Pilotstudie: Vom Umwelt- zum Nachhaltigkeitsbewusstsein

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Umweltpsychologische Beiträge zur sozialen
Dimension ökologischer Nachhaltigkeit:
Pilotstudie: Vom Umwelt- zum
Nachhaltigkeitsbewusstsein
Ulrike Lanmüller, Renate Cervinka (Projektleitung),
Sabine Edlinger, Stephanie Broer,
Katharina Treutner, Margrit Priesch,
Eva Maxa (Sekretariat)
Institut für Umwelthygiene der Universität Wien
Vorstand: Prof. Dr. Elisabeth Groll-Knapp
AG Umwelt & Gesundheit
Kontaktadresse: [email protected]
Fragebogen zur MenschUmweltbeziehung
Nachhaltigkeit in Deutschland
Stichprobenbeschreibung
BürgerInnenstichprobe
(N = 196)
(De Haan & Kuckartz, 2000)
„Das Prinzip Nachhaltige Entwicklung stößt auf breite Resonanz, der
Begriff ist allerdings weitgehend unbekannt.“ (S.70)
Die grundlegenden Prinzipien von Nachhaltigkeit stoßen in der Bevölkerung auf große Zustimmung:
•90% der Befragten befürworteten Gerechtigkeit zwischen den Generationen (2% Ablehnung)
•77% befürworteten einen „fairen Handel“ (Gerechtigkeit zwischen armen und reichen Ländern) (4% Ablehnung)
•83% der befragten Personen stimmten der Grundregel des „Nachhaltigen Wirtschaftens“ zu („nicht mehr Ressourcen
verbrauchen, als nachwachsen können“) (3% Ablehnung)
Der Begriff ist allerdings weitgehend unbekannt:
•13% der Befragten haben von dem umweltpolitischen Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung schon etwas gehört (das
sind 2% weniger als in der Umweltbewusstseins-Studie 1998)
•Der Anteil der „Ich weiß nicht“-Antworten ist im Vergleich zu 1998 stark gestiegen (1998: 13%; 2000: 24%)
Die Autoren schließen daraus, dass eine
„Unsicherheit der Bürger in Bezug auf den Begriff Nachhaltigkeit“ (S. 68)
besteht und orten hinsichtlich der Popularisierung des Leitbildes erhebliche Kommunikationsdefizite.
Vertrautheit mit dem Begriff
Nachhaltigkeit:
Stichprobenvergleich
•Von den BürgerInnen gaben
20,9% der befragten Personen
an, „sehr vertraut“ mit dem
Begriff Nachhaltigkeit zu sein.
17,3% waren „etwas vertraut“,
19,4% „neutral“, 16,2% „wenig
vertraut“ und 26,2% gaben an,
„gar nicht vertraut“ mit dem
Begriff Nachhaltigkeit zu sein.
•Beim Vergleich der
BürgerInnen (bis 50
Jahre) mit der
Institutsstichprobe,
ergab sich mit einem p
= .038 (MannWhitney-Test) ein
signifikanter
Unterschied im Grad
der Vertrautheit mit
dem Begriff
Nachhaltigkeit.
•Personen der jüngsten (< 28a)
und der mittleren Altersgruppe
(28-50a) waren am
vertrautesten mit dem Begriff
Nachhaltigkeit.
Das deutet darauf hin, dass
besonders jene Altersgruppen
als Multiplikatoren bei einer
Popularisierung von
Nachhaltigkeit wirken könnten.
Bedeutung des Begriffes
Nachhaltigkeit
Umweltbereich
Umweltfreundliches
individuelles Verhalten (28x)
Dauerhaft, langanhaltend (26x)
Veränderungen bei den Akteuren
in der Politik, der Wirtschaft,
sich selbst (23x)
Ressourcen schonen (22x)
Umweltprobleme (17x)
Vorsorgen für die Zukunft (12x)
Sonstige
Insgesamt 149 Nennungen
BürgerInnenstichprobe N=196
Sozialbereich
Wirtschaftsbereich
Soziale Problemfelder (33x):
Pensionen, Gesundheit,
Familie, Jugend/Bildung,
Arbeit, Armut;
Dauerhaft, langanhaltend (23x)
Verbesserung individueller und
gesellschaftlicher
Beziehungen (14x)
Soziales Netz, soziale Sicherheit (8x)
Steuerung durch Politik (7x)
Wirtschaften (28x):
regional, vernetzt, Standortsicherung;
alternativ; sozial gerecht u.a.
Nord-Süd Problematik (2x)
Sonstige
Insgesamt 100 Nennungen
Dauerhaft, langanhaltend (23x)
Umweltfreundlich wirtschaften (20x)
Steuerung durch Politik (20x)
Werte, Grundsätze, Bedürfnisse (8x):
Sparsamkeit, immaterielle Werte,
Solidarität, u.a.
