GOTT (c) Sr. Katharina OP 1 Weltreligionen: Allgemeines Religion: Weltanschauungen, die an ein GÖTTLICHES (an ein oder mehrere GÖTTER) und an ein neues Leben nach dem Tod glauben Nach der Zahl unterscheidet man Polytheismus / Dualismus / Henotheismus / Monotheismus / Atheismus Nach Art der Offenbarung unterscheidet man: o durch „natürliche“ (=allgemeine) Offenbarung Vernunftreligion o durch „übernatürliche“ (=besondere) Offenbarung Offenbarungsreligion: • Offenbarung an auserwählte Zeugen = prophetische Offenbarungsreligionen (Judentum, Islam) • Offenbarung an alle dafür offenen Menschen = mystische Offenbarungsreligionen (Hinduismus, Buddhismus) • Offenbarung durch einen GOTT-Menschen, der Schöpfungs- und Heilsmittler ist und zugleich Paradigma der Nachfolge = Kombination von prophetischer & mystischer Offenbarungsreligion = Christentum Die Haltung der Kath. Kirche zu den anderen Weltreligion hat sich stark geändert: Das Ko von Florenz (1442) vertrat noch die Meinung, dass nur Angehörige der Kath. Kirche des ewigen Heils teilhaftig werden können; später hielt man eine Rettung Andersgläubiger für möglich und stufte andere Religionen damit etwa so ein wie einen Gewissensirrtum - sie können subjektive, aber nicht objektive Heilswege sein. Das Vat. II (LG 16 f., GS 22, Nostra aetate, Dignitatis humanae) anerkennt auch andere Religionen als objektive Heilswege, allerdings nicht gleichwertig mit dem Christentum. Die Begründung der Vorrangstellung des Christentums wird heute vielfach vernachlässigt. (c) Sr. Katharina OP 2 GÖTTER Ahnenverehrung Naturbeseeltheit Seele Selbstreflexion, Traum etc ELEMENTARRELIGIONEN (c) Sr. Katharina OP 3 HINDUISMUS Shruti & Srmiti Karma Leiden Universum (c) Sr. Katharina OP 4 Geschichtliche Hintergründe des Hinduismus • Hinduismus = europ. Sammelbegriff für die indischen religiösen Strömungen, Selbstbezeichnung: samatana-dharma (ewige Ordnung : Raum Indien & Kastenordnung & Glauben an Reinkarnation, 700 Mio Anhänger • Älterer Hinduismus (ca 1700-500 v.): Zerstörung der älteren Indus-Tal-Kultur (älteste Stadtkultur der Welt) durch die idg. Arya (Arier, Edle) Millionen von GÖTTERN = personifizierte Naturkräfte Bedeutung der Brahmanen und der hl. Schriften : - Shruti= Veden = Offenbarung, mit den Upanishaden - Smriti = Auslegungen der Offenbarung, mit Sutren und den beiden großen Epen Ramayana und Mahabharata, darin das phil. Lehrgedicht Bhagavadgita Reinkarnation, bis man sein Karma (Tatfolgen) abgebüßt hat Kastenordnung religiös begründet: 4 Hauptkasten: Brahmanen – Kshatriyas – Vaishyas (// PLATONs Lehrstand – Wehrstand – Nährstand) – Shudras (unterworfene Urbevölkerung, nur für mindere Berufe) – Parias (Kastenlose) (c) Sr. Katharina OP 5 Fortsetzung Hinduismus Klassischer Hinduismus (ca 500v – 1100 n) Entstehung von Großreichen, Blüte unter der Gupta-Herrschaft. GOTTESvorstellung: BRAHMAN (= das überpersönliche GÖTTLICHE) ist Sein = Bewusstsein BRAHMAN ist ewig und denkt ewig unendlich viele Gedanken alles andere (der Kosmos, auch alle GÖTTER) sind nur seine Gedanken (MAYA= Schein). Die 3 Hauptgötter BRAHMA = Schöpfer & VISHNU = Erhalter & SHIVA = Zerstörer) symbolisieren den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens Islamische Vorherrschaft (1100-1700 n) Trotz der Konversion gerade unterer Kasten kam