ORGANISCHE CHEMIE Ether und Amine Ether 2 • allgemeine Formel R-O-R´ • enthalten neben C und H auch O • zwei Kohlenstoffsubstituenten am O O 2 1 1 3 CH3-CH2-CH2-O-CH2-CH3 Ether werden in einfache Ether (R = R´) und gemischte Ether (R ≠ R´) eingeteilt. Ist R eine Kohlenstoffkette, erhält man aliphatische Ether (Alkylether). Ist R ein Aromat, erhält man aromatische Ether (Arylether). O Dialkylether (einfacher E.) O Alkylarylether (gemischter E.) O Diarylether (einfacher E.) Ether, R-O-R´ O Eigenschaften: • wenig polare Verbindungen • nicht (oder wenig) mit Wasser mischbar • bilden im Gegensatz zu den Alkoholen keine H-Brücken • meist niedrige Siedepunkte • hohe Flüchtigkeit und Brennbarkeit • bilden hochexplosive Peroxide • chemisch relativ inert (Lösungsmittel) O H H Wasser O H R Alkohol O R´ R Ether Ether leiten sich formal vom Wasser (H-O-H) ab, indem H durch organische Kohlenwasserstoffgruppen ersetzt wird. Nomenklaturregeln für Ether 1) Benennung des Kohlenstoffgerüstes (Hauptkette, Seitenketten) analog zu Kohlenwasserstoffen, für beide “Seiten” des Ethers jeweils Endung -yl 2) Die Ether-C erhalten Position 1. Endung -ether anfügen 3) Bei identischen “Seiten” wird die Vorsilbe Di- verwendet. O 4 3 2 1 1 3 2 O Butyl-propylether 1 1 2 2 O CH3-CH2-O-CH2-CH3 Diethylether O O 3 Ethyl-phenylether Diphenylether 2 1 1 2 Ethyl-(2-methylpropyl)ether Herstellung von Ethern Ether werden aus Alkoholen durch Erhitzen mit starken Säuren hergestellt. Bei der Reaktion wird Wasser abgespalten. R- O-H + H -O-R R-O-R + H-OH Technische Synthese von Diethylether 2 CH3-CH2-OH Al2O3 / 300°C CH3-CH2-O-CH2-CH3 Eine generelle Umsetzung zur Etherherstellung (Williamson-Synthese) verwendet Halogenalkane und Alkoholate (aus Alkohol und Na-Metall). Es handelt sich um ein (nucleophile) Substitution. δ− _ CH3-CH2-CH2-O Na+ + δ+ δ− CH3-CH2-Cl CH3-CH2-CH2-O-CH2-CH3 + NaCl Reaktionen der Ether: Peroxidbildung • Ether reagieren unter Lichteinwirkung mit Luftsauerstoff zu extrem explosiblen Etherperoxiden (Autoxidation). • Ether werden in dunklen Flaschen unter Luftausschluß aufbewahrt. • Peroxide werden durch Reduktionsmittel zerstört (FeSO4-Lösung). Der Angriff von O2 erfolgt stets an einer aliphatischen C-H-Bindung am (positivierten) Nachbarkohlenstoff zum Ether-O. δ− R O H δ+ C R´ O-O-H δ− + O2 R O C H H Ether, die keine C-H-Bindung in Nachbarschaft zum Ether-O haben, bilden keine Peroxide und sind daher stabil. R´ CH3 H3C C O CH3 O R R Wichtige Ether Diethylether (“Ether”) • Siedepunkt 35°C O • Dämpfe schwerer als Luft (explosiv!) CH3-CH2-O-CH2-CH3 • Lösungsmittel • früher als Narkosemittel eingesetzt • “Hoffmannstropfen” (Ether : Ethanol = 1:3) tert-Butylmethylether • (2-Methylprop-2-yl)-methylether • Lösungsmittel • bildet kaum Peroxide • Antiklopfmittel im Benzin Diphenylether • hochsidendes Lösungsmittel • “Spritzen” von Orangen und anderen Citrusfrüchten CH3 H3 C C O CH3 O CH3 Wichtige Ether H H C H C O2 / Ag H C H Ethylenoxid • technisch aus Ethen und Sauerstoff (Ag-Katalysator) • giftiges, cancerogenes, mit Luft explosibles Gas • sehr reaktiv (Ringspannung) • verwendet zur Sterilisation und Fermentationshemmung • Ausgangsstoff für Polyethylenglycole • Ausgangsstoff für Epoxyharze (Kleber, Farben) Tetrahydrofuran (THF) • cyclischer Ether • wichtiges Lösungsmittel • leichte Peroxidbildung O O H H C H 2 Amine 4 NH2 1 • allgemeine Formel R-NH2 • funktionelle Gruppe: -NH2 (Aminogruppe) • enthalten neben C und H auch N 3 5 CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-NH2 Die Einteilung der Amine erfolgt nach der Anzahl der Reste am Stickstoff. R R R NH2 primäres Amin R NH sekundäres Amin R N R R N + R R R tertiäres quartäres Ammoniumsalz Amin Amine, RNH2 / R2NH / R3N H N Amine leiten sich vom Ammoniak (NH3) ab. Wasserstoff wird durch organische Kohlenwasserstoffgruppen ersetzt. NH3 und Amine lassen sich mit vier sp3-Hybridorbitalen am N beschreiben, die in die Ecken eines Tetraeders gerichtet sind. Drei Ecken sind von H (oder R) besetzt, eine Ecke vom freien Elektronenpaar. Dieses ist für den basischen (nucleophilen) Charakter der Amine verantwortlich. .. Amine sind Basen (Elektronenpaardonatoren / Protonenakzeptoren), sie bilden mit Säuren Ammoniumsalze. H N R CH3 CH3 CH3 + H+ N + R N H H H R-NH2 + H-Cl H R-NH+ Cl 3 _ Nomenklaturregeln für Amine 1) Benennung des Kohlenstoffgerüstes (Hauptkette, Seitenketten) analog zu Kohlenwasserstoffen, für alle Gruppen Endung -yl 2) Endung -amin 3) Bei identischen Gruppen werden die Vorsilben di- / tri- / tetra- verwendet. 4) Alternativ ist die Bezeichnung als “Aminoalkan” möglich 5 3 NH2 4 2 CH3CH2CH2CH2CH2NH2 1-Pentylamin (1-Aminopentan) 2 Cl _ Tetramethylammoniumchlorid N Trimethylamin 1 1 N H Diethylamin 5 + N 1 3 NH2 2 1 4 2 CH3CH2CHCH2CH3 NH2 3-Pentylamin (3-Aminopentan) Nomenklatur von Aminen H2N H2N NH2 OH 2-Aminoethanol 1,2-Diaminoethan N N,N-Dimethylanilin (Dimethyl-phenylamin) N N Dicyclohexyl-ethylamin NH2 1-Amino-2-propen Ethyl-methyl-propylamin Eigenschaften von Aminen H N • polare Verbindungen (weniger polar als Alkohole) • niedrigere Siedepunkte als Alkohole • kurzkettige Amine sind mit Wasser mischbar • intensiver, oft “fischartiger” Geruch • Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen • basische Verbindungen, daher Salzbildung mit Säuren (Ammoniumsalze) δ− H R δ− R N N H δ+ H H δ+ δ− H O H Herstellung von Aminen: Substitution von Halogenalkanen NH3 δ+ δ− R C Cl H2 H3N CH2 Cl H2N R C R H2 + HCl Durch nucleophile Substitution (SN) an Halogenalkanen mittels Ammoniak sind primäre Amine allgemein herstellbar (Alkylierung von Ammoniak). Bei der Alkylierung von NH3 entstehen oft Stoffgemische aus primären, sekundären und tertiären Aminen. 1-Propylamin aus H3 C 1-Chlorpropan H2 C C H2 Cl H3 C NH3 H2 C C H2 NH2 + H-Cl Das Produkt wird als Ammoniumsalz (Propylammoniumchlorid) erhalten. Herstellung von Aminen: Alkylierung (Substitution) HNR2 δ+ δ− R C Cl H2 HR2N CH2 Cl R2N R C R H2 + HCl Durch nucleophile Substitution (SN) an Halogenalkanen mittels Aminen sind sekundäre und tertiäre Amine herstellbar. Die Alkylierung von Aminen verläuft analog zur Alkylierung von Ammoniak, die primäre Amine ergibt. Ammoniak ⇒ primäre Amine primäre Amine ⇒ sekundäre Amine sekundäre Amine ⇒ tertiäre Amine tertiäre Amine ⇒ quartäre Ammoniumsalze