Weißenburg, Caritas Altenheim St. Walburg, Mittwoch, 16.03.2011 Neumarkt, Caritas Altenheim St. Johannes, Mittwoch, 30.03.2011 14-17Uhr Rituale gestalten im Altenheim Gewohnheiten sagt Karl Valentin, als er mit dem Kamm einen exakten Scheitel auf der Glatze zieht und immer noch nicht zum Theatergang mit Liesl Karstadt fertig ist. Karl Valentin (um 1946). Quelle: Karl-ValentinDepositum Böheim, Stadtarchiv München. © Karl Valentin Erben Gewohnheiten strukturieren geben Halt und Orientierung erleichtern das tägliche Leben schaffen Freiraum für Kreativität und Innovation nicht unbedingt sozial nüchtern zweckmäßig Zuviel Gewohnheit erhöht die Gefahr eine Demenz zu bekommen Siehe Programm Sima/Lima Verlassen Sie gewohnte Wege! Seien Sie offen für Neues! Mal ein anderer Weg zum Bäcker Mal eine andere Zeitung lesen Mal ein neues Hobby ausprobieren…. Chance im Altenheim Neues ausprobieren z. Bsp. Malkurs durchgeführt von einer Ehrenamtlichen Mitarbeiterin s. DVD der Caritas Köln oder wie wär´s mit einem Computer-Kurs Wir leben zwischen Nord- und Südpol Gewohnheiten geben Sicherheit, schaffen Freiraum Zuviel Gewohnheit macht einsam und festgefahren Brauchtum nicht beliebig nicht spontan regelmäßig Handlungsmuster Formeln Zeichen Rollen Anfang und Ende sozial den Alltag übersteigend Bräuche stiften Identität integrieren geben Traditionen weiter gestalten Übergänge stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl Ritual nicht bloße Gewohnheit nicht bloßer Brauch fragt nach dem Sinn transzendental das christliche Ritual verweist auf Gott Sakrament Rituale spirituelle Funktion stellen die Sinnfrage (Wer bin ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich?) zeitliche Funktion dienen der Gliederung eines Prozesses und setzen Anfang und Ende soziale Funktion führen Menschen zusammen (oder trennen sie) und verteilen klare Rollen. psychische Funktion geben unterschiedlichen Gefühlen Raum, dosieren und ordnen sie Rituale müssen für mich persönlich als sinnvoll erlebt werden exotisches Regen–Ritual für mich kein Ritual, sondern ein folkloristisches Event. weil man es eben so macht Ritual wird zum reinen Brauchtum erstarren zur Zwangshandlung Inhalt und Form stimmen nicht mehr überein Beispiel: Gewohnheit Ritual abendliches Duschen bewußtes, symbolisches >>> körperliche Reinigung Übergießen mitWasser >>> Zeichen für innere Reinigung Es ist nicht unbedingt entscheidend, was ich mache, sondern wie ich es mache. Rituelle Geste bewusstes Setzen des Kreuzzeichens auf dem Brot vor dem Anschneiden oder automatisierte Gewohnheit ohne Sinnbezug therapeutische Rituale Ausgleichsritual zum Umgang mit Schuld symbolischen Brief schreiben Referenz-Rituale zur Würdigung von Verdiensten und Anerkennung von Leistungen, die bisher zu wenig Beachtung gefunden haben sehr emotional ästhetisch feierlich Bezug zu christlichen Ritualen Schweizer Fachschule für Rituale seit 10 Jahren Theologen Psychotherapeuten Stimmtrainer Erwachsenenbildner Ethiker bilden in Ritualarbeit aus Wochenendseminar in Hamburg 700€ magisches Ritual, damit nie Geld fehlt • Auf ein weißes Stück Papier ein großes Kreuz malen • mit Klebe versehen • gemahlenen Zimt darüber streuen • das Blatt Papier unters Bett legen magisches Ritual, um von einer bestimmten Person mehr beachtet zu werden Stecknadeln mit Köpfen langsam im Abstand von 2 cm in eine Zitrone stecken, dabei den Namen der Person stets wiederholen Zitrone in einer Schachtel an einen dunklen Ort stellen 1 Woche Schachtel auf keinen Fall berühren geschmierte Schulbrote als Übergangsritual Die Zeit 2006 Ritualdynamik Sonderforschungsbereich der Universität Heidelberg, seit 2003 90 Forscher aus 17 Fachbereichen Übertrag von fremden Ritualen als Event „Gerade das nicht verstehen macht den Reiz aus!“ Übertragung religiöser Rituale ins raum- und körperlose Internet Henrik Jungaberle von der Medizinischen Psychologie der Universität Heidelberg: „Da klickt so ein vereinsamter Jugendlicher eine Kerze im Internet an, aber im Grund traut er sich nicht, in eine Gruppe mit realen Menschen zu gehen!“ Ritual und Drogen Ayahuasca stärker als LSD Keine gesundheitlichen Probleme Das Ritual hilft mit der Droge umzugehen Ritualisieren kultiviert Faszination von Ritualen Ablenkung vom Inhalt Es ist oft nicht klar ersichtlich, ob hervorstechende feststehende Gewohnheiten „nur“ erstarrte persönliche Gewohnheiten oder „schon“ Zwangsrituale sind. „Die zweideutige Rolle von Wiederholungen und Ritualen ist in ihrer Bedeutung für das Altern bisher viel zu wenig reflektiert worden.