Klassische Konditionierung: weitere Anwendungsbeispiele Zur Psychologie des Lernens II: Thorndike, Hull und Skinner Spracherwerb: konnotative Wortbedeutung Wolkowa-Experiment semantische Generalisation belegt Konditionierung höherer Ordnung mittels des russischen Worts choroscho (gut) Neues Lernparadigma in den USA Edward L. Thorndike Animal Intelligence. An Experimental Study of Associative Processes in Animals (1898) „puzzle box“ Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=BDujDOLre-8 Edward Lee Thorndike (1874-1949) • studierte bis 1895 an der Wesleyan University und bis 1896 an der Harvard University • Doktorgrad: 1898 an der Columbia University • dort war er auch von 1904 bis 1940 als Professor tätig, zuletzt als Direktor der Fakultät für Psychologie. Þ Anspruch auf strenge Wissenschaftlichkeit und praktische Relevanz. law of effect Lernen durch Gesetz des Effekts „trial and error, and accidental success“ Allgemeines Lernprinzip: Verknüpfung von Situationen mit Aktionen „habits“ 3 Voraussetzungen: a) Gesetz der Bereitschaft b) Gesetz der Übung c) Gesetz der Auswirkung instrumentelle Konditionierung (Verknüpfung von situativer Bedingung [=Reiz] und Reaktion darauf) instrumentelle Konditionierung vs. klassische Konditionierung (Verknüpfung von 2 Reizen) Clark L. Hull (1884-1952) System einer allgemeinen Theorie des Verhaltens Begriffliche Präzisierung des Thorndikeschen Gesetzes Lernprozesse haben einen inneren Antriebszustand zur Voraussetzung Triebzustand (D) physischer Mangelzustand – unspezifische Aktivierung Triebreiz (SD) „drive“ Zur Psychologie des Lernens III: „Bekräftigung“ erfolgt durch Triebreduktion Skinner Generalisierbarkeit elementarer Lerngesetze Burrhus Frederic Skinner (1904-1990) Walden Two (1948) dt.: Futurum Zwei (nach Henry David Thoreau, Walden oder Leben im Wald (1854) „Skinner-Box“ Beyond Freedom and Dignity (1971) Basisrate Extinktion „operante Konditionierung“ „Operanten“ sind Verhaltensweisen, deren Auftreten an keine Auslöserreize gebunden ist Zwei Arten der Konditionierung nach Skinner Tauben als Versuchstiere • Konditionierung vom Typ S (= klassische Konditionierung nach Pawlow) • Konditionierung vom Typ R (= operante Konditionierung nach Skinner) Zusammenfassung: www.youtube.com/watch?v=SUwCgFSb6Nk&featur e=related positive Verstärkung: positiver Reiz S+ „Verstärker“ ein positiver Reiz, der auf ein Verhalten folgt, erhöht die Auftrittswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens negative Verstärkung: negativer Reiz S- die Auftrittswahrscheinlichkeit eines Verhaltens steigt, wenn auf dieses Verhalten die Ausblendung eines aversiven Reizes folgt Bestrafung vom Typ 1 („positive Bestrafung“): Bestrafung vom Typ 2 („negative Bestrafung“): ein aversiver Reiz, der auf ein bestimmtes Verhalten folgt, senkt die Auftrittswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens der Entzug eines positiven Reizes, der auf ein Verhalten folgt, senkt die Auftrittswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens einblenden S+ S- Positive Verstärkung ausblenden Negative Bestrafung Positive Bestrafung Negative Verstärkung Beispiele Originalvortrag von Skinner Positive Verstärkung Kindererziehung: www.youtube.com/watch?feature=player_embed ded&v=7VZUjncC_SY# • Materielle positive Verstärker: Geld, Süßigkeiten • soziale Verstärker: Zärtlichkeit, Lob • Handlungsverstärker: TV schauen, auf den Spielplatz gehen Skinner im Interview: www.youtube.com/watch?v=cUzoa7Vv5sE&feature=endscreen Psychotherapie: von externen zu • Selbstverstärker: alles, was sich Person selbst gibt Beispiele Positive Verstärkung Alltag: • In einem Dialog quittiert F. Themen, die er gerne mag, mit einem bestätigenden "mhm" oder einem "ja". Er lenkt somit indirekt die Themenwahl, da sein Gesprächspartner für die jeweilige Thematik verstärkt wird. • ?? verbales Konditionieren Typisches Experiment j Der Vl führt ein einfaches Gespräch mit der Vpn (ca. 10 min.), greift selbst nicht ein – Basisrate bestimmter Sätze wird festgestellt. Dann beginnt die Prozedur. Bestimmte erwünschte Sätze (z. B. Sätze, in denen die Vpn über sich erzählt) werden positiv verstärkt (und zwar durch Zuwendung: Nicken mit dem Kopf, beifälliges „Ja“ etc.), alle anderen Sätze nicht. Die Häufigkeit entsprechender Sätze nimmt zu. Nach etwa wieder 10 min. Beginn mit der Extinktion – positive Verstärkung wird eingestellt, Häufigkeit der gewünschten Sätze sinkt wieder auf die Basisrate ab. Beispiele Negative Verstärkung Psychotherapie: • Gabe von Antidepressiva führt zur Reduktion depressiver Symptome; Antidepressiva = negative Verstärker. Kindererziehung: • Mutter hört auf, ihre Tochter zu den Hausaufgaben zu zwingen, wenn diese anfängt zu weinen. Alltag: • "Damit Du Ruhe gibst, mache ich das für Dich!