Hübsch ist, wer hübsch tut RingCon 04 Thomas Honegger FSU Jena Entwurf einer Typologie von gut & böse, schön & hässlich recta anima in recto corpore ein schöner (tugendhafter) Geist in schönem Körper Ursprung in der griechischen Endiade kalos kai agathos (schön und gut) Typologie 2 kalòn von Johannes Saracenus (11. Jh.) als pulchritudo (Schönheit) übersetzt, während Hilduin (872), der erste Übersetzer des Textes, kalòn und kállos mit bonitas und bonum wiedergibt Typologie 3 Robert Grosseteste (c. 1170-1253), Bischof von Lincoln, schließlich betont in seinem Dionysiuskommentar: »Wenn also alle Dinge gleichermaßen das Gute und das Schöne ›begehren‹, dann sind Gutes und Schönes dasselbe Typologie 4 Bernhard von Clairvaux (ca. 1090-1153): »O Seele, die du wahrhaft die schönste bist, auch wenn du einen schwachen, erbärmlichen Leib bewohnst; die himmlische Schönheit fand dich würdig, dich bei sich aufzunehmen; die engelgleiche Erhabenheit hat dich nicht zurückgewiesen, das göttliche Licht dich nicht verworfen!« Typologie 5 Bernhard von Clairvaux schreibt: »Wenn dann der Glanz dieser Schönheit den Herzensgrund noch mehr erfüllt hat, so muss er sich wie ein Licht unter dem Scheffel auch außen zeigen; und er läßt sich ebenso wenig verbergen wie ein Licht in der Finsternis. Der Leib wiederum empfängt ein Abbild des Geistes, das strahlt und mit seinen Strahlen gleichsam hervorbricht, und er verströmt es in seine Glieder und Sinne, [...].« Typologie 6 Grundtypus ‘Übereinstimmung’ a) schönes Äusseres ~ moralische Gutheit b) hässliches Äusseres ~ moralische Schlechtheit Grundtypus ‘Widerspruch’ a) schönes Äusseres vs. moralische Schlechtheit b) hässliches Äusseres vs. moralische Gutheit Musikalische Harmonien Ainulindale »Und es geschah, dass Illúvatar die Ainur alle zusammenrief und sie eine gewaltige Melodie lehrte, die größere und herrlichere Dinge auftat, als er ihnen je gezeigt hatte; [...]. Da sagte Illúvatar zu ihnen: ›Aus dem Thema, das ich euch gewiesen, machet nun in Harmonie [in harmony] gemeinsam eine Große Musik. [...].‹ Da begannen die Stimmen der Ainur zu erschallen wie Harfen und Lauten, Flöten und Posaunen, Geigen und Orgeln, und sie machten aus Illúvatars Thema eine große Musik; und ein Klang stieg auf von endlos ineinander spielenden Melodien, harmonisch verwoben [woven in harmony], [...].« Musikalische Harmonien 2 »Wie aber das Thema weiterging, kam es Melkor in den Sinn, Töne einzuflechten, die er selbst erdacht hatte und die nicht zu Illúvatars Thema stimmten [not in accord with], denn er strebte nach mehr Glanz und Macht für die ihm zugewiesene Stimme. [...] Musikalische Harmonien 3 Als er aber allein war, hatte er begonnen, eigne Gedanken zu denken, andre als seine Brüder. Manche von diesen Gedanken flocht er nun in sein Lied, und Mißklang [discord] wuchs um ihn auf, und viele, die nahe bei ihm sangen, wurden unmutig; ihre Gedanken verwirrten sich, und ihr Gesang stockte; manche aber begannen sich auf ihn einzustimmen und von ihrem ersten Gedanken abzuweichen. Nun breitete sich Melkors Mißklang [discord] noch weiter aus, und die Melodien, die man zuvor gehört, scheiterten in einem Meer wirrer Töne.