Merkmale und Merkmalstrukturen Merkmale Merkmalstrukturen Unifikation Strukturbeschreibungen in PC-PATR Konstituentenstruktur – kategoriale Struktur – K-Struktur Merkmalstruktur – funktionale Struktur – F-Struktur S ____|____ NP VP | | Name Vi John laughed S: [ cat: S ] K-Struktur – F-Struktur S_1 ____|____ NP_2 VP_4 | | Name_3 Vi_5 John laughed S_1: [ cat: S ] NP_2: [ cat: NP ] Name_3 (unified): [ cat: Name lex: John ] Name_3 (lexicon): [ cat: Name lex: John ] VP_4: [ cat: VP ] Vi_5 (unified): [ cat: Vi lex: laughed ] Vi_5 (lexicon): [ cat: Vi lex: laughed ] Merkmale Das Wort 'Merkmal' bedeutet im Prinzip soviel wie 'Eigenschaft' und bezieht sich auf die individuellen Attribute, die ein bestimmtes Objekt aufweist, z.B. Farbe, Form, Größe, Aggregatzustand (fest, flüssig, gasförmig) etc.. Objekte können über Mengen von Merkmalen beschrieben werden, und wenn bestimmte Objekte dieselben Merkmale aufweisen, kann man sie möglicherweise in einer Klasse zusammenfassen. Die Verwendung von Merkmalen erlaubt es, Objekte miteinander zu vergleichen und sie dabei entweder voneinander zu differenzieren oder Klassen von Objekten mit denselben Merkmalen zu bilden. Merkmale von Objekten Merkmale von Objekten: Form Quader Zylinder Kreis Merkmale von Objekten: Farbe Gelb Rot Grün Blau Merkmale von Objekten: Größe Groß Mittel Klein Objekte, Attribute, Werte Objekte sind entweder physische Entitäten oder begriffliche Einheiten. Attribute sind allgemeine Charakteristika oder Eigenschaften, die mit Objekten assoziiert werden. Größe, Form und Farbe sind typische Attribute von physischen Objekten. Der Wert eines Attributs kennzeichnet die spezifische Beschaffenheit (Ausprägung) eines Attributs in einer bestimmten Situation. Merkmale von Objekten Z1 Q3 Z2 Q2 Q4 Z3 K3 K1 K2 Q1 Objekt-Attribut-Wert-Tripel: Beispiele Objekt Attribut Wert Z1 Farbe rot Z1 Form Zylinder Z1 Größe mittel Q3 Farbe gelb Q3 Form Quader Q3 Größe klein K3 Farbe grün K3 Form Kreis K3 Größe groß Z1 Q3 K3 Objekt-Attribut-Wert-Tripel: Beispiele Objekt Attribut Wert Kindes Kategorie Nomen Kindes Genus Neutrum Kindes Numerus Singular Kindes Kasus Genitiv Kindes Person 3 Objekt-Attribut-Wert-Tripel Attribut-Wert-Paar Objekt Attribut Wert Kindes Kategorie Nomen Genus Neutrum Numerus Singular Kasus Genitiv Person 3 Attribut-Wert-Paare Objekt Attribut Wert Kindes Kategorie Nomen Genus Neutrum Numerus Singular Kasus Genitiv Person 3 Attribut-Wert-Paare: Merkmalstrukturen singt Kategorie Verb Kongruenz Person 3 Numerus Singular Tempus Präsens Modus Indikativ Merkmale in der Morphologie Dieses Merkmalsbündel besteht aus Angaben über die lexikalische Kategorie (also die Wortart) der entsprechenden Wortform, und über deren Markierung hinsichtlich Person, Numerus, Tempus und Modus. Ein Merkmal wie beispielsweise [Kasus:Genitiv], welches man sich gut für ein Substantiv wie z.B. Wetters in wegen des schlechten Wetters vorstellen kann, besteht aus der Zuordnung eines Attributes und eines bestimmten Wertes für dieses Attribut. Dieser Wert entstammt einem festgelegten Wertebereich oder Wertevorrat. Für das Attribut Kasus umfaßt der Wertebereich in der deutschen Sprache die Elemente {Nominativ, Akkusativ, Genitiv, Dativ}, für das Attribut Numerus umfaßt der Wertevorrat die Elemente {Singular, Plural} usw. Attribute – Wertebereiche Attribut Wertebereich Kategorie {Nomen (N), Verb (V), Adjektiv (A), Präposition (P)} Person {1, 2, 3} Numerus {Singular, Plural, ...