Hans-Ulrich MAY: Die Weiterentwicklung der Mittelfrequenztherapie, das Hochtontherapieverfahren In der Arbeit werden die Gründe dargelegt, die zu der Entwicklung einer neuen Therapie-Methode der physikalischen Therapie geführt haben, der elektrischen Hochtonfrequenzwechselfeldtherapie, kurz meist als “Hochtontherapie”, in Polen auch als “Energie-TonTherapie” (Terapia energotonowa) bezeichnet, realisiert im Gerät HiToP® (High Tone Power Therapy, Hersteller gbo AG, Rimbach). Koblenz Oktober 2003 1 Die Hochtontherapie ist eine gezielte Neuentwicklung auf dem Gebiet der Elektrotherapie, die – allgemein ausgedrückt – mit dem Anspruch auftritt, alle von der Nieder- und Mittelfrequenztherapie erwarteten Wirkungen mit größerer Effektivität zu erbringen. Durch Einbeziehung bisher nicht genutzter Frequenzbereiche, durch Einführung der simultanen Frequenz- und Amplitudenmodulation unter dem Gesichtspunkt der Optimierung der therapeutischen Breite und unter besonderer Berücksichtigung wichtig erscheinender nicht-stimulatorischer Wirkungen ist eine neuartige Form der physikalischen Therapie entstanden. Koblenz Oktober 2003 2 • Durch simultane Frequenz- und Amplitudenmodulation (SimulFAM®), entweder entlang der individuell ermittelten Schwellenkurve (SimulFAMi) oder mit Kreuzung dieser Schwellenkurve in verstellbaren Kreuzungswinkeln (SimulFAMx) können wahlweise nur nichtstimulatorische Wirkungen oder nichtstimulatorische Wirkungen in Kombination mit stimulatorischen Wirkungen erzeugt werden. • Die Frequenzmodulation erfolgt zwischen den beiden Eckfrequenzen 212 Hz und 215 Hz. Koblenz Oktober 2003 3 Herkömmliche Reizströme Stimulation durch Amplitudenmodulation Vertikale Stimulation Koblenz Oktober 2003 4 Bestimmung der Schwellenkurve für SimulFAM® i angepaßt an den Patienten und die Körperregion 2.) Schwellenbestimmung bei 16 kHz 1.) Schwellenbestimmung bei 4 kHz Koblenz Oktober 2003 5 SimulFAM® i angepaßt an die Schwellenkurve 3 Oktaven in 72 1/4-Tonschritten 1 Schritt/s Listen to the sound Koblenz Oktober 2003 6 SimulFAM® X • • • • Koblenz Oktober 2003 Scan von fmin = 4 096 Hz to fmax = 32 768 Hz 3 Oktaven von C zu C Intensität deutlich überschwellig „gelbe“ und „grüne“ Effekte 7 Schwellenkurve Die „Steigung“ oder das „Gefälle“ von SimulFAM® X I1 entspricht 50% von I0. Slope = - 50% I0 I1 Koblenz Oktober 2003 8 Die „Steigung“ oder das „Gefälle“ von SimulFAM® X Paradoxe Stimulation I1 entspricht 200% von I0. Slope = 200% Vorteile: sehr „weiche“, angenehme Stimulation I1 fast die gleichen positiven Stoffwechsel-Effekte wie bei SimulFAM® i I0 Koblenz Oktober 2003 9 • Die Periodendauer der “langsamen”, schwellenangepaßten simultanen Frequenzund Amplitudenmodulation SimulFAMi beträgt 144 Sekunden. Frequenz und Amplitude werden dabei immer gleichsinnig periodisch abwechselnd auf- und absteigend verändert. • Die Frequenz der “schnellen” simultanen Frequenz- und Amplitudenmodulation kann für SimulFAMx zwischen 0,1 Hz und 200 Hz variiert werden. Frequenz und Amplitude können dabei gegen- oder gleichsinnig periodisch in “schnellem” Wechsel auf- und absteigend verändert werden. Bei gegensinnigem Wechsel resultiert eine “härtere” Reizung (“parallele Stimulation”), bei gleichsinnigem Wechsel eine “weichere” Reizung (“paradoxe Stimulation”). Koblenz Oktober 2003 10 • Durch simultane Frequenz- und Amplitudenmodulation (SimulFAM®), entweder entlang der individuell ermittelten Schwellenkurve (SimulFAMi) oder mit Kreuzung dieser Schwellenkurve in verstellbaren Kreuzungswinkeln (SimulFAMx) können wahlweise nur nichtstimulatorische Wirkungen oder nichtstimulatorische Wirkungen in Kombination mit stimulatorische Wirkungen erzeugt werden. • Die Frequenzmodulation erfolgt zwischen den beiden Eckfrequenzen 212 Hz und 215 Hz. Koblenz Oktober 2003 11 Das Verständnis für die Stellung der Hochtontherapie innerhalb der Elektrotherapie erfordert allerdings eine gewisse Vertrautheit mit einigen Begriffen aus der Physiologie und Physikalischen Therapie, die nicht immer vorausgesetzt werden kann, weil Physikalische Therapie im normalen Medizinstudium bisher weder Lehr- noch Prüfungsfach ist, und weil die Elektrotherapie in den meisten Lehrbüchern weniger aus physiologisch-medizinischer als aus physikalisch-technischer Perspektive eingeteilt und behandelt wird. Daher soll im Folgenden versucht werden, die wichtigsten dieser für die Beurteilung der Hochtontherapie und die ihrer Entwicklung zugrundeliegenden Überlegungen erforderlichen Begriffe und einige wichtige physiologische, elektrochemische und elektrobiochemische Grundlagen zu erläutern. Koblenz Oktober 2003 12 1.1. Begriffe: 1.1.1. Der Name “Hochtontherapie” Die sogenannte “Hochtontherapie” ist eine auf Vorschlag der praktischen Anwender verkürzte Bezeichnung für “Elektrische Hochtonfrequenzwechselfeldtherapie”. 1.1.2. Hochtontherapie Sie ist eine gezielte Neuentwicklung auf dem Gebiet der Elektrotherapie, basierend auf den Prinzipien der Elektrischen Differentialtherapie (MAY & HANSJÜRGENS, 1988; HANSJÜRGENS & MAY, 1990). 