Ressourcennutzung im Mittelalter

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Ressourcennutzung im
Mittelalter
Mittelalter als Epoche
• Mittelalter: die Epoche zwischen Antike
und Moderne
– Periodisierung in der Moderne entstanden zur
Abgrenzung der Betrachtungshorizonte
• von ca. 500 – 1500 n. Chr.
– Mittelalter: längere Epoche als die Neuzeit
Unterteilung des Mittelalters
• Frühmittelalter: 6 – 10. Jahrhundert
• Hochmittelalter: 11 - 13. Jahrhundert
• Spätmittelalter: 14 u. 15. Jahrhundert
Mittelalter als Epoche der
Ressourcennutzung
• aber wie alle historischen Epochen zur
Gliederung der Veränderungen der
Ressourcennutzung nur bedingt geeignet
Mittelalter
• Was assoziieren Sie mit dem Begriff?
• Welche Entwicklungen für die land- und
forstwirtschaftliche Ressourcennutzung
erwarten Sie?
Zuschreibungen an das Mittelalter
• alle Zuschreibungen sind erst nach dem
Mittelalter entstanden:
Sie sind immer auch als historisches
Gegenbild zur Neuzeit zu verstehen
Interpretationen des Mittelalters
Zentrale Interpretationsstränge:
• „finsteres Mittelalter“ zur positiven
Absetzung der Gegenwart
• Leben der Menschen in soliden, festen
Verhältnissen mit harmonischen und
übersichtlichen Lebensentwürfen:
Verlustzuweisung an die Neuzeit
• aber auch Epoche von Neuerungen?
Mittelalter als Aufbruchphase
• „Agrarrevolution des Frühmittelalters“
• Mitterauer, M. (2003): Warum Europa? Mittelalterliche
Grundlagen eines Sonderwegs, München. 4. Aufl. 2004
• Diamomd, Jared (2001): Arm und Reich. Die Schicksale
menschlicher Gesellschaften, TB., 2. Aufl., Frankfurt, M.
• aber „der Himmel hat etwas nachgeholfen“
• Zitiert von Le Goff, Jacques (2003): Die Geburt Europas im
Mittelalter, München (Reihe: Europa bauen).
S. 75 der Sonderausgabe von 2004
Was meint „Der Himmel hat
etwas nachgeholfen“?
Antwort:
Eine für die Entwicklung günstige
Veränderung des Klimas
Klima und Umwelt 1
• nach vorausgegangener Klimadepression 400 – 600 n. Chr.
– in Alpen Rückgang des Baumwachstums und Ausdehnung von
Gletschern
– Ausdehnung der Moore
– Anstieg des Meeresspiegels
– in der Summe: Einengung der Lebensräume
• im 7. und 9. Jahrhundert Wiedererwärmung
• Mittelalterliches Klimaoptimum (ca. 900-1300)
– um das Jahr 1000 Temperaturen um ca. 1ºC höher als heute
– Wikingersiedelung auf Grönland
• in Grundperioden aber auch Phasen anderer Wetterlagen
– um 750 u. nach 900 Phasen kälteren, wechselhaften Wetters
– katastrophale Sturmfluten in England und Niederlanden
Klima und Umwelt 2
• zwischen 1300 und 1500
Verschlechterung des Klimas
– begleitet von starken Schwankungen
– 1326 Abtrennung der friesischen Inseln vom
Festland als Folge einer Sturmflut
• ab Mitte 14. Jahrhundert Klimawende
• zwischen 1550 – 1850 Kleine Eiszeit
(Neuzeitliche Klimadepression)
Ressourcennutzung im
expansiven Mittelalter
Früh- und Hochmittelalter
600 – 1300 n. Chr.
Die Ausgangssituation
Zwischen Völkerwanderung und
neuen Entwicklungen
Entwicklungszonen
• Gebiet zwischen Seine und Rhein: das
Kerngebiet der Franken
• Rhein und Elbe/Saale: Sachsen und
andere Germanen
• Von der Elbe/Saale nach Osten: Slawen
West-Ost-Entwicklungsgefälle
Naturräumliche Situation
•
•
•
sehr unterschiedlich
Siedlungskammern
Ausgedehnte Wald- und Moorgebiete
–
Wald hatte Gebiete wiedererobert
•
–
infolge von Bevölkerungsrückgang und abnehmenden
Druck auf die Flächen
Bevölkerungsrückgang im vorhergehenden
Zeitraum
•
•
ungünstige Umweltbedingungen
Wanderungsprozesse (Ab- aber auch Einwanderungen)
Karte: Naturräumliche
Situation um 900
Entwickungsschub durch
das Zusammenspiel
verschiedener Faktoren
Entwicklungszusammenhang
• Entwicklungen in einer Zeitperiode sind
nur aus dem Zusammenspiel paralleler
Prozesse und vieler Faktoren zu erklären!
– sektorale Betrachtungsweisen wie die nach
den Veränderungen der länd- und
forstwirtschaftlichen Ressourcennutzung
stoßen schnell an Grenzen
• Folge: Gliederungsprobleme der LV:
– Wer war zuerst: Huhn oder Ei
Veränderungen der
landwirtschaftlichen Produktion
Schlagworte der „Agrarrevolution“
•
•
•
•
•
•
„Vergetreidung“
Leitpflanzen: Roggen und Hafer
„schwere Pflug“
Wassermühlen
Geschirrentwicklung
Dreifelderwirtschaft
Vergetreidung 1
• bemerkenswerter Wandel gegenüber
früheren Phasen:
Landwirtschaft war vordem noch ganz
überwiegend Viehwirtschaft
Ausnahme: römische Landwirtschaft
Ursachen der Vergetreidung
• gestiegener Nahungsbedarf
Vergetreidung 2
• Rückgang von Weideland
– auch als Folge des Übergangs von der Zwei- zur
Dreifelderwirtschaft
• Rückgang der Waldflächen mit ihrer Funktion für
die Viehhaltung
– aber Ausbaus der Viehwirtschaft über längere Zeit
fast in der Höhe des Bevölkerungswachstums
• vorerst nur geringer Rückgang des Fleischkonsums
– Bedeutung der Viehhaltung für die
Dreifelderwirtschaft
Aufstieg von Roggen und Hafer zu
Leitpflanzen
• Erklärungen:
– Geschmack der neuen Herrn
• aber Weizenmehl war nach wie vor in
Oberschichten begehrt
– bessere Eignung für Anbau auf marginaleren
Standorten
• sichere, höhere Erträge auf diesen Flächen
• vordringen des Ackerbaus auf eben solche
marginalere Standorte im Zuge der
Binnenkolonisation
Aufstieg von Roggen und Hafer zu
Leitpflanzen
• Weiterentwicklung dieser Pflanzen in der
vorausgegangenen Phase der
Klimadepression (Vermutung)
• Zeitweise Ausdehnung des Dinkelanbaus
– geht vermutlich auf ähnliche Ursachen zurück
– regional beschränkt
– als Spelzgetreide für neue Mahlsysteme
weniger gut geeignet
Einfluss des technischorganisatorischen Fortschritts
Technisch-organisatorischen
Fortschritts
• Technische Entwicklungen
• Organisatorisch-institutionelle
Entwicklungen:
Die Dreifelderwirtschaft
Technische Entwicklungen
Veränderungen der Anspannung 1
Anspannung von Pferden
• erstes Auftreten im Frühmittelalter
• weite Verbreitung seit dem Hochmittelalter
– daneben aber weiter Anspannung von Ochsen (das
„klassische“ Zugvieh) und Kühen
Voraussetzungen:
• Weiterentwicklung des Geschirrs
– erst Jochgeschirre
– dann Kummetgeschirre um 800
• 4 bis 5 Fache der bis dahin möglichen Kraftleistung
Formen des Geschirrs
Veränderungen der Anspannung 2
• Beschlagen der Hufe mit Hufeisen
– erstes Auftreten in Gallien im 4. Jahrhundert
– Verbreitung in der Landwirtschaft im
Hochmittelalter
