Quo vadis Afghanistan? Herzlich willkommen zum Vortrag „Afghanistan“ Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 1 Quo vadis Afghanistan/Inhalt: • • • Einführung/Überblick Die afghanisch-deutsche Beziehung Und wie geht es nun weiter? Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 2 Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 3 Eine Chronik der afghanischen Geschichte - Afghanistan wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. zum ersten Mal in der Geschichtsschreibung erwähnt. - Gemeinsam mit dem übrigen Perserreich wurde Afghanistan 330 v. Chr. Von Alexander dem Großen erobert. - Nach dessen Tod 323 v. Chr. fiel unter die Herrschaft von Alexanders General und später unter die des indischen Königs Candragupta. - Später siedelte sich in (Nordafghanistan) eine weitere griechische Dynastie an und gründete einen Staat, der von 256 v. Chr. bis etwa 130 v. Chr. Bestand hatte. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 4 - Das gräkobaktrische Reich wich dann wieder der Herrschaft von iranischen Nomaden, den Saken, später dann den Kuscharen, die den Buddhismus annahmen. - Im 3. und 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung fielen die Sassaniden von Westen her in das Land ein. - als die Araber in der Mitte des 7. Jahrhunderts das Land stürmten, der Islam zur vorherrschenden Religion wurde. - Am Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts setzte der muslimische Sultan Mahmud von die Oberherrschaft der Türken in dem Gebiet durch. - um 1220 von Norden her des mongolischen Eroberers fiel ein. Der Großteil des Landes blieb bis zum Ende des 14. Jahrhunderts unter mongolischer Herrschaft. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 5 Entwicklungen von 1717 - 1745 Moghul Bis ca. 1745 unter safawidischer Hoheit Safawiden Delhi Ahmad Schah Durrani, 1. Afghanischer König Sadozai = Khan Khel Qandahar te Ge bie Pers is Popalzai Königreich Afghanistan 1747 isc he Ghilzai Ind Durrani che Geb iete Paschtun Ahmad Schah Durrani, 1. Afghanischer König Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 8 Ethnische Gruppen Afghanistans 8000 7500 7000 6500 6000 5500 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 Paschtunen Usbeken Turkmenen Belutschen Nuristani Tajiken Hasara Taimani Firuskuhi Paschai Schätzung, bezogen auf den Zeitraum der 70er Jahre Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 9 Paschtunen Tajiken Hasara Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 Usbeken 10 N a t io n a le , e t h n is c h e u n d t r ib a le I d e n t it ä t s e b e n e n P a k is t a n i A fg h a n e n 1) 2) M u s lim e 3) H in d u s S u n n it e n S c h iite n 4) I s m a e lit e n 5) T u rk m e n e n P a s c h tu n e n 6) 7) S ik h s G h ils a i D u rra n i A tz a k s a i 8) N u rs a i U sbeken Yo m u t S u la im a n k h e l H a s a ra Te k k e A lik h e l D a rs a i B a d in s a i Kakosai 9) I m a m it e n J a m a ls a i [A u s w a h l] Legende N a t io n a le I d e n t it ä t E t h n is c h e I d e n t it ä t T r ib a le I d e n t it ä t : S t a m m Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 K la n , L in e a g e 11 Mirwais Hotaki 1709-1715 Dost Mohammad Khan 1834-1839 Shah Shuja 1804-1809 1819-1834 Ahmad Shah Durrani 1747-1773 Wazir Akbar Khan 1839-1842 Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 Sher Ali Khan 1863-1878 12 Das „Great Game“ des frühen 19. Jh. 1838-1842 1747 Königreich 1878-1879 Konfliktursachen des „Great Game“: a) Vordringen des zaristischen Russlands mit dem strategischen Ziel, einen Zugang zum Indischen Ozean zu erreichen b) Kontrolle bzw. Abschaffung der islamischen Khanate in Mittelasien aa) Hinderung des napoleonischen Frankreichs an der Ausdehnung nach Osten bb) Verkleinerung der territorialen Macht des Osmanischen Reiches bb) Etablierung Afghanistans als Pufferstaat durch die Briten bzw. Aufbau eines Süd-Puffers unter Einschluss der persischen Gebiete gegen das aus Norden vordringende zaristische Russland Gewinner: Afghanistan, das durch dreimaligen Widerstand seine innenpolitische Unabhängigkeit weitgehend erhalten könnte sowie 19. August 1919 auch seine außenpolitische Unabhängigkeit; 1923 wurde Afghanistan konstitutionelle Monarchie Die Regentschaft Abdur Rahmans, 1880 Kafiristan