1.1.2.1. Ziel der Entwicklung der Hochtontherapie Diese Neuentwicklung hatte das Ziel, bereits bekannte Wirkungen von bisher in der Elektrotherapie gebräuchlichen und besonders gut verträglichen Strömen, den Mittelfrequenzströmen, noch effektiver verfügbar zu machen und in neuartiger Weise miteinander zu kombinieren. Koblenz Oktober 2003 13 Außerdem sollten die Geräte nicht nur die Stromstärke in Milliampère anzeigen sondern auch die anderen für die Beurteilung der Intensität der Behandlung wichtigen Parameter: die abgegebene Spannung, gemessen in Volt, die umgesetzte Leistung in Milliwatt, die Impedanz des durchfluteten Gebietes sowie die pro Kanal während der Behandlungszeit abgegebene elektrische Arbeit, gemessen in Milliwattstunden. Bisher bietet kein einziges anderes Elektrotherapiegerät diese Vollständigkeit der Anzeige aller wichtigen Parameter, die für den einzelnen Patienten und für die unterschiedlichen, unter Verwendung von zwei oder mehr Elektroden behandelten Regionen von Bedeutung sind. Koblenz Oktober 2003 14 Die wichtigsten Grundlagen für die zielgerichtete Entwicklung des Gerätes bildeten die Arbeiten der Physiologen Martin GILDEMEISTER (Straßburg, Leipzig), Friedrich SCHWARZ (Leipzig, Posen, Jena), Oscar A. M. WYSS (Zürich) und eines Pioniers der Physikalischen Medizin, Siegfried KOEPPEN (Leipzig, Wolfsburg), der auch als erster im zwanzigsten Jahrhundert den Begriff “Tonfrequenzströme” benutzte, sowie die elektrotoxikologischen Arbeiten von GEDDES und Mitarbeitern (1969). Koblenz Oktober 2003 15 Martin Gildemeister 21.2.1876 - 13.10.1943 Koblenz Oktober 2003 16 Koblenz Oktober 2003 17 Zusammenfassende Darstellungen der Geschichte und der physiologischen Besonderheiten der Mittelfrequenz sowie Literatur finden sich in zwei Monographien, “Prinzipien der elektrischen Reizung” (1975) von Oscar A. M. WYSS und “Die gezielte Wiedereinführung der Wechselstrom-Therapie” (1980) von Edward SENN, einem Schüler von WYSS. Die Möglichkeiten der Schmerzlinderung werden in diesen Publikationen allerdings nicht vollständig behandelt, weder die Nutzung des Gegenirritationsprinzips (GAMMON & STARR 1941) durch niederfrequent modulierte Mittelfrequenzströme noch die Nutzung des Blockierungseffekts durch unmodulierte Mittelfrequenzströme. Dabei ergibt sich gerade diese letztgenannte Möglichkeit zur therapeutisch nutzbaren Nervenleitungsblockierung gerade auch aus grundlegenden neurophysiologischen Untersuchungen der WYSSschen Schule: Koblenz Oktober 2003 18 • Die auf der neurophysiologischen Wirkebene mit Hilfe intrazellulärer Ableitungen nachweisbare reversible reaktive Depolarisierung (Kumazawa & WYSS 1966) und die entsprechend zu erwartende, mittels extrazellulärer Ableitungen der neuronalen Entladungsfrequenzen nachweisbare Möglichkeit, die Nervenleitung frequenz- und intensitätsabhängig reversibel zu blockieren (BOWMAN 1981), bilden beispielsweise die Grundlage für die therapeutisch nutzbare Blockierung von Nervenfasern, die an der Leitung von Schmerzinformation beteiligt sind. Koblenz Oktober 2003 19 Nerve block Stimulation electrode Blocking electrode Recording electrode Koblenz Oktober 2003 20 No nerve block with double threshold voltage Koblenz Oktober 2003 21 No nerve block with triple threshold voltage Koblenz Oktober 2003 22 Nerve block with fivefold threshold voltage Koblenz Oktober 2003 23 Typical reaction on the nerve block Koblenz Oktober 2003 24 Die oben aufgeführten Arbeiten dokumentieren, 1.) daß die Verträglichkeit von Wechselströmen (oberhalb 50 Hz) mitsteigender Frequenz lokal und systemisch zunimmt und dementsprechend mit höheren Frequenzen immer mehr Energie pro Zeit, d. h. mehr Leistung immer gefahrloser und mit immer weniger unangenehmen Stromempfindungen in den Körper eingekoppelt werden kann, 2.) daß diese zunächst “Tonfrequenzströme”, später “Mittelfrequenzströme” genannten Wechselströme qualitativ besondere Eigenschaften besitzen, die sie von den Niederfrequenzströmen unterscheiden. Koblenz Oktober 2003 25 Die mit zunehmender Frequenz zunehmende lokale Verträglichkeit entspricht einem Anstieg der “Reizschwellen” der Rezeptoren oder der afferenten Nervenfasern, die für die zentripetale Leitung von Information aus der Körperperipherie verantwortlich sind. Dieser Reizschwellenanstieg gilt selbstverständlich auch für die motorischen Nervenfasern (DALZIEL, 1941-1973), und es gibt keinen Grund, eine andere Gesetzmäßigkeit für Nervenfasern des vegetativen Nervensystems anzunehmen. Koblenz Oktober 2003 26 Frequenzabhängigkeit der Empfindungsschwellen Threshold current mA (eff) nach DALZIEL Threshold curve Frequency in Hz Koblenz Oktober 2003 27 Threshold current mA (eff) Threshold graph of the current sensation Frequency range HiToP® Threshold curve Frequency in Hz Koblenz Oktober 2003 28 Ebenso wie die Niederfrequenztherapie war auch die durch Hans NEMEC (1947/1950-1960) eingeführte Interferenzstromtherapie nur als Reizstromtherapie konzipiert worden. Zwei für sich allein reizunwirksame Mittelfrequenzströme geringfügig unterschiedlicher Frequenz sollten in der Tiefe des Gewebes zur Überlagerung gebracht werden, damit unter Nutzung des physikalischen Prinzips der Interferenz reizwirksame Schwebungsimpulse entstehen sollten. “Geringfügig unterschiedlich” bedeutet, daß der Unterschied, die Differenz zwischen den Frequenzen der beiden zur Überlagerung gebrachten Mittelfrequenzströme im Vergleich zu den Werten der Mittelfrequenzen, die im Kilohertzbereich liegen, geringfügig sind, weil sie mit >Null bis etwa 100 Hz und höchstens 200 Hz weit darunter, nämlich im elektrotherapeutisch definierten Niederfrequenzbereich liegen. Koblenz Oktober 2003 29 Bei der Entwicklung der Hochtontherapie (MAY, 2002) wurden zu diesem Zweck Frequenzbereiche genutzt, die bisher in der Elektrotherapie in Deutschland gar nicht, in anderen Ländern nur in sehr begrenztem Umfang und nur in wenigen Gerätetypen zur Verfügung standen. Im Vergleich zu der am meisten verbreiteten Form der Mittelfrequenztherapie, der Interferenzstromtherapie, die meistens im Frequenzbereich um 4000 Hz arbeitet und – wie