DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE Ein Service von: ORF A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a Tel.: (01) 50101/18381 Fax: (01) 50101/18806 Homepage: http://oe1.ORF.at Österreichische Apothekerkammer A-1091 Wien, Spitalgasse 31 Tel.: (01) 404 14-600 Fax: (01) 408 84 40 Homepage: www.apotheker.or.at Gesundheitsressort der Stadt Wien A-1082 Wien, Rathaus Homepage: www.wien.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 1 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT Die Sendung Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.20 bis 15.00 Uhr werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form aufgearbeitet und Ö1- Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen. Wir über uns Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Karin GutiérrezLobos, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und Dr. Christoph Leprich die Sendung. Das Redaktionsteam besteht aus Walter Gerischer-Landrock, Uschi Mürling-Darrer, Dr. Doris Simhofer, Mag. Nora Kirchschlager, Mag. Christian Kugler, Dr. Ronny Tekal-Teutscher, Mag. Paul Lohberger und Dr. Christoph Leprich. Das Service Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende, Hörerservice, das auf größtes Interesse gestoßen ist. Unter der Wiener Telefonnummer 50 100 ist „Der Radiodoktor“ mit Kurzinformationen zur aktuellen Sendung die ganze Woche per Tonband abrufbar. Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe mit ausführlichen Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen komplettiert das Service und stellt in der Fülle der behandelten Themen eigentlich bereits ein kleines Medizin-Lexikon für den Laien dar. Die Partner Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner: das Gesundheitsressort der Stadt Wien und die Österreichische Apothekerkammer. An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die Zusammenarbeit der letzten Jahre bedanken! Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 2 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Mit Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz 17. Mai, 14.03 Uhr, Ö1 Redaktion und Infomappe: Walter Gerischer-Landrock RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 3 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Die Prostatitis Die akute Entzündung Weitere Formen der Prostataentzündung 6 6 7 Die Prostatahyperplasie Die Beschwerden Die Diagnose Die Behandlung mit Medikamenten Die chirurgischen Maßnahmen 7 8 8 8 8 Prostatakrebs Ursachen des Prostatakrebses Symptome des Prostatakrebses Die Diagnose des Prostatakrebses Die rektale Untersuchung Die Bestimmung des PSA-WERTs Alterskorrigierter PSA-Wert Der Verlauf des PSA-Wertes Welche Aussagekraft hat der PSA-Wert? Das weitere diagnostische Prozedere 9 9 9 10 10 10 10 10 11 12 Die Biopsie Zusätzliche Untersuchungen 13 13 Die Therapie des Prostatakrebses 14 Die Operation Operation mit Bauchschnitt Operation vom Damm aus Laparoskopische Entfernung der Prostata 14 14 15 15 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 4 INHALTSVERZEICHNIS Die Bestrahlung Bestrahlung von außen - Teletherapie Bestrahlung von innen – Brachytherapie mit SEEDS Operation oder Bestrahlung? 16 16 16 17 Die Hormontherapie Neue Therapieansätze Die Folgen und Nebenwirkungen der Therapie Inkontinenz und erektile Dysfunktion 17 18 18 18 Die Nachsorge beim Prostatakrebs 19 ANLAUFSTELLEN BUCH-TIPPS QUELLEN UND LINKS ADRESSEN 20 21 22 23 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 5 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Die Prostata gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie wird auch Vorsteherdrüse genannt und hat die Größe und Form einer Kastanie, umschließt die Harnröhre an ihrem Beginn und liegt zwischen der Harnblase und dem Beckenboden. Die Prostata produziert ein Sekret, das dem Ejakulat seine flüssige Konsistenz verleiht und die Spermien beweglicher machen soll. Erkrankungen der Prostata, wie die gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse oder der Prostatakrebs werden mit zunehmendem Alter des Mannes häufiger. Einzig die Entzündung der Prostata kann auch schon bei