• Eisen war teuer
– Folge: neuer Beruf des Hufschmieds
– parallel Kampf der christlichen Kirche gegen
den Verzehr von Pferdefleisch
Veränderungen der Anspannung 3
Folgen der Veränderung der Anspannung
– und der Zunahme der Pferde für
Kriegseinsatz (Panzerreiter)
• Veränderung der Futterbereitstellung
– Hafer
– Heu
• Durchsetzung der Sense bei Grasmahd und
Getreideernte bis zum 14.Jahrhundert
Veränderung der Pflugtechnik 1
• Verbreitung des Beetpfluges
(„schwerer Pflug“)
– Zeitpunkt nicht genau datierbar
• ausgehend vom Frühmittelalter
– wendender Pflug: Voraussetzung für
Intensivierung
• größere Pflugtiefe
• Wendung des Bodens
– Vorteile bei Unkkrautbekämpfung
• besser Wasserableitung
Veränderung der Pflugtechnik 2
Folgen der technischen Veränderung:
• Übergang zu Langäckern (Ackerstreifen)
– Ablösung der zuvor vorherrschenden quadratischen
Felder
– Wölbäcker
• unter Wald auch in der Nähe von Göttingen konserviert
– Begleiterscheinung des Übergangs zu Ackerstreifen
• Anpassung der Berechung der Zinsabgaben durch den
Grundherrn an die neue Feldform (institutionelle
Veränderungen)
Ausbreitung der Wassermühle
Horizontale Wassermühlen
– seit 6. Jahrhundert
– Typ: unterschlächtige Wassermühle
• deutliche Verbesserung der vorhandenen Großoder Handmühlen
• Feudalherrn sicherten sich das Eigentumsrecht
an Gewässer
– Mühlenbann
• Folge: neuer Beruf Müller
• entscheidender Entwicklungsschritt:
Nockenwelle
Organisatorisch-institutionelle
Entwicklung
Die Dreifelderwirtschaft
Dreifelderwirtschaft 1
• im Kern der mittelalterliche Intensivierung
der Agrarproduktion
• Ziel: Steigerung der Getreideproduktion
– durch eine auf Viehwirtschaft basierende
Feld-Graswirtschaft
• Unterschied:
– Dreifelderwirtschaft
– Dreizelgenbrachwirtschaft
Dreifelderwirtschaft 2
Grundprinzip der Dreizelgenbrachwirtschaft:
– Einteilung der ackerfähigen Flur eines Dorfes
in drei oder x mal drei Teile (Zelgen)
– Anbau des „Gewanns“ im festgelegten
Wechsel
• Winter-, Sommergetreide, Brache (zeitweise
Weide)
– daneben noch Allmende an Wald und
natürlichem Grünland
Beispiele der
Dreizelgenbrachwirtschaft
Dreifelderwirtschaft 3
• Voraussetzung:
– Existenz der Dorfgemeinde: Verdorfung
– Entstehung einer ortfester Siedlungsstruktur
– Institutionen der Regelung und Durchsetzung der
Bewirtschaftungspläne/Flurzwangs
• zentrale Regelung von Anbau, Aussaat, Ernte
und Auftriebsterminen
– oft auch kein direkter Wegezugang zu den
individuellen Flächen
• Bewirtschaftung der individuellen Flächen in den
Zelgen durch das jeweilige Hofpersonal
Dreifelderwirtschaft 4
Durchsetzung der Dreifelderwirtschaft:
• erste Dreifelderwirtschaften ab 8. Jahrhundert
• erste Formen der voll entwickelten
Dreizelgenbrachwirtschaft ab 10. Jahrhundert
• stärkere Ausbreitung von Gewandflur und
Flurzwang seit dem 12. Jahrhundert
– Dreizelgenbrachwirtschaft vor allem auf
Altsiedlungsland nachzuweisende Form des
Ackerbaus
• Durchsetzung parallel zu Steigerung der
Nachfrage und Vergetreidung
Dreifelderwirtschaft 5
• Dreifelderwirtschaft prägte bis in die
Neuzeit die Agrarproduktion
• die Auflösung dieses
Bewirtschaftungssystem ein eigener
komplexer Vorgang
Wirkungen des Dreifeldersystems
• Steigerung der Produktivität
– um bis 50%
• Einschränkung der Handlungsfreiheiten
– nicht in das System passende Pflanzen müssten in
speziellen Gärten angebaut werden
• z. B. wichtige Textilrohstoffe: Lein, Hanf
• auch Hopfen (Bierwürze)
– erstmals im 9. jahrhundert in Bayern aus einheimischen
Wildhopfen kultiviert
– Einschränkungen der Handlungsfreiheiten werden
unter schnell verändernden Marktverhältnissen zum
Problem
Allmende
• Rechtsform von Gemeingut, Gemeinheit
• Allmende: der Teil des Gemeindeflur, der
der gemeinsamen Nutzung der
Nutzungsberechtigten zur Verfügung steht
• Nutzungsberechtigte:
– alle Gemeindemitglieder oder
– eingeschränkter Teil der Gemeindemitglieder
• Entstehung parallel zur Verdorfung
Andere Feldsysteme
• Traditionelle Zweifelderwirtschaft
– Wechsel Getreide und Brache
– löste an verschiedenen Orten auch
Dreifelderwirtschaft ab
• Einfeldsystem
– Eschwirtschaft: „ewiger Roggenanbau“
• durch Plaggendüngung
Plaggendüngung 1
Plaggendüngung:
• Entfernung des Oberbodens samt Heidekraut mit einer
Hacke
– Entnahmen wurden auch auf Waldböden ausgedehnt
• Auslegung als Matten an Stelle von Einstreu in die Ställe
• Düngung der Äcker (Esch) mit den Plaggen-StalldungGemisch
• Wiederholung des Vorgangs alle fünf bis zehn Jahre auf
der gleichen Entnahmefläche
• Ursache für diese Düngungsart: die mineralische Armut
der Böden (Sand)
Plaggendüngung 2
Folgen:
• starker Waldrückgang und Ausbreitung von
Heiden in Norddeutschland
• in weiten Teilen Norddeutschlands verbliebene
Waldreste: „Inseln“ in einem Meer aus Heide
– Amt Meppen 1780 nur noch 1,4 % Wald
• frühe Versuche, diese Boden schädigende
Wirtschaftweise zu unterbinden und die Flächen
wieder aufzuforsten, wurden von den Bauern
unterlaufen
Grundherrschaft als
gesellschaftliche
Rahmenbedingung
Bedeutung des Einflussfaktors
• Einfluss der Herausbildung der
Grundherrschaft auf die
Ressourcennutzung ist kaum zu
überschätzen
– ein Beispiel zeigt sich beim Landesausbau
– Grundherrschaft zwingt alle in der
Landwirtschaft tätigen in ihren Bann
Herausbildung der Grundherrschaft
1
• Grundherrschaft ein moderner Begriff
– kommt so in den zeitgenössischen Quellen
nicht vor
• Grundherrschaft ist eine Form
mittelalterlicher Herrschaft über Menschen
– aber nur über solche, die an einem
bestimmten Boden ansässig sind und daher
von der Grundherrschaft erfasst werden
Herausbildung der Grundherrschaft
2
Grundherrschaft:
• neuer Entwicklungsfaktor
• von zentraler Bedeutung
• Ausbau der Grundherrschaft als
Herrschaftsinstrument steht im
Zusammenhang mit Staats- Gesellschaftsund Bevölkerungsentwicklung
Herausbildung der Grundherrschaft
3
Grundherrschaft
• „verleiht“ Land an Bauern zur selbstständigen
Bewirtschaftung
• begründet so ein grundherrlich-bäuerliches
Rechtsverhältnis
• für die Nutzung des „Leihlandes“ schulden die
Bauern dem Grundherrn Abgaben und Dienste
• Grundherrschaft begründet dem Anspruch nach
eine Schutz-Treue-Leistungsverpflichtung
Herausbildung der Grundherrschaft
4
Grundherrschaft muss durchgesetzt werden!
