1. Leseprobe - STARK Verlag

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98 Plinius
1
Biografie
1 Kindheit und Jugend
In der Regierungszeit des Kaisers Nero, wahrscheinlich 61 oder 62
n. Chr., wurde Gaius Plinius Caecilius Secundus in Comum (heute
Como) in der Provinz Gallia Cisalpina geboren. Obwohl der Vater früh
starb, war es der Familie durch die Hilfe einflussreicher Freunde und
Verwandter möglich, Plinius in Rom die beste denkbare Ausbildung zukommen zu lassen. Unter diesen Förderern ist vor allem der Bruder von
Plinius’ Mutter, der ältere Plinius, zu nennen, welcher unter Kaiser Vespasian bis zum Kommandanten der kaiserlichen Flotte aufgestiegen
war. Von ihm wurde der junge Plinius adoptiert. Der ältere Plinius war
selbst ein führender Wissenschaftler und Schriftsteller, dessen umfassende naturwissenschaftliche Enzyklopädie Naturalis historia das gesamte Wissen seiner Zeit darstellt. Für seinen Neffen war dieser Mann
durch seinen Fleiß und seine Leistungen ein zentrales Vorbild. Den rastlosen Arbeitsalltag seines Onkels schildert Plinius in ep. 3, 5; seinen Tod
beschreibt er in seinen wohl berühmtesten Briefen über den Vesuvausbruch im Jahr 79 n. Chr. (ep. 6, 16 und 6, 20), in dessen Verlauf der ältere
Plinius beim Vorhaben, Menschen zu retten und zugleich die Ereignisse
des Vulkanausbruchs zu erforschen, ums Leben kam. Im ersten dieser
beiden Briefe erwähnt Plinius, dass sein Onkel ihm Lern- und Arbeitsaufträge erteilt hätte, mit deren Erledigung er gerade befasst war, als die
Meldung der Katastrophe im Flottenhauptquartier eintraf. Dieser Onkel
hatte sich also intensiv der Bildung seines Neffen angenommen.
2 Karriere
Schon früh hielt der jüngere Plinius seine ersten Gerichtsreden. Seine
Leistungen eröffneten ihm, vergleichbar mit Cicero, die senatorische
Karriere, wobei der Aufstieg eines homo novus in der Kaiserzeit bei
Weitem nicht mehr so einzigartig und sensationell war wie in der römischen Republik. Zudem hatte er auch nach dem Verlust seines Onkels
einflussreiche Förderer. Die Stationen seines cursus honorum sind großenteils bekannt: Nach einer Amtszeit in einem Richterkollegium und
dem Militärdienst bekleidete er im Jahr 87 die Quästur; von seiner Ädilität wissen wir nichts. Prätor war er 91 oder 92 n. Chr. und im Jahr 100
Plinius 99
wurde er unter Kaiser Trajan (98 –117 n. Chr.) zum consul suffectus ernannt; es war üblich, dass jedes Jahr mehrere Senatoren mit dem nun
wesentlich weniger einflussreichen Konsulsamt geehrt wurden, wobei
oft, wie auch im Jahr 100, der Kaiser erster Konsul war, um dem Jahr seinen Namen zu geben. In seiner Amtszeit hielt Plinius eine Lobrede auf
Kaiser Trajan, den Panegyricus, die einzige Rede, die von ihm erhalten
ist.
3 Spätere Jahre
Nach weiteren Ämtern in Rom wurde er schließlich um das Jahr 110 im
Rang eines legatus Augusti pro praetore consulari potestate als Statthalter
in die Provinz Bithynia et Pontus geschickt. Dem Briefwechsel, den er in
dieser Funktion mit Trajan unterhielt, entnehmen wir viel über die Probleme und Aufgaben, die den kaiserlichen Statthalter in dieser kleinasiatischen Provinz beschäftigten. Prominent sind seine Anfragen, wie er
mit Christen verfahren solle, und die Antworten des Kaisers, die in das
10. Buch der Briefe aufgenommen wurden. Das abrupte Abbrechen des
Briefwechsels lässt vermuten, dass Plinius etwa im dritten Jahr seiner
Statthalterschaft, etwa um 113 n. Chr., starb.
2
Werke
1 Die Epistulae
Gaius Plinius Caecilius Secundus ist heute vor allem als Korrespondenzpartner bekannt. Sein Briefwechsel mit seinen gelehrten Freunden zeigt
ihn uns als einen umfassend gebildeten Angehörigen der literarischen
Elite Roms. Zu seinen mehr als hundert Freunden und Briefpartnern
gehörten Autoren wie Tacitus, daneben viele Personen, von denen wir
wenig mehr wissen als das, was wir unmittelbar aus Plinius’ Briefen über
sie erfahren. Im ersten Brief schreibt Plinius, dass er seine Briefe selbst
zusammengestellt und herausgegeben hat:
• Gaius Plinius Septicio suo salutem
Frequenter hortatus es, ut epistulas, si quas paulo curatius scripsissem,
colligerem publicaremque. Collegi non servato temporis ordine – neque
enim historiam componebam –, sed ut quaeque in manus venerat. Superest, ut nec te consilii nec me paeniteat obsequii. Ita enim fiet, ut eas, quae
adhuc neglectae iacent, requiram et, si quas addidero, non supprimam.
Vale (ep. 1, 1).
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