Psychopathie-Checkliste (PCL)

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Prognoseinstrumente
Dr. med. Carole Kherfouche
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
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Psychopathie-Checkliste (PCL)
(Hare, 1990)
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Psychopathie-Checkliste (PCL)
• Die Psychopathie-Checkliste ist ein
Instrument mit dem „Psychopathie“
diagnostiziert werden kann
• Psychopathie
– ist ein Konstrukt mit einer langen Geschichte
– ist eine spezifische Konstellation von devianten
Verhaltensweisen und Eigenschaften (traits)
– grosse Überschneidung mit antisozialer
Persönlichkeit
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Konstrukt Psychopathie (Hare)
• Das Konstrukt der Psychopathie nach Hare basiert
auf den Kriterien von Cleckley:
– Oberflächlicher Charme, Intelligenz, Abwesenheit von
irrationalem Denken, Fehlen von Reue und Scham etc.
• Merkmale der Psychopathie sind charakteristisch für
das Funktionieren der Person
– soziale Dysfunktion od. Unfähigkeit mit frühem Beginn und
chronischem Verlauf
• Psychopathen zeigen Auffälligkeiten in drei
Bereichen:
– Interpersonellen Bereich
– Affekt
– Verhalten
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Interpersonelle Auffälligkeiten
•
•
•
•
•
•
Überheblichkeit
Gefühlskälte
dominantes Verhalten
oberflächlicher Charme
übersteigertes Selbstwertgefühl
betrügerisch-manipulatives Verhalten
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Affektive Auffälligkeiten
•
•
•
•
•
Empathieunfähigkeit
Mangel an Gewissensbissen
Mangel an tiefgreifenden Gefühlen
aufbrausende Impulsivität
Unmöglichkeit starke emotionale Bindungen
einzugehen
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Verhaltensauffälligkeiten
• Impulsivität
• Sensation Seeking
• Leichtfertiges Verletzen oder Ignorieren von
sozialen Konventionen und Moralvorstellungen
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Konstrukt Psychopathie (Hare)
• Diagnose der Psychopathie führt zur Beschreibung
des psychosozialen Funktionierens der Person, aber
auch zur Entwicklung geeigneter Massnahmen
• Psychopathie ist im Bereich der
Persönlichkeitsstörung anzusiedeln,
– synonym mit antisozialer/dissozialer PS bzw. Untergruppe
davon
– 90% aller Psychopathen haben ebenfalls
antisoziale/dissoziale PS
• Psychopathie ist häufig bei Delinquenten anzutreffen.
ABER: Nicht alle Psychopathen sind kriminell
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Dissoziale Persönlichkeitsstörung
• Missachtung von sozialen Regeln und
Normen
• Lügen, Betrügen zum persönlichen Vorteil
• Impulsivität und Versagen vorausschauend
zu planen
• Reizbarkeit und Aggressivität, Schlägereien
• Missachtung eigene und Sicherheit anderer
• durchgängige Verantwortungslosigkeit
• Fehlende Reue, Gleichgültigkeit
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Formen der PCL-R
• Die PCL-R ist
– eine Skala zur Messung von Psychopathie bei männlichen
Weissen ab 18 Jahren
– ist ein „Diagnose-“ und KEIN „Prognose“-Instrument
• Revidierte Form 2002 von Hare entwickelt
– Geeignet für erwachsene männliche Straftäter und
forensische Patienten
• PCL-R besteht aus
– Handbuch / Rating-Book
– Assessment-Instrument
• Skala
• Interview + Informationsfragebogen
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PCL-R
• Format: 20 Items, zu raten auf 3-stufiger Skala
–
–
–
–
0 = Merkmal nicht vorhanden
1 = Merkmal ist teilweise erfüllt
2 = Merkmal ist vorhanden
x = Missing Data (max. 5 Missing Data, Ersatzwerte)
• Ergebnis: Score von 0-40 (Punkt-Summe)
• Diagnose „Psychopath“
– Früher Score >= 30
– heute geht man von einem dimensionalen Konstrukt aus
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Inhaltliche Struktur der PCL-R
• 2-Faktoren- Struktur mit jeweils 2 Facetten
• Faktor 1: Interpersonell + Affektiv
• Faktor2: Verhalten + Antisozial
• 2 Items, die in keinen dieser Bereiche fallen:
• Promiskes Sexualverhalten
• viele kurzzeitige Ehe(-ähnliche) Beziehungen
• Jeder Faktor für sich genommen ist nicht
spezifisch. Erst das Zusammenspiel macht
Psychopathie aus
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Aufbau der PCL-R
PCL-R
Faktor 1
Interpersonal
Affektiv
Faktor 2
Verhalten
Antisozial
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Limitationen des PCL-R
• Zugang zu detaillierten Informationen
notwendig
• einige Items werden vor allem auf Basis
juristischer Daten gewertet
• Einige Items sind global und Trait-ähnlich,
andere behavioral
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Versionen der PCL
• PCL-R, 2002, Hare
• PCL-SV, 1995, Hart et. al
– Geeignet für den Gebrauch in forensischen und
nichtforensischen Settings (bei männlichen
Erwachsenen)
– Vorteil gegenüber der Langversion: Itemscoring
kann auf limitierter Informationsbasis stattfinden,
juristische Daten weniger wichtig
• PCL-YV
– Geeignet für den Gebrauch bei Jugendlichen.
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Itembeschreibungen der PCL-R
2. Auflage 2003
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Item 1: Oberflächlicher Charme
• Person ist amüsant, wortgewandt und wirkt
kompetent in Konversationen
• Person kann sich erfolgreich darstellen und
wirkt sympathisch
• Person wirkt häufig zu glatt und nicht immer
glaubwürdig
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Item 2: Übersteigertes (grandioses)
Selbstwertgefühl
• Die Person ist sehr überzeugt von den eigenen
Fähigkeiten und dem Wert der eigenen Person, zeigt
sich in angeberischer Selbstdarstellung
• Das aufgeblasen und angeberisch wirkende
Verhalten steht in Diskrepanz zu erbrachten
Leistungen und realen Lebensumständen
• Ursachen schlechter Leistung oder negativer
Konsequenzen für die Person werden stark
externalisiert:
– Erlebt sich sehr häufig als Opfer (einer korrupten Justiz,
undankbarer Freunde, Schicksal / Pech).