• Grundherrschaft baut auf zwei Traditionen auf
– der spätantiken Agrarverfassung (Pächtersystem)
– der Agrarverfassung der Germanen
• zwar waren die Menschen auf eigenen Hofstellen
angesiedelt – sie mussten aber Abgaben für ihre Herrn
entrichten
• zweifache Wurzel
– der von Bodeneigentum geprägten römischen
Tradition
– der von persönlicher Abhängigkeit dominierten
germanischen Tradition
Herausbildung der Grundherrschaft
5
• in einem langen politischen Prozess entstanden
• zu einem Herrschaftsmoment eigener Prägung
heran gereift
• entfaltete sich im 6. bis 9. Jahrhundert im
Frankenreich
• formte sich allmählich zu einer umspannenden
Grundstruktur mit verschiedenen Typen je nach
regionalen Gegebenheiten
Herausbildung der Grundherrschaft
6
Villikations- oder Fronhofverfassung
– besondere frühe Form der Grundherrschaft
– Auftreten hauptsächlich in den Kerngebieten
des Frankenreichs
– Entstehung im 7. u. 8. Jahrhundert
• Fördernde Faktoren der Ausbreitung
– für Getreideanbau geeignete Lößböden
– gute geographische Voraussetzungen
– starker Einfluss des fränkischen Königtums
Herausbildung der Grundherrschaft
7
Villikationsverfassung als zweigeteilte
Grundherrschaft: Fronhof - Hufenbauern
• im Zentrum steht ein vom Grundherrn
erbauter Fronhof
• mit von ihm abhängigen Bauern
Bewirtschaftung des Landes von
• unfreien Hofgesinde
• durch Arbeitsleistungen der Hufenbauern
Herausbildung der Grundherrschaft
8
Hufe:
• Leistungseinheit im Rahmen der
Grundherrschaft
• Normalausstattung einer zum Fronhof
abhängigen aber selbstständigen Bauernstelle
mit Ackerland und Nutzungsrechten an der
Allmende
• flächenmäßige Verhältnis von herrschaftlichem
Salland und bäuerlichem Hufeland bestimmte
die soziale Lage der Bauern
– häufig Verhältnisse von 1:2 bis 1:4
– die Masse des Landes war an Bauern „ausgeliehen“
Herausbildung der Grundherrschaft
9
• Bauern bildeten mit den Hofknechten den
Verband der Hofgenossenschaft („familia“)
– die Rechte und Pflichten der einzelnen
Personengruppen waren unterschiedlich
• soweit nicht direkt vom Grundherrn
bewohnt wurden Fronhöfe von Verwaltern
bewirtschaftet
Herausbildung der Grundherrschaft
10
• Villikationssystem diente zur unmittelbaren
Versorgung des herrschaftlichen Haushalts mit
Gütern des täglichen Bedarfs
– daher auch differenzierte und nicht nur
landwirtschaftliche Produktion
• Back-, Brauhäuser, Webhütten, Kalkbrennereien
• auch als „agrarpolitisches“ Instrument zur
Durchsetzung von Veränderungen der
Landwirtschaft von Karl. d. Großen genutzt
Herausbildung der Grundherrschaft
11
• Größere Grundherrschaften:
– vor allem des Königs und reicher Klöster
– hatten mehrstufige Villikationssysteme aus
Oberhöfen an der Spitze von Haupt- und
Nebenhöfen
– Beispiel Kloster Prüm: drei Oberhöfe
Herausbildung der Grundherrschaft
12
Abgaben- oder Rentengrundherrschaften
• neben Villikationen weitere Art der
Grundherrschaft
• Herrenhöfe bilden hier „nur“ die
Sammelstellen der bäuerlichen
Zinsabgaben
Herausbildung der Grundherrschaft
13
• Gutswirtschaft: dritte Form der
Grundherrschaft
– Herrenhöfe, bewirtschaftet mit hofeigenen
Gesindearbeitskräften
– i. d. R. Mittelpunkt konzentrierter
herrschaftlicher Ländereien etwa bei älteren
Adelssitzen
Grundherrschaften 1
Drei Typen
1. Grundherrschaft des Königs
• in Frankenreich durch die Übernahme des
römisch kaiserlichen Fiskallandes größter
Grundbesitzer
• erhob auch Anspruch auf weite Teile des
unbesiedelten Landes
• im Verlauf der Durchdringung ostrheinischer
Gebiete hat sich sein Anteil weiter erhöht
Grundherrschaften 2
• Ansätze einer Intensivierung der
Verwaltung und Bewirtschaftung
– berühmte Capitulare de villis
• Reichsgut war in Fiskalbezirke aufgeteilt
Grundherrschaft 3
2. Geistliche Grundherrschaft
• Grundbesitz von reichen Klöstern wie der
Reichsklöster (z. B. Fulda)
– erstreckte sich über weite Gebiete
•
•
bedurfte einer komplexen
Verwaltungsstruktur
Grundbesitz entstand u. a. auch aus
großzügigen Schenkungen
Grundherrschaft 4
3. Grundherrschaft des Adels
• regional von unterschiedlicher Bedeutung
• besonders in ostrheinischen Raum groß
• starker Streubesitz – verursacht durch
Praxis der Ansiedlung fränkischer
Adelsfamilien in eroberten Gebieten
– Teil der Herrschaftssicherung
Veränderungen der
Grundherrschaft 1
•
Ausdehnung großer Grundherrschaften
–
–
•
als Lehen zur Landeskontrolle (östlich des Rheins)
im Zuge der Rodungen im 9. u. 10. Jahrhundert
Bildung von zusammenhängenden grundherrlichen
Bannbezirken
–
–
Bann: das Recht unter Androhung von Gewalt Gebote und
Verbote durchzusetzen
Ziel:
•
•
–
besondere Bedeutung: Gerichtsbann
•
–
Zusammenhalt der Grundherrschaft zu stärken
neue Einkünfte zu erschließen
zwang alle im Bezirk ansässigen Personen vor das Gericht der
Grundherrn
Mühlenbann
Veränderungen der
Grundherrschaft 2
• Auflösung der Villikationssystems im
Hochmittelalter (11.- 12. Jahrhundert)
– ürsprünglich als Antwort auf geringe
Marktverpflechtungen eingeführt
• hatten hohes Maß an Autarkie bei starker Bindung
bäuerlicher Arbeitskräfte (Frondienst)
– mit der Entwicklung oder dem weiteren
Ausbau der Märkte entfiel der
Entstehungsursache
– Unabhängigkeitsbestrebungen der „Meier“
Veränderungen der
Grundherrschaft 3
• Ergebnis:
– starke Reduktion grundherrlicher
Eigenwirtschaften
– Entstehung zahlreicher
Kleingrundherrschaften (Lehen)
– Segmentierung der Herrenrechte zwischen
den einzelnen Ebenen
– Umwandlung der Frondienste in Abgaben
• im Zuge der Marktentwicklungen
• Entlastung der Bauern von behindernden Fronden
Veränderungen der
Grundherrschaft 4
– Entwicklung einer leistungsfähigeren
bäuerliche Landwirtschaft
– deutliche Verbesserung der bäuerlichen
Lebensbedingungen
– große regionale Unterschiede
Interpretation: Auflösung des
Villikationssystems als Folge der
Veränderung der ökonomischen
Rahmenbedingungen
Veränderungen der
Grundherrschaft 5
• Entwicklung von einem Fron- und
Abgabensystem hin zu einem mehr
oder minder reinen Renten- oder
Abgabensystem
Landesausbau
Landesausbau 1
• Beginn: noch unter den fränkischen Königen ab
ausgehendem 7. Jahrhundert
• Ursache Bevölkerungsanstieg
• aber auch Herrschaftssicherung
– Besiedlung der z. T. fast menschenleeren Gebiete
östlich des Rheins
• verschiedene Phasen:
– Frühformen im 8. u. 9 Jahrhundert
– Höhepunkt der mittelalterlichen Kolonisation im 12. u.