es zu keiner vollen Islamisierung, durch die Kolonialmächte wurde sie überhaupt gestoppt Europäische Vorherrschaft (1500-1900n) Zunächst unter portugiesischer, dann unter brit. Herrschaft – Industrialisierung, Bevölkerungsexplosion Moderner Hinduismus (1850-heute) Reform des Hinduismus, gegründet von dem Ekstatiker und Religionsphilosophen RAMAKRISHNA im 19.Jh., einem KALI-Priester, der in KALI die göttliche Mütterlichkeit verehrte: Alle Religionen seien gleichberechtigte Heilswege; immer wieder inkarniere sich BRAHMAN (das GÖTTLICHE) in "Avataras" (Heilanden, w.: Herabkünften), so in RAMA, KRISHNA, BUDDHA, CHRISTUS, MOHAMMED - er selbst galt seinen Anhängern als Inkarnation der Vereinigung von RAMA & KRISHNA ( Name); die Erlösung müsse durch Meditation und sittliche Lebensführung erreicht werden. Diese Gedanken wirkten besonders auf Gebildete, wie etwa den Politiker GANDHI, den Dichter RABINDRANATH TAGORE und die Religionsphilosophen Sri AUROBINDO und RADHAKRISHNAN. (c) Sr. Katharina OP 6 Grundzüge hinduist. Denkens, Heilsvorstellungen o GOTTESvorstellung: s.o., klassischer Hinduismus o Erlösungsvorstellungen: Das DHARMA (Weltgesetz) bestimmt gemäß dem KARMA (der persönlichen Tatfolgen) den Kreislauf (SAMSARA) der Wiedergeburten (Reinkarnationen). Welterlösung gibt es nicht, die Welt geht nach einer kalpa (Weltenjahr = 432 Mio Jahre) zugrunde und entsteht neu – wohl aber persönliche Erlösung (MOKSHA) dadurch, dass ATMAN (die Seele) in BRAHMAN aufgeht wie ein Tropfen im Ozean = Erlösung aus der Individualität. o Erlösungswege: • • Affenhaltung: – KARMA-Marga (Weg der Werke): „gute Werke“ weniger soziale Taten, sondern kultische Handlungen und Erfüllung der Pflichten der Lebensphasen – JNANA-Marga (Weg der Weisheit): Studium der Hl. Schriften – DHYANA-Marga (Weg der Meditation): Yoga = An-joch-en des ATMAN an das BRAHMAN Katzenhaltung : BHAKTI-Marga (Weg der Hingabe, auch Nicht-Hindus möglich) (c) Sr. Katharina OP 7 Religiöse Praxis • • • Gesellschaftsordnung: gesellschaftsstabilisierende Funktion der Kasten, Bedeutung der Groß-Familie, 4 (religiöse begründete) Lebensphasen Bedeutung von Tempelkult und Hausriten Viele Feste, z.T. den Jahreszeiten, z.T. Übergangsriten (samskaras) zugeordnet Hinduismus und Christentum Seit 300 n Malabar- (THOMAS-)christen in Südindien, in der Kolonialazeit wurde der NO zum christlichen Zentrum. Christliche Bemühungen um Bildungs- und Sozialprojekte. Unterschiede: • Zyklisches (Hind.), daher Inkarnation des Göttlichen und Reinkarnation des menschlichen Atman wiederholbar geschichtliches (Christ.) Denken, Inkarnation GOTTES und menschliches Leben einmalig • Erlösung durch Abbüßen des Karma in zahllosen Wiedergeburten (Hin.) Erlösung durch das CHRISTUSereignis • Personalität als Einschränkung, daher ist das GÖTTLICHE überpersönlich und wird der Mensch davon erlöst - Bild: Tropfen im Ozean (Hind.) Personalität gehört zu einem geistigen liebenden Wesen, daher ist GOTT trinitarisch und will die menschliche Person erlösen – Bild: himmlisches Hochzeitsmahl (c) Sr. Katharina OP 8 BUDDHISMUS Tripitaka & Sutren Lebensdurst Leiden Universum (c) Sr. Katharina OP 9 BUDDHA und seine Lehre Mit ca 30 Jahren wurde Prinz SIDDHARTA GAUTAMA (6./5.Jh.v. oder 5./4.Jh.v.) Bettelmönch – Erleuchtung (BODHI) = mystisches Einheits-erlebnis