Göteborgs Universitet Institutionen för Tyska och Nederländska Helena Pettersson 751008-0380 Zur Darstellung des nonverbalen Sprachverhaltens im Chat am Beispiel eines IRCKorpus D-Aufsatz Betreuerin: Prof. Christiane Pankow 2001 Durchgesehene Fassung Sommer 2002 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .......................................................................................................... 2 1. Einleitung .................................................................................................................. 4 1.1. Zielstellung: Zur Untersuchung nonverbaler Aktivität im Chat......................... 5 1.2 Beschreibung des IRC-Korpus ............................................................................ 5 2. Sprachliche Klassifizierung der *Phrasen................................................................. 6 Klasse 1: Verben ..........................................................................................................................8 a) Verbstamm...........................................................................................................................9 b) Finite Verben .....................................................................................................................15 c) Infinitive.............................................................................................................................16 d) Neue Wortbildungen..........................................................................................................17 e) Mehrere Verben .................................................................................................................19 Klasse 2: Verbletztstellung mit Verbstamm ..............................................................................20 I. Zusammenschreibungen .....................................................................................................20 a) Verbstamm mit Adverbial..............................................................................................21 b) Verbstamm mit Objekt ..................................................................................................25 c) Verbstamm mit Adverbial und Objekt...........................................................................27 d) Verbstamm mit Subjekt .................................................................................................28 e) Verbstamm mit Negation...............................................................................................28 f) Verbstamm mit Modalpartikel .......................................................................................29 II. Getrenntschreibungen ......................................................................................................29 a) Verbstamm mit Adverbial..............................................................................................29 b) Verbstamm mit Objekt ..................................................................................................30 c) Verbstamm mit Adverbial und Objekt...........................................................................31 d) Verbstamm mit Subjekt .................................................................................................31 e) Verbstamm mit Negation...............................................................................................32 Klasse 3: Verberststellung mit Verbstamm ...............................................................................32 I. Zusammenschreibungen .....................................................................................................32 II. Getrenntschreibungen........................................................................................................33 Klasse 4: Akronyme...................................................................................................................33 Klasse 5: Interjektionen .............................................................................................................34 Klasse 6: Substantive .................................................................................................................37 Klasse 7: Adjektive ....................................................................................................................38 Klasse 8: Adverbien...................................................................................................................39 Klasse 9 Pronomen.....................................................................................................................39 Klasse 10: Konjunktionen..........................................................................................................40 Klasse 11: Satzzeichen...............................................................................................................40 Klasse 12: Eigennamen..............................................................................................................40 Klasse 13: Unbekannte *Phrasen...............................................................................................40 3. Zum nonverbalen Verhalten im Chat ...................................................................... 42 3.1 Die *Phrasen als Beschreibung von nonverbalem Verhalten im Chat.............. 44 3.2 Nonverbale Klassifizierung ............................................................................... 45 Klasse 1: Außersprachliche Umstände ......................................................................................45 a) Mimik.................................................................................................................................45 b) Gestik.................................................................................................................................46 c) Körperbewegung................................................................................................................48 d) Körperhaltung....................................................................................................................49 e) Blickkontakt.......................................................................................................................49 f) Äußere Erscheinung und Kleidung ....................................................................................50 Klasse 2: Parasprachliche Eigenschaften...................................................................................51 2 a) Phonation ...........................................................................................................................52 Klasse 3: Handlung ....................................................................................................................57 a) Situationsbegleitende Handlung ........................................................................................57 b) Handlungsbegleitende Laute .............................................................................................62 c) Handlung mit Körperkontakt .............................................................................................63 Klasse 4:Gefühle ........................................................................................................................66 Klasse 5. Eigenschaften .............................................................................................................67 Klasse 6. Innere Kommentare....................................................................................................68 Klasse 7: Verbale *Phrasen .......................................................................................................71 Klasse 8: *Phrase in der Funktion Betonung .............................................................................72 Klasse 9: Unbekannte *Phrasen.................................................................................................73 4. Ergebnisse................................................................................................................ 74 5. Literaturverzeichnis................................................................................................. 79 Anlage 1: Statistische Übersicht Anlage 2: Übersicht der *Phrasen mit wechselnder Schreibweise Anlage 3: Sternchen in der Funktion als Buchstabenersatz (Sch***e) 3 1. Einleitung Internet als globales Netz erhält immer mehr Anwendungsbereiche. Dazu stehen verschiedene Kommunikationsmittel im Internet zur Verfügung; z.B. E-Mail, Kommunikation in Newsgroups, Chatten und MUD (Kommunikationsspiele). In der vorliegenden Arbeit wird das Chatten (englisch to chat plaudern, schwatzen) als Kommunikationsmittel untersucht. Beim Chatten unterhalten sich zwei oder mehrere Teilnehmer in sog. Chatrooms im Internet. Die Kommunikation erfolgt ähnlich wie beim Telefonieren synchron, d.h. in Echtzeit. Sobald einer der Gesprächspartner eine Äußerung macht, erscheint diese für die anderen Teilnehmer sichtbar auf dem Bildschirm. Wie beim Telefonieren sind die Teilnehmer am Gespräch beteiligt. Die Anzahl der Gesprächsteilnehmer ist beim Chatten aber so gut wie unbegrenzt. Mehrere Gespräche können auch parallel laufen. Der wichtigste Unterschied ist jedoch, daß die Kommunikation beim Chatten nicht mündlich, sondern schriftlich erfolgt, d.h. es liegt eine schriftbasierte Kommunikationsform vor. Die Frage, ob die Chatsprache der gesprochenen oder geschriebenen Sprache näher steht, ist umstritten. Einerseits ist sie eine mündliche Sprache, da es sich um eine flüchtige und kurzlebige Sprache handelt, die so schnell wieder verschwindet, wie sie entsteht. Andererseits kann man die Chatsprache als eine neue Schriftsprache betrachten (Runkehl, Schlobinski & Siever 1998: 83), oder als eine mündliche Sprache in geschriebener Form. Die Chatkommunikation wird allgemein durch eine Knappheit der Sprache charakterisiert. Da Schreiben mehr Zeit in Anspruch nimmt als Sprechen, müssen die Äußerungen kurz gehalten werden. Für einen durchschnittlichen Gesprächsbeitrag im IRC1 hat Werry (1996: 53) sechs Wörter berechnet. Mit wenigen Teilnehmern besteht jedoch die Tendenz, daß die Äußerungen länger werden. Um Zeit zu sparen, damit das Gespräch fließend laufen kann, wird die Sprache auch umfassend abgekürzt (Werry, 1996: 53). Eine Angleichung an die Sprechsprache ist die Einbeziehung nonverbaler Kommunikation in die Chatsprache. Das Chatten bietet die Möglichkeit, nonverbale Merkmale wie Mimik, Gestik, Phonation etc. durch schriftsprachliche Mittel zu kompensieren. Ein Gespräch in einem Chatroom kann deshalb gut mit einem Gespräch im wirklichen Leben verglichen werden. Die nonverbale Kommunikation erfolgt beim Chatten durch unterschiedliche Mittel. Am bekanntesten sind wahrscheinlich Smileys, bei denen die Mimik des Sprechers graphostilistisch durch Piktogramme ausgedrückt wird. W: H dann iss ja gut ;-)2 Eine zweite Möglichkeit ist die Verwendung von Sternchen, wo diese das Signal einer nonverbalen Aktivität geben. Der *-Kommentar steht fast immer in turnfinaler Position. m: d: wassn los? *grins* In der Arbeit werden durchgehend einige Begriffe verwendet, deren Bedeutung hier in der Einleitung besser erwähnt werden sollten. Die mit Sternchen umklammerte Phrasen (*grins*) werden *Phrasen bezeichnet. Für die Teilnehmer des Chatgesprächs wird überwiegend die Bezeichnung Chatter verwendet. Da es sich um eine Mischung von Sprechen und Schreiben 1 IRC-Internet Relay Chat. Siehe weiter unter Kap. 1.2 Die Nicknames sind anonymisert worden, indem nur den ersten Buchstaben wiedergegeben ist. Diese sind auch fett gemacht. 2 4 handelt, scheint diese Bezeichnung am neutralsten. Für die Welt außerhalb des Chatrooms, dem wirklichen Leben, wird die etablierte Abkürzung IRL (In real life) benutzt. 1.1. Zielstellung: Zur Untersuchung nonverbaler Aktivität im Chat In dieser Arbeit sollen *Phrasen nach der sprachlichen Form und nach der kommunikativen Funktion im nonverbalen Bereich untersucht werden. Im ersten Teil (Kap. 2) wird die sprachliche Seite dieser *Phrasen untersucht. Welche Merkmale zeichnen die *Phrasen aus? Welche Abweichungen von der Norm der Schriftsprache können festgestellt werden? Um die *Phrasen diskutieren zu können, wird eine sprachliche Klassifizierung derselben unternommen. Im zweiten Teil der Arbeit (Kap. 3) werden die nonverbalen Merkmale der *Phrasen unter die Lupe genommen. Hier wird eine zweite Klassifizierung vorgenommen, nun nach der nonverbalen Funktion der *Phrasen. Ausgehend vom Korpus sind geeignete Klassen gebildet worden, die eine Beschreibung der Eigenschaften der *Phrasen ermöglichen sollen. Welche nonverbalen Aktivitäten drücken die Chatteilnehmer in den *Phrasen aus? Welche Aktivitäten überwiegen? Wie unterscheidet sich die nonverbale Kommunikation beim Chatten zu der nonverbalen Kommunikation im wirklichen Leben? 1.2 Beschreibung des IRC-Korpus Für die Untersuchung wird ein Korpus mit Material aus deutschen IRC-Kanälen verwendet. Die Abkürzung IRC steht für Internet Relayed Chat, das neben dem WWW ein Teilbereich des Internets ausmacht. IRC besteht aus mehreren Servern, die zusammen ein großes Netzwerk bilden. Der IRC wurde 1988 von einem finnischen Studenten als Ersatz für das damalige System TALK entwickelt. Jetzt hat sich IRC zu einem weltumspannenden Kommunikationssystem mit Tausenden von Teilnehmern entwickelt.Um das Chatten im IRC organisieren zu können, werden die Gespräche in verschiedenen Kanälen geführt, z.B #Sweden oder #London. (Kvanum, 1997: 9) Das hier zugrundeliegende Korpus ist durch eine Longitudinalmessung vom 5. bis 19. Februar 2001 zusammengestellt worden. Für die Messung wurde das Programm TRASA verwendet.3 Die Messung wurde auf sieben deutschen IRC-kanälen vorgenommen. Die Kanäle heißen #[Bb]erlin, #[Gg]ermany, #hamburg, #linux.de, #[Mm]uenster, #muenchen und #koeln. In der Untersuchung wird jedoch nicht zwischen diesen verschiedenen Kanälen unterschieden, sondern sie werden als ein Gesamtkorpus betrachtet. Die Gesamtzahl der Äußerungen im Korpus beträgt 35 334. Als eine Äußerung wird ein Turn, der Gesprächsbeitrag, gerechnet. Er steht zwischen zwei usernames (Benutzernamen). Der folgende Dialog besteht demzufolge aus zwei Äußerungen. m: wo bleibt fryhstygg? H: m: im Kuehlschrank ? ;) Aus dem Korpus sind u.a. die Wörter in unmittelbarer Nähe eines Sternchens von dem Programm automatisch aussortiert worden. Das Ergebnis dieser Sortierung waren sowohl Wörter mit einem 3 TRASA (TranskriptionsStatistik med Automatik). Die Messung wurde von Leif Grönqvist am Linguistischen Institut Universitet Göteborg durchgeführt. 5 Sternchen als auch Wörter mit zwei Sternchen. Die Wörter mit einem Sternchen sind Bestandteile längerer Konstruktionen, bei welchen die Wörter getrennt von einander stehen. Bei *mexikanische Schokolade trink* tauchte sowohl das Wort *mexikanische als trink* nach der automatischen Sortierung auf. Diese Konstruktionen mussten deshalb in den aktuellen Äußerungen der einzelnen Chatkanäle erst gesucht und zusammengestellt werden. Bei einigen Belegen erscheint ein Pluszeichen anstatt eines Sternchens. Dies wird als Schreibfehler angesehen, die Pluszeichen sind jedoch bei den aktuellen Belegen beibehalten worden. Im Korpus sind auch Wörter mit einer Mittenposition der Sternchen (Sch***e) gefunden worden. Eine Zusammenstellung dieser Wörter ist in der Anlage 3 zu finden. Die Gesamtzahl der *Phrasen nach der Vereinheitlichung beträgt 2321 Tokens. Dies bedeutet, daß 6,6% der Gesamtäußerungen eine *Phrase enthält. Im Korpus wurden unter den *Phrasen 912 einmalig auftretende *Phrasen gefunden. Das heißt, daß 39,3 % der *Phrasen nur einmal vorkommen. Die häufigste *Phrase ist das Akronym *g* (giggle), das mit 473 Tokens im Korpus vertreten ist. Mit den Reduplikationen *gg*, *ggg*, *gggg* usw. gibt es eine Gesamtzahl von 536. Die *g*-Gruppe macht hierdurch 23,1 % der Tokens der *Phrasen aus. Ein Überblick wird in der Anlage 1 gegeben. Die *Phrasen sind einmal nach den sprachlichen Eigenschaften und einmal nach den nonverbalen Eigenschaften klassifiziert worden. Das Ergebnis der Klassifizierungen erfolgt in Form von Tabellen, die direkt in die Arbeit eingefügt werden, da die Klassifizierung der *Phrasen zeitlich einen großen Teil dieser Arbeit ausmachte. Innerhalb der Tabellen sind die Belege nach Anzahl, Form und Anfangsbuchstaben sortiert. Nach jeder Klasse folgen Angaben zur Anzahl der Tokens und Types. 2. Sprachliche Klassifizierung der *Phrasen Im ersten Teil der Untersuchung wird die sprachliche Seite der *Phrasen vorgelegt. Um die Belege sprachlich analysieren zu können, sind sie in verschiedene Klassen eingeteilt worden. Die *Phrasen wurden zuerst nach der Wortart klassifiziert: Die Verben werden demzufolge gemeinsam erfaßt, so wie die Adjektive, Interjektionen usw. Die Akronyme bilden eine eigene Klasse, auch wenn sie Abkürzungen von Verben und Substantiven sind. Viele der *Phrasen sind auf Englisch, da aber eine ausführliche Beschreibung des englischen Einflusses auf die Chatsprache zu weit vom eigentlichen Thema weg führen würde, ist solch eine Diskussion weggelassen worden. Damit sich die Fremdwörter von den deutschen *Phrasen besser absetzen, sind sie jedoch in den Tabellen kursiv markiert worden. Bevor die einzelnen Klassen vorgestellt werden, wird auf einige allgemeine Charakteristika der Sprache in der Chatkommunikation eingegangen. Viele der *Phrasen treten in verschiedenen Schreibweisen auf, die von den Dudenregeln der Rechtschreibung abweichen. Da diese Abweichungen mit einer großen Regelmäßigkeit auftauchen, ist hier nicht anzunehmen, daß es sich um einzelne Rechtschreibefehler der Chatter handelt, sondern Abweichungen, die in der Chatsprache akzeptiert sind. Die unterschiedlichen Schreibweisen haben aber zur Folge, daß das gleiche Wort oft mehrmals mit verschiedenen Schreibweisen in den Tabellen auftaucht. Zu erwähnen ist, daß die Benutzer der Chatsprache die Umlaute ü, ä und ö weitgehend vermeiden. gähnen kommt z. B. 18 mal als *gaehn* vor, im Vergleich mit *gähn*, das in elf Belegen vorkommt. *grübel* und *gruebel* kommen gleich oft vor (zehn Belege). Statt ü wird auch oft y gewählt. *grybel* (zweimal) und *grybl* (dreimal). Eine Ursache dieser Vermeidung könnte sein, daß die Chatter an Rechnern sitzen, wo diese Buchstaben auf der Tastatur nicht vorhanden sind. Ein 6 Hinweis darauf ist, daß viele beim Chatten erzählen, daß sie sich nicht in Deutschland, sondern im Ausland, befinden. k: hier in usa tut sich allerhand l....rinderwahn..... l: k: echt? in polen war noch keine kuh krank:) Interessant ist auch, daß bei den deutschen Diphthongen oft eine andere Schreibweise bevorzugt wird. eu wird z.B. oft oi geshrieben, wie bei *froi* , *hoil* und *soifz*. In der Verwendung der Konsonanten liegen auch Unterschiede vor, f schreiben die Chatter manchmal als ph , Beispiele sind *soiphz* und *phroi*. Hier könnte es sich um einen Einfluß des Englischen handeln. Am Wortende wird ck manchmal zur gg wie beim *drygg*. Belege mit q am Wortende lassen sich auch finden. Bei *duq* übernimmt q die Funktion von ck. Bei *qk* übernimmt das q sowohl das g wie das u. (guck). Anzunehmen ist, daß eine Schreibweise mit einer verringerten Anzahl der Buchstaben wegen der knappen Zeit gewählt wird. Wenn man einen Überblick über die verschiedenen Schreibweisen erhalten möchte, kann die Anlage 2 eingesehen werden (Beispiele aus der Klasse 1) Eine Abweichung von der üblichen Schriftsprache ist die umfangreiche Verwendung von Reduplikationen. Der Begriff Reduplikation wird in der Wortbildung hauptsächlich verwendet für Bildungen durch Doppelung von Wörtern oder Wortteilen. Im Deutschen kommt die Reduplikation meist in der Kindersprache vor (Popo, Wauwau, Töfftöff usw.) (Duden Grammatik, 1998: 439). Mangels eines besseren Begriffs wird in dieser Arbeit der Begriff jedoch etwas erweitert, um auch Doppelungen von Buchstaben einzuschließen, wie z.B. *griiiins* oder *knudddel*. Die Reduplikationen in der Chatsprache sind jedoch kaum Neubildungen von Wörtern, sondern eher Augenblicksbildungen, die zur Intensivierung des Gesagten in den *Phrasen dienen. Die Reduplikation als Zeichen für Dehnung und Intonation in der *Phrase wird im zweiten Teil unter parasprachliche Eigenschaften (Kap 3; Klasse 2) als Mittel der nonverbalen Kommunikation ausführlicher behandelt. Wiederholungen von ganzen Wörtern kommen im Korpus in folgenden vier Belegen vor: *grummelgrummelgrummel*, *guckguck*, *wunderwunder* und *grübel grübel*. Oft redupliziert wird auch das Akronym *g* (giggle), das in vielen *Phrasen*ggg*, *ggggggg* etc. geschrieben wird. Interjektionen, die Laute ausdrücken, kommen in Angleichung mit der gesprochenen Sprache oft in reduplizierter Form vor. Beispiele sind *hahaha* und *tztz*. Am gewöhnlichsten sind jedoch Reduplikationen von Buchstaben, wie bei *gääääähn* oder *laaach*. Ein weiteres Merkmal der *Phrasen sind Reduktionen von Buchstaben. Die Vokalreduktionen zeigen deutlich den Einfluß der gesprochenen Sprache. *grybl* , *hystl* und *gruml* sind Bespiele dieser Reduktionen. Die Belege *kicha* und *wunda* zeigen weiter die Angleichung der gesprochenen Sprache. Diese sind Beispiele berlintypischer r-Vokalisierungen. Besondere Fälle machen Schreibfehler aus. Ein Beispiel hierfür ist *rebi*. Auf den ersten Blick denkt man, es ginge hier um eine Zusammenschreibung mit re. (Siehe Klasse 1d) Die entsprechenden Chatdialoge zeigt aber, das es hier um eine Verwechslung der Buchstaben geht und die *Phrase eigentlich *reib* lauten soll. k: in die neuen haare k: *rebi* k: reib* Im folgenden Beispiel ist der Tippfehler aus der Nähe der Tasten w und e entstanden. 