13. Jahrhundert
Landesausbau 2
Landesausbau: Erweiterung der Wirtschaftsund Siedlungsfläche vor allem durch
Waldrodung
Erste Phase: Innerer Landesausbau
• Ausdehnung bestehender Siedlung durch
Erweiterungen oder ortsnahen Ausbau
• Möglichkeiten waren dazu oft durch
waldreiche Umgebung vorhanden
Landesausbau 3
Äußerer Landesausbau
• Neulanderschließung durch Gründung
neuer Einzelhöfe und/oder neuer
Siedlungen
• Vordringen der Besiedlung durch Rodung
und Landerschließung (Meliorationen)
– von Tälern aus in die Mittelgebirge
– in bis dahin nicht besiedelte Landschaften
Landesausbau 4
Beispiele neu in die Besiedlung genommener
Gebiete:
• Magdeburger Börde und Saale-Ilm-Platte
– bisher kleine Besiedlung
• trotz fruchtbarer Böden wegen fehlender
Oberflächengewässer
• und Problemen bei Bodenbearbeitung
– Besiedlung wurde auch aufgrund technischer
Fortschritte möglich:
• Pferdeanspannung
• Beetpflug
• Brunnenbau (vermutet)
Landesausbau 5
• Land Wursten
– zwischen Bremerhaven und Cuxhaven
• Breite 8 - 9 km
– Name: Ableitung von Wurten
– nach Rückzug des Wattenmeeres im 7. und 8.
Jahrhundert siedelten sich als bald wieder
neue Dörfer und Gehöfte in der jungen
Marsch an
Landesausbau 6
• noch Land Wursten
– Entstehung einer freien genossenschaftlich
verfassten Bauernrepublik (bis 1525)
– wegen der fortbestehenden und sich
verschärfenden Hochwassergefahr mussten
die Dorfwarfen im Laufe der Zeit erhöht
werden
– Anlage von Deichen ab 1200
Landesausbau 7
• Ursache für frühen Landesausbaus:
Bevölkerungsanstieg
• weiterer Landesausbau: Voraussetzung
des Bevölkerungswachstums
– zusätzlicher Landesausbau war für die
Ernährung der Bevölkerung nicht unbedingt
notwendig
– Landesausbau erlaubte Personen, die in alten
Siedlungsgebieten Heiratsbeschränkungen
unterlagen, die Familiengründung
Landesausbau 8
Träger des Landesausbaus
• sind schwierig zu ermitteln
setzen sich zusammen aus
• bäuerlicher Eigeninitiative
• grundherrliche Lenkung
– vermutlich auch in Vergabe an
„Subunternehmer“
• Rolle der Klöster wird neuerdings eher
gering eingeschätzt
Landesausbau 9
• generell erhob König Anspruch auf
unbesiedelte Waldgebiete
– eine Besiedlung wäre damit nur mit seiner
Zustimmung möglich gewesen
– aber hatte der König die Möglichkeit bzw. die
reale Macht, „wilde“ Rodungen zu
verhindern?
• 827: erste Verbote von Rodungen mit
ausdrücklichem Hinweis auf
Nutzungsrechte der umliegenden Orte
Die Expansion nach Osten
Das war aber kein Niemandsland
Die slawische Besiedlung des
Raums bis zu Elbe und Saale
Salwische Besiedlung
Ostdeutschlands 1
• Teil der Ausbreitung der Slawen im 6. und 7.
Jahrhundert über Osteuropa:
– slawische Völkerwanderung
• Voraussetzung: beginnend im 4. Jahrhundert
hatte sich die germanische Besiedlung der
Gebiete östlich und nördlich des thüringischen
Stammesverbandes schrittweise verringert
– germanische Völkerwanderung
– weite Teile des heutigen Brandenburgs,
Mecklenburgs und im östlichen Sachsen waren nur
noch sehr dünn besiedelt
Salwische Besiedlung
Ostdeutschlands 2
• Besiedlungsrichtung entlang der Elbe
flussabwärts aus Böhmen (auch ein ehemaliges
Siedlungsgebiet der Germanen)
– Siedlungsraum der Markomannen
• Wanderung entlang der Elbe bis nördlich
Madeburg
• Von der Elbe
– nach Osten bis zu den Havelseen um Brandenburg
– nach Westen in das Saale-Elbe-Gebiet
Salwische Besiedlung
Ostdeutschlands 3
• weitere Wellen der slawischen Besiedlung
erschließen ganz Ostdeutschland
• Ostdeutschland Teil eines gesamtslawischen
Siedlungsraums von der Wolga bis etwa zur
Elbe-Saale-Grenze
• Besiedlung Südost-Holstein
• Vordringen der slawischen Besiedlung über die
Elbe nach Westen in einer Schwächephase des
Merowinger Reiches
– ins Wendland
– südlich von Unstrut und Helme
– ins nordostbayerische Main-Regnitz-Gebiet
Salwische Besiedlung
Ostdeutschlands 4
• Ansiedlung i. d. R. zuerst entlang der
Flusstäler und Seenketten
• zu Beginn keine Besiedlung der
Mittelgebirge und Endmoränenzüge (z. B.
