegende Urteile auf ihre Begründung hin untersuchen
… „politische Vorausurteile“ (die auf einer schmalen und nicht gesicherten
Wissensbasis beruhen und emotional wenig verankert sind) und „politische Vorurteile“ (die stark emotional geprägt und daher stärker resistent
gegenüber aufklärender Information sind) von rational begründeten und
begründbaren Urteilen unterscheiden
…die Teilurteile, die das eigene Gesamturteil bilden, plausibel zu begründen
…bei politischen Problemen, Kontroversen und Konflikten die Standpunkte und
Perspektiven unterschiedlich Betroffener wahrnehmen und nachvollziehen,
(Fähigkeit zur Perspektivenübernahme und zum Perspektivenwechsel),
…sich der Möglichkeit bewusst sein, dass man selbst Urteile auf nicht ausreichender
Grundlage fällt
METHODENKOMPETENZ
Methodische Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft
sich politisch auf verschiedene Weise zu artikulieren
politische Manifestationen zu entschlüsseln
Konkretisierung der politikbezogenen
Methodenkompetenz (Beispiele):
...die Abhängigkeit der Ergebnisse von der Art der Datenerhebung erkennen
(punktuelle Befragung, repräsentative Befragung, Stichprobe, Literaturrecherche…)
... die Zuverlässigkeit von Informationen über Politik erkennen (z.B. Einfluss der
erkenntnisleitenden Interessen berücksichtigen…)
... sachliche und bewertende Elemente bei der medialen Präsentation von Daten
unterscheiden (Information und Kommentar)
... Einfluss der medialen Präsentationsform auf die kommunizierten Inhalte
erkennen (Nachrichtensendung, Infotainment, News-Show…)
... unzulässige Vereinfachungen der Aussagen (falsche/ fehlende Kontexte)
erkennen (Sensationspresse, Leserbriefe etc.)
SACHKOMPETENZ
Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft
um Begriffe, Kategorien und Konzepte des
Politischen zu verstehen und über sie zu
verfügen
(Begriffe = exakt definierte Elemente politischer Diktion
Kategorien = „Kernbegriffe“ mit allgemeinen Merkmalen, denen sich
politische Ereignisse, Vorstellungen und Sachverhalte zuordnen lassen)
und um Basiskonzepte (Leitideen und Grundvorstellungen) zu entwickeln, mit deren Hilfe politisches Wissen strukturiert und eingeordnet werden kann
z. B. Macht, Öffentlichkeit, Gemeinwohl, Recht…)
Konkretisierung der Sachkompetenz:
…die Alltagssprache von einer (wissenschaftsorientierten) Fachsprache des
Politischen unterscheiden
… historische Prägungen von Begriffen und der zu ihnen gehörigen Konzepte
erkennen
… (Basis)Konzepte, die im Rahmen der Beschäftigung mit dem Politischen
notwendig sind, entwickeln und ausdifferenzieren und über sie zu verfügen
…und welche Rolle spielt das „Wissen“ ??
AW
AW
AW
HANDLUNGSKOMPETENZ
URTEILS-
SACH-
KOMPETENZ
KOMPETENZ
METHODENKOMPETENZ
AW
AW
ARBEITSWISSEN
Was heißt „Arbeitswissen“ ?
Arbeitswissen
…beinhaltet das für die Behandlung eines politischen Themas oder für die
Lösung eines politischen Problems notwendige (Vor-) Wissen
…ist stets anlassbezogen, hat instrumentellen Charakter und ermöglicht
erst jene politischen Lernvorgänge, die zur Entwicklung politischer
Kompetenzen notwendig sind (kognitive Basis)
… stellt keinen feststehenden Wissenskanon dar (Lexikonwissen), sondern
resultiert aus konkreten Fragestellungen und den sie bedingenden
Verunsicherungen (Unterrichtsbeispiel)
…ist immer Mittel zum Zweck und nicht ausschließliches Ziel des
Unterrichts
Kompetenzorientierte
Politische Bildung,
herausgegeben vom Forum
Politische Bildung.
(Informationen zur Politischen
Bildung Bd. 29) Innsbruck–
Bozen–Wien 2008.
Zu bestellen unter:
[email protected]
Online Version:
www.politischebildung.com
Heinrich Ammerer,
Reinhard Krammer,
Elfriede Windischbauer
(Hrsg.): Politische Bildung
konkret. Beispiele für
kompetenzorientierten
Unterricht. Wien 2009.
Zu bestellen unter:
[email protected]
Zeitschrift „polis aktuell“ 4/08: Sport und Politik
Materialien zur gesellschaftlichen Funktion des Sports unter
http://sportunterricht.de (Stichwort: Leistungskurs Sport)
Materialien der Bundeszentrale für Politische Bildung in Deutschland unter
http://www.bpb.de/ (kostenloser Versand auch nach Österreich)
Materialien für den Unterricht (Sport und Politik, Sport und
Gewaltprävention….): http://www.friedenspaedagogik.de
Peter Filzmaier: Politische Aspekte der Olympischen Spiele unter
http://science.orf.at/science/filzmaier/120237
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