HARZ-KLINIKUM WERNIGERODE-BLANKENBURG GMBH Akademisches Lehrkrankenhaus der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg Die gerontopsychiatrische Versorgung in Deutschland BAUCH ZENTRUM am Beispiel des Harz-Landkreises Dipl.-Pflegewirt Christoph Köppe www.harz-klinikum.de Rahmenbedingungen in Deutschland 1 • Heute cirka 80 Millionen Einwohner • Niedrigste Geburtenrate Europas (8,2 Kinder auf 1000 Einwohner) • 1,1% der 37 Millionen Haushalte sind nur Dreigenerationenhaushalte • 85% aller Demenzkranken werden von Familie zu Hause versorgt • 57% aller Einwohner > 85 Jahre leben in einem Einpersonenhaushalt 1 Rahmenbedingungen in Deutschland 2 • • • • • • Deutschland = „Altenheim“ Europas Sachsen-Anhalt = „Altenheim“ Deutschlands 2020 sind 23% der Einwohner älter als 65 Jahre 2050 sind 33% älter als 65 Jahre Frauen werden 82,4 Jahre, Männer 77,2 Jahre alt Lebenserwartung steigt jährlich um 3 Monate 2 Der Landkreis Harz • • • • Im Westen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt Ländliche Struktur (114 Einwohner/km²) Bevölkerungsreichster Landkreis im Osten Bevölkerungsentwicklung: - 1990 = 277000 Einwohner - 2009 = 236159 Einwohner - 2020 = 206000 Einwohner 3 Krankenhäuser im Landkreis Harz • 3 Krankenhäuser der Schwerpunktversorgung - in den größten Städten - überregionaler Versorgungsauftrag - jedes hat cirka 500 Betten - Trägerschaft: 2 Kliniken kommunal, 1 privat • 2 Fachkliniken (Lungenklinik, Innere Medizin/ Psychiatrie) • 1 Fachklink für Rehabilitation • Insgesamt ca.180 psychiatrische Betten und 80 tagesklinische Plätze für 235000 Einwohner 4 Das Harz - Klinikum •Krankenhaus der Schwerpunktversorgung •530 Betten, 50 tagesklinische Plätze •Ca. 1200 Mitarbeiter ( 950 Vollzeitkräfte ), davon ca. 600 Pflegende und 110 Ärzte •20000 stationäre und 30000 ambulante Fälle p.a. •Jährlicher Umsatz ca. 65 Millionen Euro •2 Standorte – Wernigerode und Blankenburg 5 Abteilungen im Harz-Klinikum • Chirurgie, Innere Medizin, Geriatrie • Gynäkologie und Geburtshilfe, Kinderklinik • Neurologie, Strahlenklinik • Radiologie, Anästhesiologie, Labor Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie verfügt über 25 Plätze in der Tagesklinik und 78 Betten, verteilt auf 4 Stationen. 6 Die Finanzierung der Krankenhäuser • Krankenhäuser werden aus Krankenkassenbeiträgen finanziert • 2003 Einführung eines DRG-Systems in der Somatik (Fallpauschalensystem) • Institut für das Entgeldsystem im Krankenhaus legt Vergütung jährlich fest • Basisfallwert, Baserate, Bewertungsrelationen, Case-Mix, Case-Mix-Index, OPS, • Jährliche Budgetverhandlungen zwischen Krankenkassen und jedem Krankenhaus 7 Finanzierung der Psychiatrie • In der Psychiatrie bis Ende 2009 tagesgleiche Pflegesätze • Stichtagsregelung zur PsychiatriePersonalverordnung (Psych-PV) • Umstellung auf fallbezogene Finanzierung (OPS) der Psychiatrie ab 2010 • 2009 standen für die Psychiatrie im Harz – Klinikum 6,5 Millionen Euro zur Verfügung • 2009 wurden 1100 stationäre Patienten versorgt 8 Gerontopsychiatrie und Geriatrie • Beide Gebiete sind Wachstumsmärkte der Zukunft - Höhere Lebenserwartung = Zunahme der Multimorbidität - 2010 = 500.000 Demenzerkrankte - 2050 = 2.000.000 Demenzerkrankte erwartet • Die Zuordnung eines Patienten ist oft schwierig ( Grenzen sind fließend ) • Stehen somatische oder psychiatrische Beschwerden im Vordergrund? 9 Gerontopsychiatrische Versorgungsstruktur im Harz-Klinikum 1 Kliniken, Heime Ehrenamt – Vereine etc. Facharzt Harz-Klinikum Alzheimergesellschaft P1 Angehörigenarbeit Hausarzt Häuslichkeit PIA P3 Heim 10 Gerontopsychiatrische Versorgungsstruktur im Harz-Klinikum 2 • Gerontopsychiatrische Station P1 = 17 Betten • Gerontopsychotherapiestation P3 = 19 Betten • Kapazität nicht ausreichend, daher Versorgung von Klientel auch in angrenzenden Bereichen, z.B. andere psych. Stationen oder Geriatrie = Qualitätsverlust in der Behandlung • Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) ist Bindeglied zwischen Klinikum und Patienten 11 Gerontopsychiatrische Versorgungsstruktur im Harz-Klinikum 3 • Ausführliche Diagnostik auch des somatischen Zustandes (Ganzheitlichkeitsansatz) • Entwicklung einer individuellen Therapie duch das therapeutische Team • 2009 = 365 Patienten ( 15% mehr als 2008 ) • Durchschnittliche Verweildauer = 19,4 Tage • Aufnahme akuter Fälle führt zu Not-Entlassungen oder Zwischenstationen 12 Personal in der Gerontopsychiatrie P1 • 2 Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie mit fakultativem Zusatztitel “Klinische Geriatrie“ • 15 VK Pflegefachpersonal, zum Teil mit Subspezialisierung • Zum therapeutischen Team gehören weiterhin: Neuropsychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Angehörige • Hohe Weiterbildungsintensität/ hohes Engagement weit über dem Standard 13 Behandlungsformen 1 • Medikamentöse Therapie • Nichtmedikamentöse Therapie: - Ergotherapie - Physiotherapie - Musiktherapie ( Königsweg ) • Angehörigenarbeit • Medikamente – soviel wie unbedingt nötig!! 14 Behandlungsformen 2 Die ABCD-S-Therapie 1. Basistherapie – Bekämpfung der Voralterungsrisiken – Reduktion besonderer Belastungssituationen – Reduktion von Erkrankungsrisiken – Therapie psychischer nicht kognitiver Begleitsymptome, auch medikamentös – Spezielle psychische Therapiemaßnahmen ohne Medikamente 15 Behandlungsformen 3 2. Cerebrale Aktivierungstherapie A) Arzt, allgemeines Team, Arzneimittel, Angehörige B) Bewegungstherapie C) Cerebrale Trainingstherapie D) Diät – Therapie ( Umfeldanpassung, Förderung erhaltener Fähigkeiten, Beratung, Entlastung, Training von Angehörigen und Pflegenden ) S) Soziotherapie, Milieugestaltung, Verhaltenstherapie 16 Fazit In der zukünftigen deutschen Gesellschaft ist die soziale, gesundheitliche und finanzielle Absicherung der alternden Bevölkerung von herausragender Bedeutung. Die gerontopsychiatrische Versorgung unserer alten Menschen bedarf neben der Entwicklung der Geriatrie eines kontinuierlichen Aufbaus. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 17