GEGENSTAND DER VORLESUNG (GRUNDLAGEN) 0. Ziel und Zweck der Vorlesung In dieser Vorlesung geht es darum, zum Studium "klassischer" wie moderner und spätmoderner DenkerInnen anzuregen, zu motivieren, die Notwendigkeit und den Nutzen von Theoriearbeit plausibel zu machen. Politische Theorien oder zumindest Aspekte von bestimmten politischen Theorien sind in allen politikwissenschaftlichen und politischen Äußerungen enthalten (impliziert) (vgl. Demirović 1995). Die Frage, ob wir etwas mit politischen Theorien zu tun haben wollen, stellt sich also gar nicht. Es stellt sich vielmehr die Frage, wie wir mit den - in unserer Umgebung und in unserem Denken - immer schon vorhandenen politischen Theorien umgehen. Ohne explizite Aneignung und kritische Überprüfung dieser Theorien besteht die Gefahr, dass Unreflektiertes, hegemoniale Vorstellungen und common sense-Ideen als selbstverständlich gültige Erkenntnisse hingenommen werden. Es geht in dieser Vorlesung auch um den prinzipiellen Stellenwert von Theorien im allgemeinen und politischen Theorien im besonderen für das Studium: A: Theorien als notwendige Voraussetzung jeder Analyse (auch wenn sie vorwiegend empirisch orientiert ist) (Hay 2002, chapter 2); B: politiktheoretischer Fragen sind immer offen und umkämpft (u.a. die Frage, wie 'Politik' und 'das Politische' definiert werden kann und soll - es gibt hierzu keine fixe und endgültige Antwort, allerdings gibt es dazu viele Diskussion mit ständig neuen Ideen, Erkenntnissen und Perspektiven; mehr dazu in der dritten Vorlesung); C: Selbstreflexion: Theorie hilft auch, unterschiedliche politiktheoretische Ansätze beurteilen zu können. Um diese Zielsetzung - der kritischen Theoriearbeit - zu realisieren, sind allerdings auch praktische Hilfestellungen vonnöten: Neben inhaltlich-thematischen Anregungen (z.B. Welche Ideen sind aus der Geschichte zu holen? Welchen Weg nehmen Begriffen und Konzepten in konkreten historisch-politischen Zuammenhängen, wie werden sie dabei verändert?) soll überdies technische Unterstützung (z.B. Wie analysiere ich Texte? Mit welchen Hilfsmitteln kann ich arbeiten? - vor allem auch in der Übung 'Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens') gegeben werden. Politische Theorie und Ideengeschichte umfasst mittlerweile einen riesigen und tendenziell unübersichtlichen Kanon an Texten. Zugegeben: Nur wenige davon haben rasch und unmittelbar zu erschließenden Unterhaltungswert oder lassen sich so einfach lesen wie Sportseiten von Tageszeitungen. Auch Fernsehkrimiserien oder Sitcoms ("situation comedies") transportieren selten offenbarende politisch- -1- theoretische Einsichten, wenngleich auch sie sehr wohl als politische "Texte" zu erschließen sind (Dörner 2001). Der 'Unterhaltungswert' von Text hängt allerdings stark davon ab, welche Interessen und Vorlieben jemand bisher entwickelte bzw. neu ausbilden möchte: die philosophisch-politischen Essays von Montaigne oder die Subjekttheorien von Louis Althusser und Judith Butler können für manche viel spannender und aufregender sein als Berichte aus dem Bereich des Sports. Allerdings lassen sich Politiktheoretisches und Sportkundliches auch in sehr aufschlussreicher Weise verbinden: z.B. in den Fragen, wie Metaphern aus dem Bereich des Sports in politischen Diskussionen verwendet werden, welche populistischen Funktionen sie dabei erfüllen können, wie Fußball und Männlichkeit zusammenhängen (Spitaler 2005; Kreisky/Spitaler (Hg.) 2006). Begreifen und Verstehen schwierigen Textmaterials, wozu fast immer theoretische Schriften zählen, erscheinen vielen Studierenden einerseits oftmals als unerfreuliche Tätigkeiten. Man tendiert dazu, ihnen daher auszuweichen und verweist solche Texte in die "Makulatur" der Geschichte. Damit nimmt man sich aber viele Einsichten und Analysechancen. Ohne ausdauernde intellektuelle Arbeit (d.h. z.B. Lesen, Exzerpieren und Kommentieren von Zeitschriftenartikeln und Büchern) lassen sich diese Texte tatsächlich nicht nutzbar machen. Aber: Ohne intellektuelle Neugier wird die Ausbeute politikwissenschaftlichen Forschens bescheiden bleiben. Um über aktuelle politiktheoretische Diskussionen auf dem Laufenden zu bleiben, ist es sinnvoll, immer wieder einen Blick in die einschlägigen Zeitschriften (sowohl die Artikel als auch die Buchbesprechungen) zu werfen, z.B.: Political Theory; Signs; Contemporary Political Theory; Perspectives on Politics; femina politica; Leviathan; Politics and Society; Postcolonial Studies: Culture, Politics, Economy; Blätter für deutsche und internationale Politik; Politics; Prokla; beiträge zur feministischen theorie und praxis; Theory, Culture and Society; … Politikwissenschaft ist vor allem ein "Lesestudium". Diese Lektüreintensität bezieht sich freilich auf äußerst unterschiedliche Textsorten. Selbst wenn Sie ganz besonders an primär empirischen (es gibt keine 'rein empirischen' Analysen; das notwendigerweise enthaltene Theoretische - z.B. welche Begriffe verwendet werden - geht entweder reflektiert oder unreflektiert in die jeweilige Analyse ein!) Analysen der Politik interessiert sind, kommen Sie nicht umhin, auch den präzisen und korrekten Umgang mit "Texten" (wie Studien, Gesetze, Verordnungen, sonstige Dokumente) zu beherrschen. Weil viele der politikwissenschaftlich relevanten Daten Texte sind: • Wer sich mit militärpolitischen Fragen beschäftigen will, wird vermutlich den Eurofighter-Vertrag einmal genau analysieren müssen (falls er jemals -2- der Öffentlichkeit - oder zumindest der Wissenschaft - zugänglich gemacht wird). • Das Beispiel des Kosovokrieges 1999 und die Bedeutung des Annexes des Vertrages von Rambouillet. • Für die Analyse spezieller Politikfelder (wie z.B. Universitätspolitik, Sozialpolitik, Frauenpolitik, Umweltpolitik oder Neutralitätspolitik) müssen Sie auch einschlägige österreichische Gesetzestexte oder auch EUDokumente verstehen und interpretieren können. Lesen sollte nach Möglichkeit immer auch Exzerpieren der gelesenen Texte und das Diskutieren darüber bedeuten; man könnte in dieser Hinsicht von einem "dialogischen" oder "polylogischen Lesestudium" sprechen. In kaum einem anderen Teilgebiet der Politikwissenschaft werden Sie mehr dazu angeleitet, methodisch genaue Textarbeit (Lektüre, Interpretation und Diskursanalyse von Texten) zu leisten als in der politischen Ideengeschichte. Die Ideengeschichte kann als dazu besonders