mit dem GÖTTLICHEN (DHARMA), NIRVANA (Erlebnis, dass das begriffliche Nichts = Alles ist) BUDDHA = der Erleuchtete 4 edle Wahrheiten: • Leben ist Leiden, weil auch das scheinbare Glück vergänglich ist • Die Ursache des Leidens ist der Lebensdurst, die falsche Wirklichkeitssicht, neben dem GÖTTLICHEN den Phänomenen ein eigenständiges Sein zuzusprechen und sie besitzen zu wollen • Ein Aufhören des Leidens ist nur möglich durch Erleuchtung = durch die Erfahrung (nicht bloß theoretische Erkenntnis!), dass nur das GÖTTLICHE IST: dadurch kommt das Große Selbst, das GÖTTLICHE im Menschen zum Durchbruch (// Seelenfünklein ECKHARTs) • Zur Erleuchtung führt der wahre Weg: Einhalten 5 einfacher Lebensregeln (nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, nicht unsittlich sein, keine Rauschmittel zu sich nehmen & 8facher Pfad (rechte Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun, rechtes Streben, rechte Meditation, rechte Kontemplation, Nirvana) Erfahrungsweg für Mönchsgemeinde (SANGHA), später auch Nonnen und Laien Schriften: zunächst Ordensregeln (vinaya) und Lehrreden (sutras), später gesammelt im Pali-Kanon = tripitaka (c) Sr. Katharina OP 10 Entstehung von Schulen • • • SHRAVAKAYANA-Buddhismus („Fahrzeug der Hörer BUDDHAS“, abwertend HINAYANA=Kleines Fahrzeug, weil hier nur die gerettet werden, die den Weg selbst gehen) – bedeutednste Unter-Richtung: THERAVADA (sozialpolit. Ausformung) MAHAYANA („Großes Fahrzeug“), weil der, der den Weg geht (= BODDHISATVA), nach Erlösung aller Geschöpfe streben soll, was Stellvertretung und Gnade (und daher ein personhafteres GÖTTLICHES) voraussetzt. Unterformen: Meditations-Buddhismus (Chan =Zen: Sitzhaltung und Atmung zur Erleich-terung der Kontemplation) und Glaubensbuddhismus (Schule des Reinen Landes: BUDDHA als Gnadenmittler); besonders in China und Japan VAJRAYANA (Diamantfahrzeug): gewisse Wiederannäherung an den Hinduismus, TANTREN (Lehrsysteme meditativer Praktiken, wie MANTRAS=hl.Formeln, MANDALAS=meditative Bilder oder Plastiken, MUDRAS=hl. Gesten), Hauptrichtung: LAMAISMUS Tibets Buddhismus und Christentum • Zyklisches (Buddh.), Reinkarnation des Menschen geschichtliches (Christ.) Denken, menschliches Leben einmalig • Erlösung durch Erreichen des NIRVANA (Buddh.) Erlösung durch das CHRISTUSereignis • Personalität als Einschränkung, daher ist das GÖTTLICHE überpersönlich und wird der Mensch davon erlöst - Bild: Tropfen im Ozean Personalität gehört zu einem geistigen liebenden Wesen, daher ist GOTT trinitarisch und will • die menschliche Person erlösen – Bild: himmlisches Hochzeitsmahl (c) Sr. Katharina OP 11 JUDENTUM Menschen GOTTES Tora Natur REICH ISLAM Menschen Natur Einhalten der 5 Säulen P A R A D I E S Koran AT & Talmud (c) Sr. Katharina OP 12 Christentum Hinduismus, Buddhismus J C H R Judentum, Islam Menschen Natur Universum J C H R (c) Sr. Katharina OP GOTT Menschen Natur 13 Geschichte des Judentums Prä-Israeliten: Halb-Nomaden z.T. in Kanaan (SchutzGOTT EL), z.T. in Ägypten (BergGOTT JAHWE): durch Einwanderung und Verschmelzung beider Gruppen Volk Israel, Verschmelzung von EL & JAHWE neues GOTTESbild: personhaft (ansprechbar), immanent (in der Geschichte helfend) & transzendent (heilig), (später) einzig neues Menschenbild: Mensch = Bild GOTTES, d.h. Repräsentant GOTTES in