7 d: *winpack* d: oops einpack Bei den erwähnten Beispielen sind die Schreibfehler leicht zu erkennen, da sie ja korrigiert werden. Wegen des hohen Tempos beim Schreiben wird aber meistens keine Verbesserung vorgenommen. Abweichungen von den Rechtschreibenormen in Form von Reduplikationen, Reduktion und Schreibfehler kommen in fast allen Klassen vor. Eine ausführliche Untersuchung dieser Phänomene wird aber nicht in jeder Klasse durchgeführt. Zum folgenden werden nun die sprachlichen Klassen einzeln motiviert und beschrieben. Klasse 1: Verben Der größte Teil der *Belege im Korpus besteht aus Konstruktionen, in denen das Verb eine große Rolle spielt. Das Verb steht entweder allein oder in Verbindung mit anderen Wörtern innerhalb der Sternchen. Wichtig ist, daß die Verben, mit einigen Ausnahmen, nur als Stamm auftreten. Bei dem Verb grinsen wird zum Beispiel nur *grins* geschrieben. Unklar ist hier, ob es sich um die infinite Form grinsen oder die finite Form grinst oder grinse handelt. In der Literatur sind verschiedene Meinungen zur Form der Verbstämme vertreten. Die Verbstämme können z.B. als Reduktionsformen, die durch Kürzung des entsprechenden Verbs gebildet sind, betrachtet werden. Diese Verben stehen denn für einfache finite Verbformen, ich heule, es klirrt etc. (Duden Grammatik, 1998: 425) Zu der Frage, ob die Verbstämme Reduktionsformen einer finiten oder infiniten Form sind, meinen Runkehl, Schlobinski und Siever (1998: 109), daß die Verbstämme nicht generell als Ableitungen einer finiten 3. Person-Singular-Konstruktion angesehen werden können. Sie betrachten diese vielmehr als autonome Infinitkonstruktionen, die sich aus Inkorporierungsstrategien von prädikativ gebrauchten Verbstämmen ableiten lassen. Die Frage der Form der Verbstämme wird in dieser Arbeit weiter verfolgt. Wo kommt der Gebrauch der Verbstämme her? Runkehl, Schlobinski und Siever geben zwei Erklärungen. Die erste Erklärung ist, daß die Verbstämme ihren Ursprung in der Comicsprache haben, da diese Formen in den Comics auftreten. In den Comics sind die Verbstämme Befehle, die in der Folgezeile ausgeführt werden, wo die Verbstämme direkt in eine Prädikation überführt werden. Es würde sich hier also um einen computerangewandten Gebrauch von Verbstämmen handeln, der eine Erfindung von den Redakteuren der Comics Micky Maus und MAD ist. Diese Verbstämme wurden in den fünfziger Jahren in die deutsche Sprache eingeführt, weil damals das Problem aufkam, die englischen Soundwords ins Deutsche zu übersetzen. Die Verbindung zwischen der Comicsprache und der Chatsprache scheint laut Runkehl u.a. aus drei Gründen glaubwürdig. Erstens entspricht die graphische Markierung durch Sternchen der Markierung mit Sprechblasen in den Comics. Zweitens sind die Verben in beiden Fällen expressive Verben und Handlungsverben. Drittens sind es Jüngere, die sowohl dem Chatten und als auch den Comics näher stehen und sich damit stärker identifizieren als Ältere. Die zweite Erklärung zum Gebrauch der Verbstämme ist eine Mitentwicklung aus der MUD-Kommunikation, weil MUD zehn Jahre vor der Chatkommunikation entwickelt wurde. MUDs sind textbasierte virtuelle Welten, die im Vergleich zu Computerspielen keine graphische Oberfläche aufweisen und mit vielen anderen im Internet gespielt werden. MUDs sind also Online-Spiele in Form von Chatkommunikation. Auch bei MUD sind die Verbstämme Befehle, die in der Folgezeile ausgeführt werden. Ein Programmierer, der von Schlobinski angemailt wurde, meinte jedoch, daß zwischen der Programmierung bei MUD und den Infinitkonstruktionen kein Zusammenhang bestehe. (Runkehl, Schlobinski & Siever, 1998: 106) 8 a) Verbstamm In dieser Klasse sind die *Phrasen, die aus einem Verbstamm bestehen, zu finden. Die Anzahl der Tokens beträgt 931. Diese Zahl macht die Klasse zur größten Klasse der sprachlichen Klassifizierung. 40,1% der *Phrasen im Korpus sind Verbstämme. Von den einzelnen Belegen erscheint *lach* am häufigsten mit 68 Belegen. Mit 328 Types zeigt diese Klasse auch eine große Variation auf. 36% der Types im Gesamtkorpus sind in dieser Gruppe wiederzufinden. Die große Anzahl der Belege zeigt weiter, daß der Verbstamm der Normalfall für die *Phrase ist. Bei der Klassifizierung ist von der Regel Gebrauch gemacht worden, daß alle Wörter, die als Verb auftreten können, auch als Verben klassifiziert werden sollen. Hier geht es z.B. um Wörter, die oft als Interjektionen verwendet werden, wie *patsch* und *plumps*. Da aber patschen und plumpsen auch als Verben existieren, sind sie in der Klasse der Verbstämme zu finden. Einige der Verben unter den Verbstämmen sind onomatopoetisch (lautmalerisch). Dies bedeutet, daß sie klangliche Eindrücke wiedergeben sollen. Diese Verbstämme sind mit dem Kommentar lautmal. unten in der Tabelle gekennzeichnet worden. Hier geht es zum Beispiel um die *Phrasen *hicks*, *pfeif*, *hust* und *summ*. Anzahl 68 45 42 27 27 25 23 22 19 18 13 12 11 11 10 10 9 9 9 8 8 7 7 7 6 6 5 5 5 5 5 5 4 4 4 4 Verbstamm *lach* *wink* *grins* *grummel* *knuddel* *seufz* *freu* *sing* *duck* *gaehn* *gähn* *knutsch* *soifz* *wunder* *gruebel* *grübel* *grinz* *hicks* *kicher* *denk* *staun* *drygg* *hust* *laechel* *grunz* *schauder* *gacker* *langweil* *nerv* *soiphz* *wart* *zwinker* *drueck* *drück* *fluch* *froi* Kommentare ae -> ä oi -> eu ue -> ü lautmal. lautmal.? y -> ü, gg->ck (drücken) lautmal. ae -> ä oi -> eu, ph -> f ue -> ü oi -> eu 9 4 4 4 4 4 4 4 4 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 *hüpf* *meld* *nick* *schluck* *summ* *tret* *troest* *umarm* *würg* *abschleck* *aerger* *aufreg* *feststell* *floet* *grybl* *huestel* *knuff* *kotz* *lechz* *les* *mampf* *merk* *patsch* *plumps* *prust* *ruelps* *scharr* *schluchz* *schäm* *spuel* *strahl* *streck* *such* *träller* *umschau* *zap* *zustimm* *abgeh* *ablach* *abwink* *aechz* *anlehn* *anmerk* *anstrahl* *aufdreh* *bettel* *droehn* *erinner* *erröt* *feix* *geniess* *grybel* *guck* *hass* *heul* *hoil* *jubel* *keuch* lautmal. oe -> ö ae -> ä oe -> ö y -> ü, Reduktion ue -> ü, lautmal. lautmal., auch als interj, lautmal., auch als interj, lautmal. ue -> ü, lautmal. ue -> ü (zappen) ae -> ä oe -> ö y -> ü oi -> eu 10 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *kicha* *knix* *kreisch* *lächel* *metzel* *nies* *pfeif* *popel* *prost* *roll* *räusper* *schluerf* *schmunzel* *schnarch* *schnief* *schnurr* *schuettel* *schwitz* *snief* *stolper* *totlach* *traeller* *ueberleg* *waelz* *wein* *wonk* *wunda* *wunk* *wuschel* *zitter* **lueg** **ruuuuelps** *abhak* *abreagier* *abtauch* *anbet* *anbiet* *anflatter* *angrins* *anhau* *anknabber* *anlaechel* *anlaechl* *annhem* *anschmacht* *anseh* *anstreich* *anstreng* *auffang* *aufleg* *aufrappel* *aufschreib* *aufwach* *aufzeig* *beaeug* *befehl* *befuercht* *bendeid* kicher, lautmal. lautmal. lautmal. lautmal. ue -> ü lautmal. lautmal.? lautmal. ue -> ü Schreibfehler (schnief), lautmal. ae -> ä ue -> ü ae -> ä (winken) (wundern) (winken) ue -> ü ue -> ü, Reduplikation, lautmal. ae -> ä ae -> ä, Reduktion ae -> ä ue -> ü Schreibfehler (beneid) 11 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *beschliess* *beschwer* *bestaun* *bewunder* *bleh* *burp* *droh* *druegg* *dryck* *duedel* *duft* *duq* *erschreck* *fetz* *find* *flatsch* *flenn* *flipper* *fluecht* *forder* *frier* *gaeaeaehn* *gaeeeeeeeehn* *gaehhhn* *glaenz* *gratulier* *grien* *griiiiins* *groehl* *gruebel gruebel* *gruebl* *gruewbel* *grumel* *gruml* *grummelgrummelgrummel* *grusel* *grusl* *guckguck* *gääähhhn* *gääääähn* *hau* *hciks* *heul* *hoff* *humpel* *hypf* *hystl* *ignorier* *irritier* *joohhll* *jooohhll* *jooohl* *jooohll* *jubel* *kau* *kitzel* *klatsch* *klick* Englisch? ue -> ü, (drücken) y -> ü ue -> ü q -> ck lautmal.. auch als Interj. (flippern) ue -> ü ae -> ä, Reduplikation ae -> ä, Reduplikation ae -> ä, Reduplikation ae -> ä Reduplikation oe -> oe ue -> ü, Reduplikation ue -> ü, Reduktion ue -> ü, Schreibfehler (grübel) Reduktion Reduplikation Reduktion Reduplikation Reduplikation Reduplikation Schreibfehler (hicks), lautmal. y -> ü y -> ü, Reduktion Reduplikation, lautmal.? Reduplikation, lautmal.? Reduplikation, lautmal.? Reduplikation, lautmal.? lautmal. lautmal.? 12 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *kn..* *knabber* *knet* *knewtsch* *knudddddddddel* *knuddddddel* *knuddäl* *knudel* *knurr* *knuuutsch* *knuuuutsch* *knuuuuuuuuuuutsch* *kompilier* *kraul* *kreihsc* *krümel* *laaach* *laber* *leck* *leid* *lins* *lock* *loicht* *matsch* *maul* *mecker* *moser* *nachdenk* *nachguck* *nachles* *neid* *nuckel* *petz* *philosophier* *phroi* *pieeeeeks* *pieks* *pieps* *platsch* *pluender* *prass* *probier* *qk* *quengel* *raekl* *randalier* *rebi* *reib* *rennnnnnnnnn* *roechel* *roehr* *rotz* *rüberreich* *rülps* *räkel* *röchel* *sabber* *schaem* Reduktion (knutsch) Schreibfehler (knutsch) Reduplikation Reduplikation ä -> e Schreibfehler lautmalerisch Reduplikation Reduplikation Reduplikation Schreibfehler (kreisch), lautmal. Reduplikation oi -> eu (leucht) ph -> f, oi -> eu Reduplikation lautmal. lautmal., auch als interj. ue -> ü q -> gu (gucken) ae -> ä Schreibfehler (reib) Reduplikation oe -> ö, lautmal.? oe -> ö ae -> ä 13 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *schau* *schieb* *schlyrf* *schmatz* *schmoll* *schneuz* *schnupper* *schnurrr* *schnüüf* *schreck* *schubber* *schwuppz* *schüttel* *scroll* *seufts* *sinier* *sinnier* *snueff* *spuck*" *stoehn* *surf* *säufz* *taetschel* *tast* *traeum* *trauer* *träum* *tröt* *tätschel* *umaermel* *umfall* *umkukk* *umphall* *warn* *wedel* *wegrenn* *wegschau* *wegschmeiss* *wehr* *weiger* *verbeug* *verklick* *verkuend+ *verneich* *verneig* *verschling* *winpack* *winsl* *vormerk* *wunderwunder* *wusch* *wühl* *ybaleg* *überleg* *zeig* *zugeb* *zuguck* *zusammentret* y -> ü Reduplikation z -> s Englisch s -> z Schreibfehler ? oe -> ö, lautmal.? ae -> ä ae -> ä ae -> ä kukk -> guck ph -> f ue -> ü ch -> g Schreibfehler (einpack) Reduktion Schreibfehler (vermerk) Reduplikation y -> ü 14 1 *zweifel* 1 +knuddael* Tokens 931, Types 328 ae -> ä b) Finite Verben Der Verbstamm überwiegt deutlich als Form in der Verbgruppe. Die finiten Verben machen nur 1,3% der Verben aus. Die können deshalb als Sonderfälle betrachtet werden. Diese Belege sind aber in der Hinsicht interessant, daß sie Hinweise geben können, welche Form die Chatter in den Verbstämmen eigentlich bezwecken. Die finiten Verben werden hauptsächlich in erster und dritter Person Singular flektiert. Ein Beleg in dritter Person Plural Konjunktiv kommt jedoch auch vor. Die geringe Anzahl der Belege ermöglicht einen Durchgang sämtlicher finiten Verben. In dritter Person Singular kommen folgende Belege vor: 1. +seuft* noch ueber 1 monat bis zum skifahrn :( 2. zoegert* 3. puh, das war knapp *umschallt* In erster Person Singular wurden diese Belege gefunden: 4. 5. 6. 7. 8. winkt mal zum abschied. *winke* ;) is erstmal wieder weg *winke* essen is fertig.. *winke* ok, nehme ich zur kenntnis, sollte aber nicht so ankommen... *einblende*) *** P unbans *!*@*.pl *les* *aufatme* Im letzten Beispiel kommt sowohl ein Verbstamm als auch ein finites Verb vor. Dies könnte damit erklärt werden, daß der Verbstamm von atmen nicht auszusprechen ist (atm). Hier wird der Chatter dazu gezwungen, ein finites Verb zu benutzen. Beleg vier ist auch interessant, da DrakkheN im ersten Teil der Äußerung über sich selbst in dritter Person schreibt, dann aber trotzdem die Form der ersten Person Singular in der *Phrase wählt. Das gleiche Phänomen liegt im Beispiel fünf vor. Finite Verben kommen auch in weiteren Äußerungen vor. Hier stehen die *Phrasen nicht in turnfinaler Position im Satz, sondern sind in der verbalen Äußerung integriert. In diesen Beispielen nehmen die Sternchen eher die Funktion von Anführungsstrichen oder Kursivschrift an. Diese *Phrasen müssen separat behandelt werden, da es sich hier nicht um nonverbale Kommentare handelt. Diese *Phrasen kommen hauptsächlich in dritter Person vor. In vier der Belege handelt es sich um Hilfsverben. Belege in dritter Person Singular: 9. Es reicht schon das er überhaupt was gelernt *hat*. Damit ist er vielen anderen um einiges Voraus 10. frauen *kann* man nicht verstehen 11. Du bist der erste hier der was ausprobieren *will*. Der gemeine User winselt nur rum ;) 12. *knuddelt* a voellig ueberraschend nocheinmal 13. *knuddelt* a durch... In dritter Person Plural: 14. m: q: nunja. korrigier mich, aber die tools koennten die libc umgehen m: q: ich redete von tools, nicht vom kernel. 15 Q: m: ja, *koennten* Eine ausführliche Diskussion dieser Funktionen der Sternchen ist in Kapitel 3; Klasse 7 zu finden. Anzahl Finite Verben 3 *winke* 2 *knuddelt* 1 *hat* 1 *kann* 1 *koennten* 1 *will* 1 +seuft* 1 *zoegert* 1 *aufatme* 1 *einblende* 1 *umschallt* Tokens: 14, Types: 11 Kommentare 1. Pers. Sing. 3. Pers. Sing. Hilfsverb, 3. Pers. Sing. Modalverb, 1./3. Pers. Sing. Modalverb, 1./3. Pers. Plur., Konj. Modalverb, 1./3. Pers.Sing. 3. Pers. Sing. Schreibfehler (seufzt) 3. Pers. Sing. 1. Pers. Sing. 1. Pers. Sing. 3. Pers. Sing. c) Infinitive Neben den Verbstämmen und den finiten Verbformen sind auch einige *Phrasen mit der ganzen Inifinitivform im Korpus zu finden. Zu den Infinitiven werden auch die englischen Verben gezählt. Diese können jedoch sowohl in erster Person Singular als auch als Infinitiv stehen. Hier sind sie als Infinitive klassifiziert. Unter den englischen Verben sind auch zwei Verben in Ing-form. Die englischen Verben machen mit 31 Tokens, 2,9% der *Phrasen aus. Unter den *Phrasen im Korpus sind zwei deutsche Verben mit vollständigem Infinitiv vorhanden. 1. m: pi berechnen will ich m: sofort m: auf der stelle *g* o: pi *berechnen*? 2. y: *duschen* Bei *berechnen* sind die Sternchen eher als Anführungszeichen zu betrachten. *duschen* ist jedoch indirekt ein nonverbaler Ausdruck. Anzahl Infinitive 5 *giggle* 4 *sigh* 4 *smile* 4 *yawn* 3 *bounce* 2 *shrug* 2 *thinking* 1 *burb* 1 *duschen* 1 *hug* 1 *schocking* 1 *try* 1 *berechnen* 2 *censored* 1 *clap* Tokens: 33, Types: 15 Kommentare kichern seufzen lächeln gähnen hüpfen schütteln Ing-Form, denken rülpsen umarmen Ing-Form versuchen Perf. Part., zensiert klatschen 16 d) Neue Wortbildungen Die deutsche Sprache bietet große Möglichkeiten zur Bildung neuer Wörter. Die meisten Bildungen sind jedoch Augenblicksbildungen, die nicht im Wörterbuch zu finden sind. Zum Beispiel sind bis zu einem Drittel der in einem Zeitungstext vorkommenden Wörter nicht in einem Wörterbuch verzeichnet. (Duden Grammatik, 1998: 409) Die Aufnahme eines Ausdrucks in die Sprache nennt man auch Lexikalisierung. Lexikalisiert wird ein Wort, wenn es von einem Sprecher oder einer bestimmten Sprechergruppe verwendet wird. Lexikalisierung bedeutet demnach, daß ein Wort zum Wortschatz gehört und als solches bekannt ist. (Eisenberg, 1998: 207). Das Wort muß nicht unbedingt im Wörterbuch verzeichnet sein. Die Mehrheit der Wortbildungen dieser Klasse sind Präfixbildungen. In der deutschen Sprache werden neue Verben einfach nach Gebrauch mit Hilfe eines Präfixes und eines schon vorhandenen Verbs gebildet. Es gibt jedoch einen Übergangsbereich zwischen Präfixbildung und Wortkomposition. Bei der Wortkomposition werden zwei vorhandene Wörter zu einem neuen Wort zusammengefügt, z. B. Wohnungsbau. Die Präfixbildungen werden von den Wortkompositionen unterschieden, da die Präfixe meistens nicht selbständig vorkommen können, oder wenn sie vorkommen, dann in einer anderen, merkmalsstärkeren Bedeutung. (Duden Grammatik, 1998: 463) Ein Beispiel dieser Präfixbildungen ist *anqshel* (ankuscheln). Das Präfix an trägt hier nicht die volle Bedeutung der Präposition an, sondern ist hier abgeschwächt. *anqshel* und *ankuschel* machen zusammen sieben *Phrasen aus und können deshalb als lexikalisierte Wörter betrachtet werden, da sie zum Wortschatz der IRC-Sprache gehören. Eine besondere Gruppe machen die Bildungen mit re aus, *reknuddel*, *reknutsch* etc. re ist ein englisches Präfix und bedeutet ungefähr zurück/wieder. Beispiele für Wörter mit diesem Präfix sind re-entry, resell, retire. In der Chatsprache ist re eine Abkürzung von dem englischen Wort replay (antworten), das normalerweise bei der Beantwortung von E-mails benutzt wird (Runkehl, Schlobinski & Siever, 1998: 94). Das re ist in der deutschen Sprache ein neues Präfix, weder in der geschriebenen noch in der gesprochenen Sprache vorkommt. Die Verbindungen mit re stammen also nicht aus der Umgangssprache, sondern aus der Fachsprache, der Computersprache. In den Wortbildungen mit dem Präfix re hat re die Bedeutung von zurück oder gleichfalls. In diesem Beispiel knuddelt der erste Chatter, der zweite Chatter knuddelt darauf zurück. Wi: huhu M *knuddel* :-))))))))))) M: hallo w *reknuddel* Mit der folgenden Äußerung will der Chatter mitteilen, daß er in den Chatroom zurückgekommen ist. j: *resei* Das Präfix re steht allerdings auch allein und trägt dann die Bedeutung zurück. Re wird in der Funkton als Ortsadverbial interessanterweise nicht als *Phrase geschrieben. m: re W: huhu moghi :) m: huhu dipsyyyyyyyyy d: na ihrs :)) W: re d 17 d: re W :) Einige der Bildungen mit re sind bei der Klasssifizierung in andere Klassen einsortiert worden. Diese Belege sind *refreuknuddddddel* (Klasse 2; Ia: Letztstellung des Verbs, Zusammenschreibung, Adverbial mit Verbstamm), *reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääls* (Klasse 6: Substantive) und *reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääääääääääääls* (Klasse 6: Substantive). *knuddelknuschmalre* (Klasse 2, IIa : Erstellung des Verbs, Zusammenschreibung) Zusammen mit den Belegen oben kommt die Anzahl der re-Bildungen auf 29 Vorkommen. Die hohe Anzahl der Belege zeigt, daß diese Bildungsform im IRC konventionalisiert ist. Es geht aber nicht um neue Wörter, sondern eher um eine neue Bildungsweise mit einem neuen Präfix. Die Bildungen mit re kommen auch in anderen Sprachen vor. Das re wurde erst auf englischsprachigen IRC-Kanälen verwendet und der Gebrauch hat sich nach und nach verbreitet. In den Untersuchungen von Werry wird das re auch viel in französischsprechenden Kanälen verwendet (Werry, 1996: 56). Abgesehen von den Präfixbildungen sind in dieser Klasse auch Modifizierungen von Verben zu finden. Hier wird von dem Mittel, das Verb durch eine Stammerweiterung zu ändern, Gebrauch gemacht. Mit dem Stamm -el, sind die z.B. die Verbstämme *singel* (singen), *grinsl* (grinsen) und *winksel* (winken) gebildet worden. Semantisch betrachtet geht es hier um verbale Diminutiva mit der Bedeutung: die Tätigkeit schwach, nur andeutungsweise ausführen (Heydt und Wentschel, 1990: 83). M: preaacher crucifiies mee *singel* e: damit man seine linux soft auch benutzen kann *grinsel* ;) Die Chatter sind sehr erfinderisch und führen auch eigene Ausdrücke beim Chatten ein. *gnigger* wird dreimal benutzt, jedesmal von dem gleichen Chatter (D). Dieses Wort ist sowohl in englischen (Norstedts engelsk-svenska ordbok, 1994) als auch in deutschen Wörterbüchern nicht zu finden (Duden Universalwörterbuch, 1989). Aus dem Gespräch heraus könnte die Bedeutung von *gnigger* eine Kombination von lachen und grinsen sein. Mit Schwedisch als Muttersprache denkt man automatisch an das Wort gnägga (wiehern). D scheint ihr eigenes Wort erfunden zu haben, das aber von allen im Kanal akzeptiert wird. r: d: das tut doch WEH... d: *gnigger* d: nö 18 Anzahl Neubildungen 1 *abknutsch* 1 *anflirt* 1 *angrien* 1 *anhüpf* 1 *ankuschel* 1 *anschmus* 1 *anstupss* 6 *anqshel* 6 *reknuddel* 4 *reknutsch* 2 *resei* 2 *rewink* 1 *refeststell* 1 *reknuddäääääääääääääääääääääääääl* 1 *reknuutsch* 1 *regnutschhhhhhhh* 1 *regrumml* 1 *rekn...* 1 *reknuddl* 1 *erknuddel* 1 *reknuddek* 1 *reknustch* 1 *reumarm* 2 *umknuddel* 1 *umflyggl* 1 *umknudddddddel* 3 *gnigger* 11 *grinsel* 2 *singel* 1 *galoppel* 1 *knurpsel* 1 *winksel* 1 *grinsl* Tokens: 62, Types: 33 Kommentare Bildung mit ab Bildung mit an Bildung mit an Bildung mit an Bildung mit an Bildung mit an Bildung mit an Bildung mit an, q -> ku (ankuschel) Bildung mit -re Bildung mit -re Bildung mit -re Bildung mit -re Bildung mit -re Bildung mit -re, Reduplikation Bildung mit -re, Reduplikation Bildung mit -re, Reduplikation, Zwei Präfixe Bildung mit -re, Reduktion Bildung mit -re, Reduktion (reknutsch) Bildung mit -re, Reduktion Bildung mit -re, Schreibfehler Bildung mit -re, Schreibfehler Bildung mit -re, Schreibfehler Bildung mit -re, zwei Präfixe Bildung mit um Bildung mit um Bildung mit um, Reduplikation eigene Erfindung Stammerweiterung Stammerweiterung Stammerweiterung Stammerweiterung Stammerweiterung Stammerweiterung, Reduktion e) Mehrere Verben Der Verbstamm kann mit weiteren Verbstämmen verbunden werden. Da diese *Phrasen ausschließlich aus Verben bestehen, sind sie in eine Unterklasse der Klasse 1 zusammengefasst. Die Zusammenschreibungen dienen erstens als Verstärkung der Gesamtbedeutung der *Phrase, wie bei *jauljammerheul*. Zweitens werden in den Zusammenschreibungen völlig unterschiedliche Verben kombiniert, wie bei *winkknuddeldrück*. Neun der *Phrasen bestehen aus zwei Verben, drei aus drei Verben und eine aus vier Verben. Eine Wortbildung mit Zusammensetzung von mehreren Verben ist im Deutschen nicht üblich. In der Dichtung finden sich Gelegenheitsbildungen wie grinsheucheln 'grinsen und heucheln' und schnaufwittern. Technische Fachsprachen tragen zur Bildungen wie trennschleifen und streckwalzen bei. (Duden Grammatik, 1998: 450) Die Zusammensetzungen in den *Phrasen müssen hier als Gelegenheitsbildungen betrachtet werden. Die *Phrasen dieser Klasse müssen aber nicht als Bildungen neuer Wörter durch Wortkomposition betrachtet werden, sondern können auch als Zusammenschreibungen von mehreren Wörtern ohne Zwischenraum analysiert werden. 