Plinius jagt die Christen

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Epochen Proseminar
Antike Geschichte
Leitung: Dr. Franke
Hausarbeit von Andreas Plaas
Thema: Der Briefwechsel zwischen Kaiser Trajan und Plinius 112 n.Chr.
Historischer Kontext:
Der Widerstand, den das Römische Imperium dem nach Ausbreitung
strebendem Christentum, der christlichen Mission, entgegensetzte,
manifestierte sich in dem sogenannten ‚Christenproblem‘.
Der Monotheismus des Christentums stand den Göttern des römischen
Reiches, durch deren Gunst die Legionen die Welt eroberten,
entgegen.
Diese Diskrepanz spiegelte sich auf profaner Ebene darin wieder, daß
die Christen sich weigerten, dem heidnischen Kaiserkult der Römer
beizuwohnen. Die Römer sahen darin nicht nur eine religiöse, sondern
vor allem einen politischen Akt, der leicht als politische
Unzuverlässigkeit ausgelegt wurde.
Zum gemeinsamen Gegner der Römer wurden die Christen erstmals
im Jahre 64 gemacht.
64 richtete ein großer Brand in Rom erhebliche Verheerungen an. Der
damalige Kaiser Nero (54-68), der sich so unpopulär gemacht hatte,
daß er selbst der Brandstiftung verdächtigt wurde, fand in den
Christen einen idealen Sündenbock.
So wurden in Rom die Christen der Brandstiftung beschuldigt und
verfolgt. Auch wenn es eher eine hinterlistige Schuldzuweisung, als
ein tiefer ideologischer Konflikt zwischen Kirche und Staat war,
stellte es einen Präzedenzfall dar: Erstmals wurden Menschen zum
Tode verurteilt, weil sie Christen waren.
Der römische Kaiser Domitian (81-96) verlieh sich selbst den Titel
„Herr und Gott“, und neigte dazu, jeden der seine kultische Verehrung
mit Mißtrauen betrachtete, des Hochverats zu verdächtigen, wodurch
die christliche Kirche, welche diesem Anspruch nicht entgegenkam, in
weitere Schwierigkeiten geriet.
Dem Historiker Cassius Dio (ca. 300 n.Chr.) zufolge wurden mehrere
Römer, welche mit dem Judentum sympathisierten des „Atheismus“
beschuldigt. Auf diesen Vorwurf hin wurde gegen Titus Flavius
Clemens, der im Jahre 95 Konsul gewesen war, und seiner Frau
Domitilla die Anklage erhoben.
Diese Krise ging dann durch den Kaiser Trajan (98-117) vorüber. Er
wollte nicht, daß aus seinem Kult ein Loyalitätsdienst gemacht wird.
Das heißt aber nicht, daß hiermit die Spannungen zwischen
Christentum und Römern im ganzen beseitigt waren.
Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan:
C.Plinius Caecilius Secundus (Epistolograph und Panegyriker) wurde
um 111 in der außerordentlichen Stellung eines kaiserlichen
Gesandten nach Bithynien und Pontus geschickt. Er hatte dort als
verläßlicher Beamter den Auftrag, die verlotterten Zustände in den
Provinzen in Ordnung zu bringen.
Auf diese Weise wurde Plinius als Richter mit dem ‚Christenproblem‘
konfrontiert.
Er war in seiner Entscheidungsbefugnis über die Christen zu richten
überfordert und holte um 112 per Brief bei seinem Kaiser Rat ein.
Plinius schrieb, daß er „Gerichtsverhandlungen gegen Christen noch
nie beigewohnt“ habe und dementsprechend nicht wisse, „was und
wieweit man zu strafen oder zu untersuchen pflegt“.
Dieser Brief von Plinius an seinen Kaiser sowie dessen
Antwortschreiben gelten als die ‚Christenbriefe‘ und sind für die
Geschichtsforschung von größter Wichtigkeit.
Aus dem Brief von Plinius geht hervor, daß das Christentum in
Bithynien weit verbreitet war, und zwar nicht nur in den Städten,
sondern auch „über die Dörfer und Felder“.