Macht des Konsumenten (2x)
Sonstige
Insgesamt 113 Nennungen
Geschlecht
Weiblich
Männlich
Alter
MW
< 28 a
28 - 50 a
> 50 a
Wohnort
< 5000 EW
5000 - 600 000 EW
> 600 000 EW
Schulabschluß
VS / HS
Berufsb. mittl. Schule
Matura
Hochschule
Beruf
ArbeiterIn
FacharbeiterIn
Angestellte/r, BeamtIn
Selbstständig
Hausfrau/-mann
In Ausbildung
Arbeitslos
PensionistIn
Sonstige
Kinder bis 15a
Ja
Nein
Institutsstichprobe
(N = 18)
52,3%
47,4%
61,1%
38,9%
40,6 a
33,7%
35,3%
31,1%
41,5 a
22,2%
55,6%
22,2%
33,3%
23,8%
42,9%
5,6%
11,1%
83,3%
14,0%
30,6%
40,4%
15,0%
11,1%
44,4%
44,4%
Erhebungsinstrument:
Fragebogen zur Mensch- Umweltbeziehung (Cervinka
& Lanmüller, 2001), bestehend aus den Bereichen
•Umweltstressoren,
•Umweltfreundliches Verhalten sowie
•Bekanntheit und Bedeutung von Nachhaltigkeit
Befragung von März - Juni 2001
2,1%
3,1%
30,9%
14,4%
7,7%
20,1%
2,1%
13,4%
6,2%
13,5%
86,5%
77,8%
Stichprobe:
N=214 Personen
[N=196 BürgerInnen Österreichs sowie
N=18 MitarbeiterInnen und StudentInnen von Instituten
der Universität Wien und der Technischen Universität
Wien (Nachhaltigkeit als Forschungsthema)]
22,2%
13,0%
87,0%
Bekanntheit in den drei
Bereichen der Nachhaltigkeit
•Unter den BürgerInnen ist der Begriff
Nachhaltigkeit im Umweltbereich am
bekanntesten (59%). Danach folgen der
Wirtschaftsbereich (48%) und der
Sozialbereich (33%)
•Bei einem Vergleich der Bekanntheit des
Begriffes „Nachhaltigkeit“ der
BürgerInnen- mit der Institutsstichprobe in
den drei Bereichen der Nachhaltigkeit
(Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsbereich)
mittels Crosstabs, ergab sich nur im
Umweltbereich ein signifikanter
Unterschied zugunsten der
Institutsstichprobe (p = .021,  = .05).
Vom Umwelt- zum
Nachhaltigkeitsbewusstsein
Vorstellungen von Nachhaltigkeit scheinen in den Köpfen der Menschen vorhanden zu sein,
jedoch existiert der Begriff in verschiedenen Wortbedeutungen.
Eine Strategie zur Popularisierung von Nachhaltigkeit sollte an den persönlichen Bedeutungen
von Individuen ansetzen.
Die Daten zeigen, dass der Begriff Nachhaltigkeit im Umweltbereich am deutlichsten
vorhanden ist. Es kann daher von dort ausgegangen werden. Ein Bewusstsein für
Nachhaltigkeit beinhaltet jedoch mehr als Umweltbewusstsein, und nachhaltiges Verhalten ist
mehr als Umweltschutzhandeln.
Auch die universitäre Verankerung von Nachhaltigkeit kann als Ausgangspunkt für eine
Popularisierung des Begriffes genützt werden (siehe Plakat „Nachhaltige Universitäten“; vgl.
Treutner & Lanmüller, 2001).
Die Antworten der befragten Personen auf die offen gestellte Frage „Was könnte Ihrer Meinung nach Nachhaltige Entwicklung in den
Bereichen Umwelt, Soziales und Wirtschaft bedeuten?“, wurden kategorisiert und nach Häufigkeit der Nennungen gereiht.
Den Begriff verstanden die Befragten einerseits in seiner alltäglichen Wortbedeutung von „dauerhaft, langanhaltend“ - andererseits
aber verbanden sie damit auch durchaus Inhalte, die den politisch-wissenschaftlichen Diskurs über Nachhaltigkeit bestimmen.
Literatur:
Cervinka, R. & Lanmüller, U. (2001). Fragebogen zur Mensch- Umweltbeziehung. Unveröffentlichter Fragebogen. Institut für Umwelthygiene der Universität Wien.
DeHaan, G. & Kuckartz, U. (2000). Umweltbewusstsein in Deutschland 2000. [Online im Internet] URL:http://www.umweltbewusstsein.de [12.7.01].
Gefördert durch
Treutner, K. & Lanmüller, U. (2001). Wettbewerbsbeiträge „Nachhaltige Universitäten“, veranstaltet vom Forum Umweltbildung, Wien.
© Cervinka & Mitarbeiter 2001
4. Arbeitstagung der Fachgruppe Umweltpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Umweltpsychologie, Kassel, 20. - 23. Sept. 01
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