der Schöpfung; kahal =auserwählt zum Heilssakrament für die Völker (Vorform der Kirche). Seit 132 n: Zwangsdiaspora – leider gerade durch Christen immer wieder Unterdrückung und Verfolgung, Höhepunkt: NS-Zeit erst 1948 wieder eigener Staat Institutionen und heutige Vielschichtigkeit Priesterschaft: nur während der Tempelzeit (ca 1000 v. – 70 n.), Gliederung: Oberpriester (Zadokiden) mit dem Hohepriester an der Spitze - Priester (Aaroniten: Schlacht- und Rauchopfer) – Leviten (Helfer und Musikanten) / Rabbinat (ab Exil): relig. Lehrer, Richter, Seelsorger – dadurch überlebte das Judentum. Heute: Gliederung in Orthodoxe (Tora & Talmud: Schriftstudium & genaues Leben nach der Schrift, Glauben an das Kommen eines MESSIAS und an die leibliche Auferstehung am Ende der Zeiten) / Konservative und Rekonstruktivisten (Anpassung der relig. Forderungen an unsere Zeit) / Liberale = Reformjuden (auch Hl Schriften bedürfen einer Auslegung, GOTT offenbart Sich immer wieder neu) (c) Sr. Katharina OP 14 Heilige Schriften AT: Schriftwerdung ca 1000v – 1.Jh.n.: TeNaK = Tora (Herzstück der jüd. Hl Schrift) – Nebiim (Propheten) – Ketubim (Schriften) TALMUD („Lehre“): hebr. Mischna (Überblick über die mündliche Überlieferung) & aram. Gemara (Vollendung), beide enthalten Halachot (Lebensweisungen, immer wieder überarbeitet) & Haggadot (aktualisierende Erzählungen) Lehre und Leben Das (pharis.) Judentum kennt nur 3 „Dogmen“: Einzigkeit GOTTES & Offenbarung der Tora & Auferstehung der Toten. GOTT wirkt immer, aber da Er den Menschen frei schuf, lässt Er das Böse zu. Ethische Weisungen: Dekalog, eine Fülle ausgezeichneter Sozialgesetze (Schutz der Schwächeren, Tierschutz, Schabbatjahr, Jobeljahr) Kultische Weisungen Sonderstellung der Juden: Beschneidung als Bundes-zeichen & Einhaltung des Schabbats als „heilig“ / Kultische Reinheit: Speise-gesetze (nur koschere Tiere, Trennung von Milch und Fleisch), Reinheitsgesetze (unrein: bestimmte Krankheiten, alle Blutungen, Tote, unbeschnittene Männer) Feste: Rosch ha-schana (Neujahr im Herbst) – Jom Kippur (Versöhnungstag) – Sukkot (Laubhüttenfest: urspr. Erntedank, später zur Erinnerung an die Wüsten-wanderung) – Simchat Tora - Chanukka (Tempelweihfest) – Purim (jüd. Fasching: Rettung der Juden durch ESTER) – Pessach: urpsr. 2 Agrarfeste, das der Hirten (Lamm) und das der sesshaften Bauern (Mazzot = ungesäuerte Brote), später Vergegenwärtigung der Befreiung aus Ägypten durch Seder-Mahl - Schawuot (Wochenfest): urspr. Weizenernte, später Gesetzgebung auf dem Sinai. Gebet: 3x / Tag; beim Morgengebet tragen die Männer Tallit und Tefillim; Hauptgebete: Sch´ma jisrael, Schmone Esre (Litanei) (c) Sr. Katharina OP 15 Der Dialog zwischen Judentum und Christentum Das Judentum ist unsere Mutterreligion, ihre Hl Schrift ist unser Altes Testament – doch gibt es offene Fragen: • Wer ist JESUS? Ein Prophet oder SOHN GOTTES? • Ist JESUS der verheißene MESSIAS? • Ist das REICH GOTTES primär eine irdische Größe, an der der Staat Israel hängt? • Wie ist das Verhältnis von atl. und ntl. GOTTESvolk? • Geschichtliche Hypotheken in Österreich: Die ersten Juden kamen mit den römischen Legionen nach Wien, im 13. (Judenprivileg) Jh. und 18. Jh. (Toleranzpatent) wurden sie besser gestellt, doch dazwischen immer Verfolgungen, Höhepunkt in der NS-Zeit (c) Sr. Katharina OP 16 Geschichte der Ausbreitung des Islam • • • • MOHAMMED (6./7.Jh.n.) heirate die reiche Kaufmannswitwe HADIGA und lernte auf Handelsreisen Judentum und (gnost.) Christentum kennen. Mit 40 hatte er Visionen am Berg Hira - Legende: Koran von GABRIEL diktiert oder direkt überreicht, historisch: erst später niedergeschrieben. Übersiedlung nach Medina – HIJRA (622 n.): Beginn der Zeitrechnung – dann Eroberung von Mekka und Arabiens Einigung auf religiöser Basis. + 632 in Medina. Streit um die Nachfolge, aus dem ein Freund ABU BAKR als Kalif hervorgeht. Einer der folgenden Kalifen, MUAWIYA, gründet die Dynastie der Omayyaden / Damaskus Sunniten. Im Kampf gegen diese fällt ALI, der Schwiegersohn MOHAMMEDs, einem Mordanschlag zum Opfer Schiiten. Vormarsch der Omayyaden über N-Afrika bis Frankreich, wo sie KARL MARTELL stoppt. Ferner Ausbreitung bis nach Indien, China und in Afrika. Ablösung der Omayyaden durch die Abbasidem /Bagdad. Wissenschaftliche Blüte im MA: Mathematik (arabische Ziffern), Medizin, arabische Scholastik Osmanen übernehmen im 15.Jh. die Führung und dringen 2x bis Wien vor. Ab dem 19. Jh. kommen viele islamische Staaten unter Kolonialherrschaft, was bis heute negativ nachwirkt. Re-Islamisierung vieler Staaten seit den 70er Jahren, zunehmender Fundamentalismus Verhältnis von Religion und Staat verschieden, von Trennung von Religion und Staat wie in der Türkei bis hin zu einer Koran-Verfassung in SaudiArabien (c) Sr. Katharina OP 17 Strömungen des Islam Sunniten (90% der Moslems, also ca 900 Mio): Schiiten (100 Mio): Wahlkalifat, Koran & Sunna (=leben und Worte des Propheten), 4 Rechtsschulen Sufis = islam. Mystiker, Wahhabiten = extrem-konservative Reformbewegung. Erbkalifat, Verehrung von ALI ∞ FATIMA, HASAN und HUSEIN. Untergruppe: ALEWITEN mit myst. Zügen, Drusen, Ismailiten Dschihad: w.: „Anstrengung“ – wird sehr unterschiedlich verstanden: von der sittlich-relig. Selbstüberwindung bis zum tatsächlichen Krieg. Hl Schriften des Islam • • • Koran rein verbalinspiriert, daher in jeder Hinsicht irrtumsfrei, in 114 Suren gegliedert, die nach ihrer Länge geordnet. Sunna (auf den Propheten fußende Tradition), in Hadithe gegliedert Beide gemeinsam sind Basis der schari´a, der Rechtssprechung – für die Verheutigung sind Muftis zuständig. (c) Sr. Katharina OP 18 Glaube und Lehre des Islam Grundlage: ALLAH ist der Einzige (strenger Monotheismus) , der Erhabene (Transzendenz), der Allerbarmer – 99 Eigenschaften, Er ist Schöpfer und allmächtig (Problem der Möglichkeit menschl. Freiheit) Islam = Hingabe an ALLAH; ALLAH sandte mehrere Propheten – ABRAHAM, MOSE, JESUS, MOHAMMED: dieser ist Wiederhersteller der wahren abrahamitischen Religion, also konservative Reform Mensch gut, doch vom Teufel (IBLIS) verführbar, nicht Abbild, sondern abd (Knecht) des transzendenten GOTTES, Seele bleibt bis zum Jüng-sten Gericht im Grab. Paradies voll irdischer Genüsse für die Gerechten. 