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Item 3: Stimulationsbedürfnis
• Chronisches und exzessives Bedürfnis nach
Stimulation und fehlender Routine
• Ungewöhnlich starkes Gefühl der Langeweile
– Längere Beziehungen werden als langweilig erlebt
– Person fühlt sich rastlos, bricht Arbeiten schnell ab (oder
versucht dies) wenn sie zur Routine werden oder monotonen
Charakter haben
• Präferenz für aufregende, gefährliche und
herausfordernde Verhaltensweisen
– Häufig: Experimentieren mit Drogen, Fernbleiben von Schule,
Arbeit
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Item 4: Pathologisches Lügen
• Lügen und Täuschen sind anhaltende Merkmale des
Interaktionsverhaltens
– Elaborierte Lügen über Vergangenheit, selbst dann, wenn die
Aussagen leicht überprüfbar sind
– Nach Konfrontation mit der Wahrheit wird die Aussage
nachträglich angepasst
• Nur selten reagiert Person perplex oder verunsichert
auf den Nachweis des Lügens, für alle
Verhaltensweisen wird eine Erklärung angeboten
• Auch nach wiederholtem Nichteinhalten von
Versprechen / nachweislichem Lügen gegenüber
einer Person keine Hemmungen erneut „das blaue
vom Himmel“ zu versprechen
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Item 5: Betrügerisch manipulatives
Verhalten
• Verhalten ist grösstenteils manipulativ
– Manipulatives Verhalten hat das Ziel, eigene
Vorteile (Geld, Sexualität, Sex, Status) zu
erreichen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen
für andere
– Manipulatives Verhalten kann kriminelle und nicht
kriminelle Verhaltensweisen beinhalten
• Häufig:
– systematisches finanzielles Ausnutzen von
Familienmitgliedern
– Parallel-Partnerschaften
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Item 6: Fehlendes
Schuldbewusstsein
• Konsequenzen der eigenen Handlungen für
andere Personen werden nicht reflektiert
– Fehlende Scham oder Reue für die Folgen eigener
Handlungen
– Entschuldigt sich Person, steht dies im
Widerspruch zu weiteren Handlungen
• Bei Straftaten:
– Verantwortung für das Delikt wird oft dem Opfer
übertragen oder Schwere der Tat heruntergespielt
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Item 7: Oberflächliche Gefühle
• Keine normale Bandbreite und Tiefe an
Gefühlen, flacher Affekt
– Person wirkt kühl und emotionslos
– Werden Emotionen gezeigt, wirken diese
dramatisch, oberflächlich, aufgesetzt und kurzlebig
• Manchmal starke emotionale Regungen,
Bezeichnung der Emotion jedoch fehlerhaft
– Sexuelle Erregung= Liebe,
– Frust= Traurigkeit,
– Wut = Irritation
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Item 8: Fehlen von Empathie
• Geringe Fähigkeit zur Empathie
• Missachtung der Gefühle, Rechte und des
Wohlergehens anderer Personen
– Andere Menschen werden als manipulierbare
Objekte angesehen
– Person ist zynisch und selbstsüchtig, sieht sich als
Nummer 1
– Sieht Emotionalität als Schwäche, bezeichnet sich
selbst als bewusster „Einzelgänger“
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Item 9: Parasitärer Lebensstil
• Finanzielle Ausbeutung anderer Menschen ist
Teil des Lebensstils
• Konstante Arbeitsverhältnisse werden
vermieden
• Geld wird durch Darstellung der eigenen
Person als Opfer, durch Drohverhalten,
Nötigung oder Ausnutzen der Gutgläubigkeit
beschafft
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Item 10: Unzureichende
Verhaltenskontrolle
• Sehr geringe Frustrationstoleranz
• Auf Kritik, Misserfolg und Frustration wird tendenziell
mit Gewalt oder Drohungen reagiert
• Aggressives Verhalten wird - auch im Deliktablauf durch kleine Störeinflüsse ausgelöst
• Mangelnde Verhaltenskontrolle von kurzer Dauer,
danach nahtloser Übergang zu „normalem“ Verhalten
• Verhaltensweisen zeigen sich stärker unter
Alkoholeinfluss
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Item 11: Promiskes Sexualverhalten
• Unverbindliche sexuelle Beziehungen
–
–
–
–
–
häufige Kontakte
Beliebigkeit in der Auswahl der Sexualpartner
Mehrere gleichzeitige Partnerschaften
Häufig Untreue, Prostitution
Bereitschaft zu einer grossen Spannbreite
sexueller Praktiken
• Häufig Nötigung zu sexuellen Handlungen
und Anklagen, Verurteilung wegen Sexdelikt
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Item 12: Frühe
Verhaltensauffälligkeiten
• Frühe Verhaltensauffälligkeiten
– Häufiges Lügen, Schummeln bei Prüfungen,
Schuleschwänzen, störendes Verhalten im Unterricht,
Schikanieren anderer
– Diebstahl, Raub, Brandstiftung, Vandalismus, Gewalt
– Von zu Hause weglaufen
– Frühe sexuelle Beziehungen
– Substanzmissbrauch
• Verhaltensweisen sind häufiger als bei anderen
Jugendlichen und führen oft zu Schulverweisen bzw.
Kontakt mit der Polizei
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Item 13: Fehlen von langfristigen
realistischen Zielen
• Unfähigkeit oder Unwille, langfristige Ziele zu
formulieren bzw. zu realisieren
• Leben von Tag zu Tag
• Keine Sorgen um die Zukunft
• Geringes Interesse an fester Anstellung,
Lebensstil erinnert an Lebenskünstler
• Oft unrealistische Lebensziele, z.B.
Berufswünsche (z.B. Arzt, Pilot), für die die
Person keine Qualifikation hat
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Item 14: Impulsivität
• Verhalten ist impulsiv, wenig reflektiert und
überlegt
• Handlungen erfolgen aus dem Moment
heraus, kein Abwiegen von Pro und Contra
• Konsequenzen der Handlungen werden nicht
bedacht
• Wichtige Entscheidungen (Umzug, Trennung,
Kündigung) werden spontan getroffen und
nicht durchdacht
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Item 15: Verantwortungslosigkeit
• Es wird keine Verantwortung für andere Menschen
übernommen
– Kein Sinn für Loyalität und Verpflichtung gegenüber Familie,
Freunde, Arbeitgeber, Gesellschaft
• Probleme in verschiedenen Bereichen:
–
–
–
–
Finanzen: Schulden nicht begleichen
Risikoreiches Verhalten, z.B. betrunken Auto fahren
Beruf: Häufiges Fehlen am Arbeitsplatz
Familie/ Freunde, z.B. keine Unterhaltszahlungen leisten etc.
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Item 16: Mangelnde Verantwortungsübernahme für eigene Handlungen
• Es wird keine Verantwortung für eigene Handlungen
übernommen
• Verantwortung wird anderen Personen oder widrigen
Umständen zugeschrieben
• Im Extremfall: Trotz erdrückender Beweislast werden
absurde Erklärungen angeboten (z.B. Verschwörung
gegen die Person, Erinnerungslücken)
• Folgen der Tat werden heruntergespielt (z.B. Opfer
selbst schuld) und rationalisiert (z.B. bei
Eigentumsdelikt: Opfer war sowieso versichert)
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Item 17: Viele kurzzeitige
eheähnliche Beziehungen
• 2 Punkte werden vergeben, wenn:
– Bis zum 30 LJ mit mehr als 2 Partnern (= mind. 3),
bzw.
– Bis zum 40 LJ mit mehr als 3 Partnern (mind. 4) in
einer eheähnlichen Beziehung zusammen gelebt
• 1 Punkt wird vergeben, wenn:
– Bis zum 30 LJ mind. 2 eheähnliche
Partnerschaften
– Bis zum 40 LJ mind. 3 eheähnliche
Partnerschaften
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Item 18: Jugendliche Delinquenz
• Antisoziales Verhalten in der Jugend (vor 17. LJ.) mit
Anklagen und Verurteilungen
• 2 Punkte werden vergeben bei schweren Delikten
wie Gewalt- und Sexualdelikte,
– z.B. Tötungsdelikte, schwere Körperverletzung, Raub,
Vergewaltigung, Autodiebstahl, Geiselnahme, Brandstiftung,
Betrug, Drogenhandel, schwere Verkehrsdelikte
(Drogen/Alkohol am Steuer)
• 1 Punkt wird bei leichteren Delikten vergeben,
– z.B. Drogenbesitz,
– kleinere Diebstähle, Besitz gestohlener Gegenstände,
einfache Körperverletzung, geringfügige Verkehrsdelikte (z.B.