Diethyl-propylamin aus Diethylamin H3C H2 C C H2 Cl HN CH2 CH3 CH2 CH3 H3C H2 C H2C C H2 N CH3 C H2 + H-Cl CH3 Reaktionen der Amine: Umsetzung mit salpetriger Säure Primäre Amine reagieren mit wäßriger HNO2 letztlich zu Alkoholen. Tertiäre Amine reagieren nicht. Sekundäre Amine ergeben die stark cancerogenen Nitrosamine. Nitrosamine sind gelb gefärbte, ölige Verbindungen. R NH2 + HO-N=O H+ R N N N N=O - 2 H 2O R H2 O + - H+ - N2 R OH R NH + HO-N=O R + H 2O R Nitrosamin R N R + HO-N=O keine Reaktion R Nitrosamine entstehen oft ungewollt in Nahrungsmitteln. Die Aminogruppen von Aminosäuren können bei Anwesenheit von Nitriten (Salze der salpetrigen Säure, “Nitrit-Pökelsalz”) Nitrosamine bilden. Wichtige Amine CH3-NH2 Methylamin • stechend riechendes Gas (Sdp. -6.5°C) • bildet mit dem giftigen Phosgen das hochgiftige Methylisocyanat CH3-N=C=O (Ausgangsstoff für Insektizide, Bhopal-Gift) Dimethylamin • stechend riechendes Gas (Sdp. +7.5°C) • bildet mit Schwefelkohlenstoff Dimethyldithiocarbaminsäure, deren Salze als Fungizide verwendet werden (Ferbam, Ziram) Morpholin, N-Methylmorpholin • cyclische Amine (N im Ring) • organische Synthesechemie 1,6-Diaminohexan (Hexamethylendiamin) • Amin-Komponente von Polyamiden (Nylon) H2 N NH + S C S S N C O O N H N SH CH3 NH2 R Tertiäre Aminoxide R + N R _ O Aminoxide von tertiären Aminen sind sehr polare Verbindungen, die gleichzeitig eine positive und negative Ladung tragen (“Zwitterionen”). Verschiedene Aminoxide sind in Fischen enthalten, auf der Zersetzung zu den entsprechenden Aminen beruht der typische Fischgeruch. N-Methylmorpholin-N-oxid (NMMO), das Aminoxid von N-Methylmorpholin, ist in der Lage, Cellulose direkt aufzulösen. Die Lösung läßt sich zu Fasern ausspinnen (Lenzinger Lyocell-Verfahren), das Lösungsmittel wird zurückgewonnen. Es werden keine weiteren umweltschädigenden Reagenzien (wie z.B. beim Viskoseverfahren) benötigt. O _ + N H3C O _ H3C O + N O Biogene Amine Biogene Amine entstehen im Körper aus Aminosäuren durch Decarboxylierung (Verlust von CO2). Sie haben Hormonwirkung oder sind Transmittersubstanzen. COOH H2N C H CH2 H H2N C CH2 NH N Histidin (Aminosäure) H NH N Histamin (Allergen) + CO2 Histamin • aus der Aminosäure Histidin • starkes Allergen (“Antihistaminika”) Biogene Amine Weitere Beispiele für biogene Amine: Tyramin, Tryptamin, Serotonin, Dopamin, Adrenalin COOH H2N C H R H H2N C H + CO2 R Cadaverin: 1,5-Diaminopentan • aus der Aminosäure Lysin • entsteht bei Verwesung (“Leichengift”) • extrem geruchsintensiv Putrescin: 1,4-Diaminobutan • aus der Aminosäure Ornithin • entsteht bei der Verwesung • extrem geruchsintensiv H2N-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-NH2 H2N-CH2-CH2-CH2-CH2-NH2 Behandelte Stoffklassen und Reaktionsmechanismen Ether: • Peroxidbildung • Substitution δ− R O H δ+ C R´ δ− + O2 R O C R´ H H δ− _ R-O Na+ + O-O-H δ+ δ− CH3-CH2-Cl R-O-CH2-CH3 + NaCl Behandelte Stoffklassen und Reaktionsmechanismen Amine: Substitution, Reduktion NH3 δ+ δ− R C Cl H2 H3N HNR2 δ+ δ− R C Cl H2 HR2N +2 -3 _ C NH + H CH2 Cl H2N C R H2 + HCl R2N C R H2 + HCl R CH2 Cl R H _ H+ C NH +1 0 -3 +1 H C N H H +1