Nuristan H E Hazarajat / Hazara R A T Afghanistan um 1800 Afghanistan um 1900 Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 16 Beziehungen zwischen Deutschland und Afghanistan 1. Die Begegnung : Amir Abdul Rahman (1880-1901) Die gemeinsame Mission der Mittelmächte, bestehend aus den Türken, Deutschen und Österreichern, die auch von Indien begleitet wurde, kam im August 1915 in Herat und am 26. September 1915 in Kabul an. Den Kern dieser Mission bildete jedoch die deutsche Mission, die wegen ihre komplizierten Führungssituation meistens als >>Niedermayer-Heting<<- Mission bezeichnet wurde. Die Unabhängigkeit Afghanistans durch das Deutsche Reich anerkannt (am 24. 01. 1916) . Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 17 Abdul Rahman Khan 1880-1901 Habibulla Kalakani Jan-Oct 1929 Habibullah Khan 1901-1919 Mohammad Nadir Shah 1929-1933 Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 AmanullahKhan 1919-1929 Mohammad Zahir Shah 1933-1973 18 Amanullah Kahn Afghanischer König (1919-1929) Nach dem Vorbild Atatürk wollte er Afghanistan reformieren. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 19 2. Die Beziehungen vom Ende des ersten Weltkriegs bis zum Ende des zweiten Weltkrieges König Ammanullah: 1919 - 1929 Im März 1921 kam die erste afghanische Delegation in Berlin an, um über die Gründung gegenseitiger (auch diplomatischer) Beziehungen zu verhandeln. Im Jahre 1922 wurden vierzig junge Afghanen zum Studium nach Deutschland geschickt. Im Dezember 1923 wurde die deutsche Gesandtschaft in Kabul eröffnet. Im Jahre 1924 wurde die deutschsprachige Oberrealschule in Kabul eröffnet. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 20 Die afghanisch-deutsche Zusammenarbeit hatte folgenden Umfang: - - - - Die Ausbildung junger afghanischer Techniker im Rahmen der 1937 gegründeten >>Mechaniki<< Schule. Der Bau des Elektrizitätswerkes >>Pule Khomrie<< (im Norden) (1936 - 1941) Bau des Elektrizitätswerkes >>TschakeWardak<<, westlich Kabuls (1936-1941). 1938 (Mai) Eröffnung einer regelmäßigen Flugverbindung der Lufthansa (mit Junkersmaschinen) zwischen Berlin und Kabul. Im Juni 1938 waren 80 deutsche Experten in etwa 24 Branchen in Afghanistan tätig. 1939 wurde die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Industrie- und Handelsfirmen für Afghanistan >>ADIFA<< gegründet. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 21 Durch ein Protokoll vom August 1939 wurde Afghanistan ein Kredit von 50 Millionen Mark mit zehnjähriger Ablaufzeit von deutscher Seite gewährt. Daraus sollten folgende Projekte finanziert werden: Zement-, Zucker-, Lederwarenund Streichholzfabriken, sowie Kohlebergwerke und Elektrizitätswerke. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 22 3. Afghanistan und die Bundesrepublik Deutschland Vom Ende des 2. Weltkrieges bis zum sowjetischen Einmarsch 1980 - - Afghanistan gehörte zu den Gründernationen der „Bündnisfreien Länder“ >>Gholam Mohamed Farhad<<, der Bürgermeister der Hauptstadt Kabul, der zu den ersten afghanischen Studenten der zwanziger Jahre in Deutschland gehörte, nahm gegen Ende der vierziger Jahre den Kontakt mit den Firmen in der BRD auf. Im Jahre 1950 kamen 20 junge afghanische Staatsstipendiaten in die BRD, um als eine der ersten Gruppen ausländischer Studenten an den deutschen Hochschulen zu studieren. Quo vadis Afghanistan? 23 27.08.2003 - Ein afghanisches Kulturamt wurde im Jahre 1952 in München eröffnet. - Seit 1956 nahm die BRD durch die Technische Hilfe und Finanzhilfe (Kapitalhilfe) am Modernisierungsprozeß Afghanistans teil. - Die BRD stand nach den USA und UdSSR an dritter Stelle auf der Liste der Gebernationen der T. H. an Afghanistan - Mit der neuen afghanischen Verfassung vom 1964 wurde der rechtlichpolitische Rahmen einer Gesellschaftsordnung geschaffen, in dem eine rechtsstaatliche Demokratie mit der sozial-marktpolitischen Orientierung im Einklang mit den Prinzipien des islams verwirklicht werden sollte. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 24 Mohammad Daud Khan 1973-1978 Babrak Karmal 1979-1986 Noor Mohammad Taraki 1978-1979 Hafizulla Amin 1979 Najibulla Ahmadzai 1986-1992 Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 25 4. Die Situation nach dem sowjetischen Einmarsch am 29. Dezember 1979 in Afghanistan Die letzten deutschen Berater verließen daher Afghanistan im Jahre 1980. Das 60igste Gründungsjahr der deutschsprachigen Ammani Oberrealschule wurde 1984 dadurch gefeiert, daß man die letzten deutschen Lehrer veranlaßte, das Land zu verlassen. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 26 Zeithorizont Individuelle Akteure 1973 Abdankung des Königs und Deklaration Afghanistan als (Islamische) Republik Zahir Schah / Daud Khan 1978 „April-Revolution“ und Deklaration Afghanistans als Sozialistische Volksrepublik Taraki / Amin Kollektive Akteure KP Afghanistan Khalq / Parcham Karmal 1979 Einmarsch sowjetischer Truppen zur Bekämpfung des Widerstands weiter Teile der afghanischen Bevölkerung gegen die Machthaber der Volksrepublik 1989 Rückzug der sowjetischen Truppen; Beginn des Bürgerkriegs 1992 Absetzung Nadschibullahs und Übernahme der Regierungsgewalt durch die Mudschahedin Hekmatyar, Sowjetunion / USA Ahmad Schah Masud, Pakistan / Saudi-Arabien Rabbani Mujaheddin Nadjibullah, Rabbani, Ahmad Schah Mujaheddin bzw. das Masud, Hekmatyar, Dostum afghan. Volk Ismael Khan, Pakistan / Saudi-Arabien Mujaheddin Kommandanten 1996 Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen dem Präsidenten Rabbani und dem Premierminister Hekmatyar und Führer der Hisb-e-Islami Mujadidi, Burhanuddin Rabani / Gulbuddin Hekmatyar u.a. Hisb-e Islami / Mujaheddin / Taliban Zeithorizont 1997 Vordringen der Taliban aus den südlichen und westlichen Regionen Afghanistans 2000 Ca. 90% Afghanistans von Taliban besetzt, nur der NO des Landes verbleibt bisher unter der Führung des Tadschiken Ahmad Schah Massud (2001 nach Anschlag der Taliban ermordet) 2001 Im Oktober greifen die USA zusammen mit ihren militärischen Verbündeten (GB, Italien, BRD) Taliban-Stellungen in Afghanistan an 2001, 27.11., Beginn der Afghanistan-Konferenz in Königswinter unter UN-Leitung Individuelle Akteure Mullah Omar / Bin Laden Ahmad Schah Massud Kollektive Akteure Taliban Taliban / Nord-Allianz Paschtunen – Usbeken, Tajiken, Hazara, weitere ethn. Gruppen Mullah Omar, Bin Laden, Bush USA, GB, Italien, BRD UN, BRD, Nord-Allianz, Rom-Gruppe, Gruppe der Exil-Afghanen, ZypernGruppe (Paschtunen) 5. 27.11. 2001, Beginn der Afghanistan-Konferenz in Königswinter - Petersberg unter UN-Leitung Am 5. Dezember 2001 unterzeichneten die Teilnehmer der AfghanistanKonferenz auf dem Petersberg bei Bonn ein Abkommen, das den Weg für eine neue politische Entwicklung und einen wirtschaftlichen Wiederaufbau in Afghanistan ebnen soll. Die Teilnehmer der vier afghanischen Delegationen und Vertreter der Vereinten Nationen vereinbarten dabei die Einsetzung einer Interimsregierung unter dem Vorsitz des Pashtunenführers Hamid Karsai, der Mitglieder aller ethnischen und religiösen Gruppierungen angehören sollen. Die Amtszeit der am 22. Dezember vereidigten Regierung wurde auf sechs Monate festgesetzt, ein Übergangsparlament wurde nicht einberufen. Eine multinationale Friedenstruppe soll vor allem die neuen staatlichen Organe schützen. Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 30 Sebghatulla Mojadidi 1992 Burhanuddin Rabbani 1992-1995 Mullah Mohammad Omar 1995-2001 Hamid Karzai 2001-2004 Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 31 1709-1715 Mirwais Khan Hotaki 1716-1725 Mahmood Shah Hotaki 1725-1729 Ashraf Shah Hotaki 1747-1773 Ahmad Shah Baba 1773-1793 Timur Shah 1793-1801 Zaman Shah 1801-1804 Mahmood Abdali 1804-1809 Shah Shuja 1809-1818 Mahmood Abdali 1819-1833 Shah Shuja 1834-1839 Dost Mohammad Khan 1839-1842 Wazir Akbar Khan 1863-1878 Amir Sher Ali Khan 1879 Yaqoob Khan 1880-1901 Amir Abdul Rahman Khan 1901-1919 Amir Habibullah Khan 1919-1929 King Amanullah Khan 1929 Habibullah Kalakani (Bachai Saqao) 1929-1933 King Mohammad Nader Shah 1933-1973 King Mohammad Zahir Shah 1973-1978 Prince Mohammad Daud Khan 1978-1979 Noor Mohammad Taraki 1979 Hafizullah Amin 1979-1986 Babrak Karmal 1986-1992 Najibullah Ahmadzai 1992 Sebghatullah Mojadedi 1992-1995 Burhanuddin Rabbani 1995-2001 Mullah Mohammad Omar 2001-2002 Hamid Karzai Interim Leader 2002-2004 Hamid Karzai Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 32 Quo vadis Afghanistan? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Quo vadis Afghanistan? 27.08.2003 33