Fahren ohne Führerschein)
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Item 19: Widerruf bei bedingter
Entlassung
• Nach dem 18. LJ wurde gegen Auflagen
einer bedingten Entlassung verstossen oder
es gab Flucht aus einer Institution
• 2 Punkte wird bei schwerem Verstoss gegen
Auflagen vergeben,
– z.B. Widerruf bei bedingter Entlassung, Flucht
• 1 Punkt wird bei leichtem Verstoss gegen
Auflagen vergeben,
– z.B. Nichteinhalten von Terminen bei Gericht, BVD
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Item 20: Polymorphe Kriminalität
• Es sind Anklagen und Verurteilungen in
verschiedenen Deliktebereichen vorhanden
(Bezugspunkt: Strafregisterauszüge)
• Fällt ein Delikt in verschiedene Kategorien,
werden alle Kategorien gewertet (z.B.
Vergewaltigung mit anschliessendem Raub
zählt als Vergewaltigung und als Raub)
• 2 Punkte: Delikte aus 6 oder mehr Kategorien
• 1 Punkt: Delikte aus 4 oder 5 Kategorien
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Item 20: Kategorien Polymorphe
Kriminalität
•
•
•
•
•
•
•
•
Diebstahl, Einbruchdiebstahl,
Besitz von
Einbruchgegenständen, Besitz
von Diebesgut
Raub, Versuchter Raub,
Erpressung
Drogendelikte (Besitz/Handel)
Körperverletzung, Drohungen
Mord, Versuchter Mord,
Fahrlässige Tötung
Waffenbesitz, Besitz von
explosivem Material
Sexualdelikte
Delikte mit Verletzung der
Sorgfaltspflicht (z.B.
alkoholisiert Auto fahren)
•
•
•
•
•
•
•
Betrug, Fälschung, falsche
Anschuldigung, falsche
Identität
Ausbruch, Flucht, Nicht
Erscheinen bei Gericht,
Bewährung
Geiselnahme,
Freiheitsberaubung, Widerstand
gegen Festnahmen
Brandstiftung
Gewalt gegen Beamte
Schmuggel, Verbrechen gegen
den Staat, Steuerhinterziehung,
Landesverrat, Spionage
Kleinere Delikte: Vandalismus,
Sachbeschädigung, kleinere
Verkehrsdelikte
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Administration und Interpretation
• PCL soll in mehreren Schritten durchgeführt werden
– Sammeln von Informationen (oft auch widersprüchliche
Informationen) aus Akten und Interview
•
•
•
•
Psychiatrie/Psychodiagnostik
Polizei/Gericht
Familie/Gesellschaft
Beschäftigung/Militär
– Scoring der Items
– Berechnen des Gesamtscores
– Interpretation des Gesamtscores
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Administration und
Interpretation
• Scoring der Items
– Rating auf mehreren Ebenen: Schwere, Häufigkeit
und Intensität der jeweiligen Aspekte
– Rating des „typischen“ Verhaltens, tritt das Verhalten
also die meiste Zeit, in verschiedenen Situationen und
über längere Zeit hinweg auf
– Bias zu minimieren:
• Jedes Item für sich raten, kein globales Bild
• Auflistung aller Aspekte die für und gegen das
Vorhandensein des Kriteriums sprechen
• nicht alle Unsicherheiten beim Scoren in eine
Richtung lösen, also nicht immer den höheren Wert
raten
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Bias bezüglich Kultur, Geschlecht
und Alter
• Psychopathie-Forschung bezog sich bisher
vor allem auf erwachsene männliche
Straftäter in Nordamerika, von denen die
meisten weisser Hautfarbe und
englischsprachig waren
• Bias können die Generalität der Ergebnisse
beeinflussen
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Bias bezüglich Kultur,
Geschlecht und Alter
• Verschiedene Bias denkbar:
– Struktur-Bias
– Metrischer Bias
– Vorhersage-Bias
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Bias bezüglich Kultur, Geschlecht
und Alter
– Struktur-Bias
• Findet sich die PCL- Struktur in unterschiedlichen
Subgruppen?
• Es konnten keine Unterschiede in Hinblick auf Alter, Kultur
und Geschlecht gefunden werden
– Metrischer Bias
• Wird in verschiedenen Kulturen mit dem PCL das gleiche
abgebildet bzw. bedeutet ein Score in verschiedenen
Kulturen dasselbe?
• Keine Unterschiede zwischen Minoritäten und Majoritäten
in Nordamerika, aber Unterschiede zwischen Nordamerika
und Europa
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Bias bezüglich Kultur, Geschlecht
und Alter
• Vorhersage-Bias
– Keine Hinweise darauf, dass bestimmte
Ausprägungen im PCL bei verschiedenen
Subgruppen gleich prädiktiv sind
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Psychopathie bei Jugendlichen?
• Forschung konnte aufzeigen, dass typische
psychopathische Persönlichkeitszüge häufig
schon früh in Kindheit und Jugend sichtbar
werden
• Mitchell&Rosa (1981) konnten zeigen, dass
frühes und chronisches Lügen mit späterer
Delinquenz korreliert.
• Schon ab 8 Jahren typische Auffälligkeiten im
interpersonalen Bereich (Selbstwert,
Selbstbezogenheit, Narzissmus)
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Psychopathie bei Jugendlichen?
• Temperamentforschung: Ängstlichkeit,
Verhaltenskontrolle scheinen sich weitgehend
unabhängig von Erziehungsstielen zu
entwickeln (Frick & Jackson 1993).
• Es werden eher biologische Faktoren
angenommen: Zwillingsforschung zeigte
genetisches Risiko für die Entwicklung einer
Psychopathie (Viding, Blair et al. 2004)
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Psychopathie bei Jugendlichen?
• Kritiker sehen Selbstbezogenheit, Impulsivität
wie auch fehlende Verantwortungsübernahme eher als normale Phasen einer
Persönlichkeitsentwicklung und fürchten,
dass Psychopathie bei Kindern und
Jugendlichen überschätzt wird (Vincent 2002)
• Forschung zeigt jedoch auf, dass
Psychopathie bei inhaftierten Jugendlichen
etwa gleich häufig ist wie bei Erwachsenen
Inhaftierten (Cruise 2000; Hare 2003:Salekin
et al. 2005)
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Funktioniert Psychopathiekonstrukt?
• Hare et al. haben PCL-R leicht angepasst
und an jugendlicher Population untersucht.
• Änderungen:
– 2 Merkmale wurden entfernt und später wieder in
veränderter Form hinzugefügt: parasitärer
Lebensstil, eheähnliche Beziehungen
– Beurteilungskriterien für Jugenddelinquenz sowie
polymorphe Kriminalität wurden verändert
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PCL:YV (2003)
• Anwendung ab 12 Jahren bis 18 Jahren
möglich
• Aktuelle Version mit 20 Items
• Bei Jugendlichen ist Diagnose Psychopathie
gemäss Entwickler nicht statthaft
• Forschung hat aber auch bei Jugendlichen
zeigen können, dass Risiko für Gewalt- und
andere Delikte mit steigendem Punktwert
zunimmt.
