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Vorlesung Rehabilitation
Traditionelle Therapieverfahren in der Rehabilitation
I.
Störungen der Motorik
II.
Störungen der Sensibilität und Wahrnehmung
Vorlesung Rehabilitation
I.
Störungen der Motorik
Nahezu alle Patienten, die im Zusammenhang mit einer erworbenen
Hirnschädigung
eine motorische Behinderung entwickelt haben,
erhalten von der akuten Krankheitsphase an krankengymnastische und
spätestens
während
der
medizinischen
ergotherapeutische Übungsbehandlung.
Rehabilitation
Vorlesung Rehabilitation
Grundsteine der rehabilitativen Förderung:
-Bewegungsanbahnung um erwünschte motorische Abläufe erneut zu
ermöglichen
- Hemmung störender motorischer Symptome wie die spastische
Tonuserhöhung
Vorlesung Rehabilitation
Übersicht der traditionellen Behandlungskonzepte:
1. Die Bobath-Methode
2. Die Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation
(PNF)
3. Die Vojta-Methode
4. Die Brunnstrom-Methode
5. Die Rood-Methode
Vorlesung Rehabilitation
1. Die Bobath-Methode
Die Bobath-Methode gehört zu dem am weitesten etablierten
neurophysiologischen
Therapiekonzept
erworbenen Hirnschäden.
für
Patienten
mit
Vorlesung Rehabilitation
Das Therapiekonzept:
-
wurde in den 40er Jahren von der Krankengymnastin Bertha
Bobath und ihrem Mann, dem Neurologen Dr. Karl Bobath
entwickelt
-
zunächst für Kinder mit spastischen Bewegungsstörungen
-
wurde stets weiterentwickelt
-
auf die Behandlung von Erwachsenen mit Störungen des zentralen
Nervensystems ausgeweitet
Vorlesung Rehabilitation
Das Bobath-Konzept nimmt für sich in Anspruch, auf der
lebenslangen Fähigkeit des Nervensystems, sich Reizen durch
Strukturänderung im Sinne der Neuroplastizität anzupassen, zu
basieren.
Vorlesung Rehabilitation
Das Bobathsche Therapiekonzept:
-
physiotherapeutische Interventionen
-
therapeutische Pflege als ständiger Bestandteil des gesamten
Tagesablaufes (24-Stunden-Konzept)
-
Maßnahmen der Lagerung, der Bewegung des Patienten innerhalb
und außerhalb des Bettes (Handling)
-
sowie die Anleitung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL)
Vorlesung Rehabilitation
Dem Nervensystem werden:
-
wiederholt richtige Lernangebote als Stimulation entgegengebracht
-
pathologische Bewegungsabläufe werden gehemmt
-
physiologische Bewegungsabläufe angebahnt
-
optische, akustische und taktile Stimuli werden im Sinne eines
sensomotorischen Trainings gezielt in die Therapie mit einbezogen
-
Alltag der Betroffenen wird so zur Therapie
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2. Die Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation
(PNF)
Die Methode zielt darauf ab, die Kontraktion einzelner paretischer
Muskelgruppen im Rahmen von synergistischen Aktivierungs-
mustern anzubahnen.
Vorlesung Rehabilitation
-
spiralig ablaufende Bewegungen
-
Beginn
der
Bewegung:
Muskel
auf
dessen
Aktivität
eine
fazilitatorische Wirkung ausgeübt werden soll, ist maximal gedehnt
-
Ende der Bewegung: der Muskel ist maximal verkürzt, während der
gesamten Bewegungsexkursion hält der Therapeut die Dehnung
aufrecht
Vorlesung Rehabilitation
Ist der Patient bereits in der Lage, einen Teil der Bewegung selbst
auszuführen, bedeutet die applizierte Dehnung einen erheblichen
fazilitatorischen Zusatzreiz für die schwachen Muskelgruppen.
Ist der Patient zu einer Willkürkontraktion noch nicht in der Lage,
wird die gewünschte synergistische Bewegung komplett vom
Therapeuten geführt, währenddessen wird der Patient ständig
verbal dazu angehalten, an der Bewegung aktiv mitzuwirken.
Vorlesung Rehabilitation
Einzelne Bewegungen und Bewegungskomponenten werden auch
repetitiv geübt.
