Zur Darstellung des nonverbalen Sprachverhaltens im Chat am

Werbung
Göteborgs Universitet
Institutionen för Tyska och Nederländska
Helena Pettersson
751008-0380
Zur Darstellung des nonverbalen
Sprachverhaltens im Chat am Beispiel eines IRCKorpus
D-Aufsatz
Betreuerin: Prof. Christiane Pankow
2001
Durchgesehene Fassung Sommer 2002
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis .......................................................................................................... 2
1. Einleitung .................................................................................................................. 4
1.1. Zielstellung: Zur Untersuchung nonverbaler Aktivität im Chat......................... 5
1.2 Beschreibung des IRC-Korpus ............................................................................ 5
2. Sprachliche Klassifizierung der *Phrasen................................................................. 6
Klasse 1: Verben ..........................................................................................................................8
a) Verbstamm...........................................................................................................................9
b) Finite Verben .....................................................................................................................15
c) Infinitive.............................................................................................................................16
d) Neue Wortbildungen..........................................................................................................17
e) Mehrere Verben .................................................................................................................19
Klasse 2: Verbletztstellung mit Verbstamm ..............................................................................20
I. Zusammenschreibungen .....................................................................................................20
a) Verbstamm mit Adverbial..............................................................................................21
b) Verbstamm mit Objekt ..................................................................................................25
c) Verbstamm mit Adverbial und Objekt...........................................................................27
d) Verbstamm mit Subjekt .................................................................................................28
e) Verbstamm mit Negation...............................................................................................28
f) Verbstamm mit Modalpartikel .......................................................................................29
II. Getrenntschreibungen ......................................................................................................29
a) Verbstamm mit Adverbial..............................................................................................29
b) Verbstamm mit Objekt ..................................................................................................30
c) Verbstamm mit Adverbial und Objekt...........................................................................31
d) Verbstamm mit Subjekt .................................................................................................31
e) Verbstamm mit Negation...............................................................................................32
Klasse 3: Verberststellung mit Verbstamm ...............................................................................32
I. Zusammenschreibungen .....................................................................................................32
II. Getrenntschreibungen........................................................................................................33
Klasse 4: Akronyme...................................................................................................................33
Klasse 5: Interjektionen .............................................................................................................34
Klasse 6: Substantive .................................................................................................................37
Klasse 7: Adjektive ....................................................................................................................38
Klasse 8: Adverbien...................................................................................................................39
Klasse 9 Pronomen.....................................................................................................................39
Klasse 10: Konjunktionen..........................................................................................................40
Klasse 11: Satzzeichen...............................................................................................................40
Klasse 12: Eigennamen..............................................................................................................40
Klasse 13: Unbekannte *Phrasen...............................................................................................40
3. Zum nonverbalen Verhalten im Chat ...................................................................... 42
3.1 Die *Phrasen als Beschreibung von nonverbalem Verhalten im Chat.............. 44
3.2 Nonverbale Klassifizierung ............................................................................... 45
Klasse 1: Außersprachliche Umstände ......................................................................................45
a) Mimik.................................................................................................................................45
b) Gestik.................................................................................................................................46
c) Körperbewegung................................................................................................................48
d) Körperhaltung....................................................................................................................49
e) Blickkontakt.......................................................................................................................49
f) Äußere Erscheinung und Kleidung ....................................................................................50
Klasse 2: Parasprachliche Eigenschaften...................................................................................51
2
a) Phonation ...........................................................................................................................52
Klasse 3: Handlung ....................................................................................................................57
a) Situationsbegleitende Handlung ........................................................................................57
b) Handlungsbegleitende Laute .............................................................................................62
c) Handlung mit Körperkontakt .............................................................................................63
Klasse 4:Gefühle ........................................................................................................................66
Klasse 5. Eigenschaften .............................................................................................................67
Klasse 6. Innere Kommentare....................................................................................................68
Klasse 7: Verbale *Phrasen .......................................................................................................71
Klasse 8: *Phrase in der Funktion Betonung .............................................................................72
Klasse 9: Unbekannte *Phrasen.................................................................................................73
4. Ergebnisse................................................................................................................ 74
5. Literaturverzeichnis................................................................................................. 79
Anlage 1: Statistische Übersicht
Anlage 2: Übersicht der *Phrasen mit wechselnder Schreibweise
Anlage 3: Sternchen in der Funktion als Buchstabenersatz (Sch***e)
3
1. Einleitung
Internet als globales Netz erhält immer mehr Anwendungsbereiche. Dazu stehen verschiedene
Kommunikationsmittel im Internet zur Verfügung; z.B. E-Mail, Kommunikation in Newsgroups,
Chatten und MUD (Kommunikationsspiele).
In der vorliegenden Arbeit wird das Chatten (englisch to chat plaudern, schwatzen) als
Kommunikationsmittel untersucht. Beim Chatten unterhalten sich zwei oder mehrere Teilnehmer in
sog. Chatrooms im Internet. Die Kommunikation erfolgt ähnlich wie beim Telefonieren synchron,
d.h. in Echtzeit. Sobald einer der Gesprächspartner eine Äußerung macht, erscheint diese für die
anderen Teilnehmer sichtbar auf dem Bildschirm. Wie beim Telefonieren sind die Teilnehmer am
Gespräch beteiligt. Die Anzahl der Gesprächsteilnehmer ist beim Chatten aber so gut wie
unbegrenzt. Mehrere Gespräche können auch parallel laufen. Der wichtigste Unterschied ist jedoch,
daß die Kommunikation beim Chatten nicht mündlich, sondern schriftlich erfolgt, d.h. es liegt eine
schriftbasierte Kommunikationsform vor.
Die Frage, ob die Chatsprache der gesprochenen oder geschriebenen Sprache näher steht, ist
umstritten. Einerseits ist sie eine mündliche Sprache, da es sich um eine flüchtige und kurzlebige
Sprache handelt, die so schnell wieder verschwindet, wie sie entsteht. Andererseits kann man die
Chatsprache als eine neue Schriftsprache betrachten (Runkehl, Schlobinski & Siever 1998: 83),
oder als eine mündliche Sprache in geschriebener Form.
Die Chatkommunikation wird allgemein durch eine Knappheit der Sprache charakterisiert. Da
Schreiben mehr Zeit in Anspruch nimmt als Sprechen, müssen die Äußerungen kurz gehalten
werden. Für einen durchschnittlichen Gesprächsbeitrag im IRC1 hat Werry (1996: 53) sechs Wörter
berechnet. Mit wenigen Teilnehmern besteht jedoch die Tendenz, daß die Äußerungen länger
werden. Um Zeit zu sparen, damit das Gespräch fließend laufen kann, wird die Sprache auch
umfassend abgekürzt (Werry, 1996: 53).
Eine Angleichung an die Sprechsprache ist die Einbeziehung nonverbaler Kommunikation in die
Chatsprache. Das Chatten bietet die Möglichkeit, nonverbale Merkmale wie Mimik, Gestik,
Phonation etc. durch schriftsprachliche Mittel zu kompensieren. Ein Gespräch in einem Chatroom
kann deshalb gut mit einem Gespräch im wirklichen Leben verglichen werden. Die nonverbale
Kommunikation erfolgt beim Chatten durch unterschiedliche Mittel. Am bekanntesten sind
wahrscheinlich Smileys, bei denen die Mimik des Sprechers graphostilistisch durch Piktogramme
ausgedrückt wird.
W: H dann iss ja gut ;-)2
Eine zweite Möglichkeit ist die Verwendung von Sternchen, wo diese das Signal einer nonverbalen
Aktivität geben. Der *-Kommentar steht fast immer in turnfinaler Position.
m: d: wassn los? *grins*
In der Arbeit werden durchgehend einige Begriffe verwendet, deren Bedeutung hier in der
Einleitung besser erwähnt werden sollten. Die mit Sternchen umklammerte Phrasen (*grins*)
werden *Phrasen bezeichnet. Für die Teilnehmer des Chatgesprächs wird überwiegend die
Bezeichnung Chatter verwendet. Da es sich um eine Mischung von Sprechen und Schreiben
1
IRC-Internet Relay Chat. Siehe weiter unter Kap. 1.2
Die Nicknames sind anonymisert worden, indem nur den ersten Buchstaben wiedergegeben ist. Diese sind auch fett
gemacht.
2
4
handelt, scheint diese Bezeichnung am neutralsten. Für die Welt außerhalb des Chatrooms, dem
wirklichen Leben, wird die etablierte Abkürzung IRL (In real life) benutzt.
1.1. Zielstellung: Zur Untersuchung nonverbaler Aktivität im Chat
In dieser Arbeit sollen *Phrasen nach der sprachlichen Form und nach der kommunikativen
Funktion im nonverbalen Bereich untersucht werden.
Im ersten Teil (Kap. 2) wird die sprachliche Seite dieser *Phrasen untersucht. Welche Merkmale
zeichnen die *Phrasen aus? Welche Abweichungen von der Norm der Schriftsprache können
festgestellt werden? Um die *Phrasen diskutieren zu können, wird eine sprachliche Klassifizierung
derselben unternommen.
Im zweiten Teil der Arbeit (Kap. 3) werden die nonverbalen Merkmale der *Phrasen unter die Lupe
genommen. Hier wird eine zweite Klassifizierung vorgenommen, nun nach der nonverbalen
Funktion der *Phrasen. Ausgehend vom Korpus sind geeignete Klassen gebildet worden, die eine
Beschreibung der Eigenschaften der *Phrasen ermöglichen sollen. Welche nonverbalen Aktivitäten
drücken die Chatteilnehmer in den *Phrasen aus? Welche Aktivitäten überwiegen? Wie
unterscheidet sich die nonverbale Kommunikation beim Chatten zu der nonverbalen
Kommunikation im wirklichen Leben?
1.2 Beschreibung des IRC-Korpus
Für die Untersuchung wird ein Korpus mit Material aus deutschen IRC-Kanälen verwendet. Die
Abkürzung IRC steht für Internet Relayed Chat, das neben dem WWW ein Teilbereich des
Internets ausmacht. IRC besteht aus mehreren Servern, die zusammen ein großes Netzwerk bilden.
Der IRC wurde 1988 von einem finnischen Studenten als Ersatz für das damalige System TALK
entwickelt. Jetzt hat sich IRC zu einem weltumspannenden Kommunikationssystem mit Tausenden
von Teilnehmern entwickelt.Um das Chatten im IRC organisieren zu können, werden die
Gespräche in verschiedenen Kanälen geführt, z.B #Sweden oder #London. (Kvanum, 1997: 9)
Das hier zugrundeliegende Korpus ist durch eine Longitudinalmessung vom 5. bis 19. Februar 2001
zusammengestellt worden. Für die Messung wurde das Programm TRASA verwendet.3 Die Messung
wurde auf sieben deutschen IRC-kanälen vorgenommen. Die Kanäle heißen #[Bb]erlin,
#[Gg]ermany, #hamburg, #linux.de, #[Mm]uenster, #muenchen und #koeln. In der Untersuchung
wird jedoch nicht zwischen diesen verschiedenen Kanälen unterschieden, sondern sie werden als
ein Gesamtkorpus betrachtet. Die Gesamtzahl der Äußerungen im Korpus beträgt 35 334. Als eine
Äußerung wird ein Turn, der Gesprächsbeitrag, gerechnet. Er steht zwischen zwei usernames
(Benutzernamen).
Der folgende Dialog besteht demzufolge aus zwei Äußerungen.
m: wo bleibt fryhstygg?
H: m: im Kuehlschrank ? ;)
Aus dem Korpus sind u.a. die Wörter in unmittelbarer Nähe eines Sternchens von dem Programm
automatisch aussortiert worden. Das Ergebnis dieser Sortierung waren sowohl Wörter mit einem
3
TRASA (TranskriptionsStatistik med Automatik). Die Messung wurde von Leif Grönqvist am Linguistischen Institut
Universitet Göteborg durchgeführt.
5
Sternchen als auch Wörter mit zwei Sternchen. Die Wörter mit einem Sternchen sind Bestandteile
längerer Konstruktionen, bei welchen die Wörter getrennt von einander stehen. Bei *mexikanische
Schokolade trink* tauchte sowohl das Wort *mexikanische als trink* nach der automatischen
Sortierung auf. Diese Konstruktionen mussten deshalb in den aktuellen Äußerungen der einzelnen
Chatkanäle erst gesucht und zusammengestellt werden. Bei einigen Belegen erscheint ein
Pluszeichen anstatt eines Sternchens. Dies wird als Schreibfehler angesehen, die Pluszeichen sind
jedoch bei den aktuellen Belegen beibehalten worden. Im Korpus sind auch Wörter mit einer
Mittenposition der Sternchen (Sch***e) gefunden worden. Eine Zusammenstellung dieser Wörter
ist in der Anlage 3 zu finden.
Die Gesamtzahl der *Phrasen nach der Vereinheitlichung beträgt 2321 Tokens. Dies bedeutet, daß
6,6% der Gesamtäußerungen eine *Phrase enthält. Im Korpus wurden unter den *Phrasen 912
einmalig auftretende *Phrasen gefunden. Das heißt, daß 39,3 % der *Phrasen nur einmal
vorkommen. Die häufigste *Phrase ist das Akronym *g* (giggle), das mit 473 Tokens im Korpus
vertreten ist. Mit den Reduplikationen *gg*, *ggg*, *gggg* usw. gibt es eine Gesamtzahl von 536.
Die *g*-Gruppe macht hierdurch 23,1 % der Tokens der *Phrasen aus. Ein Überblick wird in der
Anlage 1 gegeben.
Die *Phrasen sind einmal nach den sprachlichen Eigenschaften und einmal nach den nonverbalen
Eigenschaften klassifiziert worden. Das Ergebnis der Klassifizierungen erfolgt in Form von
Tabellen, die direkt in die Arbeit eingefügt werden, da die Klassifizierung der *Phrasen zeitlich
einen großen Teil dieser Arbeit ausmachte. Innerhalb der Tabellen sind die Belege nach Anzahl,
Form und Anfangsbuchstaben sortiert. Nach jeder Klasse folgen Angaben zur Anzahl der Tokens
und Types.
2. Sprachliche Klassifizierung der *Phrasen
Im ersten Teil der Untersuchung wird die sprachliche Seite der *Phrasen vorgelegt. Um die Belege
sprachlich analysieren zu können, sind sie in verschiedene Klassen eingeteilt worden. Die *Phrasen
wurden zuerst nach der Wortart klassifiziert: Die Verben werden demzufolge gemeinsam erfaßt, so
wie die Adjektive, Interjektionen usw. Die Akronyme bilden eine eigene Klasse, auch wenn sie
Abkürzungen von Verben und Substantiven sind.
Viele der *Phrasen sind auf Englisch, da aber eine ausführliche Beschreibung des englischen
Einflusses auf die Chatsprache zu weit vom eigentlichen Thema weg führen würde, ist solch eine
Diskussion weggelassen worden. Damit sich die Fremdwörter von den deutschen *Phrasen besser
absetzen, sind sie jedoch in den Tabellen kursiv markiert worden.
Bevor die einzelnen Klassen vorgestellt werden, wird auf einige allgemeine Charakteristika der
Sprache in der Chatkommunikation eingegangen. Viele der *Phrasen treten in verschiedenen
Schreibweisen auf, die von den Dudenregeln der Rechtschreibung abweichen. Da diese
Abweichungen mit einer großen Regelmäßigkeit auftauchen, ist hier nicht anzunehmen, daß es sich
um einzelne Rechtschreibefehler der Chatter handelt, sondern Abweichungen, die in der
Chatsprache akzeptiert sind. Die unterschiedlichen Schreibweisen haben aber zur Folge, daß das
gleiche Wort oft mehrmals mit verschiedenen Schreibweisen in den Tabellen auftaucht.
Zu erwähnen ist, daß die Benutzer der Chatsprache die Umlaute ü, ä und ö weitgehend vermeiden.
gähnen kommt z. B. 18 mal als *gaehn* vor, im Vergleich mit *gähn*, das in elf Belegen
vorkommt. *grübel* und *gruebel* kommen gleich oft vor (zehn Belege). Statt ü wird auch oft y
gewählt. *grybel* (zweimal) und *grybl* (dreimal). Eine Ursache dieser Vermeidung könnte sein,
daß die Chatter an Rechnern sitzen, wo diese Buchstaben auf der Tastatur nicht vorhanden sind. Ein
6
Hinweis darauf ist, daß viele beim Chatten erzählen, daß sie sich nicht in Deutschland, sondern im
Ausland, befinden.
k: hier in usa tut sich allerhand l....rinderwahn.....
l: k: echt? in polen war noch keine kuh krank:)
Interessant ist auch, daß bei den deutschen Diphthongen oft eine andere Schreibweise bevorzugt
wird. eu wird z.B. oft oi geshrieben, wie bei *froi* , *hoil* und *soifz*. In der Verwendung der
Konsonanten liegen auch Unterschiede vor, f schreiben die Chatter manchmal als ph , Beispiele
sind *soiphz* und *phroi*. Hier könnte es sich um einen Einfluß des Englischen handeln. Am
Wortende wird ck manchmal zur gg wie beim *drygg*. Belege mit q am Wortende lassen sich auch
finden. Bei *duq* übernimmt q die Funktion von ck. Bei *qk* übernimmt das q sowohl das g wie
das u. (guck). Anzunehmen ist, daß eine Schreibweise mit einer verringerten Anzahl der
Buchstaben wegen der knappen Zeit gewählt wird. Wenn man einen Überblick über die
verschiedenen Schreibweisen erhalten möchte, kann die Anlage 2 eingesehen werden (Beispiele aus
der Klasse 1)
Eine Abweichung von der üblichen Schriftsprache ist die umfangreiche Verwendung von
Reduplikationen. Der Begriff Reduplikation wird in der Wortbildung hauptsächlich verwendet für
Bildungen durch Doppelung von Wörtern oder Wortteilen. Im Deutschen kommt die Reduplikation
meist in der Kindersprache vor (Popo, Wauwau, Töfftöff usw.) (Duden Grammatik, 1998: 439).
Mangels eines besseren Begriffs wird in dieser Arbeit der Begriff jedoch etwas erweitert, um auch
Doppelungen von Buchstaben einzuschließen, wie z.B. *griiiins* oder *knudddel*. Die
Reduplikationen in der Chatsprache sind jedoch kaum Neubildungen von Wörtern, sondern eher
Augenblicksbildungen, die zur Intensivierung des Gesagten in den *Phrasen dienen. Die
Reduplikation als Zeichen für Dehnung und Intonation in der *Phrase wird im zweiten Teil unter
parasprachliche Eigenschaften (Kap 3; Klasse 2) als Mittel der nonverbalen Kommunikation
ausführlicher behandelt.
Wiederholungen von ganzen Wörtern kommen im Korpus in folgenden vier Belegen vor:
*grummelgrummelgrummel*, *guckguck*, *wunderwunder* und *grübel grübel*. Oft redupliziert
wird auch das Akronym *g* (giggle), das in vielen *Phrasen*ggg*, *ggggggg* etc. geschrieben
wird. Interjektionen, die Laute ausdrücken, kommen in Angleichung mit der gesprochenen Sprache
oft in reduplizierter Form vor. Beispiele sind *hahaha* und *tztz*. Am gewöhnlichsten sind jedoch
Reduplikationen von Buchstaben, wie bei *gääääähn* oder *laaach*.
Ein weiteres Merkmal der *Phrasen sind Reduktionen von Buchstaben. Die Vokalreduktionen
zeigen deutlich den Einfluß der gesprochenen Sprache. *grybl* , *hystl* und *gruml* sind Bespiele
dieser Reduktionen. Die Belege *kicha* und *wunda* zeigen weiter die Angleichung der
gesprochenen Sprache. Diese sind Beispiele berlintypischer r-Vokalisierungen.
Besondere Fälle machen Schreibfehler aus. Ein Beispiel hierfür ist *rebi*. Auf den ersten Blick
denkt man, es ginge hier um eine Zusammenschreibung mit re. (Siehe Klasse 1d) Die
entsprechenden Chatdialoge zeigt aber, das es hier um eine Verwechslung der Buchstaben geht und
die *Phrase eigentlich *reib* lauten soll.
k: in die neuen haare
k: *rebi*
k: reib*
Im folgenden Beispiel ist der Tippfehler aus der Nähe der Tasten w und e entstanden.
7
d: *winpack*
d: oops einpack
Bei den erwähnten Beispielen sind die Schreibfehler leicht zu erkennen, da sie ja korrigiert werden.
Wegen des hohen Tempos beim Schreiben wird aber meistens keine Verbesserung vorgenommen.
Abweichungen von den Rechtschreibenormen in Form von Reduplikationen, Reduktion und
Schreibfehler kommen in fast allen Klassen vor. Eine ausführliche Untersuchung dieser Phänomene
wird aber nicht in jeder Klasse durchgeführt. Zum folgenden werden nun die sprachlichen Klassen
einzeln motiviert und beschrieben.
Klasse 1: Verben
Der größte Teil der *Belege im Korpus besteht aus Konstruktionen, in denen das Verb eine große
Rolle spielt. Das Verb steht entweder allein oder in Verbindung mit anderen Wörtern innerhalb der
Sternchen. Wichtig ist, daß die Verben, mit einigen Ausnahmen, nur als Stamm auftreten. Bei dem
Verb grinsen wird zum Beispiel nur *grins* geschrieben. Unklar ist hier, ob es sich um die infinite
Form grinsen oder die finite Form grinst oder grinse handelt.
In der Literatur sind verschiedene Meinungen zur Form der Verbstämme vertreten. Die
Verbstämme können z.B. als Reduktionsformen, die durch Kürzung des entsprechenden Verbs
gebildet sind, betrachtet werden. Diese Verben stehen denn für einfache finite Verbformen, ich
heule, es klirrt etc. (Duden Grammatik, 1998: 425)
Zu der Frage, ob die Verbstämme Reduktionsformen einer finiten oder infiniten Form sind, meinen
Runkehl, Schlobinski und Siever (1998: 109), daß die Verbstämme nicht generell als Ableitungen
einer finiten 3. Person-Singular-Konstruktion angesehen werden können. Sie betrachten diese
vielmehr als autonome Infinitkonstruktionen, die sich aus Inkorporierungsstrategien von prädikativ
gebrauchten Verbstämmen ableiten lassen. Die Frage der Form der Verbstämme wird in dieser
Arbeit weiter verfolgt.
Wo kommt der Gebrauch der Verbstämme her? Runkehl, Schlobinski und Siever geben zwei
Erklärungen. Die erste Erklärung ist, daß die Verbstämme ihren Ursprung in der Comicsprache
haben, da diese Formen in den Comics auftreten. In den Comics sind die Verbstämme Befehle, die
in der Folgezeile ausgeführt werden, wo die Verbstämme direkt in eine Prädikation überführt
werden. Es würde sich hier also um einen computerangewandten Gebrauch von Verbstämmen
handeln, der eine Erfindung von den Redakteuren der Comics Micky Maus und MAD ist. Diese
Verbstämme wurden in den fünfziger Jahren in die deutsche Sprache eingeführt, weil damals das
Problem aufkam, die englischen Soundwords ins Deutsche zu übersetzen. Die Verbindung zwischen
der Comicsprache und der Chatsprache scheint laut Runkehl u.a. aus drei Gründen glaubwürdig.
Erstens entspricht die graphische Markierung durch Sternchen der Markierung mit Sprechblasen in
den Comics. Zweitens sind die Verben in beiden Fällen expressive Verben und Handlungsverben.
Drittens sind es Jüngere, die sowohl dem Chatten und als auch den Comics näher stehen und sich
damit stärker identifizieren als Ältere. Die zweite Erklärung zum Gebrauch der Verbstämme ist eine
Mitentwicklung aus der MUD-Kommunikation, weil MUD zehn Jahre vor der Chatkommunikation
entwickelt wurde. MUDs sind textbasierte virtuelle Welten, die im Vergleich zu Computerspielen
keine graphische Oberfläche aufweisen und mit vielen anderen im Internet gespielt werden. MUDs
sind also Online-Spiele in Form von Chatkommunikation. Auch bei MUD sind die Verbstämme
Befehle, die in der Folgezeile ausgeführt werden. Ein Programmierer, der von Schlobinski
angemailt wurde, meinte jedoch, daß zwischen der Programmierung bei MUD und den
Infinitkonstruktionen kein Zusammenhang bestehe. (Runkehl, Schlobinski & Siever, 1998: 106)
8
a) Verbstamm
In dieser Klasse sind die *Phrasen, die aus einem Verbstamm bestehen, zu finden. Die Anzahl der
Tokens beträgt 931. Diese Zahl macht die Klasse zur größten Klasse der sprachlichen
Klassifizierung. 40,1% der *Phrasen im Korpus sind Verbstämme. Von den einzelnen Belegen
erscheint *lach* am häufigsten mit 68 Belegen. Mit 328 Types zeigt diese Klasse auch eine große
Variation auf. 36% der Types im Gesamtkorpus sind in dieser Gruppe wiederzufinden. Die große
Anzahl der Belege zeigt weiter, daß der Verbstamm der Normalfall für die *Phrase ist.
Bei der Klassifizierung ist von der Regel Gebrauch gemacht worden, daß alle Wörter, die als Verb
auftreten können, auch als Verben klassifiziert werden sollen. Hier geht es z.B. um Wörter, die oft
als Interjektionen verwendet werden, wie *patsch* und *plumps*. Da aber patschen und plumpsen
auch als Verben existieren, sind sie in der Klasse der Verbstämme zu finden.
Einige der Verben unter den Verbstämmen sind onomatopoetisch (lautmalerisch). Dies bedeutet,
daß sie klangliche Eindrücke wiedergeben sollen. Diese Verbstämme sind mit dem Kommentar
lautmal. unten in der Tabelle gekennzeichnet worden. Hier geht es zum Beispiel um die *Phrasen
*hicks*, *pfeif*, *hust* und *summ*.