schon erwähnt - zur Erzeugung von Schwebungsfrequenzen von dieser Frequenz meist nur maximal um 100 Hz nach oben oder unten abweicht, werden bei der neuesten Version der Hochtontherapie Frequenzen bis zu über 32 000 Hz eingesetzt. Das ist bei diesem Vergleich eine Verachtfachung der Frequenz. Koblenz Oktober 2003 30 Beim therapeutischen Einsatz der neuesten Generation von Hochtontherapiegeräten kommen bei den meisten Anwendungen 73 Frequenzen zwischen 212 Hz (4098 Hz) und 215 Hz (32384 Hz) in logarithmischer Abstufung (Faktor 2-24, das ist etwas weniger als 1,03) zum Einsatz. Wegen der großen Differenz von mehr als 28 000 Hz zwischen oberer und unterer “Eckfrequenz” konnte aus praktischen bzw. zeitlichen Gründen keine stetige lineare Abstufung gewählt werden. Die Abstufung der Tonfrequenzen in unserer Musik erfolgt bekanntlich ebenfalls nicht linear sondern logarithmisch. Der Faktor für die Erhöhung um einen Halbtonschritt beträgt bei temperierter Stimmung 2-12 (zwölfte Wurzel aus zwei). Koblenz Oktober 2003 31 Der gewählte Name “Hochtonfrequenztherapie”, gekürzt “Hochtontherapie”, der auf Beziehungen zu Tönen bzw. Musik hinweist, resultierte aus folgenden Überlegungen: (1.) Der Begriff “Hochtonfrequenz” läßt sich selbst für Laien eher mit Vorstellungen verbinden als der Begriff “Mittelfrequenz”. Der Hochtonfrequenzbereich (etwa 1000 Hz bis 20000 Hz) liegt im unteren Mittelfrequenzbereich. Koblenz Oktober 2003 32 (2.) Die benutzten Frequenzen lagen im Hochtonfrequenzbereich – sogar deutlich über 1000 Hz. (Der Tonfrequenzbereich endet bei 20000 Hz.) Die obere Eckfrequenz der ersten Hochtongerätegeneration lag bei 12427 Hz und entsprach einem G (4 Oktaven höher als das mit dem zweiten Finger auf der E-Saite einer Violine intonierte G - bzw. 2 Oktaven höher als das höchste auf einem normalen Klavier anschlagbare G). Obwohl die oberen Frequenzen der neuesten Hochtontherapiegerätegeneration die obere Grenze des hörbaren Tonfrequenzbereiches, 20000 Hz, überschreiten und mit bis zu 215 Hz (32384 Hz) über 12000 Hz weit in den Ultraton- bzw. Ultraschallbereich hineinreichen, wurde der Name “Hochtontherapie” (engl. “High Tone Power Therapy”) fast in allen Ländern beibehalten. Nur in Polen wird neuerdings auch der Name “Energietontherapie” (Terapia Energotonowa) benutzt. Dieser Name ist ebenfalls sinnvoll: Das Präfixoid “Hoch-” bezeichnet das Mittel zu dem bestimmten Zweck, mehr Leistung bzw. Energie einkoppeln zu können, nämlich möglichst hohe Töne einzusetzen, das Präfixoid “Energie-” bezeichnet direkt diesen Zweck selbst. Koblenz Oktober 2003 33 (3.) Es besteht eine grundsätzlich gleiche logarithmische Frequenzabstufung wie in der Musik. Sie entspricht Vierteltonschritten. (4.) Mit einem Frequenzscannen sollte die Wahrscheinlichkeit der Auslösung von Resonanzphänomenen erhöht werden. Resonanzphänomene spielen auch in der Musik eine wichtige Rolle. (5.) Der neue Name sollte verdeutlichen, daß sich diese neue Therapieart von herkömmlichen Formen der Elektrotherapie unterscheidet. Auf diese Unterschiede wird in dieser Arbeit gesondert hingewiesen. Koblenz Oktober 2003 34 1.1.2.2. Hauptunterschiede zwischen herkömmlicher Elektrotherapie und Hochtontherapie Hauptunterschiede gegenüber Gleichstrom und niederfrequenten Strömen mit Gleichstromanteil: 1.) Hochtontherapie ist frei von den Risiken der Gleichstromanwendungen. 2.) Vasodilatation im Behandlungsgebiet und Beschleunigung der perkutanen Resorption von topisch applizierten Substanzen, wie sie durch Gleichstrom-Iontophorese möglich ist, lassen sich durch Hochtontherapie auf anderen Wegen erreichen: a) Vasodilatation durch Sympathikus-Ermüdung oder Sympathikus- blockade, b) Beschleunigung der perkutanen Resorption von topisch applizierten Koblenz 35 Oktober 2003 Hauptunterschiede gegenüber Niederfrequenzströmen: Hochtontherapie besitzt als auf Mittelfrequenzbasis arbeitende Form der Elektrotherapie alle Vorteile der schon bisher eingeführten Formen der Mittelfrequenztherapie, z. B. bessere lokale und systemische Verträglichkeit sowie ein wesentlich größeres Wirkungsspektrum durch die zusätzliche Nutzbarkeit nichtstimulatorischer Wirkungen. Koblenz Oktober 2003 36 Hauptunterschiede gegenüber den bisher eingeführten Formen der Mittelfrequenztherapie: Der wohl wichtigste Unterschied, aus dem sich wiederum weitere vorteilhafte Unterschiede ableiten lassen, ist der quantitative; denn je nach betrachtetem Stromparameter (Feldparameter) – Frequenz, Spannung, Stromstärke, Leistung – und je nach Applikationsort und Applikationsart entspricht die jeweilige Erhöhung einem Faktor, der – selten mindestens bei 2 – meistens zwischen etwa 5 und etwa 50 liegt. Koblenz Oktober 2003 37 Die Ausdehnung des Frequenzumfanges in den höheren Hochton- und Ultraschall-Bereich hat einen besonderen Vorteil, der mit den bereits lange bekannten frequenzabhängigen Kurvenverläufen für die sensiblen und motorischen Schwellen (KOEPPEN, GILDEMEISTER, SCHWARZ, DALZIEL) zusammenhängt: Die gesetzlich erlaubte Obergrenze für die pro Kanal applizierbare elektrische Leistung beträgt zur Zeit 5000 Milliwatt, die mit den bisher eingeführten For-men der Mittelfrequenztherapie in der Regel bei Weitem nicht erreicht werden kann, weil die Schwellen für niedrigere Mittelfrequenzen viel zu tief liegen und Versuche, höhere Leistungen einzukoppeln, mit Schmerzen und nicht-tolerierbaren starken Muskelkontraktionen verbunden wären. Diese Grenze von 5000 mW wird mit der Hochtontherapie bei vielen Anwendungen erreicht, häufig schon unterhalb der zur Zeit höchsten verfügbaren