Fläming) und der großen Waldgebiete
• Agrargesellschaft eines ähnlichen
Entwicklungsniveaus wie bei Germanen
• auch Nutzung der vordem germanisch
gerodeten und kultivierten Flächen
Salwische Besiedlung
Ostdeutschlands 5
• Bildung einer Vielzahl von Stämmen
• mehrstufiges Gesellschaftssystem mit
großen Stammesburgen, sowie kleine und
mittelgroßen Adelsburgen
– z. T. Niederungsburgen mit massiven HolzErd-Wall Umfriedungen
• Adelsburgen: Mittelpunkt kleinräumiger
Siedlungskammern u. -landschaften
Salwische Besiedlung
Ostdeutschlands 6
• im längeren Siedlungsprozess sind z. T.
große Siedlungsgebiete entstanden die
selbst wiederum von ausgedehnten
Wäldern umgeben waren
• Zunahme der Siedlungsverdichtung mit
der Zeit (slawischer Landesausbau)
– Orte wischen 35 und 50 Einwohner in frühen
wuchsen auf 100 bis 140 in späteren
Entwicklungsphasen
Salwische Besiedlung
Ostdeutschlands 7
• Art der Bebauung: Blockhäuser z. T. auch
als Gruppenhäuser
• kaum Nebengebäude
– keine Ausbildung einer auf Gehöften
beruhenden Wirtschaftsweise
• aber auch Entwicklungen von Städten
Salwische Besiedlung
Ostdeutschlands 8
• Zentraler Werkstoff Holz
– Burgen- und Siedlungsbau
– Rohstoff für Eisenverhüttung
• steigender Bedarf an Siedlungsflächen
• Ausdünnung der Wälder vor deutscher
Ostexpansion
Grenze der slawischen Besiedlung
1
• Errichtung der Saale-Elbe-Grenze durch
die Franken
– nach Unterwerfung des Thüringer Reiches
– die nachfolgende Einbindung der Gebiete
West der Grenze in den Reichsverband führte
zu einer deutlichen Reduktion der
thüringischen Siedlungen östlich dieser
Grenze
• schrittweise und friedliche Einwanderung
von Slawen in die aufgelassenen Gebiete
Grenze der slawischen Besiedlung
2
• Versuch der Schaffung einer festen Grenze
durch die Franken seit dem 8. Jahrhundert
entlang der Elbe, der Saale, des Böhmerwaldes
und der Donau
– Limes Saxoniae in Schleswig-Holstein
• die slawischen Volksstämme westlich dieser
Grenze wurden in den fränkischen Feudalstaat
integriert
– durften aber ihre sprachlich und kulturellen
Eigenheiten bewahrten (oft über Jahrhunderte)
Hochmittelalterliche
Ostsiedlung
Hochmittelalterliche Ostsiedlung 1
• veränderte das Gebiet zwischen Elbe und
Saale und der Oder bzw. z. T. darüber
hinaus (z. B. Pommern) tief greifend
• machte die Räume erst „deutsch“
• Prozess erstreckte sich über mehrere
Jahrhunderte
• verstärkte sich im 12. und 13. Jahrhundert
Hochmittelalterliche Ostsiedlung 2
• Siedlung nach Aufforderung durch slawische
Fürsten
– Versuch, Einnahmen zu steigern
• Siedlung nach deutscher Eroberung
• Durchführung der Siedlung mittels so genannter
„Lokatoren“
– Siedlungsunternehmer, die im Auftrag der
Grundherren die Siedlung durchführten
• Entlohnung z. T. mit Großhöfen (3-4 Hufen), Mühlenrechten
und Zinseinnahmen
Hochmittelalterliche Ostsiedlung 3
• Umfang der Besiedelung: im 12. und 13.
Jahrhundert jährlich ca. 200.000 Menschen
• Ursprungsregionen: Niederlande, „Franken“,
„Sachsen“ Thüringen und „Bayern“
• Anlage neuer Bauerndörfer
• aber auch Umwandlung slawischer Siedlungen
• Vermischung der Bevölkerung
– auch im Fall der slawischen Volksinsel der Sorben
Hochmittelalterliche Ostsiedlung 4
• Rodungen sind Schwerstarbeit
• Anwerbung von Siedlern mit besserem
Besitzrecht
– u. a. geringer Umfang der Frondienste
• und persönlicher Freiheit
– „Rodung macht frei“
Ergebnis der hochmittelalterlichen
Ostsiedlung
• Ende der Selbstständigkeit der Slawen im 12.
Jahrhundert in diesem Raum
• Aufgeben in der neuen, bunt gemischten
Bevölkerung
– darunter viele Menschen aus den Niederlanden
• Experten der Entwässerung
• heutige Menschen sind auch Erben und
Nachfahren der Slawen
Ergebnis des Landesausbaus 1
• Verwandlung des Bildes der
mitteleuropäischen Kulturlandschaft in
einem Ausmaß, wie es seit dem nur noch
in der Epoche der Industrialisierung
während der 19. – 20 Jahrhunderts
geschah
Werner Rösener
Ergebnis des Landesausbaus 2
• Landesausbau durch Siedlungen
– um 1400 „Siedlunggipfel“:150 000 Siedlungen
– davon wurden bis heute ca. 20 % wieder aufgegeben
• aus Rodungsinseln in einem Waldmeer
zu Beginn des Mittelalters waren
Waldinseln in der landwirtschaftlichen
Flur im Hochmittelalter geworden
– mit Folgen für Holzversorgung, Viehwirtschaft
und gewerbliche Produktion (Holzkohle)
Das Problem der
Waldrodungen
Nutzungskonkurrenz zwischen
Forst- und Getreideproduktion
Die Leistungen des Waldes
• für die Agrarproduktion
• für die Gewerbeproduktion
Beitrag des Waldes zur
Agrarproduktion
Wald in der traditionellen
Agrarproduktion 1
• Wald war integrierter Bestandteil der
landwirtschaftliche Produktion
• noch vor Holz und Brennmaterial stand die
Funktion des Waldes als „Nährwald“:
Wald in der traditionellen
Agrarproduktion 2
• Schweinemast aus Eicheln und Bucheckern (d.
h. in ausgesuchten Wäldern)
– nach Aneignung des Waldes durch die Grundherrn
(Mittelalter):
• Regelung der Waldmast bis in kleinste Details
(„Schweinemeister“)
• Dechelgeld (Pachtpreis für Schweineeintrieb)
• Wald als Weide von Rindern, Pferden, Schafen
und Ziegen
– erfolgte in allen Arten von Wäldern (auch in
Nadelwäldern)
– Waldweide wurde wegen Verbiss- u. Trittschäden an
Bäumen später sehr kritisch beurteilt
Wald in der traditionellen
Agrarproduktion 3
• Wald als Produzent von Futter
– „schneiteln“
• Wald als Produzent von Einstreu
– Laubstreu: Stroh war (Winter-) Futter
• Zunahme besonders mit dem Übergang zur
Stallhaltung zur Mitte des 18. Jahrhunderts und mit
Aufkommen des Kartoffelanbaus und von
Handelsgewächsen
• Wald als Lieferant von Plaggen
Wald in der traditionellen
Agrarproduktion 4
• Waldfeldbau
– eine landwirtschaftliche Zwischennutzung
– Niederwaldwirtschaft: alle 20 – 30 Jahre werden die
Jungbäume gefällt
– die „Stöcke“ der Bäume treiben nach einigen Jahren
neu aus
– in der Zwischenzeit wird Getreide (Hafer, Roggen)
auf den Waldflächen und zwischen den Stöcken
angebaut
– durch „Haubergswirtschaft“, “Reuteberge“,
„Birkenberg“ „Schiffelland“
• starke Ausdehnung im 17. Jahrhundert
• erhalten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
Wald in der traditionellen
Agrarproduktion 5
• Waldbienenzucht: „Zeidelweide“
– Hönig als Süßungsmittel und als Rohstoff für Kerzen,
Schreibtafeln, Siegelwachs u. a. von großer
Bedeutung
– Zeidler, ein eigener Beruf, betrieben
Waldbienenproduktion
– gegen Entgelt für die Nutzung des Waldes
– Anlage von Kunsthöhlen („Beuten“) für die Bienen
• Aushöhlen der „Beutenbäume“ führt zu deren Absterben
• Fällen der „Beutenbäume“ war strengstens untersagt
Wald in der traditionellen
Agrarproduktion 6
• Einnahmen aus Zeidelweide überstiegen
„nicht selten“ sämtliche anderen
Waldeinnahmen
• Niedergang der Waldbienenwirtschaft
Ende des Mittelalters aus Mangel an
entsprechenden großen Bäumen
– Verlagerung der Honigproduktion auf Imker
– aber noch 1740 im Nürnberger Reichswald 50
spezielle Zeidlergüter
Wald in der traditionellen
Gewerbeproduktion 1
• Lieferant von Bauholz
– vor allem auch für Städte
• Lieferant von Brennholz
– mengenmäßig größer als der Bauholzbedarf
• Unter der Annahme von 1,5 bis 2 m³ Brennholz je
Bürger
• Holzkohle für die Produktion von Eisen
– spezialisierter Beruf: Köhler
Wald in der traditionellen
Gewerbeproduktion 2
• Wald als Lieferant von Harz
– Harz als wichtiger Grundstoff zur Herstellung von
Pech
– Gewinnung des Harzes durch anschneiden von
Kiefern und Fichten („Ablaufwinkel“)
– Verarbeitung in Pechöfen
– eigenes Gewerbe: „Pecher“
– vor allem in Wäldern anzutreffen, die nicht auf andere
Art zu nutzen waren (Pechsieder, Teerschwelger)
– Pech/Teer notwendig zum Abdichten von Booten,
zum Schmieren der Wagenräder, Kampfmittel usw.