Anzahl
68
45
42
27
27
25
23
22
19
18
13
12
11
11
10
10
9
9
9
8
8
7
7
7
6
6
5
5
5
5
5
5
4
4
4
4
Verbstamm
*lach*
*wink*
*grins*
*grummel*
*knuddel*
*seufz*
*freu*
*sing*
*duck*
*gaehn*
*gähn*
*knutsch*
*soifz*
*wunder*
*gruebel*
*grübel*
*grinz*
*hicks*
*kicher*
*denk*
*staun*
*drygg*
*hust*
*laechel*
*grunz*
*schauder*
*gacker*
*langweil*
*nerv*
*soiphz*
*wart*
*zwinker*
*drueck*
*drück*
*fluch*
*froi*
Kommentare
ae -> ä
oi -> eu
ue -> ü
lautmal.
lautmal.?
y -> ü, gg->ck (drücken)
lautmal.
ae -> ä
oi -> eu, ph -> f
ue -> ü
oi -> eu
9
4
4
4
4
4
4
4
4
4
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
*hüpf*
*meld*
*nick*
*schluck*
*summ*
*tret*
*troest*
*umarm*
*würg*
*abschleck*
*aerger*
*aufreg*
*feststell*
*floet*
*grybl*
*huestel*
*knuff*
*kotz*
*lechz*
*les*
*mampf*
*merk*
*patsch*
*plumps*
*prust*
*ruelps*
*scharr*
*schluchz*
*schäm*
*spuel*
*strahl*
*streck*
*such*
*träller*
*umschau*
*zap*
*zustimm*
*abgeh*
*ablach*
*abwink*
*aechz*
*anlehn*
*anmerk*
*anstrahl*
*aufdreh*
*bettel*
*droehn*
*erinner*
*erröt*
*feix*
*geniess*
*grybel*
*guck*
*hass*
*heul*
*hoil*
*jubel*
*keuch*
lautmal.
oe -> ö
ae -> ä
oe -> ö
y -> ü, Reduktion
ue -> ü, lautmal.
lautmal., auch als interj,
lautmal., auch als interj,
lautmal.
ue -> ü, lautmal.
ue -> ü
(zappen)
ae -> ä
oe -> ö
y -> ü
oi -> eu
10
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*kicha*
*knix*
*kreisch*
*lächel*
*metzel*
*nies*
*pfeif*
*popel*
*prost*
*roll*
*räusper*
*schluerf*
*schmunzel*
*schnarch*
*schnief*
*schnurr*
*schuettel*
*schwitz*
*snief*
*stolper*
*totlach*
*traeller*
*ueberleg*
*waelz*
*wein*
*wonk*
*wunda*
*wunk*
*wuschel*
*zitter*
**lueg**
**ruuuuelps**
*abhak*
*abreagier*
*abtauch*
*anbet*
*anbiet*
*anflatter*
*angrins*
*anhau*
*anknabber*
*anlaechel*
*anlaechl*
*annhem*
*anschmacht*
*anseh*
*anstreich*
*anstreng*
*auffang*
*aufleg*
*aufrappel*
*aufschreib*
*aufwach*
*aufzeig*
*beaeug*
*befehl*
*befuercht*
*bendeid*
kicher, lautmal.
lautmal.
lautmal.
lautmal.
ue -> ü
lautmal.
lautmal.?
lautmal.
ue -> ü
Schreibfehler (schnief), lautmal.
ae -> ä
ue -> ü
ae -> ä
(winken)
(wundern)
(winken)
ue -> ü
ue -> ü, Reduplikation, lautmal.
ae -> ä
ae -> ä, Reduktion
ae -> ä
ue -> ü
Schreibfehler (beneid)
11
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*beschliess*
*beschwer*
*bestaun*
*bewunder*
*bleh*
*burp*
*droh*
*druegg*
*dryck*
*duedel*
*duft*
*duq*
*erschreck*
*fetz*
*find*
*flatsch*
*flenn*
*flipper*
*fluecht*
*forder*
*frier*
*gaeaeaehn*
*gaeeeeeeeehn*
*gaehhhn*
*glaenz*
*gratulier*
*grien*
*griiiiins*
*groehl*
*gruebel gruebel*
*gruebl*
*gruewbel*
*grumel*
*gruml*
*grummelgrummelgrummel*
*grusel*
*grusl*
*guckguck*
*gääähhhn*
*gääääähn*
*hau*
*hciks*
*heul*
*hoff*
*humpel*
*hypf*
*hystl*
*ignorier*
*irritier*
*joohhll*
*jooohhll*
*jooohl*
*jooohll*
*jubel*
*kau*
*kitzel*
*klatsch*
*klick*
Englisch?
ue -> ü, (drücken)
y -> ü
ue -> ü
q -> ck
lautmal.. auch als Interj.
(flippern)
ue -> ü
ae -> ä, Reduplikation
ae -> ä, Reduplikation
ae -> ä, Reduplikation
ae -> ä
Reduplikation
oe -> oe
ue -> ü, Reduplikation
ue -> ü, Reduktion
ue -> ü, Schreibfehler (grübel)
Reduktion
Reduplikation
Reduktion
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Schreibfehler (hicks), lautmal.
y -> ü
y -> ü, Reduktion
Reduplikation, lautmal.?
Reduplikation, lautmal.?
Reduplikation, lautmal.?
Reduplikation, lautmal.?
lautmal.
lautmal.?
12
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*kn..*
*knabber*
*knet*
*knewtsch*
*knudddddddddel*
*knuddddddel*
*knuddäl*
*knudel*
*knurr*
*knuuutsch*
*knuuuutsch*
*knuuuuuuuuuuutsch*
*kompilier*
*kraul*
*kreihsc*
*krümel*
*laaach*
*laber*
*leck*
*leid*
*lins*
*lock*
*loicht*
*matsch*
*maul*
*mecker*
*moser*
*nachdenk*
*nachguck*
*nachles*
*neid*
*nuckel*
*petz*
*philosophier*
*phroi*
*pieeeeeks*
*pieks*
*pieps*
*platsch*
*pluender*
*prass*
*probier*
*qk*
*quengel*
*raekl*
*randalier*
*rebi*
*reib*
*rennnnnnnnnn*
*roechel*
*roehr*
*rotz*
*rüberreich*
*rülps*
*räkel*
*röchel*
*sabber*
*schaem*
Reduktion (knutsch)
Schreibfehler (knutsch)
Reduplikation
Reduplikation
ä -> e
Schreibfehler
lautmalerisch
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Schreibfehler (kreisch), lautmal.
Reduplikation
oi -> eu (leucht)
ph -> f, oi -> eu
Reduplikation
lautmal.
lautmal., auch als interj.
ue -> ü
q -> gu (gucken)
ae -> ä
Schreibfehler (reib)
Reduplikation
oe -> ö, lautmal.?
oe -> ö
ae -> ä
13
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*schau*
*schieb*
*schlyrf*
*schmatz*
*schmoll*
*schneuz*
*schnupper*
*schnurrr*
*schnüüf*
*schreck*
*schubber*
*schwuppz*
*schüttel*
*scroll*
*seufts*
*sinier*
*sinnier*
*snueff*
*spuck*"
*stoehn*
*surf*
*säufz*
*taetschel*
*tast*
*traeum*
*trauer*
*träum*
*tröt*
*tätschel*
*umaermel*
*umfall*
*umkukk*
*umphall*
*warn*
*wedel*
*wegrenn*
*wegschau*
*wegschmeiss*
*wehr*
*weiger*
*verbeug*
*verklick*
*verkuend+
*verneich*
*verneig*
*verschling*
*winpack*
*winsl*
*vormerk*
*wunderwunder*
*wusch*
*wühl*
*ybaleg*
*überleg*
*zeig*
*zugeb*
*zuguck*
*zusammentret*
y -> ü
Reduplikation
z -> s
Englisch
s -> z
Schreibfehler
?
oe -> ö, lautmal.?
ae -> ä
ae -> ä
ae -> ä
kukk -> guck
ph -> f
ue -> ü
ch -> g
Schreibfehler (einpack)
Reduktion
Schreibfehler (vermerk)
Reduplikation
y -> ü
14
1 *zweifel*
1 +knuddael*
Tokens 931, Types 328
ae -> ä
b) Finite Verben
Der Verbstamm überwiegt deutlich als Form in der Verbgruppe. Die finiten Verben machen nur
1,3% der Verben aus. Die können deshalb als Sonderfälle betrachtet werden. Diese Belege sind
aber in der Hinsicht interessant, daß sie Hinweise geben können, welche Form die Chatter in den
Verbstämmen eigentlich bezwecken. Die finiten Verben werden hauptsächlich in erster und dritter
Person Singular flektiert. Ein Beleg in dritter Person Plural Konjunktiv kommt jedoch auch vor. Die
geringe Anzahl der Belege ermöglicht einen Durchgang sämtlicher finiten Verben.
In dritter Person Singular kommen folgende Belege vor:
1. +seuft* noch ueber 1 monat bis zum skifahrn :(
2. zoegert*
3. puh, das war knapp *umschallt*
In erster Person Singular wurden diese Belege gefunden:
4.
5.
6.
7.
8.
winkt mal zum abschied. *winke* ;)
is erstmal wieder weg *winke*
essen is fertig.. *winke*
ok, nehme ich zur kenntnis, sollte aber nicht so ankommen... *einblende*)
*** P unbans *!*@*.pl *les* *aufatme*
Im letzten Beispiel kommt sowohl ein Verbstamm als auch ein finites Verb vor. Dies könnte damit
erklärt werden, daß der Verbstamm von atmen nicht auszusprechen ist (atm). Hier wird der Chatter
dazu gezwungen, ein finites Verb zu benutzen. Beleg vier ist auch interessant, da DrakkheN im
ersten Teil der Äußerung über sich selbst in dritter Person schreibt, dann aber trotzdem die Form
der ersten Person Singular in der *Phrase wählt. Das gleiche Phänomen liegt im Beispiel fünf vor.
Finite Verben kommen auch in weiteren Äußerungen vor. Hier stehen die *Phrasen nicht in
turnfinaler Position im Satz, sondern sind in der verbalen Äußerung integriert. In diesen Beispielen
nehmen die Sternchen eher die Funktion von Anführungsstrichen oder Kursivschrift an. Diese
*Phrasen müssen separat behandelt werden, da es sich hier nicht um nonverbale Kommentare
handelt. Diese *Phrasen kommen hauptsächlich in dritter Person vor. In vier der Belege handelt es
sich um Hilfsverben.
Belege in dritter Person Singular:
9. Es reicht schon das er überhaupt was gelernt *hat*. Damit ist er vielen anderen um einiges
Voraus
10. frauen *kann* man nicht verstehen
11. Du bist der erste hier der was ausprobieren *will*. Der gemeine User winselt nur rum ;)
12. *knuddelt* a voellig ueberraschend nocheinmal
13. *knuddelt* a durch...
In dritter Person Plural:
14. m: q: nunja. korrigier mich, aber die tools koennten die libc umgehen
m: q: ich redete von tools, nicht vom kernel.
15
Q: m: ja, *koennten*
Eine ausführliche Diskussion dieser Funktionen der Sternchen ist in Kapitel 3; Klasse 7 zu finden.
Anzahl
Finite Verben
3 *winke*
2 *knuddelt*
1 *hat*
1 *kann*
1 *koennten*
1 *will*
1 +seuft*
1 *zoegert*
1 *aufatme*
1 *einblende*
1 *umschallt*
Tokens: 14, Types: 11
Kommentare
1. Pers. Sing.
3. Pers. Sing.
Hilfsverb, 3. Pers. Sing.
Modalverb, 1./3. Pers. Sing.
Modalverb, 1./3. Pers. Plur., Konj.
Modalverb, 1./3. Pers.Sing.
3. Pers. Sing. Schreibfehler (seufzt)
3. Pers. Sing.
1. Pers. Sing.
1. Pers. Sing.
3. Pers. Sing.
c) Infinitive
Neben den Verbstämmen und den finiten Verbformen sind auch einige *Phrasen mit der ganzen
Inifinitivform im Korpus zu finden. Zu den Infinitiven werden auch die englischen Verben gezählt.
Diese können jedoch sowohl in erster Person Singular als auch als Infinitiv stehen. Hier sind sie als
Infinitive klassifiziert. Unter den englischen Verben sind auch zwei Verben in Ing-form. Die
englischen Verben machen mit 31 Tokens, 2,9% der *Phrasen aus. Unter den *Phrasen im Korpus
sind zwei deutsche Verben mit vollständigem Infinitiv vorhanden.
1. m: pi berechnen will ich
m: sofort
m: auf der stelle *g*
o: pi *berechnen*?
2. y: *duschen*
Bei *berechnen* sind die Sternchen eher als Anführungszeichen zu betrachten. *duschen* ist
jedoch indirekt ein nonverbaler Ausdruck.
Anzahl
Infinitive
5 *giggle*
4 *sigh*
4 *smile*
4 *yawn*
3 *bounce*
2 *shrug*
2 *thinking*
1 *burb*
1 *duschen*
1 *hug*
1 *schocking*
1 *try*
1 *berechnen*
2 *censored*
1 *clap*
Tokens: 33, Types: 15
Kommentare
kichern
seufzen
lächeln
gähnen
hüpfen
schütteln
Ing-Form, denken
rülpsen
umarmen
Ing-Form
versuchen
Perf. Part., zensiert
klatschen
16
d) Neue Wortbildungen
Die deutsche Sprache bietet große Möglichkeiten zur Bildung neuer Wörter. Die meisten Bildungen
sind jedoch Augenblicksbildungen, die nicht im Wörterbuch zu finden sind. Zum Beispiel sind bis
zu einem Drittel der in einem Zeitungstext vorkommenden Wörter nicht in einem Wörterbuch
verzeichnet. (Duden Grammatik, 1998: 409)
Die Aufnahme eines Ausdrucks in die Sprache nennt man auch Lexikalisierung. Lexikalisiert wird
ein Wort, wenn es von einem Sprecher oder einer bestimmten Sprechergruppe verwendet wird.
Lexikalisierung bedeutet demnach, daß ein Wort zum Wortschatz gehört und als solches bekannt
ist. (Eisenberg, 1998: 207). Das Wort muß nicht unbedingt im Wörterbuch verzeichnet sein.
Die Mehrheit der Wortbildungen dieser Klasse sind Präfixbildungen. In der deutschen Sprache
werden neue Verben einfach nach Gebrauch mit Hilfe eines Präfixes und eines schon vorhandenen
Verbs gebildet. Es gibt jedoch einen Übergangsbereich zwischen Präfixbildung und
Wortkomposition. Bei der Wortkomposition werden zwei vorhandene Wörter zu einem neuen Wort
zusammengefügt, z. B. Wohnungsbau. Die Präfixbildungen werden von den Wortkompositionen
unterschieden, da die Präfixe meistens nicht selbständig vorkommen können, oder wenn sie
vorkommen, dann in einer anderen, merkmalsstärkeren Bedeutung. (Duden Grammatik, 1998: 463)
Ein Beispiel dieser Präfixbildungen ist *anqshel* (ankuscheln). Das Präfix an trägt hier nicht die
volle Bedeutung der Präposition an, sondern ist hier abgeschwächt. *anqshel* und *ankuschel*
machen zusammen sieben *Phrasen aus und können deshalb als lexikalisierte Wörter betrachtet
werden, da sie zum Wortschatz der IRC-Sprache gehören.
Eine besondere Gruppe machen die Bildungen mit re aus, *reknuddel*, *reknutsch* etc. re ist ein
englisches Präfix und bedeutet ungefähr zurück/wieder. Beispiele für Wörter mit diesem Präfix sind
re-entry, resell, retire. In der Chatsprache ist re eine Abkürzung von dem englischen Wort replay
(antworten), das normalerweise bei der Beantwortung von E-mails benutzt wird (Runkehl,
Schlobinski & Siever, 1998: 94). Das re ist in der deutschen Sprache ein neues Präfix, weder in der
geschriebenen noch in der gesprochenen Sprache vorkommt. Die Verbindungen mit re stammen
also nicht aus der Umgangssprache, sondern aus der Fachsprache, der Computersprache.
In den Wortbildungen mit dem Präfix re hat re die Bedeutung von zurück oder gleichfalls. In
diesem Beispiel knuddelt der erste Chatter, der zweite Chatter knuddelt darauf zurück.
Wi: huhu M *knuddel* :-)))))))))))
M: hallo w *reknuddel*
Mit der folgenden Äußerung will der Chatter mitteilen, daß er in den Chatroom zurückgekommen
ist.
j: *resei*
Das Präfix re steht allerdings auch allein und trägt dann die Bedeutung zurück. Re wird in der
Funkton als Ortsadverbial interessanterweise nicht als *Phrase geschrieben.
m: re
W: huhu moghi :)
m: huhu dipsyyyyyyyyy
d: na ihrs :))
W: re d
17
d: re W :)
Einige der Bildungen mit re sind bei der Klasssifizierung in andere Klassen einsortiert worden.
Diese Belege sind *refreuknuddddddel* (Klasse 2; Ia: Letztstellung des Verbs,
Zusammenschreibung, Adverbial mit Verbstamm),
*reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääls* (Klasse 6: Substantive) und
*reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääääääääääääls* (Klasse 6: Substantive).
*knuddelknuschmalre* (Klasse 2, IIa : Erstellung des Verbs, Zusammenschreibung)
Zusammen mit den Belegen oben kommt die Anzahl der re-Bildungen auf 29 Vorkommen. Die
hohe Anzahl der Belege zeigt, daß diese Bildungsform im IRC konventionalisiert ist. Es geht aber
nicht um neue Wörter, sondern eher um eine neue Bildungsweise mit einem neuen Präfix. Die
Bildungen mit re kommen auch in anderen Sprachen vor. Das re wurde erst auf englischsprachigen
IRC-Kanälen verwendet und der Gebrauch hat sich nach und nach verbreitet. In den
Untersuchungen von Werry wird das re auch viel in französischsprechenden Kanälen verwendet
(Werry, 1996: 56).
Abgesehen von den Präfixbildungen sind in dieser Klasse auch Modifizierungen von Verben zu
finden. Hier wird von dem Mittel, das Verb durch eine Stammerweiterung zu ändern, Gebrauch
gemacht. Mit dem Stamm -el, sind die z.B. die Verbstämme *singel* (singen), *grinsl* (grinsen)
und *winksel* (winken) gebildet worden. Semantisch betrachtet geht es hier um verbale Diminutiva
mit der Bedeutung: die Tätigkeit schwach, nur andeutungsweise ausführen (Heydt und Wentschel,
1990: 83).
M: preaacher crucifiies mee *singel*
e: damit man seine linux soft auch benutzen kann *grinsel* ;)
Die Chatter sind sehr erfinderisch und führen auch eigene Ausdrücke beim Chatten ein. *gnigger*
wird dreimal benutzt, jedesmal von dem gleichen Chatter (D). Dieses Wort ist sowohl in englischen
(Norstedts engelsk-svenska ordbok, 1994) als auch in deutschen Wörterbüchern nicht zu finden
(Duden Universalwörterbuch, 1989). Aus dem Gespräch heraus könnte die Bedeutung von
*gnigger* eine Kombination von lachen und grinsen sein. Mit Schwedisch als Muttersprache denkt
man automatisch an das Wort gnägga (wiehern). D scheint ihr eigenes Wort erfunden zu haben, das
aber von allen im Kanal akzeptiert wird.
r: d: das tut doch WEH...
d: *gnigger*
d: nö
18
Anzahl
Neubildungen
1 *abknutsch*
1 *anflirt*
1 *angrien*
1 *anhüpf*
1 *ankuschel*
1 *anschmus*
1 *anstupss*
6 *anqshel*
6 *reknuddel*
4 *reknutsch*
2 *resei*
2 *rewink*
1 *refeststell*
1 *reknuddäääääääääääääääääääääääääl*
1 *reknuutsch*
1 *regnutschhhhhhhh*
1 *regrumml*
1 *rekn...*
1 *reknuddl*
1 *erknuddel*
1 *reknuddek*
1 *reknustch*
1 *reumarm*
2 *umknuddel*
1 *umflyggl*
1 *umknudddddddel*
3 *gnigger*
11 *grinsel*
2 *singel*
1 *galoppel*
1 *knurpsel*
1 *winksel*
1 *grinsl*
Tokens: 62, Types: 33
Kommentare
Bildung mit ab
Bildung mit an
Bildung mit an
Bildung mit an
Bildung mit an
Bildung mit an
Bildung mit an
Bildung mit an, q -> ku (ankuschel)
Bildung mit -re
Bildung mit -re
Bildung mit -re
Bildung mit -re
Bildung mit -re
Bildung mit -re, Reduplikation
Bildung mit -re, Reduplikation
Bildung mit -re, Reduplikation, Zwei Präfixe
Bildung mit -re, Reduktion
Bildung mit -re, Reduktion (reknutsch)
Bildung mit -re, Reduktion
Bildung mit -re, Schreibfehler
Bildung mit -re, Schreibfehler
Bildung mit -re, Schreibfehler
Bildung mit -re, zwei Präfixe
Bildung mit um
Bildung mit um
Bildung mit um, Reduplikation
eigene Erfindung
Stammerweiterung
Stammerweiterung
Stammerweiterung
Stammerweiterung
Stammerweiterung
Stammerweiterung, Reduktion
e) Mehrere Verben
Der Verbstamm kann mit weiteren Verbstämmen verbunden werden. Da diese *Phrasen
ausschließlich aus Verben bestehen, sind sie in eine Unterklasse der Klasse 1 zusammengefasst. Die
Zusammenschreibungen dienen erstens als Verstärkung der Gesamtbedeutung der *Phrase, wie bei
*jauljammerheul*. Zweitens werden in den Zusammenschreibungen völlig unterschiedliche Verben
kombiniert, wie bei *winkknuddeldrück*. Neun der *Phrasen bestehen aus zwei Verben, drei aus
drei Verben und eine aus vier Verben.
Eine Wortbildung mit Zusammensetzung von mehreren Verben ist im Deutschen nicht üblich. In
der Dichtung finden sich Gelegenheitsbildungen wie grinsheucheln 'grinsen und heucheln' und
schnaufwittern. Technische Fachsprachen tragen zur Bildungen wie trennschleifen und
streckwalzen bei. (Duden Grammatik, 1998: 450)
Die Zusammensetzungen in den *Phrasen müssen hier als Gelegenheitsbildungen betrachtet
werden. Die *Phrasen dieser Klasse müssen aber nicht als Bildungen neuer Wörter durch
Wortkomposition betrachtet werden, sondern können auch als Zusammenschreibungen von
mehreren Wörtern ohne Zwischenraum analysiert werden.
19
Anzahl
Mehrere Verben
1 *duckrenn*
1 *jammerjaul*
1 *jammerschniefheuljaul*
1 *jauljammerheul*
1 *knuddeldrueck*
1 *knuddelwuscheldrueck*
1 *mampfen-war*
1 *schlurfelhicks*
1 *troestknuddel*
1 *winkentu*
1 *winkknuddeldrück*
1 *sich vorstell*
1 *putzn muss*
Tokens: 13, Types: 13
Kommentar
v+v
v+v
v+v+v+v
v+v+v
v+v
v+v+v
v+v
v+v
v+v
v+v
v+v+v
v
v+mod.v
ue->ü
ue->ü
Bindestrich, Präteritum
oe->ö
Reflexives Verb, getrennt
Reduktion, Modalverb, getrennt
Klasse 2: Verbletztstellung mit Verbstamm
Viele der *Phrasen enthalten mehrere Wörter aus verschiedenen Wortarten. Zum größten Teil geht
es um Verben, die mit einem oder mehreren Verbergänzungen kombiniert werden. Die Mehrheit
der Zusammenschreibungen gehen vom Sprecher aus und enthalten deshalb kein Subjekt. Von der
Wortstellung her steht das Verb meistens am Ende der *Phrase. Die Verb-Letztstellung könnte
damit erklärt werden, daß es sich hier um Infinitivkonstruktionen handelt (*indietaschesteck* -> In
die Tasche stecken). Die Verbletztstellung wird jedoch nicht konsequent durchgeführt. Die
Erststellung des Verbs wird in Klasse 3 weiter behandelt.
Bei den *Phrasen kommt sowohl eine Zusammenschreibung als auch eine Getrenntschreibung der
Wörter in den *Phrasen vor. In der Anzahl überwiegen die Zusammenschreibungen. Mit 233
*Phrasen machen die Zusammenschreibungen 73,7% aller Verbletztstellungen aus. Warum
manchmal die Verbletztstellung zusammengeschrieben wird und manchmal nicht, läßt sich hier
nicht erklären. Andere meinen, daß, je komplexer die zu inkorporierende Phrase ist, desto
wahrscheinlicher eine Getrenntschreibung auftritt (Runkehl, Schlobinski & Siever, 1998: 109). In
diesem Korpus kann diese Schlußfolgerung nicht getroffen werden. Es finden sich zwar einige sehr
komplexe Konstruktionen unter den Getrenntschreibungen, zum größten Teil unterscheiden sich die
Zusammenschreibungen und Getrenntschreibungen aber nicht weiter im Grad der Komplexität.
Obwohl kein Unterschied in der Funktion der Schreibweise deutlich wird, werden hier jedoch die
Zusammenschreibungen und Getrenntschreibungen als unterschiedliche Phänomene betrachtet. Die
Getrenntschreibungen sind deshalb gesondert aufgeführt.
Bei Runkehl, Schoblinski und Siever sind die partiellen Zusammenschreibungen, wie in *anmuta
denk*, als eigene Gruppe aufgenommen. (1998: 109) In diesem Korpus scheint die partielle
Zusammenschreibung keine Bedeutung zu haben, denn sie kommt nur in zwei Konstruktionen vor.
Diese Konstruktionen sind in den Tabellen unter den Getrenntschreibungen aufgelistet.
I. Zusammenschreibungen
Im folgenden Abschnitt werden die Zusammenschreibungen näher untersucht. Um feststellen zu
können, aus welchen Bestandteilen die Zusammenschreibungen bestehen, ist eine Satzanalyse der
*Phrasen durchgeführt worden. Die *Phrasen sind daher nach dem Vorhandensein der Satzglieder
sortiert worden. Oft vorkommend sind Konstruktionen mit Adverbialen und Objekten. Die
Satzanalyse ist in der zweiten Spalte der Tabelle zu finden.
Die häufige Zusammenschreibung, die für die deutsche Chatkommunikation typisch ist, hängt
wahrscheinlich mit der Art der Bildung neuer Wörter in der deutschen Sprache zusammen. Durch
20
Zusammensetzung von Wörtern oder durch Verbindung mit Präfixen und Suffixen können neue
Wörter einfach gebildet werden. Die Produktivität der deutschen Gegenwartssprache ist auch
ungewöhnlich groß. Die Mehrheit der Neubildungen besteht aus Augenblicksbildungen, die nicht
nur im Sprachgebrauch eine große Rolle spielen, sondern auch auf eine Kreativität der Benutzer der
Sprache hinweist (Duden Grammatik, 1998. 409).
Eine zweite Betrachtungsweise ist auch möglich. Die Geschwindigkeit beim Tippen während des
Chattens ist oft hoch, denn die Chatter müssen die Sprache komprimieren, um möglichst viel
Äußerung mit möglichst wenigen Zeichen zu produzieren. Das Weglassen von Zwischenräumen
wäre hier ein Mittel der Komprimierung.