5 „Säulen“: SHAHADA (Glaubensbekenntnis) SALAT (Gebet, 5x / Tag) SA´UM (Fasten ZAKAT im (Almosen, Fastenmonat 2½ Prozent) Ramadan) HADJ (Pilgerschaft zumindest nach Mekka) Weitere Pflichten: lesen / beten des Koran („Lesung“) in arabischer Sprache – DJIHAD – Vermeidung von Blut, Schweinefleisch und Alkohol. Theoretisch: Gleichberechtigung von Mann und Frau. Wer alle Pflichten einhält, verdient das Paradies: Selbsterlösung (c) Sr. Katharina OP 19 Dialog zwischen Islam und Christentum • • Gemeinsame Glaubenstradition, doch Schwierigkeiten durch die unterschiedliche Auffassung von Inspiration: Verbalinspiration (Islam) Realinspiration (Christentum) Unterschiede: – – – – – Wer hat die letztgültige Offenbarung? Wer ist CHRISTUS? Prophet oder SOHN GOTTES? Ist der Glaube an einen dreifaltigen GOTT mit einem Monotheismus zu vereinen? Frage des Menschenbildes – der „Erbsünde“ – der Erlösungsbedürftigkeit Muslime werfen den Christen zu große „Privatheit“ der Religionsausübung vor Christen den Muslimen den Hang zur Staatsreligion Muslime und Christgen sagen, die Religion stehe über dem Recht, meinen damit aber Verschiedenes: Für Muslime hebt die Religion die Rechtsebene inklusive Menschenrechte auf, für Christen überhöht die Religion das Recht, ohne es aufzuheben Geschichte in Österreich: Während der Kreuzzüge ließen sich einzelne versprengte Krieger im Donauraum nieder, Eindringen von großen Heeren erst unter den Osmanen im 16. und 17. Jh.; große Präsenz erst wieder seit den 60er und 70er Jharen des 20.Jhs 1980 Errichtung der ersten Wiener Islam. Religionsgemeinde, heute über 300 000 in Österreich. (c) Sr. Katharina OP 20 KONFESSIONEN Grundlegende Unterschiede: Schisma (spr.: S-chisma) = Trennung aus organisatorischdisziplinären Gründen bei gleichbleibender Lehre Häresie (w.: Auswahl) = lehrmäßige Trennung Die theoretische Definition ist klarer als ihre praktische Anwendung (Gibt es seit 1870 überhaupt Schismen?) Konfessionen = christliche Kirche: Trinität und CHRISTUS als Mitte (kyriake = die zum HERRN Gehörende) = Minimalkonsens Sekten (zu sequi, nicht zu secare) = religiöse Gruppen, bei denen CHRISTUS nicht mehr die eindeutige Mitte darstellt, sondern durch anderes (andere hl. Bücher, religiöse Führer) ergänzt oder ersetzt wird Freikirchen urspr.= Kirchen, die sich – meist in Annäherung an den Calvinismus und / oder urkirchliche Ideale – von der halbstaatlichen Anglikan. Kirche abtrennten; Abgrenzung zu Sekten oft schwierig (c) Sr. Katharina OP 21 1 Die OSTKIRCHEN 1.1 Die Altorientalen = die nichtchalzedonischen Ostkirchen Die ersten 4 Konzilien trafen christologische Gurndentscheidungen; allgemein anerkannt sind nur Nizäa I (325: CHRISTUS ist wahrer GOTT) und Konstantinopel I (381: CHRISTUS ist wahrer Mensch) Wie sind göttliches und menschliches Wesen („Natur“) in CHRISTUS zusammenzudenken? = Trennungsgrund für die Altorientalen Dyophysitisches Denkmodell der ( Überspitzung der antiochenischen Theologenschule): göttliche und menschliche Natur sind in CHRISTUS bloß willentlich, nicht aber wesentlich geeint, daher ist MARIA nur CHRISTUSgebärerin verworfen in Ephesus (431) Abspaltung der Nestorianer („Apostolische Kirche des Ostens“, „Syrisch-orthodoxe Kirche“) Monpysitisches Denkmodell ( Überspitzung der alexandrinischen Theologenschule): die göttliche Natur saugt die menschliche auf wie ein Schwamm, sodass CHRISTUS nicht nur 1 Person ist, sondern auch nur 1 Natur hat verworfen in Chalzedon (451) Abspaltung der Monophysiten, die sich in mehrere Teilkirchen untergliedern: Kopten, Äthiopier, Armenier, evtl Jakobiten (diese Zuordnung ist umstritten, da diese katholisierende Aspekte aufgenommen haben) Dagegen