geeignetes Lernfeld angesehen werden. Wenn Sie einen Text von Aristoteles sorgfältig "zerlegen", verstehen und in seiner Vielfalt interpretieren können, werden Sie mit Sicherheit auch das Universitätsgesetz 2002 nach allen Regeln verstehender und interpretierender Kunst bearbeiten bzw. eine Diskursanalyse dieser Texte durchführen können. Freilich bleibt an dieser Stelle auch kritisch anzumerken, dass die Politikwissenschaft als Disziplin in ihrem Ausbildungskanon methodologische Fragen der Befassung mit historischen und aktuellen Politiktheorien wie Techniken der Textanalyse selbst nur unzureichend pflegt1. Die Politikwissenschaft behandelt im Gegensatz zu anderen Disziplinen einschlägige methodische Fertigkeiten nachweislich stiefmütterlich. Bezeichnenderweise müssen angesichts systematischer Vernachlässigung methodologische Überlegungen und technische Tipps anderen Disziplinen entlehnt werden, vor allem aus der Literatur- und aus der Rechtswissenschaft geholt werden. Einen sehr guten Überblick über verschiedene Ansätze, literarische Texte zu interpretieren (Diskursanalyse, Semiotik, Hermeneutik, Interdiskursanalyse, Dekonstruktion, …), finden Sie in Klaus-Michael Bogdal (Hg.) 1997. In einer Vorlesung können nur Anstöße zu weiterer Beschäftigung geboten werden. Es kommt daher letztlich darauf an, dass diese Anregungen in intensiver eigener Lektüre und Versuchen kritischer Textarbeit vertieft und später dann auf aktuelle Forschungsfragen in Theorie und Empirie bezogen werden. Genaueres Studium und Was gesamtgesellschaftlich an Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften als Abwertung praktiziert wird, ereignet sich auch innerhalb der Politikwissenschaft als Disziplin. Auf- und Abwertung von Wissen ereignet sich auch hier an der Orientierungsmarke von vermeintlicher Marktgängigkeit von Wissen. Nur technologieorientierte Forschung und Biowissenschaften finden zur Zeit Anerkennung und haben gesellschaftlichen Wert. Obwohl aktuelle westliche Gesellschaften über Reichtum verfügen wie nie zuvor, heißt es immer öfter, ökonomisch nicht direkt verwertbares, mithin "unnützes" Wissen können wir uns angesichts globaler Standortkonkurrenz nicht länger "leisten". 1 -3- intensivere Diskussionen gibt es in der Folge dann in politisch-theoretischen Grundkursen und Proseminaren, vor allem aber in vertiefenden Seminaren. Erstes Hineinschnuppern in solche Arbeitsweisen ist aber schon um diese Vorlesung und die Grundkurse angesagt, die mit voller Absicht als einführende Lektürekurse angelegt sind. Im Grundlagenblock der Vorlesung geht es zunächst um Klärung folgender Grundsatzfragen: Wozu (politische) Theorie? (politikwissenschaftliche Reflexion) Wozu politische Ideengeschichte/historische politische Theorien? Politisches Denken: Was ist darunter zu verstehen? 1. WAS IST THEORIE? WAS IST POLITISCHE POLITIKWISSENSCHAFTLICHE THEORIEN? THEORIE? WAS SIND 1.1. Was ist Theorie? Das Wort "Theorie" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "schauen", "beobachten" (Etymologie: Herkunft, Geschichte und Ursprungsbedeutung der Wörter). Theorie ist ihrem anfänglichen Wortsinn nach als "Anschauung" oder "Beobachtung" zu definieren (Zima 2004). Diese Definition wäre allzu weit: Denn alle Wahrnehmungen sind sozial, kulturell, ideologisch und theoretisch bedingt. Der moderne Theoriebegriff wird zumeist enger gefasst und bezieht sich auf "wissenschaftliche Erkenntnis" im Unterschied etwa zu religiösem Glauben, literarischer Deutung der Welt oder zu Propagandaschriften. Das heißt freilich nicht, dass Theorie und Wissenschaft synonym zu setzen sind. Wissenschaft kann in diesem Verständnis als die Kombination von Theorie und Empirie verstanden werden. Bislang liegt für den Begriff Theorie kein einheitliches, allgemein anerkanntes, wissenschaftstheoretisches Begriffsverständnis vor. Es gibt Versuche, den Begriff Theorie mit rein formalen Kriterien zu bestimmen: Theorie wird dann definiert als ein System von Sätzen bzw. Aussagen, welche widerspruchsfrei und innovativ sind – diese Bestimmung gilt aber auch für nichtwissenschaftliche Texte wie politische Reden. Thomas Kuhn sprach von "permanenten Werten der Wissenschaften": Genauigkeit, Reichweite, Fruchtbarkeit (z.B. Erklärungs- und Prognosekraft), Konsistenz und Einfachheit (Kuhn, zit.n. Ritsert 2003). Theorien können auch als Versuche verstanden werden, vielfältige und unübersichtliche Realitäten zu systematisieren, sie werden also "in ordnender Absicht" gebildet. -4- Peter Zima definiert Theorie als einen interessegeleiteten Diskurs, dessen Aussagesubjekt über seine Relevanzkriterien, seine semantisch-narrative Verfahren und seine Vorstellungen von Akteuren im gesellschaftlichen Kontext selbstkritisch reflektiert und sie als partikulare Konstruktionen einer ambivalenten, vieldeutigen Wirklichkeit auffasst, deren Erkenntnis den Dialog mit anderen Theorien voraussetzt (Zima 2004, 20 und 62). Unter einem Aussagesubjekt meint Zima dabei ein "Kollektivsubjekt", d.h. diejenigen, die einen bestimmten Anatz vertreten (z.B. Kritische Theorie, Psychoanalyse, Foucaultsche Diskurstheorie, Kritischer Rationalismus, Hermeneutik, Symbolischer Interaktionismus, Ethnomethodologie, Critical Realism, Cultural Studies, Feminismen, …). Theoretische Diskurse verarbeiten und kritisieren immer auch weltanschauliche Positionen (Liberalismus, Konservativismus, Sozialismus, Feminismus, Neoliberalismus usw.). Zugleich können theoretische Diskurse in ihrem Bestreben "nach Erkenntnis" durch Ideologien auch entscheidend "bedroht" werden, und ganz oder teilweise zu "Ideologien verkommen". Sie sind also nie endgültig wissenschaftlich (im Sinne von 'frei von ideologischen Gehalten'). Theoretische Diskurse sind im Grunde intellektuelle (Re-)Aktionen: Sie reagieren reflektierend auf soziale, politische, kulturelle und wirtschaftliche Gegebenheiten und Probleme, indem sie versuchen, Befunde und Erklärungen für Verhältnisse und Sichtweisen anzubieten, aber auch Lösungen zu entwerfen, die niemals "wertfrei" sind. Und sie agieren – aktiv-konstruierend –, indem sie neue Denkmöglichkeiten eröffnen, verzerrende (ideologische) Thesen anderer Diskurse kritisieren, bislang unerkannte Zusammenhänge bewusst machen und Bedingungen für veränderndes Handeln aufzeigen. Theorien haben weiters komplexen gesellschaftlichen Realitäten standzuhalten. Die Qualität theoretischer Reflexion