In der Zusammenschreibung werden in einigen Fällen Bindestriche verwendet. Im Korpus wurden
sieben Belege mit diesem Phänomen gefunden. *immer-noch-frier*, *auch-vermut*, mampfenwar*, *auf-mein-ex-raid-blick* *frauen-zu-verstehen* *hunger-hab* *mit-uni-schimpf*. Diese
Verwendung scheint sehr individuell zu sein, da Bindestriche nur von drei Chattern benutzt werden.
Die Chatter K und f stehen jeder für drei der Belege.
K: *mit-uni-schimpf*
K: *auch-vermut*
K: uni: du als betroffener kannst uns doch sicher sagen ob man mit 29 anfaengt *frauen-zuverstehen*?
f: so ich geh dann mla off. bis später *wink* *hunger-hab*
f: *immer-noch-frier*
f: wer ich? *mampfen-war*
m: +m hier steht, haelt sich eh keiner dran :) augustin... *auf-mein-ex-raid-blick*
Obwohl die *Phrasen überwiegend aus einem Hauptsatz bestehen, sind auch einige Belege mit zwei
Hauptsätzen gefunden worden . Unter den Zusammenschreibungen mit Letztstellung des Verbs sind
vier solcher *Phrasen vorhanden. Hier wird deutlich, daß die Zusammenschreibungen nicht nur bei
einfachen Sätzen möglich ist, sondern daß eine Zusammenschreibung auch bei sehr umfangreichen
Konstruktionen gewählt wird.
M: von mir auch *vombodenpflueckundfestdrygg*
M: *amkreuztanzundpfeif+
M: huch .. bardo?? *froihopsundumschling*
S: k, wie reizend!!!!!!.... *ultimativentzücktseiunddahinschmelz*;)))
C: k *nichtangrinsundauchnichtbeiss* bist ja bestimmt wieder auf arbeit *kicher*
a) Verbstamm mit Adverbial
In der folgenden Übersicht werden die *Phrasen nach den semantischen Merkmalen des Adverbials
sortiert. Die Reihenfolge entsteht nach der Anzahl der Belege. Die Adverbiale fungieren zu 51,9 %
21
der zusammengeschriebenen Verbletztstellungen wie ein Bestimmungswort in einem
Determinativkomposition. Unter den Adverbialen sind Modaladverbiale am häufigsten mit 55
Belegen (44%). Mit einem Modaladverbial wird ausgedrückt, in welcher Art und Weise die
Handlung ausgeführt wird, wie bei *freuknuddel*. Lokaladverbiale kommen in 50 *Phrasen vor
(40%). Das Adverbial Pronominaladverb rum, umgangsprachlich für herum, tritt in vielen *Phrasen
auf (es ist hier als Adverbial behandelt worden). In nur drei der Zusammenschreibungen ist das
Adverbial ein Instrumentaladverbial. In zehn der *Phrasen sind temporale Adverbiale vorhanden.
Zusammenschreibungen mit einem Verb und zwei Adverbialen kommen in sieben Belegen vor,
hauptsächlich mit einem Modaladverbial und einem Lokaladverbial. Eine Ausnahme ist
*kurzrumrandalier *, das aus einem Temporaladverbial und einem Lokaladverbial besteht. Ein
Sonderfall ist auch die *Phrase *extremelydurchwuschelingknuddelingundsofort*. Hier sind zwei
Adverbiale vorhanden, extremely als Modaladverbial und sofort als Temporaladverbial. Das
Interessante an dieser *Phrase ist aber die Mischung aus englischen und deutschen Morphemen. Die
Ing-Form, die eine gerade sich abspielende Handlung beschreibt, wird hier bei deutschen Verben
angewandt, knuddeling und wuscheling. Die Ing-Form ist jedoch eine Verbflexion, die in der
deutschen Sprache nicht möglich ist. Hier geschieht auch eine Mischung im Rahmen des
Vokabulars: Das englische Wort extremly wird zusammen mit deutschen Wörtern benutzt.
Wie bei den eingliedrigen *Phrasen wird unter den Zusammensetzungen meistens nur der
Verbstamm benutzt. In dieser Klasse finden wir auch interessante Belege zu der Frage, ob die
Verbstämme nun vorzugsweise eine finite oder infinite Verbform aufweisen. Bei dem Verb wollen
vermeiden die Chatter den Stamm woll und wählen stattdessen die finite oder infinite Form.
f: *auchwill*
f: openbse? jau. *aucuhwill*
D: *auchabhauenwill*
w: *auchhabenwollen*
Die Zusammenschreibungen mit sein zeigen jedoch eher die Tendenz zum Infinitiv. In den neun
Prädikativen dieser Klasse wird nicht die finite Form in erster oder dritter Person gewählt, sondern
die Wurzel sei, wie *verwirrtsei*.
In zwei *Phrasen wird das Präsens Partizip zusätzlich zum Infinitiv benutzt.
*entschuldigungsuchendschau*, *freudigerwartendrueberreich*
In den Zusammenschreibungen wird der Artikel oft assimiliert, Bespiele in dieser Klasse sind
*mitmkochlöffelwink*, *aufnkalenderschau* und *aufnschoß´hoppel*. Hier ist noch ein weiteres
sprachliches Mittel zur Angleichung an die gesprochene Sprache festzustellen. Artikel sowie
Präpositionen werden auch in vielen der *Phrasen ganz weggelassen; dies ist dann wieder ein
sprachökonomisches Mittel.
Anzahl
1
1
1
1
4
2
Adverbial
*mitdemkrückstockfuchtel*
*mitkopfnick*
*mitmkochlöffelwink*
*umdenschuppigenhalsfall*
*wechlach*
*rumwink*
Satzanalyse
instr+v
instr+v
instr+v
lok+attr.+v
lok+v
lok+v
Kommentare
Assimilation (m->einem, dem)
22
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*rumwonk*
*aufdiekniefall*
*aufmichzeig*
*aufnkalenderschau*
*aufnschoß´hoppel*
*auftopiczeig*
*beimprovideranruf*
*draufzeig*
*hinterherwink*
*imbodenversink*
*imkaffeerumfisch*
*indieküchesprint*
*indietaschesteck*
*insbettschups*
*insteinbeiss*
*loshusch*
*loshüpf*
*rausplumps*
*reingcuk*
*reinhypf*
*reinschlenz*
*rumbastel*
*rumbounce*
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*rumdribbl*
*rumgroove*
*rumhypf*
*rumidle*
*rumlauf*
*rumnuschl*
*rumpust*
*rumrock*
*rumschnupf*
*rumwühl*
*rumzick*
*umeuchrumspring*
*wechduck*
*wegsei*
*zupodenknuddl*
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
1
1
1
1
4
3
1
1
*zurowischiel*
*zurücklehn*
+zu-boden-schau*
*amkreuztanzundpfeif+
*freuknuddel*
*rotwerd*
*auch-vermut*
*auchwill*
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
1 *aucuhwill*
mod+v
1
1
1
1
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
*ausgehungertanschau*
*besorgtgugg*
*breitestensgrins*
*doppelseufz*
wonk -> wink
Assimilation (n->einen)
Assimilation (n->einen)
Schreibfehler
Engl. (hüpfen), vollständiges
Infinitiv
Reduktion
Engl. vollständiges Infinitiv
y->ü
Engl. (faulenzen), Infinitiv
Prädikativ
Schreibfehler (poden->boden),
Reduktion
rowi=Name
2 Hauptsätze
Bindestrich
Finites Verb, 1./3. Pers. Sing.,
Modalverb
Finites Verb, 1./3. Pers. Sing.,
Modalverb, Schreibfehler
gg ->ck
Superlativ
23
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*dunkelerinner*
*ebenfallsverneig*
*empörtschau*
*entrüstetguck*
*entschuldigungsuchendschau*
*fastgedachthab*
*fiesguck*
*frechfrag*
*freudigerwartendrueberreich*
*freuknuudel*
*fuchtelwink*
*gespanntlausch*
*gespanntsei*
*gestresstwirk*
*grosszuegigsei*
*gutmütigsei*
*lautlach*
*liebguck*
*liepgugg*
*lüsterngrins*
*madlaugh*
*matschigfuehl*
*mitfreu*
*muedewink*
*nervoeswerd*
*neugierigsei*
*ruhigsei*
*schlapplach*
*traenenueberstroemtanschau*
*vergewaltigungkreisch*
*verwirrtguck*
*verwirrtsei*
*verwundertgugg*
*vielschlauersei*
*zerknittertfuehl*
*zufaulsei*
*auchabhauenwill*
*auchhabenwollen*
*froihopsundumschling*
*heftigstzerknuddel&wuschel&so*
*refreuknuddddddel*
*nochmawink*
*nommaknuddäääääääääääääääääääääl*
*schonmalauszieh*
*immer-noch-frier*
*weiterhau*
*weiterklick*
*weiterkraul*
*weiterkrümel*
*wiederaufrappel*
*gierigaufnfischstarr*
*imkalenderrotanstreich*
*kurzrumrandalier*
*schlaefrigansherzzieh*
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v+mod.v
mod+v+mod.v
mod+v+v
mod+v+v+mod.part
re+mod+v
temp+mod.part+v
temp+mod.part+v
temp+mod.part+v
temp+v
temp+v
temp+v
temp+v
temp+v
temp+v
mod+lok+v
lok+mod+v
temp+lok+v
mod+lok+v
Präsenspartizip
Perfektpartizip
ue->ü., Präsenspartizip
Reduplikation
Prädikativ
ue->ü, Prädikativ
Prädikativ
p->b, gg->ck
Englisch, Infinitv
ue->ü
ue->ü
oe->ö
Prädikativ
Prädikativ
ae->ä, oe->ö
Prädikativ
gg->ck
Prädikativ
ue->ü
Prädikativ
Finites Verb, Modalverb
Infinitiv, Modalverb
2 Hauptsätze
Zusammenschreibung mit &
Reduplikation
(noch einmal,) ä->e, Reduplikation
Bindestrich
2 Adverbiale
2 Adverbiale
2 Adverbiale
2 Adverbiale
24
1 *ultimativentzücktseiunddahinschmelz*
1 *vombodenpflueckundfestdrygg*
1 *zusammenhanglosinchannelfluch*
1 *extremelydurchwuschelingknuddelingundsofort*
Tokens: 125, Types: 115
mod+v+lok+v
lok+v+mod+v
mod+lok+v
mod+v+v+temp
2 Adverbiale, 2 Hauptsätze
2 Adverbiale, 2 Hauptsätze
2 Adverbiale
2 Adverbiale
b) Verbstamm mit Objekt
Die Zusammenschreibung mit einem oder mehreren Objekten kommt neben den Adverbialen
häufig vor. In den meisten Fällen ist ein Akkusativobjekt vorhanden, wie bei *starfrogknuddel*.
Die Verwendung von Präpositionen kommt selten vor, ein der wenigen Belege ist
*mitdenaugenroll*.
Eine Schwierigkeit bei der Klassifizierung ist die Unterscheidung zwischen
Instrumentaladverbialen und Objekten. Bei den Fällen, wo das Bestimmungswort die Handlung des
Verbs beschreibt, wurden die *Phrasen den Instrumentaladverbialen zugeordnet. Ein Beispiel hier
ist *mitkopfnick*. Die Bestimmungswörter (mit Kopf) erklären wie das Nicken ausgeführt wird.
Dieses im Vergleich mit *mitdenaugenroll*, wo die Augen die Hauptbedeutung der Handlung
tragen.
In dem Korpus wurden einige *Phrasen mit zwei Objekten gefunden. Diese sind ganz unten in der
Tabelle zu finden. Diese *Phrasen enthalten sowohl ein Akkusativ- als auch ein Dativobjekt. Sie
zeigen, daß auch komplexe Verbgefüge als *Phrasen funktionieren. Die beiden Objekte haben hier
die Funktion zweier Bestimmungswörter. *meimerhinhalt* heißt folglich M einen Eimer hinhalten.
In der *Phrase *aosnnenbrilleaufsetz* gibt es einen dialektalen (bair.) Artikel -a. Der Satz enthält
zwar ein Schreibfehler, anzunehmen ist aber, daß der Satz A Sonnenbrille aufsetzen heißen soll. Es
könnte auch der unbestimmte Artikel des Englischen sein. Eine Erklärung zu dieser Wahl könnte
sein, daß beide Formen kürzer sind und der Chatter damit Zeit spart.
Ein Sonderfall macht die *Phrase *zurbegrüßungeinwinzigkleinesflämmchenhüstel* aus. Zur
Begrüßung ist ein Temporaladverbial. Von der Konstruktion her weist diese *Phrase einen für die
Chatkommunikation ungewöhnlich hohen Stil auf. Die *Phrase *musikausmachweilohrenwehtun*
zeigt, daß auch Hauptsätze und Nebensätze zusammengeschrieben werden können.
Eine Konstruktion, die eine Bemerkung Wert ist, ist auch *frauen-zu-verstehen*. Infinitiv mit zu
kommt nur in diesem einen Beleg vor. Beim näheren Studieren der Äußerung ist jedoch
festzustellen, daß die Sternchen in dieser *Phrase eher als Anführungszeichen benutzt werden.
K: u: du als betroffener kannst uns doch sicher sagen ob man mit 29 anfaengt *frauen-zuverstehen*?
Bei der *Phrase *dichmalknuddeln* wurde eine direkte Anrede mit persönlichem Pronomen
verwendet. In den *Phrasen wird sonst der Name des Angesprochenen verwendet, wie bei
*wknuddel*. Bei *dichmalknuddeln* ist der Name des Angesprochenen stattdessen aus der *Phrase
ausgeschlossen. Der Name des Angesprochenen ist im Chat eigentlich eine Notwendigkeit, da viele
parallele Gespräche gleichzeitig laufen.
M: *dichmalknuddeln* M
25
Anzahl
3
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Objekt
*wknuddel*
*kopfschuettel*
*wasseraufsetz*
*zungerausstreck*
*zurbegrüßungeinwinzigkleinesflämmchenhüstel*
*dichmalknuddeln*
*ahau*
*an_lockenwickler_denk*
*aabschleck*
*aosnnenbrilleaufsetz*
*armheb*
*arschheb*
*arschleck*
*aufdendeppenzeig*
*aufmailwart*
*auf-mein-ex-raid-blick*
*augenbraueheb*
*augenzuhalt*
*beulereib*
*buchfallenlass*
*bugsuch*
*denrestliederdenk*
*eierkraul*
*fassanschlag*
*faustball*
*feuereich*
*frauen-zu-verstehen*
*frustwegkick*
*gknuddel*
*grosseaugenkrieg*
*großeohrenhab*
*gutenachtkußgeb*
*halskratzenhab*
*handschüttel*
*hungerhab*
*hunger-hab*
*jwuschel*
*kicklochvergroesser*
*knochenhinwerf*
*kochloeffelraushol*
*konfettiwerf*
*kopfschyttl*
*lasagnewarmmach*
*lichtmach*
*lötkolbenmiteinpack*
*mailannehm*
*mareboot*
*mknuddel*
*mitdenaugenroll*
*mit-uni-schimpf*
*mohrrüberschnapp*
*mutaberuhig*
Satzanalyse
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
adv+obj(attr.)+v
obj+mod.part+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
Kommentare
w=Name
ue->ü
Direkte Anrede,Infinitiv
a=Name
a=Name
Engl. (a->eine), Schreibfehler
Bindestrich
g->ck
Schreibfehler (feuerreich)
Bindestrich, Infinitiv mit zu
g=Name
Bindestrich
j=Name
oe->ö
oe->ö
y->ü, Reduktion
Englisch
m=Name
Bindestrich
26
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*mutterärgern*
*nasedreh*
*netscapestart*
*panmauz
*panmauz*
*peitscheraushol*
*rechtgeb*
*reinseif*
*rzustimm*
*ruteraushol*
*samstagn8zitier*
*schulternzuck*
*schulterzuck*
*selbstbedauer*
*sknuddel*
*stimmüb*
*tknuddel*
*zeitlosesschnarch*
*zigaretteanbiet*
*zungeabbeiss*
*zungeverknot*
*michdranerinnernmuss*
*musikausmachweilohrenwehtun*
*revanchistsei*
*arbeithoppel*
*meimerhinhalt*
*seinebananereinsteck*
1 *taschentuchdermgeb*
1 *trechtgeb*
1 *netscapebeimabstürzenzuseh*
Tokens: 87, Types: 82
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v+v
obj+v+weil+obj+v
präd+v
obj+v
obj+obj+v
obj+obj+v
obj+obj+v
obj+obj+v
obj+obj+v
Ganzes Infinitiv
p=Name
p=Name
r=Name
r=Name
n8->nacht
s=Name
t=Name
Reflexives verb+Modalverb
Hauptsatz+Nebensatz
Prädikativ
m=Name, dat.obj +ack.obj.
ue->ü, schmuel=Name,
ack.obj.+dat.obj.
m=Name, ack.obj.+dat.obj
t=Name
c) Verbstamm mit Adverbial und Objekt
Noch komplexer sind die *Phrasen, die sowohl ein Objekt als ein Adverbial beinhalten. Hier sind
vor allem Lokaladverbiale im Zusammenhang mit Objekten vorhanden (12 Belege), wie
*dintrocknersteck*. Unter den Zusammenschreibungen sind auch Modaladverbiale wie z.B.
*rheftigerschreck* (3 Belege) und Temporaladverbiale, *nochmalpointknuddel* (1 Beleg). In zwei
der Phrasen sind neben dem Objekt zwei Adverbiale vorhanden, *kurzallesrumbetröht*,
*wmalsanftkitzel*. In acht der Phrasen ist das Objekt ein Gesprächspartner im Chatroom.
In der *Phrase *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* ist mit den Füßen als
Instrumentaladverbial klassifiziert worden, da mit den Füßen eine Antwort auf die Frage ist, mit
welchem Mittel nach der Fernbedienung gefischt wird.
Ein gutes Beispiel der abgekürzten Sprache in der Chatsprache ist *auchnenthinstell* (auch einen
Tee hinstellen). Hier muß man den Zusammenhang kennen, um zu wissen, daß es sich um das
Decken eines Frühstückstisches handelt. Mit Assimilation (nen), Abkürzung (t) und
Zusammenschreibung wird die Anzahl der Zeichen verringert.
27
Anzahl
Adverbial+Objekt
1 *7zubodenknutsch*
1 *auchnenthinstell*
1 *dintrocknersteck*
1 *fingerausmfensterhalt*
1 *kurzallesrumbetröht*
1 *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch*
1 *musiklautmach*
1 *nochmalpknuddel*
1 *papierkugelnachpsmundwerf*
1 *pfefferdraufstreu*
1 *raufdenrueckenklopf*
1 *rheftigerschreck*
1 *schweißvonderstirnwisch*
1 *strichaufderstrichlistemach*
1 *teppichdrüberzieh*
1 *wiinpapproehresteck*
1 *wildberrymalsanftkitzel*
Tokens: 17, Types: 17
Satzanalyse
obj+lok+v
mod+obj+v
obj+lok+v
obj+lok+v
temp+obj+lok+v
instr+obj+v
obj+mod+v
temp+obj+v
obj+lok+v
obj+lok+v
obj+lok+v
obj+mod+v
obj+lok+v
obj+lok+v
obj+lok+v
obj+lok+v
obj+mod.part+mod+v
Kommentare
7=Name
Assimilation (nen->einen),
Abkürzung t->Tee
d=Name
Assimilation (ausm->aus dem)
betröht?
p=Name
p=Name
ue->ü, r=Name
r=Name
oe->ö, w->Name
w=Name
d) Verbstamm mit Subjekt
Das Bestimmungswort kann auch ein Subjekt sein. In dem Korpus sind zwei Belege mit dem
Subjekt Magen gefunden. Hier könnte es sich aber auch um abgekürzte Substantivbildungen
handeln: das Magenknurren, das Magengrummeln.
s: wer holt mir was zu essen?
s: *magenknurr*
Anzahl
Subjekt
1 *magengrummel*
1 *magenknurr*
Tokens:2, Types: 2
subj+v
subj+v
Kommentar
magen=Subj?
magen=Subj?
e) Verbstamm mit Negation
Die *Phrasen mit einer oder mehreren Negationen sind in eine separate Klasse plaziert worden.
Hier wurde die Wahl getroffen, alle *Phrasen, die etwas Negatives beinhalten, in einer Klasse
zusammenzufassen; nichts und kein in den *Phrasen sind zusätzlich negierte Indefinitpronomina
(Heydt & Wentschel, 1990: 228) Nicht wird als Negationspartikel aufgeführt (Heydt & Wentschel,
1990: 294).
Der umgangssprachliche Einfluß wird u.a. deutlich durch die Wahl von nix statt nichts. Die
Wortwahl hat sicherlich auch sprachökonomische Gründe, mit nix spart man drei Buchstaben. Eine
Konstruktion mit zwei Hauptsätzen ist in *nichtangrinsundauchnichtbeiss* zu finden.
Anzahl
1
1
1
1
1
1
Negation
*keingeldhab*
*nichtangrinsundauchnichtbeiss*
*nichtgewohntsei*
*nichtgutfind*
*nixdavonweiss*
*nixkapier*
Satzanalyse
neg+obj+v
neg+v+mod+neg+v
neg+mod+v
neg+mod+v
neg+obj+v
neg+v
Kommentare
2 Hauptsätze
Prädikativ
nix ->nichts (ugs.)
nix ->nichts (ugs.)
28
1 *nixraff*
1 *nixversteh*
Tokens: 8, Types: 8
neg+v
neg+v
nix ->nichts (ugs.)
nix ->nichts (ugs.)
f) Verbstamm mit Modalpartikel
Modalpartikel kommen in vielen Zusammenschreibungen vor, jedoch immer im Zusammenhang
mit anderen Satzgliedern. In dieser Klasse sind die Zusammensetzungen aufgeführt, wo das Verb
nur mit einem Modalpartikel zusammengeschrieben ist.
In der *Phrase *maumknoedel* spielt der Chatter mit dem Verb knuddeln. Eine Vokalverschiebung
von u zu ö findet hier statt.
Anzahl Modalpartikel
1 *malsoknutsch*
1 *maumknoedel*
Satzanalyse
mod.part+v
mod.part+v
Kommentare
Reduktion (ma->mal), knoedel>knuddel?
Tokens: 2, Types: 2
II. Getrenntschreibungen
In der Mehrheit der Verbletztstellungen, 73,7 %, werden die Wörter zusammengeschrieben. Mit
26,3% Tokens nehmen die Getrenntschreibungen jedoch einen erheblichen Raum ein. Die Klasse
der Verbletztstellung mit Getrenntschreibung ist in gleicher Art und Weise wie die Klasse 2.I
gegliedert. Auch hier ist eine Satzanalyse durchgeführt worden und die Unterklassen nach den
Satzgliedern der Bestimmungswörter eingeteilt.
a) Verbstamm mit Adverbial
Die Getrenntschreibungen mit einem Adverbial als Bestimmungswort machen mit 17 Belegen
24,4% der Getrenntschreibungen aus. Die Adverbiale sind Lokaladverbiale(38%) und
Modaladverbiale (59%). In einem Fall kommt auch ein Temporaladverbial vor. In *bedripst auffem
channelfussboden sitz* kommt sowohl ein Modal- als auch ein Lokaladverbial vor.
*auffe uhr guck*, *uffe finga patsch*, *bedripst auffem channelfussboden sitz* enthalten
Assimilationen des Artikels nach Präposition. Assimilationen dieser Art sind der mündlichen
Sprache angepaßt.
In *verschlafen und verdaddertguck* ist einer der partiellen Zusammenschreibungen zu finden.
Anzahl
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
1
1
Adverbial
*ans hirn klatsch*
*auf uhr qk*
*auffe uhr guck*
*nach Stadtplan kram*.
*tief im linux wissen kram*
*uffe finga patsch*
Satzanalyse
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
lok+v
*vor cord verneig*
*vor nugger verneig*
*aktiv werd*
*erstaunt guck*
*freundlich tret*
*gespannt sei*
*muede qk*
*schenll sei*
lok+v
lok+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
Kommentare
q->gu
Assimilation (auffe->auf die)
Ass. (uffe->auf die), rVokalisierung (finga->finger)
ue->ü, q->gu
Prädikativ
29
1 *schweinegeil fyl*
1 *selbstverliebt gugg*
1 *verschlafen und verdaddertgukk*
1 *verwirrt sei*
1 *bedripst auffem channelfussboden sitz*
1 *megamonstermaessig auf heute abend freu*
Tokens: 21, Types: 21
mod+v
mod+v
mod+v
mod+v
mod+lok+v
mod+temp+v
y->ü
gg->ck
kk->ck, Partielle
Zusammenschreibung
Assimilation (auffem->auf dem)
b) Verbstamm mit Objekt
In den getrennt geschriebenen *Phrasen kommen Objekte oft als Bestimmungswort vor. Mit 50%
der Getrenntschreibungen ist diese Klasse die größte Klasse innerhalb Klasse 2.II. Unter den
Objektkonstruktionen wurden drei Konstruktionen mit einer zusätzlichen Getrenntschreibung
gefunden: *küßchen zu wirf*, *kuchen hin stell* und *Hirn windungen roest*. Hier trennen die
Chatter in der IRC-Sprache solche Wörter, die nach den Rechtschreiberegeln eigentlich
zusammengeschrieben werden sollten.
In der *Phrase *doch ein Bedener-bub bin* benutzt der Chatter eine finite Form des Kopulaverbs
sein. In den *Phrasen mit sein als Basis wird in diesem Korpus normalerwese die Kurzform sei
verwendet.
Die partielle Zusammenschreibung tritt in dieser Klasse auch auf: *anmuta denk*.
