www.evimed.ch Eine gleichzeitige Inhalationstherapie mit 2 Bronchodilatatoren mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen hat zusätzlichen Nutzen. Frage: Hat eine duale Bronchodilatation mit Indacaterol (Onbrez®) plus Tiotropium (Spiriva®) im Vergleich mit Tiotropium allein eine zusätzliche Wirkung bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COPD? Hintergrund: Aktuelle Guidelines empfehlen eine Inhalationstherapie mit einem oder zwei langwirksamen Bronchodilatatoren für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COPD. In dieser Arbeit wird eine duale Bronchodilatation mit Indacaterol (langwirksamer β2-Agonist mit einmaliger täglicher Verabreichung) und Tiotropium (muskarinischer Antagonist) verglichen mit Tiotropium allein. Einschlusskriterien: • • • Patienten über 40 Jahre mit mittelschwerer bis schwerer COPD (GOLD Kriterien 2007). FEV1 ≤65% und ≥30%. Mindestens 10 pack-years in der Vorgeschichte (Raucher oder Ex-Raucher). Ausschlusskriterien: • • Asthma. Infekt der oberen Atemwege oder COPD Exazerbation in den letzten 6 Wochen. Studiendesign und Methode: Zwei identische doppel-blind randomisiert-kontrollierte Studien, mit gleichem Design (duplicate Studies). Studienort: 186 Zentren in 14 Ländern (Studie 1). Ambulante Patienten (Praxis und Polikliniken). Interventionen: • • Interventionsgruppe A: Indacaterol 150 µg 1x täglich + Tiotropium 18 µg 1x täglich. Interventionsgruppe B: Placebo + Tiotropium 18 µg 1x täglich. Outcome: Primärer Outcome • Area under the curve von FEV1, 5 Min. bis 8 Std. nach Inhalation, in der 12. Woche (FEV1 AUC5min-8h). Sekundäre Outcomes • FEV1, 24 Std. nach Inhalation, in der 12. Woche (trough FEV1). • FVC, IC. • Einnahme von Salbutamol bei Bedarf. • Symptome: Husten, Wheezing, Atemnot, Sputum-Menge und -Farbe. • Sicherheitsdaten: Nebenwirkungen, Vitalzeichen, Labor (Glukose und Kalium), QTc-Zeit. Resultat: • Beide Studien (duplicate Studies) zeigten identische Resultate (deshalb werden hier nur Resultate der Studie 1 gezeigt). www.evimed.ch • • • • • • • Von 2136 gescreenten Patienten erfüllten 1134 die Einschlusskriterien und wurden in eine der 2 Gruppen randomisiert. Das mittlere Alter war 63 Jahre, etwa ein Drittel Frauen, 77% Kaukasier, und die Dauer der COPD betrug etwa 7 Jahren. 50% hatten zusätzlich inhalative Steroide, 40% waren aktive Rauchern, und das post-dilatatorische FEV1 war 48% vom Soll. Verglichen mit der Monotherapie, zeigte die Inhalation mit Indacaterol + Tiotropium eine zusätzliche Bronchodilatation: Zunahme des FEV1 (FEV1 AUC5min-8h bei 130 ml, trough FEV1 bei 80 ml; p < 0.001). Der Unterschied blieb signifikant in den Subgruppen-Analysen (COPD Schweregrad, Gebrauch von inhalativen Steroide, Raucher-Status). Die inspiratorische Vitalkapazität (IC) nahm ebenfalls zu (trough IC bei 130ml; p < 0.01). Patienten mit der dualen Therapie hatten weniger Symptome und brauchten seltener Salbutamol. Husten war häufiger mit der Bitherapie (10%) als mit der Monotherapie (4%). 90% des Husten war mässig. Andere Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar. Kommentar: • • • • Eine duale Therapie mit Indacaterol + Tiotropium erzeugt eine bessere Bronchodilatation und Lungenentfaltung verglichen mit Tiotropium allein. Diese Resultate unterstützen die Empfehlung von COPD Guidelines, dass Bronchodilatatoren mit unterschiedlichen Aktionsmechanismen kombiniert werden sollten. FEV1-Aenderungen korrelieren wenig mit Dyspnoe, jedoch spielt die Ueberblähung eine grössere Rolle. Die Zunahme des IC ist mit einer Reduktion der Ueberblähung vereinbar. RV/TLC wurde jedoch nicht gemessen, um diese Hypothese zu unterstützen. Die signifikante Abnahme in Symptomen-Scores sowie im Gebrauch von Salbutamol weisen auf einen klinischen Benefit hin. Es wäre interessant gewesen, eine Indacaterol Monotherapie als dritter Arm der Studie zu integrieren. Litteratur: Mahler DA, D’Urzo A, Bateman ED, et al.: Concurrent use of indacaterol plus tiotropium in patients with COPD provides superior bronchodilation compared with tiotropium alone: a randomised, double-blind comparison. Thorax. 2012. Published Online First: 27 April 2012. doi:10.1136/thoraxjnl-2011-201140 Verfasser: Dr. med. Flore Huber-Geismann