erweist sich also letztlich an der Empirie und an der Qualität der Begriffe bzw. Begriffskombinationen. Wichtige Frage sind zudem: Welchen Erklärungsgewinn vermittelt Theorie, wie praxisrelevant ist sie, für welche Art von Praxis ist sie relevant? Theorien werden aber vor allem im Streit zwischen Wissenschaftlergruppen ausgetragen und (vorläufig) entschieden, indem sie nach bestimmten formalen Regeln widerlegt und verworfen oder eben auch anerkannt werden. Zima schlägt in diesem Zusammenhang eine "dialogische und dialektische Metatheorie" vor, er meint damit: gegensätzliche theoretische Positionen zusammenzuführen, um sie im Rahmen einer Konfrontation zu überprüfen. Wo konträre Standpunkte aufeinanderprallen, lässt jede der beteiligten Theorien ihre Wahrheitsmomente und ihre blinden Flecken erkennen. Indem sie andere Perspektiven eröffnet, indem sie den in Frage stehenden Gegenstand ganz -5- anders konstruiert, macht die konkurrierende Theorie Probleme sichtbar, welche die von uns bevorzugte Theorie verdeckt. (Zima 2004) In der empirischen Nachprüfung theoretischer Einsichten (Prüfung an der "Erfahrung" und Beobachtung) oder auch in der Konfrontation gegensätzlicher theoretischer Positionen werden "Wahrheitsmomente" oder "blinde Flecken" erkennbar. Verschiedene Theorien können kompatibel sein und sich "ergänzen", sie können sich aber auch total widersprechen und folglich inkompatibel sein. Theorien haben "widerspruchsfrei", "logisch konsistent", "kohärent" und "informativ" zu sein, sie sind korrigierbar und verbessbar, sie können auch völlig verworfen werden. Wissenschaftstheorie, Wissenschaftssoziologie, Wissenschaftsgeschichte Die Wissenschaftstheorie - als Metatheorie, als selbstreflexive Theorie über Theorien - interessiert sich für die Struktur von Theorien, während Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftssoziologie auf die Funktion von Theorien fokussieren. Wissenschaftstheorie bezieht sich zum einen auf die Grundcharakteristika der gesellschaftlichen und politischen Realität: • ob die Untersuchungsgegenstände der Natur- (z.B. Bewegungsgesetze der Sterne; biologische Gesetze; …) und diejenigen der Sozialwissenschaften (z.B. Entstehen und Funktionieren von ökologischen, feministischen und anderen sozialen Bewegungen; …) die gleiche Struktur haben, oder ob es zwischen ihnen gravierende qualitative Unterschiede gibt (Entscheidungsfähigkeit, Reflexion, Verstehen, Intention, Kritik und Verantwortung sind z.B. Eigenschaften, die gesellschaftliche Akteure auszeichnen, aber nicht Naturgegenstände)? Erst wenn wir auf diese Fragen eine Antwort gefunden haben, können wir auch überlegen und entscheiden, welche Forschungsmethoden wir anwenden sollen und werden; • das Verhältnis zwischen Strukturen und Handlungen; • die Bedeutung von Ideen und Theorien für das Erreichen eines bestimmten politischen Ergebnisses/Zustandes; • sind Institutionen gesellschaftliche Phänomene mit einer eigenen Logik, einer eigenen Dynamik, oder sind sie ausschließlich die Summe (das 'Aggregat') der Handlungen der beteiligten Menschen? (Hay 2002) Wissenschaftstheorie bezieht sich weiters darauf, was wir in welcher Weise über diese Realität wissen können. D.h.: Was sind die Bedingungen dafür, dass wir Wissen bzw. Erkenntnis über die (politische) Realität erwerben? Wie sicher kann unser Wissen sein? Können wir die Erkenntnisse, die wir in einem relativ eng begrenzten Kontext gewonnen haben, verallgemeinert werden? Mit welchen Argumenten und Gründen bevorzugen bestimmte politikwissenschaftliche Erklärungen gegenüber anderen? (Hay 2002, 62). -6- Weiters sind die Fragen zu stellen, ob WissenschafterInnen im Forschungsprozess ihre gesellschaftliche und (gesellschafts-)politische Positioniertheit und Positionierung (also wie sie sich selbst positionieren innerhalb der verschiedenen Bereiche einer Gesellschaft) 'verdrängen' oder 'ausschalten' können; ob sie die Positionierung überhaupt völlig ausgeschaltet sollen; ob bestimmte Positionierungen (z.B. Erfahrung von geschlechtsspezifischer oder/und rassistischer Diskriminierung) möglicherweise einen genaueren Blick auf bestimmte gesellschaftliche Vorgänge bewirken können. Wichtig ist auch der Stellenwert der "Daten": diese sind keine gesellschaftlich indifferenten Objekte, die von WissenschafterInnen eingesammelt werden, sondern sind vielmehr das Ergebnis gesellschaftlicher Aktivitäten (u.a. sind die Staaten oft die Produzenten derjenigen Daten, auf deren Basis ForscherInnen dann die Aktivitäten des Staates untersuchen). Problemorientierte Forschung muss sich auch der Frage stellen, welche Aspekte der sozialen und politischen Welt am dringendsten erklärt werden sollen und welchen Untersuchungsansatz man dafür verwenden soll. Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftssoziologie thematisieren die Zusammenhänge von Denk- und Machtverhältnissen zu thematisieren: Wer hat Zugang zu den Produktionsstätten wissenschaftlicher Forschung, wer ist warum ausgeschlossen? Welche Erkenntnisinteressen können sich durchsetzen und welche finden warum keinen Weg, sich Gehör zu verschaffen und sich im Wissenschaftsbetrieb zu realisieren? Wer profitiert von welchem Wissen und wer sind die VerliererInnen? Wer spricht für wen, wer hat Subjekt- oder Objektstatus? Welche Rationalitätsstandards sind hegemonial und welche warum marginalisiert? (Singer 2005). Eine weitere Betrachtungsweise von Theorien bezieht sich auf die Objekte und Objektbereiche. Hier schließen sozialund politikwissenschaftliche Theoretisierungen häufig an. Im sozial- und politikwissenschaftlichen Arbeitsfeld können z.B. unter Bezugnahme auf den Soziologen Robert K. Merton folgende Typen von Theorien unterschieden werden: grand theory (z.B. Systemtheorie); theories of the middle range (Theorien der mittleren Reichweite), die empirische Forschung anleiten sollen; Alltagstheorien (Arbeitshypothesen) (Merton 1949). 