Anzahl
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Objekt
*p anschiehl*
*h auslach*
*w troest*
*w anlaechel*
*was nehm*
*uzuz lauter mach*
*tättowierset einpack*
*suppe ess*
*stöckchen werf*
*stress mach*
*stinkenden Qualm wegmach*
*preis verleih*
*mukke aufdreh*
*m beaeug*
*mexikanische Schokolade trink*
*mal nen eiswuerfel reich*
*ma d schmatz*
*l tröst*
*küßchen zu wirf*
*kuchen hin stell*
*ISC abspiel*
*Hirn windungen roest*
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
*h beaeug*
*ghettoblaster answitch*
*gehirn einschalt*
*frischgepreßten o-saft schlüf*
*frischgebackenes brot eß*
*fischfilet francaise futter*
*fisch ryberschieb*
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
Kommentar
p=Name
H=Name
w=Wildberry
w=Wildberry
uzuz?
mukke?
m=Name, ae->ä
Assimilation. (nen->einen)
d=Name
l=Name
Zusätzliche Trennung zuwerfen
Zusätzliche Trennung hinstellen
oe->ö, Zusätzliche Trennung
Hirnwindung
h=Name, ae->ä
Schreibfehler
y->ü
30
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*essen koch*
*doch ein Bedener-bub bin*
*die restlichen pfennige zähl*
*den rst wegschieb*
*corum tret*
*chemie mit himbeergeschmack trink*
*cam anschalt*
*brodel koch*
*augen roll*
*auf der suche nach einem mann sei*
*anmuta denk*
1 *aeuglein reib*
1 *2. frühstück verdrück*
1 *"beschissen" mal zum adjektiv erheb*
Tokens: 43, Types: 43
obj+v
präd+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+v
obj+obj+v
Prädikativ, fintites Verb
Schreibfehler (rst->rest)
Prädikativ
Partielle Zusammenschreibung,
muta=Name
ae->ä
2 Objekte
c) Verbstamm mit Adverbial und Objekt
In dieser Klasse sind einige komplexe Konstruktionen zu finden. Die *Phrase *ergo I egal was de
sachst in zukunft ich reagier nicht mehr drauf* enthält einen Hauptsatz und einen Nebensatz. Hier
gibt es eine direkte Anrede mit persönlichem Pronomen (de), außerdem wird das Subjekt realisiert
(ich).
Eine Konstruktion mit Hauptsatz und Nebensatz lässt sich auch in der *Phrase *m auf die buehne
schubs, wo tausend gaffer davorstehen* finden.
Ein finites Verb finden wir in der *Phrase: *M auf m Schoss umdreh und mal auf n Hintern haut*.
Bemerkenswert ist hier, daß in der Konstruktion einmal ein Verbstamm (umdreh) und einmal eine
finite Form (haut) vorkommt. Dies deutet auf eine Unbewußtheit in der Verwendung der
Verbformen hin.
Anzahl
1
1
1
Adverbial+Objekt
*am camillentee die hände wärm*
*ankuschel und dich überall streichel*
*bill mal feuer unterm hintern mach*
1 *M auf m Schoss umdreh und mal auf n Hintern haut*
1 *M auf n SChoss zieh*
1 *M auf n Schoss zihe*
1 *m auf die buehne schubs, wo tausend gaffer
davorstehen*
1 *mir eh schon einen ab*?
1 *mir geht schon einer ab*
1 *r nochmal knuddel*
1 *sofort fuer hose of love anmeld
1 *traenen aus den Augen wisch*
1 *grad Fogt saug*
1 *ergo I egal was de sachst in zukunft ich reagier nicht
mehr drauf*
Tokens: 14, Types: 14
Satzanalyse
lok+obj+v
v+obj+lok+v
obj+mod.part+obj+lo
k+v
obj+lok+v+mod.part
+lok+v
obj+lok+v
obj+lok+v
obj+lok+v, obj+v
obj+temp+subj
obj+temp+subj
obj+temp+v
temp+obj+v
obj+lok+v
temp+obj+v
obj+v,
temp+subj+v+mod
Kommentare
Direkte Anrede (dich)
Dat.obj+Ack.obj, Ass, (unterm>unter dem)
Zwei Hauptsätze, Ass. (m->dem, n>den), m=Name, finites Verb
Ass. (n->den), m=Name
Ass. (n->den), m=Name
ue->ü, Hauptsatz+Nebensatz
Schreibfehler (eh)
einer=Subjekt
r=Name
ue->ü
ae->ä
Direkte Anrede (de), ergo I=Name,
Hauptsatz+Nebensatz
d) Verbstamm mit Subjekt
31
Wie bei den Zusammenschreibungen wurden hier auch einige *Phrasen mit Subjekt als
Bestimmungswort gefunden. In dem ersten Beleg *angst ausbricht* geht nicht eindeutig aus dem
Zusammenhang hervor, ob es sich hier um eine allgemeine Angst handelt Angst bricht aus oder ob
der Chatter Angst bekommt: Ich breche in Angst aus. Ein Argument für den ersten Fall ist, daß das
finite Verb in dritter Person steht ( bricht).
p: okeh das ist voll der gemeine brutalo macho
p: ;)
u: oh. *angst ausbricht*
Anzahl Subjekt
1 *angst ausbricht*
1 *groschen fall*
Tokens: 2, Types: 2
Satzanalyse
subj+v
subj+v
Kommentare
angst=Subjekt
groschen=Subjekt
e) Verbstamm mit Negation
Die Konstruktionen mit einem negativen Bestimmungswort sind in einer Klasse zusammenfaßt
worden. Wie bei den Zusammenschreibungen wird nix statt nichts verwendet. In allen Belegen mit
nicht kommt eine Tilgung vom letzten t vor (nich ->nicht). Bei *nich aufgestanden* wird die
Tempusform Perfekt durch das Partizip angedeutet. In *aba nicht tippn koenn* ist eine rVokalisierung festzustellen.
Anzahl
1
1
1
1
Negation
*nix mehr dazusag*
*nix lastenausgleich betreiben mit ethX
*nich aufgestanden*
*aba nich tippn koenn*
1 *nich kenn und nicht bedauer*
1 *noch nich weiß, was ich trinken soll*
neg+obj+v
neg+obj+v+obj
neg+v
neg+v+mod.v.
neg+v+neg+v
temp+neg+v,
pron+subj+v+mod.v
Kommentar
nix->nichts (ugs.)
?
Perf. Particip, Tilgung
r-vokalisierung, Tilgung,
Reduktion, oe->ö, Modalverb
Tilgung
Hauptsatz+Nebensatz, Tilgung
Tokens: 6, Types: 6
Klasse 3: Verberststellung mit Verbstamm
Im Korpus sind auch satzwertige Konstruktionen mit Erststellung des Verbs gefunden worden. Im
Vergleich zu den Letztstellungen machen die Erststellungen mit 3,5 % eher die Ausnahme aus.
Unter den Erststellungen wird in der Klassifizierung zwischen Zusammenschreibungen und
Getrenntschreibungen unterschieden. Im Vergleich zu den Getrenntschreibungen überwiegen die
Zusammenschreibungen in der Anzahl etwas. Sieben Belege mit Zusammenschreibung wurden
gefunden, im Vergleich mit fünf Belegen mit Getrenntschreibung. Wegen der geringen Anzahl wird
aber keine weitere Einteilung vorgenommen. Eine Satzanalyse findet sich jedoch in der dritten
Spalte der Tabelle.
I. Zusammenschreibungen
In dieser Klasse sind zwei finite Verben wiederzufinden. Einmal bei *lachtmit* und einmal bei
*domianschautbetroffen*. Die letztgenannte *Phrase ist auch in der Hinsicht interessant, da hier ein
deutliches Subjekt in der *Phrase vorhanden ist. Hier ist nicht der Sprecher, sondern Domian, das
Subjekt.
r: so themen wie "ich steh auf sex mit ermordeten leichen" *domianschautbetroffen* "sprich
mal mit unserem telephon psychater"
32
Was Domian bedeutet geht aus dem folgenden Dialog hervor:
w: domian... ist das nicht diese seltsame radio-sendung? :)
r: jep
Im folgenden findet sich auch ein Beleg dafür, daß re auch als Suffix verwendet werden kann.
Normal tritt re als Präfix auf (siehe Klasse 1; d).
M: A *knuddelknuschmalre *
Anzahl Verb-Erstst.-Zusammenschreibung
1 *bekommgaensehaut*
1 *domianschautbetroffen*
1 *fallum*
1 *knuddelknuschmalre*
1 *kraulmalzwischendenöhrchen*
1 *lachtmit*
1 *sendmail*
Tokens: 7, Types: 7
v+obj
subj+v+mod
v
v+v+re
v+lok
v+mod
v+obj
Kommentar
ae->ä
domian=subjekt, finites Verb
finites Verb
II. Getrenntschreibungen
Unter den fünf Getrenntschreibungen sind zwei finite Verben. Insgesamt sind unter den
Erststellungen 33% finiteVerben. In der *Phrase *me findet zugfahren ätzend* wird das persönliche
Pronomen auf Englisch verwendet und nicht auf Deutsch. Wieder kann eine Mischung der
Sprachen festgestellt werden.
Anzahl Verb-Erstst.-Getrenntschreibungen
1 *guckt die cola an*
1 *kreisch wie ein maedchen*
1 *me findet zugfahren ätzend*
1 *scratch head*
1 *strahl begeistert*
Tokens: 5, Types: 5
v+obj
v
obj+v
v+obj
v+mod
Kommentar
Finites Verb
Vergleich, ae->ä
Finites Verb
Englisch
Klasse 4: Akronyme
Akronyme als ein Mittel zur Abkürzung der Sprache ist ein Teil der Kommunikationskultur im
Internet. Die Verwendung ist auch in den IRC-Kanälen verbreitet. Viele der Akronyme werden
international verwendet, wie bei *g* (giggle), *lol* (laughing out loud) und *rotfl* (rolling at the
floor laughing) (Werry, 1996: 55)
In der Tabelle der Akromyme sind die Erklärungen zu den Abkürzungen in der Mittelspalte zu
finden. Um die Bedeutung zu den deutschen Akronymen herauszufinden, musste in den IRCKanälen nachgefragt werden. Zu *fg* gab es zwei Erklärungen, sowohl freches als fettes Grinsen.
Ich habe hier die erste Variante für die Tabelle gewählt. *brb* (be right back) kommt im
Chatgespräch oft vor, meistens jedoch nicht als nonverbales Zeichen, sondern als Teil der verbalen
Kommunikation.
Die Akronyme sind Abkürzungen von Verben und Substantiven, wo die Verben in der Anzahl
überwiegen. Viele der Akronyme sind auf Englisch. 29,3 % der gesamten *Phrasen im Korpus
bestehen aus einem Akronym. *g* (giggle) als Einzelbeleg kommt 473 mal vor und ist dadurch die
häufigste *Phrase. 20,4 % aller *Phrasen ist ein *g*. Giggle kommt auch als Reduplikation vor.
33
(*gg*, *ggg* usw.). Insgesamt machen die *g*-Varianten mit 536 Belegen 23,1% der gesamten
*Phrasen aus.
Anzahl
473
51
31
26
22
23
17
12
4
1
2
2
2
1
1
1
1
1
1
2
1
1
Akronym
*g*
*lol*
*gg*
*eg*
*fg*
*ggg*
*rotfl*
*frg*
*ggggg*
*gf*
*ggggggg*
*rofl*
*sfg*
*gggg*
*gggggggg*
*ggggggggg*
*hf*
*loool*
*roooooootfl*
*brb*
*ablol*
*löööööööl*
2 *bg*
1 *bsd*
1 *lolwech*
Tokens: 680, Types: 25
Erklärung
giggle
laughing out loud
giggle (redupl.)
evil grin
freches Grinsen
giggle
rolling on the floor laughing
freches Grinsen
giggle (redupl.)
freches Grinsen
giggle (redupl.)
rolling on the floor laughing
sehr freches Grinsen
giggle (redupl.)
giggle (redupl.)
giggle (redupl.)
have fun
laughing out loud
rolling at the floor laughing
be right back
ablachen
laughing out loud
big grin
Kommentar
Englisch, Verb
Englisch, Verb
Englisch, Verb
Englisch, Substantiv
Deutsch, Substantiv
Englisch, Verb, Reduplikation
Englisch, Verb
Deutsch, Substantiv
Englisch, Verb, Reduplikation
Deutsch, Substantiv
Englisch, Verb, Reduplikation
Englisch, Verb
Deutsch, Substantiv
Englisch, Verb, Reduplikation
Englisch, Verb, Reduplikation
Englisch, Verb, Reduplikation
Englisch, Verb
Englisch, Verb
Englisch, Verb, Reduplikation
Englisch, Verb
Deutsch, Englisch, Verb
Englisch, Verb, Reduplikation,
Vokalverschiebung
Englisch, Substantiv
Deutsch, Englisch Verb
Klasse 5: Interjektionen
Neben den Verbkonstruktionen und Akronymen kommen Interjektionen häufig unter den *Phrasen
vor. Der Begriff Interjektion ( von lat. interiectio, das Dazwischenwerfen) ist damit zu erklären, daß
sie entweder selbständig zwischen Sätze eingestreut oder unintregiert in Sätze eingefügt werden.
Die Interjektionen sind also syntaktisch weitaus selbstständig. (Heydt &Wentschel, 1990: 295)
Die Interjektionen können sowohl semantisch, syntaktisch als auch morphologisch beschrieben
werden. Semantisch gesehen werden die Äußerungen, die mit Interjektionen gemacht werden, nicht
in bedeutungstragende Einheiten untergliedert, sondern sie tragen unmittelbar pragmatische
Bedeutung. Der Unterschied zwischen dem Ausruf pfui! und dem Ausruf das tut man aber nicht!
besteht darin, daß die Bedeutung „Tadel” sofort ausgedrückt wird, und nicht über einzelne Wörter
oder Satzbedeutungen. Die Interjektionen besitzen weiter syntaktische Selbständigkeit und ändern
dadurch die Satzkonstruktion nicht, sie sind also syntaktisch unintegriert. Sie können meistens nicht
erfragt werden und haben im allgemeinen keine Attribute. Viele Interjektionen beinhalten Laute,
die nicht dem Phonemsystem der betreffenden Sprache entsprechen (pst, pfui, Schnalzlaute).
Morphologisch gesehen können die Interjektionen nicht flektiert oder grammatisch verändert
werden. Sie zeigen oft Bildungsweisen, die sonst nicht vorkommen, wie z.B. Wiederholungen und
Reduplikationen. (hopphopp, halihalo). Ihre Intensität wird oft durch Lautstärke und Länge
ikonisch ausgedrückt. (Heydt & Wentschel, 1990: 296)
Für die Klassifizierung der verwendeten Interjektionen in den *Phrasen werden die Definitionen
von Heydt/Wentschel verwendet. Sie teilen die Interjektionen nach Kriterien in vier Gruppen auf.
In der zweiten Spalte der Tabelle ist die Klassifizierung zu finden. Die größte Gruppe machen die
34
Vollinterjektionen aus. Die Vollinterjektionen entsprechen allen Kriterien einer Interjektion, da sie
nicht erst gedeutet werden müssen, unintegriert im Satz sind, nicht erfragbar sind, oft andere
Phoneme beinhalten und nicht flektiert werden können. Eine zweite Gruppe der Interjektionen
machen die onomatepoetsichen Interjektionen aus. Diese imitieren Tierlaute und andere Geräusche
(flatsch, platsch, ticktack). Sie sind in den Satz nicht intergrierbar und nur teilweise erfragbar. (Wie
sagt der Frosch? – Quak) Sie enthalten ikonische Elemente, geben aber nur ein ungefähres, dem
phonologischen System der Sprache im allgemein angepaßtes Lautbild wieder. Eine dritte Gruppe
sind die adverbialen Interjektionen. Hierzu gehören z. B schwupps, hopphopp, bums, rums, kracks.
Sie entsprechen lautlich dem deutschen Phonemsystem, sie sind syntaktisch integrierbar und
fungieren weitgehend wie Adverbien in der Funktion von adverbialen Bestimmungen. Sie können
nicht erfragt werden oder als eigenständige Sätze auftreten. Die adverbialen Interjektionen scheinen
in der Chatkommunikation aber nicht von Bedeutung zu sein, sie fehlen daher auch als Subklasse.
Die vierte Gruppe besteht aus den Lexeminterjektionen, z. B. grübelgrübel, brems, stöhn, ächz,
galoppel). Diese Interjektionen kommen oft in Comics vor. Die Lexeminterjektionen sind von
Verben abgeleitet, sie sind nicht erfragbar und nicht syntaktisch integrierbar. (Weydt & Hentschel,
1998: 301) In Übereinstimmung mit dieser Klassifizierung würden die *Phrasen, die aus
Verbstämmen bestehen, alle zur dieser Gruppe gerechnet werden. Um die *Phrasen jedoch
untereinander trennen zu können, werden sie in dieser Arbeit nach der Wortart sortiert. Unter der
Klasse der Interjektionen finden sich daher nur die Vollinterjektionen und onomatepoetischen
Interjektionen. In die Verbklasse wurden dagegen alle Lexeme, die als Verb auftreten können,
eingeordnet.
Anzahl
7
4
3
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
8
7
5
4
3
3
3
Interjektionen
*hehe*
*boak*
*hihi*
*hehehe*
*klonk*
*peng*
*boerps*
*bum*
*dudeldidu*
*dumdidum*
*dumdiedumdiedum*
*grmblfx*
*hahaha*
*hatschi*
*mjam*
*oink*
*pfahaha*
*plonk*
*plopp*
*puhahaha*
*schalalal*
*schubndubndubndub*
*schwabbadabbadiduhuuuuuuuuuu*
<****peng****>
*argl*
*grmpf*
*tztz*
*grumpf*
*aeh*
*argh*
*grrrrrr*
Klassifizierung
lm (onomatopoetisch)
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
lm
vo (Vollinterjektion)
vo
vo
vo
vo
vo
vo
Kommentare
?
Reduplikation
rülpsen
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
35
3
3
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*hmpf*
*ui*
*5*
*aaaahh*
*aehm*
*args*
*aua*
*brrrr*
*dudubdubdubidudubdah*
*grrr*
*moin*
*oh*
*puh*
*shit*
*tse*
*urgs*
*wheew*
*woisch*
*aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhh*
*aaaargs*
*aaargs*
*aahja*
*aergh*
*argel*
*arghl*
*au*
*autsch*
*boh+
*boohaaaa*
*brrrrrr*
*doh*
*grml*
*grr*
*grrrr*
*grrrrrr*
*grrrrrrrrrrr******
*grumpfl*
*hmmm*
*hrhrhr*
*huch*
*juuupiiiiiii*
*m*
*narf*
*ohje*
*oje*
*pffffffff*
*pfffffffff*
*pffrt*
*pfue*
*poeh*
*pöh*
*rumps*
*schipps*
*tststs*
*uiui*
*urx*
*utsch*
*waeee*
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
vo
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
boah?
boah?
Reduplikation
nein (Simpson)
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
?
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
36
1 *wahhh*
1 *wow*
1 *örg*
1 *örgs*
Tokens: 153, Types: 93
vo
vo
vo
vo
Reduplikation
Klasse 6: Substantive
Diese besteht vor allem aus Substantiven. Hier sind aber auch Konstruktionen mit mehreren
Wörtern mit Substantiv - aber ohne Verb - einsortiert worden, d.h. es sind alle nominale Phrasen.
Auffallend in dieser Klasse ist die *Phrase *knuddels*, die in 11 verschiedenen Varianten
vorkommt. *knuddels* wird hier als Plural von Knuddel aufgefaßt. Knuddel kommt aber nicht im
Duden als Substantiv vor, sondern nur als Verb knuddeln. Die Pluralendung -s läßt uns jedoch den
Schluß ziehen, daß es sich hier um eine Verwendung als Substantiv handelt. Die Form knuddels
kommt im Korpus einmal vor, gewöhnlicher sind Reduplikation und Konstruktionen mit Präfixen,
wie in *umknuddels*. In der Rechtschreibung weichen die Chatter bei diesem Wort auf
unterschiedliche Art und Weise ab, z.B. z statt s (*knuddelz*) und ä statt e
(*umknuddääääääääääääälls*)
Unter den Substantiven sind auch viele Wörter mit der Dimunitivendung –i, wie in *schnurri*
*floushie* *kussi* *bussi*. Diminutiva drücken einerseits die „Kleinheit” eines Gegenstands aus,
andererseits wird damit auch eine Vertrautheit oder Sympathie zum Ausdruck gebracht. (Heydt
&Wentschel, 1990: 173). Das Suffix-i wird meistens zur Bildung familiärer Anredeformen aus
Vornamen (Fritzi) benutzt. Vereinzelt kommt das Suffix auch nach einem einsilbigen
Ausgangswort vor (Knasti) (Duden Grammatik, 1998: 505). Die Beispiele im Chatkorpus sind
Vertreter der zweiten Verwendung. Interessant ist *floushie*, das in der Rechtschreibung wie ein
englisches Wort aussieht. In einem englischen Wörterbuch ist das Wort jedoch nicht zu finden.
Naheliegend ist das deutsche Wort Flausch, das ähnlich wie *floushie* in der Chatkommunikation
benutzt wird.
.
m: haya l! *floushie*
j: D *flausch* :)
Längere Konstruktionen sind auch in dieser Klasse zu finden. Der Unterschied zu den
Konstruktionen in den Klassen 2 und 3 besteht im Nichtvorhandensein eines Verbs. Sie sind
deshalb unter den Substantiven einsortiert worden. Diese Konstruktionen kommen sowohl als
Zusammenschreibungen und Getrenntschreibungen vor. Einige können als Ellipse betrachtet
werden wie *gutenachtkußanallelieben* und *kleiner Tip*, wo in beiden Fällen das Verb geben
weggelassen wurde. Die *Phrase *versuchdergurgelndenkommunikation* ist ein Beispiel der
Abkürzung der Sprache durch eine Nominalisierung. Eine Bildung, die in der deutschen Sprache oft
verwendet wird, meistens in der Fachsprache. In der Chatkommunkation wird die Nominalisierung
als Optimierungsmittel der Sprache nicht weiter benutzt. Dies hängt wahrscheinlich damit
zusammen, daß die Chatsprache weitaus eine mündliche Sprache ist und Nominalisierungen selten
beim Sprechen verwendet werden, besonders nicht unter Jugendlichen. Durch Nominalisieren wird
auch ein offizieller, unpersönlicher Charakter erzielt, was der Chatkommunikation fremd ist.
Bei *hilfe* fällt eine eindeutige Klassifizierung schwer, da hilfe sowohl ein Substantiv als auch eine
Interjektion ist. Hilfe wurde in die Klasse der Substantive eingefügt, weil wohl in erster Linie ein
Substantiv vorliegt, das aber auch in der Funktion als Interjektion auftreten kann.
S: Ich will endlich mit meiner Sojasaftsucht und Chinachipssucht klar kommen *hilfe*
37
Anzahl
4
2
2
2
1
1
1
1
Substantiv
*kuss*
*applaus*
*bussi*
*kussi*
*aldi*
*die-macher*
*einschleim*
*erbs*
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*floushie*
*fury*
*hilfe*
*hunger*
*kinder*
*knbuddels*
*knuddelknutschi *
*knuddels*
*knuddelz*
*knuddelzzzzzzzzzzz*
*knuddeäääääääääääääääääääääääääääääääääälls*
*knuddääääääääääääääääääääääääääääääälls*
*männer*
*panik*
*reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääls*
*reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääääääääääääls*
*schnurri*
*semesterferien*
*umknuddällllllllllllllllllllllllllllllllllllllllls*
*umknuddääääääääääääälls*
*winter*
1
1
1
1
2
*armes rlein*
*highlight auf MD*
*kleiner Tip*
*gutenachtkußanallelieben*
*ich-geh-in-talkshows-ischen*
1 *versuchdergurgelndenkommunikation*
1 *inflation der d*
Tokens: 43, Types: 36
Kommentar
Anspielung auf lins (Erbsen und
Linsen)
Von dem deut, Wort flausch?
Auch als Interjektion
Schreibfehler
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
Reduplikation
r=Name, Nominalphrase
MD-Player Nominalphrase
Nominalphrase
Nominalphrase
Mädchen, die in Talkshows gehen,
Nominalphrase
Nominalisierung, Nominalphrase
d=Name,Nominalphrase
Klasse 7: Adjektive
Bei dem Adjektiv neugierig wird nur der Stamm *neugier* verwendet. *neugier* könnte
demzufolge auch das Substantiv die Neugier sein. Mit Hilfe der Belegen unten liegt aber die
Bedeutung neugierig sein näher.
f: r - aber mal so ganz off-topic... was findest du an bse ups bsd besser als an linux?
*neugier*
M: g: was dann? *neugier*
Bei der *Phrase *fade* ist die Bedeutung unklar. *fade* ist hier entweder das deutsche Adjektiv
fade oder das englische Verb fade (verwelken). Die Bedeutung der *Phrase kann aus dem
Zusammenhang leider nicht herausgelesen werden.
38
r: *fade*
Anzahl
Adjektiv
3 *neugier*
2 *verwirrt*
1 *fade*
1 *flausch*
1 *grell*
1 *muede*
1 *permanent*
1 *unwissend*
Tokens: 11, Types: 8
Kommentare
Oder Engl. Verb?
ue -> ü
Klasse 8: Adverbien
Eine genauere Analyse deutet darauf hin, daß hier verschiedene Adverbien vorliegen. Erstens sind
Lokaladverbien, die einen Ort bezeichnen (*hier*, *wech*) vorhanden. Weiter sind
Temporaladverbien (*immer*, *je*) und Modaladverbien (*sehr*, *zu*) in der Klasse zu finden.
Die *Phrase *WIE BITTE?* ist als ein Interrogativadverb zu betrachten, da hier eine Frage gestellt
wird. (Heydt & Wentschel, 1990: 256)
Bei allen Adverbien, außer *wech* stehen die *Phrasen integriert in der Äußerung. Anzunehmen
ist, daß die Sternchen eine andere Funktion haben. (Siehe weiter Kapitel 3; Klasse 7)
T: ist *immer* müde. daher der nickname.
Anzahl
Adverbien
3 *veg*
2 *wech*
2 *hier*
2 *sehr*
1 *immer*
1 *je*
1 *zu*
1 *WIE BITTE ??*
Tokens: 13, Types: 8
Kommentare
Lokaladverbien
Lokaladverbien
Lokaladverbien
Modaladverbien
Temporaladverbien
Temporaladverbien
Modaladverbien
Interrogativadverbien
Klasse 9 Pronomen
Im Korpus sind auch drei Belege für Pronomen als *Phrasen gefunden. Die Pronomen stehen alle
integriert in der Äußerung. Das demonstrative Pronomen das, kommt in zwei Belegen vor.
D: s: *das* Bezahlt dir kaum eine Versicherung
y: o: *das* is schlecht ;)
Das persönliche Pronomen euch kommt einmal vor.
e: huhu l und h :-)
L: huhu e :))
elody: wie geht es *euch*
Anzahl
Pronomen
2 *das*
1 *euch*
Kommentare
39
Tokens: 3. Types: 2
Klasse 10: Konjunktionen
Konjunktionen kommen in zwei Äußerungen als *Phrasen vor. Die Konjunktionen stehen in den
zwei Belegen integriert in der Äußerung. Hier können die *Phrasen auch nicht als Mittel einer
indirekt nonverbalen Kommunikation gesehen werden. Sie drücken hier eher eine Betonung der
Konjunktion aus.
a: t: Werden andere Rechner de ines localnets angezeigt, wenn du nach dem boot *und*
einem ping-versuch `arp -a` schreibst?