19 Anzahl Mehrere Verben 1 *duckrenn* 1 *jammerjaul* 1 *jammerschniefheuljaul* 1 *jauljammerheul* 1 *knuddeldrueck* 1 *knuddelwuscheldrueck* 1 *mampfen-war* 1 *schlurfelhicks* 1 *troestknuddel* 1 *winkentu* 1 *winkknuddeldrück* 1 *sich vorstell* 1 *putzn muss* Tokens: 13, Types: 13 Kommentar v+v v+v v+v+v+v v+v+v v+v v+v+v v+v v+v v+v v+v v+v+v v v+mod.v ue->ü ue->ü Bindestrich, Präteritum oe->ö Reflexives Verb, getrennt Reduktion, Modalverb, getrennt Klasse 2: Verbletztstellung mit Verbstamm Viele der *Phrasen enthalten mehrere Wörter aus verschiedenen Wortarten. Zum größten Teil geht es um Verben, die mit einem oder mehreren Verbergänzungen kombiniert werden. Die Mehrheit der Zusammenschreibungen gehen vom Sprecher aus und enthalten deshalb kein Subjekt. Von der Wortstellung her steht das Verb meistens am Ende der *Phrase. Die Verb-Letztstellung könnte damit erklärt werden, daß es sich hier um Infinitivkonstruktionen handelt (*indietaschesteck* -> In die Tasche stecken). Die Verbletztstellung wird jedoch nicht konsequent durchgeführt. Die Erststellung des Verbs wird in Klasse 3 weiter behandelt. Bei den *Phrasen kommt sowohl eine Zusammenschreibung als auch eine Getrenntschreibung der Wörter in den *Phrasen vor. In der Anzahl überwiegen die Zusammenschreibungen. Mit 233 *Phrasen machen die Zusammenschreibungen 73,7% aller Verbletztstellungen aus. Warum manchmal die Verbletztstellung zusammengeschrieben wird und manchmal nicht, läßt sich hier nicht erklären. Andere meinen, daß, je komplexer die zu inkorporierende Phrase ist, desto wahrscheinlicher eine Getrenntschreibung auftritt (Runkehl, Schlobinski & Siever, 1998: 109). In diesem Korpus kann diese Schlußfolgerung nicht getroffen werden. Es finden sich zwar einige sehr komplexe Konstruktionen unter den Getrenntschreibungen, zum größten Teil unterscheiden sich die Zusammenschreibungen und Getrenntschreibungen aber nicht weiter im Grad der Komplexität. Obwohl kein Unterschied in der Funktion der Schreibweise deutlich wird, werden hier jedoch die Zusammenschreibungen und Getrenntschreibungen als unterschiedliche Phänomene betrachtet. Die Getrenntschreibungen sind deshalb gesondert aufgeführt. Bei Runkehl, Schoblinski und Siever sind die partiellen Zusammenschreibungen, wie in *anmuta denk*, als eigene Gruppe aufgenommen. (1998: 109) In diesem Korpus scheint die partielle Zusammenschreibung keine Bedeutung zu haben, denn sie kommt nur in zwei Konstruktionen vor. Diese Konstruktionen sind in den Tabellen unter den Getrenntschreibungen aufgelistet. I. Zusammenschreibungen Im folgenden Abschnitt werden die Zusammenschreibungen näher untersucht. Um feststellen zu können, aus welchen Bestandteilen die Zusammenschreibungen bestehen, ist eine Satzanalyse der *Phrasen durchgeführt worden. Die *Phrasen sind daher nach dem Vorhandensein der Satzglieder sortiert worden. Oft vorkommend sind Konstruktionen mit Adverbialen und Objekten. Die Satzanalyse ist in der zweiten Spalte der Tabelle zu finden. Die häufige Zusammenschreibung, die für die deutsche Chatkommunikation typisch ist, hängt wahrscheinlich mit der Art der Bildung neuer Wörter in der deutschen Sprache zusammen. Durch 20 Zusammensetzung von Wörtern oder durch Verbindung mit Präfixen und Suffixen können neue Wörter einfach gebildet werden. Die Produktivität der deutschen Gegenwartssprache ist auch ungewöhnlich groß. Die Mehrheit der Neubildungen besteht aus Augenblicksbildungen, die nicht nur im Sprachgebrauch eine große Rolle spielen, sondern auch auf eine Kreativität der Benutzer der Sprache hinweist (Duden Grammatik, 1998. 409). Eine zweite Betrachtungsweise ist auch möglich. Die Geschwindigkeit beim Tippen während des Chattens ist oft hoch, denn die Chatter müssen die Sprache komprimieren, um möglichst viel Äußerung mit möglichst wenigen Zeichen zu produzieren. Das Weglassen von Zwischenräumen wäre hier ein Mittel der Komprimierung. In der Zusammenschreibung werden in einigen Fällen Bindestriche verwendet. Im Korpus wurden sieben Belege mit diesem Phänomen gefunden. *immer-noch-frier*, *auch-vermut*, mampfenwar*, *auf-mein-ex-raid-blick* *frauen-zu-verstehen* *hunger-hab* *mit-uni-schimpf*. Diese Verwendung scheint sehr individuell zu sein, da Bindestriche nur von drei Chattern benutzt werden. Die Chatter K und f stehen jeder für drei der Belege. K: *mit-uni-schimpf* K: *auch-vermut* K: uni: du als betroffener kannst uns doch sicher sagen ob man mit 29 anfaengt *frauen-zuverstehen*? f: so ich geh dann mla off. bis später *wink* *hunger-hab* f: *immer-noch-frier* f: wer ich? *mampfen-war* m: +m hier steht, haelt sich eh keiner dran :) augustin... *auf-mein-ex-raid-blick* Obwohl die *Phrasen überwiegend aus einem Hauptsatz bestehen, sind auch einige Belege mit zwei Hauptsätzen gefunden worden . Unter den Zusammenschreibungen mit Letztstellung des Verbs sind vier solcher *Phrasen vorhanden. Hier wird deutlich, daß die Zusammenschreibungen nicht nur bei einfachen Sätzen möglich ist, sondern daß eine Zusammenschreibung auch bei sehr umfangreichen Konstruktionen gewählt wird. M: von mir auch *vombodenpflueckundfestdrygg* M: *amkreuztanzundpfeif+ M: huch .. bardo?? *froihopsundumschling* S: k, wie reizend!!!!!!.... *ultimativentzücktseiunddahinschmelz*;))) C: k *nichtangrinsundauchnichtbeiss* bist ja bestimmt wieder auf arbeit *kicher* a) Verbstamm mit Adverbial In der folgenden Übersicht werden die *Phrasen nach den semantischen Merkmalen des Adverbials sortiert. Die Reihenfolge entsteht nach der Anzahl der Belege. Die Adverbiale fungieren zu 51,9 % 21 der zusammengeschriebenen Verbletztstellungen wie ein Bestimmungswort in einem Determinativkomposition. Unter den Adverbialen sind Modaladverbiale am häufigsten mit 55 Belegen (44%). Mit einem Modaladverbial wird ausgedrückt, in welcher Art und Weise die Handlung ausgeführt wird, wie bei *freuknuddel*. Lokaladverbiale kommen in 50 *Phrasen vor (40%). Das Adverbial Pronominaladverb rum, umgangsprachlich für herum, tritt in vielen *Phrasen auf (es ist hier als Adverbial behandelt worden). In nur drei der Zusammenschreibungen ist das Adverbial ein Instrumentaladverbial. In zehn der *Phrasen sind temporale Adverbiale vorhanden. Zusammenschreibungen mit einem Verb und zwei Adverbialen kommen in sieben Belegen vor, hauptsächlich mit einem Modaladverbial und einem Lokaladverbial. Eine Ausnahme ist *kurzrumrandalier *, das aus einem Temporaladverbial und einem Lokaladverbial besteht. Ein Sonderfall ist auch die *Phrase *extremelydurchwuschelingknuddelingundsofort*. Hier sind zwei Adverbiale vorhanden, extremely als Modaladverbial und sofort als Temporaladverbial. Das Interessante an dieser *Phrase ist aber die Mischung aus englischen und deutschen Morphemen. Die Ing-Form, die eine gerade sich abspielende Handlung beschreibt, wird hier bei deutschen Verben angewandt, knuddeling und wuscheling. Die Ing-Form ist jedoch eine Verbflexion, die in der deutschen Sprache nicht möglich ist. Hier geschieht auch eine Mischung im Rahmen des Vokabulars: Das englische Wort extremly wird zusammen mit deutschen Wörtern benutzt. Wie bei den eingliedrigen *Phrasen wird unter den Zusammensetzungen meistens nur der Verbstamm benutzt. In dieser Klasse finden wir auch interessante Belege zu der Frage, ob die Verbstämme nun vorzugsweise eine finite oder infinite Verbform aufweisen. Bei dem Verb wollen vermeiden die Chatter den Stamm woll und wählen stattdessen die finite oder infinite Form. f: *auchwill* f: openbse? jau. *aucuhwill* D: *auchabhauenwill* w: *auchhabenwollen* Die Zusammenschreibungen mit sein zeigen jedoch eher die Tendenz zum Infinitiv. In den neun Prädikativen dieser Klasse wird nicht die finite Form in erster oder dritter Person gewählt, sondern die Wurzel sei, wie *verwirrtsei*. In zwei *Phrasen wird das Präsens Partizip zusätzlich zum Infinitiv benutzt. *entschuldigungsuchendschau*, *freudigerwartendrueberreich* In den Zusammenschreibungen wird der Artikel oft assimiliert, Bespiele in dieser Klasse sind *mitmkochlöffelwink*, *aufnkalenderschau* und *aufnschoß´hoppel*. Hier ist noch ein weiteres sprachliches Mittel zur Angleichung an die gesprochene Sprache festzustellen. Artikel sowie Präpositionen werden auch in vielen der *Phrasen ganz weggelassen; dies ist dann wieder ein sprachökonomisches Mittel. Anzahl 1 1 1 1 4 2 Adverbial *mitdemkrückstockfuchtel* *mitkopfnick* *mitmkochlöffelwink* *umdenschuppigenhalsfall* *wechlach* *rumwink* Satzanalyse instr+v instr+v instr+v lok+attr.+v lok+v lok+v Kommentare Assimilation (m->einem, dem) 22 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *rumwonk* *aufdiekniefall* *aufmichzeig* *aufnkalenderschau* *aufnschoß´hoppel* *auftopiczeig* *beimprovideranruf* *draufzeig* *hinterherwink* *imbodenversink* *imkaffeerumfisch* *indieküchesprint* *indietaschesteck* *insbettschups* *insteinbeiss* *loshusch* *loshüpf* *rausplumps* *reingcuk* *reinhypf* *reinschlenz* *rumbastel* *rumbounce* lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *rumdribbl* *rumgroove* *rumhypf* *rumidle* *rumlauf* *rumnuschl* *rumpust* *rumrock* *rumschnupf* *rumwühl* *rumzick* *umeuchrumspring* *wechduck* *wegsei* *zupodenknuddl* lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v 1 1 1 1 4 3 1 1 *zurowischiel* *zurücklehn* +zu-boden-schau* *amkreuztanzundpfeif+ *freuknuddel* *rotwerd* *auch-vermut* *auchwill* lok+v lok+v lok+v lok+v+v mod+v mod+v mod+v mod+v 1 *aucuhwill* mod+v 1 1 1 1 mod+v mod+v mod+v mod+v *ausgehungertanschau* *besorgtgugg* *breitestensgrins* *doppelseufz* wonk -> wink Assimilation (n->einen) Assimilation (n->einen) Schreibfehler Engl. (hüpfen), vollständiges Infinitiv Reduktion Engl. vollständiges Infinitiv y->ü Engl. (faulenzen), Infinitiv Prädikativ Schreibfehler (poden->boden), Reduktion rowi=Name 2 Hauptsätze Bindestrich Finites Verb, 1./3. Pers. Sing., Modalverb Finites Verb, 1./3. Pers. Sing., Modalverb, Schreibfehler gg ->ck Superlativ 23 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *dunkelerinner* *ebenfallsverneig* *empörtschau* *entrüstetguck* *entschuldigungsuchendschau* *fastgedachthab* *fiesguck* *frechfrag* *freudigerwartendrueberreich* *freuknuudel* *fuchtelwink* *gespanntlausch* *gespanntsei* *gestresstwirk* *grosszuegigsei* *gutmütigsei* *lautlach* *liebguck* *liepgugg* *lüsterngrins* *madlaugh* *matschigfuehl* *mitfreu* *muedewink* *nervoeswerd* *neugierigsei* *ruhigsei* *schlapplach* *traenenueberstroemtanschau* *vergewaltigungkreisch* *verwirrtguck* *verwirrtsei* *verwundertgugg* *vielschlauersei* *zerknittertfuehl* *zufaulsei* *auchabhauenwill* *auchhabenwollen* *froihopsundumschling* *heftigstzerknuddel&wuschel&so* *refreuknuddddddel* *nochmawink* *nommaknuddäääääääääääääääääääääl* *schonmalauszieh* *immer-noch-frier* *weiterhau* *weiterklick* *weiterkraul* *weiterkrümel* *wiederaufrappel* *gierigaufnfischstarr* *imkalenderrotanstreich* *kurzrumrandalier* *schlaefrigansherzzieh* mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v+mod.v mod+v+mod.v mod+v+v mod+v+v+mod.part re+mod+v temp+mod.part+v temp+mod.part+v temp+mod.part+v temp+v temp+v temp+v temp+v temp+v temp+v mod+lok+v lok+mod+v temp+lok+v mod+lok+v Präsenspartizip Perfektpartizip ue->ü., Präsenspartizip Reduplikation Prädikativ ue->ü, Prädikativ Prädikativ p->b, gg->ck Englisch, Infinitv ue->ü ue->ü oe->ö Prädikativ Prädikativ ae->ä, oe->ö Prädikativ gg->ck Prädikativ ue->ü Prädikativ Finites Verb, Modalverb Infinitiv, Modalverb 2 Hauptsätze Zusammenschreibung mit & Reduplikation (noch einmal,) ä->e, Reduplikation Bindestrich 2 Adverbiale 2 Adverbiale 2 Adverbiale 2 Adverbiale 24 1 *ultimativentzücktseiunddahinschmelz* 1 *vombodenpflueckundfestdrygg* 1 *zusammenhanglosinchannelfluch* 1 *extremelydurchwuschelingknuddelingundsofort* Tokens: 125, Types: 115 mod+v+lok+v lok+v+mod+v mod+lok+v mod+v+v+temp 2 Adverbiale, 2 Hauptsätze 2 Adverbiale, 2 Hauptsätze 2 Adverbiale 2 Adverbiale b) Verbstamm mit Objekt Die Zusammenschreibung mit einem oder mehreren Objekten kommt neben den Adverbialen häufig vor. In den meisten Fällen ist ein Akkusativobjekt vorhanden, wie bei *starfrogknuddel*. Die Verwendung von Präpositionen kommt selten vor, ein der wenigen Belege ist *mitdenaugenroll*. Eine Schwierigkeit bei der Klassifizierung ist die Unterscheidung zwischen Instrumentaladverbialen und Objekten. Bei den Fällen, wo das Bestimmungswort die Handlung des Verbs beschreibt, wurden die *Phrasen den Instrumentaladverbialen zugeordnet. Ein Beispiel hier ist *mitkopfnick*. Die Bestimmungswörter (mit Kopf) erklären wie das Nicken ausgeführt wird. Dieses im Vergleich mit *mitdenaugenroll*, wo die Augen die Hauptbedeutung der Handlung tragen. In dem Korpus wurden einige *Phrasen mit zwei Objekten gefunden. Diese sind ganz unten in der Tabelle zu finden. Diese *Phrasen enthalten sowohl ein Akkusativ- als auch ein Dativobjekt. Sie zeigen, daß auch komplexe Verbgefüge als *Phrasen funktionieren. Die beiden Objekte haben hier die Funktion zweier Bestimmungswörter. *meimerhinhalt* heißt folglich M einen Eimer hinhalten. In der *Phrase *aosnnenbrilleaufsetz* gibt es einen dialektalen (bair.) Artikel -a. Der Satz enthält zwar ein Schreibfehler, anzunehmen ist aber, daß der Satz A Sonnenbrille aufsetzen heißen soll. Es könnte auch der unbestimmte Artikel des Englischen sein. Eine Erklärung zu dieser Wahl könnte sein, daß beide Formen kürzer sind und der Chatter damit Zeit spart. Ein Sonderfall macht die *Phrase *zurbegrüßungeinwinzigkleinesflämmchenhüstel* aus. Zur Begrüßung ist ein Temporaladverbial. Von der Konstruktion her weist diese *Phrase einen für die Chatkommunikation ungewöhnlich hohen Stil auf. Die *Phrase *musikausmachweilohrenwehtun* zeigt, daß auch Hauptsätze und Nebensätze zusammengeschrieben werden können. Eine Konstruktion, die eine Bemerkung Wert ist, ist auch *frauen-zu-verstehen*. Infinitiv mit zu kommt nur in diesem einen Beleg vor. Beim näheren Studieren der Äußerung ist jedoch festzustellen, daß die Sternchen in dieser *Phrase eher als Anführungszeichen benutzt werden. K: u: du als betroffener kannst uns doch sicher sagen ob man mit 29 anfaengt *frauen-zuverstehen*? Bei der *Phrase *dichmalknuddeln* wurde eine direkte Anrede mit persönlichem Pronomen verwendet. In den *Phrasen wird sonst der Name des Angesprochenen verwendet, wie bei *wknuddel*. Bei *dichmalknuddeln* ist der Name des Angesprochenen stattdessen aus der *Phrase ausgeschlossen. Der Name des Angesprochenen ist im Chat eigentlich eine Notwendigkeit, da viele parallele Gespräche gleichzeitig laufen. M: *dichmalknuddeln* M 25 Anzahl 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Objekt *wknuddel* *kopfschuettel* *wasseraufsetz* *zungerausstreck* *zurbegrüßungeinwinzigkleinesflämmchenhüstel* *dichmalknuddeln* *ahau* *an_lockenwickler_denk* *aabschleck* *aosnnenbrilleaufsetz* *armheb* *arschheb* *arschleck* *aufdendeppenzeig* *aufmailwart* *auf-mein-ex-raid-blick* *augenbraueheb* *augenzuhalt* *beulereib* *buchfallenlass* *bugsuch* *denrestliederdenk* *eierkraul* *fassanschlag* *faustball* *feuereich* *frauen-zu-verstehen* *frustwegkick* *gknuddel* *grosseaugenkrieg* *großeohrenhab* *gutenachtkußgeb* *halskratzenhab* *handschüttel* *hungerhab* *hunger-hab* *jwuschel* *kicklochvergroesser* *knochenhinwerf* *kochloeffelraushol* *konfettiwerf* *kopfschyttl* *lasagnewarmmach* *lichtmach* *lötkolbenmiteinpack* *mailannehm* *mareboot* *mknuddel* *mitdenaugenroll* *mit-uni-schimpf* *mohrrüberschnapp* *mutaberuhig* Satzanalyse obj+v obj+v obj+v obj+v adv+obj(attr.)+v obj+mod.part+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v Kommentare w=Name ue->ü Direkte Anrede,Infinitiv a=Name a=Name Engl. (a->eine), Schreibfehler Bindestrich g->ck Schreibfehler (feuerreich) Bindestrich, Infinitiv mit zu g=Name Bindestrich j=Name oe->ö oe->ö y->ü, Reduktion Englisch m=Name Bindestrich 26 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *mutterärgern* *nasedreh* *netscapestart* *panmauz *panmauz* *peitscheraushol* *rechtgeb* *reinseif* *rzustimm* *ruteraushol* *samstagn8zitier* *schulternzuck* *schulterzuck* *selbstbedauer* *sknuddel* *stimmüb* *tknuddel* *zeitlosesschnarch* *zigaretteanbiet* *zungeabbeiss* *zungeverknot* *michdranerinnernmuss* *musikausmachweilohrenwehtun* *revanchistsei* *arbeithoppel* *meimerhinhalt* *seinebananereinsteck* 1 *taschentuchdermgeb* 1 *trechtgeb* 1 *netscapebeimabstürzenzuseh* Tokens: 87, Types: 82 obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v+v obj+v+weil+obj+v präd+v obj+v obj+obj+v obj+obj+v obj+obj+v obj+obj+v obj+obj+v Ganzes Infinitiv p=Name p=Name r=Name r=Name n8->nacht s=Name t=Name Reflexives verb+Modalverb Hauptsatz+Nebensatz Prädikativ m=Name, dat.obj +ack.obj. ue->ü, schmuel=Name, ack.obj.+dat.obj. m=Name, ack.obj.+dat.obj t=Name c) Verbstamm mit Adverbial und Objekt Noch komplexer sind die *Phrasen, die sowohl ein Objekt als ein Adverbial beinhalten. Hier sind vor allem Lokaladverbiale im Zusammenhang mit Objekten vorhanden (12 Belege), wie *dintrocknersteck*. Unter den Zusammenschreibungen sind auch Modaladverbiale wie z.B. *rheftigerschreck* (3 Belege) und Temporaladverbiale, *nochmalpointknuddel* (1 Beleg). In zwei der Phrasen sind neben dem Objekt zwei Adverbiale vorhanden, *kurzallesrumbetröht*, *wmalsanftkitzel*. In acht der Phrasen ist das Objekt ein Gesprächspartner im Chatroom. In der *Phrase *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* ist mit den Füßen als Instrumentaladverbial klassifiziert worden, da mit den Füßen eine Antwort auf die Frage ist, mit welchem Mittel nach der Fernbedienung gefischt wird. Ein gutes Beispiel der abgekürzten Sprache in der Chatsprache ist *auchnenthinstell* (auch einen Tee hinstellen). Hier muß man den Zusammenhang kennen, um zu wissen, daß es sich um das Decken eines Frühstückstisches handelt. Mit Assimilation (nen), Abkürzung (t) und Zusammenschreibung wird die Anzahl der Zeichen verringert. 27 Anzahl Adverbial+Objekt 1 *7zubodenknutsch* 1 *auchnenthinstell* 1 *dintrocknersteck* 1 *fingerausmfensterhalt* 1 *kurzallesrumbetröht* 1 *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* 1 *musiklautmach* 1 *nochmalpknuddel* 1 *papierkugelnachpsmundwerf* 1 *pfefferdraufstreu* 1 *raufdenrueckenklopf* 1 *rheftigerschreck* 1 *schweißvonderstirnwisch* 1 *strichaufderstrichlistemach* 1 *teppichdrüberzieh* 1 *wiinpapproehresteck* 1 *wildberrymalsanftkitzel* Tokens: 17, Types: 17 Satzanalyse obj+lok+v mod+obj+v obj+lok+v obj+lok+v temp+obj+lok+v instr+obj+v obj+mod+v temp+obj+v obj+lok+v obj+lok+v obj+lok+v obj+mod+v obj+lok+v obj+lok+v obj+lok+v obj+lok+v obj+mod.part+mod+v Kommentare 7=Name Assimilation (nen->einen), Abkürzung t->Tee d=Name Assimilation (ausm->aus dem) betröht? p=Name p=Name ue->ü, r=Name r=Name oe->ö, w->Name w=Name d) Verbstamm mit Subjekt Das Bestimmungswort kann auch ein Subjekt sein. In dem Korpus sind zwei Belege mit dem Subjekt Magen gefunden. Hier könnte es sich aber auch um abgekürzte Substantivbildungen handeln: das Magenknurren, das Magengrummeln. s: wer holt mir was zu essen? s: *magenknurr* Anzahl Subjekt 1 *magengrummel* 1 *magenknurr* Tokens:2, Types: 2 subj+v subj+v Kommentar magen=Subj? magen=Subj? e) Verbstamm mit Negation Die *Phrasen mit einer oder mehreren Negationen sind in eine separate Klasse plaziert worden. Hier wurde die Wahl getroffen, alle *Phrasen, die etwas Negatives beinhalten, in einer Klasse zusammenzufassen; nichts und kein in den *Phrasen sind zusätzlich negierte Indefinitpronomina (Heydt & Wentschel, 1990: 228) Nicht wird als Negationspartikel aufgeführt (Heydt & Wentschel, 1990: 294). Der umgangssprachliche Einfluß wird u.a. deutlich durch die Wahl von nix statt nichts. Die Wortwahl hat sicherlich auch sprachökonomische Gründe, mit nix spart man drei Buchstaben. Eine Konstruktion mit zwei Hauptsätzen ist in *nichtangrinsundauchnichtbeiss* zu finden. Anzahl 1 1 1 1 1 1 Negation *keingeldhab* *nichtangrinsundauchnichtbeiss* *nichtgewohntsei* *nichtgutfind* *nixdavonweiss* *nixkapier* Satzanalyse neg+obj+v neg+v+mod+neg+v neg+mod+v neg+mod+v neg+obj+v neg+v Kommentare 2 Hauptsätze Prädikativ nix ->nichts (ugs.) nix ->nichts (ugs.) 28 1 *nixraff* 1 *nixversteh* Tokens: 8, Types: 8 neg+v neg+v nix ->nichts (ugs.) nix ->nichts (ugs.) f) Verbstamm mit Modalpartikel Modalpartikel kommen in vielen Zusammenschreibungen vor, jedoch immer im Zusammenhang mit anderen Satzgliedern. In dieser Klasse sind die Zusammensetzungen aufgeführt, wo das Verb nur mit einem Modalpartikel zusammengeschrieben ist. In der *Phrase *maumknoedel* spielt der Chatter mit dem Verb knuddeln. Eine Vokalverschiebung von u zu ö findet hier statt. Anzahl Modalpartikel 1 *malsoknutsch* 1 *maumknoedel* Satzanalyse mod.part+v mod.part+v Kommentare Reduktion (ma->mal), knoedel>knuddel? Tokens: 2, Types: 2 II. Getrenntschreibungen In der Mehrheit der Verbletztstellungen, 73,7 %, werden die Wörter zusammengeschrieben. Mit 26,3% Tokens nehmen die Getrenntschreibungen jedoch einen erheblichen Raum ein. Die Klasse der Verbletztstellung mit Getrenntschreibung ist in gleicher Art und Weise wie die Klasse 2.I gegliedert. Auch hier ist eine Satzanalyse durchgeführt worden und die Unterklassen nach den Satzgliedern der Bestimmungswörter eingeteilt. a) Verbstamm mit Adverbial Die Getrenntschreibungen mit einem Adverbial als Bestimmungswort machen mit 17 