Frequenz von 215 Hz (32384 Hz). Koblenz Oktober 2003 38 • Einige weitere vorteilhafte Unterschiede : • • • • • Der erweiterte Frequenzumfang erhöht die Wahrscheinlichkeit von Resonanzphänomenen. Die simultane Frequenz- und Amplitudenmodulation kann je nach Steigung der sie repräsentierenden Kurve zur “härteren” oder “weicheren” Erzeugung stimulatorischer Wirkungen oder zur Minimierung oder sogar Vermeidung stimulatorischer Wirkungen und besonderen Gewichtung nicht-stimulatorischer Wirkungen benutzt werden. Diese nicht-stimulatorischen Wirkungen sind auch bei schwerpunktmäßiger Nutzung stimulatorischer Effekte in unterschiedlichem, einstellbarem Maße zusätzlich verfügbar. Die empfohlene und bei fast allen Patienten neben der topischen Applikation durchgeführte Ganzkörperdurchflutung hat neben den ihr eigenen günstigen Allgemeineffekten auf Stimmung und Empfinden des Patienten eine im Bereich der Überlagerung mit den lokal applizierten Feldern periodische Änderung der Feldrichtung zur Folge, so daß sich die Richtung des elektrochemischen Schütteleffektes periodisch ändert. Diese Form der Interferenz wird für die Unterstützung der nicht-stimulatorischen Effekte und nicht wie bei der von NEMEC eingeführten Interferenzstromtherapie zur Auslösung von stimulatorischen Wirkungen genutzt. Die derzeitige technische Realisierung erlaubt es, pro Kanal zwei bis sechs Elektroden anzulegen, um auch größere bzw. verschiedene Körperregionen mit der Ausgangsleistung eines Kanals gleichzeitig versorgen zu können oder regional unterschiedliche Empfindlichkeiten auszugleichen. Koblenz Oktober 2003 39 1.1.3. Elektrische Differentialtherapie Die Elektrische Differentialtherapie (MAY & HANSJÜRGENS, 1988; HANSJÜRGENS & MAY, 1990) kann einerseits als Einteilungsprinzip der in der Elektrotherapie zur Anwendung kommenden Ströme, andererseits als Prinzip für die Auswahl des für das jeweils zu behandelnde Symptom bzw. Krankheitsbild als am besten geeignet erscheinenden Stromes betrachtet werden. Für diese Auswahl des jeweils am besten geeigneten Stromes ist wie in der Pharmakologie das günstigste Verhältnis zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit – oder - anders ausgedrückt – eine möglichst große therapeutische Breite – maßgebend. Koblenz Oktober 2003 40 1.1.4. Verträglichkeit Bei der Stromverträglichkeit ist zwischen lokaler und systemischer Verträglichkeit zu differenzieren. 1.1.4.1. Lokale Verträglichkeit Die lokale Verträglichkeit ergibt sich aus der Höhe der (“direkten”) Schmerzschwelle, dem Verätzungsrisiko, dem Verbrennungsrisiko und der Höhe der (“indirekten”) Muskelkontraktionsschmerzschwelle, die jeweils hauptsächlich als Funktion der Frequenz (gemessen in Hertz) und der Intensität (gemessen als Spannung in Volt, Stromstärke in Milliampère oder Leistung in Milliwatt) beschreibbar sind. (Für die Risiken der Verätzung und der Verbrennung spielt zusätzlich die jeweilige Dauer der Stromapplikation eine Rolle.) Koblenz Oktober 2003 41 1.1.4.2. Systemische Verträglichkeit Die systemische Verträglichkeit ergibt sich hauptsächlich aus der Höhe der Herzkammerflimmerschwelle oder der Höhe der Schwelle für die Auslösung eines dauerhaften (tödlichen) oder reversiblen Herzstillstandes, bei Einbeziehung des Kopfes bzw. Gehirns zusätzlich aus der Höhe der Schwelle für die Auslösung von unerwünschten Sinnes- oder Allgemein-Empfindungen (z. B. Übelkeit, Schwindel), der Höhe der Elektrokrampfschwelle, bei der Durchströmung des Thorax zusätzlich aus der Höhe der motorischen Schwellen der Atemmuskulatur. Koblenz Oktober 2003 42 1.1.5. Wirkungen bzw. Wirksamkeit Hinsichtlich der Wirkungen wird in der Elektrischen Differentialtherapie zwischen stimulatorischen und nicht-stimulatorischen Wirkungen unterschieden. 1.1.5.1. Stimulatorische Wirkungen Stimulatorische Wirkungen kommen über die “niederfrequente” Auslösung von Aktionspotentialen in erregbaren Strukturen wie Nerven, Rezeptoren und Muskeln zu Stande. In der Physiologie und der Elektrotherapie ist die “Niederfrequenz” als der Frequenzbereich größer Null bis 1000 Hertz definiert. Die Anwendung stimulatorischer Wirkungen erfolgt nach dem Funktionsnachahmungsprinzip oder nach dem Funktionsermüdungsprinzip, je nachdem, ob die benutzte Reizfrequenz unterhalb oder oberhalb der Ermüdungsgrenze der gerade therapeutisch stimulierten Nerven liegt. Koblenz Oktober 2003 43 1.1.5.1.1. Wichtige physiologisch begründete Frequenzen für therapeutisch beabsichtigte spezielle Effekte bzw. Grenzen zwischen Funktionsnachahmungs- und Funktionsermüdungsprinzip • Efferente Nervenfasern: • Sympathische Nervenfasern • zur Förderung der Lipolyse 3 Hz Diese Frequenz von 3 Hz ist keine Frequenzgrenze zwischen Funktionsnachahmungs- und Funktionsermüdungsprinzip. Die lipolytische Wirkung einer Stimulation Fettgewebe innervierender sympathischer Nerven wird bei Verwendung höherer Frequenzen ( > 3 Hz bis 10 Hz) durch die gleichzeitig zunehmende vasokonstriktorische Wirkung verringert (ROSELL, 1966). • zur Vasokonstriktion 10 Hz • Motorische Nervenfasern 20 Hz • Afferente Nervenfasern 100 Hz, allerdings nicht für alle afferenten Fasern gültig Koblenz Oktober 2003 44 1.1.5.1.2. Angaben zur jeweiligen Bedeutung des Funktionsnachahmungs- und Funktionsermüdungsprinzips bei der Stimulation der genannten Gruppen von Nervenfasern: Das Funktionsnachahmungsprinzip kann therapeutisch bei allen genannten Gruppen genutzt werden, das Funktionsermüdungsprinzip vorwiegend bei der ermüdenden Reizung sympathischer Fasern und in geringerem Umfang auch motorischer Fasern. Bei der Festlegung