die Formel von Chalzedon: JESUS CHRISTUS ist 1 Person mit 2 wesentlich geeinten Naturen, der göttlichen und der menschlichen (Konst.II: „hypostatische Union“), und diese sind unvermischt und unverwandelt, ungetrennt und ungesondert Durch Unionsbemühungen wurde zwar keine Wiedervereinigung erreicht, wohl aber, dass sich kleinere Gruppen („Unierte“) wieder an Rom anschlossen: Chaldäer = unierte Nestorianer Mechitharisten = ein armenischer Mönchsorden Maroniten = unierte Monotheleten (= eine abgeschwächte Form des Monophysitismus: CHRISTUS hat zwar 2 Naturen, aber nur 1 Willen, den göttlichen) (c) Sr. Katharina OP 22 1.2 Die Orthodoxen Name: orthodox = rechtgläubig, rechtpreisend (durch eine engelgleiche Liturgie) Zunächst gab es zwischen Ost und West auch dogmatische Streitigkeiten: Ost: Die drei göttlichen Personen sind omoiousios = wesensähnlich, der GEIST geht nur aus dem VATER hervor WEST: sie sind omoousios = wesensgleich, der GEIST geht aus VATER und SOHN hervor (filioque-Streit) Dieser Streit konnte aus westkirchlicher Sicht beigelegt werden, weswegen die Orthodoxen für die Westkirche nur ein Schisma darstellen, die Westkirche hingegen aus der Sicht der Orthodoxen eine Häresie Schisma 1054: letztlich nur aus kirchenorganisatorischen Gründen: Westkirche: für Azyma (ungesäuertes Brot) und Priesterzölibat Orthodoxe: gesäuertes Brot, Zölibat nur für Mönche und Bischöfe Obwohl der wechselseitig ausgesprochene Bann kirchenrechtlich nur für die Verhandlungsdelegationen gegolten hätte, betrachteten sich beide Kirchen als wechselseitig gebannt feierliche Rücknahme erst 1965 Unionsbemühungen: keine Einigung, doch Gruppen, die sich als „Unierte“ an Rom anschlossen (z.B. Griechisch-Katholische, Ukrainer) 1.3 Die Altkatholiken Selbstverständnis: Katholisch-orthodoxe Kirche des Westens Trennungrund: Ablehnung der 1870 definierten Dogmen von der Lehrunfehlbarkeit und dem Universalepiskopat des Papstes; sekundär wurden nur die bis 1054 definierten Dogmen als verbindlich anerkannt (c) Sr. Katharina OP 23 (c) Sr. Katharina OP 24 Die Ikonostase fasst die Gesamtheit der orthodoxen Theologie zusammen. Eine voll ausgebildete Ikonostase ist von oben nach unten in sogenannte Ränge gegliedert, die nach dem Prinzip der Fürbitte angeordnet sind. Das Herzstück der Ikonostase ist der Tschin oberhalb des Türbereichs (Reihe 10). Er stellt die „kleine“ Deesis (Fürbittengruppe) dar, bestehend aus dem thronenden Pantokrator. Daneben ist, vom Betrachter aus, links die Gottesmutter Maria und rechts Johannes der Täufer. Auf der Seite von Maria folgen immer der Erzengel Michael, der Apostel Petrus und weitere Heilige, vor allem Basilius der Große und Johannes Chrysostomus oder Großmärtyrer und Wundertäter. Auf der anderen Seite, der des hl. Johannes des Täufers, folgen der Erzengel Gabriel, der Apostel Paulus und weitere Heilige der orthodoxen Kirche. In der Reihe direkt über dem Tschin (11) sind die zwölf wichtigsten Festtage der Kirche angebracht, die "Perlen der göttlichen Dogmen" bezeichnet, sie verkörpern wesentliche Aussagen orthodoxer Theologie. Sie bilden eine Art Bilderkrone um die Auferstehung Christi herum. Über dem Festtagsrang (12) sind die alttestamentlichen Propheten, in deren Mitte die Darstellung der Znamenie, der Gottesmutter des Zeichens, angebracht