Plinius weiß jedoch nicht, ab wann eine konkrete Befugnis bzw. ein
Befehl zum Strafen den Christen gegenüber vorliegt.
Er befragte seinen Kaiser, ob das „Lebensalter“ beim Strafen eine
Rolle spiele, ob jemand, der um Verzeihung bittet verschont werden
könne, und ob allein die Zugehörigkeit zum Christentum schon ein
Verbrechen darstelle.
Das Plinius sich seiner bisherigen Taten nicht sicher war geht aus
seiner Schilderung hervor: Er ließ Verdächtige erst abführen, wenn sie
sich dreimal weigerten unter Androhung der Todesstrafe ihre
Zugehörigkeit zum Christentum zu verleugnen.
„Eigensinn und unbeugsame Halsstarrigkeit“ glaubte Plinius hingegen
„auf jeden Fall“ bestrafen zu müssen.
Für die weite Verbreitung der Christen spricht, daß Plinius von einer
„Klageschrift“ zu berichten weiß die ihn ereilte, aus der „zahlreiche
Namen“ den Christen zugerechnet wurden. Er klagte über die
„große(...) Zahl der Angeklagten“.
Dafür, daß schon zwanzig Jahre vor Plinius Schreiben Christen in
Bithynien verfolgt wurden spricht, daß von einigen Befragten
gestanden wurde, schon vor zwanzig Jahren den christlichen Glauben
aufgegeben zu haben.
Dies konnte dadurch bewiesen werden, indem die Angeklagten vor
den Bildern des Kaisers und der römischen Götter Weihrauch und
Wein opferten und Christus verfluchten.
Zwei Mägde hatte Plinius sogar auf die Folter spannen lassen, womit
er ein „Geständnis der Wahrheit“ erzwingen wollte. Daß dieses Ritual
ihn jedoch zu keiner Erkenntnis kommen ließ bezeugt seine Aussage,
nichts außer „einen wüsten, maßlosen Aberglauben“ vorgefunden zu
haben.
Möglicherweise verunsichert von den Bräuchen der Christen, sowie
seiner eigenen Maßlosigkeit beim Strafen hat Plinius „weitere
Untersuchungen vertagt“, um beim Kaiser erst einmal Rat einzuholen.
Zuletzt meint Plinius in seinem Schreiben, daß sich sein hartes
Vorgehen als richtig erwiesen habe. Die Tempel würden von der
Bevölkerung „allmählich wieder besucht“ und das Opferfleisch, für
das es bisher nur ganz selten einen Käufer gab, fände wieder Absatz.
Kaiser Trajans Antwortschreiben bezeugt dessen Unbetroffenheit von
den Problemen Plinius.
Plinius habe doch bislang „den richtigen Weg eingeschlagen“, nach
eigenem Ermessen zu strafen, da sich überhaupt nichts festlegen lasse,
„was gleichsam als feste Norm dienen“ könne.
Den Christen solle weder nachspioniert werden, noch dürfen anonym
eingereichte Klageschriften Beachtung finden.
Würden Christen allerdings angezeigt und überführt, so seien sie zu
bestrafen.
Die einzige Möglichkeit der Bestrafung zu entgehen sei das Leugnen,
Christ zu sein. Durch „Anrufung unsrer Götter“ müsse Trajan zufolge
die Reue anerkannt und Verzeihung gewährt werden.
Die Frage Plinius, ob es schon ein Verbrechen sei Christ zu sein blieb
unbeantwortet. Es sollte womöglich, wenn es nicht allzusehr in der
Öffentlichkeit wahrgenommen werden konnte, gebilligt werden.
Trajans Antwortschreiben zeugt zumindest von dessen Überzeugung,
daß er die Christen nicht für gefährlich hielt.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------Literatur: Chadwick, Henry: Die Kirche und die antike Welt; Berlin New York 1972
Plinius: Epustulae X,96,97
Scherwin-White: The letters of Pliny; Oxford 1966
Lexikon der Aniken Welt, Artemis Verlags-AG Zürich Stuttgart 1965
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