Territories of the Self

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Erving Goffmann - biblio-biographische Skizze
geb. 1922, Kanada
Studien- und universitäre Arbeitsorte: Chicago, Berkeley und
Univ. von Pennsylvania (1968 bis zu seinem Tod 1982)
wichtigste Publikationen:
- 1956: The Presentation of Self in Everyday Life
- 1961: Asylums
- 1963: Behavior in Public Places: Notes on the Social
Organisations of Gatherings
und: Stigma. Notes on the Management of Spoiled Identity
wichtigste Publikationen (Forsetzung)
- 1967: Interaction Ritual: Essays on Face-to-Face
Behavior
- 1971: Relations in Public: Microstudies of the Public
Order
- 1974: Frame Analysis: An Essay on the Organization
of Experience
- 1979: Gender Advertisements
Goffmans disziplinhistorischer Stellenwert
durchaus differenziertes Bild:
Lob einerseits, andererseits auch Kritik
Lob:
Z.B.: „.......a microscope of human nuance ...“
„Goffman‘s genius .... every bit as much
literary as observational.....“
(LEMERT 1997, IX)
Des einen Freud’...........
„His brilliance at making things happen with
words is most disconcertingly at play in the way
his writing actually creates the reader“
(LEMERT 1997, XIII)
Derselbe: Vergleich von Goffman mit Proust und Kafka
..... des anderen Leid - zur Kritik an Goffman
- literarisch-essayistische Stil und ‘markige’ Sprüche
„..... The sociologically interesting thing about Hamlet
is that every year no high school in the Englishspeaking world has trouble finding some clown to play
him.“
(GOFFMANN, 1983, The Interaction Order, 1)
- Hauptvorwurf: Goffman ein besonders unmethodischer
Methodiker
„.... One of the most unimaginative complaints
against him is that he had no replicable method“
(LEMERT 1997, X) - Zur ‘Methode’ Goffmans
Goffman selbst:
„......... In den Arbeiten dieses Bandes werden empirisch nicht
abgesicherte Daten über das Vorkommen bestimmter sozialer
Praktiken zu bestimmten Zeiten bei verschiedenartigen Leuten
gemacht. In einer solchen Form der Beschreibung sehe ich ein
notwendiges Übel. Um die Details und Fragmente des
gegenwärtigen sozialen Lebens in einer umfassenden Analyse
miteinander zu verknüpfen, muß man eine große Anzahl von
Behauptungen aufstellen, die sich nicht auf solides
quantitatives Beweismaterial stützen können.“
(GOFFMAN 1974, 15)
Goffman -Rezipienten
P. Bourdieu über Goffman (sinngemäß): dieser habe eine
der originellsten und außergewöhnlichsten Methoden
entwickelt, Soziologie zu betreiben.
(P. BOURDIEU, 1983, Erving Goffman. Discoverer of
the Infinitely Small, In: Theory, Culture and Society, 2,
112f.)
A. Giddens
Giddens über Goffman
„Trotz ihrer offenkundigen Brillanz werden Goffmans Schriften
allenthalben für theoretisch wohl ein wenig leichtgewichtig
gehalten, weil man ihn entweder in erster Linie als eine Art
soziologischen raconteur ansieht - das Äquivalent für eine
soziologische Klatschbase .....
..... Goffman steht ihnen [solchen Anschuldigungen] bis zu
einem gewissen Grade wehrlos gegenüber, weil er es unterläßt,
die Implikationen seines Standpunktes in einer wirklich
systematischen Form herauszuarbeiten. Dort wo er es tut,
neigt er zu einer Verknüpfung der Rituale des Alltagslebens mit
ethologischen Darstellungen des Verhaltens höherer Tiere..... “
(GIDDENS 1997, 37f.)
Gegenthese der Goffman-Anhänger:
Trifft alles nicht zu, man darf nur die Gesamt-Perspektive
nicht aus den Augen verlieren. Betrachtet man synoptisch
das gesamte Werk Goffmans, ergebe sich ein durchaus
kohärentes Theoriegebilde.
„........... Goffman‘s work read as a whole, coheres into
a rich and concrete theory of the self and social life.“
(BRANAMAN 1997, 52)
Interdependenzen zwischen Persönlichkeit und
sozialer Umwelt
Arbeitsbereiche von Goffman nach Branaman
1997, 40 (‘ideas in Goffman’s thought’)
- The Production of Self
- The Confined Self
- The Nature of Social Life
- Frames and the Organization of Experience
The Production of Self
The Confined Self
Wie kommt Persönlichkeit zustande?