D: Z: Und *wenn* man es braucht, hat man zuwenig RAM ;)
Anzahl
Konjunktion
1 *und*
1 *wenn*
Tokens: 2, Types: 2
Kommentare
Klasse 11: Satzzeichen
Fragezeichen kommen fünfmal als *Phrasen vor. Andere Satzzeichen werden im Korpus als
*Phrasen nicht gefunden.
Anzahl
Satzzeichen
5 *?*
Tokens. 5, Types: 1
Kommentare
Klasse 12: Eigennamen
Normalerweise werden Eigennamnen nicht als *Phrasen geschrieben, sondern der Name des
Ansprechpartners ist ein Teil der verbalen Äußerung.
h: t: immer gern;)
In einigen Fällen kommen aber Eigennamen auch als *Phrasen vor, wahrscheinlich um den Namen
zu betonen. In diesem Beispiel wirbt der Chatter X offenbar um Aufmerksamkeit.
x: *t* Bitte
x: *t* sag doch mal was
x: *t* HIER
x: *t* BITTE
x: *t* hast auch was gut
x: *t* BÜDDE
tomili18: argh
Anzahl
Namen
6 *t*
1 *sm*
1 *se*
Tokens: 8, Types: 3
Kommentare
t=Name
sm=Name
se=Name
Klasse 13: Unbekannte *Phrasen
Bei diesen *Phrasen ist die Bedeutung unklar. Statt allzu unsichere Deutungen vorzunehmen und
dadurch die Glaubwürdigkeit der Untersuchungen zu verringern, werden sie in dieser Arbeit nicht
40
weiter behandelt. Einige der *Phrasen, wie *flatrate*, **socker** und *massop* sind
wahrscheinlich technische Ausdrücke.
Anzahl
Unbekannte *Phrasen
1 *ala*
1 *blasummkraspeltunk*
1 **sockerr**
1 *flatrate*
1 *dunnerkiel*
1 *fniep*
1 *grrrrroooooooooooooar*
1 *maloute*
1 *massop*
1 *warg*
1 *yuck*
Tokens: 11, Types: 11
Kommentare
41
3. Zum nonverbalen Verhalten im Chat
In dieser Arbeit wird, wie schon erwähnt versucht, die *Phrasen im Chatdiskurs als Mittel einer
indirekt nonverbalen Kommunikation zu beschreiben. Um diesen Ansatz diskutieren zu können,
müssen erst die Begriffe nonverbale Zeichen und nonverbale Kommunikation geklärt werden.
Menschliche Kommunikation ist vor allem durch das Sprechen gekennzeichnet, das heißt durch
verbale Zeichen. Für die menschliche Verständigung sind aber nicht nur verbale Zeichen von
Bedeutung, sondern auch nonverbale. Wenn jemand spricht, sendet er dem Kommunikationspartner
zusätzliche Zeichen durch Mimik, Gestik, Augenkontakt etc. zum interpretieren mit. Auch durch
Stimmhöhe und Lautstärke wird die Botschaft beim Empfänger beeinflußt (Linke u.a.,1996: 25).
Die Funktionen der nonverbalen Zeichen sind vielseitig. Eine nonverbale Aktivität kann den
verbalen Bedeutungsinhalt ersetzen, z.B. durch zustimmendes Kopfnicken statt ein verbales ja. Die
verbale Äußerung kann auch mit einem nonverbalen Zeichen verdeutlicht werden, z.B. mit einer
Hinweisgeste zusammen mit dort. Durch eine nonverbale Aktivität kann der verbale Inhalt
bezüglich der Sprecherhaltung auch verändert werden, z.B. durch ironisches Lächeln bei
zustimmender Zusage (Bussmann, 1990: 532).
Eine These von Hans Hörmann lautet, daß Sprache überhaupt nur im Zusammenhang mit einem
nichtsprachlichen Zeichenverhalten möglich ist (Posner, 1986: 267). Wie sieht aber das Verhältnis
zwischen sprachlichem und nichtsprachlichem Zeichenverhalten aus? Um diese Frage zu
beantworten, hat Posner die Eigenschaften von sprachbezogenem Verhalten klassifiziert. Die
Eigenschaften, die dem Empfänger dazu dienen, die Wortformen und die grammatische Struktur
des Ausdruckes zu erkennen, sind als verbal zu betrachten. Verbale Eigenschaften können aber
nicht gleichgesetzt werden mit sprachlichen Eigenschaften, da zu den sprachlichen Eigenschaften
auch Intonation (in der gesprochenen Sprache) und Interpunktion (in der geschriebenen Sprache)
gezählt werden. Andere Aspekte der Lautform, wie Stimmqualität und Schriftgestalt, sind
parasprachliche Eigenschaften des Sprachverhaltens. Um das Sprachverhalten zu verstehen, müssen
auch außersprachliche Aspekte einbezogen werden, z.B. ob das Gespräch zu Hause oder im Bus
stattfindet. Zu den außersprachlichen Umständen gehören auch Körperhaltung und
Körperbewegungen des Zeichenproduzenten. Nonverbale Kommunikation kann daher wie folgt
aufgefaßt werden (Posner, 1986: 272):
nichtsprachlich
außersprachlich
parasprachlich
sprachlich
prosodisch und
interpunktiv
verbal
nonverbal
Zu dem Begriff nicht-sprachlich gehören parasprachliche und außersprachliche Eigenschaften.
Parasprachlich sind also die Zeichen, die nicht sprachlicher Art sind, aber im sprachlichen
Ausdruck mit manifestiert sind. Außersprachliche Zeichen existieren unabhängig von der Sprache.
Zu dem Begriff nonverbal werden auch sprachliche Eigenschaften (Prosodie, Interpunktion) einer
verbalen Äußerung gerechnet. Prosodie und Interpunktion sind sprachlicher Art, geben aber nicht
die Wortformen wieder.
Posner geht auf weitere Einschränkungen der Begriffe ein und meint, daß ein Verhalten nur als
nonverbal betrachtet werden kann, wenn es im Kontext mit einer verbalen Äußerung auftritt. Eine
Körperbewegung, die unabhängig von einer verbalen Äußerung produziert wird, ist demzufolge
nicht als nonverbal zu betrachten. Nonverbal ist, was eine Person zusätzlich zum Sprechen und/oder
gleichzeitig mit dem Sprechen tut. Ein außersprachliches Verhalten kann also nonverbal oder nicht42
nonverbal sein, je nachdem ob es Sprachverhalten begleitet oder nicht. Ein parasprachliches
Verhalten ist jedoch immer nonverbal, da ein parasprachliches Verhalten immer im Zusammenhang
mit einer verbalen Äußerung auftritt. (Posner, 1986: 274)
Eine weitere Frage ist, ob nonverbale Zeichen nur in einer Situation aufkommen können, wenn
Sender und Empfänger sich am gleichen Platz befinden. Diese Form der Kommunikation nennt man
Kommunikation von Angesicht zu Angesicht (engl. face-to-face communication). Eine
Zwischenschaltung von technischen Hilfsmitteln würde dann ein nonverbales Verhalten unmöglich
machen. Dieses Kriterium für die Definition begrenzt aber den Untersuchungsbereich erheblich.
Durch Telefonhörer, Videokonferenzen etc. lassen sich ja nonverbale Zeichen wie Seufzen und
Gelächter, Schwankungen von Sprachtempo, Mimik und Gestik sehr gut wahrnehmen. Mit Hilfe
technischer Mittel kann auch eine Kommunikation ermöglicht werden, wo die Zeichenproduktion –
und Rezeption in der Zeit weit auseinander liegen. Hier geht es zum Beispiel um Schreiben und
Lesen von Briefpost und um Senden und Empfangen von Filmen im Fernsehen. Posner meint aber,
daß auch eine Einschränkung zur direkten Kommunikation zu weit führen würde. Die
Fernsehzuschauer erleben die Filme als wären sie real und das eigene Körperverhalten vor dem
Fernseher ist nicht viel anders als das Verhalten bei einer eventuellen Anwesenheit im Studio
(Posner, 1986: 276).
Daraus kann man schlußfolgern, daß „ alles Verhalten, das jemand in zeitlichem Zusammenhang
mit der Produktion oder Rezeption verbal kodierter Zeichen manifestiert, als nonverbales Zeichen
zu betrachten ist. Als nonverbales Zeichen fungiert dann jenes nonverbale Verhalten, das einen, der
es wahrnimmt, über es selbst hinaus auf anderes verweist” (Posner, 1986: 277).
Ist aber jedes Zeichenverhalten als Kommunikation zu betrachten? Mit Kommunikation wird hier
gemeint „... die Mitteilung von Gedanken an andere, die Regelung der Beziehungen zu anderen, die
Koordination von Handlungen mit anderen” (Linke, 1996: 27). Einige Theoretiker meinen, daß
jeder Zeichengebrauch kommunikativ ist, da es unmöglich ist nicht zu kommunizieren. Schon die
Tatsache, daß Personen sich kleiden, verhalten usw. und damit interpretierbar werden, gilt als
Mitteilung. Es verliert denn an Bedeutung, was die Personen damit beabsichtigen. Mann kann also
nicht vermeiden, daß ein unbewußtes Verhalten als Zeichen genommen und interpretiert wird.
(Linke, 1996: 29) Die übliche Eingrenzung ist jedoch mit kommunikativen Begriffen wie
Absichtlichkeit und Gerichtetheit der Mitteilung zu verbinden. Kommunikativ wird das Zeichen
erst, wenn es mit der Absicht produziert wird, einer anderen Person eine Botschaft mitzuteilen. Die
bloße Absicht des Senders reicht aber nicht aus, um das Verhalten zu einem kommunikativen
Zeichen zu machen, das Zeichen muß zusätzlich als kommunikativ von dem Empfänger aufgefaßt
werden (Posner, 1986: 278).
Unter nonverbaler Kommunikation kann man demzufolge verstehen: „Wer mit einem bestimmten
nonverbalen Verhalten konfrontiert ist und annimmt, daß es von einem Organismus produziert ist
mit der Absicht, ihn dadurch zu einem bestimmten Schluß zu bewegen, daß er diese Absicht
erkennt” (Posner, 1986: 303). Die zwei Begriffe nonverbales Verhalten und nonverbale
Kommunikation sind also in der Definition von Posner als zwei unterschiedliche Begriffe zu
verstehen.
In der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, daß nonverbale Kommunikation beim Chatten
dargestellt wird, daher wird auch noch ergänzt durch „indirekt” nonverbal. Eine Besonderheit der
Chatkommunikation besteht ja darin, daß sie virtuell ist, also vorgestellt. Die
Kommunikationspartner bewegen sich in einer virtuellen Umgebung. Nicht Personen selbst,
sondern arbiträr gewählte „characters” (im Sinn von lat. „Zeichen”) agieren im Netz. (Krämer,
2000:49). Bei der Behandlung der *Phrasen als Ausdruck nonverbaler Kommunikation muß einem
bewußt sein, daß Nonverbales dargestellt wird. Hier ist auch mit indirekt nonverbaler
43
Kommunikation gemeint, daß nonverbale Zeichen in andere (hier verbale) Zeichen übersetzt wird.
Im weiteren wird aber von einer Klassifizierung nonverbaler Kommunikation ausgegangen,
allerdings mit der Einschränkung: indirekt bzw. dargestellt.
Auch wenn Posner den Begriff nonverbale Kommunikation ausführlich definiert, gibt er nur
andeutungsweise Hinweise auf das, was er unter den Begriffen außersprachliches und
parasprachliches Verhalten versteht. Eine Grundlage für die nonverbale Klassifizierung muß
deshalb von anderer Stelle geholt werden. In Bussmann (1990: 531) ist unter dem Stichwort
nonverbale Kommunikation erstens der Begriff Motorische Phänomene zu finden. Unter diesem
Begriff sind die Aktivitäten Mimik, Gestik, Körperhaltung, Blickkontakt, äußere Erscheinung und
Kleidung aufgeführt. Diese Phänomene entsprechen bei Posner (1986: 272) außersprachliche
Umstände. Ein anderer Oberbegriff, der in der Literatur oft für diese Phänomene verwendet wird,
ist Kinesik (Bussmann, 1990: 531). Zweitens ist der Begriff Phonetische Mittel bei Bussmann
aufgeführt. Diese Mittel sind Lautstärke der Stimme, Stimmlage, Sprechrythmus, Lachen, Hüsteln
etc. Der Begriff Phonetische Mittel kann bei Posner (1986: 272) seiner Parasprache entsprechen.
Im psychologischen Wörterbuch (Dorsch, 1976: 396) findet man unter dem Stichwort nicht-verbal
folgende Einteilung der nichtverbalen kommunikativen Elemente:
a) Körperkontakt
b) Körperbewegungen und Körperhaltung (Gestik, Mimik)
c) Äußere Erscheinung und Kleidung
d) Nichtverbale Aspekte des Sprechens
e) Räumliche Faktoren
Interessant hier ist der Körperkontakt, der bei Bussmann nicht erwähnt wird.
3.1 Die *Phrasen als Beschreibung von nonverbalem Verhalten im Chat
Im folgenden soll nun in der Chatkommunikation untersucht werden, wie nonverbale
Kommunikation dargestellt wird. Die indirekt nonverbale Kommunikation im Chat erfolgt erstens
durch Smilyes und zweitens durch *Phrasen. In den Smileys wird die nonverbale Aktivität durch
Piktogramme ausgedrückt. Es geht hier ausschließlich um Mimik, weil die Smileys Ideogramme
(Zeichen, das einen ganzen Begriff darstellt) eines Gesichts sind. Da die Smileys Gefühle
ausdrücken, können sie dementsprechend klassifiziert werden, zum Beispiel in nette und
freundliche Smileys und ärgerliche und traurige Smileys (Runkehl, Schoblinski & Siever, 1998: 96)
Beispiele von Smileys sind:
:-) lacht
;-) lächelt flirtend/ironisch
:-( traurig
In den *Phrasen wird die nonverbale Aktivität graphisch mit Sternchen signalisiert. Normalerweise
stehen sie in turnfinaler Position und kommentieren dadurch die verbale Äußerung. In den *Phrasen
zeigen die Chatter, was sie neben dem Sprechen machen, denken, fühlen etc. Die *Phrasen
begleiten immer verbale Äußerungen und sind deshalb nicht nur als nichtsprachlich zu betrachten,
sondern auch als nonverbal. Wichtig ist , daß die nonverbalen Aktivitäten, im Unterschied zum
nonverbalen IRL, verbalisiert werden. Eine andere Bezeichnung, die mehr über die Funktion der
*Phrase aussagt, sind Metakommentare (Hentschel, 1998).
Mit den Smileys und den *Phrasen ist erstens eine expressive, im besonderen emotive Funktion
verbunden. Der Chatter drückt mit Hilfe der *Phrase seine Gefühle aus. Zweitens haben die
Smileys und *Phrasen eine evaluative Funktion. Der Chatter markiert, wie die Äußerung
44
interpretiert werden soll. (Runkehl, Schlobinski & Siever, 1998: 98) Im Unterschied zu einem
Gespräch im IRL, können Stimmlage und Betonung nicht aus dem Chat herausgelesen werden.
Eine Äußerung , die im IRL wegen Intonation und Blickkontakt als ein Scherz verstanden werden
sollte, muß im Chatroom mit einer *Phrase oder einem Smiley ergänzt werden.
Ein wichtiger Unterschied zwischen den nonverbalen Reaktionen beim Chatten und im wirklichem
Leben, ist daß die nonverbalen Aktivitäten beim Chatten immer bewußt erfolgen. Da der Chatter
immer die nonverbale Aktivität schriftlich von sich aus beschreibt, kann der Chatter freier wählen,
welchen Eindruck der Empfänger von ihm bekommen soll. Wenn einer während eines Gespräch
plötzlich gähnt, kann der Sprecher meistens nicht dafür. Die Gründe des Gähnens können auch
verschiedene sein. Im Chat wählt der Schreiber die *Phrase *gähn*, weil er damit etwas
Bestimmtes erzielt. Die nonverbalen Aktivitäten sind beim Chatten deshalb immer kommunikativ,
da sie mit Absicht produziert werden. Der Empfänger empfindet die Zeichen auch bewußt.
Nonverbale Aktivitäten kommen aber auch ohne Markierung von Sternchen in der
Chatkommunikation vor.
e: hi r knuddel
r: hi e knuddel
Die Sternchen scheinen deshalb nicht notwendig um etwas Nonverbales auszudrücken. Der
Normalfall ist jedoch, daß die nonverbale Aktivität mit Sternchen graphisch markiert wird.
3.2 Nonverbale Klassifizierung
Durch eine Klassifizierung der *Phrasen nach nonverbalen Merkmalen soll festgestellt werden, wie
das nonverbale Verhalten in Form von *Phrasen im Chatroom dargestellt wird. Welche Aktivitäten
werden in den *Phrasen unternommen? Können überhaupt alle *Phrasen zu einer nonverbalen
Kommunikation gezählt werden? In dem folgenden Abschnitt wird die Klassifizierung der *Phrasen
vorgenommen. Die einzelnen Klassen werden motiviert und in Übersichten zusammengefaßt.
Als Grundlage der Klassifizierung dient die Einteilung von Bussmann (1990: 532). Unter
außersprachlichen Umständen finden wir daher die Klassen Mimik, Gestik, Körperhaltung,
Blickkontakt und äußere Erscheinung und Kleidung wieder. Das parasprachliche Verhalten macht
auch eine Klasse aus. Prosodie und Interpunktion wurden in der Klassifizierung nicht beachtet, da
diese Elemente nicht als selbständige *Phrasen vorkommen. Die Interpunktion hat insofern eine
Bedeutung, da Punkte und Bindestriche Pausen und Abbrüche markieren. Durch Interpunktion wird
so eine Angleichung an die gesprochene Sprache erreicht. Orthographische Konventionen, wie
Groß-und Kleinschreibung und Zeichensetzung haben denn an Bedeutung verloren.
Um das nonverbale Verhalten in der Chatkommunikation zu klassifizieren, sind weitere Klasssen
notwendig. Wo sollen z.B. *Phrasen wie *überleg* oder *indieküchesprint* eingeordnet werden?
Um geeignete Klassen zu bilden, muß von den in der Literatur vorhandenen Definitionen
nonverbalen Verhaltens abgewichen werden. Zusätzlich müssen neue Definitionen und Klassen
geschaffen werden.
Klasse 1: Außersprachliche Umstände
a) Mimik
Mit Mimik wird das Spiel der Gesichtsmuskeln gemeint. Abgesehen von sechs Ausnahmen
(*würg*, *yawn*, *zungerausstreck*, *augenbraueheb,* *augenzuhalt* und *grosseaugenkrieg*)
beschreiben die *Phrasen hier Mundbewegungen. Das gespitzte Grinsen kommt öfter vor als das
45
neutrale Lächeln. 79% der Phrasen mit der Aktivität Mimik haben ihre Basis in dem Verb grinsen.
Zu grinsen gibt Duden die Erklärung: „böse, spöttisch od. auch dümmlich lächeln”. Wahrscheinlich
wird grinsen benutzt, um der Äußerung einen ironischen Ton zu geben.
d: a nach dem du so arg schwitzt :)
a: d: Du bist halt so heiss *grins*
Neben Mundbewegungen kommen auch Bewegungen der Augen vor, z. B *augenzuhalt*. Die
*Phrase *würg* soll hier als eine Grimasse des Sprechers verstanden werden und nicht als eine
konkrete Handlung. Die Freundin in der Diskussion hat anscheinend keinen positiven Eindruck auf
die Chatter Corum und Kasimir gemacht.
C: K: deine spezielle freundin, die unsere nummern verwechselt hat :)
C: *würg*
Anzahl Mimik
42
*grins*
26
*eg*
22
*fg*
12
*frg*
11
*grinsel*
9
*grinz*
7
*laechel*
4
*smile*
4
*würg*
4
*yawn*
2
*bg*
2
*lächel*
2
*schmunzel*
2
*sfg*
2
*zungerausstreck*
1
*angrien*
1
*angrins*
1
*anlaechel*
1
*anlaechl*
1
*augenbraueheb*
1
*augenzuhalt*
1
*breitestensgrins*
1
*gf*
1
*grien*
1
*griiiiins*
1
*grinsl*
1
*grosseaugenkrieg*
1
*lüsterngrins*
1
*nichtangrinsundauchnichtbeiss*
1
*wildberry anlaechel*
1
*zurücklächel*
167 Tokens und 31 Types
Kommentare
evil grins
freches Grinsen
freches Grinsen
big grin
sehr freches Grinsen
freches Grinsen
b) Gestik
Unter Gestik sind Bewegungen des Körpers, vor allem Hand- und Armbewegungen zu finden. Die
Gesten werden oft symbolisch verwendet. Anstelle einer verbalen Äußerung wird eine Geste
benutzt. Ein Beispiel ist hier *wink*, das häufig statt tschüss gewählt wird.
A: ich geh fernsehguggn .. *wink*
46
Das Kopfschütteln ist auch wegen der Symbolik als eine Geste zu betrachten, hier als Verneinung.
Andere Symbole sind *handschüttel* für Begrüßung und *schulterzuck*, um Gleichgültigkeit zu
zeigen.
M: L: (Hallo überhaupt erstmal, *handschüttel*)
m: achso, Ampere.
m: *schulterzuck*
Eine Schwierigkeit in der Klassifizierung bestand darin, die Gesten konkreten Handlungen und
Körperbewegungen gegenüber abzugrenzen. Als Maßstab für die Klasse Gestik gilt in dieser
Klassifizierung einerseits, daß die Handlungen nicht mit dem ganzen Körper, sondern mit einem
spezifizierten Körperteil ausgeführt wird. Andererseits sollen die Gesten eine gewisse Symbolik
ausdrücken. Anfassen einer anderen Person ist hier nicht als eine Geste zu klassifizieren, auch nicht
*lasagnewarmmach*
Die wichtigste Aktivität in der Klasse Mimik ist winken, die in 56,9 % der Gestikphrasen die
Grundlage ausmacht.
Anzahl
45
4
3
2
2
2
2
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Gestik
*wink*
*nick*
*winke*
*abwink*
*kopfschuettel*
*popel*
*rewink*
*rumwink*
*rumwonk*
*wonk*
*wunk*
*wuschel*
*aeuglein reib*
*ans hirn klatsch*
*armheb*
*aufdendeppenzeig*
*aufdiekniefall*
*aufmichzeig*
*auftopiczeig*
*beulereib*
*draufzeig*
*ebenfallsverneig*
*eierkraul*
*faustball*
*fuchtelwink*
*handschüttel*
*hinterherwink*
*kopfschyttl*
*küßchen zu wirf*
*mitkopfnick*
*mitmkochlöffelwink*
*muedewink*
*nasedreh*
*nochmawink*
Kommentare
Handlung?
Handlung?
Handlung?
47
1
*nuckel*
1
*rebi*
1
*reib*
1
*schulternzuck*
1
*schulterzuck*
1
*schweißvonderstirnwisch*
1
*scratch head*
1
*traenen aus den Augen wisch*
1
*wedel*
1
*weiterkraul*
1
*verbeug*
1
*verneich*
1
*verneig*
1
*winkentu*
1
*winksel*
1
*vor cord verneig*
1
*vor nugger verneig*
109 Tokens, 51 Types.
reib
Handlung?
c) Körperbewegung
*Phrasen, die Bewegungen mit einer Beteiligung des ganzen Körpers schildern, sind als
Körperbewegungen klassifiziert worden. Die Bewegungen sind konkreter als die Gesten, obwohl in
einigen *Phrasen auch hier eine gewisse Symbolik zu sehen ist. Mit der *Phrase *schüttel* kommt
die Abneigung des Chatters zum Ausdrück.
W: d das meinte ich ja, mit fertiggemisch meinte ich das abgepackte Zeugs ausm laden
*schüttel*
Bei *hüpf* ist die Symbolik nicht ganz so deutlich, hier muß die Situation bekannt sein, um der
*Phrase die Bedeutung Freude oder Werbung um Aufmerksamkeit geben zu können.
M: *hüpf* ich hab endlich nen rechner
Anzahl
19
4
4
3
3
3
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Körperbewegung
*duck*
*hüpf*
*tret*
*bounce*
*scharr*
*streck*
*roll*
*schuettel*
*shrug*
*stolper*
*waelz*
*anhüpf*
*arschheb*
*duckrenn*
*duq*
*freundlich tret*
*humpel*
*hypf*
*raekl*
*räkel*
*schüttel*
*wechduck*
Kommentare
Körperkontakt?
Gestik?
Körperkontakt?
48
57 Tokens, 23 Types.
d) Körperhaltung
Unter außersprachlichem Verhalten wird auch die Haltung des Körpers verstanden. Die
Körperhaltungen sind im IRL von großer Bedeutung in der Kommunikation. Durch eine
Körperhaltung kann man zeigen, ob man in einem Gespräch präsent ist (und entsprechend
einladend da sitzt) oder keine zentrale Rolle spielt (und sich entsprechend dünn macht). In der
Körperhaltung zeigen sich auch verschiedene emotionale und physische Grundstimmungen. (Linke,
1996: 274) Die Körperhaltung bleibt aber dem Sprecher meistens unbewußt und hat auch keinen
deutlichen symbolischen Wert, was im Chatdiskurs der Fall ist. Aus dem Korpus worden nur fünf
Belege als Körperhaltung klassifiziert. Die Ursache hierfür könnte der hohe Grad der Ungewußtheit
dieser Aktivitäten sein. Körperhaltungen sind auch schwer zu verbalisieren, damit sie eine für die
Empfänger deutliche Funktion bekommen.
Die *Phrasen *bedripst auffem channelfussboden sitz* und *nich aufgestande* sind zugleich
Beschreibungen vom Zustand des Sprechers. Eine eindeutige Einordnung ist nicht möglich.
Anzahl Körperhaltung
2
*anlehn*
1
*bedripst auffem channelfussboden sitz*
1
*nich aufgestanden*
1
*zurücklehn*
Tokens: 5, Types: 4
Kommentare
Situationsbegleitender Zustand?
Situationsbegleitender Zustand?
Situationsbegleitende Handlung?
e) Blickkontakt
Der Blickkontakt ist wahrscheinlich die am wenigsten bewußte nonverbale Verhaltensform. In der
face-to-face-Kommunikation sind Häufigkeit, Dauer und Intensität des Blickkontaktes wichtig. Der
Blickkontakt kann zu vielen Zwecken eingesetzt werden. Mit dem Blick kann Sympathie und
Antipathie gezeigt werden, Zuneigung, Mißtrauen, Aufmerksamkeit signalisieren, klären, wen man
anspricht etc. (Linke, 1996: 274)
In der Chatkommunikation scheint der Blickkontakt als nonverbales Verhalten jedoch nicht von
großer Bedeutung zu sein. Nur 1,16% aller *Phrasen sind hier als Blickkontakt klassifiziert worden.