1.2. Was ist Politische Theorie? Theorien? Was sind politikwissenschaftliche Zu Politik und politischen Phänomenen kann sich jede/r äußern. Dies gilt als Selbstverständnis und Kernpunkt von Demokratie. "Was unterscheidet Äußerungen von Politikern, Journalisten oder von jedermann, der nicht Politikwissenschaft studiert hat, von der Fachdiskussion der Politikwissenschaftler über ebendiese Politik?" (Pappi 2003: 77). "Es sind die Theorien und Methoden, die -7- Politikwissenschaftler verwenden, um Aufschluß über politische Sachverhalte zu gewinnen" (ebd.). Politische Theorie ist demnach fester Bestandteil des politikwissenschaftlichen Studiums: • Politische Theorie bildet zum einen ein spezielles Teilgebiet/ein Kernfach der Politikwissenschaft (vgl. Studienplan); • zum anderen aber ist politische Theorie eine "Synthese" politikwissenschaftlicher Forschung, sie repräsentiert "eine Art Dach für die gesamte Disziplin" (Falter/Honolka/Ludz 1990, 33). • Sie vermittelt auch das notwendige Maß an Selbstreflexion, da sie auch den Wissenschaftscharakter und die Forschungslogik, die Grundlagen und das Selbstverständnis des Fachs klärt. • Politische Theorie ist "abstrahierende Beschreibung und Erklärung politischer Zusammenhänge" (Pappi 2003, 78), sie repräsentiert zudem ein nützliches Arsenal politischer Lösungsansätze wie analytischer Denkwerkzeuge zur Reflexion und Systematisierung politischer Phänomene; • politische Theorie positioniert sich in sozial- und geisteswissenschaftlichen Diskurskontexten und akquiriert theoretische Anregungen auch aus der Philosophie, Soziologie, Kultur- und Sozialanthropologie, Sozial- und Humangeographie, Geschichts- und Wirtschaftswissenschaft, aber auch aus der Rechtswissenschaft (insbesondere Staatslehre, Recht der Internationalen Beziehungen). • Letztlich ist (politische) Theorie eine eigentlich disziplinübergreifende intellektuelle Anstrengung. Sie ist somit jener Arbeitsbereich in der Politikwissenschaft, der die meisten Anschlussstellen zu anderen (sozial- und geisteswissenschaftlichen) Disziplinen aufweist, mithin auch ein gewisses Maß an Transdisziplinarität praktiziert. Unter dem Begriff "politische Theorie" werden Ansätze zusammengefasst, die eine Theorie zum Gegenstandsbereich "Politik" formulieren. Das ist allerdings eine unbefriedigende Definition (sie ist zu allgemein, eigentlich tautologisch). Sie schafft nur weitere Bestimmungsprobleme: • Was deckt der Begriff "Politik" ab? • Was unterscheidet Politik von anderen gesellschaftlichen Bereichen (z.B. Wirtschaft, Wissenschaft, Religion usw.)? • Kann Politik überhaupt als eigenständiger "Gegenstand" gefasst werden? • Ist Politik (das Politische) nicht eher eine besondere Eigenschaft, eine Qualität gesellschaftlicher Prozesse und Strukturen oder ein spezifischer Mechanismus der Verbindung gesellschaftlicher Bereiche? -8- Von manchen Politikwissenschaftern wird das Gemeinsame politischer Theorien in ihrer Methodik gesehen, wie also das Feld der "Politik" erschlossen wird. So kann politische Theorie in drei Bereiche differenziert werden: • Metatheorie (selbstreflexive Aufgabe von Theorie) • Systematische/empirische Theorien: geben Antworten auf die Frage nach der empirischen Verfasstheit von Politik ("so ist Politik") • Normative Theorien (politische Philosophie/Ideengeschichte): geben Antworten auf die Frage nach der Begründbarkeit von Politik ("so soll Politik (nicht) sein"). Diese Unterscheidung impliziert keineswegs, dass empirische Theorien nicht auch normativ und normative Theorien nicht auch empirisch sind: • Manche Ansätze bezeichnen sich als nicht-normativ, als streng wertfreiempirisch - und haben aber bereits in ihren wissenschaftstheoretischen Prämissen Normen versteckt: z.B. der Rational-choice-Ansatz, der davon ausgeht, dass alle Menschen egoistische Nutzenmaximierer seien (Hay 2002, 8f) – eine Prämisse, die keineswegs empirisch gewonnen wurde und gleichzeitig ein bestimmtes normativ aufgeladenes Menschenbild beinhaltet. • Der kanadische Philosoph Charles Taylor argumentiert umgekehrt, dass es keine völlig nichtempirischen (bzw. empirielose) Theorien: So sei etwa Plato davon ausgegangen, dass Klassengegensätze abgeschafft werden könnten, während Aristoteles meinte, Klassenkonflikte könnten bloß gezähmt, aber nicht überwunden werden. D.h. ihre spezifischen empirischen Thesen über das Funktionieren der Gesellschaft sind insofern mit normativen Positionen verknüpft, als sie den möglichen politischen Strategien und der Bewertung von Politikformen einen eindeutigen Rahmen vorgeben: wenn die Möglichkeit der Transformation zu einer klassenlosen Gesellschaft ausgeschlossen wird, bleibt nur die Wahl zwischen verschiedenen Formen des Klassenkonflikts (vgl. Mihic/ Engelmann/ Wingrove 2005, 477f). Diese Frage des Verhältnisses von Normativem und Empirischen wird Ihnen das gesamte Studium hindurch begegnen; Sie werden unterschiedlichste Antworten zu hören bekommen – Sie müssen also selbst durch Lektüre, Reflexion und Diskussionen zu einem Ergebnis (wie vorläufig auch immer, wie veränderbar auch immer) kommen. -9- Verwirrende Vielfalt der Bezeichnungen "Politische Theorien" Historische politische Theorien Moderne politische Theorien Normative politische Theorien Empirisch-analytische Theorien Politische Ideengeschichte Politische Theorien Geschichte politischen Denkens Geschichte politischer Diskurse Politikwissenschaftliche Theorien Partikular-/Bereichstheorien Schaubild 1: Übersicht der Bezeichnungen Zu beachten ist, dass in vielen politikwissenschaftlichen Texten mit empirischanalytisch ausschließlich und vereinnahmend quantifiziernde (alles ist messbar, man kann Voraussagen machen, …) Theorien und Methoden gemeint werden. De facto sind aber auch qualitative Theorien (z.B. Hermeneutik und Diskurstheorie) empirisch und analytisch orientierte Theorien, dass selbstverständlich auch qualitative (also nicht-quantifizierende) Methoden Formen empirischer Forschung und Analyse sind. Variables Wechselspiel von Theorie und Praxis Werner J. Patzelt sieht politisches Alltagsdenken, politische Ideengeschichte und politikwissenschaftliche Theorie als jene "Triade" an, die das Netzwerk "politischer Theorie" ausmacht. Politisches Alltagsdenken ist die Basis "alltäglicher Konstruktion und Reproduktion politischer Wirklichkeit" (Patzelt 2003, 443); politische Ideengeschichte bildet das "kollektive Gedächtnis" (auch) der Politikwissenschaft (ebd., 451) und politikwissenschaftliche Theorien stellen "systematisches", reflektiertes politisches Denken/Wissen dar: "Durch systematisches politisches Denken – also durch der Praxis entsprungene, für die Praxis entwickelte und in der Praxis angewandte politische Theorien (d.h. über "politische Inhalte") – kommt politische Wirklichkeit und kommen politische Akteure sozusagen zum Bewußtsein ihrer selbst" (ebd., 446). - 10 - Im Bedeutungshof