der Reihenfolge von Reizungen mit verschiedenen Frequenzen im selben Behandlungsgebiet spielt die Kenntnis der o. g. Frequenzgrenzen eine Rolle, damit es nicht zur vorzeitigen Ermüdung von Nervenfasern kommt, die man für die Reizung nach dem Nachahmungsprinzip noch braucht. Koblenz Oktober 2003 45 Will man z. B. zur Abschwellung 10 Hz und zur Schmerzlinderung 100 Hz nacheinander einsetzen, so muß immer mit der niedrigeren Frequenz, 10 Hz, begonnen werden. Zur Stimulation sympathischer Nervenfasern: Reizfrequenzen bis 3 Hz: Aktivierung der Lipolyse im Versorgungsgebiet Reizfrequenzen bis 10 Hz: vor allem mit der Frequenz zunehmende Vasokonstriktion, verringerte Lipolyse durch Vasokonstriktion u. Produkthemmung nach dem Massenwirkungsgesetz Reizfrequenzen > 10 Hz, z.B. 100 Hz: Vasodilatation nach initialer Vasokonstriktion Zur Stimulation motorischer Fasern: Reizfrequenzen bis 20 Hz: Muskeltraining, Muskelaufbau mit auf den Einzelfall abgestimmten periodischen Abwechselungen zwischen Reizperioden- und Pausendauern Physiologische Tetanisierungsfrequenz, d. h. maximale Dauerentladungsfrequenz in den efferenten Neuronen motorischer Einheiten bei willkürlich initiierter maximaler isometrischer Kontraktion (HENNEMAN 1957; HENNEMAN et al. 1965; SOMJEN et al 1965; MILNER-BROWN et al. 1973; FREUND, BÜDINGEN & DIETZ 1975; BÜDINGEN & FREUND 1976) Reizfrequenzen > 20 Hz: Muskelentspannung durch Muskelermüdung Koblenz Oktober 2003 46 Zur Stimulation afferenter (somatosensorischer) Nervenfasern: Für afferente Nervenfasern läßt sich weder physiologisch eine für alle Fasern geltende Frequenz angeben noch gibt es Indikationen für eine gezielte Ermüdung durch niederfrequente Reizung. Um an der Kodierung von Schmerzinformation beteiligte afferente Nervenfasern zu ermüden, müßte die Reizung selbst mindestens zu Beginn der Anwendung schmerzhaft sein. Unter dem Gesichtspunkt “primum nihil nocere” halten wir entsprechende Empfehlungen, die man allerdings sehr selten von einzelnen Therapeuten hört, nicht für erwägenswert, zumal es genügend andere schmerzlindernde elektrotherapeutische Methoden gibt, die dem Patienten zusätzlich zu den bereits bestehenden Schmerzen keine weiteren elektrisch erzeugten zumuten. Die Reizung afferenter Nervenfasern nach dem Funktionsnachahmungsprinzip zur Gegenirritation (GAMMON & STARR 1941) mit dem Hauptziel der zentralen Schmerz-“Überdeckung”, von MELZACK und WALL (1965) mit der zwar weithin bekannten aber nicht allgemein akzeptierten “gate control theory” zu erklären versucht, erfordert trotzdem die Berücksichtigung einer Frequenzgrenze, um die afferenten Fasern, die zur zentralen Schmerzlinderung durch Überdeckung gebraucht werden, nicht durch die Wahl einer zu hohen Reizfrequenz vorzeitig zu ermüden. Als eine solche Frequenzgrenze wird offensichtlich 100 Hz von den meisten Herstellern und Anwendern in der Praxis akzeptiert bzw. respektiert, wobei schwer zu beurteilen ist, ob aus Tradition und Erfahrung oder aus Kenntnis des theoretischen elektrophysiologischen Hintergrundes. Koblenz Oktober 2003 47 1.1.5.2. Nicht-stimulatorische Wirkungen Als nicht-stimulatorische Wirkungen werden alle diejenigen Wirkungen bezeichnet, die nicht über die Auslösung von Aktionspotentialen zu Stande kommen. 1.1.5.2.1. Nicht-stimulatorische Wirkungen in der physikalischchemischen Wirkebene Solche Wirkungen sind z. B. Bewegungen von frei beweglichen Ladungen in Form von Ionen als den “Trägern” des elektrischen Stromes, von den Wassermolekülen, die bekanntlich Dipol-Charakter besitzen, oder von in Makromolekülen des Gewebes fixierten Ladungen. In den beiden richtungsmäßig jeweils entgegengesetzt wirkenden Phasen eines elektrischen Wechselfeldes können frei bewegliche Ionen wesentlich größere Strecken zurücklegen als in Makromolekülen fixierte Ladungen, die nur in relativ geringem Ausmaß disloziert werden und nach Aufhören der Kräfte des elektrischen Feldes sich in ihre ursprüngliche Position zurückbewegen. Koblenz Oktober 2003 48 Physikalisch-elektrochemische Wirkebene Bewegungen frei beweglicher Teilchen im elektrischen Wechselfeld • Schütteleffekt – auf frei bewegliche Ionen • Rotationseffekt – auf Dipole hauptsächich Wassermoleküle – Verbesserung der Lösungseigenschaften Koblenz Oktober 2003 + + - 49 + Physikalische Wirkebene Wirkungen des elektrischen Wechselfeldes auf im Gewebe fixierte Ladungen und große Proteinmoleküle • Vibrations-Effekt – on charges of fixed structures • Formänderungen, Konformationsänderungen von Proteinmolekülen im Fall von Signalmolekülen wie Adenylcyclase z. B. – cAMP-Bildung – Imitation von Hormonwirkungen • Koblenz Oktober 2003 + - + - + - + + - + - 50 Koblenz Oktober 2003 51 Diffusion von Methylenblau-Ionen Ausgangsposition) Koblenz Oktober 2003 52 Diffusion von Methylenblau-Ionen ohne elektrisches Wechselfeld Koblenz Oktober 2003 53 Diffusionbeschleunigung im elektrischen Wechselfeld nach EHMEN 1990 Koblenz Oktober 2003 54 Gelenk bei Arthrose Koblenz Oktober 2003 55 Im Körper bilden dabei nicht-leitende, isolierende Strukturen, z. B. Lipid-Membranen, echte Barrieren für Ionenwanderungen, vor allem, wenn diese von einer angelegten Gleichspannung getrieben als Gleichstrom auftreten. Die Hin-und-HerBewegungen von Ladungen, die durch elektrische Wechselspannungen (Wechselfelder) als Wechselströme erzeugt werden, können die erwähnten Barrieren zwar mit ihren individuellen Ionen nicht substanziell durchdringen, doch für die wirkenden Kräfte der elektrischen Wechselfelder bilden sie so wenig eine echte Barriere wie die isolierenden Membranen