Wald in der traditionellen
Gewerbeproduktion 3
• Rinde der Linde lieferte Bast („Sisal“ des
Mittelalters“)
• Rinde von Eichen und Fichten wurde als
Grundstoff des Gerbens benötigt
Wald in der traditionellen
Gewerbeproduktion 4
Beispiel Glasherstellung
• generell hoher Bedarf an Holz
• seit dem 14. Jahrhundert wurden in den
großen Waldgebieten von Schwarzwald,
Bayrischen Wald usw. Glashütten errichtet
– Glashütten wanderten nach „Fressen des
Waldes“ dem Holz nach
Wald in der traditionellen
Gewerbeproduktion 5
• Aschenbrenner lieferten Pottasche zur
Herstellung von Glas
– über die Pottasche wurde das für die
Glasherstellung notwendige Kali gewonnen
– Rohstoff verschlingender Prozess: von einem
m³ Holz blieben nur 0.05 bis 1.5 Tausendstel
Volumen Pottasche übrig
– Verbrauch von Holz für Pottascheherstellung
überstieg den für Hausbrand
Wald in der traditionellen
Gewerbeproduktion 6
• Immenser Anstieg der Glasnachfrage
durch Entwicklung des Kreuzrippengewölbes
– Kennzeichen der aufkommenden Gotik
• ab 1140
– Bauform mit dünneren Wänden, größeren
Höhen und stark ausgedehnten
Fensterflächen
Wald in der traditionellen
Gewerbeproduktion 7
Beispiel Salzgewinnung
• Holzbedarf
– allein für die Pfannenheizung der Saline in Lüneburg
mussten pro Jahr 14-17 km² Holz eingeschlagen
werden (bei heutigen durchschnittlichem Holzvorrat
des Waldes)
• mit verantwortlich für Bildung von Heidelandschaften
– als1616 die Wälder um Berchtesgaden für die
Salzproduktion von Reichenhall aufgebraucht waren,
baute man eine hölzerne Soleleitung zu den Wäldern
nach Traunstein
• es war leichter, die Sole zu transportieren als das Holz
Wald in der traditionellen
Gewerbeproduktion 8
•
Holztransport über Bäche und Flüsse
– zum Teil dafür besonders ausgebaut
•
•
bis zum 17. Jahrhundert wurde vor allem
Schwachholz /Schnittholz bis an den
Mittelrhein geflößt
Wachsender Holzbedarf in Holland und
auch England nach starken Stammholz
führten zum Ausbau der Flößerei bis in
das 19. Jahrhundert
Maßnahmen gegen den Raubau 1
• Holznachwuchs soll bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts in etwa ausgereicht haben,
den Bedarf zu decken
• schon früh unterstützt durch institutionelle
Versuche, die Holznutzung zu steuern
– etwa durch Einschränkung der Nutzung
• u. a. durch Karl d. Großen
– Gebote für jede entnommene Eiche/Buche
einen neuen Baum zu pflanzen
Maßnahmen gegen den Raubau 2
• 1380 Entwicklung des Verfahrens, Tannen,
Kiefern und Fichten zu säen, durch einen
Nürnberger Ratsherrn
• Bruch auch mit der Tradition, Fichten oder
Kiefern als wertlose Bäume zu betrachten,
deren Rodung Gott erfreute
– Wertlos, weil sie nicht „fruchten“
Maßnahmen gegen den Raubau 3
• Maßnahmen zum Schutz der Wälder werden
erst mit der Duschsetzung von
Eigentumsrechten an Wald möglich
– ein Konflikt beladener Prozess
• führte noch im Bauernkrieg 1524-26 zu
Forderungen der Bauern nach
Wiederherstellung ihrer alten „Gemeinfreiheiten“
am Wald
– Gemeinfreiheiten: Gewohnheitsrecht sich frei am
Wald zu bedienen
Maßnahmen gegen den Raubau 4
• warum ist trotz des Raubbaus an den
Wäldern in Mitteleuropa keine solche
Entwaldung eingetreten wie in den
Mittelmeerländern?
• Ist dies damaligen den
Schutzbemühungen zuzuschreiben?
• die entscheidende Ursache: ein Wald
freundlicheres Klima in Nordeuropa
Wald am Ende des
Hochmittelalters
• durch Rodung und Übernutzung war
der Wald in Umfang und Zustand
massiv eingeschränkt und belastet
Literatur zu Waldentwicklung 1
• Hasel, Karl u. Schwartz, Ekkehard (2002).
Agrargeschichte. Ein Grundriss für
Studium und Praxis, Remagen
• Plochmann, Richard (1983): Mensch und
Wald. In: Stern, Horst u. a. Rettet den
Wald, München, S. 175 – 222
• Palla, Rudi (1995): Verschwundene Arbeit.
Ein Thesaurus der untergegangenen
Berufe. Frankfurt/M.
Literatur zu Waldentwicklung 2
• Bode, Wilhelm u. Hohnhorst, Martin von
(2002): Waldwende. Vom Försterwald zum
Naturwald, 4. Aufl., München
• Küster, Hansjorg (1998): Geschichte des
Waldes. Von der Urzeit bis zur Gegenwart,
München
Entwicklung der Dörfer
Verdorfung
Verdorfung
• Entstehung von Dörfern als typische
ländliche Siedlungstypen im Mittelalter
• Entwicklung einer charakteristischen
Form dörflicher Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft im Hoch- u.