dieser Triade (Beziehung dreier Elemente) kommt also auch der dynamische Spannungsbogen von Theorie und Praxis zum Ausdruck: Theoretische Reflexion Gesellschaftliche Entwicklung Politische Praxis Schaubild 2: Wechselspiel von Theorie, Praxis und Gesellschaft (Strukturen) • Soziale Entwicklungen provozieren erklärende (strukturierende) Betrachtungen und kritische Einsichten ("theoretische Reflexion"), • was wieder "politische Praxis" bestärkt oder verändert, • die "gesellschaftliche Folgen" zeitigt (also bisherige Entwicklungen verändert oder neue anstößt), • was wiederum erneut den Theorie-Praxis-Kreislauf in Bewegung setzt, also theoretische Reflexion provoziert, usw. Die Politische Ideengeschichte beobachtet, beschreibt und analysiert dieses reflexive Wechselspiel unter sich verändernden Praxisbedingungen und Diskurstraditionen. Dabei ist zu beachten, dass theoretische Reflexion und politische Praxis zugleich auch Teile der gesellschaftlichen Entwicklung sind und theoretische Reflexionen Teil politischer Praxisformen sein können (und sollen) bzw. sind. Zudem kann man auch von 'theoretischer Praxis' sprechen als einer spezifschen Form von Praxis neben ökonomischer, politischer, militärischer, zivilgesellschaftlicher, kultureller Praxis. Politische Theorie und Ideengeschichte als Teil der Politikwissenschaft Als Ende der 1940er Jahre die IPSA (International Political Science Association) gemeinsam mit der UNESCO einen verbindlichen Ausbildungskanon der "political science" festlegte, war es eigentlich unumstritten, dass das Fach (Politikwissenschaft) auch theoretisch und ideenhistorisch untermauert werden musste. Dies hat seinen guten Grund: Es gibt realiter kein praktisches politisches Problem, das ohne Rückgriffe auf politisch-theoretische Vorstellungen (historischer wie zeitgenössischer Art) erörtert werden könnte. Beispiele: Demokratieform; - 11 - Verständnis des Verhältnisses Bevölkerung - Staat; Verhältnis 'Eigenes' - 'Fremdes' Staat. Akute Politikprobleme bilden zuallermeist nur die Spitze eines Eisberges, der größte Teil liegt unsichtbar unter der Oberfläche. Politikprobleme sind daher auch keineswegs nur aus dem Hier und Jetzt angemessen zu erfassen, in sie sind zurückliegende Ideen, Sichtweisen und Konzepte ebenso eingeschlossen wie auch Ansatzpunkte zu ihrer Überwindung. Diese gilt es zu erkennen und für gegenwärtige Praxis nutzbar zu machen. Beispiel: Die in der österreichischen Bundesverfassung festgelegte Kompetenzregelung zwischen Bund und Ländern mag gelegentlich flexiblen Problemlösungen im Wege stehen. Sie ist aber nicht von Fall zu Fall im Sinne einer "Gelegenheitsgesetzgebung" zu verändern. Rechtliche Sicherheit und Kalkulierbarkeit politischen Handelns gewährleistet die Verfassung nur dann, wenn sie eine vernünftige Balance aus Kontinuität und Veränderung ermöglicht. Daher ist zunächst die (theoretische, politisch-philosophische wie rechtsphilosophische) Grundidee der Verfassung freizulegen und der in der Verfassung zum Ausdruck kommende (historische) soziale und politische Kompromiss zu verstehen. Es sind dann historische wie aktuelle Motive abzuwägen, um eine auch für die "mittlere" Zukunft tragfähige Reform einzuleiten. Politische Ideengeschichte ist also mitnichten als nutzloses Räsonnieren oder museale Anstrengung zu klassifizieren, quasi als unproduktiver Blick nach hinten abzuwerten. Sie ist vielmehr als reicher Niederschlag historischer Erfahrungen, Konflikte, Verständnisse und Identitäten zu erkennen. Politische Ideengeschichte stellt eine gehaltvolle Bestandsmasse thematischer wie theoretisch-analytischer Anregungen dar, die es für aktuelles politikwissenschaftliches Arbeiten in allen politischen Problem- und Konfliktfeldern differenziert zu nutzen gilt. Wer also politikwissenschaftlich denken, Politikprobleme in ihrer grundsätzlichen Systematik verstehen und dementsprechend genau analysieren möchte, muß "politische Theorie und Ideengeschichte" ernst nehmen. Ihre Vernachlässigung wäre unklug, zumal dadurch ein klares Verständnis für politische Probleme und gesellschaftliche Konflikte wie auch eine befriedigende Erklärung einschlägiger Ursachen aufs Spiel gesetzt würden. Theorie hat nicht nur (selbst)reflexive Bedeutung, sondern sie schärft vor allem das begriffliche Instrumentarium einer praxisrelevanten Politikwissenschaft. Begriffsgenauigkeit steigert immer auch Qualität, Differenziertheit und Richtigkeit empirischer Politikanalysen und bietet dadurch wichtige Ansatzpunkte für verändernde Praxis. Und auch das, was mit politischer Theorie umschrieben wird, liegt wesentlich näher an politischen Realitäten als man gemeinhin annimmt. Die im Alltagsdenken so populäre Ineinssetzung politischer Theorie mit absoluter Praxis- und Lebensferne trifft schlechterdings nicht zu. Der deutsche Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas argumentierte: - 12 - Wir organisieren unsere Erfahrungen "a priori [d.h.: unabhängig von der Sinneserfahrung; Anm. HP] und vor aller Wissenschaft" (Habermas 1972, 15) innerhalb von "Systemen von Grundbegriffen" (ebd.). Zum Verständnisproblem wird theoriegeleitete Begriffsarbeit freilich dann, wenn üblicher Alltagsgebrauch und wissenschaftlicher Gebrauch von Begriffen extrem voneinander abweichen. Im alltäglichen Verständnis erscheint Politik häufig "fremd" und nur negativ konnotiert: "Ich habe mit Politik nichts am Hut. Politik ist die Sache von Berufspolitikern". "Politik ist schmutzig", usw. In der Politikwissenschaft wird der Politikbegriff dagegen in einem analytischen Sinne gebraucht, indem mit ihm verschiedene Aspekte des Politischen benannt werden: Politik als Struktur ("polity"), Politik als Prozess ("politics"), Politik als Inhalt und Ergebnis ("policy"). - 13 - Vorgriff auf die zweite Vorlesung: Zur Relevanz kritischer Begriffsarbeit in der Politikwissenschaft "Alles menschliche Leben konstituiert sich aus Erfahrungen, mögen diese nun überraschend und neu oder aber wiederkehrender Natur sein. Um Erfahrungen zu machen oder zu sammeln und sie in sein Leben einzubinden, braucht man Begriffe. Man benötigt sie, um die schwindenden Erfahrungen festzuhalten, um zu wissen, was der Fall war, und um die Vergangenheit in unserer Sprache zu bewahren. Begriffe sind also vonnöten, um vergangene Erfahrungen sowohl in unser Sprachvermögen als auch in unser Verhalten zu integrieren. Erst wenn diese Integration