Psych-Grund3,4-Lernen4-VH

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Verhaltensmodifikation auf der
Grundlage operanten Lernens
Prof. Dr. Ralph Viehhauser
Überblick über die grundlegenden
operanten Methoden



Positive Verstärkung als Interventionsmethode:

Positive Verstärkung als Strategie der Festigung eines
Verhaltens

Positive Verstärkung als Strategie zum Aufbau von Verhalten

Positive Verstärkung als Strategie des Abbaus von Verhalten
i.S. einer differenziellen Verstärkung
Bestrafung als Interventionsmethode:

Bestrafung durch einen aversiven Reiz

Bestrafung durch Verstärkerentzug
Kontigenzmanagement in Form von
Verhaltensverträgen
Positive Verstärkung als Strategie der
Festigung eines Verhaltens

Ziel: ein zu selten gezeigtes Verhalten systematisch aufbauen.

Kriterien für die Eignung von Verstärkung: Die eingesetzten
Verstärker sollten z.B.:

dem Alter und den Interessen des Klienten entsprechen,

sättigungsrestistent sein,

häufig und in kleinen Einheiten vergeben werden können,

unmittelbar nach der Äußerung des Verhaltens präsentiert werden
können.

In der Akquisistionsphase: kontinuierlicher Verstärkungsplan
(für einen schnellen Aufbau des Zielverhaltens)

In der Stabilisierungsphase: intermittierender Verstärkungsplan (um die Löschungsresistenz des Zielverhaltens zu erhöhen)
Positive Verstärkung als Strategie
zum Aufbau von Verhalten

Shaping (Verhaltensformung)

Chaining (Reaktionsverkettung)
Shaping
Bei der Methode des Shapings werden
solche Reaktionen verstärkt, die sich der
gewünschten Reaktion schrittweise
annähern bis sie schließlich mit ihr
übereinstimmen.
Chaining

Viele Verhaltensweisen der Alltagsroutine bestehen aus einer
Abfolge aufeinander abgestimmter Einzelreaktionen (z.B.
Zähneputzen). Im Unterschied zum Shaping sind die Einzelreaktionen der Verhaltenskette bereits im Verhaltensrepertoire
und müssen nicht mehr gelernt, sondern nur noch miteinander
verknüpft werden.

Die Verkettung der Einzelreaktionen erfolgt dergestalt, dass die
Ausführung jeder Einzelreaktion für die ihr vorausgehende
Reaktion einen konditionierten (sekundären) Verstärker darstellt
und gleichzeitig für die auf sie folgende Reaktion einen
diskriminativen Hinweisreiz.
Chaining am Beispiel „Zähneputzen“
Diskriminativer
Hinweisreiz
(Einzel-)Reaktion
Konditionierter
Verstärker
„Putze Deine Zähne“
Ergreifen der
Zahnbürste
Bürste in der Hand
Bürste in der Hand
Befeuchten der Bürste
Bürste feucht
Bürste feucht
Öffnen der Pastentube
Tube offen
usw.
usw.
usw.
usw.
usw.
usw.
usw.
usw.
usw.
Mund gespült
Mund abtrocknen
Mund trocken
Primärer Endverstärker
Positive Verstärkung als Strategie des Abbaus von
Verhalten i.S. von differenzieller Verstärkung

Differenzielle Verstärkung niedriger Verhaltensraten

Differenzielle Verstärkung für die vollständige
Unterlassung des Verhaltens

Differenzielle Verstärkung inkompatiblen oder
alternativen Verhaltens
Bestrafung durch einen aversiven Reiz
Klassifikation von Strafreizen: Genau wie bei den
Verstärkern können auch verschiedene Arten von
Strafreizen unterschieden werden:

entsprechend ihrer Genese:




primäre (z.B. Schmerz)
sekundäre (z.B. Strafzettel) und
generalisierte (z.B. Kritik, Demütigung)
als auch inhaltlich:



materielle (z.B. Wegnahme eines Gegenstandes).
soziale (z.B. mit dem Finger drohen) und
aktivitätsbezogene (z.B. die Ausführung einer als
unangenehm erlebten Tätigkeit)
Nachteile von Bestrafung durch einen
aversiven Reiz (1):

kann zu Flucht- und Vermeidungsverhalten führen.