Die geringe Anzahl hängt wahrscheinlich mit der umfassenden Unbewußtheit des eigenen Blickes
zusammen. Der Blickkontakt ist auch schwierig deutlich darzustellen.
Beim Chatten wird der Blickkontakt oft durch eine Zusammenschreibung mit guck ausgedrückt. In
11 der Belege mit Blickkontakt kommt eine solche Zusammenschreibung vor. Auf diese Weise
können die Chatter beschreiben, wie sie gucken und was sie damit ausdrücken wollen. Sympathie
wird durch die *Phrase *liebguck* vermittelt, Mißtrauen durch die *Phrase *empörtguck*. Durch
die *Phrase *placebo anschiel* wird deutlich daß ein Chatter gerade den Chatter Placebo
anspricht. Aus dem Dialog geht hervor, daß K in erster Linie W anspricht, aber auf P mit der
Äußerung zielt.
k: w wie kommst mich unter meinen freunden einen idiot zu nennen..p anschiehl*
Im Korpus sind auch *Phrasen wie *auf uhr qk* vorhanden. Hier geht es nicht um Blickkontakt, wo
die Art und Weise des Guckens wichtig ist, sondern um eine Beschreibung von einer konkreten
Handlung. Hier ist ja auch nicht der Blick auf einen Kommunikationspartner gerichtet, sondern auf
einen Gegenstand.
49
m: koennte auch duschen gehn ... *auf uhr qk*
Bei *guck* beschreibt der Chatter, daß er gerade damit beschäftigt ist, zu gucken.
S: schnimp, was? *guck* ich seh nix.
Alle *Phrasen mit guck sind deshalb nicht als Blickkontakt klassifiziert, sondern sie werden auch in
der Klasse 3 a: Situationsbegleitende Handlung gefunden.
Anzahl Blickkontakt
5
*zwinker*
1
*anflirt*
1
*anschmacht*
1
*auf-mein-ex-raid-blick*
1
*augen roll*
1
*besorgtgugg*
1
*domianschautbetroffen*
1
*empörtschau*
1
*entrüstetguck*
1
*entschuldigungsuchendschau*
1
*erstaunt guck*
1
*fiesguck*
1
*liebguck*
1
*liepgugg*
1
*lins*
1
*mitdenaugenroll*
1
*muede qk*
1
*selbstverliebt gugg*
1
*verschlafen und verdaddertgukk*
1
*verwirrtguck*
1
*verwundertgugg*
1
+zu-boden-schau*
1
p anschiehl*
27 Tokens, 23 Types.
Kommentare
Mimik?
Mimik?
p=Name
f) Äußere Erscheinung und Kleidung
Diese Klasse ist in Übereinstimmung mit der traditionellen Einteilung der nonverbalen
Verhaltensformen gebildet worden. Es zeigt sich jedoch, daß die materielle äußere Erscheinung in
Form von Kleidung, Schmuck, Friseur etc. von den Chattern nie beschrieben wird. Unter der
Überschrift Äußere Erscheinung sind stattdessen allgemeine Beschreibungen vom körperlichen
Aussehen des Chatters klassifiziert.
Mit einer Beschreibung körperlicher Veränderungen kommen Gefühle des Senders zum Ausdruck.
In folgendem Beispiel mit *erröt* fühlt sich der Empfänger geschmeichelt und errötet deshalb.
m: s:*kuss*
S: m *erröt*
Mit der *Phrase *strahl* wird Glück und Freude ausgedrückt.
s: M *strahl* danke und Guten Morgen :o)))))
Die einzige *Phrase mit einer Beständigkeit im Aussehen ist *großeohrenhab*. Diese Äußerung
soll aber auf ein gutes Gehör hinweisen und hat mit dem Aussehen eigentlich nichts zu tun.
50
e: S bist ja immer noch da
S: keine kann mich sehn *gg*
e: *großeohrenhab*
Verhalten wie schwitzen und zittern sind nicht unmittelbar mit dem Auge wahrzunehmen und
werden deshalb nicht selbstverständlich als äußere Erscheinung klassifiziert. Die Tatsache, daß
schwitzen und zittern überhaupt am Körper gesehen werden können, führte dazu, daß diese hier
eingefügt wurden.
Anzahl Äußere Erscheinung
3
*rotwerd*
3
*strahl*
2
*anstrahl*
2
*erröt*
2
*schwitz*
2
*zitter*
1
*bekommgaensehaut*
1
*duft*
1
*glaenz*
1
*großeohrenhab*
1
*loicht*
1
*strahl begeistert*
20 Tokens, 12 Types.
Kommentare
Situationsbegleitender Zustand?
Situationsbegleitender Zustand?
Geruchsaustrahlung
Klasse 2: Parasprachliche Eigenschaften
Das nonverbale Verhalten äußert sich nicht nur durch ein sichtbares Verhalten, sondern auch durch
ein hörbares. Um ein hörbares Verhalten zu gestalten, wird der parasprachliche Kanal verwendet.
Mit Parasprache wird die Möglichkeit gemeint, durch Stimmhöhe, Artikulation,
Sprechgeschwindigkeit, nichtsprachliche Laute, wie Lachen oder Hüsteln etc. Informationen zu
übermitteln.
Stimmhöhe, Intonation und Sprechgeschwindigkeit sind schwer zu verbalisieren, d.h. in verbale
Zeichen zu übersetzen. Sie kommen nicht als selbständige *Phrasen vor. Die parasprachlichen
Elemente in dieser Untersuchung sind deshalb nur durch Phonationen, d.h. durch nichtsprachliche
Laute vertreten.
Obwohl die parasprachlichen Eigenschaften Stimmhöhe und Artikulation nicht als eigene *Phrasen
vorkommen, existieren diese Elemente jedoch auch in der Chatsprache. Stimmhöhe und
Artikulation werden aber hauptsächlich im verbalen Teil der Sprache dargestellt und nicht im
nonverbalen, da die parasprachlichen Eigenschaften in den verbalen Äußerungen mit manifestiert
sind. So verhält es sich auch im Chat. Eine veränderte Stimmhöhe wird z.B. durch Großbuchstaben
ausgedrückt. Die Verwendung von Großbuchstaben als Zeichen für Schreien ist ein etabliertes
Mittel der Chatsprache, die oft auf Webseiten mit Hinweisen für die Chatter beschrieben werden.
(Siehe z.B. http://www.passagen.se/cafe/chat/webchat/hjalp/webhjalp.shtml#netikett)
Y: GLABACH GLADBACH!!!!!!UND WIR HOlen den POKAL!
Eine übertriebene Verwendung von Großbuchstaben wird aber als unhöflich empfunden.
(Hentschel, 1998)
Da in dieser Arbeit nur die nonverbale Seite in Form von *Phrasen erfaßt wird, wurde eine
umfassende Untersuchung der Verwendung von Großbuchstaben als nonverbales Mittel in diesem
51
Korpus nicht durchgeführt. Auf dem ersten Blick scheinen die Chatter eine Verwendung von
Großbuchstaben nicht besonderes zu schätzen. Dies hängt vielleicht mit der allgemeinen
Vermeidung von Großbuchstaben zusammen. Die Chatter machen oft keinen Unterschied in der
Groß-und Kleinschreibung, sondern schreiben alles klein, wie das Beispiel unten zeigt.
d: m_ ich hab meine gesunde mischung und bin zufrieden
m: ach, man muss doch nicht alles mischen
m aber real-leben...verbreitet doch eh nur schmerzen..
m: im irc kann ich das ausschalten was mich stoert..
Auch Artikulationen kommen in der Chatsprache zum Ausdruck. Durch Reduplikation wird eine
Silbendehnung gestaltet.
S: Varla, jaaaaaaaaaa... damals, als noch niemand das
W: S Tschüüüüüß :-)
In den Beispielen oben entsprechen die Silbendehnungen der Sprache im IRL. Interessant ist aber,
daß dies nicht bei allen Reduplikationen der Fall ist. Die Ausdehnung der Silbe hat manchmal keine
Entsprechung in der gesprochenen Sprache. In dem folgenden Beispiel ist eine Dehnung der
Konsonanten n (seinnn) und d (büddddeeee) nicht möglich auszusprechen.
H: och m... nich beleidigt seinnn büddddeeee
Festzustellen ist, daß Reduplikationen in der Chatsprache eine andere Verwendung haben als im
IRL. In der Chatsprache ist der graphische Aspekt entscheidend. Bemerkenswert ist ebenfalls, daß
Reduplikationen auch in den *Phrasen häufig vorkommen, die ja nonverbale Aktivitäten
symbolisieren. Sie dienen in den *Phrasen zur allgemeinen Verstärkung der Aktivität, während sie
in den anderen Teilen des Chatdiskurses Artikulation und Intonation symbolisieren.
H: *nommaknuddäääääääääääääääääääääl* :)
p: *gaeeeeeeeehn*
Infolge dessen bedeuten die Reduplikationen in den Beispielen oben viel knuddeln
beziehungsweise viel gähnen.
a) Phonation
Unter Phonation werden alle nichtsprachlichen Laute symbolisiert, die im IRL mit der
menschlichen Stimme produziert werden. Laute, die im IRL nicht mit der Stimme produziert
werden, wurden in den *Phrasen als handlungsbegleitende Laute klassifiziert (Klasse 3.b)
In der Klasse 2a ist die höchste Anzahl der Tokens festzustellen, hier gibt es 1126 *Phrasen. Ein
Grund zu der hohen Anzahl der Tokens ist die einzelne *Phrase *g*, die mit 473 Belegen einen
großen Teil der Gesamtzahl ausmacht. *g* kommt auch in reduplizierter Form vor (*gg*, *ggg*
etc.). Die Gesamtzahl der *g*-Varianten beträgt 536, das sind 23,1% der gesamten *Phrasen.
Die Phonationen kommen entweder direkt als Interjektionen vor, wie bei *grmpf*, *hehe* und
*tztz*, oder werden indirekt mit Hilfe eines Verbs beschrieben, z.B. *lach*, *gähn* und *schluck*.
Ein Unterschied zu Phonationen im IRL besteht darin, daß die Phonationen hier immer bewußt
gewählt werden und demzufolge immer eine Bedeutung haben müssen. Im IRL sind die
Phonationen oft entweder unbewußt oder freiwillig gewählt. Wer kann z.B. dafür, daß er hustet
52
oder gähnt? Beim Chatten wird *gähn* bewußt symbolisiert um z.B. Müdigkeit oder Langeweile zu
zeigen.
w: geht auch ins bett *gähn* nacht alle :)
In der Äußerung unten, benutzt der Chatter R die Phonation *hicks* um seinen betrunkenen
Zustand noch deutlicher zu machen.
R: *hicks*
s: huhu r :)
R: sorry - ich bin etwas betrunken
Die *Phrase *applaus* gestaltet einen Laut, der ja nicht mit der Stimme produziert wird. Da ein
Applaus jedoch mit dem eigenen Körper hergestellt wird, gehört die Handlung daher in diese
Klasse. Neben *applaus* kommen auch *clap* und *klatsch* im Korpus vor. Mit *applaus* wird
auch besonders deutlich, das nonverbale Kommunikation im Chat dargestellt wird, bzw. übersetzt
wird.
Anzahl
473
68
51
31
27
25
23
22
18
17
13
11
9
9
8
7
7
7
6
5
5
5
5
4
4
4
4
4
4
4
3
3
3
3
3
3
3
Phonation
*g*
*lach*
*lol*
*gg*
*grummel*
*seufz*
*ggg*
*sing*
*gaehn*
*rotfl*
*gähn*
*soifz*
*hicks*
*kicher*
*argl*
*grmpf*
*hehe*
*hust*
*grunz*
*gacker*
*giggle*
*soiphz*
*tztz*
*fluch*
*ggggg*
*grumpf*
*schluck*
*sigh*
*summ*
*wechlach*
*aeh*
*argh*
*floet*
*gnigger*
*grrrrrr*
*hihi*
*hmpf*
Kommentare
giggle
laughing out loud
rolling at the floor laughing
53
3
3
3
3
3
3
3
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*huestel*
*mampf*
*prust*
*ruelps*
*schluchz*
*träller*
*ui*
*aaaahh*
*ablach*
*aechz*
*aehm*
*applaus*
*args*
*aua*
*brrrr*
*droehn*
*dudubdubdubidudubdah*
*feix*
*ggggggg*
*grrr*
*hehehe*
*heul*
*hoil*
*jubel*
*jubel*
*keuch*
*kicha*
*kreisch*
*nies*
*oh*
*pfeif*
*puh*
*rofl*
*räusper*
*schluerf*
*schnarch*
*schnief*
*schnurr*
*singel*
*snief*
*totlach*
*traeller*
*tse*
*urgs*
*wein*
**ruuuuelps**
*aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhh*
*aaaargs*
*aaargs*
*aahja*
*ablol*
*argel*
*arghl*
*au*
*aufatme*
*autsch*
*boerps*
*boh+
54
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*boohaaaa*
*brrrrrr*
*burb*
*burp*
*clap*
*doh*
*doppelseufz*
*dudeldidu*
*duedel*
*flenn*
*gaeaeaehn*
*gaeeeeeeeehn*
*gaehhhn*
*gggg*
*gggggggg*
*ggggggggg*
*grmblfx*
*grml*
*groehl*
*grr*
*grrrr*
*grrrrrr*
*grrrrrrrrrrr******
*grumel*
*gruml*
*grummelgrummelgrummel*
*grumpfl*
*gääähhhn*
*gääääähn*
*hahaha*
*hatschi*
*hciks*
*heul*
*hmmm*
*hrhrhr*
*hystl*
*jammerjaul*
*jammerschniefheuljaul*
*jauljammerheul*
*joohhll*
*jooohhll*
*jooohl*
*jooohll*
*juuupiiiiiii*
*kau*
*klatsch*
*knurr*
*kreihsc*
*kreisch wie ein maedchen*
*laaach*
*lachtmit*
*lautlach*
*lolwech*
*loool*
*löööööööl*
*m*
*ma dev schmatz*
*madlaugh*
55
1
*mjam*
1
*ohje*
1
*oink*
1
*oje*
1
*pfahaha*
1
*pffffffff*
1
*pfffffffff*
1
*pffrt*
1
*pfue*
1
*pieps*
1
*poeh*
1
*puhahaha*
1
*pöh*
1
*regrumml*
1
*roechel*
1
*roooooootfl*
1
*rotz*
1
*rumnuschl*
1
*rumpust*
1
*rumschnupf*
1
*rülps*
1
*röchel*
1
*sabber*
1
*schalalal*
1
*schlapplach*
1
*schlurfelhicks*
1
*schlyrf*
1
*schmatz*
1
*schneuz*
1
*schnupper*
1
*schnurri*
1
*schnurrr*
1
*schnüüf*
1
*schubber*
1
*schubndubndubndub*
1
*schwabbadabbadiduhuuuuuuuuuu*
1
*seufts*
1
*snueff*
1
*spuck*"
1
*stoehn*
1
*säufz*
1
*tröt*
1
*tststs*
1
*uiui*
1
*urx*
1
*utsch*
1
*waeee*
1
*wahhh*
1
*vergewaltigungkreisch*
1
*versuchdergurgelndenkommunikation*
1
*winsl*
1
*zeitlosesschnarch*
1
*zurbegrüßungeinwinzigkleinesflämmchenhüstel*
1
*örg*
1
*örgs*
1
+seuft*
1
hoshi auslach*
1126 Tokens, 211 Types
56
Klasse 3: Handlung
a) Situationsbegleitende Handlung
Die Beschreibung von konkreten Handlungen ergibt eine weitere Klasse der *Phrasen. Diese Klasse
muß aber unabhängig von der Definition von Bestandteilen der nonverbalen Kommunikation
gebildet werden, da diese Klasse nicht zur nonverbalen Kommunikation gehört (Bussman, 1990:
531). In diesen *Phrasen beschreiben die Chatter, was sie gleichzeitig im IRL neben dem Chatten
unternehmen, aber auch, was sie miteinander machen. Das scheint charakteristisch gerade für den
Chatdiskurs zu sein.
Ein Beispiel des ersten Falls ist:
R: aaaaaaaaaaaaaaaaaarg, da ist die dicke sau! *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch*
R: puh, das war knapp *umschallt*
Hier erklärt der Chatter, was er neben dem Chatten macht (fernsehen). Im IRL würde diese
Handlung kaum als diskursiv betrachtet werden, da *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* nicht
eine kommunikative Handlung ist, sondern eine Handlung, die aufgrund ihres Eigenwerts
ausgeführt wird. In der Chatkommunikation ist die Situation anders. Da hier jemand überhaupt den
Satz *mitdenfüßennachderfernbedienungfisch* schreibt, muß derjenige ein Ziel damit haben; er
beschreibt die Situation um ihn herum, damit der Empfänger ein besseres Verständnis für den
Sender bekommen soll.
Beispiel des zweiten Falls ist:
R: hat einen Liter Sekt intus
s: *raufdenrueckenklopf* :)
Beim zweiten Fall ist ein Empfänger deutlich zu sehen und eine kommunikative Funktion kann
leichter gesehen werden. Hier agieren die Chatteilnehmer ohne verbalen Diskurs, sondern nur mit
der *Phrase, und dann fungieren die *Phrasen wie Regieanweisungen im Theater. Sie beschreiben,
was die Teilnehmer machen, welche Laute zu hören sind etc. Diese sog. Regieanweisungen
kommen jedoch auch oft ohne Sternchen vor.
T: *flatsch
s: bewirft k mit schneeeeeee
K: hey K macht ne riesen kugel und wirft zurück
T: snipert mit nem Schneball auf K:s Hinterkopf
Bei der Klassifizierung der *Phrasen wurde weiter deutlich, daß nicht alle *Phrasen dieser Klasse
unbedingt Handlungen vor dem Computer verbalisieren. Im Korpus sind auch Belege für
metaphorische Handlungen gefunden worden. Ein Beispiel ist *imbodenversink*. Hier gibt der
Sender nicht zu verstehen, das jemand tatsächlich im Boden versinkt. Die Funktion dieser *Phrase
besteht darin, daß ein Bild der Peinlichkeit dieser Situation gegeben wird.
r: ...und die ganze diskussion nur, weil ich meinen nick geaendert hab....
d: t: genau. du schuld *lötkolbenmiteinpack*;)
r: d: ok, ich schaeme mich *imbodenversink*
57
Es ist oft schwierig abzugrenzen, zwischen konkreten und nichtkonkreten Handlungen. Sehen wir
uns das Beispiel oben an, dann ist es fast genau so schwer, sich die konkrete Handlung einen
lötkolben mit einpacken vorzustellen.
Ein Beispiel, wo die Handlung eindeutig konkret ist, ist z. B. *indieküchesprint*, wo der
Empfänger sich einfach vorstellen kann, wie der Sender in die Küche sprintet.
M*lasagnewarmmach*
d: mmh. lasagne ..... *sinnier*
d: *indieküchesprint*
Allgemein kann festgestellt werden, daß die Handlungen des ersten Falles (s.o.) konkreter sind, als
die Handlungen im zweiten Fall, d.h. die Aktivitäten, die die Chatter gemeinsam unternehmen. Hier
ist die Wahl getroffen worden, alle *Phrasen mit der Aktivität Handlung in einer Klasse
zusammenzufassen, da eine deutliche Abgrenzung zwischen konkreten und nichtkonkreten
Handlungen nicht möglich ist. Die Besonderheit in der *Phrase *imbodenversink* ist aber, daß eine
entsprechende Handlung im IRL überhaupt nicht möglich ist. *imbodenversink* ist eine etablierte
Redewendung, um Peinlichkeit zu vermitteln. Die Handlungen dieser Art sind in der Tabelle mit
Metapher gekennzeichnet.
Beim Betrachten des Inhalts der *Phrasen dieser Klasse kann weiter festgestellt werden, daß es in
vielen *Phrasen um alltägliche Aktivitäten, wie essen und trinken geht. Wie bei: *2. frühstück
verdrück*, *anknabber*, *brodel koch*, *chemie mit himbeergeschmack trink*,*fisch
ryberschieb*, *fischfilet francaise futter*, *frischgebackenes brot eß*, *frischgepreßten o-saft
schlüf*, *essen koch*, *gierigaufnfischstarr*, *fassanschlag*, *guckt die cola an*,
*imkaffeerumfisch*, *kuchen hin stell*, *mexikanische Schokolade trink*, *mampfen-war*,
*pfefferdraufstreu*, *shmueleinebananereinsteck*, *verschling* und *wasseraufsetz*
58
Anzahl
3
3
3
3
3
3
3
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Situationsbegleitende konkrete Handlung
*knuff*
*kotz*
*les*
*spuel*
*such*
*umschau*
*zap*
*abgeh*
*aufdreh*
*guck*
*metzel*
*wasseraufsetz*
*"beschissen" mal zum adjektiv erheb*
*2. frühstück verdrück*
*abhak*
*ahau*
*abtauch*
*aktiv werd*
*am camillentee die hände wärm*
*amkreuztanzundpfeif+
*anflatter*
*anhau*
*anknabber*
*anseh*
*anstreich*
*anstupss*
*aosnnenbrilleaufsetz*
*arbeithoppel*
*arschleck*
*auchnenthinstell*
*auf uhr qk*
*auffang*
*auffe uhr guck*
*aufleg*
*aufmailwart*
*aufnkalenderschau*
*aufnschoß´hoppel*
*aufschreib*
*aufwach*
*ausgehungertanschau*
*beaeug*
*beimprovideranruf*
*bill mal feuer unterm hintern mach*
*brodel koch*
*buchfallenlass*
*bugsuch*
*cam anschalt*
*chemie mit himbeergeschmack trink*
*c tret*
*dntrocknersteck*
*den rst wegschieb*
*die restlichen pfennige zähl*
*duschen*
*essen koch*
*fade*
*fallum*
Kommentare
a=Name
Metapher
Blickkontakt?
c=Name
d=Name
59
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*fassanschlag*
*fetz*
*feuereich*
*fingerausmfensterhalt*
*fisch ryberschieb*
*fischfilet francaise futter*
*flipper*
*fluecht*
*freudigerwartendrueberreich*
*frischgebackenes brot eß*
*frischgepreßten o-saft schlüf*
*frustwegkick*
*galoppel*
*gehirn einschalt*
*gespanntlausch*
*ghettoblaster answitch*
*gierigaufnfischstarr*
*groschen fall*
*guckguck*
*guckt die cola an*
*hau*
*h beaeug*
*Hirn windungen roest*
*imbodenversink*
*imkaffeerumfisch*
*imkalenderrotanstreich*
*indieküchesprint*
*indietaschesteck*
*insbettschups*
*ISC abspiel*
*kicklochvergroesser*
*kitzel*
*knabber*
*knet*
*knochenhinwerf*
*kochloeffelraushol*
*kompilier*
*konfettiwerf*
*kraul*
*kraulmalzwischendenöhrchen*
*krümel*
*kuchen hin stell*
*kurzallesrumbetröht*
*kurzrumrandalier*
*lasagnewarmmach*
*leck*
*lichtmach*
*loshusch*
*loshüpf*
*lötkolbenmiteinpack*
*M auf m Schoss umdreh und mal auf n Hintern haut*
*M auf n SChoss zieh*
*M auf n Schoss zihe*
*mailannehm*
*mal nen eiswuerfel reich*
*mampfen-war*
*meimerhinhalt*
*matsch*
Gestik?
Körperbewegung?
Körperbewegung?
Metapher
Blickkontakt? h=Name
Metapher
Handlung mit Körperkontakt?
M=Name
M=Name
M=Name
marscha=Name
60
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*m auf die buehne schubs, wo tausend gaffer davorstehen*
*mexikanische Schokolade trink*
*m beaeug*
*mitdemkrückstockfuchtel*
*mitdenfüßennachderfernbedienungfisch*
*mit-uni-schimpf*
*mohrrüberschnapp*
*mukke aufdreh*
*musikausmachweilohrenwehtun*
*musiklautmach*
*nach Stadtplan kram*
*nachguck*
*nachles*
*netscapebeimabstürzenzuseh*
*netscapestart*
*nix lastenausgleich betreiben mit ethX
*nixraff*
*papierkugelnachpointsmundwerf*
*peitscheraushol*
*pfefferdraufstreu*
*pieeeeeks*
*pieks*
*pluender*
*prass*
*preis verleih*
*putzn muss*
*qk*
*randalier*
*rausplumps*
*reingcuk*
*reinhypf*
*reinschlenz*
*rennnnnnnnnn*
*raufdenrueckenklopf*
*reinseif*
*rheftigerschreck*
*rumbastel*
*rumbounce*
*rumdribbl*
*rumgroove*
*rumhypf*
*rumidle*
*rumkugel*
*rumlauf*
*rumrock*
*rumwühl*
*rumzick*
*ruteraushol*
*rüberreich*
*schau*
*schieb*
*schlaefrigansherzzieh*
*schonmalauszieh*
*scroll*
*sendmail*
*seinebananereinsteck*
*stimmüb*
*stinkenden Qualm wegmach*
m=Name
m=Name
Körperbewegung?
Körperbewegung?
r=Name
r=Name
r=Name
Körperbewegung?
Körperbewegung?
s=Name
61
1
*stress mach*
1
*strichaufderstrichlistemach*
1
*stöckchen werf*
1
*suppe ess*
1
*surf*
1
*taetschel*
1
*taschentuchdermaikegeb*
1
*tast*
1
*teppichdrüberzieh*
1
*tief im linux wissen kram*
1
*traenenueberstroemtanschau*
1
*tätschel*
1
*tättowierset einpack*
1
*uffe finga patsch*
1
*umdenschuppigenhalsfall*
1
*umeuchrumspring*
1
*umfall*
1
*umflyggl*
1
*umkukk*
1
*umphall*
1
*umschallt*
1
*uzuz lauter mach*
1
*was nehm*
1
*wegrenn*
1
*wegschau*
1
*wegschmeiss*
1
*weiterhau*
1
*weiterklick*
1
*weiterkrümel*
1
*verschling*
1
*winpapproehresteck*
1
*wiederaufrappel*
1
*winpack*
1
*vombodenpflueckundfestdrygg*
1
*wusch*
1
*wühl*
1
*zigaretteanbiet*
1
*zuguck*
1
*zungeabbeiss*
1
*zungeverknot*
1
*zurowischiel*
1
*zusammenhanglosinchannelfluch*
1
*zusammentret*
1
grad Fogt saug*
Tokens: 235, Types: 216
Körperbewegung?
w=Name
einpack
Mimik?