Belegen 24,4% der Getrenntschreibungen aus. Die Adverbiale sind Lokaladverbiale(38%) und Modaladverbiale (59%). In einem Fall kommt auch ein Temporaladverbial vor. In *bedripst auffem channelfussboden sitz* kommt sowohl ein Modal- als auch ein Lokaladverbial vor. *auffe uhr guck*, *uffe finga patsch*, *bedripst auffem channelfussboden sitz* enthalten Assimilationen des Artikels nach Präposition. Assimilationen dieser Art sind der mündlichen Sprache angepaßt. In *verschlafen und verdaddertguck* ist einer der partiellen Zusammenschreibungen zu finden. Anzahl 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 Adverbial *ans hirn klatsch* *auf uhr qk* *auffe uhr guck* *nach Stadtplan kram*. *tief im linux wissen kram* *uffe finga patsch* Satzanalyse lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v lok+v *vor cord verneig* *vor nugger verneig* *aktiv werd* *erstaunt guck* *freundlich tret* *gespannt sei* *muede qk* *schenll sei* lok+v lok+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v mod+v Kommentare q->gu Assimilation (auffe->auf die) Ass. (uffe->auf die), rVokalisierung (finga->finger) ue->ü, q->gu Prädikativ 29 1 *schweinegeil fyl* 1 *selbstverliebt gugg* 1 *verschlafen und verdaddertgukk* 1 *verwirrt sei* 1 *bedripst auffem channelfussboden sitz* 1 *megamonstermaessig auf heute abend freu* Tokens: 21, Types: 21 mod+v mod+v mod+v mod+v mod+lok+v mod+temp+v y->ü gg->ck kk->ck, Partielle Zusammenschreibung Assimilation (auffem->auf dem) b) Verbstamm mit Objekt In den getrennt geschriebenen *Phrasen kommen Objekte oft als Bestimmungswort vor. Mit 50% der Getrenntschreibungen ist diese Klasse die größte Klasse innerhalb Klasse 2.II. Unter den Objektkonstruktionen wurden drei Konstruktionen mit einer zusätzlichen Getrenntschreibung gefunden: *küßchen zu wirf*, *kuchen hin stell* und *Hirn windungen roest*. Hier trennen die Chatter in der IRC-Sprache solche Wörter, die nach den Rechtschreiberegeln eigentlich zusammengeschrieben werden sollten. In der *Phrase *doch ein Bedener-bub bin* benutzt der Chatter eine finite Form des Kopulaverbs sein. In den *Phrasen mit sein als Basis wird in diesem Korpus normalerwese die Kurzform sei verwendet. Die partielle Zusammenschreibung tritt in dieser Klasse auch auf: *anmuta denk*. Anzahl 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Objekt *p anschiehl* *h auslach* *w troest* *w anlaechel* *was nehm* *uzuz lauter mach* *tättowierset einpack* *suppe ess* *stöckchen werf* *stress mach* *stinkenden Qualm wegmach* *preis verleih* *mukke aufdreh* *m beaeug* *mexikanische Schokolade trink* *mal nen eiswuerfel reich* *ma d schmatz* *l tröst* *küßchen zu wirf* *kuchen hin stell* *ISC abspiel* *Hirn windungen roest* obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v *h beaeug* *ghettoblaster answitch* *gehirn einschalt* *frischgepreßten o-saft schlüf* *frischgebackenes brot eß* *fischfilet francaise futter* *fisch ryberschieb* obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v Kommentar p=Name H=Name w=Wildberry w=Wildberry uzuz? mukke? m=Name, ae->ä Assimilation. (nen->einen) d=Name l=Name Zusätzliche Trennung zuwerfen Zusätzliche Trennung hinstellen oe->ö, Zusätzliche Trennung Hirnwindung h=Name, ae->ä Schreibfehler y->ü 30 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *essen koch* *doch ein Bedener-bub bin* *die restlichen pfennige zähl* *den rst wegschieb* *corum tret* *chemie mit himbeergeschmack trink* *cam anschalt* *brodel koch* *augen roll* *auf der suche nach einem mann sei* *anmuta denk* 1 *aeuglein reib* 1 *2. frühstück verdrück* 1 *"beschissen" mal zum adjektiv erheb* Tokens: 43, Types: 43 obj+v präd+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+v obj+obj+v Prädikativ, fintites Verb Schreibfehler (rst->rest) Prädikativ Partielle Zusammenschreibung, muta=Name ae->ä 2 Objekte c) Verbstamm mit Adverbial und Objekt In dieser Klasse sind einige komplexe Konstruktionen zu finden. Die *Phrase *ergo I egal was de sachst in zukunft ich reagier nicht mehr drauf* enthält einen Hauptsatz und einen Nebensatz. Hier gibt es eine direkte Anrede mit persönlichem Pronomen (de), außerdem wird das Subjekt realisiert (ich). Eine Konstruktion mit Hauptsatz und Nebensatz lässt sich auch in der *Phrase *m auf die buehne schubs, wo tausend gaffer davorstehen* finden. Ein finites Verb finden wir in der *Phrase: *M auf m Schoss umdreh und mal auf n Hintern haut*. Bemerkenswert ist hier, daß in der Konstruktion einmal ein Verbstamm (umdreh) und einmal eine finite Form (haut) vorkommt. Dies deutet auf eine Unbewußtheit in der Verwendung der Verbformen hin. Anzahl 1 1 1 Adverbial+Objekt *am camillentee die hände wärm* *ankuschel und dich überall streichel* *bill mal feuer unterm hintern mach* 1 *M auf m Schoss umdreh und mal auf n Hintern haut* 1 *M auf n SChoss zieh* 1 *M auf n Schoss zihe* 1 *m auf die buehne schubs, wo tausend gaffer davorstehen* 1 *mir eh schon einen ab*? 1 *mir geht schon einer ab* 1 *r nochmal knuddel* 1 *sofort fuer hose of love anmeld 1 *traenen aus den Augen wisch* 1 *grad Fogt saug* 1 *ergo I egal was de sachst in zukunft ich reagier nicht mehr drauf* Tokens: 14, Types: 14 Satzanalyse lok+obj+v v+obj+lok+v obj+mod.part+obj+lo k+v obj+lok+v+mod.part +lok+v obj+lok+v obj+lok+v obj+lok+v, obj+v obj+temp+subj obj+temp+subj obj+temp+v temp+obj+v obj+lok+v temp+obj+v obj+v, temp+subj+v+mod Kommentare Direkte Anrede (dich) Dat.obj+Ack.obj, Ass, (unterm>unter dem) Zwei Hauptsätze, Ass. (m->dem, n>den), m=Name, finites Verb Ass. (n->den), m=Name Ass. (n->den), m=Name ue->ü, Hauptsatz+Nebensatz Schreibfehler (eh) einer=Subjekt r=Name ue->ü ae->ä Direkte Anrede (de), ergo I=Name, Hauptsatz+Nebensatz d) Verbstamm mit Subjekt 31 Wie bei den Zusammenschreibungen wurden hier auch einige *Phrasen mit Subjekt als Bestimmungswort gefunden. In dem ersten Beleg *angst ausbricht* geht nicht eindeutig aus dem Zusammenhang hervor, ob es sich hier um eine allgemeine Angst handelt Angst bricht aus oder ob der Chatter Angst bekommt: Ich breche in Angst aus. Ein Argument für den ersten Fall ist, daß das finite Verb in dritter Person steht ( bricht). p: okeh das ist voll der gemeine brutalo macho p: ;) u: oh. *angst ausbricht* Anzahl Subjekt 1 *angst ausbricht* 1 *groschen fall* Tokens: 2, Types: 2 Satzanalyse subj+v subj+v Kommentare angst=Subjekt groschen=Subjekt e) Verbstamm mit Negation Die Konstruktionen mit einem negativen Bestimmungswort sind in einer Klasse zusammenfaßt worden. Wie bei den Zusammenschreibungen wird nix statt nichts verwendet. In allen Belegen mit nicht kommt eine Tilgung vom letzten t vor (nich ->nicht). Bei *nich aufgestanden* wird die Tempusform Perfekt durch das Partizip angedeutet. In *aba nicht tippn koenn* ist eine rVokalisierung festzustellen. Anzahl 1 1 1 1 Negation *nix mehr dazusag* *nix lastenausgleich betreiben mit ethX *nich aufgestanden* *aba nich tippn koenn* 1 *nich kenn und nicht bedauer* 1 *noch nich weiß, was ich trinken soll* neg+obj+v neg+obj+v+obj neg+v neg+v+mod.v. neg+v+neg+v temp+neg+v, pron+subj+v+mod.v Kommentar nix->nichts (ugs.) ? Perf. Particip, Tilgung r-vokalisierung, Tilgung, Reduktion, oe->ö, Modalverb Tilgung Hauptsatz+Nebensatz, Tilgung Tokens: 6, Types: 6 Klasse 3: Verberststellung mit Verbstamm Im Korpus sind auch satzwertige Konstruktionen mit Erststellung des Verbs gefunden worden. Im Vergleich zu den Letztstellungen machen die Erststellungen mit 3,5 % eher die Ausnahme aus. Unter den Erststellungen wird in der Klassifizierung zwischen Zusammenschreibungen und Getrenntschreibungen unterschieden. Im Vergleich zu den Getrenntschreibungen überwiegen die Zusammenschreibungen in der Anzahl etwas. Sieben Belege mit Zusammenschreibung wurden gefunden, im Vergleich mit fünf Belegen mit Getrenntschreibung. Wegen der geringen Anzahl wird aber keine weitere Einteilung vorgenommen. Eine Satzanalyse findet sich jedoch in der dritten Spalte der Tabelle. I. Zusammenschreibungen In dieser Klasse sind zwei finite Verben wiederzufinden. Einmal bei *lachtmit* und einmal bei *domianschautbetroffen*. Die letztgenannte *Phrase ist auch in der Hinsicht interessant, da hier ein deutliches Subjekt in der *Phrase vorhanden ist. Hier ist nicht der Sprecher, sondern Domian, das Subjekt. r: so themen wie "ich steh auf sex mit ermordeten leichen" *domianschautbetroffen* "sprich mal mit unserem telephon psychater" 32 Was Domian bedeutet geht aus dem folgenden Dialog hervor: w: domian... ist das nicht diese seltsame radio-sendung? :) r: jep Im folgenden findet sich auch ein Beleg dafür, daß re auch als Suffix verwendet werden kann. Normal tritt re als Präfix auf (siehe Klasse 1; d). M: A *knuddelknuschmalre * Anzahl Verb-Erstst.-Zusammenschreibung 1 *bekommgaensehaut* 1 *domianschautbetroffen* 1 *fallum* 1 *knuddelknuschmalre* 1 *kraulmalzwischendenöhrchen* 1 *lachtmit* 1 *sendmail* Tokens: 7, Types: 7 v+obj subj+v+mod v v+v+re v+lok v+mod v+obj Kommentar ae->ä domian=subjekt, finites Verb finites Verb II. Getrenntschreibungen Unter den fünf Getrenntschreibungen sind zwei finite Verben. Insgesamt sind unter den Erststellungen 33% finiteVerben. In der *Phrase *me findet zugfahren ätzend* wird das persönliche Pronomen auf Englisch verwendet und nicht auf Deutsch. Wieder kann eine Mischung der Sprachen festgestellt werden. Anzahl Verb-Erstst.-Getrenntschreibungen 1 *guckt die cola an* 1 *kreisch wie ein maedchen* 1 *me findet zugfahren ätzend* 1 *scratch head* 1 *strahl begeistert* Tokens: 5, Types: 5 v+obj v obj+v v+obj v+mod Kommentar Finites Verb Vergleich, ae->ä Finites Verb Englisch Klasse 4: Akronyme Akronyme als ein Mittel zur Abkürzung der Sprache ist ein Teil der Kommunikationskultur im Internet. Die Verwendung ist auch in den IRC-Kanälen verbreitet. Viele der Akronyme werden international verwendet, wie bei *g* (giggle), *lol* (laughing out loud) und *rotfl* (rolling at the floor laughing) (Werry, 1996: 55) In der Tabelle der Akromyme sind die Erklärungen zu den Abkürzungen in der Mittelspalte zu finden. Um die Bedeutung zu den deutschen Akronymen herauszufinden, musste in den IRCKanälen nachgefragt werden. Zu *fg* gab es zwei Erklärungen, sowohl freches als fettes Grinsen. Ich habe hier die erste Variante für die Tabelle gewählt. *brb* (be right back) kommt im Chatgespräch oft vor, meistens jedoch nicht als nonverbales Zeichen, sondern als Teil der verbalen Kommunikation. Die Akronyme sind Abkürzungen von Verben und Substantiven, wo die Verben in der Anzahl überwiegen. Viele der Akronyme sind auf Englisch. 29,3 % der gesamten *Phrasen im Korpus bestehen aus einem Akronym. *g* (giggle) als Einzelbeleg kommt 473 mal vor und ist dadurch die häufigste *Phrase. 20,4 % aller *Phrasen ist ein *g*. Giggle kommt auch als Reduplikation vor. 33 (*gg*, *ggg* usw.). Insgesamt machen die *g*-Varianten mit 536 Belegen 23,1% der gesamten *Phrasen aus. Anzahl 473 51 31 26 22 23 17 12 4 1 2 2 2 1 1 1 1 1 1 2 1 1 Akronym *g* *lol* *gg* *eg* *fg* *ggg* *rotfl* *frg* *ggggg* *gf* *ggggggg* *rofl* *sfg* *gggg* *gggggggg* *ggggggggg* *hf* *loool* *roooooootfl* *brb* *ablol* *löööööööl* 2 *bg* 1 *bsd* 1 *lolwech* Tokens: 680, Types: 25 Erklärung giggle laughing out loud giggle (redupl.) evil grin freches Grinsen giggle rolling on the floor laughing freches Grinsen giggle (redupl.) freches Grinsen giggle (redupl.) rolling on the floor laughing sehr freches Grinsen giggle (redupl.) giggle (redupl.) giggle (redupl.) have fun laughing out loud rolling at the floor laughing be right back ablachen laughing out loud big grin Kommentar Englisch, Verb Englisch, Verb Englisch, Verb Englisch, Substantiv Deutsch, Substantiv Englisch, Verb, Reduplikation Englisch, Verb Deutsch, Substantiv Englisch, Verb, Reduplikation Deutsch, Substantiv Englisch, Verb, Reduplikation Englisch, Verb Deutsch, Substantiv Englisch, Verb, Reduplikation Englisch, Verb, Reduplikation Englisch, Verb, Reduplikation Englisch, Verb Englisch, Verb Englisch, Verb, Reduplikation Englisch, Verb Deutsch, Englisch, Verb Englisch, Verb, Reduplikation, Vokalverschiebung Englisch, Substantiv Deutsch, Englisch Verb Klasse 5: Interjektionen Neben den Verbkonstruktionen und Akronymen kommen Interjektionen häufig unter den *Phrasen vor. Der Begriff Interjektion ( von lat. interiectio, das Dazwischenwerfen) ist damit zu erklären, daß sie entweder selbständig zwischen Sätze eingestreut oder unintregiert in Sätze eingefügt werden. Die Interjektionen sind also syntaktisch weitaus selbstständig. (Heydt &Wentschel, 1990: 295) Die Interjektionen können sowohl semantisch, syntaktisch als auch morphologisch beschrieben werden. Semantisch gesehen werden die Äußerungen, die mit Interjektionen gemacht werden, nicht in bedeutungstragende Einheiten untergliedert, sondern sie tragen unmittelbar pragmatische Bedeutung. Der Unterschied zwischen dem Ausruf pfui! und dem Ausruf das tut man aber nicht! besteht darin, daß die Bedeutung „Tadel” sofort ausgedrückt wird, und nicht über einzelne Wörter oder Satzbedeutungen. Die Interjektionen besitzen weiter syntaktische Selbständigkeit und ändern dadurch die Satzkonstruktion nicht, sie sind also syntaktisch unintegriert. Sie können meistens nicht erfragt werden und haben im allgemeinen keine Attribute. Viele Interjektionen beinhalten Laute, die nicht dem Phonemsystem der betreffenden Sprache entsprechen (pst, pfui, Schnalzlaute). Morphologisch gesehen können die Interjektionen nicht flektiert oder grammatisch verändert werden. Sie zeigen oft Bildungsweisen, die sonst nicht vorkommen, wie z.B. Wiederholungen und Reduplikationen. (hopphopp, halihalo). Ihre Intensität wird oft durch Lautstärke und Länge ikonisch ausgedrückt. (Heydt & Wentschel, 1990: 296) Für die Klassifizierung der verwendeten Interjektionen in den *Phrasen werden die Definitionen von Heydt/Wentschel verwendet. Sie teilen die Interjektionen nach Kriterien in vier Gruppen auf. In der zweiten Spalte der Tabelle ist die Klassifizierung zu finden. Die größte Gruppe machen die 34 Vollinterjektionen aus. Die Vollinterjektionen entsprechen allen Kriterien einer Interjektion, da sie nicht erst gedeutet werden müssen, unintegriert im Satz sind, nicht erfragbar sind, oft andere Phoneme beinhalten und nicht flektiert werden können. Eine zweite Gruppe der Interjektionen machen die onomatepoetsichen Interjektionen aus. Diese imitieren Tierlaute und andere Geräusche (flatsch, platsch, ticktack). Sie sind in den Satz nicht intergrierbar und nur teilweise erfragbar. (Wie sagt der Frosch? – Quak) Sie enthalten ikonische Elemente, geben aber nur ein ungefähres, dem phonologischen System der Sprache im allgemein angepaßtes Lautbild wieder. Eine dritte Gruppe sind die adverbialen Interjektionen. Hierzu gehören z. B schwupps, hopphopp, bums, rums, kracks. Sie entsprechen lautlich dem deutschen Phonemsystem, sie sind syntaktisch integrierbar und fungieren weitgehend wie Adverbien in der Funktion von adverbialen Bestimmungen. Sie können nicht erfragt werden oder als eigenständige Sätze auftreten. Die adverbialen Interjektionen scheinen in der Chatkommunikation aber nicht von Bedeutung zu sein, sie fehlen daher auch als Subklasse. Die vierte Gruppe besteht aus den Lexeminterjektionen, z. B. grübelgrübel, brems, stöhn, ächz, galoppel). Diese Interjektionen kommen oft in Comics vor. Die Lexeminterjektionen sind von Verben abgeleitet, sie sind nicht erfragbar und nicht syntaktisch integrierbar. (Weydt & Hentschel, 1998: 301) In Übereinstimmung mit dieser Klassifizierung würden die *Phrasen, die aus Verbstämmen bestehen, alle zur dieser Gruppe gerechnet werden. Um die *Phrasen jedoch untereinander trennen zu können, werden sie in dieser Arbeit nach der Wortart sortiert. Unter der Klasse der Interjektionen finden sich daher nur die Vollinterjektionen und onomatepoetischen Interjektionen. In die Verbklasse wurden dagegen alle Lexeme, die als Verb auftreten können, eingeordnet. Anzahl 7 4 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 8 7 5 4 3 3 3 Interjektionen *hehe* *boak* *hihi* *hehehe* *klonk* *peng* *boerps* *bum* *dudeldidu* *dumdidum* *dumdiedumdiedum* *grmblfx* *hahaha* *hatschi* *mjam* *oink* *pfahaha* *plonk* *plopp* *puhahaha* *schalalal* *schubndubndubndub* *schwabbadabbadiduhuuuuuuuuuu* <****peng****> *argl* *grmpf* *tztz* *grumpf* *aeh* *argh* *grrrrrr* Klassifizierung lm (onomatopoetisch) lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm lm vo (Vollinterjektion) vo vo vo vo vo vo Kommentare ? Reduplikation rülpsen Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation 35 3 3 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *hmpf* *ui* *5* *aaaahh* *aehm* *args* *aua* *brrrr* *dudubdubdubidudubdah* *grrr* *moin* *oh* *puh* *shit* *tse* *urgs* *wheew* *woisch* *aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhh* *aaaargs* *aaargs* *aahja* *aergh* *argel* *arghl* *au* *autsch* *boh+ *boohaaaa* *brrrrrr* *doh* *grml* *grr* *grrrr* *grrrrrr* *grrrrrrrrrrr****** *grumpfl* *hmmm* *hrhrhr* *huch* *juuupiiiiiii* *m* *narf* *ohje* *oje* *pffffffff* *pfffffffff* *pffrt* *pfue* *poeh* *pöh* *rumps* *schipps* *tststs* *uiui* *urx* *utsch* *waeee* vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo vo Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation boah? boah? Reduplikation nein (Simpson) Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation ? Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation 36 1 *wahhh* 1 *wow* 1 *örg* 1 *örgs* Tokens: 153, Types: 93 vo vo vo vo Reduplikation Klasse 6: Substantive Diese besteht vor allem aus Substantiven. Hier sind aber auch Konstruktionen mit mehreren Wörtern mit Substantiv - aber ohne Verb - einsortiert worden, d.h. es sind alle nominale Phrasen. Auffallend in dieser Klasse ist die *Phrase *knuddels*, die in 11 verschiedenen Varianten vorkommt. *knuddels* wird hier als Plural von Knuddel aufgefaßt. Knuddel kommt aber nicht im Duden als Substantiv vor, sondern nur als Verb knuddeln. Die Pluralendung -s läßt uns jedoch den Schluß ziehen, daß es sich hier um eine Verwendung als Substantiv handelt. Die Form knuddels kommt im Korpus einmal vor, gewöhnlicher sind Reduplikation und Konstruktionen mit Präfixen, wie in *umknuddels*. In der Rechtschreibung weichen die Chatter bei diesem Wort auf unterschiedliche Art und Weise ab, z.B. z statt s (*knuddelz*) und ä statt e (*umknuddääääääääääääälls*) Unter den Substantiven sind auch viele Wörter mit der Dimunitivendung –i, wie in *schnurri* *floushie* *kussi* *bussi*. Diminutiva drücken einerseits die „Kleinheit” eines Gegenstands aus, andererseits wird damit auch eine Vertrautheit oder Sympathie zum Ausdruck gebracht. (Heydt &Wentschel, 1990: 173). Das Suffix-i wird meistens zur Bildung familiärer Anredeformen aus Vornamen (Fritzi) benutzt. Vereinzelt kommt das Suffix auch nach einem einsilbigen Ausgangswort vor (Knasti) (Duden Grammatik, 1998: 505). Die Beispiele im Chatkorpus sind Vertreter der zweiten Verwendung. Interessant ist *floushie*, das in der Rechtschreibung wie ein englisches Wort aussieht. In einem englischen Wörterbuch ist das Wort jedoch nicht zu finden. Naheliegend ist das deutsche Wort Flausch, das ähnlich wie *floushie* in der Chatkommunikation benutzt wird. . m: haya l! *floushie* j: D *flausch* :) Längere Konstruktionen sind auch in dieser Klasse zu finden. Der Unterschied zu den Konstruktionen in den Klassen 2 und 3 besteht im Nichtvorhandensein eines Verbs. Sie sind deshalb unter den Substantiven einsortiert worden. Diese Konstruktionen kommen sowohl als Zusammenschreibungen und Getrenntschreibungen vor. Einige können als Ellipse betrachtet werden wie *gutenachtkußanallelieben* und *kleiner Tip*, wo in beiden Fällen das Verb geben weggelassen wurde. Die *Phrase *versuchdergurgelndenkommunikation* ist ein Beispiel der Abkürzung der Sprache durch eine Nominalisierung. Eine Bildung, die in der deutschen Sprache oft verwendet wird, meistens in der Fachsprache. In der Chatkommunkation wird die Nominalisierung als Optimierungsmittel der Sprache nicht weiter benutzt. Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß die Chatsprache weitaus eine mündliche Sprache ist und Nominalisierungen selten beim Sprechen verwendet werden, besonders nicht unter Jugendlichen. Durch Nominalisieren wird auch ein offizieller, unpersönlicher Charakter erzielt, was der Chatkommunikation fremd ist. Bei *hilfe* fällt eine eindeutige Klassifizierung schwer, da hilfe sowohl ein Substantiv als auch eine Interjektion ist. Hilfe wurde in die Klasse der Substantive eingefügt, weil wohl in erster Linie ein Substantiv vorliegt, das aber auch in der Funktion als Interjektion auftreten kann. S: Ich will endlich mit meiner Sojasaftsucht und Chinachipssucht klar kommen *hilfe* 37 Anzahl 4 2 2 2 1 1 1 1 Substantiv *kuss* *applaus* *bussi* *kussi* *aldi* *die-macher* *einschleim* *erbs* 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *floushie* *fury* *hilfe* *hunger* *kinder* *knbuddels* *knuddelknutschi * *knuddels* *knuddelz* *knuddelzzzzzzzzzzz* *knuddeäääääääääääääääääääääääääääääääääälls* *knuddääääääääääääääääääääääääääääääälls* *männer* *panik* *reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääls* *reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääääääääääääls* *schnurri* *semesterferien* *umknuddällllllllllllllllllllllllllllllllllllllllls* *umknuddääääääääääääälls* *winter* 1 1 1 1 2 *armes rlein* *highlight auf MD* *kleiner Tip* *gutenachtkußanallelieben* *ich-geh-in-talkshows-ischen* 1 *versuchdergurgelndenkommunikation* 1 *inflation der d* Tokens: 43, Types: 36 Kommentar Anspielung auf lins (Erbsen und Linsen) Von dem deut, Wort flausch? Auch als Interjektion Schreibfehler Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation Reduplikation r=Name, Nominalphrase MD-Player Nominalphrase Nominalphrase Nominalphrase Mädchen, die in Talkshows gehen, Nominalphrase Nominalisierung, Nominalphrase d=Name,Nominalphrase Klasse 7: Adjektive Bei dem Adjektiv neugierig wird nur der Stamm *neugier* verwendet. *neugier* könnte demzufolge auch das Substantiv die Neugier sein. Mit Hilfe der Belegen unten liegt aber die Bedeutung neugierig sein näher. f: r - aber mal so ganz off-topic... was findest du an bse ups bsd besser als an linux? *neugier* M: g: was dann? *neugier* Bei der *Phrase *fade* ist die Bedeutung unklar. *fade* ist hier entweder das deutsche Adjektiv fade oder das englische Verb fade (verwelken). Die Bedeutung der *Phrase kann aus dem Zusammenhang leider nicht herausgelesen werden. 