Update M. Crohn – C. ulcerosa Von Steroiden bis zu Biologicals: Wirkung, Wunsch und Wirklichkeit Prof. Adrian Schmassmann Chefarzt, LKS, Medizinische Klinik, Sursee Wirkung • Anti-inflammatorisch Wunsch • Heilung • Anhaltende Remission • Keine Medikamenten Nebenwirkungen • Verlangsamung der Krankheitsprogression Wirklichkeit • Heilung nicht möglich • Häufig Rezidive • Relevante Medikamenten Nebenwirkungen Therapieziele Remission induzieren Remission erhalten Heilung der Mukosa Krankheitsprogression verlangsamen Komplikationen verhindern Lebensqualität verbessern Steroid Einnahme reduzieren/stoppen Hospitalisation und Chirurgie verhindern Ernährungszustand normalisieren Biologicals Metronidazol Azathioprin 5-ASA Kortikosteroide Spezifische Patientenwünsche Hohe intellektuelle und emotionale Anforderungen an Ärzte Patienten leben sehr unterschiedlich mit der Krankheit Robbie Williams: Feel Management basiert auf Schweregrad Schwer OP Biologicals IV Therapie Moderat Biologicals AZA / 6-MP / MTX Prednisolon / Budesonid Mild Metronidazol (MC: Fisteln) 5-ASA (UC: topisch und/oder oral) Krankheit, Lokalisation, Befallsmuster, Aktivität Krankheit • M. Crohn (MC) • C. ulcerosa (UC) • Indeterminate Colitis Lokalisation • C. ulcerosa: Rektum, linksseitig, Pancolitis • M. Crohn: Dünndarm, Dickdarm, perianal, oberer GIT Befallsmuster (M. Crohn) • Entzündlich, obstruierend, penetrierend/fistulierend Aktivität • Klinik, Endoskopie, Radiologie, Labor Rauchen M. Crohn: Stoppen C. ulcerosa: Meist Nicht-Raucher-Krankheit Kortikosteroide Wirkung: Gute Ansprechrate Wunsch: Weniger Nebenwirkungen Wirklichkeit: Viele Nebenwirkungen Kein Schutz vor Rezidiven ! Positionierung: Mittelschwere bis schwere Schübe bei MC und CU 5-ASA Wirkung: Rezidiv-prophylaktische Wirkung Induktion bei leichten Schüben (vor allem bei C. ulcerosa) Wunsch: Stärkere Wirkung Wirklichkeit: Viele Tabletten über lange Zeit Positionierung: Leichte Exazerbation bei CU Rezidivprophylaxe bei CU Kaum wirksam bei MC (Budesonid > 5-ASA) Azathioprin, 6-MC, Methotrexat Wirkung: Gute rezidiv-prophylaktische Wirkung Wunsch: Rascher Wirkungseintritt Wenig Nebenwirkungen Wirklichkeit: Langsamer Wirkungseintritt Unverträglichkeit: 9-28% Positionierung: Rezidivprophylaxe bei MC und CU (falls 5-ASA nicht genügt) Immunmodulation Azathioprin: 1.5-2.5 mg/kg 6-Mercaptopurin: 0.75-1.25 mg/kg Methotrexat 25 mg / Woche für 16 Wochen dann 15 mg / Woche Metronidazol Wirkung: Wirksam bei MC und perianaler Fistelkrankheit Wunsch: Weniger Nebenwirkungen Wirklichkeit: Schlechte Langzeitverträglichkeit Kaum wirksam bei CU Positionierung: MC und perianale Fistulierungen (häufig kombiniert mit Azathioprin und Biologicals) Biologicals Wirkung: Gute Ansprechrate im Schub (80%) Gute Rezidivprophylaxe Wunsch: Geringerer Preis Höhere Langzeitansprechrate Wirklichkeit: Nebenwirkungen, Wirkungsverlust Unklare Langzeitsicherheit Positionierung: Schwere, bzw. Therapie-resistente Verlaufsformen (MC > CU) Therapie der MC und CU: Hauptunterschiede 5-ASA: CU: 5-ASA Induktion + Erhaltung topisch und/oder systemisch Steroide: Bei MC