Was ist kognitive Linguistik

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Was ist kognitive Linguistik?
Entwicklung und aktuelle
Tendenzen
Ringvorlesung „Interdisziplinäre
Linguistik“
09.11.2005
Was heißt Denken (Kognition)?
In einer Vorlesung, die Heidegger 1951-52
gehalten hat, zergliedert er (in der zweiten
Vorlesung) die Frage in vier Lesarten:
 Was benennt das Wort „Denken“?
 Wie wurde (geschichtlich) das Denken, z.B.
in der Logik, aufgefasst?
 Was wird von uns verlangt, damit wir
imstande sind zu denken?
 Was heißt uns denken? Was drängt uns
dieses Tun auf?
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2
Levinas- der Andere

Die Andeutungen Heideggers, wie die Frage: „Was heißt uns
Denken (Sprechen)?“ zu beantworten sei, bleiben im Rahmen
einer Subjekt-Welt(Sein)-Konfiguration. Gerade die Sprache (und
natürlich ebenso das Denken) verweist aber auf den Anderen,
den vom Ich differenten, grundsätzlich nicht einholbaren,
verstehbaren Anderen. Levinas (1946) hat nicht zuletzt aus der
Erfahrung des Zweiten Weltkrieges, die ethische, d.h. die auf den
Anderen bezogene Funktion des Sprechens (und Denkens),
hervorgehoben. Sie verweist deutlich über das IndividuellKognitive hinaus, bringt die Differenz der Geschlechter, der
Generationen, die Verantwortung, die Begrenzung der Gewalt in
den Kreis jener Kräfte, die den Menschen drängen (heißen) zu
sprechen und zu denken.
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Evolutionäre Perspektive

„Was heißt uns denken und sprechen?“ kann innerhalb der
Wissenschaften aus einer evolutionären Perspektive
angegangen werden. Den Schimpansen, der eine Gesten – oder
eine Chip-Sprache lernt, heißt sein Appetit bzw. die Belohnung,
die er für seine Sprachleistung erhält, sprechen. Auch der
Mensch braucht einen sozialen Kontext, der ihn denken und
sprechen heißt, wie die Kaspar-Hauser-Fälle zeigen. Aber selbst
die armseligsten und härtesten Umweltbedingungen genügen,
wenn nur Gelegenheit zur Kommunikation gegeben ist, um den
Menschen denken und sprechen zu lassen. Das Geheiß (im
Sinne Heideggers) ist im Menschen oder in seiner Gemeinschaft
fest verankert und die Fähigkeit entfaltet sich spontan und
mühelos. Die Evolution des Menschen und wohl noch stärker der
menschlichen Gesellschaft ist also der Schlüssel zur
Beantwortung der Frage nach dem was den Menschen sprechen
heißt.
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Was heißt Sprache erklären?


Chomsky stellte die Erklärungsadäquatheit ans Ende der
Prüfkriterien einer Theorie. Stellen wir aber zuerst die Frage:
Wozu wollen wir Sprache erklären?, dann wird die
Beschreibung nur Mittel zum Zweck und kann ohne diese
nicht bewertet werden. In dieser Hinsicht erscheint die
Kognitive Semantik als Fortschritt, denn sie versucht, bereits
in der Deskription den Erklärungsanspruch einzulösen.
Das Zurückweichen der generativen Modelle vor dem
Verlangen nach Erklärung war in Chomskys Grundkonstruktion bereits angelegt. Die primäre Beobachtungsadäquatheit konnte nur durch eine radikale Einschränkung
des Analyserasters erreicht werden. Bis das Gesamtmodell
stand, dessen Erklärungsadäquatheit letztendlich zu bewerten
war, mussten so vielfältige Konventionen eingeführt werden,
dass unklar war, was nun auf seine Erklärungsadäquatheit zu
evaluieren war, der technische Apparat oder die in ihm
ausgedrückten Analyseergebnisse.
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Die Entstehung der fundamentalen
Problematik