Der Nachteil der Methode:
-
häufig
auftretende
Muskelgruppen
Kokontraktionen
begünstigen
das
Auftreten
antagonistischer
unerwünschter
assoziierter Bewegungen und Zunahme der Muskelspastizität.
Vorlesung Rehabilitation
Studien aus der Literatur:
Quantitative
muskuläre
EMG-Registrierung
Aktivität
eines
konnte
gedehnten
zeigen,
Muskels
dass
die
während
Willküraktivierung stärker ist als ohne Dehnung ( Sahrmann und
Norton 1977; Stewart et al. 1981 ).
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Elektromyographische Aktivität des M. deltoideus und des M.
pectoralis
major
während
vier
verschiedener
PNF-
Bewegungsmuster zeigte, dass der Grad der Aktivierung deutlich
von der Position distal gelegener Gelenke, und damit vom
Dehnungswiderstand der auf dieses Gelenk wirkenden Muskeln
abhängt (Sullivan u. Portney 1980).
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Diese Studien belegen die Effizienz der Verwendung von
„Muskelketten"
(PNF-Terminus)
für
die
Irradiation
von
Aktivierungseffekten, welche die Grundlage der PNF-Methode
bilden (Hummelsheim 1998).
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3. Die Vojta-Methode
-
kommt vorwiegend im Kindesalter zur Anwendung
Schwerpunkt in der Behandlung von Kindern mit gestörter
motorischer Entwicklung (Vojta und Peters 1992)
-
Therapie von Patienten mit Querschnittslähmungen (Laufens et al.
1995)
Vorlesung Rehabilitation
-
verwendet frühkindlich vorkommende typische Reflexmuster, um
darauf aufbauend verloren gegangene motorische Funktionen zu
aktivieren
-
aus
bestimmten
Ausgangslagen
werden
an
definierten
Körperzonen, typischerweise an Extremitäten oder Rumpf, kutane
oder Muskeldehnungsreize gesetzt
-
dadurch sollen Haltungsänderungen oder Bewegungen ausgelöst
werden, die dem Grundmuster des „Reflexkriechens" oder
„Reflexumdrehens" entnommen sind
Vorlesung Rehabilitation
Dabei
wird
davon
ausgegangen,
dass
diese
motorischen
Grundmuster genetisch im Zentralnervensystem jedes Menschen
programmiert sind.
In der Rehabilitation von Patienten mit zentral bedingten
sensomotorischen Defiziten sollen der Erwerb oder Wiedererwerb
motorischer Fertigkeiten auf diesen Grundmustern aufbauen.
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Neurophysiologisch postuliert Vojta:
-
motorische
Grundmuster
sind
auf
mehreren
Ebenen
des
Zentralnervensystems, unter anderem auch spinal, repräsentiert
-
über aktivierende oder hemmende Einflüsse aus subkortikalen
Zentren und spinalen Interneuronensystemen sollen dann die
strukturell
präformierten
supraspinalen
oder
spinalen
Reflexmechanismen ausgelöst und für motorische Aufgaben
sinnvoll eingesetzt werden.
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4.
Die Brunnstrom-Methode
Anwendung zentraler Fazilitationstechniken, die über strukturell
und physiologisch präformierte intra- und interhemisphärische
Verbindungen
sowie
über
bilaterale
neuronale
wirksam werden sollen (Brunnstrom 1970).
Schaltkreise
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-
Patient wird aufgefordert, die gelähmte Extremität zu bewegen,
während
er
gleichzeitig
kontralateral
symmetrisch
gegen
mechanischen Widerstand kontrahiert
-
gegebenenfalls werden auch ipsilaterale proximale Bewegungen
initiiert
-
dabei werden zunächst durch Irradiationseffekte bei der Mehrzahl
der Patienten grobe synergistische Massenbewegungen der
paretischen Extremität ausgelöst
Vorlesung Rehabilitation
-
dies ist insbesondere bei Patienten mit hochgradigen oder
vollständigen Lähmungen erwünscht
-
durch Maximalinnervation gegen Widerstand in zu plegischen
Muskelgruppen kontralateralen Muskelgruppen konnte tatsächlich
eine deutliche Fazilitation motorisch evozierter Potenziale erzielt
werden (Hummelsheim et al. 1995).