} Kasus {Nominativ, Akkusativ, Genitiv, Dativ} Tempus {Präsens, Präteritum, Futur} Modus {Indikativ, Konjunktiv, Optativ} Merkmal-Strukturen Formal betrachtet sind Merkmal-Strukturen Mengen von AttributWert-Paaren a1 v1 a v 2 2 f a n vn Mathematisch betrachtet sind Merkmal-Strukturen selbst Funktionen, die Attribute auf Werte abbilden: f(x) = y, d.h. im Beispiel gilt f(a1)=v1 ... f(an)=vn Merkmal-Strukturen: Beispiel Die morphologischen Eigenschaften einer Form wie (den) Kindern könnte beispielsweise durch folgende Funktion dargestellt werden: Numerus f Genus Kasus Plural Neutrum Dativ Es würde dann gelten f(Numerus)=Plural, f(Genus)=Neutrum, f(Kasus)=Dativ Merkmal-Strukturen: Werttypen Attribute können zwei Arten von Werten annehmen: der Wert kann ein atomares Symbol sein, z.B. Indikativ in dem Merkmal [Modus Indikativ] In der Lexikalisch-Funktionalen Grammatik (LFG) ist der Wert des Attributs PRED eine semantische Form. der Wert kann selbst eine F-Struktur sein; dies gilt z.B. für die grammatischen Funktionen SUBJ, OBJ, OBJ2 etc. SUBJ PRED DET ' Mann' DEF Merkmal-Struktur Merkmal-Strukturen Attribute SUBJ PRED COMP DET PRED ' MANN' DEF Semantische Form ' GLAUB (SUBJ)(COM P) ' Merkmal-Struktur SUBJ DET DEF PRED ' MARIA' PRED ' LÜG (SUBJ) ' Atom Merkmal-Strukturen Attribute Attribute SUBJ PRED COMP DET PRED ' MANN' DEF Semantische Form ' GLAUB (SUBJ)(COM P) ' Merkmal-Struktur SUBJ DET DEF PRED ' MARIA' PRED ' LÜG (SUBJ) ' Semantische Form Merkmal-Strukturen SUBJ PRED COMP ' GLAUB (SUBJ)(COM P) ' Atom SUBJ DET DEF PRED ' MARIA' PRED ' LÜG (SUBJ) ' Semantische Form DET PRED ' MANN' DEF Pfade: Funktionen von Funktionen sah die Frau TENSE f1 OBJ PRED f1 (OBJ) f 2 PRÄT PRED PRED ' Frau' DET DET DEF NUM SG f 2 NUM GEN GEN FEM CASE CASE NOM ' seh ( SUBJ)( OBJ) ' f 2 ( NUM) SG ' Frau' DEF SG FEM NOM f1 (OBJ)( NUM) SG Pfade: Funktionen von Funktionen sah die Frau TENSE f1 OBJ PRED f1 (OBJ) f 2 PRÄT PRED PRED ' Frau' DET DET DEF NUM SG f 2 NUM GEN GEN FEM CASE CASE NOM ' seh ( SUBJ)( OBJ) ' ' Frau' DEF SG FEM NOM f 2 (CASE ) NOM f1 (OBJ) (CASE ) NOM Merkmal-Strukturen: Pfade SUBJ DET PRED PRED ' GLAUB f1 COMP SUBJ PRED (f COMP) = 1 (SUBJ)(COM P) ' DEF DET PRED ' MARIA' ' LÜG (SUBJ) ' DEF ' MANN' (f1 COMP SUBJ) = (f1 COMP SUBJ PRED) = SUBJ PRED DET PRED DEF ' MARIA' ' LÜG (SUBJ) ' DET PRED DEF ' MARIA' (f1 COMP PRED) = 'LÜG<(SUBJ)>' (f1 COMP SUBJ DET) = 'MARIA' DEF Merkmalstrukturen und Pfade in PC-PATR S: [SUBJ: [DET: DEF PRED: 'MANN'] PRED: 'GLAUB<(SUBJ)(COMP)>' COMP: [SUBJ: [DET: DEF PRED: 'MARIA'] PRED: 'LÜG<(SUBJ)>' ] ] <S COMP> = <S COMP PRED> = <S COMP SUBJ> = <S COMP SUBJ DET> = <S COMP SUBJ PRED> = Merkmal-Strukturen: Pfade a f b c h w i j x k z v1 v2 p w1 q w2 f g m n v Durch welche Pfade werden die folgenden Werte selektiert? w: <f a g h> x: <f a g i j> v1: <f b m> w2: <f c q> Merkmal-Strukturen: Pfade a f b c h w i j x k z v1 v2 p w1 q w2 f g m n v Welche Werte werden durch die folgenden Pfade selektiert? <f b>: [ m: v1 n: v2 ] <f a g i>: [ j: x <f b n>: k: z ] v2 <f c p>: w1 <f a i k>: Relationen: Subsumption Eine Merkmal-Struktur fi subsumiert eine andere MerkmalStruktur fj: fi fj, wenn alle Attribut-Wert-Paare in fi auch in fj sind, und fi und fj keine inkompatiblen Paare enthalten, d.h. die Werte gleicher Attribute müssen gleich sein. sei f1=[NUM SG] und f2= NUM SG GEN dann gilt f1 f2 MASK sei NUM SG f1 GEN MASK dann gilt f1 f2 und NUM f2 GEN PL MASK Subsumption: Beispiele NUM (1) PERS NUM (3) PERS GEN NUM (5) PERS NUM SG SG (2) PERS 2 2 GEN MASK SG NUM PL 3 (4) PERS 3 GEN MASK MASK DET DEF PL (6) KAS NOM 3 GEN FEM Unifikation von Merkmal-Strukturen Die Unifikation fk = fi fj ist die allgemeinste Merkmal-Struktur für die gilt fi fk fj fk, d.h. die Strukur, die sowohl fi als auch fj subsumiert. Beispiel: sei NUM f1 GEN dann gilt SG MASK NUM SG f 2 KAS AKK DET DEF und NUM KAS f1 f2 DET GEN AKK DEF MASK SG Unifikation von Merkmal-Strukturen: Beispiel SUBJ PRED 'kick ( SUBJ)( OBJ) OBJ SUBJ OBJ DET NUM PRED DET NUM PRED INDEF SG ' ball ' DEF SG ' John ' ' SUBJ PRED OBJ 'kick ( SUBJ)( OBJ) ' INDEF DET NUM SG PRED 'ball ' DEF DET NUM SG PRED 'John '