Die systematische Anbindung der Sprachtheorie an eine
Kognitionstheorie finden wir bereits in John Lockes (1632-1704) „An
Essay Concerning Human Understanding“ (1690), in dem er zuerst
auf der Basis von „Empfindung“ (sensation) und „Reflexion“
(Selbstwahrnehmung, reflection) eine Welt von „Ideen“ (ideas)
konstruktiv entstehen lässt. Diese reiche Welt von Ideen, also die
kognitiven Elemente und Strukturen des Geistes, werden in einem
weiteren Buch über die Wörter mit sprachlichen Einheiten und
Strukturen verknüpft (darauf aufbauend wurde eine Sprachkritik
skizziert).
Diesen Standpunkt können wir als einen vor der philosophischen
Entstehung der grundlegenden Fragestellung der Kognitiven
Linguistik bezeichnen: Kognition und Sprache sind noch getrennt,
die Kognition geht der Sprache voraus, die Sprache macht aber die
Kognition in ihrer kommunikativen Funktion möglich.
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

Die Lockesche Innovation wurde von Leibniz in seinem Essay
„Nouveaux Essais sur l’Entendement Humain“ (1704; erst 1765
publiziert) aufgegriffen und begründete zusammen mit Condillacs
Weiterführung und Verschärfung in dessem „Essai sur l’Origine
des Connaissances Humaines“ (1746) die eigentliche Tradition
einer sprachzentrierten Erkenntnistheorie; in den Hauptströmungen der Philosophie (etwa bei Kant und in der
Philosophie des 19. Jh.) fand sie dagegen wenig Widerhall
(immerhin gab es die Linie Herder-Humboldt).
In dieser neuen Perspektive ist die Kognitive Linguistik mehr als
ein empirischer Zugang zur Kognitionsforschung; sie ist das
epistemologisches Fundament zumindest der höheren, d.h.
besonders der menschlichen Kognition. Die Kognitive Linguistik
wird damit zu einem Kernbereich der Kognitionswissenschaft. So
gesehen ist die philosophische Voraussetzung einer starken (d.h.
epistemologisch notwendigen) Disziplin „Kognitive Linguistik“ im
Bereich der Kognitionswissenschaft (die freilich beide erst viel
später entstehen sollten) seit 1746 gegeben und Condillac ist ihr
eigentlicher Begründer.
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Die Hypothese der „linguistischen
Relativität des Denkens“
Der sprachliche Relativismus bei Wilhelm von Humboldt versucht,
zwischen einer (fast) inhaltsleeren Formalbetrachtung und der
Akkumulation spezifischer Details eine Synthese zu finden, bei der
sowohl Umrisse der menschlichen Sprachfähigkeit als auch der
Eigentümlichkeit jeder Nation festgestellt werden.
 „So wie eine einzelne Sprache das Gepräge der Eigentümlichkeit
der Nation in sich trägt; so ist es höchst wahrscheinlich, dass sich in
dem Inbegriff aller Sprachen die Sprachfähigkeit, und insofern
derselbe davon abhängt, der Geist des Menschengeschlechts
ausspricht.“ (Humboldt, 1973: 72 f.)
Der seit Aristoteles vielfach akzeptierte sekundäre Charakter der
Sprache wird deutlich abgelehnt.
 „Denn die Sprache ist ein selbständiges, den Menschen ebenso
wohl leitendes, als durch ihn erzeugtes Wesen; und der Irrtum ist
längst verschwunden, dass sie ein Inbegriff von Zeichen, von, außer
ihr, für sich bestehenden Dingen, oder auch nur Begriffen sei.“
(ibidem: 73)
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Die Entwicklung exakter Modelle für die
(sprachliche) Kognition seit 1940



Den Hintergrund exakter Modellbildungen in diesem Bereich bilden
Synthesebewegungen der 20er Jahre, bei denen zwischen Psychologie, Biologie und Physik eine gemeinsame Theoriebildung,
eine gemeinsame Systemsprache gesucht wurde.
Bertalanffys Buch „Theoretische Biologie“ von 1932 skizzierte das
Programm einer einheitlichen wissenschaftlichen Theorie; mit der
Gründung der Gesellschaft für Allgemeine Systemforschung wurde
das Programm weiter spezifiziert.
„Major functions are to: (1) investigate the isomorphy of concepts,
laws, and models in various fields, and to help in useful transfers
from one field to another; (2) encourage the development of adequate theoretical models in the fields which lack them; (3) minimize the duplication of theoretical effort in different fields; (4)
promote the unity of science through improving communication
among specialists.“ (Bertalanffy, 1968: 15)
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Implikative Hierarchie der Systemebenen
Statische Strukturen
Atome, Moleküle, Kristalle
Uhrwerke
Uhren, Maschinen, das
Sonnensystem
Kontroll-Maschinen
Thermostat, Selbstregelungen
Offene Systeme
Flamme, Zelle, Organismus
Niedere Lebewesen
pflanzenähnliche Lebewesen
Tiere
Informationstransfer, Lernen
Menschen
Symbolverwendung,
Bewusstsein, Sprache
Soziokulturelle
Systeme
soziale Lebewesen, Kulturen
(beim Menschen)
Symbolische Systeme
Sprache, Logik, Mathematik,
Wissenschaft, Kunst ...
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Erste neuronale Modelle