erfolgt ist, lässt sich verstehen, was geschehen ist, und wird man vielleicht imstande sein, sich den Herausforderungen der Vergangenheit zu stellen. Dann mag man auch die Fähigkeit erwerben, sich auf kommende Ereignisse oder mögliche Überraschungen einzustellen – und sei es, um sie zu verhindern. (…) Mit Kant gesprochen: keine Erfahrungen ohne Begriffe und keine Begriffe ohne Erfahrungen." (Koselleck 2006, 59) Handwerker brauchen geeignete Werkzeuge, um ihr Material bearbeiten und ihm die den Zwecken angemessene Gestalt geben zu können. Was Handwerkern Werkzeuge bedeuten, sind PolitikwissenschaftlerInnen Begriffe und theoretische Konzepte. Selbst um alltägliche Realitäten zu "(be-)greifen", bedarf es möglichst eindeutiger und auch zweckmäßiger Begriffe, weil, wie Bertolt BRECHT einmal bemerkte, Begriffe sozusagen "Griffe" sind, mit denen wir Dinge und Verhältnisse in Bewegung zu setzen vermögen (Bertolt Brecht, zit.n. Negt/ Kluge 1992, 57). Fehlen geeignete "Griffe", so werden Worte nicht wirken bzw. sind sie nichts anderes als dürftige Krücken oder gehaltlose Hülsen. Mit Begriffen und Begriffskombinationen "greift" Denken in gesellschaftliche und politische Wirklichkeiten ein (selbstverständlich ist theoretisches Denken auch eine Form von gesellschaftlicher und politischer Wirklichkeit). Kritische Begriffsarbeit ist nicht nur abgehobenes Kürprogramm weniger Theorieinteressierter, sie gehört zum Pflichtprogramm sorgfältiger Politikanalyse. Sie stellt also den ersten, für alle unverzichtbaren, durchaus mühevollen - und für manche auch lustvollen - Schritt politischen Denkens und theoretischen Arbeitens dar. Die Präzisierung und Abstimmung von Begriffen ist niemals frei von Theorieeinflüssen und jede Theorie steht nicht nur in einem besonderen Verwendungszusammenhang, sondern entstammt auch einem speziellen Entstehungskontext, den es zu rekonstruieren und zu verstehen gilt. Insofern stellen alle Theorien de facto eine theorie- und ideengeschichtliche Gemengelage dar. Begriffe sind zentral für jede kritische Wissenschaft bzw. für jede Sozial- und Politikkritik im allgemeinen. Die Verhältnisse müssen be-griffen werden, um sie verändern zu können. Begriffe sind nun auch das notwendige Rüstzeug für jede - 14 - Politologin/ jeden Politologen, gleich ob sie/er nun eine kritische Absicht verficht oder nicht. Begriffe sind auch Grundlage für jede politikwissenschaftliche Beschreibung und Analyse. Es geht einerseits darum, die Verhältnisse mit möglichst treffenden Begriffen möglichst klar und konsistent zu beschreiben und zu erklären. Andererseits geht es auch darum, zu erkennen, welche Begriffe in der wissenschaftlichen Diskussion oder auch im Alltagsdiskurs mit welchen Konzepten und Theorien verknüpft sind, also die Bedeutung eines Begriffes herauszuarbeiten und Assoziationsketten/ Naheverhältnisse/ Begriffscluster zu "entdecken" (z.B. Demokratie – Öffentlichkeit – Partizipation). Je nach theoretischem Ansatz werden die gleichen Begriffe in der einen Theorie in einem Nahe-, in der anderen in einem Konfliktverhältnis stehen. Z.B. das Verhältnis der Begriffe Freiheit und Gleichheit: Gleichheit kann sowohl als Gegenpol als auch als Voraussetzung von Freiheit bestimmt werden. Nicht selten stehen Definitionsfragen am Ausgangspunkt politischer und wissenschaftlicher Auseinandersetzungen. "Bürger" kann man/frau z.B. als Staatsbürger(In!) - als volljährige(n) Staatsangehörige(n) -, als Staatsbürger(In) im Sinne eines Trägers von sozialen, ökonomischen und politischen Rechten, aber auch als männlichen Bourgeois (d.h. in ökonomischer Weise) definieren. Wenn Andreas Khol von "Bürgergesellschaft" redet, hat er etwas ganz anderes im Sinn als regierungskritische Organisationen, wenn sie von "Zivilgesellschaft" sprechen (die sich ja auch auf die BürgerInnen bezieht). Antonio Gramscis staatstheoretisches Konzept von "Zivilgesellschaft" setzt noch einmal eine andere Form von Gesellschaftstheorie voraus. Auch die Neuauflagen von Lexika zeugen davon, dass Begriffe "leben". Einerseits heißt das, dass wir den Bedeutungen von Begriffen nicht "ausgeliefert" sind, sondern diese durchaus ändern können, dass es verschiedene Ansichten geben kann und dass Begriffe eine Geschichte und eine Zukunft haben. Andererseits bringt das auch Schwierigkeiten mit sich: Begriffe sind an einen Kontext gebunden, an eine Zeit und an das jeweilige Wissen dieser Zeit. So hat etwa der Begriff des Bürgers/der Bürgerin im Laufe der Zeit eine Bedeutungsverschiebung erfahren: Entstanden im 18./19. Jh. bezeichnete er damals als "Citoyen" den politischen Bürger, der über das Gemeinwohl mitentscheidet, und als "Bourgeois" den Wirtschaftsbürger, der seine privaten wirtschaftlichen Interessen verfolgte. Das Deutsche kennt diese Unterscheidung nicht und spricht verkürzend heute vom "Staatsbürger" (eine Einengung des "politischen Bürgers"). Begriffe sind sowohl für die Analyse von Abstraktem und Allgemeinem ('der Staat in der Moderne') als auch für die Analyse von Besonderem und Konkretem ('der österreichische Staat am Beginn des 21. Jahrhunderts') notwendig – immer in Verbindung mit anderen Begriffen, auf unterschiedlichem Abstraktions- bzw. Allgemeinheitsniveau. - 15 - Am zentralen Begriff des Staates soll hier der Vorgang der Begriffsbildung innerhalb der wechselseitigen Beeinflussung von Realitäten, Wörtern und Bedeutungen demonstriert werden, wie er etwa von Reinhart Koselleck (Vertreter der 'Begriffsgeschichte'; VO 7) verstanden und erläutert wurde. Seit sich in der frühen Neuzeit eine neuartige Konfiguration öffentlicher Gewaltkonzentration herauskristallisierte und als "Staat" benannt wurde, gibt es den Begriff des Staates samt fest umrissener Bedeutung. Durch den Begriff sollte ein historisches soziales Verhältnis unverwechselbar markiert und standardisiert werden. Obwohl das Wort etymologisch auf die römische Antike zurückgeht (Cicero: status civitatis, status rei publicae), erweiterte und veränderte sich seine Bedeutung zum "Staat" erst im Kontext politischer Transformationen Europas ab dem 17. Jahrhundert. Die Bedeutung von 'Staat' erfuhr zahlreiche Modifikationen und Konkretisierungen: • Für fast jede der historischen Staatsformen wurde ein Spezialbegriff gebildet (absolutistischer Gewalt- und Machtstaat, Nationalstaat, Rechtsstaat, Klassenstaat, Wohlfahrtsstaat, fordistischer Staat, postfordistischer