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Item 1: Steuerung des Eindrucks
• Jugendlicher zeigt oberflächlichen und
unehrlichen Interaktionsstil
• Erzählt überzeugende aber unwahre
Geschichten
• Versucht sich in ein gutes Licht zu rücken
• Sprachgewandt, sympathisch
• Benutzt Fremdwörter oder technische
Ausdrücke um Eindruck zu machen (zuweilen
auch unangemessen)
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Item 2: Übersteigertes (grandioses)
Selbstwertgefühl
• Die Person ist sehr überzeugt von den eigenen
Fähigkeiten und dem Wert der eigenen Person, zeigt
sich in angeberischer Selbstdarstellung
• Person wirkt dominant, arrogant, grandios.
• Übertriebene Sicht eigener Fähigkeiten
• Ursachen schlechter Leistung oder negativer
Konsequenzen für die Person werden stark
externalisiert.
• Zeigt wenig bis kaum Verlegenheit bei Problemen
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Item 3: Stimulationsbedürfnis
• Chronisches und exzessives Bedürfnis nach
Stimulation und fehlender Routine
• Ungewöhnlich starkes Gefühl der Langeweile
– Längere Beziehungen werden als langweilig erlebt
– Person fühlt sich rastlos, bricht Arbeiten schnell ab (oder
versucht dies) wenn sie zur Routine werden oder monotonen
Charakter haben
• Präferenz für aufregende, gefährliche und
herausfordernde Verhaltensweisen
– Häufig: Experimentieren mit Drogen, Fernbleiben von Schule,
Arbeit
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51
Item 4: Pathologisches Lügen
• Lügen und Täuschen sind anhaltende Merkmale des
Interaktionsverhaltens
– Elaborierte Lügen über Vergangenheit, selbst dann, wenn die
Aussagen leicht überprüfbar sind
– Nach Konfrontation mit der Wahrheit wird die Aussage
nachträglich angepasst
• Nur selten reagiert Person perplex oder verunsichert
auf den Nachweis des Lügens, für alle
Verhaltensweisen wird eine Erklärung angeboten
• Auch nach wiederholtem Nichteinhalten von
Versprechen / nachweislichem Lügen gegenüber
einer Person keine Hemmungen erneut „das blaue
vom Himmel“ zu versprechen
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Item 5: Betrügerisch manipulatives
Verhalten zur Erreichung persönlicher
Ziele
• Verhalten ist grösstenteils manipulativ
– Manipulatives Verhalten hat das Ziel, eigene
Vorteile (Geld, Sexualität, Sex, Status) zu
erreichen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen
für andere
– Manipulatives Verhalten kann kriminelle und nicht
kriminelle Verhaltensweisen beinhalten
• Häufig:
– systematisches Ausnutzen von
Familienmitgliedern, Freunden und Partnern
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Item 6: Fehlendes
Schuldbewusstsein
• Konsequenzen der eigenen Handlungen für
andere Personen werden nicht reflektiert
– Fehlende Scham oder Reue für die Folgen eigener
Handlungen
– Entschuldigung wirkt nicht aufrichtig und ehrlich
• Bei Straftaten:
– Verantwortung für das Delikt wird oft dem Opfer
übertragen oder Schwere der Tat heruntergespielt
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Item 7: Oberflächliche Gefühle
• Keine normale Bandbreite und Tiefe an
Gefühlen, flacher Affekt
– Person wirkt kühl und emotionslos
– Werden Emotionen gezeigt, wirken diese
dramatisch, oberflächlich, aufgesetzt und kurzlebig
• Manchmal starke emotionale Regungen,
Bezeichnung der Emotion jedoch fehlerhaft
– Sexuelle Erregung= Liebe,
– Frust= Traurigkeit,
– Wut = Irritation
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Item 8: Fehlen von Empathie
• Geringe Fähigkeit zur Empathie
• Missachtung der Gefühle, Rechte und des
Wohlergehens anderer Personen
– Andere Menschen werden als manipulierbare
Objekte angesehen
– Person ist zynisch und selbstsüchtig, sieht sich als
Nummer 1
– Sieht Emotionalität als Schwäche, bezeichnet sich
selbst als bewusster „Einzelgänger“
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Item 9: Parasitäre Ausrichtung
• Finanzielle Ausbeutung anderer Menschen ist
Teil des Lebensstils
• Konstante Arbeitsverhältnisse bzw.
Ferienjobs werden vermieden
• Parasitärer Lebensstil kann auch durch
Überzeugung anderer, ihre Hausarbeiten,
Schulaufgaben oder andere Verpflichtungen
zu erledigen, sichtbar werden.
• Konstantes und nicht momentanes Verhalten
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Item 10: Unzureichende
Ärgerkontrolle
• Sehr geringe Ärger- und Frustrationstoleranz
• Auf Kritik, Misserfolg und Frustration wird tendenziell
mit Gewalt, Drohungen oder verbalen Entgleisungen
reagiert
• Jugendlicher reagiert schnell gekränkt, reagiert
wegen Nichtigkeiten ärgerlich und aggressiv
• Verhaltensweisen sind häufig unangemessen
• Mangelnde Verhaltenskontrolle von kurzer Dauer,
danach nahtloser Übergang zu „normalem“ Verhalten
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Item 11: Unpersönliches
Sexualverhalten
• Unverbindliche sexuelle Beziehungen
–
–
–
–
–
häufige beiläufige Kontakte (one-night stands)
Beliebigkeit in der Auswahl der Sexualpartner
Mehrere gleichzeitige Partnerschaften
Häufig Untreue, Prostitution
Bereitschaft zu einer grossen Spannbreite
sexueller Praktiken
• Häufig Nötigung zu sexuellen Handlungen
• Jugendliche zeigen sexuell aggressive
Verhaltensweisen
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Item 12: Frühe
Verhaltensauffälligkeiten
• Frühe Verhaltensauffälligkeiten (10 Jahre und jünger)
– Häufiges Lügen, Schummeln bei Prüfungen,
Schuleschwänzen, störendes Verhalten im Unterricht,
Schikanieren anderer
– Diebstahl, Raub, Brandstiftung, Vandalismus, Gewalt
– Von zu Hause weglaufen
– Frühe sexuelle Beziehungen
– Substanzmissbrauch
• Verhaltensweisen sind schwerer als bei anderen
Jugendlichen und führen oft zu Beschwerden,
Schulverweisen bzw. Kontakt mit der Polizei oder mit
Psychiatrie
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Item 13: Fehlen von Zielen
• Unfähigkeit oder Unwille, Pläne zu
formulieren oder Verpflichtungen einzugehen
• Leben von Tag zu Tag
• Pläne werden häufig geändert
• Keine Sorgen um die Zukunft
• Geringes Interesse an Schulbildung
oderfester Anstellung
• Oft unrealistische Lebensziele
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Item 14: Impulsivität
• Verhalten ist impulsiv, wenig reflektiert und