Für die konkrete Modellierung einfacher kognitiver Prozesse
waren die Arbeiten von McCulloch und Pitts (1943) „A logical
calculus of the ideas immanent in neural nets“ von programmatischer Bedeutung. Mit ihnen beginnen Minsky und Papert
(1988) ihren Rückblick auf die Entwicklung exakter Modelle für
kognitive Prozesse.
1947 gelang den beiden Forschern ein Durchbruch. Sie hatten
die praktische Aufgabe zu lösen, einen Apparat für Blinde zu
konstruieren, der diesen ermöglichen sollte, eine gedruckte Seite
mit Hilfe des Ohres zu lesen.
Ihr Schaltbild zeigte eine Analogie zur Struktur des Sehzentrums
und sie entwickelten eine Theorie, welche Eigenschaften der
Anatomie und Physiologie des Sehzentrums mit einer technischen Simulation des Leseprozesses verband, d.h. von ihnen
stammen die ersten neuralen Netzwerke.
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Die weitere Entwicklung



Ende der vierziger Jahre fasste der Psychologie Donald Hebb
die Ansätze zu einer Netzwerktheorie des Denkens in seinem
programmatischen Buch „The Organization of Behavior“
zusammen. Als Träger höherer neuronaler Prozesse treten
Zellverbände und deren Interaktion in Netzen auf.
Im Gefolge der Kybernetik konstruierte man einfache lernende
Maschinen (meist über Verstärkermechanismen, d.h. Erfolgsmessungen und Adaptionen).
Symbolmanipulierende Rechner erlaubten abstrakte
Modellbildungen für höhere kognitive Fähigkeiten (inklusive der
Sprache); allerdings ging dabei oft der Bezug zu realen
Prozessen im Gehirn verloren. Es gab eine Grenzziehung:
parallel processing
serial processing
learning
programming
emergence
analytic description
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Modelle der Wissensrepräsentation
Minsky und Papert (1988) nennen als neue und weiterführende
Ideen :

“... many new and powerful ideas –among them frames,
conceptual dependency, production systems, word-expertparsers, relational data bases, K-lines, scripts, nonmonotonic
logics, semantic networks, analogy generators, cooperative
processes, and planning procedures.

These ideas about the analysis of knowledge and its
embodiments, in turn, had strong effects not only in the heart of
artificial intelligence but also in many areas of psychology, brain
science, and applied expert systems.”

In den 80er Jahren wurde das Interesse an neuronalen
Netzwerken und einer gehirnanalogen Simulierung kognitiver
Prozesse wieder aktuell (unter den Stichwörtern: massiv
parallele Verarbeitung, PDP – parallele, distribuierte Prozesse,
neuronale Netzwerke, Neurocomputer).
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Weiche Modelle der Kognitiven Linguistik

Eine neue Aufteilung in der Modell-Landschaft (etwa
seit den 90er Jahren)
A (Computerwiss.)
B (Neurowiss.)
C (Humanwiss.)
Programmierte
Simulationen
Syntax, Semantik
Pragmatik
Lernende MaschiSprachphilosophie
nen, Neurocomputer, Sprachtheorie,
Sprach- und DenkGrammatik als
Roboter
Hermeneutik
Die weichen Modelle tendieren stark zu (C), beziehen sich
aber lokal auf (A) und (B).
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