Sicherheitsstaat, nationaler Wettbewerbsstaat, u.a.m.). • Lediglich das von Anfang an in Apparatur wie Ethik des Staates installierte geschlechtliche Machtgefälle, der Staat als institutionalisierte Männlichkeit, wurde nicht auch durch einen gesonderten Begriff sichtbar gemacht. Hinter der Fassade geschlechtlicher Neutralität verbirgt sich jedoch kompakte Männlichkeit. Erst im Kontext moderner Frauenbewegung wie aktueller Frauenforschung wurde mit dem Staat auch Maskulinismus assoziiert und unter Zuhilfenahme spezieller Phrasierungen sein bis dahin verheimlichtes Geschlecht enthüllt (vgl. "patriarchaler Staat", "Männerstaat", "Staat als Männerbund" (Kreisky) oder "Staat als institutionalisierte Form hegemonialer Männlichkeit" (Sauer)). Trotz Abstraktion sind Begriffe und ihre Bedeutungen aber nur in ihren historischen, politischen, sozialen wie kulturellen Kontexten und Verästelungen zu verstehen. Begriffsbedeutungen stellen Ergebnisse gesellschaftlicher oder politischer bzw. symbolischer Auseinandersetzungen und Konventionen dar (Hall 2004, 54). Diese Begriffe – und Begriffskombinationen bzw. Begriffsverhältnisse – haben keine fixe Bedeutung, die ein für allemal feststeht, sie sind also veränderbar: verschiedene Theoretikerinnen und Theoretiker versuchten im Laufe der vergangenen Jahrhunderte und versuchen selbstverständlich auch heute, Begriffe so zu bestimmen, so mit Inhalt zu füllen, dass sie die aktuellen Probleme und Zustände möglichst gut in den Griff bekommen, also analysierbar und erklärbar machen. Begriffe sind also wichtige Instrumente wissenschaftlicher Arbeit. Zwecks Differenzierung macht es Sinn, sich auch der Unterschiede zwischen Begriffen, - 16 - Kategorien und theoretischen Konzepten zu vergewissern, zumal sie in inhaltlichem Konnex stehen, zugleich aber abweichenden Bedeutungsumfang und unterschiedliche Reichweiten wissenschaftlicher Begriffs- und Theoriearbeit anzeigen: • Begriffe sind Komplexe von Vorstellungen und Wertungen über zentrale Merkmale von Gegenständen oder Phänomenen. Sie benennen – stets in Kombination mit anderen Begriffen – Dinge, Verhältnisse und Realitäten. In dieser Absicht definieren sie auch, indem sie den inhaltlichen Geltungsrahmen abstecken. • Kategorien sind weitreichender: Sie beinhalten Grundaussagen und stehen vorzugsweise für Gruppen oder Gattungen von Begriffen. Kategorien gelten darum als zentrale Begriffe oder Grundbegriffe, die allgemeine Merkmale und Zusammenhänge der Objekte und Phänomene ausdrücken. • Theorie hingegen ist ein umfassendes begriffliches Denkgebäude, das (begriffliche und kategoriale) "Netz, das wir auswerfen, um 'die Welt' einzufangen", wie Karl R. Popper (1984, 31) bildhaft formuliert. Popper sah es als Aufgabe von Theorie, die Welt "zu rationalisieren, zu erklären und zu beherrschen" (ebd.) – eine instrumentalistisch-sozialtechnokratische Sicht –, während Stuart Hall (ein Vertreter der Cultural Studies) beansprucht, durch den Inhalt seiner Forschungen zur Handlungs- und Einmischungsfähigkeit, zum empowerment benachteiligter Gruppen und Individuen beizutragen – eine emanzipatorisch-kritische Perspektive. Theorien haben sich wenigstens zweifach zu bewähren: Sie sollen Erklärungsgewinn erbringen, also Gründe, Ursachen und Motive erschließen, 'Kausalitäten' (ein wissenschaftstheoretisch durchaus umstrittener Begriff: denn in sozialwissenschaftlichen Theorien kann nicht derselbe Begriff von Kausalität verwendet werden wie in naturwissenschaftlichen; Sayer 1993) und größere Zusammenhänge verdeutlichen; überdies sollen sie aber auch Praxisrelevanz haben, also Ansatzpunkte für soziales und politisches Handeln wie für Gesellschafts- und Politikreformen sichtbar machen. Theorien bieten nicht nur allgemein reflexive Unterstützung des Denkens, sie sind auch bei konkreter Forschungsarbeit hilfreich, zumal sie das begriffliche Rüstzeug schärfen. In Forschungsarbeiten ist es von zentraler Bedeutung, die gewählten und zu wählenden Begriffe und Begriffskombinationen zu erläutern und zu begründen, mögliche ideologische Begriffe zu kritisieren und den Unterschied zu konkurrierenden Ansätzen darzustellen. Wichtig für den Umgang mit Begriffen ist auch eine Unterscheidung von Kampfoder Bewegungsbegriffe und analytischen Begriffen: • Kampf- oder Bewegungsbegriffe entstammen der Praxis sozialer oder politischer Bewegungskontexte. Als politische Slogans oder Losungen beabsichtigen sie Mobilisierung rund um besondere Problem- oder Konfliktlagen sozialer Gruppen. - 17 - Beispiel: So rekrutierte die Frauenbewegung ihre soziale Basis in politischen Kämpfen "gegen das Patriarchat" (Hausen 1986, 12). Das Patriarchat als polemischer Kampfbegriff verblieb daher – nicht ohne politische Hintergedanken – weitgehend diffus und emotional. • Analytische Begriffe hingegen bewähren sich erst durch ihr analytisches Vermögen und ihre empirische Nachprüfbarkeit. Fortführung des Beispiels: Das Patriarchatskonzept hat geschlechterkritische Herrschaftsanalysen wissenschaftlich zu begründen und methodisch anzuleiten. Letztlich muss es taugen, jene gesellschaftsstrukturellen wie machtpolitischen Faktoren herauszufinden und zu benennen, die die vielschichtige Patriachatskonfiguration ausmachen. Historische Variabilität von Bedeutungen und universalhistorische Überdehnung der Reichweite von Begriffen bedeuten nicht dasselbe. Eine methodologische Belastung des kursierenden Patriarchatsverständnisses wurzelt in seiner nicht selten unbedachten Universalisierung. Je universalhistorisch oder global überdehnter Begriffe aber angelegt werden, desto mehr büßen sie an "konkreter Aussagekraft" ein (ebd., 19). Insofern gilt eine angemessene Konzeptualisierung von Patriarchat immer noch als begrifflich wie theoretisch "unerledigtes Projekt" feministischer Forschung (Gerhard 1990). Der gleiche Begriff kann – abhängig vom Kontext, abhängig von der (Un-) Genauigkeit der Definition – als Kampfbegriff oder als analytischer Begriff verwendet werden: Der Historiker Zeev Sternhell schrieb z.B. zur Notwendigkeit einer präzisen Definition des Begriffs 'Faschismus': "Es gibt in unserem politischen Vokabular nur wenige Begriffe, die sich einer solch umfassenden Beliebtheit wie das Wort Faschismus erfreuen, ebenso aber gibt es nicht viele Konzepte im politischen Vokabular der Gegenwart, die gleichzeitig derart verschwommen und unpräzise umrissen sind. (…) Der emotionale Gehalt des Wortes Faschismus hat lange Zeit dazu beigetragen, dass ein politisches Konzept im Dunkeln verharrte, das noch nie auf den ersten Blick in aller Deutlichkeit erkennbar gewesen ist." (Sternhell 1976/2002). 