Vorlesung Pädagogische Psychologie

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Sandra Scarr
Anlage Umwelt
David Geary
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Relevanz der Themas
Gesellschaftlich virulentes Thema
IQ-Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen: Was
bedeuten sie?
Pädagogische Relevanz
Pädagogische Maßnahmen sind Umwelteinflüsse
Intuitive Theorien
Teils "unsinnige" Annahmen
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Lernziele
• Was sind wichtige Arten des Anlage- und des
Umwelteinflusses?
• Was ist Populationsgenetik (Entwicklungsgenetik)?
• Warum ist die Frage "Zu viel Prozent ist <xyx>
vererbt" nur eingeschränkt sinnvoll?
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Überblick
• Positionen in der Anlage-Umwelt-Debatte
• Art der Wirkungen von Anlage und Umwelt
• Populationsgenetik: Grundlegende Vorgehenslogik
• Die "Abers" der Populationsgenetik (!)
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Zwei Extrempositionen
1 Endogenistisch: Primäre Determination durch
Gene z.B. soziobiologische Auffassungen
2 Exogenistisch: Primäre Prägung durch
Umwelt z.B. behaviorale Auffassungen
(Millieutheorien)
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Wechselwirkung
Anlage und Umwelt – beides sind notwendige
Entwicklungsbedingungen
Hebb: Verhalten wird durch 100% durch Vererbung
und zu 100% durch die Umwelt bestimmt
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Konzeption von Umwelteinflüssen
Wohlwill (1973)
I Stimulusmodell
II Kontextmodell
Vier Arten des Umwelteinflusses
I Krankenbett-Modell
I' Vergnügungspark-Modell (+ aktive Auswahl)
II Wettschwimmen-Modell
II' Tennismatch-Modell (+ Reaktion  Umwelt)
Postulierte Entwicklung: I  I' und II'  II
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Wichtige Konzepte genetischen Einflusses
• "Einfache" Vererbung (Geschlecht; vgl. aber sex –
gender)
• Vererbung über mehrere Gene, ggf. im Wechselspiel
mit Umwelt
• Reifung / Reifestand
(bis spätestens 12-13 M. laufen)
• Sensible Phasen
(Erfahrung kann auch "zu spät" erfolgen)
• Biologisch vorbereitetes Lernen (Seligman)
/ Primary versus secondary abilities (Geary)
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Biologisch primäre und sekundäre
Fähigkeiten nach Geary
Biologisch primäre Fähigkeiten
•
Evolutionsbasierte Funktionen – Beispiele:
– Erstspracherwerb
– Basale Mathematik (bis max. 4; Erkennen von
Mengen, Zählen)
– Navigation im Lebensraum
•
Beruht auf spezialisierten angeborenen
neurobiologischen Systemen
•
"Skeletal principles" plus entsprechende Aktivität 
fleshed out principles
•
Prinzipienverständnis implizit
•
"Leichtes" Lernen
•
Sog. "konstruktivistische" Lernarrangements effektiv
(vgl. Piaget)
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Biologisch primäre und sekundäre
Fähigkeiten nach Geary
Biologisch sekundäre Fähigkeiten
•
Kulturelle, statt evolutionsbasierte Funktion
•
Angeborene System werden für "zusätzliche"
Lernanforderungen hinzuzogen
– Sprache  Lesen
– Basale Mathematik  Arithmetik
– Navigation im Lebensraum  Geometrie
•
Ressourcen-belastendes Lernen
•
Explizites Prinzipienverständnis
•
Sog. "konstruktivistische" Lernarrangements ineffektiv
 Strukturierte Instruktion / "deliberate practice"
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Populationsgenetik:
Grundlegende Vorgehenslogik
• Ziel: Einfluss der Gene und der Umwelt auf Merkmale wie
IQ, Aggressivität, Ängstlichkeit, Impulsivität
• Ausgangspunkte sind Variationen bzgl. (1)
phänotypischer Ausprägung, (2) Anlageähnlichkeit und
(3) Umweltähnlichkeit
• Typische Untersuchungen
- Zwillingsstudien
- Adoptivstudien
- Kombinierte Methoden
• Erblichkeitskoeffizienten: Anteil von Umwelt und Erbe
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Typische Studien: Zwillingsstudien - Intelligenz
Verwandtschaftsgrad
Gemeinsam
aufgewachsen
Getrennt
aufgewachsen
Eineiige Zwillinge
.86
(190)
.75
(158)
Zweieiige Zwillinge
.39
(178)
.35
(112)
Geschwister
.54
(271)
.47
(28)
Nicht verwandt
-.02
(108)
---
nach Bouchard et al. (1994)
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Typische Studien: Adoptionsstudien - Intelligenz
Durchschnitt Adoptiveltern mit IQ Kind
.19
(351)
Durchschnitt der biologischen Eltern mit IQ Kind
.58
(358)
17 Adoptionsstudien nach
Munsinger, 1975
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Zahlen zu Erblichkeit
(Kombinationsmethode aus Asendorpf, 2002)
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Erblichkeitskoeffizienten:
Einschränkungen I
 Teils wackelige Annahmen bei der Berechnung der
Erblichkeitskoeffizienten (z.B. Umwelt bei Eineiigen und
Zweieiigen gleich ähnlich?; nicht-selektive Platzierung von
Adoptivkindern?)
 Anteile an interindividuellen Unterscheiden ist nicht gleich
Anteil am Merkmal selbst
 Hoher Erblichkeitskoeffizient bedeutet nicht gleich
Determination durch Anlagen
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Erblichkeitskoeffizienten:
Einschränkungen II
Implizite Annahme der Unabhängigkeit der Anlage- und
Umwelteinflüsse, jedoch:
 Indirektheit von Anlageeinflüssen
 Indirektheit von Umwelteinflüssen
 Interaktionseffekte zwischen Anlage und Umwelt
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Beispiel für Interaktionseffekt
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Erblichkeitskoeffizienten:
Einschränkungen III
Kovariationen zwischen Anlage und Umwelt (Plomin, Scarr)
- Passive Kovariation
- Evokative (reaktive) Kovariation
- Aktive Kovariation
Annahme der Alterabhängigkeit:
- Abnahme "passiv"
- Zunahme "aktiv"
(vielfach mit dem Alter steigende Erblichkeitskoeffizienten)
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Zusammenfassung
• Was sind wichtige Arten des Anlage- und des
Umwelteinflusses?
Stimulus- und Kontextmodell; biologisch vorbereitetes Lernen,
Reifung und Reifungsstand – Wechselwirkungen zwischen
Anlage und Umwelt
• Was ist Populationsgenetik (Entwicklungsgenetik)?
Erblichkeitskoeffizienten durch Zwilling- und Adoptionsstudien
• Warum ist die Frage „Zu viel Prozent ist <xyx> vererbt“
nur eingeschränkt sinnvoll?
Interaktionseffekte und Kovariation zwischen Anlage und
Umwelt
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Nachzulesen
• Asendorpf, J. (2007). Interaktion und Kovariation von
Genom und Umwelt. In M. Hasselhorn & W. Schneider
(Hrsg.), Handbuch der Entwicklungspsychologie (S. 119128). Göttingen: Hogrefe.
• Geary, D. C. (1995). Reflections of evolution and culture in
children's cognition: Implications for mathematical
development and instruction. American Psychologist, 50,
24-37.
• Montada, L., Lindenberger, U., & Schneider, W. (2012).
Fragen, Konzepte, Perspektiven. In W. Schneider & U.
Lindenberger (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (7. Aufl.).
Weinheim: Beltz (Abschnitt 1.2.)
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