Eine Rückbesinnung auf die Methoden und TheorieKonzepte des amerikanischen Strukturalismus
(Bloomfield) und der Anthropologischen Linguistik
(Boas, Sapir) unter gleichzeitiger Integration in die
interdisziplinäre Bewegung der „Cognitive Sciences“
erfolgte auf dem Hintergrund der lexikalistischen
Variante der Generativen Grammatik bei Fillmore
und Lakoff.
Die Komplettierung ihres Programms durch die
Modellentwürfe Langackers und die spezielleren
Modell-Vorschläge Talmys wurde unter dem Namen
„Kognitive Semantik“ bekannt und hat sich seit den
90er Jahren international ausgebreitet.
Fauconnier und Turner entwickelten ähnliche
Konzepte auf dem Hintergrund der logischen
Tradition in der Mögliche-Welten-Semantik; siehe
die Begriffe „blending“ und „conceptual integration.
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Kognitive Modelle und Metaphern bei Lakoff
Für die linguistische Metapherntheorie ist der Aufsatz
von Michael J. Reddy (1979) der eigentliche
Ausgangspunkt. Reddy geht von metalinguistischen
Metaphern aus wie:
 Get RM across (to someone).
Versuche, deine Absichten/Ideen besser rüber zu
bringen. (RM = repertoire member):
Lakoff verallgemeinert und radikalisiert diesen Ansatz:
 “Since its appearance, an entire branch of linguistics
and cognitive science has developed to study
systems of metaphorical thought that we use to
reason and base our actions on, and that underlie a
great deal of the structure of language.” (1993)
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


In seinem Buch „Women, Fire, and Dangerous Things“ (1987)
nimmt Lakoff eine neue Standortbestimmung der
Bedeutungstheorie vor. Er schließt sich der Kritik Putmans in
„Reason, Truth and History“ (1981) an. Das, was Putman am
metaphysischen Realismus, nämlich die Illusion eines
externen Standpunktes, aussetzt, überträgt Lakoff auf die
Semantik. Seine eigene Position nennt er in Anlehnung an
Putmans „internal realism“: „experiental realism“. Der Mensch
in seiner leiblichen und ökologischen Gebundenheit ist der
Ausgangs- und Zielpunkt jeder Bedeutungsanalyse.
“Experiental realism characterizes meaning in terms of
embodiment, that is, in terms of our collective biological
capacities and our physical and social experiences as being
functioning in our environment”
“Experientalism claims that conceptual structure is
meaningful because it is embodied, that is arises from, and is
tied to, our preconceptual bodily experiences.” (Lakoff, 1987:
267)
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


Eine Säule vieler Detailanalysen; vgl. z.B.: die Fallstudien
in Lakoff (1987: 377-585) bildet die „natürlichen Logik“ (sie
arbeitet charakteristischerweise mit Prädikatskonstanten,
z.B. CAUSE).
Die zweite Säule der Kognitiven Semantik stellt die wieder
entdeckte Rhetorik dar. Rhetorische Figuren werden ins
Zentrum der Theoriebildung gerückt und sowohl linguistisch
als auch kognitionswissenschaftlich neu interpretiert.
 Die Metapher: Sie erlaubt in einer generalisierten Form
den Übergang von körper- und erfahrungsnahen
konzeptuellen Strukturen zu allgemeinen, abstrakteren
Bereichen. Als Wegweiser dienen dabei feststehende
Wendungen bzw. globale Metaphern, wie „time is
money”, „love is a journey”.
 Die Metonymie, der Schluss vom Teil auf das Ganze und
umgekehrt. Diese Figur ist auf andere Beziehungen
anwendbar.
Eine dritte, und vielleicht die stärkste Säule, bilden
Schematheorien und der Begriff des Prototyps.
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Die Kognitive Bildsemantik Langackers





Die Basis ist durch Räume bzw. Matrizen, sowie die
Netzwerke, Zugangshierarchien, die Zentralität und
die Primärdomänen spezifiziert. Das Profil hebt eine
Teilstruktur hervor und hierarchisiert damit die
Struktur.
(a) Die Lampe über dem Tisch.
(b) Der Tisch unter der Lampe.
(c) Das Bein des Tisches unter der Lampe.
(d) Das Licht von der Lampe über dem Tisch.
Schematische
Darstellung der
vier Sätze nach
Langacker
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Landmark und Trajector bei der Nominalisierung
Trajector als Profil (als inneres Subjekt):
•Tänzer (das sich bewegende/handelnde Subjekt steht im Profil)
•Koch (das sich bewegende/handelnde Subjekt steht im Profil)
•Richter (das sich bewegende/handelnde Subjekt steht im Profil)
•Sänger, Läufer, Schreiber, Angreifer usw.
Landmark im Profil (inneres Objekt):
•der Angeklagte
•der Tanz (er/sie tanzt einen Tanz, eine Figur ...)
•das Gedicht (er/sie dichtet einen Text)
Instrumente (landmark):
•Bohrer (womit man bohrt)
•Schläger (womit man schlägt)
•Flieger (womit man fliegt)
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Funktionsverb-Gefüge (Langacker)
wandern (V)
Eine Wanderung (N) machen
Unterschied zwischen Verb und Verb-Nominalisierung
im Funktionsverbgefüge.
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Die Raum- und Prozess-Semantik von Talmy