'Faschismus' wird in alltagspolitischen Debatten oft als moralische Bezeichnung für besonders menschenverachtende Regimes (z.B. dasjenige von General Pinochet in Chile) gebraucht. Politiktheoretisch und politischstrategisch ist es jedoch von enormer Bedeutung, präzise zu analysieren, welche politischen und gesellschaftlichen Akteure ein bestimmtes Regime stützen (ist dies z.B. in erster Linie der Militärapparat oder auch eine breite 'Bewegung' – Letzteres wäre ein wesentliches Definitionsmerkmal für ein faschistisches Regime), sowie welche gesellschaftlichen Koalitionen im jeweiligen Kontext zu seiner Überwindung beitragen können. Zuletzt ist noch zu klären, in welcher Bedeutungsrelation Metaphern zu Begriffen stehen. Gerade Geschlechteraussagen werden häufig über eine – meist schiefe – Auslese von Wortbildern getroffen. Durch Einsatz stereotyper, nicht gerade positiv - 18 - konnotierter Frauenbilder wird Superiorität des männlichen und zugleich Inferiorität des weiblichen Geschlechts suggeriert. Metaphern sind keine belanglosen rhetorischen "Stilfiguren", sie sind aber auch keine Begriffe. Von solchen unterscheiden sie sich "strukturell und funktional". "Wegen der Fülle von bildlichen Assoziationen, die mit ihr verknüpft sind, lässt sich die Metapher nicht auf den Begriff bringen", sie lässt sich nicht "wörtlich" übersetzen (Bödeker 2002, 24). Analysen veränderten Gebrauchs von Metaphern verschaffen Einblicke in Denkmuster und Grundvorstellungen, die wissenschaftliche oder auch politischideologische Leitbilder im Zeitverlauf prägten (Paradigmen). Soziale und politische Realitäten stehen stets in einem engen Verhältnis mit speziellen sprachlichen und begrifflichen Wirklichkeiten. Hierbei geht es aber nicht bloß um Verständnis von Wörtern, sondern um das Erschließen der weiteren Bedeutungsfelder und Sinnverknüpfungen (Diskurse). Selbst Begriffen und ihren Bedeutungen sind Bilder gesellschaftlicher und politischer Erfahrungen eingeschrieben, die immer auch geschlechtsspezifische Erfahrungen reflektieren. Gerade Politik operiert auch mit Begriffen, die männlich dominierten wie maskulin geprägten Sphären (Kirche, Militär, Krieg, Sport, Management u.a.m.) entlehnt werden. Jedes Bild schließt an spezifische politisch-programmatische Ideen und Konzeptionen an. Diese entstammen symbolischen Ordnungen, die immer auch Geschlechter(an)ordnungen enthalten. Fraglos sind daher in männlich dominierten (maskulinistischen) Gesellschaften viele theoretische Konzepte, Begriffe und Inhalte politischen Denkens androzentrisch kontaminiert. - 19 - Appendix Begriffe Theorie Etymologie Metatheorie Wissenschaftstheorie Normative Theorien – Empirische Theorien Begriffsarbeit Staat Begriffsbedeutungen Begriffe – Kategorien Erklärungsgewinn Praxisrelevanz Kampfbegriff – Analytischer Begriff Metapher Paradigma - 20 - Literatur: In der Vorlesungseinheit 1 (20061012) erwähnte bzw. verwendete Literatur in der Reihenfolge der Nennung: • Alex Demirović (1995): Aspekte der theoretischen und politischen Praxis politischer Theorie; in: Helmut Kramer (Hg.): Politische Theorie und Ideengeschichte im Gespräch. Wien: WUV. 204-211. • Colin Hay (2002): Political Analysis. A Critical Introduction. Basingstoke: Palgrave. • Andreas Dörner (2001): Politainment. Frankfurt/M. • Georg Spitaler (2005): Authentischer Sport – inszenierte Politik? Frankfurt/Main. • Eva Kreisky/ Georg Spitaler (Hg.) (2006): Arena der Männlichkeit. Über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht. Frankfurt/Main. • Peter V. Zima (2004): Was ist Theorie? Tübingen-Basel. • Klaus-Michael Bogdal (Hg.) (1997): Neue Literaturtheorien. Eine Einführung. Opladen. • Jürgen Ritsert (2003): Die Logik der Sozialwissenschaften. Münster. • Mona Singer (2005): Geteilte Wahrheit. Feministische Epistemologie, Wissenssoziologie und Cultural Studies. Wien. • Robert K. Merton (1949): Social Theory and Social Structure. New York 1968. • Franz Urban Pappi (2003): Theorien, Methoden und Forschungsansätze. In: Herfried Münkler (Hg.): Politikwissenschaft. Ein Grundkurs Reinbek bei Hamburg. 77-100. • Jürgen W. Falter/ Harro Honolka/ Ursula Ludz (1990): Politische Theorie in den USA. Eine empirische Analyse der Entwicklung von 1950-1980. Opladen. • Sophia Mihic/ Stephen G. Engelmann/ Elizabeth Rose Wingrove (2005): Making Sense in and of Political Science. Facts, Values, and 'Real' Numbers. In: George Steinmetz (Hg.), The Poliitcs of Method in the Human Sciences. Durham/London. 470-495. • Werner J. Patzelt (2003): Einführung in die Politikwissenschaft. Grundriss des Faches und studiumbegleitende Orientierung. Passau, 5. erweiterte Aufl. • Jürgen Habermas Frankfurt/Main. • Reinhart Koselleck (2006): Begriffsgeschichten. Frankfurt/Main. • Oskar Negt; Alexander Kluge (1992): Maßverhältnisse des Politischen. 15 Vorschläge zum Unterscheidungsvermögen. Frankfurt/Main. • Andreas Khol (1998): Mein politisches Credo. Aufbruch zur Bürgersolidarität. Wien. • Stuart Hall (2004/1985): Bedeutung, Repräsentation, Ideologie. Althusser und die poststrukturalistischen Debatten. In: ders., Ausgewählte Schriften 4. Hamburg. 34-65. • Karl R. Popper (1984): Logik der Forschung. Tübingen (1972): Theorie und - 21 - Praxis. Sozialphilosophische Studien. • Stuart Hall (2000): Cultural Studies. Ein politisches Theorieprojekt. Ausgewählte Schriften 3. Hamburg: Argument. • Andrew Sayer (1993): Method in Social Science. A Realist Approach. 2nd, revised edition. Routledge: New York/ London. • Karin Hausen (1986): Patriarchat. Vom Nutzen und Nachteil eines Konzepts für Frauengeschichte und Frauenpolitik. In: Journal für Geschichte, Heft 5, 12-21. • Ute Gerhard (1990): Patriarchatskritik als Gesellschaftsanalyse. Ein nicht erledigtes Projekt. In: Arbeitsgemeinschaft Interdisziplinäre Frauenforschung und -studien (Hg.): Feministische Erneuerung von Wissenschaft und Kunst. Pfaffenweiler. 65-80. • Zeev Sternhell (2002/1976): Faschistische Ideologie. Eine Einführung. Berlin. • Hans Erich Bödeker (2002): Ausprägungen der historischen Semantik in den historischen Kulturwissenschaften. In: ders. (Hg.), Begriffsgeschichte, Diskursgeschichte, Metapherngeschichte. Göttingen. 7-27. - 22 -