eines Kondensators. • Wechselströme lassen sich daher viel leichter in den Körper einkoppeln und durch die Gewebe leiten als Gleichstrom bzw. Ströme mit Gleichstromanteil. Koblenz Oktober 2003 56 • Mit zunehmender Häufigkeit der “Umpolungen”, d. h. zunehmender Frequenz der Wechselströme, wird diese Einkoppelbarkeit zunehmend erleichtert. In der Physik, der Elektrizitätslehre, wird dies als “Abnahme des kapazitiven Widerstandes mit zunehmender Frequenz des Wechselstromes” bezeichnet. • Die bisher beschriebenen nicht-stimulatorischen Wirkungen bestehen demnach aus einem elektro-chemischen Schütteleffekt auf frei bewegliche geladene Teilchen (Ionen) und einem schwingungsanregenden (oszillationsanregenden) Effekt auf geladene Anteile von im Gewebe fixierten Molekülen. Koblenz Oktober 2003 57 Für den Schütteleffekt gilt aus mathematisch-statistischen Gründen, daß er Diffusionsvorgänge erleichtert, d.h. eine konzentrationsunterschiedsausgleichende Wirkung hat, und daß diese Wirkung mit der eingekoppelten Leistung zunimmt. Für den schwingungsanregenden Effekt gilt, daß der Wirkungsgrad wesentlich größer ist, wenn die anregende Frequenz und die Eigenfrequenz der zur Schwingung angeregten Struktur gleich (in Resonanz) sind oder zumindest in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen, als wenn die beiden Frequenzen in einem disharmonischen (dissonanten) Verhältnis zueinander stehen. Der schwingungsanregende Effekt greift wie der Schütteleffekt primär nur an geladenen Teilchen an, seien sie nun frei beweglich oder in größeren Molekülen fixiert, doch die ausgelösten Schüttelungen und Schwingungen werden durch intermolekulare Stöße auch auf nichtgeladene Teilchen wie z. B. Wasser-, Zucker- oder Harnstoffmoleküle übertragen und erleichtern damit indirekt auch deren Verteilung bzw. Diffusion. Koblenz Oktober 2003 58 • Da die elektrischen Ladungen in Wassermolekülen, die bekanntlich aus einem Sauerstoffatom und zwei Wasserstoffatomen bestehen, nicht radialsymmetrisch angeordnet sein können, haben Wassermoleküle einen sogenannten Dipolcharakter. Dieser Dipolcharakter der Wassermoleküle ist der Grund für die hervorragenden Lösungseigenschaften des Wassers - gerade auch für Ionen – aber auch für ihre Tendenz, sich mit ihren jeweils entgegengesetzt geladenen Molekülpolen aneinanderzulagern und “flüssige” Kristalle unterschiedlicher Größe, “Cluster” genannt, zu bilden. • Je größer in einem bestimmen Volumen Wasser der Anteil der Cluster ist, desto geringer ist der Anteil der “freien” Wassermoleküle, die für die Bildung von Hydratations-“Wolken” um die im Wasser zu lösenden Substanzen bzw. Ionen zur Verfügung stehen. Koblenz Oktober 2003 59 • Da sich die Wassermoleküle als Dipole in einem elektrischen Feld bzw. Wechselfeld entlang der Richtung der elektrischen Feldlinien auszurichten versuchen, wirkt ein elektrisches Wechselfeld der Clusterbildung entgegen und verbessert die Lösungseigenschaften des derart elektrisch behandelten Wassers. Entsprechende Verfahren werden daher bekanntlich auch für die Behandlung von kalkhaltigem, “hartem” Wasser eingesetzt. Es handelt sich dabei allerdings um keine echte Entkalkung. • Ein elektrisches Wechselfeld erleichtert somit die Diffusion und verbessertdie Lösungsfähigkeit des Wassers. Koblenz Oktober 2003 60 • 1.1.5.2.2. Nicht-stimulatorische Wirkungen in der biochemischen Wirkebene • 1.1.5.2.2.1. Erhöhung der Begegnungswahrscheinlichkeit zwischen Enzym und Substrat Durch Enzyme katalysierte biochemische Reaktionen sind immer auch elektrische Vorgänge, da Enzyme und Substrate sich an ganz bestimmten Stellen ihrer Moleküle aneinander binden, die durch elektrisch entgegengesetzte Ladungen charakterisiert sind. In einem elektrischen Wechselfeld ist aus mathematischphysikalischen Gründen die Begegnungswahrscheinlichkeit – und zwar auch in der richtigen Position zwischen Enzym und Substrat erhöht. Koblenz Oktober 2003 61 1.1.5.2.2.2. Konformationsänderungen von Signalmolekülen als Grund für die Aktivierung der Adenylzyklase. In mehreren Arbeiten sind durch Mittelfrequenzströme bewirkte Änderungen der intrazellulären Bildung von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP), einem sekundären Botenstoff, beschrieben worden (KORENSTEIN 1984; BRIGHTON & TOWNSEND 1986; NOSZVAYNAGY 1988-1994). Trophikfördernde, antiasthmatische, allgemein aktivierende und stimmungsaufhellende Wirkungen – in der therapeutischen Wirkebene – würden sich durch diese Beeinflußbarkeit der für die Aktivierung der Adenylzyklase verantwortlichen Rezeptoren erklären lassen. Koblenz Oktober 2003 62 • 1.1.5.2.3. Nicht-stimulatorische Wirkungen in der neurophysiologischen Wirkebene • Deutlich überschwellige Intensitäten unmodulierter elektrischer Mittelfrequenzwechselfelder führen an Nerven und Muskeln bekanntlich zu einer reversiblen partiellen Dauerdepolarisation, am Nerven verbunden mit einem Leitungsblock, am Muskel zusätzlich mit einer sogenannten physiologischen Kontraktur. Koblenz Oktober 2003 63 Unterhalb von den relativ höheren Intensitäten, die zu einer eindeutigen partiellen Dauerdepolarisation mit Leitungsblock bzw. physiologischer Kontraktur führen, gibt es einen Intensitätsbereich, der durch einige Besonderheiten gekennzeichnet ist: 1.) Es gilt ein apolaritäres Prinzip: Bei Anwendung von zwei (gleichgroßen) Elektroden treten gleichzeitig unter beiden Elektroden die gleichen Wirkungen auf. Anodische oder kathodische Wirkungen gibt es nicht. 2.) Das Alles-oder-Nichts-Gesetz gilt nicht. 3.) Bei Wiederholung der Prüfung der Schwellen ergeben sich höhere Werte als bei der ersten Bestimmung. 