Mimik?
b) Handlungsbegleitende Laute
Diese Klasse enthält Laute, die infolge von Handlungen entstehen. Im Unterschied zu den
Phonationen symbolisieren sie also nicht mit der Stimme oder mit dem menschlichen Körper
produzierte Laute. Die Klasse hat deshalb die Bezeichnung handlungsbegleitende Laute. In der
folgenden Äußerung taucht die Handlung Buch fallen lassen und der Laut bum auf.
s: *BUM* *buchfallenlass*
Andere Beispiele sind:
62
L: krabbelt mal vom channelfussboden lieber in ihr bett *platsch*
c: Proooost!! *klonk*
Bei den handlungsbegleitenden Lauten ist ein deutlicher Zusammenhang mit den Soundwords in
den Comics zu sehen. In Comics werden die Handlungen oft mit Lautwörtern begleitet.
Anzahl Laute
4
*boak*
3
*patsch*
3
*plumps*
2
*klonk*
2
*knix*
2
*peng*
1
*aergh*
1
*bum*
1
*dumdidum*
1
*dumdiedumdiedum*
1
*fizzzz*
1
*flatsch*
1
*klick*
1
*platsch*
1
*plonk*
1
*plopp*
1
*schwuppz*
1
<****peng****>
Tokens: 28, Types: 18
Kommentare
c) Handlung mit Körperkontakt
In vielen Handlungen wird das Anfassen und Berühren des Gesprächspartners beschrieben. Da
diese Liebkosungen in der Chatkommunikation eine große Bedeutung einnehmen, ist eine
gesonderte Klasse zu diesem Zweck gebildet worden. Die Berührungen stellen hauptsächlich
Umarmungen und Küsse dar, die entsprechenden *Phrasen sind hier vor allem *knuddel* und
*knutsch*. Knuddeln macht die Basis in 45,5% der *Phrasen dieser Klasse aus. Knuddeln und
knutschen werden auch kombiniert, wie bei *knuddelknutschi*
Auch diese Handlungsklasse findet man normalerweise nicht unter dem Stichwort nonverbaler
Kommunikation. In der Klassifizierung von Dorsch (1997) findet man aber die Klasse
Körperkontakt. Dorsch geht in der Klassifizierung nicht weiter darauf ein, was unter dem Begriff
Körperkontakt zu verstehen ist. Ich lasse die Bezeichnung trotzdem gelten.
Interessant ist, daß diese Klasse nur aus einigen wenigen Wörtern besteht, die aber in verschiedener
Weise geändert werden. Bespiele dieser Veränderungen sind vor allem Reduplikationen und
Zusammenschreibung mit re . Besonders Reduplikationen erfreuen sich großer Beliebtheit unter
den Chattern. Auch Vokalverschiebungen von e zu ä kommen oft bei dem Verb knuddeln vor.
W: H *knuddeäääääääääääääääääääääääääääääääääälls* :-)
H: d *reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääääääääääääls* :))
W: H komm gut heim *knuddääääääääääääääääääääääääääääääälls* :)
H: W: haste doch wieder ääs ? ;)) *reknuddäääääääääääääääääääääääääl* :))
63
M: L *knuuuuuuuuuuutsch*
L: M *regnutschhhhhhhh*
Die Art und Weise, wie die Chatter mit diesen Wörtern umgehen, deutet auf eine Vertrautheit unter
den Chattern hin. Warum die Chatter Körperkontakt miteinander haben wollen, könnte mit einem
Streben nach realer Intimität beim Chatten zusammenhängen.
Die Konventionalisierung dieser *Phrasen zeigt die folgende Äußerung, wo die abgekürzte Form
für das Verständnis keine Probleme bereitet.
S: huhu waib :) *kn..*
M: hi shinerl *rekn...*
Anzahl
2H
12
H
6
6
4
4
4
4
4
3
3
3
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Handlung mit Körperkontakt
*knuddel*
*knutsch*
*drygg*
*anqshel*
*reknuddel*
*drueck*
*drück*
*freuknuddel*
*reknutsch*
*umarm*
*abschleck*
*kuss*
*wknuddel*
*bussi*
*knuddelt*
*kussi*
*umknuddel*
*Hzubodenknutsch*
*abknutsch*
*aeabschleck*
*ankuschel und dich überall streichel*
*ankuschel*
*anschmus*
*dichmalknuddeln*
*druegg*
*dryck*
*erknuddel*
*extremelydurchwuschelingknuddelingundsofort*
*flausch*
*floushie*
*freuknuudel*
*froihopsundumschling*
*gknuddel*
*gutenachtkußanallelieben*
*gutenachtkußgeb*
*heftigstzerknuddel&wuschel&so*
*hug*
*jwuschel*
*kn..*
*knbuddels*
*knewtsch*
Kommentare
w=Name
H=Name
a=Name
Körperbewegung?
g=Name
j=Name
knutsch
knutsch
64
1
*knudddddddddel*
1
*knuddddddel*
1
*knuddeldrueck*
1
*knuddelknutschi *
1
*knuddelknutschmalre*
1
*knuddels*
1
*knuddelwuscheldrueck*
1
*knuddelz*
1
*knuddelzzzzzzzzzzz*
1
*knuddeäääääääääääääääääääääääääääääääääälls*
1
*knuddäl*
1
*knuddääääääääääääääääääääääääääääääälls*
1
*knudel*
1
*knutsch*
1
*knuuutsch*
1
*knuuuutsch*
1
*knuuuuuuuuuuutsch*
1
*malsoknutsch*
1
*maumknoedel*
1
*mknuddel*
1
*nochmalpointknuddel*
1
*nommaknuddäääääääääääääääääääääl*
1
*panmauz
1
*refreuknuddddddel*
1
*regnutschhhhhhhh*
1
*rekn...*
1
*reknuddek*
1
*reknuddl*
1
*reknuddäääääääääääääääääääääääääl*
1
*reknustch*
1
*reknuutsch*
1
*reumarm*
1
*reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääls*
1
*reumknuddäääääääääääääääääääääääääääääääääääääääls*
1
*rnochmal knuddel*
1
*sknuddel*
1
*tknuddel*
1
*troestknuddel*
1
*umaermel*
1
*umknudddddddel*
1
*umknuddällllllllllllllllllllllllllllllllllllllllls*
1
*umknuddääääääääääääälls*
1
*wildberrymalsanftkitzel*
1
*winkknuddeldrück*
1
*zupodenknuddl*
1
+knuddael*
Tokens: 165, Types: 8H
m=Name
p=Name
reknutsch
r=Name
s=Name
t=Name
65
Klasse 4:Gefühle
Um Gefühle auszudrücken, stehen dem Chatter verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Um Freude zu zeigen, kann der Chatter z.B. Mimik (*grins*), Phonation (*g*) oder eine Smiley :-)
verwenden. Die Belege im Korpus zeigen aber auch, daß oft direkt dasjenige Verb gewählt wird,
das ein bestimmtes Gefühl ausdrückt. Die Verwendung der parasprachlichen *Phrase *lach*
bedeutet wahrscheinlich in den meisten Fällen, daß der Sprecher sich freut. Der Sprecher kann hier
also genau so gut die *Phrase *freu* benutzen. Die *Phrase *erröt*, soll wahrscheinlich so
aufgefaßt werden, daß der Sprecher sich schämt, die *Phrase *schäm* ist deshalb eine alternative
Ausdrucksweise.
Die Klasse 5: Gefühle umfaßt alle *Phrasen, die eindeutige Gefühle aufzeigen. Beispiele von
Gefühlen sind „Angst” (*erschreck*) und „Trauer” (*trauer*). Mit dieser Klasse wird ein
markanter Unterschied zu den nonverbalen Aktivitäten im IRL deutlich. In der face-to-faceKommunikation hat der Sprecher oft weniger Möglichkeit, direkte Gefühle nonverbal zu zeigen.
Entweder muß er das Gefühl verbalisieren (ich freue mich) oder durch Mimik oder Gestik das
Gefühl indirekt zeigen. Da der Chatter die nonverbalen Aktivitäten verbalisieren muß, kann er nur
auf verbale Zeichen zurückgreifen.
f: *freu*
d: *mitfreu*
Anzahl
23
6
5
4
3
3
3
3
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Gefühle
*freu*
*schauder*
*langweil*
*froi*
*aerger*
*lechz*
*neugier*
*schäm*
*geniess*
*gespannt sei*
*hass*
*angst ausbricht*
*bendeid*
*erschreck*
*frier*
*gespanntsei*
*grusel*
*grusl*
*hf*
*huch*
*hunger*
*hungerhab*
*hunger-hab*
*immer-noch-frier*
*leid*
*magengrummel*
*magenknurr*
*matschigfuehl*
*megamonstermaessig auf heute abend freu*
*mitfreu*
*neid*
*nervoeswerd*
Kommentare
?
66
1
*panik*
1
*phroi*
1
*schaem*
1
*schocking*
1
*schreck*
1
*schweinegeil fyl*
1
*trauer*
1
*ultimativentzücktseiunddahinschmelz*
1
*zerknittertfuehl*
Tokens: 86. Types: 41
Klasse 5. Eigenschaften
Mit den *Phrasen drücken die Chatter nicht nur Handlungen und Gefühle aus, sondern auch
Beschreibungen von Eigenschaften des Chatters, wie bei *revanchistsei* und *wegsei*. Die
Eigenschaften enthalten oft eine Zusammenschreibung mit haben oder sein.
Zusammenschreibungen, die aber ein Gefühl beinhalten, sind in die Klasse Gefühle einsortiert
worden, wie z. B. *hunger-hab* und *gespanntsei*.
Die Eigenschaften sind erstens solche, die an eine Situation gebunden sind. Beispiele sind hier
*müde* und *halskratzenhab*. Die *Phrasen *wech* und *resei* beschreiben die Zugänglichkeit
des Chatters im Kanal.
u: detects: ansteckungsgefahr durch Mitwohni...*halskratzenhab*
Zweitens sind hier Eigenschaften zu finden, die mit dem einzelnen Chatter zusammenhängen.
Beispiele dieser Eigenschaften sind *gutmütigsei* und *verwirrt*
f: S: sorry ;)
S: f: ich werde dir nochmal verzeihen *gutmütigsei*
Eigenschaftsbeschreibungen sind, genau wie die Gefühle, ein Privileg der Chatter im Vergleich mit
den Sprechern im IRL. Durch die Möglichkeit, nonverbale Aktivitäten verbalisieren zu können,
können auch nicht seh- oder hörbare außersprachliche Aktivitäten vermittelt werden.
Anzahl
3
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Eigenschaften
*veg*
*resei*
*wech*
*verwirrt*
*aba nich tippn koenn*
*auf der suche nach einem mann sei*
*doch ein Bedener-bub bin*
*grosszuegigsei*
*gutmütigsei*
*halskratzenhab*
*highlight auf MD*
*keingeldhab*
*me findet zugfahren ätzend
*mir eh schon einen ab*?
*mir geht schon einer ab*
*muede*
*neugierigsei*
*nich kenn und nicht bedauer*
*nichtgewohntsei*
Kommentar
67
1
*noch nich weiß, was ich trinken soll*
1
*revanchistsei*
1
*ruhigsei*
1
*schenll sei*
1
*schmoll*
1
*unwissend*
1
*wegsei*
1
*verwirrt sei*
1
*verwirrtsei*
1
*vielschlauersei*
1
*zufaulsei*
Tokens: 35, Types: 30
Klasse 6. Innere Kommentare
Im Korpus sind *Phrasen gefunden worden, die zwar Handlungen bezeichnen, aber wo die
Handlungen eher abstrakt sind. Mit diesen *Phrasen können die verbalen Äußerungen modifiziert
werden. Die Chatter beschreiben die Einstellung der eigenen Äußerung, damit der Empfänger
besser verstehen soll, was der Sender mit der Äußerung erreichen will. Die *Phrasen dieser Klasse
sind von dem Empfänger weder zu hören noch zu sehen. Nonverbale Kommunikation in Form von
inneren Kommentaren ist deshalb nur in der Chatkommunikation möglich. Im IRL wird jedoch der
Zweck der Äußerung durch Intonation und Artikulation deutlich. Da diese parasprachlichen Mittel
nicht verbalisiert werden können, benutzen die Chatter hier *Phrasen, die den Zweck der Äußerung
beschreiben.
Hier geht es demzufolge um *Phrasen, die den Zweck der Äußerung verdeutlichen, wie bei :
m: ich will auch einen freund :) *beschliess*
In dem Beispiel oben beschließt m, daß sie einen Freund haben will, sie wünscht nicht, träumt auch
nicht, sondern beschließt. Andere Bespiele sind hier *forder*, *anmerk*
W: D du bist etwas wortkarg *anmerk*
Unter den *Phrasen dieser Klasse sind auch *Phrasen, die der Äußerung eine Unsicherheit geben,
wie *grübel*, *denk*, *überleg* etc
W: iss man da noch durchgeknallter, vor der Pupertät? ich dachte erst da dreht man durch...
*grübel*
Schwierigkeiten bei der Klassifizierung entstanden erstens zur Klasse Gefühle und
zweitens zur Klasse Situationsbegleitende Handlung. In der Klasse Gefühle sind die *Phrasen
eingeordnet, wo ein eindeutiges Gefühl hervorgeht, wie Freude, Angst oder Hunger. *Phrasen wie
*maul* und *mecker* drücken zwar das Gefühl Ärger aus, in der Einteilung wurde jedoch dieses
Gefühl als zu wage betrachtet. Die Klasse innere Kommentare erschien besser geeignet, da diese
*Phrasen die verbalen Äußerungen kommentieren
C: M: ich habe meine Tägliche Mail noch nicht von Dir bekommen ;o) *mecker*
Einige der *Phrasen sind zugleich Handlungen als auch Kommentare. Ein Beispiel ist:
R: regelt r den Arsch with (Fugees) - Fugee La aber heftigst !!!
R: mal lauter machen *mutterärgern*
68
Die einzelne *Phrase *mutterärgern* ist die Handlung Mutter ärgern, aber sehen wir uns die
Äußerung an, kann festgestellt werden, daß *mutterärgern* die Handlung lauter machen erläutert
und der Zweck der Handlung jetzt zum Vorschein kommt. Ein weiteres Beispiel ist:
n: J: wie alt biste *frechfrag*
Frech fragen ist auch eine konkrete Handlung. Hier wird aber *frechfrag* als Kommentar
verwendet, um der Frage, wie alt bist du, eine Nuance zu geben.
Das Fragezeichen ist in diese Klasse einsortiert, da dieses Satzzeichen ja ein deutliche Unsicherheit
oder Staunen ausdrückt.
m: M:*ankuschel und dich überall streichel*
K: *?*
K: live pimpern?
Anzahl
11
10
10
8
H
5
5
5
4
4
3
3
3
3
3
2
2
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Innere Kommentare
*wunder*
*gruebel*
*grübel*
*denk*
*staun*
*?*
*nerv*
*wart*
*meld*
*troest*
*aufreg*
*feststell*
*grybl*
*merk*
*zustimm*
*anmerk*
*bettel*
*erinner*
*grybel*
*thinking*
*ueberleg*
*wunda*
**lueg**
*abreagier*
*an_lockenwickler_denk*
*anbet*
*anbiet*
*anmuta denk*
*annhem*
*anstreng*
*auchabhauenwill*
*auchhabenwollen*
*auch-vermut*
*auchwill*
*aucuhwill*
*aufrappel*
*aufzeig*
*befehl*
Kommentare
Situationsbegleitende Handlung?
Situationsbegleitende Handlung?
69
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
*befuercht*
*berechnen*
*beschliess*
*beschwer*
*bestaun*
*bewunder*
*denrestliederdenk*
*droh*
*dunkelerinner*
*einblende*
*fastgedachthab*
*find*
*forder*
*frauen-zu-verstehen*
*frechfrag*
*gestresstwirk*
*gruebel gruebel*
*gruebl*
*gruewbel*
*hilfe*
*hoff*
*ignorier
*irritier*
*kleiner Tip*
*laber*
*lock*
*l tröst*
*maul*
*mecker*
*michdranerinnernmuss*
*moser*
*mutaberuhig*
*mutterärgern*
*nachdenk*
*nichtgutfind*
*nix mehr dazusag*
*nixdavonweiss*
*nixkapier*
*nixversteh*
*petz*
*philosophier*
*probier*
*quengel*
*rechtgeb*
*refeststell*
*rzustimm*
*samstagn8zitier*
*selbstbedauer*
*sich vorstell*
*sinier*
*sinnier*
*sofort fuer hose of love anmeld
*traeum*
*trechtgeb*
*try*
*träum*
*warn*
*wehr*
Situtationsbegleitende Handlung?
?
l=Name
Gefühl?
Gefühl?
Situationsbegleitende Handlung?
r=Name
Situationsbegleitende Handlung?
t=Name
70
1
*weiger*
1
*verklick*
1
*verkuend+
1
*w troest*
1
*vormerk*
1
*wunderwunder*
1
*ybaleg*
1
*überleg*
1
*zeig*
1
*zoegert*
1
*zugeb*
1
*zweifel*
Tokens: 184, Types: 108
Situationsbegleitende Handlung? w=Name
Klasse H: Verbale *Phrasen
In der Chatkommunikation lassen sich auch *Phrasen finden, bei welchen die Sternchen keine
deutliche Funktion haben. Bei diesen *Phrasen geht eine nonverbale Aktivität nicht direkt aus der
*Phrase hervor. Ein Beispiel ist *gratulier*, wo in erster Linie eine verbale Äußerung vorzustellen
ist.
H: *gratulier*
Warum der Chatter hier entschieden hat, die Äußerung indirekt nonverbal zu symbolisieren, kann
vielleicht damit erklärt werden, daß den Chattern nicht immer die Funktion der Sternchen bewußt
ist.
Ein weiteres Beispiel ist:
C: hands weyni a cup of coffee without kokain
w: :)
C: hehe
C: *prost*
Beim Anstoßen wird prost wie bekannt verbal ausgedrückt. Eine Erklärung könnte hier sein, daß
der Chatter die Handlung anstoßen beabsichtigt.
*Phrasen mit Namen sind als verbale *Phrasen klassifiziert. In der Chatkommunikation reden die
Chatter den Gesprächspartner normal mit dem Namen am, damit deutlich gemacht wird, an wen
sich die Äußerung richtet. Daß in einigen Fällen die Namen nonverbalisiert werden, wirkt deshalb
unlogisch.
x: *t* Bitte
x: *t* sag doch mal was
x: *t* HIER
x: *t* BITTE
x: *t* hast auch was gut
x: *t* BÜDDE
Wortspiele kommen auch in der Chatkommunikation vor. Die *Phrase *erbs* bekommt eine
Erklärung wenn man den ganzen Zusammenhang vor Augen hat.
f: eigentlich sollte es ihn schon deprimieren, dass offenbar alles wichtige vollkommen vor
ihm verborgen passiert ..
71
S: *lins*
f: *erbs*
Anzahl Verbale *Phrasen
6
*tomili18*
2
*5*
2
*brb*
2
*moin*
2
*prost*
1
*erbs*
1
*gratulier*
1
*schipps*
1
*serum*
1
*WIE BITTE ??*
Tokens: 18, Types: 10
Kommentare
tomili18=Name
serum=Name
Klasse 8: *Phrase in der Funktion Betonung
Im Korpus kommen auch *Phrasen vor, wo die Sternchen nicht nonverbale Kommentare
bezeichnen. Die *Phrasen stehen integriert in den verbalen Äußerungen und nicht in der
unabhängigen Position, die bei den *Phrasen sonst die Regel ist.
Bei einigen *Phrasen fungieren die Sternchen als Anführungszeichen, die dem Wort eine gewisse
Ironie geben sollen, wie in folgenden Beispielen.
K: S: gehoerst du zu diesen behaemmerten *ich-geh-in-Talkshows-Ischen*?
m: die nehmen doch auch alles.
w: moppes, die nehmen nur *männer*, keine luschen :)
Die Sternchen ersetzen auch Formatierungen wie fett und kursiv, da diese Möglichkeiten im IRC
technisch nicht gegeben sind. Die Sternchen sind in dieser Funktion dazu da, das Wort aus der
Äußerung hervorzuheben und zu betonen. Folgende Belege sind Beispiele dieser Funktion:
d: mir fällt gerade ein: *Semesterferien* (Rest der Woche ist nichts wichtiges mehr)
K: C: ich sags ja. verkehrte Welt. Als ich klein war, gabs noch *Winter*
L: Ich verwende Debian 2.2. Wie kann ich *permanent* eine lokale IP für die Ethernet0Karte vergeben?
T: ist *immer* müde. daher der nickname.
M: *je* halbe stunde an der schrottigen wegbeschreibung
dieck: thh: Firewall *zu* gut konfiguriert?
a: t: Werden andere Rechner deines localnets angezeigt, wenn du nach dem boot *und* einem
ping-versuch `arp -a` schreibst?
Diese Klasse liegt deshalb außerhalb der Thematik dieser Untersuchung. Um diese Belege als
Formatierungsmittel klassifizieren zu können, mußten die entsprechenden Äußerungen aufgesucht
werden. Die Sternchen werden besonders bei den Hilfsverben und bei den Klassen ohne Verb als
Betonungen benutzt (Siehe Kapitel 2.1)
72
Anzahl Betonung
2
*censored*
2
*das*
2
*hier*
2
*ich-geh-in-talkshows-ischen*
2
*sehr*
2
*woisch*
1
*aldi*
1
*bsd*
1
*die-macher*
1
*einschleim*
1
*euch*
1
*fury*
1
*grell*
1
*hat*
1
*immer*
1
*inflation der deli*
1
*je*
1
*kann*
1
*kinder*
1
*koennten*
1
*männer*
1
*permanent*
1
*semesterferien*
1
*shmuel*
1
*und*
1
*wenn*
1
*will*
1
*winter*
1
*zu*
Tokens: 35, Types: 29
Kommentare
Klasse 9: Unbekannte *Phrasen
Diese Klasse enthält die *Phrasen, wo die Bedeutung oder Funktion in irgendeiner Weise unklar ist.
Die Klassifizierung von 912 Types ist mühsam und ich habe hier entschieden aufzuhören. Die
unbekannten Phrasen sind wegen der Statistik und Vollständigkeit hier wiedergegeben.
Anzahl
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Unbekannte *Phrasen
*shit*
*wheew*
*ala*
*armes rlein*
*blasummkraspeltunk*
*bleh*
*dunnerkiel*
*ergo I egal was de sachst in zukunft ich reagier nicht mehr drauf*
*fniep*
*grrrrroooooooooooooar*
*knurpsel*
*maloute*
*mareboot*
*massop*
*narf*
*rumps*
*warg*
*wow*
Kommentare
r=Name
I=Name
73
1
*yuck*
1
**sockerr**
1
*flatrate*
Tokens: 23, Types: 20
4. Ergebnisse
Ziel dieser Arbeit war eine Untersuchung der *Phrasen nach ihrer sprachlichen Form und nach ihrer
kommunikativen Funktion im symbolisierten nonverbalen Bereich. Eine *Phrase ist durch die
graphische Markierung von zwei Sternchen gekennzeichnet. (*grins*) Unter den *Phrasen sind
sowohl Konstruktionen mit einem Wort als auch Konstruktionen mit mehreren Wörtern zu finden.
Als Ausgangspunkt für die Untersuchung liegt ein Korpus mit 35334 Äußerungen vor. Das Korpus
ist durch eine Longitudimalmessung von sieben deutschen IRC-Kanälen zusammengestellt worden.
In dem Korpus gibt es 2321 *Phrasen, was bedeutet, daß 6,6% der Äußerungen im Korpus eine
*Phrase beinhaltet. Unter den *Phrasen sind 912 Types. Um die Zielstellung zu erfüllen sind die
*Phrasen nach den sprachlichen Eigenschaften und nach der nonverbalen Funktion klassifiziert
worden.
In der sprachlichen Klassifizierung sind die *Phrasen hauptsächlich nach der Wortart sortiert. Die
Akronyme bilden eine gesonderte Klasse. Konstruktionen mit mehreren Wörtern sind einer
Satzanalyse unterzogen worden, um dann nach den Satzgliedern der Konstruktion klassifiziert zu
werden. 60% der *Phrasen (die Akronyme nicht mitgezählt) enthalten ein oder mehreren Verben.
Eine *Phrase mit Verb kann als Normalfall der *Phrase betrachtet werden.
In der Mehrheit der *Phrasen mit Verb wird nur der Stamm des Verbs verwendet. Die Frage ist
hier, ob es sich um gekürzte finite Formen in 1. oder 3. Person Singular handelt oder ob die
Verbstämme autonome Infinitformen ausmachen. In den wenigen (14) Belegen mit vollständiger
finiter Form wird sowohl eine Flexion in 1. wie in 3. Person Singular verwendet. Hier wird keine
Konsequenz in der Verwendung deutlich. Die Belege in finiter Form sprechen aber gegen eine
gekürzte Infinitivform. Unter den Zusammenschreibungen mit will kommt auch der Unwille
gegenüber den Verbstamm woll zum Ausdruck. Woll als Verbstamm wird in keinem Korpusbeleg
benutzt. Belege mit vollständigem (deutschen) Infinitiv kommen im Korpus kaum vor. Ein
Argument für die Kürzung von Infinitivformen sind die vielen Belegen mit der Kurzform sei. (z.B.
*gutmütigsei*) Im Korpus sind 18 Konstruktionen mit sei gefunden worden. Dies im Vergleich mit
bin, das nur einmal vorkommt und ist, das in keiner *Phrase gewählt wurde.
Auch die Stellung im Satz spricht für die autonome Infinitivform. Die *Phrasen stehen meistens in
turnfinaler Position. Sie sind weitaus selbständige Konstruktionen und sind im Satz syntaktisch
unintegriert.
M: das wird wieder ein teereicher tag...*wasseraufsetz*
H6% der *Phrasen mit Verb enthalten nur ein oder aber mehreren Verben. 24% der *Phrasen sind
demzufolge längere Konstruktionen, wo das Verb in den Zusammenschreibungen wie in einem
Determinativkomposition durch Bestimmungswörter ergänzt wird. In der Mehrheit (96,5%) der
längeren Konstruktionen nimmt das Verb eine Endstellung in der *Phrase ein
(*lasagnewarmmach*). Durch die Letztstellung des Verbs wird der autonome Infinitiv noch
deutlicher: Lasagne warm machen. Die Verbletztstellung kommt sowohl zusammengeschrieben als
auch getrenntgeschrieben vor. Mit H3,H% machen die Zusammenschreibungen jedoch die
Mehrheit aus. Es scheint keine Erklärung dafür zu geben, warum manchmal getrennt und manchmal
zusammen geschrieben wird. Die Wahl ist wahrscheinlich weitgehend individuell und von dem
74
einzelnen Chatter abhängig. Eine Möglichkeit, die hier nicht weiter untersucht ist wurde, ist die
Frage, ob Unterschiede in den verschiedenen IRC-Kanälen festzustellen sind.