38 r: *fade* Anzahl Adjektiv 3 *neugier* 2 *verwirrt* 1 *fade* 1 *flausch* 1 *grell* 1 *muede* 1 *permanent* 1 *unwissend* Tokens: 11, Types: 8 Kommentare Oder Engl. Verb? ue -> ü Klasse 8: Adverbien Eine genauere Analyse deutet darauf hin, daß hier verschiedene Adverbien vorliegen. Erstens sind Lokaladverbien, die einen Ort bezeichnen (*hier*, *wech*) vorhanden. Weiter sind Temporaladverbien (*immer*, *je*) und Modaladverbien (*sehr*, *zu*) in der Klasse zu finden. Die *Phrase *WIE BITTE?* ist als ein Interrogativadverb zu betrachten, da hier eine Frage gestellt wird. (Heydt & Wentschel, 1990: 256) Bei allen Adverbien, außer *wech* stehen die *Phrasen integriert in der Äußerung. Anzunehmen ist, daß die Sternchen eine andere Funktion haben. (Siehe weiter Kapitel 3; Klasse 7) T: ist *immer* müde. daher der nickname. Anzahl Adverbien 3 *veg* 2 *wech* 2 *hier* 2 *sehr* 1 *immer* 1 *je* 1 *zu* 1 *WIE BITTE ??* Tokens: 13, Types: 8 Kommentare Lokaladverbien Lokaladverbien Lokaladverbien Modaladverbien Temporaladverbien Temporaladverbien Modaladverbien Interrogativadverbien Klasse 9 Pronomen Im Korpus sind auch drei Belege für Pronomen als *Phrasen gefunden. Die Pronomen stehen alle integriert in der Äußerung. Das demonstrative Pronomen das, kommt in zwei Belegen vor. D: s: *das* Bezahlt dir kaum eine Versicherung y: o: *das* is schlecht ;) Das persönliche Pronomen euch kommt einmal vor. e: huhu l und h :-) L: huhu e :)) elody: wie geht es *euch* Anzahl Pronomen 2 *das* 1 *euch* Kommentare 39 Tokens: 3. Types: 2 Klasse 10: Konjunktionen Konjunktionen kommen in zwei Äußerungen als *Phrasen vor. Die Konjunktionen stehen in den zwei Belegen integriert in der Äußerung. Hier können die *Phrasen auch nicht als Mittel einer indirekt nonverbalen Kommunikation gesehen werden. Sie drücken hier eher eine Betonung der Konjunktion aus. a: t: Werden andere Rechner de ines localnets angezeigt, wenn du nach dem boot *und* einem ping-versuch `arp -a` schreibst? D: Z: Und *wenn* man es braucht, hat man zuwenig RAM ;) Anzahl Konjunktion 1 *und* 1 *wenn* Tokens: 2, Types: 2 Kommentare Klasse 11: Satzzeichen Fragezeichen kommen fünfmal als *Phrasen vor. Andere Satzzeichen werden im Korpus als *Phrasen nicht gefunden. Anzahl Satzzeichen 5 *?* Tokens. 5, Types: 1 Kommentare Klasse 12: Eigennamen Normalerweise werden Eigennamnen nicht als *Phrasen geschrieben, sondern der Name des Ansprechpartners ist ein Teil der verbalen Äußerung. h: t: immer gern;) In einigen Fällen kommen aber Eigennamen auch als *Phrasen vor, wahrscheinlich um den Namen zu betonen. In diesem Beispiel wirbt der Chatter X offenbar um Aufmerksamkeit. x: *t* Bitte x: *t* sag doch mal was x: *t* HIER x: *t* BITTE x: *t* hast auch was gut x: *t* BÜDDE tomili18: argh Anzahl Namen 6 *t* 1 *sm* 1 *se* Tokens: 8, Types: 3 Kommentare t=Name sm=Name se=Name Klasse 13: Unbekannte *Phrasen Bei diesen *Phrasen ist die Bedeutung unklar. Statt allzu unsichere Deutungen vorzunehmen und dadurch die Glaubwürdigkeit der Untersuchungen zu verringern, werden sie in dieser Arbeit nicht 40 weiter behandelt. Einige der *Phrasen, wie *flatrate*, **socker** und *massop* sind wahrscheinlich technische Ausdrücke. Anzahl Unbekannte *Phrasen 1 *ala* 1 *blasummkraspeltunk* 1 **sockerr** 1 *flatrate* 1 *dunnerkiel* 1 *fniep* 1 *grrrrroooooooooooooar* 1 *maloute* 1 *massop* 1 *warg* 1 *yuck* Tokens: 11, Types: 11 Kommentare 41 3. Zum nonverbalen Verhalten im Chat In dieser Arbeit wird, wie schon erwähnt versucht, die *Phrasen im Chatdiskurs als Mittel einer indirekt nonverbalen Kommunikation zu beschreiben. Um diesen Ansatz diskutieren zu können, müssen erst die Begriffe nonverbale Zeichen und nonverbale Kommunikation geklärt werden. Menschliche Kommunikation ist vor allem durch das Sprechen gekennzeichnet, das heißt durch verbale Zeichen. Für die menschliche Verständigung sind aber nicht nur verbale Zeichen von Bedeutung, sondern auch nonverbale. Wenn jemand spricht, sendet er dem Kommunikationspartner zusätzliche Zeichen durch Mimik, Gestik, Augenkontakt etc. zum interpretieren mit. Auch durch Stimmhöhe und Lautstärke wird die Botschaft beim Empfänger beeinflußt (Linke u.a.,1996: 25). Die Funktionen der nonverbalen Zeichen sind vielseitig. Eine nonverbale Aktivität kann den verbalen Bedeutungsinhalt ersetzen, z.B. durch zustimmendes Kopfnicken statt ein verbales ja. Die verbale Äußerung kann auch mit einem nonverbalen Zeichen verdeutlicht werden, z.B. mit einer Hinweisgeste zusammen mit dort. Durch eine nonverbale Aktivität kann der verbale Inhalt bezüglich der Sprecherhaltung auch verändert werden, z.B. durch ironisches Lächeln bei zustimmender Zusage (Bussmann, 1990: 532). Eine These von Hans Hörmann lautet, daß Sprache überhaupt nur im Zusammenhang mit einem nichtsprachlichen Zeichenverhalten möglich ist (Posner, 1986: 267). Wie sieht aber das Verhältnis zwischen sprachlichem und nichtsprachlichem Zeichenverhalten aus? Um diese Frage zu beantworten, hat Posner die Eigenschaften von sprachbezogenem Verhalten klassifiziert. Die Eigenschaften, die dem Empfänger dazu dienen, die Wortformen und die grammatische Struktur des Ausdruckes zu erkennen, sind als verbal zu betrachten. Verbale Eigenschaften können aber nicht gleichgesetzt werden mit sprachlichen Eigenschaften, da zu den sprachlichen Eigenschaften auch Intonation (in der gesprochenen Sprache) und Interpunktion (in der geschriebenen Sprache) gezählt werden. Andere Aspekte der Lautform, wie Stimmqualität und Schriftgestalt, sind parasprachliche Eigenschaften des Sprachverhaltens. Um das Sprachverhalten zu verstehen, müssen auch außersprachliche Aspekte einbezogen werden, z.B. ob das Gespräch zu Hause oder im Bus stattfindet. Zu den außersprachlichen Umständen gehören auch Körperhaltung und Körperbewegungen des Zeichenproduzenten. Nonverbale Kommunikation kann daher wie folgt aufgefaßt werden (Posner, 1986: 272): nichtsprachlich außersprachlich parasprachlich sprachlich prosodisch und interpunktiv verbal nonverbal Zu dem Begriff nicht-sprachlich gehören parasprachliche und außersprachliche Eigenschaften. Parasprachlich sind also die Zeichen, die nicht sprachlicher Art sind, aber im sprachlichen Ausdruck mit manifestiert sind. Außersprachliche Zeichen existieren unabhängig von der Sprache. Zu dem Begriff nonverbal werden auch sprachliche Eigenschaften (Prosodie, Interpunktion) einer verbalen Äußerung gerechnet. Prosodie und Interpunktion sind sprachlicher Art, geben aber nicht die Wortformen wieder. Posner geht auf weitere Einschränkungen der Begriffe ein und meint, daß ein Verhalten nur als nonverbal betrachtet werden kann, wenn es im Kontext mit einer verbalen Äußerung auftritt. Eine Körperbewegung, die unabhängig von einer verbalen Äußerung produziert wird, ist demzufolge nicht als nonverbal zu betrachten. Nonverbal ist, was eine Person zusätzlich zum Sprechen und/oder gleichzeitig mit dem Sprechen tut. Ein außersprachliches Verhalten kann also nonverbal oder nicht42 nonverbal sein, je nachdem ob es Sprachverhalten begleitet oder nicht. Ein parasprachliches Verhalten ist jedoch immer nonverbal, da ein parasprachliches Verhalten immer im Zusammenhang mit einer verbalen Äußerung auftritt. (Posner, 1986: 274) Eine weitere Frage ist, ob nonverbale Zeichen nur in einer Situation aufkommen können, wenn Sender und Empfänger sich am gleichen Platz befinden. Diese Form der Kommunikation nennt man Kommunikation von Angesicht zu Angesicht (engl. face-to-face communication). Eine Zwischenschaltung von technischen Hilfsmitteln würde dann ein nonverbales Verhalten unmöglich machen. Dieses Kriterium für die Definition begrenzt aber den Untersuchungsbereich erheblich. Durch Telefonhörer, Videokonferenzen etc. lassen sich ja nonverbale Zeichen wie Seufzen und Gelächter, Schwankungen von Sprachtempo, Mimik und Gestik sehr gut wahrnehmen. Mit Hilfe technischer Mittel kann auch eine Kommunikation ermöglicht werden, wo die Zeichenproduktion – und Rezeption in der Zeit weit auseinander liegen. Hier geht es zum Beispiel um Schreiben und Lesen von Briefpost und um Senden und Empfangen von Filmen im Fernsehen. Posner meint aber, daß auch eine Einschränkung zur direkten Kommunikation zu weit führen würde. Die Fernsehzuschauer erleben die Filme als wären sie real und das eigene Körperverhalten vor dem Fernseher ist nicht viel anders als das Verhalten bei einer eventuellen Anwesenheit im Studio (Posner, 1986: 276). Daraus kann man schlußfolgern, daß „ alles Verhalten, das jemand in zeitlichem Zusammenhang mit der Produktion oder Rezeption verbal kodierter Zeichen manifestiert, als nonverbales Zeichen zu betrachten ist. Als nonverbales Zeichen fungiert dann jenes nonverbale Verhalten, das einen, der es wahrnimmt, über es selbst hinaus auf anderes verweist” (Posner, 1986: 277). Ist aber jedes Zeichenverhalten als Kommunikation zu betrachten? Mit Kommunikation wird hier gemeint „... die Mitteilung von Gedanken an andere, die Regelung der Beziehungen zu anderen, die Koordination von Handlungen mit anderen” (Linke, 1996: 27). Einige Theoretiker meinen, daß jeder Zeichengebrauch kommunikativ ist, da es unmöglich ist nicht zu kommunizieren. Schon die Tatsache, daß Personen sich kleiden, verhalten usw. und damit interpretierbar werden, gilt als Mitteilung. Es verliert denn an Bedeutung, was die Personen damit beabsichtigen. Mann kann also nicht vermeiden, daß ein unbewußtes Verhalten als Zeichen genommen und interpretiert wird. (Linke, 1996: 29) Die übliche Eingrenzung ist jedoch mit kommunikativen Begriffen wie Absichtlichkeit und Gerichtetheit der Mitteilung zu verbinden. Kommunikativ wird das Zeichen erst, wenn es mit der Absicht produziert wird, einer anderen Person eine Botschaft mitzuteilen. Die bloße Absicht des Senders reicht aber nicht aus, um das Verhalten zu einem kommunikativen Zeichen zu machen, das Zeichen muß zusätzlich als kommunikativ von dem Empfänger aufgefaßt werden (Posner, 1986: 278). Unter nonverbaler Kommunikation kann man demzufolge verstehen: „Wer mit einem bestimmten nonverbalen Verhalten konfrontiert ist und annimmt, daß es von einem Organismus produziert ist mit der Absicht, ihn dadurch zu einem bestimmten Schluß zu bewegen, daß er diese Absicht erkennt” (Posner, 1986: 303). Die zwei Begriffe nonverbales Verhalten und nonverbale Kommunikation sind also in der Definition von Posner als zwei unterschiedliche Begriffe zu verstehen. In der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, daß nonverbale Kommunikation beim Chatten dargestellt wird, daher wird auch noch ergänzt durch „indirekt” nonverbal. Eine Besonderheit der Chatkommunikation besteht ja darin, daß sie virtuell ist, also vorgestellt. Die Kommunikationspartner bewegen sich in einer virtuellen Umgebung. Nicht Personen selbst, sondern arbiträr gewählte „characters” (im Sinn von lat. „Zeichen”) agieren im Netz. (Krämer, 2000:49). Bei der Behandlung der *Phrasen als Ausdruck nonverbaler Kommunikation muß einem bewußt sein, daß Nonverbales dargestellt wird. Hier ist auch mit indirekt nonverbaler 43 Kommunikation gemeint, daß nonverbale Zeichen in andere (hier verbale) Zeichen übersetzt wird. Im weiteren wird aber von einer Klassifizierung nonverbaler Kommunikation ausgegangen, allerdings mit der Einschränkung: indirekt bzw. dargestellt. Auch wenn Posner den Begriff nonverbale Kommunikation ausführlich definiert, gibt er nur andeutungsweise Hinweise auf das, was er unter den Begriffen außersprachliches und parasprachliches Verhalten versteht. Eine Grundlage für die nonverbale Klassifizierung muß deshalb von anderer Stelle geholt werden. In Bussmann (1990: 531) ist unter dem Stichwort nonverbale Kommunikation erstens der Begriff Motorische Phänomene zu finden. Unter diesem Begriff sind die Aktivitäten Mimik, Gestik, Körperhaltung, Blickkontakt, äußere Erscheinung und Kleidung aufgeführt. Diese Phänomene entsprechen bei Posner (1986: 272) außersprachliche Umstände. Ein anderer Oberbegriff, der in der Literatur oft für diese Phänomene verwendet wird, ist Kinesik (Bussmann, 1990: 531). Zweitens ist der Begriff Phonetische Mittel bei Bussmann aufgeführt. Diese Mittel sind Lautstärke der Stimme, Stimmlage, Sprechrythmus, Lachen, Hüsteln etc. Der Begriff Phonetische Mittel kann bei Posner (1986: 272) seiner Parasprache entsprechen. Im psychologischen Wörterbuch (Dorsch, 1976: 396) findet man unter dem Stichwort nicht-verbal folgende Einteilung der nichtverbalen kommunikativen Elemente: a) Körperkontakt b) Körperbewegungen und Körperhaltung (Gestik, Mimik) c) Äußere Erscheinung und Kleidung d) Nichtverbale Aspekte des Sprechens e) Räumliche Faktoren Interessant hier ist der Körperkontakt, der bei Bussmann nicht erwähnt wird. 3.1 Die *Phrasen als Beschreibung von nonverbalem Verhalten im Chat Im folgenden soll nun in der Chatkommunikation untersucht werden, wie nonverbale Kommunikation dargestellt wird. Die indirekt nonverbale Kommunikation im Chat erfolgt erstens durch Smilyes und zweitens durch *Phrasen. In den Smileys wird die nonverbale Aktivität durch Piktogramme ausgedrückt. Es geht hier ausschließlich um Mimik, weil die Smileys Ideogramme (Zeichen, das einen ganzen Begriff darstellt) eines Gesichts sind. Da die Smileys Gefühle ausdrücken, können sie dementsprechend klassifiziert werden, zum Beispiel in nette und freundliche Smileys und ärgerliche und traurige Smileys (Runkehl, Schoblinski & Siever, 1998: 96) Beispiele von Smileys sind: :-) lacht ;-) lächelt flirtend/ironisch :-( traurig In den *Phrasen wird die nonverbale Aktivität graphisch mit Sternchen signalisiert. Normalerweise stehen sie in turnfinaler Position und kommentieren dadurch die verbale Äußerung. In den *Phrasen zeigen die Chatter, was sie neben dem Sprechen machen, denken, fühlen etc. Die *Phrasen begleiten immer verbale Äußerungen und sind deshalb nicht nur als nichtsprachlich zu betrachten, sondern auch als nonverbal. Wichtig ist , daß die nonverbalen Aktivitäten, im Unterschied zum nonverbalen IRL, verbalisiert werden. Eine andere Bezeichnung, die mehr über die Funktion der *Phrase aussagt, sind Metakommentare (Hentschel, 1998). Mit den Smileys und den *Phrasen ist erstens eine expressive, im besonderen emotive Funktion verbunden. Der Chatter drückt mit Hilfe der *Phrase seine Gefühle aus. Zweitens haben die Smileys und *Phrasen eine evaluative Funktion. Der Chatter markiert, wie die Äußerung 44 interpretiert werden soll. (Runkehl, Schlobinski & Siever, 1998: 98) Im Unterschied zu einem Gespräch im IRL, können Stimmlage und Betonung nicht aus dem Chat herausgelesen werden. Eine Äußerung , die im IRL wegen Intonation und Blickkontakt als ein Scherz verstanden werden sollte, muß im Chatroom mit einer *Phrase oder einem Smiley ergänzt werden. Ein wichtiger Unterschied zwischen den nonverbalen Reaktionen beim Chatten und im wirklichem Leben, ist daß die nonverbalen Aktivitäten beim Chatten immer bewußt erfolgen. Da der Chatter immer die nonverbale Aktivität schriftlich von sich aus beschreibt, kann der Chatter freier wählen, welchen Eindruck der Empfänger von ihm bekommen soll. Wenn einer während eines Gespräch plötzlich gähnt, kann der Sprecher meistens nicht dafür. Die Gründe des Gähnens können auch verschiedene sein. Im Chat wählt der Schreiber die *Phrase *gähn*, weil er damit etwas Bestimmtes erzielt. Die nonverbalen Aktivitäten sind beim Chatten deshalb immer kommunikativ, da sie mit Absicht produziert werden. Der Empfänger empfindet die Zeichen auch bewußt. Nonverbale Aktivitäten kommen aber auch ohne Markierung von Sternchen in der Chatkommunikation vor. e: hi r knuddel r: hi e knuddel Die Sternchen scheinen deshalb nicht notwendig um etwas Nonverbales auszudrücken. Der Normalfall ist jedoch, daß die nonverbale Aktivität mit Sternchen graphisch markiert wird. 3.2 Nonverbale Klassifizierung Durch eine Klassifizierung der *Phrasen nach nonverbalen Merkmalen soll festgestellt werden, wie das nonverbale Verhalten in Form von *Phrasen im Chatroom dargestellt wird. Welche Aktivitäten werden in den *Phrasen unternommen? Können überhaupt alle *Phrasen zu einer nonverbalen Kommunikation gezählt werden? In dem folgenden Abschnitt wird die Klassifizierung der *Phrasen vorgenommen. Die einzelnen Klassen werden motiviert und in Übersichten zusammengefaßt. Als Grundlage der Klassifizierung dient die Einteilung von Bussmann (1990: 532). Unter außersprachlichen Umständen finden wir daher die Klassen Mimik, Gestik, Körperhaltung, Blickkontakt und äußere Erscheinung und Kleidung wieder. Das parasprachliche Verhalten macht auch eine Klasse aus. Prosodie und Interpunktion wurden in der Klassifizierung nicht beachtet, da diese Elemente nicht als selbständige *Phrasen vorkommen. Die Interpunktion hat insofern eine Bedeutung, da Punkte und Bindestriche Pausen und Abbrüche markieren. Durch Interpunktion wird so eine Angleichung an die gesprochene Sprache erreicht. Orthographische Konventionen, wie Groß-und Kleinschreibung und Zeichensetzung haben denn an Bedeutung verloren. Um das nonverbale Verhalten in der Chatkommunikation zu klassifizieren, sind weitere Klasssen notwendig. Wo sollen z.B. *Phrasen wie *überleg* oder *indieküchesprint* eingeordnet werden? Um geeignete Klassen zu bilden, muß von den in der Literatur vorhandenen Definitionen nonverbalen Verhaltens abgewichen werden. Zusätzlich müssen neue Definitionen und Klassen geschaffen werden. Klasse 1: Außersprachliche Umstände a) Mimik Mit Mimik wird das Spiel der Gesichtsmuskeln gemeint. Abgesehen von sechs Ausnahmen (*würg*, *yawn*, *zungerausstreck*, *augenbraueheb,* *augenzuhalt* und *grosseaugenkrieg*) beschreiben die *Phrasen hier Mundbewegungen. Das gespitzte Grinsen kommt öfter vor als das 45 neutrale Lächeln. 79% der Phrasen mit der Aktivität Mimik haben ihre Basis in dem Verb grinsen. Zu grinsen gibt Duden die Erklärung: „böse, spöttisch od. auch dümmlich lächeln”. Wahrscheinlich wird grinsen benutzt, um der Äußerung einen ironischen Ton zu geben. d: a nach dem du so arg schwitzt :) a: d: Du bist halt so heiss *grins* Neben Mundbewegungen kommen auch Bewegungen der Augen vor, z. B *augenzuhalt*. Die *Phrase *würg* soll hier als eine Grimasse des Sprechers verstanden werden und nicht als eine konkrete Handlung. Die Freundin in der Diskussion hat anscheinend keinen positiven Eindruck auf die Chatter Corum und Kasimir gemacht. C: K: deine spezielle freundin, die unsere nummern verwechselt hat :) C: *würg* Anzahl Mimik 42 *grins* 26 *eg* 22 *fg* 12 *frg* 11 *grinsel* 9 *grinz* 7 *laechel* 4 *smile* 4 *würg* 4 *yawn* 2 *bg* 2 *lächel* 2 *schmunzel* 2 *sfg* 2 *zungerausstreck* 1 *angrien* 1 *angrins* 1 *anlaechel* 1 *anlaechl* 1 *augenbraueheb* 1 *augenzuhalt* 1 *breitestensgrins* 1 *gf* 1 *grien* 1 *griiiiins* 1 *grinsl* 1 *grosseaugenkrieg* 1 *lüsterngrins* 1 *nichtangrinsundauchnichtbeiss* 1 *wildberry anlaechel* 1 *zurücklächel* 167 Tokens und 31 Types Kommentare evil grins freches Grinsen freches Grinsen big grin sehr freches Grinsen freches Grinsen b) Gestik Unter Gestik sind Bewegungen des Körpers, vor allem Hand- und Armbewegungen zu finden. Die Gesten werden oft symbolisch verwendet. Anstelle einer verbalen Äußerung wird eine Geste benutzt. Ein Beispiel ist hier *wink*, das häufig statt tschüss gewählt wird. A: ich geh fernsehguggn .. *wink* 46 Das Kopfschütteln ist auch wegen der Symbolik als eine Geste zu betrachten, hier als Verneinung. Andere Symbole sind *handschüttel* für Begrüßung und *schulterzuck*, um Gleichgültigkeit zu zeigen. M: L: (Hallo überhaupt erstmal, *handschüttel*) m: achso, Ampere. m: *schulterzuck* Eine Schwierigkeit in der Klassifizierung bestand darin, die Gesten konkreten Handlungen und Körperbewegungen gegenüber abzugrenzen. Als Maßstab für die Klasse Gestik gilt in dieser Klassifizierung einerseits, daß die Handlungen nicht mit dem ganzen Körper, sondern mit einem spezifizierten Körperteil ausgeführt wird. Andererseits sollen die Gesten eine gewisse Symbolik ausdrücken. Anfassen einer anderen Person ist hier nicht als eine Geste zu klassifizieren, auch nicht *lasagnewarmmach* Die wichtigste Aktivität in der Klasse Mimik ist winken, die in 56,9 % der Gestikphrasen die Grundlage ausmacht. Anzahl 45 4 3 2 2 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Gestik *wink* *nick* *winke* *abwink* *kopfschuettel* *popel* *rewink* *rumwink* *rumwonk* *wonk* *wunk* *wuschel* *aeuglein reib* *ans hirn klatsch* *armheb* *aufdendeppenzeig* *aufdiekniefall* *aufmichzeig* *auftopiczeig* *beulereib* *draufzeig* *ebenfallsverneig* *eierkraul* *faustball* *fuchtelwink* *handschüttel* *hinterherwink* *kopfschyttl* *küßchen zu wirf* *mitkopfnick* *mitmkochlöffelwink* *muedewink* *nasedreh* *nochmawink* Kommentare Handlung? Handlung? Handlung? 