überlegt
• Handlungen erfolgen aus dem Moment
heraus, kein Abwiegen von Pro und Contra
• Konsequenzen der Handlungen werden nicht
bedacht
• Wichtige Entscheidungen (Schulabbruch,
Auszug aus Elternhaus,Trennung) werden
spontan getroffen und nicht durchdacht
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Item 15: Verantwortungslosigkeit
• Es wird keine Verantwortung für andere Menschen
übernommen
– Kein Sinn für Loyalität und Verpflichtung gegenüber Familie,
Freunde, Arbeitgeber, Gesellschaft
• Probleme in verschiedenen Bereichen:
– Finanzen: Anhäufung von Schulden welche nicht beglichen
werden
– Risikoreiches Verhalten, z.B. schnelles Autofahren
– Beruf: unachtsame, nachlässige Arbeit
– Familie/ Freunde, z.B. lehnt Besitztum eines Freundes aus
und beschädigt es
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Item 16: Mangelnde Verantwortungsübernahme für eigene Handlungen
• Es wird keine Verantwortung für eigene Handlungen
übernommen
• Verantwortung wird anderen Personen oder widrigen
Umständen zugeschrieben
• Im Extremfall: Trotz erdrückender Beweislast werden
absurde Erklärungen angeboten (z.B. Verschwörung
gegen die Person, Erinnerungslücken)
• Folgen der Tat werden heruntergespielt (z.B. Opfer
selbst schuld) und rationalisiert (z.B. bei
Eigentumsdelikt: Opfer war sowieso versichert)
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Item 17: unbeständige Beziehungen
• Jugendlicher pflegt unbeständige,
oberflächliche und stürmische Beziehungen
(sowohl sexuell wie nicht-sexuell)
• geht Beziehungen leicht ein, jedoch
Unvermögen, länger dauernde Beziehungen
zu pflegen
• Beziehungen scheitern an Desinteresse,
fehlendem Bemühen oder an mangelnder
Verbindlichkeit oder an physischem oder
psychischem Missbrauch
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Item 18: gravierendes delinquentes
Verhalten
• Antisoziales Verhalten mit Anklagen und
Verurteilungen
• 2 Punkte werden vergeben bei schweren Delikten
wie Gewalt- und Sexualdelikte,
– z.B. Tötungsdelikte, schwere Körperverletzung, Raub,
Vergewaltigung, Autodiebstahl, Geiselnahme, Brandstiftung,
Betrug, Drogenhandel, schwere Verkehrsdelikte
(Drogen/Alkohol am Steuer)
• 1 Punkt wird bei leichteren Delikten vergeben,
– z.B. Drogenbesitz,
– kleinere Diebstähle, Besitz gestohlener Gegenstände,
einfache Körperverletzung, geringfügige Verkehrsdelikte (z.B.
Fahren ohne Führerschein)
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
66
Item 19: Ernsthafte Widerhandlung gegen
Auflagen bedingter Entlassung
• 2 Punkte wird bei schwerem Verstoss gegen
Auflagen vergeben,
– z.B. Widerruf bei bedingter Entlassung, Flucht
• 1 Punkt wird bei leichtem Verstoss gegen
Auflagen vergeben,
– z.B. Nichteinhalten von Terminen bei Gericht, BVD
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
67
Item 20: Polymorphe Kriminalität
• Berücksichtigt werden sowohl Anklagen,
Verurteilungen aber auch kriminelle
Verhaltensweisen ohne Anklagen
• 2 Punkte werden vergeben, wenn der
Jugendliche Delikte aus 6 verschiedene
Kategorien begangen hat.
• 1 Punkt wird vergeben, wenn der Jugendliche
Delikte aus 4-5 Kategorien begangen hat.
• 3 oder weniger Kategorien ergeben 0 Punkte
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
68
Item 20: Kategorien Polymorphe
Kriminalität
•
•
•
•
•
•
•
•
Diebstahl, Einbruchdiebstahl,
Besitz von
Einbruchgegenständen, Besitz
von Diebesgut
Raub, Versuchter Raub,
Erpressung
Drogendelikte (Besitz/Handel)
Körperverletzung, Drohungen
Mord, Versuchter Mord,
Fahrlässige Tötung
Waffenbesitz, Besitz von
explosivem Material
Sexualdelikte
Delikte mit Verletzung der
Sorgfaltspflicht (z.B.
alkoholisiert Auto fahren)
•
•
•
•
•
•
•
Betrug, Fälschung, falsche
Anschuldigung, falsche
Identität
Ausbruch, Flucht, Nicht
Erscheinen bei Gericht,
Bewährung
Geiselnahme,
Freiheitsberaubung, Widerstand
gegen Festnahmen
Brandstiftung
Gewalt gegen Beamte
Schmuggel, Verbrechen gegen
den Staat, Steuerhinterziehung,
Landesverrat, Spionage
Kleinere Delikte: Vandalismus,
Sachbeschädigung, kleinere
Verkehrsdelikte
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
69
Violence Risk Appraisal Guide
(VRAG)
Quinsey V.L., Harris G.T., Rice M.E., Cormier
C.A. (2006)
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
70
VRAG
• 1993 von Harris, Rice & Quinsey in Kanada
anhand einer Population von 618 Gewaltund Sexualstraftätern entwickelt
• Aktuarisches, empirisch generiertes
Prognoseinstrument für männliche
Gewaltstraftäter (sowohl psychiatrisch
auffällige wie auch psychiatrisch unauffällige)
• Legalbewährung wurde durchschnittlich
7 Jahre beobachtet
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
71
VRAG
• zur Vorhersage einer erneuten Anklage
wegen eines Gewaltdelikts
• die Wahrscheinlichkeitsschätzung erfolgt für
eine Zeitperiode von 7- bzw. 10-Jahren
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
72
Entwicklung des VRAG
• Es wurden verschiedene Informationen
erhoben an 618 männlichen Straftätern:
– Soziodemographische Informationen
• z. B. sozioökonomischer Status, Alter, Familienstand,
Ausbildung
– Probleme in der Kindheit
• z. B. lebte das Kind bis zum Alter von 16 bei beiden Eltern,
kriminelle Vorgeschichte in der Familie, Aggression in der
Kindheit
– Psychologische Variablen
• z. B. DSM-Diagnose, IQ, PCL-R
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
73
Entwicklung des VRAG
– Fehlanpassung im Erwachsenenalter
• z. B. psychiatrische Vorgeschichte, Lebenssituation,
Vorstrafen und Straftaten, Alkoholmissbrauch, soziale
Unterstützung, Aggressivität im Erwachsenenalter
– Charakteristiken des Anlassdelikts
• z. B. Beziehung zum Opfer, Verletzungsgrad des Opfers,
Waffengebrauch, Geschlecht des Opfers, Motiv für das
Anlassdelikt
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
74
VRAG Eingangs-Delikte
Definition Gewaltstraftat (= Anwendungsbereich)
Tötung
versuchte Tötung
Entführung
Freiheitsberaubung
Körperverletzung
Angriff
qualifizierter Raub
Vergewaltigung
alle Sexualstraftaten
mit phys. Kontakt
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
75
Entwicklung des VRAG
• Variablen, die sich als prädiktiv erwiesen,
wurden als Items in den VRAG
aufgenommen.