Vorlesung Rehabilitation
- nachdem Massenbewegungen ausgelöst werden konnten werden
lokalisierte phasische Haut- oder Muskelreize appliziert, um die
Aktivierung individueller Muskeln zu erleichtern
-
Patient wird aufgefordert, der Bewegung Aufmerksamkeit
zuzuwenden.
Nachteil der Methode:
-
nicht geeignet zur Minderung einer unerwünschten Spastizität
-
Begünstigt das Auftreten unerwünschter assoziierter Bewegungen
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4.
Die Rood-Methode
Methode nutzt die Anwendung umschriebener, oberflächlicher
thermischer
und/oder
mechanischer
Stimulationen,
um
die
Motoneurone für die darunter gelegene Muskulatur exzitatorisch zu
beeinflussen (Rood 1956).
-
kurz dauernde, punktförmige Kältereizung
-
bürsten der Haut
Vorlesung Rehabilitation
Da bei mechanischer Hautreizung die Propriozeptoren der
unterliegenden Muskulatur regelmäßig miterregt werden, kann der
Gesamteffekt der oberflächlichen Reizapplikation durchaus deutlich
fazilitatorisch sein. Die von Rood in unmittelbarem Anschluss an
die
Hautstimulation
Muskeldehnungen
Fazilitationsreiz.
empfohlenen
bedeuten
kurzen,
regelmäßig
einen
phasischen
wirksamen
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II.
Störungen der Sensibilität und Wahrnehmung
Für die funktionelle Erholung sensomotorischer Defizite ist es von
entscheidender Bedeutung, in welchem Grad die Wahrnehmung
sensibler Qualitäten gestört ist.
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Aszendierende sensible Bahnen sind auf mehreren Ebenen des
Zentralnervensystems mit der motorischen Efferenz vernetzt.
-
formale Sensibilitätsminderungen
-
gestörte Interpretation der sensiblen Afferenz
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Die wichtigsten Therapieansätze sind:
1.
Traditionelles Sensibilitätstraining
2.
Die Affolter-Methode
3.
Die Perfetti-Methode
4.
Erzwungener Gebrauch
Vorlesung Rehabilitation
1. Traditionelles Sensibilitätstraining
Wurde für Patienten entwickelt, die nach einer zentralnervösen
Schädigung eine Sensibilitätsminderung in einer umschriebenen
Körperregion aufwiesen.
Vorlesung Rehabilitation
-
unterschiedliche Reizmodalitäten
-
Reizstärke in der Nähe der individuellen Wahrnehmungsschwelle
-
Aufmerksamkeitsniveau des Patienten wird erhöht
-
motivationsfördernd gegenüber stereotyper Verabreichung weit
überschwelliger Reize
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2. Die Affolter-Methode
-
Interaktion mit der Umgebung ist für jede sinnvolle Bewegung oder
Handlung erforderlich
-
bevor diese sinnvoll durch- und zu Ende geführt werden kann, die
Bedingungen der Umgebung wahrgenommen und die Bewegungsoder Handlungsplanung an diese angepasst werden muss
Vorlesung Rehabilitation
Das Behandlungskonzept (Affolter 1983, 1987; Affolter und Stricker
1980):
-
entstand aus der Beobachtung hirngeschädigter Kinder
-
wurde in den letzten Jahren auf hirngeschädigte Erwachsene
übertragen
-
Kernhypothese ist, dass die Betroffenen in ihrer Fähigkeit
beeinträchtigt
sind,
der
Umgebung
bewegungs-
handlungsrelevante Informationen zu entnehmen.
oder
Vorlesung Rehabilitation
-
wahrnehmungsgestörte Patienten explorieren unzureichend
-
sammeln zu spärlich Informationen aus der Umwelt, um mit ihr
sinnvoll interagieren zu können
-
die Kapazität der Informationsaufnahme und -verarbeitung zu muss
erweitert werden
Vorlesung Rehabilitation
Das „Spüren" anhand von Tätigkeiten des Alltags steht dabei im
Mittelpunkt des therapeutischen Geschehens.
-
Alltagsbewegungen (Getränk einschenken, Tisch abwischen)
werden vom Therapeuten geführt
-
Patient wird dazu angehalten, der geführten Bewegung möglichst
viel taktil / propriozeptive Information zu entnehmen.