Spätmittelalter
Charakteristische Züge des Dorfes
• Gemeinsam angelegte und genutzte
Einrichtungen (Infrastruktur)
• Gemeinsam geregelte wirtschaftliche und
rechtliche Angelegenheiten
– Beispiel: dörfliche Flurordnungen
• Geregelt durch
– Dorfvorsteher
– Dorfgenossenschaft
• später auch durch schriftliche Dorfordnungen
Dörfer und Grundherrschaft
• Dörfer (fast) immer Teil einer
Grundherrschaft
• daneben vereinzelt Reichdörfer
– reichsunmittelbare Orte, die kleiner
Leibeigenschaft oder keinen Frondiensten
unterworfen waren
– zahlten nur Reichssteuern
– im 14. Jahrhundert rd. 100 solcher Dörfer
Dorfformen
• nicht planmäßige oder planmäßige
– planmäßige Anlagen im Landesausbau
• Größe und Gestalt je nach
naturräumlichen Bedingungen und
Entstehungszeit
• Vielfalt
– Haufendorf: am meisten verbreite Dorftyp
Soziale Struktur in den Dörfern
• Sozial Schichtung nach Besitz und
Einkommen
– deutliche Grenzen zwischen Gruppen in den
Dörfern
Entwicklung der europäischen
Städte
Ein weiteres Kennzeichen des
Mittelalters
Entwicklung der Städte 1
• im Zuge des Bevölkerungswachstum und
des Ausbaus der Wirtschaft aus Märkten
entstanden, wiederbesiedelt oder neu
gegründet
– regionale Voraussetzung: Abklingen der
Normannenüberfälle
• Gründungen von Landesherrn zum
Ausbau ihrer Herrschaft
– 1120 Freiburg
Entwicklung der Städte 2
• seit Mitte des 11. Jahrhunderts werden
Siedlungen, die sich von den agrarischen
Lebensformen des Umlands abheben, als Stadt
bezeichnet
• Verleihung von Stadtrechten
• Entwicklung in und gleichzeitig am „Rande“ der
Feudalenordnung
• Sonderkonditionen:
– Steuern, Abgaben
– Marktrechte
Entwicklung der Städte 6
• Bevölkerung aus Handwerkern, Händlern
• Monopolisierung des Handwerks in
Zünften
– auch Abgrenzung zum „groben“
Dorfhandwerk
• letzteres zur alltäglichen Versorgung der
Dorfbevölkerung
– aber weiterhin ländliche überregional
agierendes Gewerbe
• z. B. auf Erzabbau beruhende Produktion
Entwicklung der Städte 3
• Durchsetzung deutlich besserer
Freiheitsrechte in Städten
• zum Teil in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Grundherrn erkämpft
• z. B. Schlacht bei Worringen 1288: Bürger Kölns u.
a. gegen den Erzbischof von Köln
Entwicklung der Städte 4
• Stadtluft macht frei
– Jeder Leibeigene, der „Jahr und Tag“ in einer
Stadt verbrauchte, ohne von seinem Herrn
zurückverlangt zu werden, wurde als freier
man in die Stadt aufgenommen“
Entwicklung der Städte 5
• Stadtökonomie: Import von Lebensmittel
und Rohstoffen – Export von
Fertigprodukten des Handwerks
• Land als Rohstofflieferant
• Entstehung des politischen und
ökonomischen „Land-Stadt-Verhältnisses“
– oft Land-Stadt-Gegensatz interpretiert
– Stadt als „Gegenpart“ des Dorfes
Entwicklung der Städte 7
• Nahrungsversorgung der Stadt vom Land
• Eigenproduktion von Nahrungsmittel in der Stadt
insgesamt nur von geringer Bedeutung
– aber große „Bedeutung“ für Leben in der Stadt
• Schweinehaltung u. a. beruhend Abfällen aus der Kloake der
Stadt: den Straßen
• auch Kuhhaltung selbst in den größeren Städten
– Handel mit Lebensmitteln auch über große
Entfernungen (Beispiel Fernhandel um 1500)
Entwicklung der Städte 5
• Zentral Aspekt: Übergang von einer
Selbstversorgungswirtschaft zu einer an
Märkten orientierten
– wie vor knapp einem Jahrtausend in den
römischen Provinzen
Entwicklung der Städte
• Lebenserwartungen in den Städten
geringer als in Dörfern
• Demographisches Grundproblem:
Städte waren im Mittelalter immer auf
Zuzug vom Land zum Erhalt ihres
Bevölkerungsumfangs angewiesen
Folgen der
Bevölkerungsentwicklung
• Landesausbau
• Stadtentwicklung
– und damit u. a. Veränderungen der
Wirtschaftsstrukturen
• Änderung in der landwirtschaftlichen
Produktion
– „Vergetreidung“
Die Entwicklung der
Sozialstruktur
Sozialstruktur 1
• gestaffelt nach Geburtsstand und Rang
– erschließt sich aus den Festlegungen der
alemannischen Volksrechte des 6. u. 9.
Jahrhunderts über Wergeld (Bußezahlungen)
• Freie unterteilt nach gering-, mittel- und
reichbegüterten
• darin enthalten auch der Adel
– ab 8. Jahrhundert allerdings Sonderstellung
• abgeleitet von dem Besitz von Herrenhöfen und
Verfügung über zahlreiches unfreies Hausgesinde
Sozialstruktur 2
– in der gesamten Zeit Rückgang der Freien
– aber freie Bauern mit kleineren Hofstellen im
Frühmittelalter noch keineswegs ganz
verschwunden
• unfreie Knechte und Mägde auf den
Herrenhöfen
– zu ungemessenen Diensten zu jeder Zeit in
der Fronhofwirtschaft verpflichtet
Sozialstruktur 3
• bäuerliche und handwerkliche Tagewerker
– mit der Zeit mit eigenen Hofstellen
ausgestattet
• behauste Unfreie: Masse der hörigen
bäuerlichen Bevölkerung
– betriebliche Ausstattung unterschiedlich:
Beispiele: Knechthufen, Litenhufen
(minderfreie Hintersassen), Vollhufen und
deren Mehrfaches
Sozialstruktur 4
• im Zeitablauf rechtliche Angleichung
– freie Bauern gerieten zunehmen unter den
Einfluss von Grundherren
– „Hintersassen“ immer stärker unter das
Hoferecht
Sozialstruktur 5
• statische Gesellschaft mit nur vereinzelter
sozialer Dynamik
– vereinzelt
• über Kirchen, Kloster etc.
• Flucht in die Stadt
• Siedlung
• Grenzen in der Gesellschaft gottgewollt
– Paradox: sozialer Ausstieg wäre zwar im Fall des
Gelingen der Willen Gottes aber gleichzeitig die
Missachtung der von Gott gesetzten Grenzen
Ernährung
• im Hochmittelalter ernährte sich Breite Masse
der Menschen fast ausschließlich von Getreide
– Form von Brei, Brot oder Mus
– Hungersnöte waren keine Seltenheit
• Nahrungskonsum stark vom sozialen Stand
geprägt
– Fleischkonsum: Speise der Wohlhabenden
• Verbot von Fleisch und anderem Konsum an rd.