• der VRAG beinhaltet letztendlich 12 Items,
• die Items sind je nach ihrer individuellen
Bedeutung für die Vorhersage speziell
gewichtet
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
76
Item 1: Aufgewachsen mit …
• Bei beiden biologischen Eltern bis zum 16. LJ
aufgewachsen (ausser bei Tod von Eltern)
– JA
– Nein
-2
+3
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
77
Item 2: Anpassungsprobleme /
Schule
• Mangelhafte Anpassung in der Grundschule
(bis und mit 8.Klasse)
– Keine Probleme -1
– Leichte oder moderate Probleme mit Disziplin oder
Anwesenheit
+2
– Schwere (d.h. häufig oder gravierend) Verhaltensoder Anwesenheitsprobleme (z.B. Schwänzen,
störendes Verhalten über mehrere Jahre oder
Schulverweis)
+5
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
78
Item 3: Alkoholprobleme in der
Vorgeschichte
• Je ein Punkt für …
–
–
–
–
–
Alkoholimissbrauch eines biologischen Elternteils
Alkoholprobleme im Jugendalter
Alkoholprobleme im Erwachsenenalter sowie
Alkoholeinfluss bei früheren und
Alkholeinfluss bei aktuellen Vergehen
• Scoring:
–
–
–
–
0 Punkte
1-2 Punkte
3 Punkte
4-5 Punkte
- 1
0
+1
+2
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
79
Item 4: Zivilstand
• Zum Zeitpunkt des Indexdelikts
• Scoring:
– je verheiratet oder mind. 6 Monate in einer
eheähnlichen Gemeinschaft lebend: - 2
– nie verheiratet: + 1
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
80
Item 5: Cormier-Lang
• Frühere Verurteilungen und Anklagen wegen
nicht-gewalttätiger Delikte vor dem
Anlassdelikt: erhoben über die Cormier-LangScala
• Scoring
– Cormier-Lang = 0
– Cormier-Lang 1-2
– Cormier-Lang >=3
=>
=>
=>
–2
0
+3
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
81
Item 6: Versagen bei früherer
bedingter Entlassung
• Verstösse nach bedingter Entlassung,
Widerruf nach bedingter Entlassung, Verstoss
gegen Auflagen und Weisungen während
einer laufenden Untersuchung
• Scoring:
– Nein
– Ja
0
+3
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
82
Item 7: Alter
• Alter bei Anlassdelikt
–
–
–
–
–
39 Jahre und älter
34 bis 38 Jahre
28 bis 33 Jahre
27 Jahre
<26 Jahre
-5
-2
-1
0
+2
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
83
Item 8: Verletzungsgrad Opfer
• Verletzungsgrad Opfer
(Bezugspunkt ist die schwerstwiegende
Verletzung)
• Scoring:
–
–
–
–
Tod
Hospitalisiert
Behandelt und entlassen
nicht/geringfügig verletzt
-2
0
+1
+2
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
84
Item 9: Irgendein Weibliches Opfer
(beim Anlassdelikt)
• Weibliches Opfer:
– Ja
– Nein (inkl.kein Opfer)
-1
+1
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
85
Item 10: Persönlichkeitsstörung
• Persönlichkeitsstörung nach DSM III liegt vor
• Scoring:
– Ja
– Nein
+3
-2
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
86
Item 11: Schizophrenie
• Diagnose Schizophrenie gemäss DSM- III
liegt vor
– ja
– Nein
-3
+1
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
87
Item 12: Wert PCL-R
• Summe auf der PCL-R
–
–
–
–
–
–
<04
05-09
10-14
15-24
25-34
>35
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
- 5
- 3
- 1
0
+ 4
+ 12
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
88
Kategorienbildung
• die Punkte in den 12 Items werden addiert
• anhand des Summenwertes ist es möglich,
den Probanden in eine, von den Autoren
festgelegte, Kategorie einzuordnen
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
89
VRAG-Kategorien
VRAG-Werte
VRAG-Kategorie
< -22
1
-21 bis –15
2
-14 bis –8
3
-7 bis -1
4
0 bis +6
5
+7 bis +13
6
+14 bis +20
7
+21 bis +27
8
> +28
9
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
90
Rückfallwahrscheinlichkeiten
• Anhand der Risikokategorie kann ein
Rückfallrisiko angegeben werden
– z. B. entspricht die Risikoklasse 9 der höchsten
Rückfallwahrscheinlichkeit von 100% in einem 7Jahres-Zeitraum und 100% Rückfallwahrscheinlichkeit in einem 10-Jahres-Zeitraum
– die Risikoklasse 1 entspricht z. B. einer sehr
niedrigen Rückfallwahrscheinlichkeit von 0% in
einem 7-Jahres-Zeitraum und 8% in einem 10Jahres-Zeitraum
– Merke: Gruppenstatistische Ergebnisse und
nicht Individualprognose
IOT
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
91
Rückfallwahrscheinlichkeiten
VRAG-Kategorie
7 Jahre (in %)
10 Jahre (in%)
1
0
08
2
08
10
3
12
24
4
17
31
5
35
48
6
44
58
7
55
64
8
76
82
9
100
100
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
92
Ersetzen von VRAG-Items
• PCL-R
– CATS (Childhood and Adolescent Taxon Scale)
– PCL-SV (proportional auf Summenwert von 40
anpassen)
– PCL-YV (wenn Straftäter jünger als 18 war)
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
93
Ersetzen von VRAG-Items
• DSM-III Diagnosen (Persönlichkeitsstörung
vs. Schizophrenie)
– DSM IV oder andere DSM-Revisionen
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
94
Anpassen des VRAG-Summenwerts
• Summe bilden mit Items welche nach VRAGBewertungsregeln gewertet wurden
• Anteil bestimmen, den der Täter in diesen Items von
den maximal möglichen Punkten erreicht hat
• Höchstmögliche Punktzahl ermitteln welche in
ausgelassenen Items hätte erzielt werden können.
Diese Zahl mit Anteil an möglichen Punkten
multiplizieren.
• Diese Zahl mit ursprünglich ermitteltem Summenwert
addieren.
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
95
Sex Offender Risk Appraisal Guide
(SORAG)
Quinsey V.L., Harris G.T., Rice M.E., Cormier C.A.