Anfang der 80er Jahre löst sich Talmy zunehmend von
Theorie-Konzepten der generativen Semantik (siehe die
Tiefenprädikate und Transformationsebenen seinem Artikel
von 1975) und versucht, Konzepte der Kognitiven
Psychologie, z.B. zur mentalen Imagination, einzubeziehen.
Er geht von vier Vorstellungssystemen aus („imaging
systems“; vgl. Talmy, 1983), welche in natürlichen Sprachen
benutzt werden. Sie sind unabhängig voneinander und somit
in ihrer Wirkung addierbar.
 Die geometrische Konfiguration
 Die Spezifizierung des Perspektivpunktes, dem Ort des
„geistigen Auges“
 Die Fokussierung der Aufmerksamkeit
 Die Kraft-Dynamik (force - dynamics)
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Force-dynamics
Talmy verwendet zwar den mathematischen Begriff des
Vektors, führt dann aber normalsprachliche Begriffe
ein:
 Kraft-Tendenzen, deren Resultat, Ruhe und
Handlungszustände, sowie Übergänge zwischen
Handlung und Ruhe.

The ball kept rolling because of the wind blowing on it.
Innere Tendenz des Agonisten: Ruhezustand (); der Antagonist ist
stärker (+)
Wirkung der Kraft: Handlung/Prozess (): Der Agonist verändert
seine Lage.
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Modelle mit mentalen Karten und konzeptueller
Integration (Fauconnier, Turner)


Seit den 90er Jahren gibt es eine Verbindung zwischen den
Forschungen zur Kognitiven Semantik von Lakoff und
Langacker einerseits und Arbeiten, die aus einer kognitiv
interpretierten Situationssemantik hervorgegangen sind.
Fauconnier hatte bereits relativ früh den logischen Ansatz
einer Möglichen-Welten-Semantik kognitionswissenschaftlich
interpretiert.
Die Semantik bildet demnach sprachliche Ausdrücke auf
mentale Karten ab. Da auch Lakoff in seiner Metapherntheorie von einer Abbildung zwischen mentalen Bereichen,
vom Basisbereich (ground) zum Zielbereich (goal) spricht und
damit eine kognitive Kartierung impliziert, war eine Verbindung von Metapherntheorie (im Stil von Lakoff/Johnson,
1980) und mentalen Karten im Stil von Fauconnier naheliegend.
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
„Die Forschung zu analogen Abbildungen
(Metaphern) hat sich wesentlich auf Prozesse des
inferentiellen Transfers von einer Quelle (oder
Basis) auf ein Ziel konzentriert. Der Kernpunkt
solcher Prozesse liegt in der partiellen Abbildung
und im Zusammenfügen der Strukturen und
Elemente von Quelle und Ziel. Danach können die
Operationen des Zusammenfügens und der
partiellen Abbildung dazu benützt werden, zusätzliche Struktur, die in der Quelle nicht vorhanden
ist, auf den Zielbereich abzubilden, wodurch dieser
weiter angereichert wird. Diese Zusatzstruktur kann
wiederum dynamisch manipuliert werden, wodurch
weitere Relationen und Verbindungen entstehen.“
(Fauconnier, 2002: 1; Übersetzung d.A.)
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Verbandstheoretische Modellierung der konzeptuellen Integration
Generische
Karte
Abbildung von
1 nach 2
Input-Karte
1
Input-Karte
2
Überlagerungskarte
(Blend)
Der Verband der Überlagerung
von zwei Input-Karten
Standard-Darstellung des
Blending.
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Ein anschauliches Beispiel
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Einige kritische Fragen an die „Kognitive Semantik“