“ Therapeutische Konsequenzen Vorbeugung sind notwendig. Leidensdruck beachten Gewohnheit, Ritual und Zwang Themenheft indem gerontologische, psychologische und theologische Gesichtspunkte berücksichtigt werden Psychotherapie im Alter Nr. 6:, herausgegeben von Johannes Kipp 2. Jahrgang, Nr. 6, 2005, Heft 2 Zeitschrift: Psychotherapie im Alter 129 Seiten, Broschiert, Format: 148 x 210 mm Verlag: Psychosozial-Verlag Erschienen im Juni 2005 ISBN-13: 16132637 Francis X.D´Sa indischer Theologe Ritus, Ritual von griechisch „arithmos“ = Zahl Ritual als etwas abgezähltes, strukturierendes Es steckt auch das altindische „rtáh“ = angemessen, recht darin Was gehört zu einem Ritual? nach Imber-Black, 1993 Wiederholung: Eine bestimmt Handlung wird ähnlich mehrfach begangen Handeln: Besonders: Es wird nicht nur geredet Die Handlung wird aus dem Alltäglichen herausgehoben Ordnung: Sie haben ein definierten Anfang, ein Symbolisch: Sie drücken einen Sinn aus, der über die Sozial: Sie werden gemeinsam vorbereitet und definiertes Ende und eine inneres Muster bloße Handlung hinausweist ausgeführt Der Übergang ist oft fließend. Ein Ritual kann zur Gewohnheit verflachen oder umgekehrt kann eine Gewohnheit zum Ritual erhoben werden. Ein Brauch kann „nur“ innerweltliche Identifikation mit einer Gruppe schaffen, aber auch Gott ins Spiel bringen. Rituale im Altenheim Aufnahme / Einzug Geburtstage von MitarbeiterInnen, BewohnerInnen Jahrestage von Ereignissen (Hochzeitstage, Jubelkommunion, Ereignisse der Zeitgeschichte, Ereignisse im Heim oder Ort) Dank Kirchenjahr Veränderungen im Gesundheitszustand Verabschiedung, Geleit, Abholung Trauer und Gedenken Einzug ins Altenheim 1. Trennungsphase Erzählen über Herkunftsort, Bilder anschauen (Symbolisierung: Altes in Erinnerung nehmen) 2. Schwellen- bzw. Umwandlungsphase Segenswünsche für neuen Wohnort (Symbolisierung: Kraft für den Wechsel) 3. Wiedereingliederungsphase Persönliche Tasse schenken (Symbolisierung: Willkommen im neuen „Zuhause“) Victor W. Turner 1967 Arnolds van Gennep 1999 Fischedick 2004 Beispiele: Martin Alsheimer, Ottilie Schulte: Palliative Care Ausbildung 2006 Annahme mit der Aufgabe einverstanden werden Hände öffnen Symbol in die Hand nehmen etwas zum Herzen führen eine symbolische Verbindung knüpfen auf etwas zugehen sich verbeugen sich einlassen Bsp.: Mit einer farbig durchwirkten kräftigen Schnur haben sich die Teilnehmer eines Hospizkurses in der Form eines Netzes verbunden. Trennung sich lösen, Vergangenes würdigen, freigeben Zerschneiden, zerschlagen, eine symbolische Bindung durchtrennen, zurückgeben, verneigen, sich abwenden, weggehen frei werden, etwas abschließen Beispiel: Bei der Abschlussfeier eines Hospizkurses schneiden sich die „Absolventen“ ein Stück der Schnur ab. Verwandlung Einstellungen, Bewertungen ändern Verbrennen, verzieren, waschen, Kleidung wechseln, etwas wegschwimmen lassen, etwas dem Wind überlassen, etwas in die Erde bringen Beispiel: Die Teilnehmer eines Hospizkurses setzen in Form von Papierschiffchen Sätze ihrer Trauer in einen Fluss. Bei einem Abschlussritual nehmen sich die Teilnehmer Samen (z. B. Wildblumen- Mischung oder Kerne von Sonnenblumen) aus einer Schale mit dem Impuls: Was erhoffe ich mir an persönlichen Wachstum? Reinigung Baden, duschen, untertauchen, Teilwaschungen, Salbungen, räuchern, etwas ablegen Beispiel: Die Teilnehmer streichen symbolisch zu Beginn einer Unterrichtsstunde Alltagsbelastungen ab. Dank Etwas opfern, hergeben, schmücken, verteilen, sich verneigen Beispiel: Ein Buch mit Bildern der Verstorbenen und Texten von Freunden und Angehörigen wird aufgestellt. Mit dem Ablegen einer Blume und dem Anzünden einer Kerze werden stille oder gesprochene Dankesworte über das Leben des Verstorbenen gesagt. Schutz, Abwehr Mit Zeichnen versehen, Handauflegen, Salbungen, Kreis bilden, räuchern Beispiel: Am Ende eines Kurstages bilden die Teilnehmer einen Kreis und ziehen sich für die Rückkehr in den Alltag durch Streichungen mit den Händen symbolisch einen schützenden Mantel an. Segen, Zuspruch Handauflegen, mit Zeichen versehen, Salbung Kreuzzeichen Die Teilnehmer schreiben sich gegenseitig am Ende eines Kurses schweigend einen persönlichen Dank oder einen Segenswunsch für den jeweils anderen auf Rückenschilder