« Musikalische Harmonien 4 »Und so schien es nun, als ob zwei Lieder zu gleicher Zeit vor dem Thron Illúvatars erklängen, und sie waren ganz uneins. Das erste war tief und weit und schön [beautiful], doch langsam und im Ton eines unermeßlichen Leides, aus dem seine Schönheit [beauty] entsprang. Musikalische Harmonien 5 Das andere hatte nun für seinen Teil zu einer Einheit gefunden, doch war es schrill und leer und wiederholte sich endlos; und es hatte nicht viel Harmonie [little harmony], sondern eine lärmende Einstimmigkeit [clamorous unison], wie wenn viele Trompeten zwischen wenigen Tönen wechseln. Und es war bemüht, das andre Lied mit der Gewalt seiner Stimme zu ersticken, doch schien es, daß seine leuchtendsten Töne von dem andren Lied ergriffen und in dessen feierlicher Melodie mitgeführt wurden.« Musikalische Harmonien 6 William von Auvergne (ca. 1198-1249): »Betrachtest du die Schönheit und Großartigkeit des Alls [...], so wirst du sehen, daß es einem sehr schönen Gesang gleicht [...] und daß die Kreaturen durch ihre Vielartigkeit [...] in einer staunenerregenden Harmonie zusammenklingen und ein wundersam fröhliches Konzert aufführen.« Pythagoras (ca. 570-500 v. Chr.) Sphärenharmonie körperliche Schönheit Augustinus von Hippo: »Worin besteht die körperliche Schönheit? Im richtigen Verhältnis der Teile zueinander in Verbindung mit einer gewissen Lieblichkeit der Farben.« Legolas Thranduils Sohn Legolas Thranduils Sohn diesmal nicht ‘blondiert’ Eowyn - eine echte Blondine Eomer Grima Sohn des Galmod Calenardhons Ureinwohner Der Grosse Goblin logische Dreischritte gut = schön = harmonisch ==> böse = hässlich = disharmonisch zutreffend auf einer ‘irdischen’ Ebene grundsätzliche Gutheit der ganzen Schöpfung Störungen der Harmonie das Böse als Störung der Harmonie als Perversion des Guten als Mangel Nihilismus in Mittelerde? Sauron? Saruman? Orks? Eine Frage der Perspektive Augustinus von Hippo: »Gott allein kennt die Schönheit des Alls, dessen Teile in Ähnlichkeit und Verschiedenheit zum Ganzen verwoben sind. Wer aber die Gesamtheit nicht zu überblicken versteht, wird durch die scheinbare Mißgestalt (deformitas) eines Teiles verletzt, bei dem er die Übereinstimmung vermißt, weil er sich dessen Beziehung zum Ganzen nicht bewußt ist.« Eine Frage der Perspektive 2 Eru (in Tolkien, Silmarillion): »Und du, Melkor, sollst sehen, kein Thema kann gespielt werden, das nicht in mir seinen tiefsten Grund hätte, noch kann das Lied einer ändern, mir zum Trotz. Denn wer dies unternimmt, nur als mein Werkzeug wird er sich erweisen, um Herrlicheres zu schaffen, von dem er selbst nichts geahnt.« Wasser => Eis, Dampf, Wolken Eine Frage der Perspektive 3 aber: kein moralischer ‘Defätismus’ cf. Denethor vs. Theoden innen vs. aussen Melkor/Morgoth Galadriel Aragorn Gollum/Smeagol Melkor/Morgoth Melkor = Quenya: »Er, der in Macht ersteht« »wie sein Gemüt aber und wie das Böse, das in ihm brannte, war seine Erscheinung dunkel und schrecklich. Und er stieg auf Arda hinab [...] wie ein Berg, der im Meere watet, das Haupt über den Wolken, in Kleidern aus Eis und mit einer Krone von Qualm und Feuer; und das Licht aus Melkors Augen war wie eine Flamme, die mit Hitze sengt und mit tödlicher Kälte schneidet.« Melkor/Morgoth 2 Morgoth Bauglir = »der Schwarze Feind [und] Bedrücker« permanente Inkarnation: So »nahm [er] wieder die Gestalt an, in welcher er als der Tyrann von Utumno erschienen war, ein dunkler Fürst, groß und schrecklich. Diese Gestalt behielt er fortan für immer.