ist. Die Muttergottes des Zeichens steht für die Erlösungserwartung der alttestamentlichen Kirche. Der oberste Rang (13) zeigt die sogenannten Vorväter von Adam bis Mose, diese hingegen sind um eine Darstellung der hl. Dreifaltigkeit oder der Kreuzigung angeordnet. Der Bereich unterhalb des Tschin ist von drei Türen durchbrochen. Die Anordnung und die Auswahl der hier hängenden Ikonen sind nicht so streng reglementiert. Sie sind auf den Charakter der Kirche und auf lokale Gegebenheiten und Gebräuche abgestimmt. Jedoch auf der Königspforte in der Mitte sind meist die vier Evangelisten dargestellt (b-e). An den Seitenpfosten der Tür sind die Erzengel Gabriel und Michael und heilige Diakone zu sehen. Links neben der Königspforte ist die Gottesmutter dargestellt (5) und rechts Christus als Pantokrator, eine Trinitätsikone, eine szenische Ikone oder aber auch eine Darstellung des Heiligen oder des Ereignisses, dem die Kirche geweiht ist. Die beiden abschließenden Ikonen links und rechts außen sind Darstellungen lokaler Heiliger. Diese unterste Reihe der Ikonostase nennt man "Verehrungsrang", weil diese dem Volk unmittelbar zugänglichen Ikonen, Gegenstand der Verehrung sind. Nach: http://www.hh.schule.de/religion/relpaed1/na/ikonostase.html, Jänner 05 (c) Sr. Katharina OP 25 2 Die evangelischen = protestantischen Kirchen Kirchliche Missstände waren im Spätmittelalter tatsächlich vorhanden, hätten aber – bei entsprechender Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten – durch innerkirchliche Reformen statt durch Kirchentrennungen gelöst werden können. Reihenfolge ihrer Entstehung: Augsburger Bekenntnis ( LUTHER), Helvetisches Bekenntnis ( ZWINGLI, CALVIN), Anglikanische Kirche(n) (in ihr lassen sich stärker katholisierende und stärker calvinistische Richtungen unterscheiden; HEINRICH VIII, EDUARD VI, ELISABETH I), Freikirchen (Puritaner, Presbyterianer, Baptisten, Methodisten, ...) Der Grundunterschied geht schon auf LUTHER zurück und wurde von CALVIN verschärft: Katholisch Evangelisch GOTTES unverdiente Hinwendung zu Seiner Schöpfung = ungeschaffene Gnade Wenn ein Mensch sich dieser Gnade öffnet, wird er durch diese wirklich umgestaltet = geschaffene (heilig-machende, habituelle) Gnade und kann, je mehr er umgestaltet ist, desto mehr an seiner Erlösung mitwirken effektive Rechtfertigung die Gnade GOTTES „verleiblicht“ sich in den Sakramenten, in der Kirche, in Heiligen; die Schöpfung ist durch die Erlösung weitgehend wiederhergestellt Hochschätzung der GOTTgegebenen Vernunft GOTTES unverdiente Hinwendung zu Seiner Schöpfung = ungeschaffene Gnade Wenn der Mensch sich dieser Gnade öffnet, kann GOTT durch ihn hindurch Gutes wirken, ohne dass der Mensch selbst umgestaltet wird der Mensch bleibt simul iustus et peccator forensische Rechtfertigung, d.h. die Rechtfertigung wird ihm bloß zugesprochen die Gnade GOTTES „verleiblicht“ sich nicht (= es gibt keine geschaffene Gnade), die Schöpfung (inkl. Der menschlichen Vernunft „Hure Vernunft“) bleibt durch die Sünde verdorben credo quia absurdum ( TERTULLIAN) Aus der verschiedenen Gnaden- und Rechtfertigungsinterpretation lassen sich die übrigen Differenzen ableiten. Es ist aber zu fragen, ob die kath. und evang. Interpretation einander ausschließen oder einander ergänzen (c) Sr. Katharina OP 26