Medieninformation Wien, am 11. Dezember 2009 Auf dem Weg zu biologisch erneuerten Bandscheiben Forscher im Orthopädischen Spital Speising sind auf der Suche nach biologisch regenerierten Wirbelsäulenteilen. Unsere Bandscheiben sind im Lauf des Lebens enormen Belastungen ausgesetzt: So muss z.B. eine einzelne Bandscheibe beim Heben einer Bierkiste einem Druck von 23 bar standhalten (zum Vergleich: In einem PKW-Reifen herrscht ein durchschnittlicher Druck von 2 bar). Kein Wunder also, dass die Bandscheibe mit der Zeit degenerativen Veränderungen unterliegt: Sie verliert Wasser, schrumpft und reißt schließlich ein, was äußerst schmerzhaft sein kann. Eine Bandscheibenoperation kann zwar die Schmerzen nehmen, das Voranschreiten der Degeneration aber nicht verhindern. Deshalb sind nun Mediziner des Orthopädischen Spitals Speising in Wien, einer Klinik der Vinzenz Gruppe, auf der Suche nach biologischen Therapiemöglichkeiten. Im gerade neu eröffneten „Zelllabor“ wird untersucht, wie aus krankhaft veränderten Bandscheiben -- und eventuell auch aus Stammzellen -- neues, funktionsfähiges Zellmaterial gewonnen werden kann. Dieses könnte langfristig geschädigtes Bandscheibengewebe ersetzen oder vorbeugend zum Einsatz kommen. Ähnliche Techniken werden etwa bei Knorpelschäden am Knie bereits angewandt, im Bereich der Wirbelsäule steckt die diesbezügliche Forschung erst in den Anfängen. Das Ziel: Defekte Zellen erneuern und implantieren DDr. Claudia Eder, Biologin und Medizinerin, sowie Leiterin des Zelllabors in Speising erklärt: „Unser langfristiges Ziel ist es, defektes menschliches Gewebe im Reagenzglas nachzuzüchten und so gesundes Gewebematerial zu schaffen, das dem Patienten als biologisch erneuerte Bandscheibe dienen kann. Die Vorteile einer solchen biologisch regenerierten Bandscheibe liegen auf der Hand: Sie wird im Gegensatz zum Metallimplantat nicht als Fremdkörper wahrgenommen, erzeugt keinen Abrieb und nimmt am Stoffwechsel teil. Mehrjährige Forschung noch erforderlich Die Entwicklung von biologischen Ersatzteilen ist allerdings erst nach mehrjähriger Grundlagenforschung möglich: „Wenn uns in den nächsten Monaten die ersten Schritte im Zelllabor gelingen, erfolgen weitere Experimente und präklinische Studien. Erst danach könnte die Methode erstmals am Menschen angewendet werden“, erklärt Prim. Univ.-Doz. Dr. Michael Ogon, der Leiter der III. Orthopädischen Abteilung in Speising, dem das Zelllabor untersteht. Weiteres Forschungsprojekt Nicht nur Patienten mit Bandscheibenschäden würden übrigens von dieser biologischen Implantation profitieren, sie könnte auch bei Operationen zur Wirbelsäulenstabilisierung angewandt werden. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt des Zelllabors ist die Knochenneubildung: „Bisher werden bei vielen Eingriffen zur Wirbelsäulenstabilisierung Knochen aus einem anderen Teil des Körpers oder Knochenersatzmaterial verwendet. Ziel unserer Forschung ist es, Stammzellen zur Knochen-Neubildung anzuregen, diese mit Ersatzmaterial zu mischen und schließlich dem Patienten implantieren zu können.“ Die III. Orthopädische Abteilung des Orthopädischen Spitals Speising gilt als österreichweit anerkanntes Wirbelsäulenzentrum. Hier werden immer wieder neue Methoden aufgegriffen und weiterentwickelt. Presse-Anfragen Dr. Pierre Saffarnia Orthop. Spital Speising Public Relations Tel (01) 801 82 - 1205 [email protected] www.oss.at