« innen = aussen Galadriel 1: die Elben Elben begegnen uns als durchwegs schöne Rasse (?Eol?) sind in Einklang mit sich selbst und mit ihrem Lebensraum (im 3. Zeitalter wenigstens) Leben in ‘zwei’ Welten gleichzeitig (cf. Frodos Vision von Glorfindel; im Film Arwen) Verzauberung (Enchantment) vs. Magie (Magic) Galadriel 2 Galadriel im (Vor)-Urteil der verschiedenen Völker: Zwerge Gondorianer Rohirrim Erzähler Galadriel 3 Galadriel 4 Galadriel 5 Galadriel 6 Galadriel 7 Galadriel 8 Galadriel 9 »Galadriel war ›unbefleckt‹: sie hatte keine bösen Taten begangen. Sie war eine Feindin Feanors. Sie erreichte Mittelerde nicht zusammen mit den anderen Noldor, sondern selbständig. Ihre Gründe, warum sie nach Mittelerde gehen wollte, waren legitim, und die Reise wäre ihr erlaubt worden, wäre nicht unglücklicherweise vor ihrem Aufbruch die Revolte Feanors ausgebrochen, worauf sie von Manwes verzweifelten Maßnahmen und der Verbannung aller Ausgewanderten mitbetroffen wurde.« (Brief 1973) Galadriel 10 Galadriel: innen = aussen i.e., schön = gut aber dunkles Potenzial ist immer noch sichtbar Streicher/Aragorn 1 Nicht alles, was Gold ist, funkelt. »›[I]ch [hatte] gehofft, Ihr würdet mich um meiner selbst willen nehmen. Ein gejagter Mann ist manchmal das Mißtrauen leid und sehnt sich nach Freundschaft. Doch spricht, glaube ich, mein Äußeres gegen mich.‹« Streicher/Aragorn 2 Streicher/Aragorn 3 Streicher/Aragorn 4 Streicher/Aragorn 5 Ich glaube, einer seiner Späher würde – nun ja, anständiger aussehen und gemeiner denken, wenn Ihr das versteht.‹ ›Das verstehe ich‹, lachte Streicher. ›Ich sehe gemein aus und denke anständig. Ist es so? Nicht alles, was Gold ist, funkelt, nicht jeder, der wandert, verlorn.‹ Streicher/Aragorn 6 »›Fürchtet euch nicht!‹ sagte eine fremde Stimme hinter ihm. Frodo wandte sich um und sah Streicher, und doch nicht Streicher, denn der wetterharte Waldläufer war nicht mehr da. Im Heck saß Aragorn, Arathorns Sohn, stolz und aufrecht, und lenkte das Boot mit geschickten Schlägen; seine Kapuze war zurückgeworfen, und sein dunkles Haar flatterte im Wind, und ein Licht schimmerte in seinen Augen: ein König, der aus der Verbannung in sein eigenes Land zurückkehrte.« Streicher/Aragorn 7 Streicher/Aragorn/Elessar 8 »Doch als Aragorn aufstand, starrten ihn alle, die ihn sahen, stumm an, denn es schien ihnen, daß sie ihn zum ersten Mal erblickten. Groß wie die Seekönige von einst, überragte er alle, die um ihn standen. Hochbetagt erschien er, und doch in der Blüte der Manneskraft; und Weisheit lag auf seiner Stirn, und Kraft und Heilung in seinen Händen, und ein Licht war um ihn.« Aragorn vs. Boromir Boromir als warnendes Beispiel Smeagol/Gollum 1 Smeagol/Gollum 2 Smeagol/Gollum 3 Smeagol/Gollum 4 Smeagol/Gollum 5 Smeagol/Gollum 6 »Hätte einer der Schläfer ihn sehen können, dann würden sie für einen flüchtigen Augenblick geglaubt haben, einen alten, müden Hobbit zu erblicken, zusammengeschrumpft unter der Last der Jahre, die ihn weit über seine Zeit hinausgebracht hatten, über Freunde und Verwandte hinaus und die Felder und Bäche der Jugend, ein altes, verhungertes, bemitleidenswertes Geschöpf.« Fazit Figuren in den ‘mythologischen’ Werken bei Tolkien oftmals nach Prinzip gut = schön bzw. böse = hässlich dargestellt Figuren in ‘literarischen’ Werken mit Zwischentönen und Graustufen Hauptaugenmerk liegt auf der Darstellung der Auswirkung des Bösen auf die Guten klare moralische Wertmassstäbe, jedoch ohne Dogmatismus Die Hohen oder Menschen des Westens 1 Theoden