(2006)
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
96
SORAG
• SORAG stellt Modifikation des VRAG dar
• Es wurden 495 Sexualstraftäter psychiatrischer
Einrichtungen untersucht
• Dabei fanden 10 Merkmale des VRAG Eingang in
den SORAG
• Zusätzlich wurden 4 weitere für Sexualstraftäter
spezifische Items eingefügt
• SORAG setzt sich somit aus 14 Merkmalen
zusammen
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
97
Eingangskriterien für SORAG
• Delikte mit eindeutig sexuellem Kontakt
zwischen Täter und Opfer
• Delikte müssen angeklagt oder verurteilt sein
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
98
Item 1: Aufgewachsen mit …
• Bei beiden biologischen Eltern bis zum 16. LJ
aufgewachsen (ausser bei Tod von Eltern)
– JA
– Nein
-2
+3
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
99
Item 2: Anpassungsprobleme /
Schule
• Mangelhafte Anpassung in der Grundschule
(bis und mit 8.Klasse)
– Keine Probleme -1
– Leichte oder moderate Probleme mit Disziplin oder
Anwesenheit
+2
– Schwere (d.h. häufig oder gravierend) Verhaltensoder Anwesenheitsprobleme (z.B. Schwänzen,
störendes Verhalten über mehrere Jahre oder
Schulverweis)
+5
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
100
Item 3: Alkoholprobleme in der
Vorgeschichte
• Je ein Punkt für …
–
–
–
–
–
Alkoholimissbrauch eines biologischen Elternteils
Alkoholprobleme im Jugendalter
Alkoholprobleme im Erwachsenenalter sowie
Alkoholeinfluss bei früheren und
Alkholeinfluss bei aktuellen Vergehen
• Scoring:
–
–
–
–
0 Punkte
1-2 Punkte
3 Punkte
4-5 Punkte
-1
0
+1
+2
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
101
Item 4: Zivilstand
• Zum Zeitpunkt des Indexdelikts
• Scoring:
– je verheiratet oder mind. 6 Monate in einer
eheähnlichen Gemeinschaft lebend: - 2
– nie verheiratet: + 1
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
102
Item 5: Cormier-Lang
• Frühere Verurteilungen und Anklagen wegen
nicht-gewalttätiger Delikte vor dem
Anlassdelikt: erhoben über die Cormier-LangScala
• Scoring
– Cormier-Lang = 0
– Cormier-Lang 1-2
– Cormier-Lang >=3
=>
=>
=>
–2
0
+3
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
103
Item 6: Cormier-Lang
• Frühere Verurteilungen und Anklagen wegen
gewalttätiger Delikte vor dem Anlassdelikt
• Scoring:
– Cormier-Lang = 0
– Cormier-Lang 2
– Cormier-Lang >=3
=>
=>
=>
–1
0
+6
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
104
Item 7: Anzahl früherer Sexualstraftaten
• Bezieht sich auf Verurteilungen für
Sexualstraftaten, die vor dem Index-Delikt
erfolgten
• Jegliche Delikte, von denen bekannt ist, dass
sie sexuell sind, einschliesslich unsittliche
Entblössung
• Scoring:
– 0 = -1
– 1-2=+1
– >=3=+5
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
105
Item 8: Sexualstraftaten an Mädchen
unter 14 Jahren
• Vorgeschichte von Sexualstraftaten
ausschliesslich zum Nachteil von Mädchen
unter 14 Jahren, inklusive Index-Delikt.
• Falls der Straftäter weniger als 5 Jahre älter
als das Opfer war, ist immer +4 zu werten
– Ja=0
– Nein=+4
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
106
Item 9: Versagen bei früherer
bedingter Entlassung
• Verstösse nach bedingter Entlassung,
Widerruf nach bedingter Entlassung, Verstoss
gegen Auflagen und Weisungen während
einer laufenden Untersuchung, sowie neue
Anklagen, inklusive des Indexdeliktes
während der Bewährungszeit
• Scoring:
– Nein=
– Ja=
0
+3
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
107
Item 10: Alter
• Alter bei Anlassdelikt
–
–
–
–
–
39 Jahre und älter
34 bis 38 Jahre
28 bis 33 Jahre
27 Jahre
<26 Jahre
-5
-2
-1
0
+2
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
108
Item 11: Persönlichkeitsstörung
• Persönlichkeitsstörung nach DSM III liegt vor
• Scoring:
– Ja
– Nein
+3
-2
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
109
Item 12: Schizophrenie
• Diagnose Schizophrenie gemäss DSM- III
liegt vor
– Ja
– Nein
-3
+1
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
110
Item 13: Phallometrische Testergebnisse
• Alle weisen auf nicht- deviante sexuelle
Präferenzen hin = -1
• Irgendein Test weist auf deviante sexuelle
Präferenzen hin = +1
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
111
Item 14: Wert PCL-R
• Summe auf der PCL-R
–
–
–
–
–
–
<04
05-09
10-14
15-24
25-34
>35
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
Punkte / PCL-R:
- 5
- 3
- 1
0
+ 4
+ 12
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
112
SORAG-Kategorien (7 Jahre)
SORAG-Werte
SORAG-Kategorie
< -10
1
-9 bis –4
2
-3 bis +2
3
+3 bis +8
4
+9 bis +14
5
+15 bis +19
6
+20 bis +24
7
+25 bis +30
8
>= +31
9
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
113
SORAG-Kategorien (10 Jahre)
SORAG-Werte
SORAG-Kategorie
< -11
1
-10 bis –5
2
-4 bis +1
3
+2 bis +7
4
+8 bis +13
5
+14 bis +19
6
+20 bis +25
7
+26 bis +31
8
>= +32
9
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
114
Rückfallwahrscheinlichkeiten
(erneute Anklage)
SORAG-Kategorie
7 Jahre (in %)
10 Jahre (in%)
1
7
09
2
15
12
3
23
39
4
39
59
5
45
59
6
58
76
7
58
80
8
75
89
9
100
100
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
115
Ersetzen von SORAG-Items
• PCL-R
– CATS (Childhood and Adolescent Taxon Scale)
– PCL-SV (proportional auf Summenwert von 40
anpassen)
– PCL-YV (wenn Straftäter jünger als 18 war)
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
116
Ersetzen von SORAG-Items
• DSM-III Diagnosen (Persönlichkeitsstörung
vs.Schizophrenie)
– DSM IV oder andere DSM-Revisionen
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
117
Ersetzen von SORAG-Items
• Phallometrische Testergebnisse:
– Wenn in der KG genügend Hinweise für die
Diagnose (DSM-Kriterien) Pädophilie oder
Sadismus bestehen, wird +1 vergeben, wenn
Diagnose nicht erfüllt -1
– oder Ersatz mittels Screening Scale for Pedophilic
Interests (SSPI). Der SSPI darf nur bei Tätern
angewendet werden, welche sex. Übergriffe an
Kindern gemacht haben.
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
118
Allgemeine Fragen zu VRAG und SORAG
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
119
Vorgehen bei Jugendlichen
• 17% der Stichprobe waren unter 18-jährig
• Prädiktoren für Rückfälligkeit deckten sich mit
Erwachsenenpopulation
• Stichprobe der Jugendlichen zeigte höhere
Rückfallraten, wobei prädiktive Aussagekraft
für Rückfälligkeit vergleichbar war mit
Erwachsenenpopulation
• Anwendung von VRAG und SORAG wird bei
Jugendlichen empfohlen, welche erst mit 18
Jahren Gelegenheit für Rückfall haben
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
120
Anwendung bei Intelligenzminderung?
• VRAG zeigte dieselbe Effektstärke bei
Probanden mit IQ unter 85 wie bei
Probanden mit IQ höher 85
• Es wurden keine Populationen mit höher
gradigen Intelligenzminderungen untersucht
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
121
Was bedeuten Negativwerte im VRAG?
Höheres Alter, Schizophrenie, weibliches
Opfer, Schweregrad der Verletzung
• gehen mit niedrigeren Rückfallraten einher
als die Gesamtstichprobe
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
122
Anwendung von VRAG bei Frauen?