Wenn man bei Goffman nach Antworten auf diese
Fragen sucht, stößt man zunächst auf folgende drei
termini technici:
- performance
- ritual
- game
The Production of Self
The Confined Self
„Performance“, „ritual“ und „game“ sind Metaphern, mit
denen Goffman das soziale Leben beschreibt.
Z.B. wird Gesellschaft durch metaphorische
Verwendung von Begriffen aus dem Theater-Milieu
beschrieben:
Darstellung (performance), Teams, Charaktere,
Regionen etc.
„The self is a product of performances staged in social
life, and most of the time these performances are
constrained by the ritual order of social life.“
(BRANAMAN 1997, 43)
The Production of Self
The Confined Self
Def. von Persönlichkeit: „....... an image pieced together from the
expressive
implications of the full flow of events in an
Dualismus:
undertaking...“
1.) sozial determinierte Persönlichkeit; sozialer Akteur,
und:
der die sozialen Vorgaben erfüllt.
„........
A kind of player
in a ritual
whoüber
copes
honorably
2.) Individuum
als jemand,
dergame
das Bild
sich
selbst or
dishonorably,
diplomatically
zu manipulieren
versucht. or undiplomatically, with the
judgmental contingencies of the situation....“
(GOFFMAN 1967, 31)
Persönlichkeit als:
„... The code that makes sense out of almost all the individual‘s
activities and provides a basis for organizing them. The self is
what can be read about the individual by interpreting the place he
takes in an organization of social activity, as confirmed by
expressive behavior........“
„The individual‘s social face is only on loan to him from society.“
(GOFFMAN 1971)
„Territories of the Self“
Für die Konstitution von Persönlichkeiten unerläßlich
„Territories of the self are simultaneously material and ideal,
consisting of the physical spaces over which a person can
command use as well as the rights to privacy and the claims
on social space that a person is entitled to make.“
(GOFFMAN 1971, 29-40)
insgesamt acht solcher Territorien zu unterscheiden
Auch anderwertig ‚Regionen/Regionalisierungen‘
in Goffmans-Konzept berücksichtigt:
Z.B.: „Performances“, also Auftritte auf der sozialen Bühne,
lassen sich danach unterscheiden, ob sie in „vorderseitigen“
oder „rückseitigen“ Regionen des sozialen Raums stattfinden.
Z.B.: Regionen und „territories of the self“, die durch Rituale
konstituiert werden, schaffen bzw. halten die soziale Ordnung
aufrecht.
(„Individuals affirm social order by marking out their own
territories and respecting those of others in a manner consistent
with respective social rank“ - GOFFMAN 1971, 63)
Frames and the Organization of Experience
Entwicklung der Rahmenanalyse:
unsere soziale Wahrnehmung wird über „Rahmen“
organisiert; d.h.: jede unsere Interpretationen
sozialer Sachverhalte ist durch bestimmte Kontexte
bereits orientiert:
etwa: eine bestimmte Tätigkeit wird als Hobby
interpretiert.
Frames and the Organization of Experience
Komplexe Terminologie:
- primäre Rahmen (natürliche, soziale)
- keys: wörtliche Bedeutung einer Tätigkeit in eine
übertragene Bedeutung transformiert
(bestimmte Aussage wird als Ironie interpretiert)
- etc.
Theoretische Prinzipien Goffmans - Vier Thesen
von M. Haller (1999, 543ff.)
1.) Die allererste Aufgabe der Sozialforschung besteht darin,
den Sinn des Handelns der Beteiligten .... zu erfassen.
2.) physische und objektive soziale Fakten werden
soziologisch erst relevant, wenn sie den Beteiligten bewußt
und von ihnen als wichtig angesehen werden.
3.) die Darstellung der individuellen Motive und Strategien des
Handelns ist nicht ausreichend; wichtig ist v.a. die Herausarbeitung von gesellschaftlich verfestigten Handlungsstrategien, also institutionalisierten Handlungsmustern
4.) soziologische Erklärung erschöpft sich nicht im Verstehen
und Darstellen ...., sondern muß menschliches Handeln auch
kausal-statistisch erklären durch Feststellungen über die
Wahrscheinlichkeit des Auftretens best. Phänomene....
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