und CU wirksam CU: Budesonid Einläufe AZA, 6-MP, MTX: Bei MC und CU wirksam Bei MC speziell wichtig Metronidazol: MC mit perianalem Fistelleiden Biologicals: MC und CU mit schwerem Verlauf Biologicals: Indikation CD: Refraktärer oder fistulierender oder Steroid-abhängiger M. Crohn UC: Akute und schwere oder chronisch refraktärer C. ulcerosa Systemische Manif. der CED: Pyoderma gangrenosum, Spondylarthritis, Uveitis, etc. Biologicals Kontraindikationen Aktiver Abszess, intestinale Obstruktion V. a. Tuberkulose Multiple Sklerose Zustand nach Lymphom Mögliche Indikationen in der Zukunft: Erstlinientherapie Postoperative Prophylaxe Refraktäre Pouchitis Indeterminate Colitis Biologicals: Neue Medikamente ? Anti-TNFα ist nicht Anti-TNFα Anti-TNF Biologicals Biological TNF Neutralisation Apoptosis Gabe Halbwertszeit Interval zwischen Injektionen (Wochen) Infliximab + + IV 10 8 Adalimumab + + SC 12-14 2 Certolizumab + - SC 14 4 Anti-TNFα: Langzeit Remissionserhaltung beim M. Crohn Infliximab Adalimumab Certolizumab Infliximab - Therapieprobleme Infusionsreaktionen nach Infliximab Akut (< 24 h) Verzögert (> 48 h) IgE vermittelt • BD-Abfall • Fieber • Urticaria Serum-Krankheit • Myalgie • Fieber • Ausschlag Nicht IgE vermittelt • Nausea/Erbrechen • Atemnot • Flushing Andere • Arthralgie • Lupus eryth. • Virales Syndrom “Take Home” Messages TNF-Hemmer: Fazit für die Praxis TNFα Hemmer bewirken eine potente Verbesserung der Entzündung und Fistelproblematik bei kompliziertem M. Crohn und C. ulcerosa, die durch Wiederholungstherapie auch erhalten werden kann und ermöglichen eine signifikante Steroidreduktion. Beim M. Crohn sind Adalimumab und Certolizumab wirksam nach Infliximab Versagen. Effektivität und Nebenwirkungen der drei TNF Hemmer sind vergleichbar. Step-up oder top-down ? Top-down versus step-down Risiko-Nutzenanalyse einer aggressiven Frühtherapie Mögliche Vorteile Mögliche Nachteile Gute und rasche Krankheitskontrolle Überbehandlung Opportunistische Infekte Verbesserte Lebensqualität Neoplasie-Risiko? Kostenersparnis durch Krankheitskontrolle Kosten durch Krankheit reduziert Kosten durch Therapie und therapieassoziierte Nebenwirkungen Mucosal Healing: Neue Therapieziele ? Vor TNFα-Therapie Nach TNFα-Therapie Beeinflussung der Schleimhautheilung Eingeschränkte Heilung 5-ASA Kortikosteroide Metronidazol „Abheilung“ Schnell TNFα-Blocker Langsam AZT/6MP “Take Home” Messages Die Fortschritte bei der Therapie des M. Crohns und der C. ulcerosa durch die Einführung der Biologicals sind bedeutsam. Die Hauptziele „Heilung“ oder „lang-andauerende Remission“ bei allen Patienten sind in weiter ferne. Die Medikamentennebenwirkungen und Behandlungskosten sind erheblich. “Take Home” Messages Heutige Therapieziele: Hohe Induktions- und Erhaltungsraten (mit möglichst wenig Kortikosteroiden) Zukünftige Therapieziele: Mucosal Healing Verzögerung der Krankheitsprogression Verminderung der Hospitalisationsrate Verminderung der Operationsrate “Take Home” Messages Behandeln sie den Patienten und nicht die Krankheit Nicht „Take that“ sondern „Feel“ Robbie Williams