Neben den Verben machen die Akronyme mit 29,3% einen großen Teil der *Phrasen aus. Die
*Phrase *g* hat 4H3 Tokens und ist damit die häufigste *Phrase. Interjektionen kommen auch oft
als *Phrasen vor (6,6%). Die Interjektionen wurden in Vollinterjektionen, die alle Kriterien einer
Interjektion entsprechen und onomatepoetische Interjektionen, die Laute wiedergeben, eingeteilt.
Weitere Klassen in der sprachlichen Klassifizierung sind Substantive, Adjektive, Adverbien,
Pronomen, Konjunktionen und Satzzeichen. Diese machen zusammen 3,3% der *Phrasen aus und
sind eher als Ausnahmen unter den *Phrasen zu betrachten. Die Stellung im Satz ist auch bei vielen
dieser *Phrasen nicht turnfinal, sondern sie stehen integriert in der verbalen Äußerung. Die *Phrase
hat hier ihre Unabhängigkeit verloren. Festgestellt werden kann, daß die Sternchen verschiedene
Funktionen haben können. In den Belegen mit integrierter *Phrase sind die Sternchen oft Mittel zur
Hervorhebung eines Wortes. In den IRC-Kanälen sind übliche Formatierungen, wie fett und
Kursivschrift nicht zugänglich. Die Sternchen sind auch anstelle von Anführungszeichen
verwendet, wie in dem folgenden Beispiel:
w: m, die nehmen nur *männer*, keine luschen :)
Die Untersuchung der sprachlichen Form der *Phrasen weist auch viele andere Abweichungen von
den Normen der geschriebenen und der gesprochenen Sprache auf. In der Rechtschreibung weichen
die Chatter durchgehend von den Regeln ab. Die deutschen Diphtonge werden vermieden und mit
anderen Buchstabenkombinationen ersetzt (freu -> phroi). Es hat sich eine Kursprache entwickelt
mit Beispielen wie qk (guck) und anqshel (ankuschel). In der Chatsprache treffen auch viele
Angleichungen zur gesprochenen Sprache auf. Reduktionen (anlaechl -> anlächeln, hystl ->
hüsteln)und Assimilationen des Artikels nach Präposition(auffe uhr guck) treten häufig auf.
Reduplikationen als Mittel einer Artikulation erscheinen oft. (gäääähn). Auch in der Wortbildung
sind umgangsprachliche Tendenzen herauszulesen, wie in Bildungen mit -rum (rumhüpfen).
Interessant ist die Verwendung vom Präfix re, das statt zurück in Wortbildungen auftritt. Im Korpus
sind u.a. die Beispiele *reknuddel*, *resei* und *reknutsch* gefunden worden. Insgesamt kommt
re in 29 *Phrasen vor; es wird hier als ein neues Präfix betrachtet.
Alle Abweichungen sind aber nicht mit einer Angleichung an die gesprochene Sprache
gleichzusetzen. Der Gebrauch von Verbstämmen kommt in Comics vor, wird aber nur in erster
Person Singular in der gesprochenen Sprache verwendet. (ich lauf, aber nicht er lauf)
Die Zusammenschreibung von ganzen Sätzen muß auch als spezifisch für den Chatdiskurs
betrachtet werden. re wird meines Erachtens nicht weiter in der gesprochenen Sprache benutzt,
sondern ist von dem allgemeinen Umgang mit Computern herzuleiten.
Interessant ist weiter, ob die festgestellten Abweichungen für die *Phrasen typisch sind, oder ob sie
für die gesamte Chatsprache Gültigkeit haben. Die Abweichungen in der Rechtsschreibung und die
Abweichungen durch Reduktion, Assimilationen und Tilgungen sind der gesamten Chatsprache
anzurechnen. Das Präfix re- kommt auch außerhalb der *Phrasen vor, hier jedoch nur als die
Partikel re . Der Gebrauch von autonomen Infinitivkonstruktionen in Form von Verbstämmen kann
aber als ein Kennzeichen für die *Phrasen betrachtet werden, da die unintegrierte Stellung der
*Phrasen eine Voraussetzung des Gebrauchs von Verbstämmen ist.
Wie hier deutlich geworden ist, bietet die Chatsprache, sprachlich gesehen, umfassende
Möglichkeiten zu weiteren Forschung.
75
Im zweiten Teil dieser Arbeit ist die Funktion der *Phrasen untersucht worden. Der Hauptteil der
*Phrasen stehen als selbständiger Kommentar nach der verbalen Äußerung und beschreibt eine
nonverbale Aktivität. Die graphische Markierung durch Sternchen signalisiert, daß es ein
nonverbales Zeichen darstellen soll. Alle *Phrasen in turnfinaler Position sind zudem als
symbolisierte nonverbale Kommunikation zu betrachten. Die Tatsache, daß die *Phrase der
Äußerung zugefügt wird und damit eine absichtliche Mitteilung an den Gesprächsteilnehmer
darstellt, bedeutet, daß die *Phrase einen kommunikativen Zweck erfüllt.
Wie oben schon erwähnt, können die *Phrasen aber auch andere Funktionen haben. Wenn die
*Phrase in der verbalen Äußerung integriert ist, geht es eher um eine Funktion als
Anführungszeichen oder es wird mit Hilfe der Sternchen eine Betonung des Wortes beabsichtigt.
Um einen Überblick der symbolisierten nonverbalen Aktivitäten in den *Phrasen zu erhalten, sind
die *Phrasen nach ihren nonverbalen Eigenschaften klassifiziert worden. Ausgangspunkt der
Klassifizierung ist das nonverbale Verhalten im IRL. Im IRL sind außersprachliche Aktivitäten, wie
Mimik, Gestik, Blickkontakt, Körperbewegungen und - haltungen und äußere Erscheinung möglich.
Parasprachliche Aktivitäten sind im IRL Stärke der Stimme, Stimmlage, Artikulation, Phonation
etc.
Ein wichtiger Unterschied zwischen dem nonverbalen Verhalten IRL und dem nonverbalen
Verhalten beim Chatten, ist der, daß die nonverbalen Aktiviäten beim Chatten immer bewußt
erfolgen, im Vergleich zum IRL, wo das nonverbale Verhalten oft unbewußt ist. Die Dauer und
Intensität eines Blickkontakts ist dem Sprecher z.B. meistens unbewußt. Auch das Spielen mit einer
Büroklammer kann einem erst bewußt werden, wenn diese zerbricht. Da die Chatter nonverbales
Verhalten immer beschreiben müssen, folgt daraus die Tatsache, daß die nonverbalen Aktivitäten
den Chattern immer bewußt sind. Durch die Beschreibung von Aktivitäten imitieren sie die
nonverbale Kommunikation.
Die Verbalisierung des nonverbalen Verhaltens erweitert daher auch das Spektrum der Aktivitäten.
Für die Klassifizierung der *Phrasen sind deshalb neue Klassen notwendig. Durch die
Verbalisierung der nonverbalen Aktivitäten können auch Gefühle und Gedanken als Teile der
nonverbalen Kommunikation vorkommen. In den *Phrasen beschreiben die Chatter ebenfalls die
Handlungen, die sie gerade unternehmen, sowohl miteinander als auch gleichzeitig beim Chatten.
Für die nonverbale Klassifizierung wurden folgende Klassen gebildet:
1. Außersprachliche Umstände
a) Mimik (Spiel der Gesichtsmuskeln): *grins*
b) Gestik (Bewegung eines Körperteils, oft symbolisch): *wink*, *meld*
d) Körperbewegung: (Bewegung des ganzen Körpers): *hüpf*, *räkl*
c) Körperhaltung (Haltung von Kopf und Rumpf sowie Armen und Beinen): *anlehn*
e) Blickkontakt: *zwinker*, *verwundertguck*
f) Äußere Erscheinung und Kleidung: *strahl*, *loicht*
2. Parasprachliche Eigenschaften
a) Phonation (nichtsprachliche Laute): *lach*, *hüstel*
3. Handlung
a) Situationsbegleitende Handlung (beschreibt was der Sprecher gleichzeitig beim Sprechen macht):
*aufnkalenderschau*, *les*, *such*
b) Handlungsbegleitende Laute (Laute durch Handlung entstanden): *klonk*, *bum*
c) Handlung mit Körperkontakt: *knuddel*, *knutsch*
76
4. Eigenschaften des Sprechers : *muede* , *weg*
5. Gefühle: *freu*, *beneid*
6. Innere Kommentare: (Kommentare zu der verbalen Äußerung): *grübel*, *denk*, *beschliess*
6. Verbale *Phrasen: *moin*, *gratulier*, *prost*
H. *Phrase in der Funktion als Anführungszeichen : *kann*, *will*; *männer*
8. Unbekannte *Phrasen
Welche nonverbale Aktivitäten werden nun in den *Phrasen beschrieben? Die außersprachlichen
Umstände machen einen verhältnismäßig kleinen Anteil der *Phrasen aus. Nur 16,6 % der *Phrasen
entsprechen den außersprachlichen Umständen. Innerhalb dieser Klasse ist die Mehrheit der Belege
unter Mimik und Gestik zu finden. Die Klasse Mimik (H,2% der *Phrasen) ist vor allem durch das
Verb grinsen, die in verschieden Varianten auftritt, vertreten. H9,0% der Phrasen in der Klasse
Mimik hat grinsen als Stamm. In der Klasse Gestik (4,H% der *Phrasen) kommt winken in 56,9%
der *Phrasen vor. Die geringe Anzahl in den anderen Klassen, Körperbewegung, Körperhaltung,
Blickkontakt und äußere Erscheinung (4,H%) könnte damit zusammenhängen, daß diese
Aktivitäten im IRL oft unbewußt sind, und daher nicht von den Chattern beschrieben werden. Dazu
ist es schwer, z.B. Blickkontakt zu verbalisieren.
Von den parasprachlichen Eigenschaften treten nur Phonationen als selbständige *Phrasen auf. Mit
1126 Belegen, 48,5%, ist diese Klasse die größte unter den nonverbalen Klassen. Eine Erklärung
ist, daß die *Phrase *g* mit 4H3 Tokens in dieser Klasse zu finden ist. *g*, einschließlich
Reduplikationen, macht 4H,6% der Phrasen in dieser Klasse aus. Unter den *Phrasen insgesamt
machen die *g*-Varianten 23,1% aus.
In der Klasse situationsbegleitende Handlungen, 10,1% der *Phrasen, sind Handlungen
aufgenommen worden, die beschreiben, was der Chatter gleichzeitig während Chatten macht.
C: man wird das dunkel... *lichtmach*
Hier geht es oft um Essen und Kochen, wie z.B *frischgebackenes Brot eß*. Viele der Handlungen
beschreiben auch was die Chatter gemeinsam unternehmen. Hier sind die *Phrasen eher als
Regieanweisungen im Theater oder Film zu verstehen. Die Handlungen, die parallel mit dem
Chatten ausgeführt werden, würden im IRL kaum als Teile der face-to-face-Kommunikation
betrachtet werden. Hier müssen sie jedoch als indirekt nonverbale Kommunikation interpretiert
werden, da die Chatter sie sonst nicht als *Phrasen dem Gespräch eingeben würden. Viele dieser
*Phrasen bestehen aus längeren Konstruktionen, die an die spezielle Situation gebunden sind. Die
Mehrheit der *Phrasen kommt nur einmal vor, die Klasse hat deshalb die größte Anzahl der Types
(23,H%). Die Handlungen werden manchmal mit Lauten ergänzt. Diese Laute laufen unter der
Benennung handlungsbegleitende Laute. Diese Klasse macht 1,2% der *Phrasen aus. Im IRL wird
die Handlung und der Laut in der nonverbalen Aktivität zusammengefaßt. Die Handlung eine Tür
zuschmeißen enthält sowohl die konkrete Handlung als auch den Laut dazu. Beim Chatten muß der
Laut als zusätzliche nonverbale Aktivität hinzugefügt werden.
Wichtige Handlungen, die häufig auftreten, sind Liebkosungen in Form von Umarmungen und
Küssen. Diesen Handlungen mit deutlichem Körperkontakt ist eine gesonderte Klasse gewidmet.
Diese Klasse enthält H,1% der *Phrasen und besteht fast ausschließlich aus Varianten von knuddel
77
und knutsch. Die hohe Anzahl dieser Wörter zeigt, daß Liebkosungen eine spezielle Stellung in der
Chatkommunikation haben.
Gefühle können in der Chatsprache direkt als nonverbale Kommentare geschrieben werden. Um das
Gefühl Freude auszudrücken, kann die *Phrase *freu* benutzt werden. Freude kann auch durch
Mimik (*lächel*) oder durch eine Phonation (*lach*) ausgedruckt werden. Die direkten Gefühle
machen unter den *Phrasen im Korpus 3,H1% aus.
Unter den *Phrasen sind auch Beschreibungen von Eigenschaften des Chatters. In diese Klasse
wurden 1,5% der *Phrasen plaziert. Die Eigenschaftsbeschreibungen sind verschiedener Art. Hier
sind z.B. Zusammenschreibungen mit sei (*verwirrt sei*). Die Eigenschaften sind teils von der
Situation abhängig (*weg*, *halskratzenhab*), teils Eigenschaften die mit der einzelnen Person
zusammenhängen (*revanschistsei*, *neugierigsei*).
Die Verbalisierung des nonverbalen Verhaltens ermöglicht auch sog. innere Kommentare, bei
welchen die Chatter die verbale Äußerung modifizieren können. Hier kommen gedankliche
Einstellungen der Chatter zum Ausdruck. Die Klasse macht H,9% der *Phrasen aus und ist hiermit
eine wichtige Klasse der nonverbalen Chatkommunikation.
Bei einigen *Phrasen ist eine nonverbale Aktivität bewußt problematisch anzusetzen. Beispiele sind
*prost* und *gratulier*. Die *Phrasen sind eher als verbale Äußerungen zu betrachten. Aufgrund
der wenigen *Phrasen dieser Art, 0,8%, sind diese Belege als Ausnahmen zu betrachten.
Die *Phrasen mit Funktionen wie Anführungszeichen wurden in einer Klasse zusammengefasst.
Die Klasse enthält 1,5% der *Phrasen. Interessant ist, daß hier vor allem Ausdrücke ohne Verb zu
finden sind. Die Verben, die hier aufgezeichnet sind, sind Hilfsverben.
Zusammenfassend kann über die Verbreitung der nonverbalen Aktivitäten in der
Chatkommunikation gesagt werden, daß die Parasprache oft symbolisiert wird. Auch ohne *g* ist
in dieser Klasse die größte Anzahl Belege zu finden. Das außersprachliche Verhalten ist vor allem
durch grins und wink vertreten. Im IRL wichtige Aktivitäten, wie Blickkontakt und Körperhaltung
sind beim Chatten von geringer Bedeutung. Weiter sind in der Chatkommunikation auch
Handlungen, die im IRL nicht zur nonverbalen Kommunikation gezählt werden. Von besonders
wichtiger Bedeutung sind Handlungen mit Körperkontakt, wie *knutsch* und *knuddel*. Die
Verbalisierung der nonverbalen Aktivitäten ermöglicht auch andere nonverbale Aktivitäten als im
IRL. Beim Chatten können Gefühle direkt verbal vermittelt werden, wie *trauer* und *freu*.
Gedanken, die eine Einstellung zur Äußerung beschreiben sind auch als nonverbales Verhalten
möglich. (*grübel*, *anmerk*)
Am Schluß der Arbeit noch eine kurze Bemerkung zur Notwendigkeit der *Phrasen in der
Chatkommunikation. In der Chatkommunikation werden die *Phrasen einerseits gewählt, um eine
Äußerung zu verdeutlichen. Um Mißverständnisse zu vermeiden, wird mit der *Phrase *g*
vermittelt, daß die Äußerung im Scherz gesagt wird. Andererseits schreibt sich eine *Phrase auch
schneller als eine verbale Äußerung, wie dies meine ich nicht im Ernst.
Dies ist ein erster Versuch eine nonverbale Klassifizierung vorzunehmen, und diese kann deshalb
nicht als vollständig betrachtet werden. Ich hoffe jedoch, daß ich zu weiteren Studien zu diesem
Thema angeregt habe. Interessant wäre, deutsche und schwedische IRC-Kanäle in Bezug auf
nonverbale Kommunikation zu vergleichen. Weiter könnten die deutschen IRC-Kanäle auch
untereinander untersucht werden, da wahrscheinlich hier gewisse Unterschiede in der Sprache und
in nonverbaler Kommunikation vorliegen.
78
5. Literaturverzeichnis
Bußmann, H. 1990. Lexikon der Sprachwissenschaft. Kröner Verlag. Stuttgart.
Dorsch, F. 19H6. Psychologisches Wörterbuch. Verlag Hans Huber. Bern u.a.
Duden, Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 1998, neu bearbeitete Aufl. Dudenverlag.
Mannheim (=Duden Bd.4).
Duden, Deutsches Universalwörterbuch A-Z. 1989. Dudenverlag. Mannheim.
Eisenberg, Peter. 1998. Grundriß der deutschen Grammatik. Das Wort. Metzler. Stuttgart.
Hentschel, E. 1998. Communication on IRC. Linguistik online 1/98. http://viadrina.euv-frankfurto.de/~wjournal/irc.htm
Hentschel, E. & Weydt, H. 1990. Handbuch der deutschen Grammatik. Walter de Gruyter. Berlin.
Krämer, S. 2000. Über den Zusammenhang zwischen Medien, Sprache und Kulturtechniken. In:
Kallmeyer.W (Hg). Sprache und neue Medien. IDS Jahrbuch 1999. Berlin, NY. S. 31-56
Kvanum, L. 199H. Internet Relay Chat - IRC. Prentice Hall Europe.
Linke A., Nussbaumer M & Portmann P.1996. Studienbuch Linguistik. Max Niemeyer Verlag.
Tübingen.
Norstedts engelsk-svenska ordbok. 1994. Norstedts förlag. Stockholm.
Posner, R. 1986. Zur Systematik der Beschreibung verbaler und nonverbaler Kommunikation. In:
Bosshardt H. (Hg). Perspektiven auf Sprache. Interdisziplinäre Beiträge zum Gedenken an Hans
Hörmann. S. 26H-313
Runkehl, Schlobinski & Siever. 1998. Sprache und Kommunikation im Internet. Westdeutscher
Verlag. Opladen/Wiesbaden.
Werry C. 1996. Linguistic and interactional features of Internet Relay Chat. In: Herring, S. (Hg)
Computer-Mediated Communication. John Bejamins B.V. Amsterdam.. S. 4H-64.
79
Anlage 1:
Statistische Übersicht
Abb. 1: Anzahl Äußerungen mit *Phrase:
Insgesamt im Chat-Korpus
Mit *Phrase
Mit *Phrase %
35334
2321
6,57
Abb. 2 Anzahl der 20 häufigsten *Phrasen:
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
Anzahl
473
68
51
45
42
31
27
27
26
25
23
23
22
19
18
17
13
12
12
11
*Phrase
*g*
*lach*
*lol*
*wink*
*grins*
*gg*
*grummel*
*knuddel*
*eg*
*seufz*
*freu*
*ggg*
*sing*
*duck*
*gaehn*
*rotfl*
*gähn*
*frg*
*knutsch*
*grinsel*
80
Abb.3 Anzahl der *Phrasen nach Verteilung in sprachlichen Kriterien
1
a
b
c
d
e
f
2.
I
a
b
c
d
e
f
Verb
Verbstamm
Finite Verben
Infinitive
Neubildungen
Mehrere Verben
Token % d. Ges.zahl
931
40,11
14
0,60
33
1,42
62
2,67
13
0,56
1053
45,37
Types % d. Ges.zahl
328
35,96
11
1,21
15
1,64
33
3,62
13
1,43
400
43,86
Verb-Letztstellung
Zusammenschreibungen
Verbstamm mit Adverbial
Verbstamm mit Objekt
Verbstamm mit Adv+Obj
Verbstamm mit Subjekt
Verbstamm mit Negation
Verbstamm mit
Modalpartikel
II
a
b
c
d
e
f
3
I
II
Getrenntschreibungen
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
Akronyme
Interjektionen
Substantive
Adjektive
Adverbien
Pronomen
Konjunktionen
Satzzeichen
Eigennamen
Unbekannte
Insgesamt:
Verbstamm mit Adverbial
Verbstamm mit Objekt
Verbstamm mit Adv+Obj
Verbstamm mit Subjekt
Verbstamm mit Negation
Verb-Erststellung
Zusammenschreibungen
Getrenntschreibungen
125
87
17
2
8
2
5,39
3,75
0,73
0,09
0,34
0,09
115
82
17
2
8
2
12,61
8,99
1,86
0,22
0,88
0,22
241
10,38
226
24,78
21
43
14
2
6
86
0,90
1,85
0,60
0,09
0,26
3,71
20
43
14
2
6
85
2,19
4,71
1,54
0,22
0,65
9,32
7
5
12
0,30
0,22
0,52
7
5
12
0,77
0,55
1,32
680
153
43
11
13
3
2
5
8
11
2321
29,30
6,59
1,85
0,47
0,56
0,13
0,09
0,22
0,34
0,47
100,00
25
93
36
8
8
2
2
1
3
11
912
2,74
10,20
3,95
0,88
0,88
0,22
0,22
0,11
0,33
1,21
100,00
81
Abb. 4 Anzahl der *Phrasen nach Verteilung in den nonverbalen Klassen
1
a
b
c
d
e
f
2.
a
3.
a
b
c
4
5
6
7
8
9
Außersprachliche Umstände
Mimik
Gestik
Körperbewegung
Körperhaltung
Blickkontakt
Äußere Erscheinung
Parasprachliche Eigenschaften
Phonation
Handlung
Situationsbegleitende Handlung
Handlungsbegleitende Laute
Handlung mit Körperkontakt
Gefühle
Eigenschaften des Senders
Innere Kommentare
Verbale *Phrasen
*Phrasen in der Funktion als Betonung
Unbekannte *Phrasen
Insgesamt
Token % d. Ges.zahl Types
167
7,195
109
4,70
57
2,46
5
0,22
27
1,16
20
0,86
31
51
23
4
22
12
% d. Ges.zahl
3,40
5,59
2,52
0,44
2,41
1,32
1126
48,51
210
23,03
235
28
165
86
35
184
19
35
23
2321
10,12
1,21
7,11
3,71
1,51
7,93
0,82
1,51
0,99
100,000
216
18
87
41
30
108
10
29
20
912
23,68
1,97
9,54
4,50
3,29
11,84
1,10
3,18
2,19
100,00
82
Anlage 2:
Übersicht der *Phrasen mit wechselnder Schreibweise
Anzahl Verbstamm
Infinitiv
4
1
1
4
7
*drueck*
*druegg*
*dryck*
*drück*
*drygg*
drücken
drücken
drücken
drücken
drücken
19
1
*duck*
*duq*
ducken
ducken
23
4
1
*freu*
*froi*
*phroi*
freuen
freuen
freuen
41
1
9
*grins*
*grinsl*
*grinz*
grinsen
grinsen
grinzen
1
1
27
*grumel*
*gruml*
*grummel*
grummeln
grummeln
grummeln
1
1
*grusel*
*grusl*
gruseln
gruseln
10
1
1
2
10
3
*gruebel*
*gruebl*
*gruewbel*
*grybel*
*grübel*
*grybl*
grübeln
grübeln
grübeln
grübeln
grübeln
grübeln
18
11
*gaehn*
*gähn*
gähnen
gähnen
3
2
*heul*
*hoil*
heulen
heulen
1
4
*hypf*
*hüpf*
hüpfen
hüpfen
3
1
*huestel*
*hystl*
hüsteln
hüsteln
83
2
9
*kicha*
*kicher*
kichern
kichern
27
1
1
1
*knuddel*
*knuddäl*
*knudel*
+knuddael*
knuddeln
knuddeln
knuddeln
knuddeln
7
2
*laechel*
*lächel*
lächeln
lächeln
3
1
*ruelps*
*rülps*
rülpsen
rülpsen
2
1
*schluerf*
*schlyrf*
schlürfen
schlürfen
1
3
*schaem*
*schäm*
schämen
schämen
1
25
11
5
*seufts*
*seufz*
*soifz*
*soiphz*
seufzen
seufzen
seufzen
seufzen
2
3
*traeller*
*träller*
trällern
trällern
1
1
*traeum*
*träum*
träumen
träumen
1
1
*taetschel*
*tätschel*
tätscheln
tätscheln
84
Anlage 3:
Sternchen in der Funktion als Buchstabenersatz
Im Korpus kommen auch Sternchen als Ersatz für Buchstaben vor. Dies gilt besonders bei
Schimpfwörtern. Sternchen werden aber auch als Ersatz in dem Wort Schnee verwendet, hier
wahrscheinlich wegen der Ähnlichkeit eines Sternchens mit einer Schneeflocke . Die
Sternchen bekommen dann eine ikonische Bedeutung. In dieser Anlage werden die Beispiele
aus dem Chatkorpus präsentiert.
(Arsch)
M: und gartenzwerge die einem den allerwertesten zeigen...muss alles weg!
d: dabei haben die so schöne glatte knackige ärsche:)
M: verwende bitte nicht solch ordinaere sprache hier im channel..
d: ich darf nit mehr 'schön' sagen?:)
M: delia: doch, aber nicht in zusammenhang mit a****
S: bald ist frühling....hehe
L: heheh,wann s!
C: D : welche wärme ? es ist a**** kalt hier immern och
(Scheiß/Scheiße)
t: j: ich brauch also fuer jeden sch*** 2 rechner mit sync und gleichen rahmenbedingungen?
T: sch***, der andere hat den nick zurueck...
T: ey, wieso krieg ich mich nicht wieder zurueckbennant?
T: sch**
T: argh!!!!
T: nein, nicht schon wieder...
T: sch**
t: also, wo koennte der sch*%^ noch drinstehen ausser ind er .forward??
D: P: Und ich dachte Flash waere sch**sse
(fuck)
P : no games to play? chikcs to f*** ?
U: f*ck
U: jolanta laeuft auch auf tpnet :(
(schwein)
M: britney spears flirtet bei videodreh! und das topthema bei yahoo-news, das interessiert
doch kein schwe***
(Schnee)
K: wirft ein ****ball in richtung triple7
K: t: jetzt stell dich mal nicht so an
T: schmeißt einen **** bal zurück
K: daneben!
85
Herunterladen