kann bei dem Bestraften Ärger auslösen, welcher seinerseits
aggressives Verhalten begünstigt.

stellt ein ungünstiges Modell für aggressives Verhalten dar, was
die Aufnahme aggressiver Verhaltensweisen in das
Verhaltensrepertoire wahrscheinlicher macht.

kann zu einer Beeinträchtigung des Selbstkonzepts führen („Ich
bin nichts wert!“).

wirkt sich negativ auf der Beziehungsebene aus, weil der
Bestrafende zu einem konditionierten Stimulus für negative
emotionale Reaktionen werden kann.
Nachteile von Bestrafung durch einen
aversiven Reiz (2):

Wer bestraft wird, verbindet die Angst wegen Generalisierungseffekten vielleicht nicht nur mit dem unerwünschten Verhalten,
sondern auch mit der strafenden Person oder mit der Situation, in
der gestraft wird.

Da es sich um eine sehr wirkungsvolle Interventionsstrategie
handelt, besteht die Gefahr, vorschnell (bzw. ausschließlich) auf
diese Methode zurückzugreifen.

Als alleinig angewandte Strategie besitzt Strafe den Nachteil, dem
Betroffenen nicht anzugeben, welches Verhalten er anstelle des
bestraften zeigen soll.

Unvorhersehbare (willkürliche) und unausweichliche Bestrafung
kann zu einem überdauerndem Gefühl der Hilflosigkeit führen.
Bestrafung durch Verstärkerentzug

Löschung (Extinktion)

Time-Out

Response Cost
Löschung (Extinktion)

Prinzip der Löschung: Bei der Löschung besteht der
Entzug des positiven Reizes in dem funktional wirksamen
Verstärker.

Anwendungshinweise:

Von grundsätzlicher Bedeutung ist die Möglichkeit, den
positiven Verstärker im Rahmen eines Programmes auch
tatsächlich kontrollieren zu können.

Ein Ausrutscher und es handelt sich um einen intermittierenden Verstärkerplan, der gerade entgegen der Intention zu
einer besonders hohen Löschungsresistenz führt.

Grundsätzlich sollte eine Löschungsprozedur mit der
positiven Verstärkung eines alternativen Verhaltens
einhergehen.
Time-Out

Definition: Bei Time-Out besteht die Bestrafung in einem
zeitlich begrenzten Entzug von Verstärkungsmöglichkeiten.
(Dabei besteht zwischen dem entzogenen Verstärker und dem
problematischen Verhalten ein beliebiger Zusammenhang).

Nicht-ausschließendes Time-Out: bedeutet für den
Betroffenen, dass der Verstärkerentzug im gleichen Setting
erfolgt (z.B. systematische Nichtbeachtung).

Ausschließendes Time-Out: hier wird der Klient kontingent
auf das problematische Verhalten in den Time-Out-Raum
gebracht.
Response Cost

Definition: Response Cost besteht in dem auf ein problematisches Verhalten kontingent erfolgenden Entzug eines (nichtfunktionalen) Verstärkers (in quantitativer Hinsicht).

Beispiele: Bußgeldbescheid wegen Falschparkens; Rückstufung
des Ausgangs in der Suchttherapie; Entzug von Punkten oder
Tokens

In der Praxis empfiehlt es sich, Response Cost mit positiver
Verstärkung zu koppeln. D.h., der Klient kann für angemessenes
Verhalten Verstärker verdienen und erhält gleichzeitig einen
Abzug für problematisches Verhalten.
Verhaltensvertrag

In der Praxis ist es sinnvoll, die dargelegten operanten Strategien
als ein antizipierbares Regelsystem zu implementieren, d.h.
alle Schritte für den Klienten vorhersehbar zu machen. Diesem
Ziel dient die Strategie des Verhaltensvertrages.

In einem Verhaltensvertrag kann z.B. festgelegt werden, welches
Verhalten geändert werden soll, für welche erwünschten Verhaltensweisen es, welche positiven Verstärker gibt, für welche
unerwünschten Verhaltensweise es einen Response Cost gibt, wie
hoch dieser ausfällt, usw.

Eine besondere Form eines umfassenden, vertragsgebundenen
Kontingenzmanagements ist die sog. Token-economy (Münzverstärkung).
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