Wegen ihrer konsequenten Orientierung an der Folk-Kategorisierung
müsste sich die Kognitive Semantik selbst als „Folk-Linguistik“
verstehen und könnte als solche von keinem Kognitionswissenschaftler ernst genommen werden. Dies könnte man als
Zielkonflikt bezeichnen.
Vom Typus der Argumentation her, d.h. der Nutzung von intuitiven
Bildschemata, der Abwehr einer Systematisierung (Mathematisierung) der Bildersprache, der (eklektischen) Nützung generativer
Mechanismen, passen diese Modelle nicht in eine naturwissenschaftlich dominierte Kognitionswissenschaft. Sie bleiben hermeneutisch.
Die „Mental-Map-“ und Blending-Modelle von Fauconnier und Turner
nützen zwar Techniken der logischen Semantik, müssen dazu aber
die „kognitiv“ relevanten, bildhaften und prozessualen Aspekte in ein
algebraisches Prokrustesbett pressen.
Die Bezüge zur Kognitionswissenschaft, sei es zu Modellen des
Wahrnehmens oder der Motorik, sei es zu neurobiologischen
Modellen des Gedächtnisses bleiben vage und haben auf die
konkrete linguistische Analyse nur geringe Auswirkungen.
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


Die geringe Anpassung an die Methodologie der
Kognitionswissenschaften hat einerseits mit der
starken Grammatiktradition (globale Theorien
werden bevorzugt) zu tun.
Andererseits sind die exakten Modele und die
diesen zu Grunde liegenden experimentellen
Ergebnisse der Neurowissenschaften auf einfachere
Prozesse (Motorik, Wahrnehmung, einfaches
Gedächtnis- und Lernleistungen) bezogen, so dass
eine solide naturwissenschaftliche Basis für eine
Sprachtheorie (Syntax und Semantik) weitgehend
fehlt.
Mathematische Modelle für eine neuronale
Sprachdynamik müssen erst entwickelt werden.
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Schlussbemerkung


In einem Beitrag von 2004 unter dem Titel: “How the
Cognitive Revolution Passed Lingusitics by”
analysiert Seuren das Scheitern einer konsequenten
kognitiven Neuorientierung in der Linguistik. Um
dieses Ziel doch noch zu erreichen, empfiehlt er:
“For a serious and up-to-date reintroduction of the
cognitive factor in the human sciences it is
necessary, first that a group of psychologists,
linguists, pragmaticists, logicians, philosophers, and
possibly also geneticists, anthropologists and
prehistorians come together and commit themselves
to the study of the FOUNDATIONS OF LANGUAGE
AND COGNITION.”
Wolfgang Wildgen Was ist kognitive
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Einige bibliographische Hinweise

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


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




Fauconnier, Gilles and Mark Turner, 2002. The Way we Think. Conceptual Blending
and the Mind’s Hidden Complexities, Basic Books, New York.
Heidegger, Martin,1971. Was heißt Denken?, Niemeyer, Tübingen.
Lakoff, George and Mark Johnson, 1981. Metaphors We Live By, University of
Chicago Press, Chicago.
Lakoff, George, 1987. Women, Fire, and Dangerous Things. What/How Categories
Reveal About the Mind. Chicago: Chicago U.P.
Langacker, Ronald, 1987, Foundations of Cognitive Grammar, Vol. 1, Theoretical
Prerequisites. Stanford: Stanford U.P..
--, 1993. Foundations of Cognitive Grammar, Vol. 2, Descriptive Application, Stanford
U.P., Stanford:
Talmy. Leonard, 2003 Toward a cognitive semantics, MIT Press, , Bd.. 1: Concept
structuring systems, Bd. 2: Concept structuring systems.
Wildgen, Wolfgang. 1982. Catastrophe Theoretic Semantics. An Elaboration and
Application of René Thom's Theory. Amsterdam: Benjamins.
Wildgen, Wolfgang. 1994. Process, Image, and Meaning. A Realistic Model of the
Meanings of Sentences and Narrative Texts. Amsterdam: Benjamins..
Wildgen, Wolfgang. 2004. The Evolution of Human Languages. Scenarios, Principles,
and Cultural Dynamics. Amsterdam: Benjamins.
Wildgen, Wolfgang, 2005. Einführung in die Kognitive Grammatik (Skript) auf meiner
home page:http://www.fb10.uni-bremen.de/homepages/wildgen.htm. Dort sind
weitere Arbeiten zum Thema zu finden (ling25)
Wolfgang Wildgen Was ist kognitive
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