„ • Hautjucken bei Neurodermitis Ein Schüler soll sich auf ein Referat anhand einer bestimmten Literaturquelle vorbereiten. Er sichtet nicht nur die angegebene Literatur, sondern bedient sich auch noch anderer Quellen, um hervorragend vorbereitet zu sein. a) Positive Verstärkung: Er wird vom Lehrer und seinen Mitschülern gelobt. Um diese positive Konsequenz wieder zu erhalten, wird er in Zukunft ebenso handeln. b) Positive Bestrafung: Seine Mitschüler lachen ihn aus und titulieren ihn als Streber. Um diese negative Konsequenz nicht wieder zu erhalten, wird er sein Verhalten zukünftig ändern. Fallbeispiel: Beispiele Frau L., Patientin mit selbstverletzendem Verhalten Positive Bestrafung L. berichtet, dass ihr Freund sie besonders liebevoll behandele, wenn er sie nach einer „SV-Attacke“ vom Badboden aufgehoben hat. Zudem würde sie dann aber auch am nächsten Tag ihre Mutter anrufen, um ihr von dem Vorfall zu erzählen. Nach der letzten besonders exzessiven Nacht im Badezimmer habe die Mutter sich frei genommen und sie für ein paar Tage besucht. In ernsten Gesprächen habe die Mutter eingeräumt, dass im Moment nicht dränge, dass sie eine Ausbildung beginnt, sondern das Wichtigste sei, dass es ihr gut gehe. Auf die Frage der Therapeutin, welche Stimmungen dem SVV vorausgehen würde, gibt L. an, sich leer zu fühlen, zu dick zu finden und einsam. Durch die SV spüre sie sich wieder. Hundeerziehung: • Auf Fehlverhalten des Hundes ruft sein Besitzer laut „Pfui!“ Kindererziehung • Klingelhose bei Enuresis • Schläge Beispiele Negative Bestrafung Kindererziehung • Wenn Kleinkind trotzt, nehmen Eltern ihm sein liebstes Spielzeug weg. • Schulkind bekommt Fernsehverbot, wenn es die Hausaufgaben nicht macht. Alltag • Wenn der Partner nicht die Erwartungen erfüllt, wird mit ihm nicht mehr gesprochen. primäre – sekundäre Verstärker Generalisation und Diskrimination primär: Nahrung, Wasser etc. sekundär: z.B. Zuwendung => sekundäre Verstärker sind ursprünglich neutrale Reize, erhalten durch klassische Konditionierung Verstärkerfunktion; Vorteile: kontingent einsetzbar, erreichen keine Sättigung. token economies Beispiel: sekundäre Verstärker in der stationären Behandlung psychiatrischer Patienten Premack-Prinzip Aktivität mit hoher Auftrittswahrscheinlichkeit kann als Verstärker für die Durchführung einer weniger beliebten Aktivität (=Aktivität mit niederer Auftrittswahrscheinlichkeit) eingesetzt werden • kontinuierlicher Verstärkerplan Verstärkerplan • intermittierender Operanten Operantes Verhalten Verstärkung Verstärkung kontinuierliche Verstärkung Quotenplan Operanten fest – variabel Verstärkung Intervallplan Lerngeschwindigkeit und Extinktionsresistenz bei kontinuierlicher und intermittierender Verstärkung Anwendungen in der Verhaltenstherapie Methoden zum Verhaltensaufbau 1. Shaping (auch Approximation genannt) wird nicht erst die vollständige Abfolge der erwünschten Verhaltensweisen verstärkt, sondern bereits jede Annäherung. Bsp.: kleinste Schritte beim Sprechen von sprachbehinderten Kindern. Sonderform: Checking, z.B. beim Schlaftraining (= abgestuft Extinktion, d.h. Eltern kommen in immer größeren Abständen und entziehen Verstärker wie Streicheln, sondern beruhigen nur verbal). 2. Fading out (= allmähliches Verschwindenlassen): Hilfestellungen werden nach und nach reduziert, Pat. soll Verstärkung zunehmend selbst durchführen.; Bsp.: Sitzungsfrequenz in der Therapie. Methoden zum Verhaltensabbau 1. Response cost: vorher erworbene generalisierte Verstärker (wie Geld oder Token werden entfernt (z.B. Internatsschüler) 2. Time-out: alle potenzieller Verstärker werden unerreichbar gemacht (z.B.: Klassenclown). => Alternativverhalten immer gleichzeitig positiv verstärken! operante Konditionierung vegetativer Funktionen Biofeedback-Therapie Anwendungsbereiche Schmerz, Störungen im Verdauungstrakt, Blutdruckstörungen, Herzrythmusstörungen, Angststörungen, Tinnitus etc. Rückmeldung physiologischer Parameter über - EMG (z.B. bei Bruxismus = Zähneknirschen) - EEG (z.B. bei Kopfschmerzen) - EKG (Tachykardie) - Blutdruck (Hypertonie) - Asthma (Atemwiderstand) h www.youtube.com/watch?v=2NhylfsyP74 Ausblick Kognitive Psychologie: auch relativ einfache Lernvorgänge sind ohne Berücksichtigung des Informationswertes, den Reizbedingungen für den lernenden Organismus haben, nicht zu erklären