Theorien Internationaler Politik (2): Regimetheorie und feministische IP VO Internationale Politik (Prof. Brand), 19.12.2008 • • • • • Vorbemerkung: Institution / Organisation Regimetheorie Feministische Internationale Beziehungen relevante Texte für Klausur Café-Haus Institution allgemeine Einordnung: es gibt versch. Begriffe • allgemein: „Spielregeln einer Gesellschaft“ - soziale Normen, rechtliche Regeln und Verteilungsverfahren (von Macht und Ressourcen) – Familie, Eigentum, Minderheitenrechte etc. • Institutionen ermöglichen und restringieren soziales Handeln und stabilisieren die Erwartungen gegenüber anderen Akteuren • entwickeln eine relative Eigenständigkeit und gewisse Materialität, die sich abrupten Veränderungen in den Weg stellen – „taken for granted“ • M.Weber: Institution muss Geltung erlangen etwas verschoben • politische Institutionen: intentional geschaffen, von Regierungen/Staaten, mit anderen (Governance) • internationale politische Institutionen: zwischenstaatlich vereinbarte Normen und Regeln, sollen Verhaltenserwartungen einander angleichen, teilweise über langen Zeitraum: Souveränität, Einhaltung Menschenrechte viel mehr als Organisation! Organisation • klare Struktur, „Postfach und Adresse“, verändert sich teilweise (Netzwerke) • formalisierte Mitgliedschaft, bürokratische, d.h. regelgeleitete Strukturen, Personal, finanzielle Ressourcen und einen legalen Status • durch Organisationen hindurch soll Handlungsfähigkeit erreicht werden, um spezifische Ziele zu verfolgen und Interessen zu vertreten • politische Organisation: staatlich oder Staat plus andere • gesellschaftliche Organisationen (NGOs, Medien: non-profit), ökonomische Organisationen (Unternehmen: profit) • Sonderstellung: staatsnahe Verbände (WK, AK, öffentl. Krankenkassen etc.) – zwischen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ACHTUNG: in wissenschaftlicher Alltagssprache Unterscheidung zwischen politischer Institution und Organisation nicht immer klar Regimetheorie (1) • histor. Kontext: hegemonic decline USA in 1970ern – warum stabilisiert sich Weltwirtschaft? wegen internationaler Kooperation • internationale Regime sind normen- und regelgeleitete Formen der Kooperation zur politischen Bearbeitung von Konflikten in verschiedenen Bereichen der politischen Beziehungen • internationale Kooperation: institutionalisierte Kooperation zwischen Staaten und transnationalen Akteuren in spezifischen Problembereichen Welthandelsregime: WTO/GATT, UNCTAD, G8, regionale und bilaterale Abkommen u.a. Regimetheorie (2) Ziele von Regime • über die Stabilisierung von Erwartungshaltungen, der Verringerung von Transaktionskosten und der Verbesserung von Informationen • Institutionalisierung der politischen Bearbeitung von Problemlagen fördern -- Klimarahmenkonvention • mögliche Lernprozesse: Erhöhung der Kooperationsbereitschaft in anderen Bereichen vier Dimensionen von Regimen Prinzipien allgemeine Verhaltensstandards, Gebote und Verbote nationale SOUV, Menschenrechte, Umweltschutz Normen konkretere Verhaltensvorschriften, Klimaschutz wegen Treibhauseffekt Regeln Spezifische und überprüfbare Verhaltensvorschriften Messung und Kontrolle der Normerfüllung, compliance Reduktion CO2, Kyoto-Protokoll Verfahren Regeln für den Umgang mit den Regeln eines Regimes Streitschlichtung, Veränderung, Erweiterung des Regimes Konkrete Umsetzung, Überprüfung relevant für konkrete Untersuchung • • • • Gründe für und Prozess der Regimebildung Regimewirkung, Einhaltung der Regeln (compliance) Regimeveränderung neuere Forschungen: Verhältnis zu anderen Regimen (Handel zu Umwelt) Kritik am rationalistischen Ansatz der Regimetheorie; Interessen von Staaten vorgegeben Kritik am Ökonomieverständnis: eher Wirtschaftspolitik als sozio-ökonomische Strukturen und Interessen Kritik an Fokussierung von Problemlösung Fragen? feministische Internationale Beziehungen • allgemein: Kritik an Trennung öffentlich (rational, männlich, „große Politik“) und privat (emotional, weiblich, Haushalt) • Kritik an geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung: Männer eher in Lohnarbeit, Frauen unbezahlte „care work“ • im Kontext der 2. Frauenbewegung der 1970er Jahre: auch internat. Politik als geschlechtsspezifisch analysiert – Kriege, westlich-weiße Politiker/Diplomaten, Strukturanpassungsprogramme • Cynthia Enloe (1989): „Bananas, Beaches and Bases“ – Rolle von Prostitution für MiIitärbasen; das Private ist politisch & international verschiedene Feminismen • liberal: Gleichberechtigung, Staat wichtig • radikal/standpoint: Bewegungen wichtig, weibliche Moral überlegen, Gefahr: essentialistisch • postmodern: gender; Konstruktion „männlich“ und „weiblich“ problematisieren, denn sie sind „Teil einer Verknüpfung von Sprache, Wissen und Macht“, kleine biologische Differenz wird zu Hauptkriterium • materialistisch: ausgehend von Lebenspraxen – Position in gesellschaftlicher Arbeitsteilung (ökonomisch, politisch, kulturell), Frauen-MännerRollen und Identitäten Grundlinien feministischer IB • Überprüfung klassischer Ansätze der Theoriebildung soll Orte erschließen, die bislang wenig beachtet wurden in IB: Fabriken, Bauernhöfe, Bordelle, häusliche Gemeinschaft, - „kurzum Orte, an denen so genannte Frauen oft zu Hause sind“ (Ruppert) • offen legen, dass und wie Frauen als politische Subjekte internationale Beziehungen verändern können --- neue Formen, um geschlechtsspezifische Konflikte zu bearbeiten • emanzipatorisch-herrschaftskritisch • schreibt nicht an einer alternativen Großtheorie Internationaler Beziehungen • starke Orientierung an den frauenpolitischen Praxen in der internationalen Arena • entwirft internationale Politik als globale Politik, also nicht nur zwischenstaatlich: andere Akteure und Ebenen • Chance von Global Governance: bricht mir altem Staatszentrismus; Anerkennung von Frauenbewegung • Chance ist „Auf- und Neubewertung gesellschaftlicher Prozesse“ Fragen? relevante Texte für Klausur • ca. 60 % der Texte • Klausur dauert 45 Minuten: Wissen und Argumentieren TEXTE • IP-Disziplin, Geschichte: Kramer (10.Okt.), Bieling • Globalisierung / GloGov: Brand, Messner, Bieling (12.Dez.) • Nord-Süd: nur ten Brink • österreichische Außenpolitik – Kramer (31.Dez.) • alle Texte zu Theorien von Dezember und Jänner NICHT • Rittberger/Zangl (17.Okt.), Greven/Scherrer, Görg, Wichterich, Leggewie, Teschke Café-Haus Fragen untereinander klären • was gerät mit den zwei theoretischen Ansätzen jeweils besonders in den Blick? • was sind zentrale Aspekte des Welthandelsregimes? • Beispiele suchen, inwieweit das Private international ist für erste Jänner-Sitzung Theorien Internationaler Politischer Ökonomie lesen – nehmen Sie sich etwas Zeit • Bieler, Andreas/ Morton, David Adam (2003): NeoGramscianische Perspektiven. • Nölke, Andreas (2003): Weltsystemtheorie. SCHÖNE FEIERTAGE !!!!!!