4.) Es gibt keine Phasenbeziehung zwischen den Phasen des mittelfrequenten Wechselfeldes und den Zeitpunkten der Auslösung von 64 Aktionspotentialen. Koblenz Oktober 2003 5.) Im Bereich der Schwelle treten einzelne Aktionspotentiale in unregelmäßiger Folge auf, und bald darauf hört dieses Entladungsverhalten wieder völlig auf, obwohl sich die Intensität des Feldes nicht geändert hat. 6.) Überschwellige Intensitäten lösen eine flüchtige exzitatorische Aktivität (engl. “transient excitatory activity”, abgekürzt “tea”) aus: Unmittelbar nach Einschalten des elektrischen Wechselfeldes ist die Entladungsdichte am höchsten; sie klingt dann - bei den niedrigeren Mittelfrequenzen allmählich, mit höher werdenden Mittelfrequenzen immer rascher – wieder ab. (Auf der psychophysischen bzw. der subjektiven sinnesphysiologischen Wirkebene registriert man eine mit höher werdenden Mittelfrequenzen immer rascher abklingende Prickelempfindung.) 7.) Die flüchtige exzitatorische Aktivität bzw. die abklingende Prickelempfindung führt offensichtlich auch zu einer Ermüdung der involvierten erregbaren Strukturen. Koblenz Oktober 2003 65 “Tea” in dependance on distance to the threshold (x V-T) Graphs as multiples of the threshold voltage V-T =V Threshhold Koblenz Oktober 2003 66 1.1.5.2.4. Nicht-stimulatorische Wirkungen in der therapeutischen Wirkebene 1 Schmerzlinderung a) symptomatisch, kurzfristig durch Schmerz- und Entzündungsmediatorenverteilung, durch Schmerzfaserblockierung b) kausal, langfristig durch stoffwechselerleichternde und stoffwechselaktivierende Wirkungen Beschleunigung des Heilungsprozesses, Verkürzung des Heilungsverlaufes c) indirekt durch abschwellende Wirkungen über Auslösung reversibler physiologischer Kontrakturen der glatten Muskulatur von Blut- und Lymphgefäßen Koblenz Oktober 2003 67 2 Beschleunigung von Heilungsprozessen, Verkürzung des Heilungsverlaufes durch stoffwechselerleichternde und stoffwechselaktivierende Wirkungen (auch unabhängig von etwaigen Schmerzen wie unter 1.b) 3 Lokal abschwellende und generell diuretische Wirkungen (Erklärung vgl. 1.c und Verringerung der Konzentrierung des Harns im Nierenmark, sofern dieses im Bereich des konzentrationsunterschiedsaugleichenden Wechselfeldes liegt) Koblenz Oktober 2003 68 Effects of Middle Frequency Electrotherapy I SOURCE • Normalisierung der Leukozytenzahl VERAGUTH & SEYDERHELM. (1913 und 1914) • Normalisierung der Eingeweidemotorik (bei für die quergestreifte Muskulatur bzw. die sie innervierenden motorischen Nerven unterschwelliger Applikation!) TOPIC • Normalization of the number of leucocytes • Normalization of the visceral motoricity (with sub-threshold application!) • Anti-asthmatic effects • Acceleration of ossification (bone healing) • Support of liver functions (during a experimental toxic hepatitis) KOEPPEN (1935), FIEDLER (1960) • Antiasthmatische Wirkungen POLSTER (1965) • Förderung der Knochenheilung LAABS et al. (1982), MAY et al. (1985) • Unterstützung der Leberfunktion bei experimenteller toxischer Hepatitis NIKOLOVA (1980) Koblenz Oktober 2003 69 Effects of Middle Frequency Electrotherapy II SOURCE • Normalisierung des Zellwachstums bei wachstumsgehemmten Fibrozytenkulturen TOPIC • Normalization of the rate of cell division in growth inhibited fibrocyte cultures • Influence on the adenylatcyclase • Prevention of muscular atrophy and normalization of enzyme concentration in denervated muscles without the generation of muscle contractions! HÖNES (1983) • Beeinflussung der Adenylzyklase BRIGHTON & TOWNSEND (1986), KORENSTEIN et al. (1984), NOSZVAI-NAGY et al.(1992) • Normalisierung der Muskeltrophik und der Enzymkonzentration trotz fehlender Muskelkontraktionswirkungen in denervierten Muskeln NIKOLOVA & DAVIDOV (1978) bzw. LAABS et al. (1982) Koblenz Oktober 2003 70 Effects of Middle Frequency Electrotherapy III SOURCE • Normalisierende Wirkungen auf pathologische Kalkablagerungen im Gewebe, z. B. bei Periarthropathien TOPIC • Normalizing effect on pathologic calcification of tissue, for example in cases of periarthritis • Increase in number and size of mitochondria in cell cultures • Acceleration of diffusion • Acceleration of wound healing or regeneration respectively NIKOLOVA (1970) • Vermehrung und Vergrößerung der Mitochondrien in Zellkulturen KOMITOWSKI & EHEMANN (1990) • Diffusionsfördernde Wirkungen EHMEN (1990) • Förderung der Wundheilung- bzw. der Regeneration MEYER (1952), NIKOLOVA (1970, 1971, 1987) Koblenz Oktober 2003 71 SimulFAM® Simultaneous Frequency- and Amplitude- Modulation Koblenz Oktober 2003 72 The HiToP® System • Koblenz Oktober 2003 The HiToP® system consists of: – The doctor’s device HiToP® 184 – The patient’s device HiToP® 181-H – The device cart UNICAR 900 – Accessories 73 Basic functions HiToP® 184 • Koblenz Oktober 2003 SimulFAM® X with different frequencies and scan ranges 74 Basic functions HiToP® 184 • Koblenz Oktober 2003 SimulFAM® i 75 Basic functions HiToP® 184 • • Koblenz Oktober 2003 Operation through MENU-functionality Selection through the modification knob 76 Basic functions HiToP® 184 • Koblenz Oktober 2003 Operation of the integrated CD-player 77 Basic functions HiToP® 184 • Koblenz Oktober 2003 Selection of the color-coded channels 78 Basic functions HiToP® 184 • Koblenz Oktober 2003 Setting of the therapy time 79 Basic functions HiToP® 184 • Koblenz Oktober 2003 • Stop of frequency in case of frequency scans Then, the frequency can be modified with the modification knob. 80 Basic functions HiToP® 184 • Koblenz