Vorlesung Rehabilitation
-
beide Körperseiten sollen möglichst auch simultan geführt werden
-
um deren Zusammenspiel anzubahnen
-
Patient kann die geführte Bewegung auch visuell oder auditiv
verfolgen
-
von einer Ablenkung durch Ansprache ist jedoch abzusehen.
Vorlesung Rehabilitation
3. Die Perfetti-Methode
Im Behandlungskonzept von Perfetti (Perfetti 1981, 1986) spielt die
Aufnahme sensibler Informationen ebenfalls eine zentrale Rolle.
Sein Verfahren setzt einen Schwerpunkt in der Rehabilitation der
zentral paretischen Hand.
Vorlesung Rehabilitation
Grundidee:
-
Patient erstellt neue Bewegungsprogramme
-
ohne während des motorischen Lernens auf automatisierte
Bewegungen oder Synergien zurückzugreifen
-
bei dem Bemühen, auf „alte" motorische Schablonen
zurückzugreifen, wird das Auftreten unerwünschter assoziierter
Reaktionen begünstigt
Vorlesung Rehabilitation
-
Patient wird aufgefordert, während die Hand über verschiedene
Oberflächen oder Objekte geführt wird, die dabei aufgenommenen
sensiblen Informationen zu interpretieren.
-
durch die dabei provozierte selektive Aufmerksamkeit kommt es
nur selten zu einer Tonuserhöhung
-
oftmals wird sogar eine deutliche Reduktion der Tonusverhältnisse
beobachtet
-
bereits die Hinwendung der Aufmerksamkeit auf die paretische
Extremität stellt einen potenten fazilitatorischen Stimulus dar
Vorlesung Rehabilitation
-
Aufnahme sensibler Informationen
unter Verzicht auf die
Verwendung „alter“ motorischer Schablonen hilft das Auftreten
unerwünschter assoziierter Reaktionen zu vermeiden
-
Gleichzeitig wird die Bildung gänzlich neuer Bewegungs- und
Handlungsstrategien gefördert
-
Anfänglich werden alle Bewegungen unter maximal möglicher
Mitwirkung des Patienten geführt, bis er diese schließlich
vollständig alleine ausführen kann
-
Bewegungen bzw. Bewegungssegmente werden allmählich immer
komplexer gewählt
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4. Erzwungener Gebrauch
In den ersten Wochen nach Eintritt der Hirnschädigung versuchen
die Betroffenen, die verlorene Funktion des paretischen Armes
durch verstärkten Gebrauch des nicht betroffenen Armes zu
kompensieren.
Vorlesung Rehabilitation
„gelernter Nichtgebrauch" („learned nonuse") (Taub 1980)
beschreibt, dass die Patienten in der frühen Phase nach Eintritt der
Hirnschädigung lernen, die meisten Verrichtungen des täglichen
Lebens mit dem gesunden Arm zu erledigen und später selbst bei
weitgehender Erholung der motorischen Funktion des betroffenen
Armes diesen nicht einzusetzen.
Vorlesung Rehabilitation
-
besonders bei rechtshemisphärisch geschädigten Patienten
-
durch Phänomene des motorischen Neglekts bzw. der motorischen
Extinktion weiter gefördert und unterhalten
Vorlesung Rehabilitation
Therapeutische Strategie (Ostendorf und Wolf 1981; Wolf et al.
1989):
-
täglich während mehrerer Übungsphasen nur die betroffene
Gliedmaße zum Einsatz kommen zu lassen („erzwungener
Gebrauch").
Vorlesung Rehabilitation
Wolf et al. (1989):
-
verwenden eine Unterarmschlinge, welche Hand und Finger der
gesunden Hand fixierte
-
Die Schlinge wurde während des gesamten Tages, mit einer
Unterbrechung von 30 Minuten und während der Nachtstunden, für
einen Zeitraum von jeweils zwei Wochen getragen.
-
Dabei zeigte sich bei 19 von 21 motorischen Testaufgaben eine
deutliche Verbesserung gegen Ende und nach der Phase des
„erzwungenen Gebrauchs" („forced use").
Vorlesung Rehabilitation
Erzwungener Gebrauch:
-
effektiver fazilitierender Stimulus dar, indem die betroffene
Gliedmaße nachhaltig häufiger eingesetzt wird und gleichzeitig eine
deutliche sensible Stimulation erfährt
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