47 1 *nuckel* 1 *rebi* 1 *reib* 1 *schulternzuck* 1 *schulterzuck* 1 *schweißvonderstirnwisch* 1 *scratch head* 1 *traenen aus den Augen wisch* 1 *wedel* 1 *weiterkraul* 1 *verbeug* 1 *verneich* 1 *verneig* 1 *winkentu* 1 *winksel* 1 *vor cord verneig* 1 *vor nugger verneig* 109 Tokens, 51 Types. reib Handlung? c) Körperbewegung *Phrasen, die Bewegungen mit einer Beteiligung des ganzen Körpers schildern, sind als Körperbewegungen klassifiziert worden. Die Bewegungen sind konkreter als die Gesten, obwohl in einigen *Phrasen auch hier eine gewisse Symbolik zu sehen ist. Mit der *Phrase *schüttel* kommt die Abneigung des Chatters zum Ausdrück. W: d das meinte ich ja, mit fertiggemisch meinte ich das abgepackte Zeugs ausm laden *schüttel* Bei *hüpf* ist die Symbolik nicht ganz so deutlich, hier muß die Situation bekannt sein, um der *Phrase die Bedeutung Freude oder Werbung um Aufmerksamkeit geben zu können. M: *hüpf* ich hab endlich nen rechner Anzahl 19 4 4 3 3 3 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Körperbewegung *duck* *hüpf* *tret* *bounce* *scharr* *streck* *roll* *schuettel* *shrug* *stolper* *waelz* *anhüpf* *arschheb* *duckrenn* *duq* *freundlich tret* *humpel* *hypf* *raekl* *räkel* *schüttel* *wechduck* Kommentare Körperkontakt? Gestik? Körperkontakt? 48 57 Tokens, 23 Types. d) Körperhaltung Unter außersprachlichem Verhalten wird auch die Haltung des Körpers verstanden. Die Körperhaltungen sind im IRL von großer Bedeutung in der Kommunikation. Durch eine Körperhaltung kann man zeigen, ob man in einem Gespräch präsent ist (und entsprechend einladend da sitzt) oder keine zentrale Rolle spielt (und sich entsprechend dünn macht). In der Körperhaltung zeigen sich auch verschiedene emotionale und physische Grundstimmungen. (Linke, 1996: 274) Die Körperhaltung bleibt aber dem Sprecher meistens unbewußt und hat auch keinen deutlichen symbolischen Wert, was im Chatdiskurs der Fall ist. Aus dem Korpus worden nur fünf Belege als Körperhaltung klassifiziert. Die Ursache hierfür könnte der hohe Grad der Ungewußtheit dieser Aktivitäten sein. Körperhaltungen sind auch schwer zu verbalisieren, damit sie eine für die Empfänger deutliche Funktion bekommen. Die *Phrasen *bedripst auffem channelfussboden sitz* und *nich aufgestande* sind zugleich Beschreibungen vom Zustand des Sprechers. Eine eindeutige Einordnung ist nicht möglich. Anzahl Körperhaltung 2 *anlehn* 1 *bedripst auffem channelfussboden sitz* 1 *nich aufgestanden* 1 *zurücklehn* Tokens: 5, Types: 4 Kommentare Situationsbegleitender Zustand? Situationsbegleitender Zustand? Situationsbegleitende Handlung? e) Blickkontakt Der Blickkontakt ist wahrscheinlich die am wenigsten bewußte nonverbale Verhaltensform. In der face-to-face-Kommunikation sind Häufigkeit, Dauer und Intensität des Blickkontaktes wichtig. Der Blickkontakt kann zu vielen Zwecken eingesetzt werden. Mit dem Blick kann Sympathie und Antipathie gezeigt werden, Zuneigung, Mißtrauen, Aufmerksamkeit signalisieren, klären, wen man anspricht etc. (Linke, 1996: 274) In der Chatkommunikation scheint der Blickkontakt als nonverbales Verhalten jedoch nicht von großer Bedeutung zu sein. Nur 1,16% aller *Phrasen sind hier als Blickkontakt klassifiziert worden. Die geringe Anzahl hängt wahrscheinlich mit der umfassenden Unbewußtheit des eigenen Blickes zusammen. Der Blickkontakt ist auch schwierig deutlich darzustellen. Beim Chatten wird der Blickkontakt oft durch eine Zusammenschreibung mit guck ausgedrückt. In 11 der Belege mit Blickkontakt kommt eine solche Zusammenschreibung vor. Auf diese Weise können die Chatter beschreiben, wie sie gucken und was sie damit ausdrücken wollen. Sympathie wird durch die *Phrase *liebguck* vermittelt, Mißtrauen durch die *Phrase *empörtguck*. Durch die *Phrase *placebo anschiel* wird deutlich daß ein Chatter gerade den Chatter Placebo anspricht. Aus dem Dialog geht hervor, daß K in erster Linie W anspricht, aber auf P mit der Äußerung zielt. k: w wie kommst mich unter meinen freunden einen idiot zu nennen..p anschiehl* Im Korpus sind auch *Phrasen wie *auf uhr qk* vorhanden. Hier geht es nicht um Blickkontakt, wo die Art und Weise des Guckens wichtig ist, sondern um eine Beschreibung von einer konkreten Handlung. Hier ist ja auch nicht der Blick auf einen Kommunikationspartner gerichtet, sondern auf einen Gegenstand. 49 m: koennte auch duschen gehn ... *auf uhr qk* Bei *guck* beschreibt der Chatter, daß er gerade damit beschäftigt ist, zu gucken. S: schnimp, was? *guck* ich seh nix. Alle *Phrasen mit guck sind deshalb nicht als Blickkontakt klassifiziert, sondern sie werden auch in der Klasse 3 a: Situationsbegleitende Handlung gefunden. Anzahl Blickkontakt 5 *zwinker* 1 *anflirt* 1 *anschmacht* 1 *auf-mein-ex-raid-blick* 1 *augen roll* 1 *besorgtgugg* 1 *domianschautbetroffen* 1 *empörtschau* 1 *entrüstetguck* 1 *entschuldigungsuchendschau* 1 *erstaunt guck* 1 *fiesguck* 1 *liebguck* 1 *liepgugg* 1 *lins* 1 *mitdenaugenroll* 1 *muede qk* 1 *selbstverliebt gugg* 1 *verschlafen und verdaddertgukk* 1 *verwirrtguck* 1 *verwundertgugg* 1 +zu-boden-schau* 1 p anschiehl* 27 Tokens, 23 Types. Kommentare Mimik? Mimik? p=Name f) Äußere Erscheinung und Kleidung Diese Klasse ist in Übereinstimmung mit der traditionellen Einteilung der nonverbalen Verhaltensformen gebildet worden. Es zeigt sich jedoch, daß die materielle äußere Erscheinung in Form von Kleidung, Schmuck, Friseur etc. von den Chattern nie beschrieben wird. Unter der Überschrift Äußere Erscheinung sind stattdessen allgemeine Beschreibungen vom körperlichen Aussehen des Chatters klassifiziert. Mit einer Beschreibung körperlicher Veränderungen kommen Gefühle des Senders zum Ausdruck. In folgendem Beispiel mit *erröt* fühlt sich der Empfänger geschmeichelt und errötet deshalb. m: s:*kuss* S: m *erröt* Mit der *Phrase *strahl* wird Glück und Freude ausgedrückt. s: M *strahl* danke und Guten Morgen :o))))) Die einzige *Phrase mit einer Beständigkeit im Aussehen ist *großeohrenhab*. Diese Äußerung soll aber auf ein gutes Gehör hinweisen und hat mit dem Aussehen eigentlich nichts zu tun. 50 e: S bist ja immer noch da S: keine kann mich sehn *gg* e: *großeohrenhab* Verhalten wie schwitzen und zittern sind nicht unmittelbar mit dem Auge wahrzunehmen und werden deshalb nicht selbstverständlich als äußere Erscheinung klassifiziert. Die Tatsache, daß schwitzen und zittern überhaupt am Körper gesehen werden können, führte dazu, daß diese hier eingefügt wurden. Anzahl Äußere Erscheinung 3 *rotwerd* 3 *strahl* 2 *anstrahl* 2 *erröt* 2 *schwitz* 2 *zitter* 1 *bekommgaensehaut* 1 *duft* 1 *glaenz* 1 *großeohrenhab* 1 *loicht* 1 *strahl begeistert* 20 Tokens, 12 Types. Kommentare Situationsbegleitender Zustand? Situationsbegleitender Zustand? Geruchsaustrahlung Klasse 2: Parasprachliche Eigenschaften Das nonverbale Verhalten äußert sich nicht nur durch ein sichtbares Verhalten, sondern auch durch ein hörbares. Um ein hörbares Verhalten zu gestalten, wird der parasprachliche Kanal verwendet. Mit Parasprache wird die Möglichkeit gemeint, durch Stimmhöhe, Artikulation, Sprechgeschwindigkeit, nichtsprachliche Laute, wie Lachen oder Hüsteln etc. Informationen zu übermitteln. Stimmhöhe, Intonation und Sprechgeschwindigkeit sind schwer zu verbalisieren, d.h. in verbale Zeichen zu übersetzen. Sie kommen nicht als selbständige *Phrasen vor. Die parasprachlichen Elemente in dieser Untersuchung sind deshalb nur durch Phonationen, d.h. durch nichtsprachliche Laute vertreten. Obwohl die parasprachlichen Eigenschaften Stimmhöhe und Artikulation nicht als eigene *Phrasen vorkommen, existieren diese Elemente jedoch auch in der Chatsprache. Stimmhöhe und Artikulation werden aber hauptsächlich im verbalen Teil der Sprache dargestellt und nicht im nonverbalen, da die parasprachlichen Eigenschaften in den verbalen Äußerungen mit manifestiert sind. So verhält es sich auch im Chat. Eine veränderte Stimmhöhe wird z.B. durch Großbuchstaben ausgedrückt. Die Verwendung von Großbuchstaben als Zeichen für Schreien ist ein etabliertes Mittel der Chatsprache, die oft auf Webseiten mit Hinweisen für die Chatter beschrieben werden. (Siehe z.B. http://www.passagen.se/cafe/chat/webchat/hjalp/webhjalp.shtml#netikett) Y: GLABACH GLADBACH!!!!!!UND WIR HOlen den POKAL! Eine übertriebene Verwendung von Großbuchstaben wird aber als unhöflich empfunden. (Hentschel, 1998) Da in dieser Arbeit nur die nonverbale Seite in Form von *Phrasen erfaßt wird, wurde eine umfassende Untersuchung der Verwendung von Großbuchstaben als nonverbales Mittel in diesem 51 Korpus nicht durchgeführt. Auf dem ersten Blick scheinen die Chatter eine Verwendung von Großbuchstaben nicht besonderes zu schätzen. Dies hängt vielleicht mit der allgemeinen Vermeidung von Großbuchstaben zusammen. Die Chatter machen oft keinen Unterschied in der Groß-und Kleinschreibung, sondern schreiben alles klein, wie das Beispiel unten zeigt. d: m_ ich hab meine gesunde mischung und bin zufrieden m: ach, man muss doch nicht alles mischen m aber real-leben...verbreitet doch eh nur schmerzen.. m: im irc kann ich das ausschalten was mich stoert.. Auch Artikulationen kommen in der Chatsprache zum Ausdruck. Durch Reduplikation wird eine Silbendehnung gestaltet. S: Varla, jaaaaaaaaaa... damals, als noch niemand das W: S Tschüüüüüß :-) In den Beispielen oben entsprechen die Silbendehnungen der Sprache im IRL. Interessant ist aber, daß dies nicht bei allen Reduplikationen der Fall ist. Die Ausdehnung der Silbe hat manchmal keine Entsprechung in der gesprochenen Sprache. In dem folgenden Beispiel ist eine Dehnung der Konsonanten n (seinnn) und d (büddddeeee) nicht möglich auszusprechen. H: och m... nich beleidigt seinnn büddddeeee Festzustellen ist, daß Reduplikationen in der Chatsprache eine andere Verwendung haben als im IRL. In der Chatsprache ist der graphische Aspekt entscheidend. Bemerkenswert ist ebenfalls, daß Reduplikationen auch in den *Phrasen häufig vorkommen, die ja nonverbale Aktivitäten symbolisieren. Sie dienen in den *Phrasen zur allgemeinen Verstärkung der Aktivität, während sie in den anderen Teilen des Chatdiskurses Artikulation und Intonation symbolisieren. H: *nommaknuddäääääääääääääääääääääl* :) p: *gaeeeeeeeehn* Infolge dessen bedeuten die Reduplikationen in den Beispielen oben viel knuddeln beziehungsweise viel gähnen. a) Phonation Unter Phonation werden alle nichtsprachlichen Laute symbolisiert, die im IRL mit der menschlichen Stimme produziert werden. Laute, die im IRL nicht mit der Stimme produziert werden, wurden in den *Phrasen als handlungsbegleitende Laute klassifiziert (Klasse 3.b) In der Klasse 2a ist die höchste Anzahl der Tokens festzustellen, hier gibt es 1126 *Phrasen. Ein Grund zu der hohen Anzahl der Tokens ist die einzelne *Phrase *g*, die mit 473 Belegen einen großen Teil der Gesamtzahl ausmacht. *g* kommt auch in reduplizierter Form vor (*gg*, *ggg* etc.). Die Gesamtzahl der *g*-Varianten beträgt 536, das sind 23,1% der gesamten *Phrasen. Die Phonationen kommen entweder direkt als Interjektionen vor, wie bei *grmpf*, *hehe* und *tztz*, oder werden indirekt mit Hilfe eines Verbs beschrieben, z.B. *lach*, *gähn* und *schluck*. Ein Unterschied zu Phonationen im IRL besteht darin, daß die Phonationen hier immer bewußt gewählt werden und demzufolge immer eine Bedeutung haben müssen. Im IRL sind die Phonationen oft entweder unbewußt oder freiwillig gewählt. Wer kann z.B. dafür, daß er hustet 52 oder gähnt? Beim Chatten wird *gähn* bewußt symbolisiert um z.B. Müdigkeit oder Langeweile zu zeigen. w: geht auch ins bett *gähn* nacht alle :) In der Äußerung unten, benutzt der Chatter R die Phonation *hicks* um seinen betrunkenen Zustand noch deutlicher zu machen. R: *hicks* s: huhu r :) R: sorry - ich bin etwas betrunken Die *Phrase *applaus* gestaltet einen Laut, der ja nicht mit der Stimme produziert wird. Da ein Applaus jedoch mit dem eigenen Körper hergestellt wird, gehört die Handlung daher in diese Klasse. Neben *applaus* kommen auch *clap* und *klatsch* im Korpus vor. Mit *applaus* wird auch besonders deutlich, das nonverbale Kommunikation im Chat dargestellt wird, bzw. übersetzt wird. Anzahl 473 68 51 31 27 25 23 22 18 17 13 11 9 9 8 7 7 7 6 5 5 5 5 4 4 4 4 4 4 4 3 3 3 3 3 3 3 Phonation *g* *lach* *lol* *gg* *grummel* *seufz* *ggg* *sing* *gaehn* *rotfl* *gähn* *soifz* *hicks* *kicher* *argl* *grmpf* *hehe* *hust* *grunz* *gacker* *giggle* *soiphz* *tztz* *fluch* *ggggg* *grumpf* *schluck* *sigh* *summ* *wechlach* *aeh* *argh* *floet* *gnigger* *grrrrrr* *hihi* *hmpf* Kommentare giggle laughing out loud rolling at the floor laughing 53 3 3 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *huestel* *mampf* *prust* *ruelps* *schluchz* *träller* *ui* *aaaahh* *ablach* *aechz* *aehm* *applaus* *args* *aua* *brrrr* *droehn* *dudubdubdubidudubdah* *feix* *ggggggg* *grrr* *hehehe* *heul* *hoil* *jubel* *jubel* *keuch* *kicha* *kreisch* *nies* *oh* *pfeif* *puh* *rofl* *räusper* *schluerf* *schnarch* *schnief* *schnurr* *singel* *snief* *totlach* *traeller* *tse* *urgs* *wein* **ruuuuelps** *aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhh* *aaaargs* *aaargs* *aahja* *ablol* *argel* *arghl* *au* *aufatme* *autsch* *boerps* *boh+ 54 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *boohaaaa* *brrrrrr* *burb* *burp* *clap* *doh* *doppelseufz* *dudeldidu* *duedel* *flenn* *gaeaeaehn* *gaeeeeeeeehn* *gaehhhn* *gggg* *gggggggg* *ggggggggg* *grmblfx* *grml* *groehl* *grr* *grrrr* *grrrrrr* *grrrrrrrrrrr****** *grumel* *gruml* *grummelgrummelgrummel* *grumpfl* *gääähhhn* *gääääähn* *hahaha* *hatschi* *hciks* *heul* *hmmm* *hrhrhr* *hystl* *jammerjaul* *jammerschniefheuljaul* *jauljammerheul* *joohhll* *jooohhll* *jooohl* *jooohll* *juuupiiiiiii* *kau* *klatsch* *knurr* *kreihsc* *kreisch wie ein maedchen* *laaach* *lachtmit* *lautlach* *lolwech* *loool* *löööööööl* *m* *ma dev schmatz* *madlaugh* 55 1 *mjam* 1 *ohje* 1 *oink* 1 *oje* 1 *pfahaha* 1 *pffffffff* 1 *pfffffffff* 1 *pffrt* 1 *pfue* 1 *pieps* 1 *poeh* 1 *puhahaha* 1 *pöh* 1 *regrumml* 1 *roechel* 1 *roooooootfl* 1 *rotz* 1 *rumnuschl* 1 *rumpust* 1 *rumschnupf* 1 *rülps* 1 *röchel* 1 *sabber* 1 *schalalal* 1 *schlapplach* 1 *schlurfelhicks* 1 *schlyrf* 1 *schmatz* 1 *schneuz* 1 *schnupper* 1 *schnurri* 1 *schnurrr* 1 *schnüüf* 1 *schubber* 1 *schubndubndubndub* 1 *schwabbadabbadiduhuuuuuuuuuu* 1 *seufts* 1 *snueff* 1 *spuck*" 1 *stoehn* 1 *säufz* 1 *tröt* 1 *tststs* 1 *uiui* 1 *urx* 1 *utsch* 1 *waeee* 1 *wahhh* 1 *vergewaltigungkreisch* 1 *versuchdergurgelndenkommunikation* 1 *winsl* 1 *zeitlosesschnarch* 1 *zurbegrüßungeinwinzigkleinesflämmchenhüstel* 1 *örg* 1 *örgs* 1 +seuft* 1 hoshi auslach* 1126 Tokens, 211 Types 56 Klasse 3: Handlung a) Situationsbegleitende Handlung Die Beschreibung von konkreten Handlungen ergibt eine weitere Klasse der *Phrasen. Diese Klasse muß aber unabhängig von der Definition von Bestandteilen der nonverbalen Kommunikation gebildet werden, da diese Klasse nicht zur nonverbalen Kommunikation gehört (Bussman, 1990: 531). In diesen *Phrasen beschreiben die Chatter, was sie gleichzeitig im IRL neben dem Chatten unternehmen, aber auch, was sie miteinander machen. Das scheint charakteristisch gerade für den Chatdiskurs zu sein. Ein Beispiel des ersten Falls ist: R: aaaaaaaaaaaaaaaaaarg, da ist die dicke sau! *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* R: puh, das war knapp *umschallt* Hier erklärt der Chatter, was er neben dem Chatten macht (fernsehen). Im IRL würde diese Handlung kaum als diskursiv betrachtet werden, da *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* nicht eine kommunikative Handlung ist, sondern eine Handlung, die aufgrund ihres Eigenwerts ausgeführt wird. In der Chatkommunikation ist die Situation anders. Da hier jemand überhaupt den Satz *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* schreibt, muß derjenige ein Ziel damit haben; er beschreibt die Situation um ihn herum, damit der Empfänger ein besseres Verständnis für den Sender bekommen soll. Beispiel des zweiten Falls ist: R: hat einen Liter Sekt intus s: *raufdenrueckenklopf* :) Beim zweiten Fall ist ein Empfänger deutlich zu sehen und eine kommunikative Funktion kann leichter gesehen werden. Hier agieren die Chatteilnehmer ohne verbalen Diskurs, sondern nur mit der *Phrase, und dann fungieren die *Phrasen wie Regieanweisungen im Theater. Sie beschreiben, was die Teilnehmer machen, welche Laute zu hören sind etc. Diese sog. Regieanweisungen kommen jedoch auch oft ohne Sternchen vor. T: *flatsch s: bewirft k mit schneeeeeee K: hey K macht ne riesen kugel und wirft zurück T: snipert mit nem Schneball auf K:s Hinterkopf Bei der Klassifizierung der *Phrasen wurde weiter deutlich, daß nicht alle *Phrasen dieser Klasse unbedingt Handlungen vor dem Computer verbalisieren. Im Korpus sind auch Belege für metaphorische Handlungen gefunden worden. Ein Beispiel ist *imbodenversink*. Hier gibt der Sender nicht zu verstehen, das jemand tatsächlich im Boden versinkt. Die Funktion dieser *Phrase besteht darin, daß ein Bild der Peinlichkeit dieser Situation gegeben wird. r: ...und die ganze diskussion nur, weil ich meinen nick geaendert hab.... d: t: genau. du schuld *lötkolbenmiteinpack*;) r: d: ok, ich schaeme mich *imbodenversink* 57 Es ist oft schwierig abzugrenzen, zwischen konkreten und nichtkonkreten Handlungen. Sehen wir uns das Beispiel oben an, dann ist es fast genau so schwer, sich die konkrete Handlung einen lötkolben mit einpacken vorzustellen. Ein Beispiel, wo die Handlung eindeutig konkret ist, ist z. B. *indieküchesprint*, wo der Empfänger sich einfach vorstellen kann, wie der Sender in die Küche sprintet. M*lasagnewarmmach* d: mmh. lasagne ..... *sinnier* d: *indieküchesprint* Allgemein kann festgestellt werden, daß die Handlungen des ersten Falles (s.o.) konkreter sind, als die Handlungen im zweiten Fall, d.h. die Aktivitäten, die die Chatter gemeinsam unternehmen. Hier ist die Wahl getroffen worden, alle *Phrasen mit der Aktivität Handlung in einer Klasse zusammenzufassen, da eine deutliche Abgrenzung zwischen konkreten und nichtkonkreten Handlungen nicht möglich ist. Die Besonderheit in der *Phrase *imbodenversink* ist aber, daß eine entsprechende Handlung im IRL überhaupt nicht möglich ist. *imbodenversink* ist eine etablierte Redewendung, um Peinlichkeit zu vermitteln. Die Handlungen dieser Art sind in der Tabelle mit Metapher gekennzeichnet. Beim Betrachten des Inhalts der *Phrasen dieser Klasse kann weiter festgestellt werden, daß es in vielen *Phrasen um alltägliche Aktivitäten, wie essen und trinken geht. Wie bei: *2. frühstück verdrück*, *anknabber*, *brodel koch*, *chemie mit himbeergeschmack trink*,*fisch ryberschieb*, *fischfilet francaise futter*, *frischgebackenes brot eß*, *frischgepreßten o-saft schlüf*, *essen koch*, *gierigaufnfischstarr*, *fassanschlag*, *guckt die cola an*, *imkaffeerumfisch*, *kuchen hin stell*, *mexikanische Schokolade trink*, *mampfen-war*, *pfefferdraufstreu*, *shmueleinebananereinsteck*, *verschling* und *wasseraufsetz* 58 Anzahl 3 3 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Situationsbegleitende konkrete Handlung *knuff* *kotz* *les* *spuel* *such* *umschau* *zap* *abgeh* *aufdreh* *guck* *metzel* *wasseraufsetz* *"beschissen" mal zum adjektiv erheb* *2. frühstück verdrück* *abhak* *ahau* *abtauch* *aktiv werd* *am camillentee die hände wärm* *amkreuztanzundpfeif+ *anflatter* *anhau* *anknabber* *anseh* *anstreich* *anstupss* *aosnnenbrilleaufsetz* *arbeithoppel* *arschleck* *auchnenthinstell* *auf uhr qk* *auffang* *auffe uhr guck* *aufleg* *aufmailwart* *aufnkalenderschau* *aufnschoß´hoppel* *aufschreib* *aufwach* *ausgehungertanschau* *beaeug* *beimprovideranruf* *bill mal feuer unterm hintern mach* *brodel koch* *buchfallenlass* *bugsuch* *cam anschalt* *chemie mit himbeergeschmack trink* *c tret* *dntrocknersteck* *den rst wegschieb* *die restlichen pfennige zähl* *duschen* *essen koch* *fade* *fallum* Kommentare a=Name Metapher Blickkontakt? c=Name d=Name 59 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *fassanschlag* *fetz* *feuereich* *fingerausmfensterhalt* *fisch ryberschieb* *fischfilet francaise futter* *flipper* *fluecht* *freudigerwartendrueberreich* *frischgebackenes brot eß* *frischgepreßten o-saft schlüf* *frustwegkick* *galoppel* *gehirn einschalt* *gespanntlausch* *ghettoblaster answitch* *gierigaufnfischstarr* *groschen fall* *guckguck* *guckt die cola an* *hau* *h beaeug* *Hirn windungen roest* *imbodenversink* *imkaffeerumfisch* *imkalenderrotanstreich* *indieküchesprint* *indietaschesteck* *insbettschups* *ISC abspiel* *kicklochvergroesser* *kitzel* *knabber* *knet* *knochenhinwerf* *kochloeffelraushol* *kompilier* *konfettiwerf* *kraul* *kraulmalzwischendenöhrchen* *krümel* *kuchen hin stell* *kurzallesrumbetröht* *kurzrumrandalier* *lasagnewarmmach* *leck* *lichtmach* *loshusch* *loshüpf* *lötkolbenmiteinpack* *M auf m Schoss umdreh und mal auf n Hintern haut* *M auf n SChoss zieh* *M auf n Schoss zihe* *mailannehm* *mal nen eiswuerfel reich* *mampfen-war* *meimerhinhalt* *matsch* Gestik? Körperbewegung? Körperbewegung? Metapher Blickkontakt? h=Name Metapher Handlung mit Körperkontakt? M=Name M=Name M=Name marscha=Name 60 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *m auf die buehne schubs, wo tausend gaffer davorstehen* *mexikanische Schokolade trink* *m beaeug* *mitdemkrückstockfuchtel* *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* *mit-uni-schimpf* *mohrrüberschnapp* *mukke aufdreh* *musikausmachweilohrenwehtun* *musiklautmach* *nach Stadtplan kram* *nachguck* *nachles* *netscapebeimabstürzenzuseh* *netscapestart* *nix lastenausgleich betreiben mit