Oktober 2003 Selection of the pulse parameters – mainly for muscle training with 20 Hz 81 Application of the HiToP System • Application via electrodes – typically large rubber electrodes – improve contact with Aloe Spray – fix with elastic Velcro band • Use multiple electrodes to get optimal distribution of electric field • Contact electrodes via distribution cable • Example: Most typical application of Whole Body Treatment see next slide Koblenz Oktober 2003 82 Whole Body Treatment • • SimulFAM i 60 Minutes Koblenz Oktober 2003 83 Whole Body Treatment Electric Connections • Always two electric sides: – White connector – Black Connector • Up to 4 electrodes on the white side and 2 electrodes on the black side Koblenz Oktober 2003 84 The Distribution Cable White side White side Koblenz Oktober 2003 Black side 85 Black side 4- Channels / Distribution Cables Koblenz Oktober 2003 86 4 Channels Color Coded Koblenz Oktober 2003 87 • Channel 1 – RED • Channel 2 – GREEN • Channel 3 – YELLOW • Channel 4 – BLUE Résumé/Outlook • • • • • Koblenz Oktober 2003 HiToP® is fully introduced in the German market – special sale- and support organization – more than 25 seminars with Dr. May in the last year At least 15 seminars with Dr. May in Europe outside of Germany – Italy, Portugal and Spain starting with partners specialized in HighTone – Good response in Russia (20 units in a clinic for alcoholic withdrawal treatment!!) – Top level medical and scientific acceptance in other eastern countries (Ukraine, Poland, ...) Society for HighTone Therapy has been founded by enthusiastic doctors – set quality standards in applications – verify new indications Study in cooperation with the Medizinische Hochschule Hannover has been started New and specialized HighTone units have been introduced on the MEDICA 2001 – Sport – Wellness/Beauty – Dental 88 The Significance of Electricity in the Human Body Introduction • Electric fields, and the induced electric currents, form part of the elementary control and distribution mechanism occurring naturally in the body • In the following, we will give a brief introduction to these processes and afterwards we will explain the mechanisms taking effect of the High-Tone-Therapy. Koblenz Oktober 2003 89 The Significance of Electricity in the Human Body • Membrane potentials of cells and mitochondria • Proton and electron transport and their meaning in bio-energetic processes • Functions of the channels between cells (gap junctions) • Electricity and cell division • Changes in case of tumors Koblenz Oktober 2003 90 The membrane potential as a control mechanism of cell division • Cell to cell communication is controlling the size and structure of living beings. • High membrane potential stops the growth • Controlled low membrane potentials are present in cells involved in wound healing • Uncontrolled low membrane potentials are present in tumor cells. Koblenz Oktober 2003 91 The membrane potential as a control mechanism of the cell division Koblenz Oktober 2003 92 The ATP-Cycle Energy-producing oxidation of fuel molecules Koblenz Oktober 2003 Biosynthesis (chemical energy) 93 Active transport (osmotic energy) Muscle contraction (mechanic energy) Mitochondria in the cells Mitochondria - „Power Plants“ of the cells increase in number and size shown by KOMITOWSKI & EHEMANN (1990) Bild aus Molecular Cell Biology Darnell - Lodish - Baltimore Koblenz Oktober 2003 94 The mitochondrion as “the power plants” of the cells Fatty Acids Inner Membrane Outer Membrane Fatty Acids Citric acis cycle Koblenz Oktober 2003 95 Mitochondria within energy conversion Free energy in kJ Building of a electrochemic Gradient producing ATP Direction of electron flow Koblenz Oktober 2003 96 Mitochondria within energy conversion Intermembrane space Mitochondria Inner membrane Matrix space Koblenz Oktober 2003 97 Mitochondria within energy conversion Separation of protons and electrons Explosive generation of thermic energy Koblenz Oktober 2003 The major part of the energy is used and stored 98 Vergleich zur 1. Generation der Hochton-Therapie • • • • Scan entlang einer Geraden Gerade ist nicht an Schwellenkurve angepaßt Feste Steigung Steigung muß an der flachsten Schwellenkurve ausgerichtet sein, da sonst die Kurve geschnitten wird Schwellwert bei 4 kHz ermitteln Koblenz Oktober 2003 99 Einkoppeln von Energie • • Mit SimulFAM® i wird das 3-4 fache an Energie in der gleichen Zeit eingekoppelt. Es werden mehr Frequenzen angeregt. • • Koblenz Oktober 2003 HiToP® 1. Generation Hochton-Therapie 100 Vorteile von SimulFAM® i gegenüber der ersten Generation der Hochton-Therapie • Erweiterter Frequenzbereich von 12.000 auf 32.000 Hertz und Scan entlang der Schwellenkurve – Der Hautwiderstand sinkt – Ergibt eine Einkopplung der (unterschwellig) maximal möglichen Leistung – Das Ergebnis ist ein verbesserter Therapieerfolg • Vier Kanäle zur gleichzeitigen Applikation an vier verschiedenen Körperregionen – Während der Therapie ist kein Wechseln der Elektroden notwendig – Man kann mehrere Indikationen gleichzeitig behandeln und an jeder der vier Stellen die Energie individuell einregulieren • Erweiterter Scan über 3 Oktaven – Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von Resonanzphänomenen Erzeugt Resonanzen in einem breiten Frequenzspektrum, um Zellen und Gewebestrukturen in Schwingungen zu versetzen mit dem Ziel, den Stoffwechsel anzuregen und zu erleichtern sowie Schmerzen zu lindern. Koblenz Oktober 2003 101 Leer Koblenz Oktober 2003 102 Leer Koblenz Oktober 2003 103 Koblenz Oktober 2003 104