• Frage wurde in 2 Studien untersucht
Harris, Rice & Cormier 2002
– Population: 406 forensische Patienten, davon 59
Frauen
– Rückfallraten bei Frauen waren tief und VRAG
konnte Rückfälligkeit für Gewalt nicht voraussagen
MacArthur Studie 2001
– VRAG funktionierte gleich gut für Frauen (n=403)
wie für Männer
– Prädiktoren in der Regel gleich aber Basisrate bei
Frauen tiefer (meist Selbstberichte)
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
123
Basler-Liste
Arbeitsinstrument der Fachkommissionen des
Strafvollzugskonkordats der Nordwest- und
Innerschweiz
Prof. Dr.V. Dittmann
2.Version 1999
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
124
Allgemeines zur Baslerliste
• Kriterienliste bestehend aus 12 Merkmalen
• Sie ist als Arbeitsinstrument zur
systematischen Fallanalyse zu verstehen
• Eine rein mathematische Aufrechnung der
Merkmale ist obsolet
• Prof. Dittmann versteht sein Instrument als
Unterstützung in der Erarbeitung einer
individuellen Gesamtschau
• Zuverlässigkeit des Instrumentes steigt durch
Diskussion mit Fachleuten und mit Erfahrung
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
125
1. Analyse der Anlasstat
• günstig
• ungünstig
• Einzeldelikt ohne
übermässige
Gewaltanwendung
• hochspezifische Täter-OpferBeziehung
• Mittäterschaft ohne
Gruppendruck
• besonders grausame Tat mit
„overkill“
• Deliktserie
• Opferwahl zufällig
• Delikt mit hoher Basisrate
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
126
2. Bisherige Kriminalitätsentwicklung
• günstig
• Kriminalität als Audruck
lebensphasischer
Veränderungen, eines
schicksalhaften Konfliktes
oder einer bsonderen
aktuellen Situation
• ungünstig
• Kriminalität als
eingeschliffenes Muster,
Beginn in Kindheit oder
Jugend, Herkunft aus
dissozialem Milieu
• gewalttätige Delikte in der
Vorgeschichte, besonders
grausame Taten mit
„overkill“
• Deliktserie in Vorgeschichte
• Lockerungs- oder Bewährungsversagen in der
Vorgeschichte
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
127
3.Persönlichkeit, Psychische Störung
• günstig
• ungünstig
• vorübergehende psychische
Störung
• vorübergehender Einfluss
psychotroper Substanzen
• unauffällige Persönlichkeitsentwicklung
• unauffällige Testpsychologie
• langanhaltende Symptomatik
mit Bezug zur Delinquenz
• regelm. Substanzmissbrauch
• deliktfördernde Ansichten
und Einstellungen
• Dissozialitäts- und „psychopathy-Kriterien
• Chronifizierte Abweichungen
des Sexualverhaltens
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
128
4. Einsicht des Täters in seine Krankheit
oder Störung
• günstig
• ungünstig
• Täter erkennt und akzeptiert
das Krankhafte, Störende
oder Abweichende seines
Verhaltens
• offene Selbstdarstellung
• Täter negiert, psychisch
krank, gestört oder in seinem
Verhalten erheblich
normabweichend zu sein
• versucht abzuwehren, zu
bagattelisieren und zu
täuschen
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
129
5. Soziale Kompetenz
• günstig
• ungünstig
• gute soziale Leistungsfähigkeit in allen Bereichen
• interessiert und eingebunden
in breites Spektrum von
Aktivitäten
• mit Leben zufrieden
• Einfühlungsvermögen und
Toleranz
• intakte fam. oder
partnerschaftl. Beziehungen
• stabile Freundschaften
• Erhebliche Beeinträchtigungen, instabile
Arbeitsverhältnisse
• sozial desintegriert
• gestörte Kommunikationsfähigkeit
• keine stabilen
Partnerschaften
• geringes
Durchhaltevermögen
• kriminogener Lebensstil
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
130
6.Spezifisches Konfliktverhalten
• günstig
• ungünstig
• Tat entwickelte sich aus
einer bisher einmaligen
spezifischen Konfliktsituation, Täter konnte sich
in vergleichbaren Situationen
schon anders verhalten
• gute Belastbarkeit in
anderen Konfliktsituationen
• Täter gerät immer wieder in
ähnliche Konfliktsituationen,
reagiert in stereotyper Weise
mit delinquentem Verhalten
• geringe Frustrationstoleranz,
Impulsivität
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
131
7. Auseinandersetzung mit der Tat
• günstig
• ungünstig
• Bereitschaft sich intensiv mit
der Tat auseinanderzusetzen, erkennbares
Bedauern oder Reue
• Auseinandersetzung mit der
Situation des Opfers,
Bemühen um Ausgleich und
Wiedergutmachung (nicht
taktisch)
• Leugnen der Täterschaft
oder Bagatellisieren der Tat,
keine Reue
• Projektion des eigenen Fehlverhaltens auf das Opfer
oder auf Dritte oder
Umstände
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
132
8. Allgemeine Therapiemöglichkeiten
• günstig
• ungünstig
• für die vorhandene
psychische Störung ist
grundsätzlich eine gut
wirksame Behandlungsmethode bekannt
• nach dem gegenwärtigen
Stand ist die vorhandene
Störung generell schwer
oder gar nicht behandelbar
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
133
9. Reale Therapiemöglichkeiten
• günstig
• ungünstig
• es gibt eine Institution mit
benötigtem Therapiekonzept, mit
entsprechendem Rahmen
und Bereitschaft, den Täter
aufzunehmen
• benötigte Institution steht
nicht zur Verfügung
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
134
10. Therapiebereitschaft
• günstig
• ungünstig
• Offenheit und gute,
vertrauensvolle Bindung an
Therapeuten und Bezugspersonen
• Täter bemüht sich aktiv um
eine Therapiemöglichkeit,
nimmt auch Nachteile in
Kauf
• keine Bereitschaft, sich mit
Störung
auseinanderzusetzen
• lehnt jegliche Therapie ab
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
135
11.Sozialer Empfangsraum
• günstig
• ungünstig
• Einbindung in Familie,
Partnerschaft
• gesichertes Einkommen
• gute Kontrollmöglichkeit
• Zugang zu Opfern erschwert
• Annehmen von
Unterstützung
• realistische Zukunftsplanung
• fehlende Sozialkontakte,
Bindungen
• keine (realistischen) Pläne
• kein gesichertes Einkommen
• leichter Zugang zu Opfern
• fehlende Kontrollmöglichkeiten
• Ablehung von Unterstützung
• Rückkehr in krimonogenes
Milieu
• fehlende langfristige
Nachsorge
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
IOT
136
12. Bisheriger Verlauf nach der Tat
• günstig
• ungünstig
• keine weitere Delinquenz
• Besserung der
deliktfördernden Störung
• Nachreifung Persönlichkeit
• gute Anpassungsfähigkeit
• erhöhte Frustrationstoleranz
• Aufbau von
Hemmungsfaktoren
• erfolgreiche Lockerungen,
soweit sicher beurteilbar
• weitere ähnliche oder noch
gravierendere Delinquenz
• keine Veränderung der
kriminogenen Störung
• häufige Konflikte
• Überangepasstheit in der
Institution
• Sekundärschäden durch
lange Institutionalisierung
• keine Therapiefortschritte
• Entweichungen, Suchtmittel
Institut für Opferschutz und Täterbehandlung
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Gesamtbeurteilung
sehr günstig günstig neutral ungünstig sehr ungünstig
schwerwiegende Delikte gegen körperliche, sexuelle
oder psychische Integrität anderer zu erwarten?
ja
nein
fraglich
Zur Zeit besonders gefährlich
ja
nein
bedingt
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