ethX *nixraff* *papierkugelnachpointsmundwerf* *peitscheraushol* *pfefferdraufstreu* *pieeeeeks* *pieks* *pluender* *prass* *preis verleih* *putzn muss* *qk* *randalier* *rausplumps* *reingcuk* *reinhypf* *reinschlenz* *rennnnnnnnnn* *raufdenrueckenklopf* *reinseif* *rheftigerschreck* *rumbastel* *rumbounce* *rumdribbl* *rumgroove* *rumhypf* *rumidle* *rumkugel* *rumlauf* *rumrock* *rumwühl* *rumzick* *ruteraushol* *rüberreich* *schau* *schieb* *schlaefrigansherzzieh* *schonmalauszieh* *scroll* *sendmail* *seinebananereinsteck* *stimmüb* *stinkenden Qualm wegmach* m=Name m=Name Körperbewegung? Körperbewegung? r=Name r=Name r=Name Körperbewegung? Körperbewegung? s=Name 61 1 *stress mach* 1 *strichaufderstrichlistemach* 1 *stöckchen werf* 1 *suppe ess* 1 *surf* 1 *taetschel* 1 *taschentuchdermaikegeb* 1 *tast* 1 *teppichdrüberzieh* 1 *tief im linux wissen kram* 1 *traenenueberstroemtanschau* 1 *tätschel* 1 *tättowierset einpack* 1 *uffe finga patsch* 1 *umdenschuppigenhalsfall* 1 *umeuchrumspring* 1 *umfall* 1 *umflyggl* 1 *umkukk* 1 *umphall* 1 *umschallt* 1 *uzuz lauter mach* 1 *was nehm* 1 *wegrenn* 1 *wegschau* 1 *wegschmeiss* 1 *weiterhau* 1 *weiterklick* 1 *weiterkrümel* 1 *verschling* 1 *winpapproehresteck* 1 *wiederaufrappel* 1 *winpack* 1 *vombodenpflueckundfestdrygg* 1 *wusch* 1 *wühl* 1 *zigaretteanbiet* 1 *zuguck* 1 *zungeabbeiss* 1 *zungeverknot* 1 *zurowischiel* 1 *zusammenhanglosinchannelfluch* 1 *zusammentret* 1 grad Fogt saug* Tokens: 235, Types: 216 Körperbewegung? w=Name einpack Mimik? Mimik? b) Handlungsbegleitende Laute Diese Klasse enthält Laute, die infolge von Handlungen entstehen. Im Unterschied zu den Phonationen symbolisieren sie also nicht mit der Stimme oder mit dem menschlichen Körper produzierte Laute. Die Klasse hat deshalb die Bezeichnung handlungsbegleitende Laute. In der folgenden Äußerung taucht die Handlung Buch fallen lassen und der Laut bum auf. s: *BUM* *buchfallenlass* Andere Beispiele sind: 62 L: krabbelt mal vom channelfussboden lieber in ihr bett *platsch* c: Proooost!! *klonk* Bei den handlungsbegleitenden Lauten ist ein deutlicher Zusammenhang mit den Soundwords in den Comics zu sehen. In Comics werden die Handlungen oft mit Lautwörtern begleitet. Anzahl Laute 4 *boak* 3 *patsch* 3 *plumps* 2 *klonk* 2 *knix* 2 *peng* 1 *aergh* 1 *bum* 1 *dumdidum* 1 *dumdiedumdiedum* 1 *fizzzz* 1 *flatsch* 1 *klick* 1 *platsch* 1 *plonk* 1 *plopp* 1 *schwuppz* 1 <****peng****> Tokens: 28, Types: 18 Kommentare c) Handlung mit Körperkontakt In vielen Handlungen wird das Anfassen und Berühren des Gesprächspartners beschrieben. Da diese Liebkosungen in der Chatkommunikation eine große Bedeutung einnehmen, ist eine gesonderte Klasse zu diesem Zweck gebildet worden. Die Berührungen stellen hauptsächlich Umarmungen und Küsse dar, die entsprechenden *Phrasen sind hier vor allem *knuddel* und *knutsch*. Knuddeln macht die Basis in 45,5% der *Phrasen dieser Klasse aus. Knuddeln und knutschen werden auch kombiniert, wie bei *knuddelknutschi* Auch diese Handlungsklasse findet man normalerweise nicht unter dem Stichwort nonverbaler Kommunikation. In der Klassifizierung von Dorsch (1997) findet man aber die Klasse Körperkontakt. Dorsch geht in der Klassifizierung nicht weiter darauf ein, was unter dem Begriff Körperkontakt zu verstehen ist. Ich lasse die Bezeichnung trotzdem gelten. Interessant ist, daß diese Klasse nur aus einigen wenigen Wörtern besteht, die aber in verschiedener Weise geändert werden. Bespiele dieser Veränderungen sind vor allem Reduplikationen und Zusammenschreibung mit re . Besonders Reduplikationen erfreuen sich großer Beliebtheit unter den Chattern. Auch Vokalverschiebungen von e zu ä kommen oft bei dem Verb knuddeln vor. W: H *knuddeäääääääääääääääääääääääääääääääääälls* :-) H: d *reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääääääääääääls* :)) W: H komm gut heim *knuddääääääääääääääääääääääääääääääälls* :) H: W: haste doch wieder ääs ? ;)) *reknuddäääääääääääääääääääääääääl* :)) 63 M: L *knuuuuuuuuuuutsch* L: M *regnutschhhhhhhh* Die Art und Weise, wie die Chatter mit diesen Wörtern umgehen, deutet auf eine Vertrautheit unter den Chattern hin. Warum die Chatter Körperkontakt miteinander haben wollen, könnte mit einem Streben nach realer Intimität beim Chatten zusammenhängen. Die Konventionalisierung dieser *Phrasen zeigt die folgende Äußerung, wo die abgekürzte Form für das Verständnis keine Probleme bereitet. S: huhu waib :) *kn..* M: hi shinerl *rekn...* Anzahl 2H 12 H 6 6 4 4 4 4 4 3 3 3 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Handlung mit Körperkontakt *knuddel* *knutsch* *drygg* *anqshel* *reknuddel* *drueck* *drück* *freuknuddel* *reknutsch* *umarm* *abschleck* *kuss* *wknuddel* *bussi* *knuddelt* *kussi* *umknuddel* *Hzubodenknutsch* *abknutsch* *aeabschleck* *ankuschel und dich überall streichel* *ankuschel* *anschmus* *dichmalknuddeln* *druegg* *dryck* *erknuddel* *extremelydurchwuschelingknuddelingundsofort* *flausch* *floushie* *freuknuudel* *froihopsundumschling* *gknuddel* *gutenachtkußanallelieben* *gutenachtkußgeb* *heftigstzerknuddel&wuschel&so* *hug* *jwuschel* *kn..* *knbuddels* *knewtsch* Kommentare w=Name H=Name a=Name Körperbewegung? g=Name j=Name knutsch knutsch 64 1 *knudddddddddel* 1 *knuddddddel* 1 *knuddeldrueck* 1 *knuddelknutschi * 1 *knuddelknutschmalre* 1 *knuddels* 1 *knuddelwuscheldrueck* 1 *knuddelz* 1 *knuddelzzzzzzzzzzz* 1 *knuddeäääääääääääääääääääääääääääääääääälls* 1 *knuddäl* 1 *knuddääääääääääääääääääääääääääääääälls* 1 *knudel* 1 *knutsch* 1 *knuuutsch* 1 *knuuuutsch* 1 *knuuuuuuuuuuutsch* 1 *malsoknutsch* 1 *maumknoedel* 1 *mknuddel* 1 *nochmalpointknuddel* 1 *nommaknuddäääääääääääääääääääääl* 1 *panmauz 1 *refreuknuddddddel* 1 *regnutschhhhhhhh* 1 *rekn...* 1 *reknuddek* 1 *reknuddl* 1 *reknuddäääääääääääääääääääääääääl* 1 *reknustch* 1 *reknuutsch* 1 *reumarm* 1 *reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääls* 1 *reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääääääääääääls* 1 *rnochmal knuddel* 1 *sknuddel* 1 *tknuddel* 1 *troestknuddel* 1 *umaermel* 1 *umknudddddddel* 1 *umknuddällllllllllllllllllllllllllllllllllllllllls* 1 *umknuddääääääääääääälls* 1 *wildberrymalsanftkitzel* 1 *winkknuddeldrück* 1 *zupodenknuddl* 1 +knuddael* Tokens: 165, Types: 8H m=Name p=Name reknutsch r=Name s=Name t=Name 65 Klasse 4:Gefühle Um Gefühle auszudrücken, stehen dem Chatter verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Um Freude zu zeigen, kann der Chatter z.B. Mimik (*grins*), Phonation (*g*) oder eine Smiley :-) verwenden. Die Belege im Korpus zeigen aber auch, daß oft direkt dasjenige Verb gewählt wird, das ein bestimmtes Gefühl ausdrückt. Die Verwendung der parasprachlichen *Phrase *lach* bedeutet wahrscheinlich in den meisten Fällen, daß der Sprecher sich freut. Der Sprecher kann hier also genau so gut die *Phrase *freu* benutzen. Die *Phrase *erröt*, soll wahrscheinlich so aufgefaßt werden, daß der Sprecher sich schämt, die *Phrase *schäm* ist deshalb eine alternative Ausdrucksweise. Die Klasse 5: Gefühle umfaßt alle *Phrasen, die eindeutige Gefühle aufzeigen. Beispiele von Gefühlen sind „Angst” (*erschreck*) und „Trauer” (*trauer*). Mit dieser Klasse wird ein markanter Unterschied zu den nonverbalen Aktivitäten im IRL deutlich. In der face-to-faceKommunikation hat der Sprecher oft weniger Möglichkeit, direkte Gefühle nonverbal zu zeigen. Entweder muß er das Gefühl verbalisieren (ich freue mich) oder durch Mimik oder Gestik das Gefühl indirekt zeigen. Da der Chatter die nonverbalen Aktivitäten verbalisieren muß, kann er nur auf verbale Zeichen zurückgreifen. f: *freu* d: *mitfreu* Anzahl 23 6 5 4 3 3 3 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Gefühle *freu* *schauder* *langweil* *froi* *aerger* *lechz* *neugier* *schäm* *geniess* *gespannt sei* *hass* *angst ausbricht* *bendeid* *erschreck* *frier* *gespanntsei* *grusel* *grusl* *hf* *huch* *hunger* *hungerhab* *hunger-hab* *immer-noch-frier* *leid* *magengrummel* *magenknurr* *matschigfuehl* *megamonstermaessig auf heute abend freu* *mitfreu* *neid* *nervoeswerd* Kommentare ? 66 1 *panik* 1 *phroi* 1 *schaem* 1 *schocking* 1 *schreck* 1 *schweinegeil fyl* 1 *trauer* 1 *ultimativentzücktseiunddahinschmelz* 1 *zerknittertfuehl* Tokens: 86. Types: 41 Klasse 5. Eigenschaften Mit den *Phrasen drücken die Chatter nicht nur Handlungen und Gefühle aus, sondern auch Beschreibungen von Eigenschaften des Chatters, wie bei *revanchistsei* und *wegsei*. Die Eigenschaften enthalten oft eine Zusammenschreibung mit haben oder sein. Zusammenschreibungen, die aber ein Gefühl beinhalten, sind in die Klasse Gefühle einsortiert worden, wie z. B. *hunger-hab* und *gespanntsei*. Die Eigenschaften sind erstens solche, die an eine Situation gebunden sind. Beispiele sind hier *müde* und *halskratzenhab*. Die *Phrasen *wech* und *resei* beschreiben die Zugänglichkeit des Chatters im Kanal. u: detects: ansteckungsgefahr durch Mitwohni...*halskratzenhab* Zweitens sind hier Eigenschaften zu finden, die mit dem einzelnen Chatter zusammenhängen. Beispiele dieser Eigenschaften sind *gutmütigsei* und *verwirrt* f: S: sorry ;) S: f: ich werde dir nochmal verzeihen *gutmütigsei* Eigenschaftsbeschreibungen sind, genau wie die Gefühle, ein Privileg der Chatter im Vergleich mit den Sprechern im IRL. Durch die Möglichkeit, nonverbale Aktivitäten verbalisieren zu können, können auch nicht seh- oder hörbare außersprachliche Aktivitäten vermittelt werden. Anzahl 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Eigenschaften *veg* *resei* *wech* *verwirrt* *aba nich tippn koenn* *auf der suche nach einem mann sei* *doch ein Bedener-bub bin* *grosszuegigsei* *gutmütigsei* *halskratzenhab* *highlight auf MD* *keingeldhab* *me findet zugfahren ätzend *mir eh schon einen ab*? *mir geht schon einer ab* *muede* *neugierigsei* *nich kenn und nicht bedauer* *nichtgewohntsei* Kommentar 67 1 *noch nich weiß, was ich trinken soll* 1 *revanchistsei* 1 *ruhigsei* 1 *schenll sei* 1 *schmoll* 1 *unwissend* 1 *wegsei* 1 *verwirrt sei* 1 *verwirrtsei* 1 *vielschlauersei* 1 *zufaulsei* Tokens: 35, Types: 30 Klasse 6. Innere Kommentare Im Korpus sind *Phrasen gefunden worden, die zwar Handlungen bezeichnen, aber wo die Handlungen eher abstrakt sind. Mit diesen *Phrasen können die verbalen Äußerungen modifiziert werden. Die Chatter beschreiben die Einstellung der eigenen Äußerung, damit der Empfänger besser verstehen soll, was der Sender mit der Äußerung erreichen will. Die *Phrasen dieser Klasse sind von dem Empfänger weder zu hören noch zu sehen. Nonverbale Kommunikation in Form von inneren Kommentaren ist deshalb nur in der Chatkommunikation möglich. Im IRL wird jedoch der Zweck der Äußerung durch Intonation und Artikulation deutlich. Da diese parasprachlichen Mittel nicht verbalisiert werden können, benutzen die Chatter hier *Phrasen, die den Zweck der Äußerung beschreiben. Hier geht es demzufolge um *Phrasen, die den Zweck der Äußerung verdeutlichen, wie bei : m: ich will auch einen freund :) *beschliess* In dem Beispiel oben beschließt m, daß sie einen Freund haben will, sie wünscht nicht, träumt auch nicht, sondern beschließt. Andere Bespiele sind hier *forder*, *anmerk* W: D du bist etwas wortkarg *anmerk* Unter den *Phrasen dieser Klasse sind auch *Phrasen, die der Äußerung eine Unsicherheit geben, wie *grübel*, *denk*, *überleg* etc W: iss man da noch durchgeknallter, vor der Pupertät? ich dachte erst da dreht man durch... *grübel* Schwierigkeiten bei der Klassifizierung entstanden erstens zur Klasse Gefühle und zweitens zur Klasse Situationsbegleitende Handlung. In der Klasse Gefühle sind die *Phrasen eingeordnet, wo ein eindeutiges Gefühl hervorgeht, wie Freude, Angst oder Hunger. *Phrasen wie *maul* und *mecker* drücken zwar das Gefühl Ärger aus, in der Einteilung wurde jedoch dieses Gefühl als zu wage betrachtet. Die Klasse innere Kommentare erschien besser geeignet, da diese *Phrasen die verbalen Äußerungen kommentieren C: M: ich habe meine Tägliche Mail noch nicht von Dir bekommen ;o) *mecker* Einige der *Phrasen sind zugleich Handlungen als auch Kommentare. Ein Beispiel ist: R: regelt r den Arsch with (Fugees) - Fugee La aber heftigst !!! R: mal lauter machen *mutterärgern* 68 Die einzelne *Phrase *mutterärgern* ist die Handlung Mutter ärgern, aber sehen wir uns die Äußerung an, kann festgestellt werden, daß *mutterärgern* die Handlung lauter machen erläutert und der Zweck der Handlung jetzt zum Vorschein kommt. Ein weiteres Beispiel ist: n: J: wie alt biste *frechfrag* Frech fragen ist auch eine konkrete Handlung. Hier wird aber *frechfrag* als Kommentar verwendet, um der Frage, wie alt bist du, eine Nuance zu geben. Das Fragezeichen ist in diese Klasse einsortiert, da dieses Satzzeichen ja ein deutliche Unsicherheit oder Staunen ausdrückt. m: M:*ankuschel und dich überall streichel* K: *?* K: live pimpern? Anzahl 11 10 10 8 H 5 5 5 4 4 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Innere Kommentare *wunder* *gruebel* *grübel* *denk* *staun* *?* *nerv* *wart* *meld* *troest* *aufreg* *feststell* *grybl* *merk* *zustimm* *anmerk* *bettel* *erinner* *grybel* *thinking* *ueberleg* *wunda* **lueg** *abreagier* *an_lockenwickler_denk* *anbet* *anbiet* *anmuta denk* *annhem* *anstreng* *auchabhauenwill* *auchhabenwollen* *auch-vermut* *auchwill* *aucuhwill* *aufrappel* *aufzeig* *befehl* Kommentare Situationsbegleitende Handlung? Situationsbegleitende Handlung? 69 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 *befuercht* *berechnen* *beschliess* *beschwer* *bestaun* *bewunder* *denrestliederdenk* *droh* *dunkelerinner* *einblende* *fastgedachthab* *find* *forder* *frauen-zu-verstehen* *frechfrag* *gestresstwirk* *gruebel gruebel* *gruebl* *gruewbel* *hilfe* *hoff* *ignorier *irritier* *kleiner Tip* *laber* *lock* *l tröst* *maul* *mecker* *michdranerinnernmuss* *moser* *mutaberuhig* *mutterärgern* *nachdenk* *nichtgutfind* *nix mehr dazusag* *nixdavonweiss* *nixkapier* *nixversteh* *petz* *philosophier* *probier* *quengel* *rechtgeb* *refeststell* *rzustimm* *samstagn8zitier* *selbstbedauer* *sich vorstell* *sinier* *sinnier* *sofort fuer hose of love anmeld *traeum* *trechtgeb* *try* *träum* *warn* *wehr* Situtationsbegleitende Handlung? ? l=Name Gefühl? Gefühl? Situationsbegleitende Handlung? r=Name Situationsbegleitende Handlung? t=Name 70 1 *weiger* 1 *verklick* 1 *verkuend+ 1 *w troest* 1 *vormerk* 1 *wunderwunder* 1 *ybaleg* 1 *überleg* 1 *zeig* 1 *zoegert* 1 *zugeb* 1 *zweifel* Tokens: 184, Types: 108 Situationsbegleitende Handlung? w=Name Klasse H: Verbale *Phrasen In der Chatkommunikation lassen sich auch *Phrasen finden, bei welchen die Sternchen keine deutliche Funktion haben. Bei diesen *Phrasen geht eine nonverbale Aktivität nicht direkt aus der *Phrase hervor. Ein Beispiel ist *gratulier*, wo in erster Linie eine verbale Äußerung vorzustellen ist. H: *gratulier* Warum der Chatter hier entschieden hat, die Äußerung indirekt nonverbal zu symbolisieren, kann vielleicht damit erklärt werden, daß den Chattern nicht immer die Funktion der Sternchen bewußt ist. Ein weiteres Beispiel ist: C: hands weyni a cup of coffee without kokain w: :) C: hehe C: *prost* Beim Anstoßen wird prost wie bekannt verbal ausgedrückt. Eine Erklärung könnte hier sein, daß der Chatter die Handlung anstoßen beabsichtigt. *Phrasen mit Namen sind als verbale *Phrasen klassifiziert. In der Chatkommunikation reden die Chatter den Gesprächspartner normal mit dem Namen am, damit deutlich gemacht wird, an wen sich die Äußerung richtet. Daß in einigen Fällen die Namen nonverbalisiert werden, wirkt deshalb unlogisch. x: *t* Bitte x: *t* sag doch mal was x: *t* HIER x: *t* BITTE x: *t* hast auch was gut x: *t* BÜDDE Wortspiele kommen auch in der Chatkommunikation vor. Die *Phrase *erbs* bekommt eine Erklärung wenn man den ganzen Zusammenhang vor Augen hat. f: eigentlich sollte es ihn schon deprimieren, dass offenbar alles wichtige vollkommen vor ihm verborgen passiert .. 71 S: *lins* f: *erbs* Anzahl Verbale *Phrasen 6 *tomili18* 2 *5* 2 *brb* 2 *moin* 2 *prost* 1 *erbs* 1 *gratulier* 1 *schipps* 1 *serum* 1 *WIE BITTE ??* Tokens: 18, Types: 10 Kommentare tomili18=Name serum=Name Klasse 8: *Phrase in der Funktion Betonung Im Korpus kommen auch *Phrasen vor, wo die Sternchen nicht nonverbale Kommentare bezeichnen. Die *Phrasen stehen integriert in den verbalen Äußerungen und nicht in der unabhängigen Position, die bei den *Phrasen sonst die Regel ist. Bei einigen *Phrasen fungieren die Sternchen als Anführungszeichen, die dem Wort eine gewisse Ironie geben sollen, wie in folgenden Beispielen. K: S: gehoerst du zu diesen behaemmerten *ich-geh-in-Talkshows-Ischen*? m: die nehmen doch auch alles. w: moppes, die nehmen nur *männer*, keine luschen :) Die Sternchen ersetzen auch Formatierungen wie fett und kursiv, da diese Möglichkeiten im IRC technisch nicht gegeben sind. Die Sternchen sind in dieser Funktion dazu da, das Wort aus der Äußerung hervorzuheben und zu betonen. Folgende Belege sind Beispiele dieser Funktion: d: mir fällt gerade ein: *Semesterferien* (Rest der Woche ist nichts wichtiges mehr) K: C: ich sags ja. verkehrte Welt. Als ich klein war, gabs noch *Winter* L: Ich verwende Debian 2.2. Wie kann ich *permanent* eine lokale IP für die Ethernet0Karte vergeben? T: ist *immer* müde. daher der nickname. M: *je* halbe stunde an der schrottigen wegbeschreibung dieck: thh: Firewall *zu* gut konfiguriert? a: t: Werden andere Rechner deines localnets angezeigt, wenn du nach dem boot *und* einem ping-versuch `arp -a` schreibst? Diese Klasse liegt deshalb außerhalb der Thematik dieser Untersuchung. Um diese Belege als Formatierungsmittel klassifizieren zu können, mußten die entsprechenden Äußerungen aufgesucht werden. Die Sternchen werden besonders bei den Hilfsverben und bei den Klassen ohne Verb als Betonungen benutzt (Siehe Kapitel 2.1) 72 Anzahl Betonung 2 *censored* 2 *das* 2 *hier* 2 *ich-geh-in-talkshows-ischen* 2 *sehr* 2 *woisch* 1 *aldi* 1 *bsd* 1 *die-macher* 1 *einschleim* 1 *euch* 1 *fury* 1 *grell* 1 *hat* 1 *immer* 1 *inflation der deli* 1 *je* 1 *kann* 1 *kinder* 1 *koennten* 1 *männer* 1 *permanent* 1 *semesterferien* 1 *shmuel* 1 *und* 1 *wenn* 1 *will* 1 *winter* 1 *zu* Tokens: 35, Types: 29 Kommentare Klasse 9: Unbekannte *Phrasen Diese Klasse enthält die *Phrasen, wo die Bedeutung oder Funktion in irgendeiner Weise unklar ist. Die Klassifizierung von 912 Types ist mühsam und ich habe hier entschieden aufzuhören. Die unbekannten Phrasen sind wegen der Statistik und Vollständigkeit hier wiedergegeben. Anzahl 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Unbekannte *Phrasen *shit* *wheew* *ala* *armes rlein* *blasummkraspeltunk* *bleh* *dunnerkiel* *ergo I egal was de sachst in zukunft ich reagier nicht mehr drauf* *fniep* *grrrrroooooooooooooar* *knurpsel* *maloute* *mareboot* *massop* *narf* *rumps* *warg* *wow* Kommentare r=Name I=Name 73 1 *yuck* 1 **sockerr** 1 *flatrate* Tokens: 23, Types: 20 4. Ergebnisse Ziel dieser Arbeit war eine Untersuchung der *Phrasen nach ihrer sprachlichen Form und nach ihrer kommunikativen Funktion im symbolisierten nonverbalen Bereich. Eine *Phrase ist durch die graphische Markierung von zwei Sternchen gekennzeichnet. (*grins*) Unter den *Phrasen sind sowohl Konstruktionen mit einem Wort als auch Konstruktionen mit mehreren Wörtern zu finden. Als Ausgangspunkt für die Untersuchung liegt ein Korpus mit 35334 Äußerungen vor. Das Korpus ist durch eine Longitudimalmessung von sieben deutschen IRC-Kanälen zusammengestellt worden. In dem Korpus gibt es 2321 *Phrasen, was bedeutet, daß 6,6% der Äußerungen im Korpus eine *Phrase beinhaltet. Unter den *Phrasen sind 912 Types. Um die Zielstellung zu erfüllen sind die *Phrasen nach den sprachlichen Eigenschaften und nach der nonverbalen Funktion klassifiziert worden. In der sprachlichen Klassifizierung sind die *Phrasen hauptsächlich nach der Wortart sortiert. Die Akronyme bilden eine gesonderte Klasse. Konstruktionen mit mehreren Wörtern sind einer Satzanalyse unterzogen worden, um dann nach den Satzgliedern der Konstruktion klassifiziert zu werden. 60% der *Phrasen (die Akronyme nicht mitgezählt) enthalten ein oder mehreren Verben. Eine *Phrase mit Verb kann als Normalfall der *Phrase betrachtet werden. In der Mehrheit der *Phrasen mit Verb wird nur der Stamm des Verbs verwendet. Die Frage ist hier, ob es sich um gekürzte finite Formen in 1. oder 3. Person Singular handelt oder ob die Verbstämme autonome Infinitformen ausmachen. In den wenigen (14) Belegen mit vollständiger finiter Form wird sowohl eine Flexion in 1. wie in 3. Person Singular verwendet. Hier wird keine Konsequenz in der Verwendung deutlich. Die Belege in finiter Form sprechen aber gegen eine gekürzte Infinitivform. Unter den Zusammenschreibungen mit will kommt auch der Unwille gegenüber den Verbstamm woll zum Ausdruck. Woll als Verbstamm wird in keinem Korpusbeleg benutzt. Belege mit vollständigem (deutschen) Infinitiv kommen im Korpus kaum vor. Ein Argument für die Kürzung von Infinitivformen sind die vielen Belegen mit der Kurzform sei. (z.B. *gutmütigsei*) Im Korpus sind 18 Konstruktionen mit sei gefunden worden. Dies im Vergleich mit bin, das nur einmal vorkommt und ist, das in keiner *Phrase gewählt wurde. Auch die Stellung im Satz spricht für die autonome Infinitivform. Die *Phrasen stehen meistens in turnfinaler Position. Sie sind weitaus selbständige Konstruktionen und sind im Satz syntaktisch unintegriert. M: das wird wieder ein teereicher tag...