150 kirchlichen Fastentagen im Jahr
Ernährung
• Ernährung war grundsätzlich immer
gefährdet
– geringen Ernteüberschüsse in Normalzeiten
– unregelmäßig wiederkehrende regionale
„Teuerungen“ des Grundnahrungsmittels
Getreide
– Hungersnöte als reale Erfahrung
Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsentwicklung 1
• starke Bevölkerungsverluste in Mitteleuropa vom
4. – 7. Jahrhundert
– verursacht vor allem durch die Pest 541 - 545
• um 500 lebten bei 2,2 Menschen/km² auf dem
Gebiet der alten Bundesrepublik rund 5 600000 Einwohner
• seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts
deutlicher Bevölkerungsanstieg
• um 1000 ca. 4 Mio. Einwohner in Mitteleuropa
Bevölkerungsentwicklung 2
• im 10. Jahrhundert u. a. durch
kriegerische Einfälle (Wikinger, Ungarn)
Stagnation von Wirtschafts- und
Bevölkerungsnetwicklung
• in der Blühte des 11 – 13. Jahrhundert
Wachstum der Bevölkerung um das Zweibis Dreifache
• Bevölkerung um 1250: etwa 11-15 Mio.
Lebenserwartung
• Durchschnittliche Lebenserwartung 30 –
35 Jahre
– Säuglingssterblichkeit stieg von rd. 20% im
Frühmittelalter auf ca. 30 % im Spätmittelalter
– rd. 50 % der Kinder und Jugendlichen
erreichte das 20. Lebensjahr nicht
– wer älter wurde, wurde im Durchschnitt fast
50 Jahre alt
Situation am Ende des
Hochmittelalters
• Land- und forstwirtschaftliche
Ressourcennutzung
– nach starkem Bevölkerungswachstum
• und trotz Anpassung de Ernährung: Getreidebrei
– sowie Zunahme der gewerblichen Nachfrage
ausgedehnt bis an die damaligen Grenzen de
Möglichkeiten!
• Grenzen der Entwicklung werden sichtbar
– z. B. die einer weiteren Bevölkerungszunahme
Literatur 1
• Beck, Rainer (1993): Unterfinning. Ländliche
Welt vor Anbruch der Moderne, München
• Freden, U. v. u. Schnurbein, S. v. (Hg.) (2003):
Spuren der Jahrhunderte. Archäologie und
Geschichte in Deutschland, Stuttgart
• Hägermann, Dieter u. Schneider, Helmuth
(1997): Landbau und Handwerk 750 v. Chr. Bis
1000 n. Chr., Propyläen Technikgeschichte, Bd.
1, Berlin
Literatur 2
• Henning, Friedrich-Wilhelm (1994):
Deutsche Agrargeschichte des Mittelalters
9. bis 15. Jahrhundert, Stuttgart
• Henning, Friedrich-Wilhelm (1979):
Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft
in Deutschland, Bd. 1: 800 – 1750,
Paderborn u. a. O.
Literatur 3
• Herrmann, Klaus (1985): Pflügen, Säen,
Ernten. Landarbeit und Landtechnik in der
Geschichte, Deutsches Museum,
Kulturgeschichte der Naturwissenschaften
und der Technik, Reinbek
• Jankrift, Kay Peter (2003): Brände,
Stürme, Hungersnöte. Katastrophen in der
mittelalterlichen Lebenswelt; Ostfildern
Literatur 4
• Küster, Hansjorg (1999): Geschichte der
Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit
bis zur Gegenwart, München
• Küster, Hansjorg (1998): Geschichte des
Waldes. Von der Urzeit bis zur Gegenwart,
München
Literatur 5
• Lamb, H. H: (1994): Klima und
Klimageschichte. Der Einfluss des Wetters
auf den Gang der Geschichte, Reinbek
• Le Goff, Jacques (2003): Die Geburt
Europas im Mittelalter, München (Reihe
Europa bauen).
• Mitterauer, M. (2004): Warum Europa?
Mittelalterliche Grundlagen eines
Sonderwegs, München
Literatur 6
• Rexroth, Frank (2005): Deutsche
Geschichte im Mittelalter, München
• Rösener, Werner (1992): Agrarwirtschaft,
Agrarverfassung und ländliche
Gesellschaft im Mittelalter. Enzyklopädie
Deutscher Geschichte, Bd. 13, München
Literatur 7
• Rösener, Werner (1997): Einführung in die
Agrargeschichte, Darmstadt
• Märtl, Claudia (2006): Die 1001
wichtigsten Fragen – Mittelalter, München
Exkurs Wikinger und
Grönland
Beispiel:
für Zusammenhang von Klima und
Ressourcennutzung
Klimawechsel an der grenze zum
Spätmittelalter
Mythos Wikinger
• Was assoziieren Sie mit den Wikingern?
• Welche Vorstellungen über die
Ressourcennutzung leiten sich daraus ab?
Realität Wikinger 1
•
•
•
•
Bauern
Seefahrer
Krieger / Räuber
Händler
– große Nachfrage nach Luxusgütern aus dem
Orient
– geringes Angebot eigener Waren
• darunter vieler Sklaven
Realität Wikinger 2
• keine ethisch geschlossene Gruppe
– viele unterschiedliche Stämme
• auch untereinander verfeindet
• Herkunft aus Skandinavien
Wikinger und Deutschland?
Was haben sie miteinander zu
tun?
Wikinger in Deutschland
• Haithabu: wichtige Handelsort der
Wikinger lag an der Schlei bei Schleswig
• „Danewerk“ schützte dänisches
Wikingerkönigreich quer durch SchleswigHolstein in Höhe von Schleswig vor
Angriffen aus dem Süden (Franken)
Expansion der Wikinger
• Wikingerzeit von 793 bis 1066
– 793 erster verbriefter Überfall der Wikinger
– 1066 Niederlage eines Wikingerheeres in
England
– Zerstörung von Haithabu durch Truppen des
benachbarten slawische Königreiches
• Im Südosten Schleswig-Holsteins
Ursachen Expansion Wikinger
• Teil der Völkerwanderung
• Ursachen aber umstritten:
– Klimaverschlechterung
– Überbevölkerung mit Verknappung
landwirtschaftlicher Ressourcen
– technische Möglichkeiten (Schiffbau und
Steuerung über Segel, Trockenfisch)
– landwirtschaftliches Erbrecht: erstgeborenen
Recht
Einwanderungen
• England
• Normandie (Normannen)
• Island 870
– Getreidebau bis zur Aufgabe im späten
Mittelalter
• Grönland: 986
• Vinland: Nordamerika
– nur für wenige Jahre
Wikinger in Grönland
• „Grünland“: auch eine PR-Maßnahme
• Temperaturen mindestens wie in der Gegenwart
• aber immer wechselhaft, windig, nebelig und kühl
• 2 Siedlungen
– Ostsiedlung: 190 Höfe
– Westsiedlung: 90 Höfe
• Viehzucht
• Untergang
– Westsiedlung nach 1342
– Ostsiedlung nach 1377
Ursachen für Scheitern
• Klimaverschlechterung
• Krankheiten
• Inzucht
– nur geringe Verbindung zum „Mutterland“
• möglicherweise Konfrontation mit
eingewanderten Menschen der Thulekultur
(Vorläufer heutigen Inuit)
• keine Adaption der Überlebensstrategien
der Menschen der Thulekultur
Literatur zu Wikinger in Grönland
• Diamond, Jared (2005): Kollaps. Warum
Gesellschaften überleben oder
untergehen, Frankfurt, M., S. 225 - 345
• Magnusson, Magnus (2003): Die Wikinger.
Geschichte und Legende, Düsseldorf u.
Zürich
• Reichholf, Josef H. (2007): Eine kurze
Naturgeschichte des letzten Jahrtausends,
Franfurt,M, S. 277ff
Literatur zu Wikinger in Grönland
• Simek, Rudolf (1998): Die Wikinger.
Beck´sche Reihe Wissen, München
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