*wasseraufsetz* H6% der *Phrasen mit Verb enthalten nur ein oder aber mehreren Verben. 24% der *Phrasen sind demzufolge längere Konstruktionen, wo das Verb in den Zusammenschreibungen wie in einem Determinativkomposition durch Bestimmungswörter ergänzt wird. In der Mehrheit (96,5%) der längeren Konstruktionen nimmt das Verb eine Endstellung in der *Phrase ein (*lasagnewarmmach*). Durch die Letztstellung des Verbs wird der autonome Infinitiv noch deutlicher: Lasagne warm machen. Die Verbletztstellung kommt sowohl zusammengeschrieben als auch getrenntgeschrieben vor. Mit H3,H% machen die Zusammenschreibungen jedoch die Mehrheit aus. Es scheint keine Erklärung dafür zu geben, warum manchmal getrennt und manchmal zusammen geschrieben wird. Die Wahl ist wahrscheinlich weitgehend individuell und von dem 74 einzelnen Chatter abhängig. Eine Möglichkeit, die hier nicht weiter untersucht ist wurde, ist die Frage, ob Unterschiede in den verschiedenen IRC-Kanälen festzustellen sind. Neben den Verben machen die Akronyme mit 29,3% einen großen Teil der *Phrasen aus. Die *Phrase *g* hat 4H3 Tokens und ist damit die häufigste *Phrase. Interjektionen kommen auch oft als *Phrasen vor (6,6%). Die Interjektionen wurden in Vollinterjektionen, die alle Kriterien einer Interjektion entsprechen und onomatepoetische Interjektionen, die Laute wiedergeben, eingeteilt. Weitere Klassen in der sprachlichen Klassifizierung sind Substantive, Adjektive, Adverbien, Pronomen, Konjunktionen und Satzzeichen. Diese machen zusammen 3,3% der *Phrasen aus und sind eher als Ausnahmen unter den *Phrasen zu betrachten. Die Stellung im Satz ist auch bei vielen dieser *Phrasen nicht turnfinal, sondern sie stehen integriert in der verbalen Äußerung. Die *Phrase hat hier ihre Unabhängigkeit verloren. Festgestellt werden kann, daß die Sternchen verschiedene Funktionen haben können. In den Belegen mit integrierter *Phrase sind die Sternchen oft Mittel zur Hervorhebung eines Wortes. In den IRC-Kanälen sind übliche Formatierungen, wie fett und Kursivschrift nicht zugänglich. Die Sternchen sind auch anstelle von Anführungszeichen verwendet, wie in dem folgenden Beispiel: w: m, die nehmen nur *männer*, keine luschen :) Die Untersuchung der sprachlichen Form der *Phrasen weist auch viele andere Abweichungen von den Normen der geschriebenen und der gesprochenen Sprache auf. In der Rechtschreibung weichen die Chatter durchgehend von den Regeln ab. Die deutschen Diphtonge werden vermieden und mit anderen Buchstabenkombinationen ersetzt (freu -> phroi). Es hat sich eine Kursprache entwickelt mit Beispielen wie qk (guck) und anqshel (ankuschel). In der Chatsprache treffen auch viele Angleichungen zur gesprochenen Sprache auf. Reduktionen (anlaechl -> anlächeln, hystl -> hüsteln)und Assimilationen des Artikels nach Präposition(auffe uhr guck) treten häufig auf. Reduplikationen als Mittel einer Artikulation erscheinen oft. (gäääähn). Auch in der Wortbildung sind umgangsprachliche Tendenzen herauszulesen, wie in Bildungen mit -rum (rumhüpfen). Interessant ist die Verwendung vom Präfix re, das statt zurück in Wortbildungen auftritt. Im Korpus sind u.a. die Beispiele *reknuddel*, *resei* und *reknutsch* gefunden worden. Insgesamt kommt re in 29 *Phrasen vor; es wird hier als ein neues Präfix betrachtet. Alle Abweichungen sind aber nicht mit einer Angleichung an die gesprochene Sprache gleichzusetzen. Der Gebrauch von Verbstämmen kommt in Comics vor, wird aber nur in erster Person Singular in der gesprochenen Sprache verwendet. (ich lauf, aber nicht er lauf) Die Zusammenschreibung von ganzen Sätzen muß auch als spezifisch für den Chatdiskurs betrachtet werden. re wird meines Erachtens nicht weiter in der gesprochenen Sprache benutzt, sondern ist von dem allgemeinen Umgang mit Computern herzuleiten. Interessant ist weiter, ob die festgestellten Abweichungen für die *Phrasen typisch sind, oder ob sie für die gesamte Chatsprache Gültigkeit haben. Die Abweichungen in der Rechtsschreibung und die Abweichungen durch Reduktion, Assimilationen und Tilgungen sind der gesamten Chatsprache anzurechnen. Das Präfix re- kommt auch außerhalb der *Phrasen vor, hier jedoch nur als die Partikel re . Der Gebrauch von autonomen Infinitivkonstruktionen in Form von Verbstämmen kann aber als ein Kennzeichen für die *Phrasen betrachtet werden, da die unintegrierte Stellung der *Phrasen eine Voraussetzung des Gebrauchs von Verbstämmen ist. Wie hier deutlich geworden ist, bietet die Chatsprache, sprachlich gesehen, umfassende Möglichkeiten zu weiteren Forschung. 75 Im zweiten Teil dieser Arbeit ist die Funktion der *Phrasen untersucht worden. Der Hauptteil der *Phrasen stehen als selbständiger Kommentar nach der verbalen Äußerung und beschreibt eine nonverbale Aktivität. Die graphische Markierung durch Sternchen signalisiert, daß es ein nonverbales Zeichen darstellen soll. Alle *Phrasen in turnfinaler Position sind zudem als symbolisierte nonverbale Kommunikation zu betrachten. Die Tatsache, daß die *Phrase der Äußerung zugefügt wird und damit eine absichtliche Mitteilung an den Gesprächsteilnehmer darstellt, bedeutet, daß die *Phrase einen kommunikativen Zweck erfüllt. Wie oben schon erwähnt, können die *Phrasen aber auch andere Funktionen haben. Wenn die *Phrase in der verbalen Äußerung integriert ist, geht es eher um eine Funktion als Anführungszeichen oder es wird mit Hilfe der Sternchen eine Betonung des Wortes beabsichtigt. Um einen Überblick der symbolisierten nonverbalen Aktivitäten in den *Phrasen zu erhalten, sind die *Phrasen nach ihren nonverbalen Eigenschaften klassifiziert worden. Ausgangspunkt der Klassifizierung ist das nonverbale Verhalten im IRL. Im IRL sind außersprachliche Aktivitäten, wie Mimik, Gestik, Blickkontakt, Körperbewegungen und - haltungen und äußere Erscheinung möglich. Parasprachliche Aktivitäten sind im IRL Stärke der Stimme, Stimmlage, Artikulation, Phonation etc. Ein wichtiger Unterschied zwischen dem nonverbalen Verhalten IRL und dem nonverbalen Verhalten beim Chatten, ist der, daß die nonverbalen Aktiviäten beim Chatten immer bewußt erfolgen, im Vergleich zum IRL, wo das nonverbale Verhalten oft unbewußt ist. Die Dauer und Intensität eines Blickkontakts ist dem Sprecher z.B. meistens unbewußt. Auch das Spielen mit einer Büroklammer kann einem erst bewußt werden, wenn diese zerbricht. Da die Chatter nonverbales Verhalten immer beschreiben müssen, folgt daraus die Tatsache, daß die nonverbalen Aktivitäten den Chattern immer bewußt sind. Durch die Beschreibung von Aktivitäten imitieren sie die nonverbale Kommunikation. Die Verbalisierung des nonverbalen Verhaltens erweitert daher auch das Spektrum der Aktivitäten. Für die Klassifizierung der *Phrasen sind deshalb neue Klassen notwendig. Durch die Verbalisierung der nonverbalen Aktivitäten können auch Gefühle und Gedanken als Teile der nonverbalen Kommunikation vorkommen. In den *Phrasen beschreiben die Chatter ebenfalls die Handlungen, die sie gerade unternehmen, sowohl miteinander als auch gleichzeitig beim Chatten. Für die nonverbale Klassifizierung wurden folgende Klassen gebildet: 1. Außersprachliche Umstände a) Mimik (Spiel der Gesichtsmuskeln): *grins* b) Gestik (Bewegung eines Körperteils, oft symbolisch): *wink*, *meld* d) Körperbewegung: (Bewegung des ganzen Körpers): *hüpf*, *räkl* c) Körperhaltung (Haltung von Kopf und Rumpf sowie Armen und Beinen): *anlehn* e) Blickkontakt: *zwinker*, *verwundertguck* f) Äußere Erscheinung und Kleidung: *strahl*, *loicht* 2. Parasprachliche Eigenschaften a) Phonation (nichtsprachliche Laute): *lach*, *hüstel* 3. Handlung a) Situationsbegleitende Handlung (beschreibt was der Sprecher gleichzeitig beim Sprechen macht): *aufnkalenderschau*, *les*, *such* b) Handlungsbegleitende Laute (Laute durch Handlung entstanden): *klonk*, *bum* c) Handlung mit Körperkontakt: *knuddel*, *knutsch* 76 4. Eigenschaften des Sprechers : *muede* , *weg* 5. Gefühle: *freu*, *beneid* 6. Innere Kommentare: (Kommentare zu der verbalen Äußerung): *grübel*, *denk*, *beschliess* 6. Verbale *Phrasen: *moin*, *gratulier*, *prost* H. *Phrase in der Funktion als Anführungszeichen : *kann*, *will*; *männer* 8. Unbekannte *Phrasen Welche nonverbale Aktivitäten werden nun in den *Phrasen beschrieben? Die außersprachlichen Umstände machen einen verhältnismäßig kleinen Anteil der *Phrasen aus. Nur 16,6 % der *Phrasen entsprechen den außersprachlichen Umständen. Innerhalb dieser Klasse ist die Mehrheit der Belege unter Mimik und Gestik zu finden. Die Klasse Mimik (H,2% der *Phrasen) ist vor allem durch das Verb grinsen, die in verschieden Varianten auftritt, vertreten. H9,0% der Phrasen in der Klasse Mimik hat grinsen als Stamm. In der Klasse Gestik (4,H% der *Phrasen) kommt winken in 56,9% der *Phrasen vor. Die geringe Anzahl in den anderen Klassen, Körperbewegung, Körperhaltung, Blickkontakt und äußere Erscheinung (4,H%) könnte damit zusammenhängen, daß diese Aktivitäten im IRL oft unbewußt sind, und daher nicht von den Chattern beschrieben werden. Dazu ist es schwer, z.B. Blickkontakt zu verbalisieren. Von den parasprachlichen Eigenschaften treten nur Phonationen als selbständige *Phrasen auf. Mit 1126 Belegen, 48,5%, ist diese Klasse die größte unter den nonverbalen Klassen. Eine Erklärung ist, daß die *Phrase *g* mit 4H3 Tokens in dieser Klasse zu finden ist. *g*, einschließlich Reduplikationen, macht 4H,6% der Phrasen in dieser Klasse aus. Unter den *Phrasen insgesamt machen die *g*-Varianten 23,1% aus. In der Klasse situationsbegleitende Handlungen, 10,1% der *Phrasen, sind Handlungen aufgenommen worden, die beschreiben, was der Chatter gleichzeitig während Chatten macht. C: man wird das dunkel... *lichtmach* Hier geht es oft um Essen und Kochen, wie z.B *frischgebackenes Brot eß*. Viele der Handlungen beschreiben auch was die Chatter gemeinsam unternehmen. Hier sind die *Phrasen eher als Regieanweisungen im Theater oder Film zu verstehen. Die Handlungen, die parallel mit dem Chatten ausgeführt werden, würden im IRL kaum als Teile der face-to-face-Kommunikation betrachtet werden. Hier müssen sie jedoch als indirekt nonverbale Kommunikation interpretiert werden, da die Chatter sie sonst nicht als *Phrasen dem Gespräch eingeben würden. Viele dieser *Phrasen bestehen aus längeren Konstruktionen, die an die spezielle Situation gebunden sind. Die Mehrheit der *Phrasen kommt nur einmal vor, die Klasse hat deshalb die größte Anzahl der Types (23,H%). Die Handlungen werden manchmal mit Lauten ergänzt. Diese Laute laufen unter der Benennung handlungsbegleitende Laute. Diese Klasse macht 1,2% der *Phrasen aus. Im IRL wird die Handlung und der Laut in der nonverbalen Aktivität zusammengefaßt. Die Handlung eine Tür zuschmeißen enthält sowohl die konkrete Handlung als auch den Laut dazu. Beim Chatten muß der Laut als zusätzliche nonverbale Aktivität hinzugefügt werden. Wichtige Handlungen, die häufig auftreten, sind Liebkosungen in Form von Umarmungen und Küssen. Diesen Handlungen mit deutlichem Körperkontakt ist eine gesonderte Klasse gewidmet. Diese Klasse enthält H,1% der *Phrasen und besteht fast ausschließlich aus Varianten von knuddel 77 und knutsch. Die hohe Anzahl dieser Wörter zeigt, daß Liebkosungen eine spezielle Stellung in der Chatkommunikation haben. Gefühle können in der Chatsprache direkt als nonverbale Kommentare geschrieben werden. Um das Gefühl Freude auszudrücken, kann die *Phrase *freu* benutzt werden. Freude kann auch durch Mimik (*lächel*) oder durch eine Phonation (*lach*) ausgedruckt werden. Die direkten Gefühle machen unter den *Phrasen im Korpus 3,H1% aus. Unter den *Phrasen sind auch Beschreibungen von Eigenschaften des Chatters. In diese Klasse wurden 1,5% der *Phrasen plaziert. Die Eigenschaftsbeschreibungen sind verschiedener Art. Hier sind z.B. Zusammenschreibungen mit sei (*verwirrt sei*). Die Eigenschaften sind teils von der Situation abhängig (*weg*, *halskratzenhab*), teils Eigenschaften die mit der einzelnen Person zusammenhängen (*revanschistsei*, *neugierigsei*). Die Verbalisierung des nonverbalen Verhaltens ermöglicht auch sog. innere Kommentare, bei welchen die Chatter die verbale Äußerung modifizieren können. Hier kommen gedankliche Einstellungen der Chatter zum Ausdruck. Die Klasse macht H,9% der *Phrasen aus und ist hiermit eine wichtige Klasse der nonverbalen Chatkommunikation. Bei einigen *Phrasen ist eine nonverbale Aktivität bewußt problematisch anzusetzen. Beispiele sind *prost* und *gratulier*. Die *Phrasen sind eher als verbale Äußerungen zu betrachten. Aufgrund der wenigen *Phrasen dieser Art, 0,8%, sind diese Belege als Ausnahmen zu betrachten. Die *Phrasen mit Funktionen wie Anführungszeichen wurden in einer Klasse zusammengefasst. Die Klasse enthält 1,5% der *Phrasen. Interessant ist, daß hier vor allem Ausdrücke ohne Verb zu finden sind. Die Verben, die hier aufgezeichnet sind, sind Hilfsverben. Zusammenfassend kann über die Verbreitung der nonverbalen Aktivitäten in der Chatkommunikation gesagt werden, daß die Parasprache oft symbolisiert wird. Auch ohne *g* ist in dieser Klasse die größte Anzahl Belege zu finden. Das außersprachliche Verhalten ist vor allem durch grins und wink vertreten. Im IRL wichtige Aktivitäten, wie Blickkontakt und Körperhaltung sind beim Chatten von geringer Bedeutung. Weiter sind in der Chatkommunikation auch Handlungen, die im IRL nicht zur nonverbalen Kommunikation gezählt werden. Von besonders wichtiger Bedeutung sind Handlungen mit Körperkontakt, wie *knutsch* und *knuddel*. Die Verbalisierung der nonverbalen Aktivitäten ermöglicht auch andere nonverbale Aktivitäten als im IRL. Beim Chatten können Gefühle direkt verbal vermittelt werden, wie *trauer* und *freu*. Gedanken, die eine Einstellung zur Äußerung beschreiben sind auch als nonverbales Verhalten möglich. (*grübel*, *anmerk*) Am Schluß der Arbeit noch eine kurze Bemerkung zur Notwendigkeit der *Phrasen in der Chatkommunikation. In der Chatkommunikation werden die *Phrasen einerseits gewählt, um eine Äußerung zu verdeutlichen. Um Mißverständnisse zu vermeiden, wird mit der *Phrase *g* vermittelt, daß die Äußerung im Scherz gesagt wird. Andererseits schreibt sich eine *Phrase auch schneller als eine verbale Äußerung, wie dies meine ich nicht im Ernst. Dies ist ein erster Versuch eine nonverbale Klassifizierung vorzunehmen, und diese kann deshalb nicht als vollständig betrachtet werden. Ich hoffe jedoch, daß ich zu weiteren Studien zu diesem Thema angeregt habe. Interessant wäre, deutsche und schwedische IRC-Kanäle in Bezug auf nonverbale Kommunikation zu vergleichen. Weiter könnten die deutschen IRC-Kanäle auch untereinander untersucht werden, da wahrscheinlich hier gewisse Unterschiede in der Sprache und in nonverbaler Kommunikation vorliegen. 78 5. Literaturverzeichnis Bußmann, H. 1990. Lexikon der Sprachwissenschaft. Kröner Verlag. Stuttgart. Dorsch, F. 19H6. Psychologisches Wörterbuch. Verlag Hans Huber. Bern u.a. Duden, Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 1998, neu bearbeitete Aufl. Dudenverlag. Mannheim (=Duden Bd.4). Duden, Deutsches Universalwörterbuch A-Z. 1989. Dudenverlag. Mannheim. Eisenberg, Peter. 1998. Grundriß der deutschen Grammatik. Das Wort. Metzler. Stuttgart. Hentschel, E. 1998. Communication on IRC. Linguistik online 1/98. http://viadrina.euv-frankfurto.de/~wjournal/irc.htm Hentschel, E. & Weydt, H. 1990. Handbuch der deutschen Grammatik. Walter de Gruyter. Berlin. Krämer, S. 2000. Über den Zusammenhang zwischen Medien, Sprache und Kulturtechniken. In: Kallmeyer.W (Hg). Sprache und neue Medien. IDS Jahrbuch 1999. Berlin, NY. S. 31-56 Kvanum, L. 199H. Internet Relay Chat - IRC. Prentice Hall Europe. Linke A., Nussbaumer M & Portmann P.1996. Studienbuch Linguistik. Max Niemeyer Verlag. Tübingen. Norstedts engelsk-svenska ordbok. 1994. Norstedts förlag. Stockholm. Posner, R. 1986. Zur Systematik der Beschreibung verbaler und nonverbaler Kommunikation. In: Bosshardt H. (Hg). Perspektiven auf Sprache. Interdisziplinäre Beiträge zum Gedenken an Hans Hörmann. S. 26H-313 Runkehl, Schlobinski & Siever. 1998. Sprache und Kommunikation im Internet. Westdeutscher Verlag. Opladen/Wiesbaden. Werry C. 1996. Linguistic and interactional features of Internet Relay Chat. In: Herring, S. (Hg) Computer-Mediated Communication. John Bejamins B.V. Amsterdam.. S. 4H-64. 79 Anlage 1: Statistische Übersicht Abb. 1: Anzahl Äußerungen mit *Phrase: Insgesamt im Chat-Korpus Mit *Phrase Mit *Phrase % 35334 2321 6,57 Abb. 2 Anzahl der 20 häufigsten *Phrasen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Anzahl 473 68 51 45 42 31 27 27 26 25 23 23 22 19 18 17 13 12 12 11 *Phrase *g* *lach* *lol* *wink* *grins* *gg* *grummel* *knuddel* *eg* *seufz* *freu* *ggg* *sing* *duck* *gaehn* *rotfl* *gähn* *frg* *knutsch* *grinsel* 80 Abb.3 Anzahl der *Phrasen nach Verteilung in sprachlichen Kriterien 1 a b c d e f 2. I a b c d e f Verb Verbstamm Finite Verben Infinitive Neubildungen Mehrere Verben Token % d. Ges.zahl 931 40,11 14 0,60 33 1,42 62 2,67 13 0,56 1053 45,37 Types % d. Ges.zahl 328 35,96 11 1,21 15 1,64 33 3,62 13 1,43 400 43,86 Verb-Letztstellung Zusammenschreibungen Verbstamm mit Adverbial Verbstamm mit Objekt Verbstamm mit Adv+Obj Verbstamm mit Subjekt Verbstamm mit Negation Verbstamm mit Modalpartikel II a b c d e f 3 I II Getrenntschreibungen 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Akronyme Interjektionen Substantive Adjektive Adverbien Pronomen Konjunktionen Satzzeichen Eigennamen Unbekannte Insgesamt: Verbstamm mit Adverbial Verbstamm mit Objekt Verbstamm mit Adv+Obj Verbstamm mit Subjekt Verbstamm mit Negation Verb-Erststellung Zusammenschreibungen Getrenntschreibungen 125 87 17 2 8 2 5,39 3,75 0,73 0,09 0,34 0,09 115 82 17 2 8 2 12,61 8,99 1,86 0,22 0,88 0,22 241 10,38 226 24,78 21 43 14 2 6 86 0,90 1,85 0,60 0,09 0,26 3,71 20 43 14 2 6 85 2,19 4,71 1,54 0,22 0,65 9,32 7 5 12 0,30 0,22 0,52 7 5 12 0,77 0,55 1,32 680 153 43 11 13 3 2 5 8 11 2321 29,30 6,59 1,85 0,47 0,56 0,13 0,09 0,22 0,34 0,47 100,00 25 93 36 8 8 2 2 1 3 11 912 2,74 10,20 3,95 0,88 0,88 0,22 0,22 0,11 0,33 1,21 100,00 81 Abb. 4 Anzahl der *Phrasen nach Verteilung in den nonverbalen Klassen 1 a b c d e f 2. a 3. a b c 4 5 6 7 8 9 Außersprachliche Umstände Mimik Gestik Körperbewegung Körperhaltung Blickkontakt Äußere Erscheinung Parasprachliche Eigenschaften Phonation Handlung Situationsbegleitende Handlung Handlungsbegleitende Laute Handlung mit Körperkontakt Gefühle Eigenschaften des Senders Innere Kommentare Verbale *Phrasen *Phrasen in der Funktion als Betonung Unbekannte *Phrasen Insgesamt Token % d. Ges.zahl Types 167 7,195 109 4,70 57 2,46 5 0,22 27 1,16 20 0,86 31 51 23 4 22 12 % d. Ges.zahl 3,40 5,59 2,52 0,44 2,41 1,32 1126 48,51 210 23,03 235 28 165 86 35 184 19 35 23 2321 10,12 1,21 7,11 3,71 1,51 7,93 0,82 1,51 0,99 100,000 216 18 87 41 30 108 10 29 20 912 23,68 1,97 9,54 4,50 3,29 11,84 1,10 3,18 2,19 100,00 82 Anlage 2: Übersicht der *Phrasen mit wechselnder Schreibweise Anzahl Verbstamm Infinitiv 4 1 1 4 7 *drueck* *druegg* *dryck* *drück* *drygg* drücken drücken drücken drücken drücken 19 1 *duck* *duq* ducken ducken 23 4 1 *freu* *froi* *phroi* freuen freuen freuen 41 1 9 *grins* *grinsl* *grinz* grinsen grinsen grinzen 1 1 27 *grumel* *gruml* *grummel* grummeln grummeln grummeln 1 1 *grusel* *grusl* gruseln gruseln 10 1 1 2 10 3 *gruebel* *gruebl* *gruewbel* *grybel* *grübel* *grybl* grübeln grübeln grübeln grübeln grübeln grübeln 18 11 *gaehn* *gähn* gähnen gähnen 3 2 *heul* *hoil* heulen heulen 1 4 *hypf* *hüpf* hüpfen hüpfen 3 1 *huestel* *hystl* hüsteln hüsteln 83 2 9 *kicha* *kicher* kichern kichern 27 1 1 1 *knuddel* *knuddäl* *knudel* +knuddael* knuddeln knuddeln knuddeln knuddeln 7 2 *laechel* *lächel* lächeln lächeln 3 1 *ruelps* *rülps* rülpsen rülpsen 2 1 *schluerf* *schlyrf* schlürfen schlürfen 1 3 *schaem* *schäm* schämen schämen 1 25 11 5 *seufts* *seufz* *soifz* *soiphz* seufzen seufzen seufzen seufzen 2 3 *traeller* *träller* trällern trällern 1 1 *traeum* *träum* träumen träumen 1 1 *taetschel* *tätschel* tätscheln tätscheln 84 Anlage 3: Sternchen in der Funktion als Buchstabenersatz Im Korpus kommen auch Sternchen als Ersatz für Buchstaben vor. Dies gilt besonders bei Schimpfwörtern. Sternchen werden aber auch als Ersatz in dem Wort Schnee verwendet, hier wahrscheinlich wegen der Ähnlichkeit eines Sternchens mit einer Schneeflocke . Die Sternchen bekommen dann eine ikonische Bedeutung. In dieser Anlage werden die Beispiele aus dem Chatkorpus präsentiert. (Arsch) M: und gartenzwerge die einem den allerwertesten zeigen...muss alles weg! d: dabei haben die so schöne glatte knackige ärsche:) M: verwende bitte nicht solch ordinaere sprache hier im channel.. d: ich darf nit mehr 'schön' sagen?:) M: delia: doch, aber nicht in zusammenhang mit a**** S: bald ist frühling....hehe L: heheh,wann s! C: D : welche wärme ? es ist a**** kalt hier immern och (Scheiß/Scheiße) t: j: ich brauch also fuer jeden sch*** 2 rechner mit sync und gleichen rahmenbedingungen? T: sch***, der andere hat den nick zurueck... T: ey, wieso krieg ich mich nicht wieder zurueckbennant? T: sch** T: argh!!!! T: nein, nicht schon wieder... T: sch** t: also, wo koennte der sch*%^ noch drinstehen ausser ind er .forward?? D: P: Und ich dachte Flash waere sch**sse (fuck) P : no games to play? chikcs to f*** ? U: f*ck U: jolanta laeuft auch auf tpnet :( (schwein) M: britney spears flirtet bei videodreh! und das topthema bei yahoo-news, das interessiert doch kein schwe*** (Schnee) K: wirft ein ****ball in richtung triple7 K: t: jetzt stell dich mal nicht so an T: schmeißt einen **** bal zurück K: daneben! 85