jüngeren Männern auftreten. Der Prostatakrebs ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes. Mehr als 5.000 Männer in Österreich erkranken pro Jahr daran. Früh erkannt und behandelt betragen die Heilungschancen jedoch 85 bis 90 Prozent. Regelmäßige Besuche beim Urologen ab dem 45. Lebensjahr sind deshalb dringend zu empfehlen. DIE PROSTATITIS Bis zu 50 Prozent der Männer werden einmal in ihrem Leben von einer unangenehmen, sehr schmerzhaften Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostatitis) heimgesucht. Ursächlich beteiligt sind meist Bakterien, die auch bei Harnwegsinfektionen gefunden werden und die über die Harnröhre in die Prostata gelangen. Auslöser für die akute Entzündung der Prostata sind oftmals Kälte, Nässe und verschwitzte Kleidung. Leider hat die Prostatitis bei manchen Männern die Tendenz immer wieder aufzutreten. Ist dies der Fall, sollte zusätzlich zu den anderen diagnostischen Maßnahmen eine so genannte Fokussuche erfolgen. Denn hinter einer rezidivierenden Prostatitis kann beispielsweise ein entzündeter Zahnherd stecken. Die akute Entzündung Erste Symptome sind häufiger Harndrang, Schmerzen im Unterbauch und Brennen beim Wasserlassen. Allgemeines Unwohlsein, Schüttelfrost und hohes Fieber deuten auf einen akuten Entzündungsprozess hin. Der Urologe findet im Rahmen der rektalen Untersuchung (Abtastung der Prostata über den Enddarm) eine schmerzhafte Vergrößerung der Prostata. Auffälligkeiten im RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 6 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Harnbefund sind, ähnlich wie einem Harnwegsinfekt, Bakterien, rote Blutkörperchen und Entzündungszellen. Der Blutbefund zeigt eine Erhöhung des PSA-Wertes und der Entzündungsparameter. Bei einer akuten Prostatitis muss der Patient stationär aufgenommen werden. Eine hoch dosierte intravenöse Antibiotika-Gabe ist notwendig. In manchen Fällen muss sogar eine Ableitung des Harns über einen Katheter, der durch die Bauchdecke in die Harnblase gelegt wird, vorgenommen werden. Weitere Formen der Prostataentzündung Die chronische bakterielle Prostatitis hat einen schleichenden Verlauf. Die Beschwerden sind weniger eindeutig und wechselhaft. Diagnostisch wichtig bei dieser Form der Entzündung ist der Nachweis von Keimen im Prostatasekret, das durch Massage der Vorsteherdrüse gewonnen werden kann. Bei der so genannten abakteriellen Prostatitis lassen sich wohl Entzündungszellen, aber keine Keime im Prostatasekret nachweisen. Man kann deshalb nur die Beschwerden, nicht aber die Ursache behandeln. Hinter der Prostatodynie – auch „chronic pelvic pain syndrom“ des Mannes genannt – wird ein psychosomatisches Entstehungsgeschehen vermutet. Immer wiederkehrende unklare Schmerzen im Bereich des Damms, Schmerzen bei der Ejakulation, häufiger Harndrang und Stuhlprobleme sind schwer zuzuordnen. Ein Keimnachweis gelingt in den seltensten Fällen. Die Therapie gestaltet sich dementsprechend schwierig. Um die Symptome zu lindern, können krampflösende und entzündungshemmende Medikamente sowie Schmerzmittel gegeben werden. DIE PROSTATAHYPERPLASIE Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist mit Abstand die häufigste Erkrankung der Prostata beim Mann jenseits der Lebensmitte. Ab dem 60. Lebensjahr sind 60 Prozent, ab dem 80. Lebensjahr sogar 80 Prozent der Männer betroffen. Durch eine allmähliche gutartige Größenzunahme der Vorsteherdrüse kommt es zur zunehmenden Einengung der Harnröhre, die an ihrem Beginn von der Prostata umschlossen wird. Die Folge sind Harnabflussstörungen, die sich bei mehr als 50 Prozent der Männer über 70 Jahre bemerkbar machen. Das Ausmaß der Beschwerden steht dabei erstaunlicherweise in keinem direkten Zusammenhang mit der Größe der Prostata. Die ursächlichen Faktoren der BPH sind nicht gänzlich geklärt. Man vermutet aber, dass hinter der Zunahme des Prostatagewebes eine Imbalance des männlichen Hormonhaushalts steckt. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron wird zunehmend in eine andere Substanz (Dihydrotestosteron) umgewandelt. Dies führt wahrscheinlich zur Vermehrung des Prostata-Bindegewebes. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 7 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Die Beschwerden Man unterscheidet drei Stadien der Erkrankung: Das Reizstadium, das Restharnstadium und das so genannte Dekompensationsstadium. Stadium Eins: Häufiger Harndrang, Harndrang in der Nacht, Startschwierigkeiten beim Wasserlassen, Abnahme des Harnstrahls und Nachträufeln stehen am Beginn des Symptomenkomplexes einer gutartigen Prostatavergrößerung. In Stadium Zwei steht die unvollständige Blasenentleerung im Mittelpunkt des Beschwerdebilds. Der Patient hat das Gefühl, dass die Blase nicht mehr ganz geleert werden kann. Immer wiederkehrende Harnwegsinfekte, Steinbildung und Dranginkontinenz (Unfähigkeit, bei starkem Harndrang den Harn zurückzuhalten) sind die Folgen. Im schlimmsten Fall kommt es zum sehr schmerzhaften Harnverhalt – ein urologischer Notfall, der häufig nach reichlichem Alkoholgenuss auftritt. Denn Alkohol treibt die Harnbildung an, die immer voller werdende Blase wird überdehnt und kann nicht mehr entleert werden. In Stadium Drei verliert der Patient tropfenweise Urin (Überlaufblase). Der zunehmende Restharn staut sich in die Nieren zurück und kann dort zu einer schweren Nierenschädigung führen. Die Diagnose Der Urologe führt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung oder bei Beschwerden eine Reihe von Untersuchungen durch, die der Abklärung einer möglichen Prostataerkrankung dienen. Dazu gehören immer die ausführliche Befragung, der rektale Tastbefund und die Bestimmung des PSAWertes. Liegt der Verdacht auf eine gutartige Vergrößerung der Prostata vor, werden zusätzlich eine Harnstrahlmessung, ein Ultraschall der Blase (Restharnmessung) und ein Ultraschall der Nieren gemacht. Bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung muss eventuell eine Biopsie in Erwägung gezogen werden. Die Behandlung mit Medikamenten Die BPH kann, abhängig vom Stadium, entweder medikamentös oder operativ behandelt werden. Im Frühstadium kann versucht werden, mit pflanzlichen Substanzen wie z.B. Brennnesselextrakten eine Linderung der Symptome zu erreichen. Reicht dies nicht aus, stellen Alpha-Blocker oder 5-Alpha-Reduktase-Hemmer die Mittel der Wahl dar. Beide führen zu einer Entspannung glatter Muskelzellen in Blase und Harnröhre und wirken damit krampflösend. Auch eine Kombination beider Medikamente kann versucht werden. Die chirurgischen Maßnahmen Bei Harnrückstau und Schädigung der Nieren ist die Operation unabdingbar. Das Standardverfahren ist dabei die so genannte transurethrale Resektion der Prostata (TURP), bei RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 8 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA der jene Anteile der vergrößerten Prostata, die die Harnröhre einengen, über den Weg der Harnröhre entfernt werden. Wenngleich auch weniger invasive transurethrale Techniken (z.B. mit Laser, Hitze oder Ultraschall) existieren, muss gesagt werden, dass die TURP sehr gute Langzeitergebnisse in Bezug auf das Verschwinden der Beschwerden liefert. Ist die Prostata stark vergrößert, muss die Operation mittels eines Hautschnitts durchgeführt werden (suprapubische Entfernung der Prostata). PROSTATAKREBS Das Prostatakarzinom (Krebs der Vorsteherdrüse) ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes. Mehr als 5.000 Männer erkranken in Österreich pro Jahr daran. In einem frühen Stadium erkannt, ist das Prostatakarzinom in vielen Fällen heilbar. Eine jährliche Untersuchung ab dem 45. Lebensjahr soll eine Früherkennung ermöglichen. Dabei sollten eine rektale Tastuntersuchung und ein PSA-Test (prostataspezifisches Antigen) durchgeführt werden. Ursachen des Prostatakrebses Warum sich das Prostatakarzinom entwickelt, ist – wie bei vielen Krebsarten – noch nicht vollständig geklärt. Man kennt allerdings einige Risikofaktoren, die an der Entstehung dieses Krebses beteiligt sind. Übergewichtige Männer erkranken häufiger an diesem Krebs. Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Es stimuliert die Prostata in ihrem Wachstum. Daher werden in der Therapie des Prostatakarzinoms auch Medikamente eingesetzt, die die Bildung des männlichen Geschlechtshormons hemmen. Ebenfalls klar ist – der Prostatakrebs tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf. Das Prostatakarzinom kann sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg entwickeln. Je mehr die Lebenserwartung steigt, desto mehr Männer werden an Prostatakrebs erkranken. Prostatakrebs kann auch erblich sein, es besteht somit ein erhöhtes Risiko, wenn in der Verwandtschaft Fälle von Prostatakrebs vorliegen. Nicht zuletzt spielen der Lebensstil und eben die Ernährung eine wichtige Rolle. Durch ausgewogene Nahrung, viel Bewegung und Reduktion des Körpergewichts können Schritte im Sinne der Prävention gesetzt werden. Symptome des Prostatakrebses Im Frühstadium ist das Prostatakarzinom häufig symptomlos. Später treten Beschwerden wie häufiger Harndrang, nächtlicher Harndrang (Nykturie), schwächer werdender Harnstrahl, Harnträufeln und Restharnbildung auf. Die Symptome gleichen also durchaus denen der gutartigen (benignen) Prostatahyperplasie. Schmerzen beim Harnlassen, Kreuzschmerzen und Blut im Harn können Zeichen eines fortgeschrittenen Karzinoms sein. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Die Diagnose des Prostatakrebses Die Vorsorgeuntersuchung haben wir bereits angesprochen. Sie sollte ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich absolviert werden. Bei Männern, in deren Familie bereits Krebserkrankungen der Prostata aufgetreten sind, sollten regelmäßige Besuche beim Urologen bereits ab dem 40. Lebensjahr erfolgen. Dabei werden zunächst zwei Untersuchungen durchgeführt: Die rektale Untersuchung Bei der rektalen Untersuchung führt der Arzt oder die Ärztin den Zeigefinger in den Enddarm ein und tastet von dort aus die Prostata. Die Größe und allfällige knotige Veränderungen werden so beurteilt. Die Untersuchung ist sicher keine angenehme Angelegenheit, aber sie dauert nur wenige Minuten und kann unter Umständen lebensrettend sein. Die Bestimmung des PSA-WERTs Das Prostata spezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das ausschließlich in der Prostata des Mannes gebildet wird – d.h. es ist ein organspezifischer Marker. Krebszellen produzieren eine größere Menge an PSA und geben dieses vermehrt ans Blut ab. Deshalb ist der PSA-Wert bei einem Prostatakarzinom in der Regel erhöht. Es gibt aber auch andere Ursachen für die Erhöhung des PSA-Wertes: Eine gutartige Vergrößerung der Prostata (Prostatahyperplasie), sexuelle Aktivität, längeres Radfahren, instrumentelle Eingriffen an der Harnröhre (z.B. Setzen eines Harnkatheters) oder Operationen an der Harnblase bzw. Prostata. Auch hohe Dosen an Vitamin C, Magnesium, Calcium oder Selen können den PSA-Wert deutlich verfälschen. PSA ist also kein krebsspezifischer Marker – d.h. nicht jede Erhöhung des PSA-Wertes bedeutet Prostatakrebs. Alterskorrigierter PSA-Wert Mit dem Alter nimmt das Prostatagewebe an Volumen zu. Das ist auch der Grund dafür, dass mehr PSA gebildet wird. Deshalb gibt es so genannte alterskorrigierte PSA-Normwerte, an denen sich der Arzt oder die Ärztin zusammen mit dem Tastbefund orientieren kann und so entscheidet, ob möglicherweise eine Biopsie notwendig ist. Bis zum 49. Lebensjahr Bis zum 59. Lebensjahr Bis zum 69. Lebensjahr Ab dem 70. Lebensjahr Bis 2,5 ng/ml Bis 3,5 ng/ml Bis 4,5 ng/ml Bis 6,5 ng/ml Der Verlauf des PSA-Wertes Bei grenzwertigem oder schwer interpretierbarem PSA-Wert ist der Verlauf (meist über ein Jahr) entscheidend. Steigt der PSA-Wert in diesem Zeitraum übermäßig an, wird eine Biopsie dringend notwendig. Der Verlauf des PSA-Wertes spielt vor allem aber bei der Nachsorge eines Prostatakarzinoms eine wichtige Rolle! RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 10 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Welche Aussagekraft hat der PSA-Wert? Das Problem mit dem PSA-Wert ist, dass dieser leider nicht sehr spezifisch ist und eine Reihe von eigentlich nicht nötigen Untersuchungen erforderlich machen kann. Außerdem ist damit der PSAWert als Screening-Methode nur bedingt geeignet. Ist der PSA-Wert sehr hoch (z.B. über 20 ng/ml) ist es ziemlich wahrscheinlich, dass der untersuchte Mann ein Prostatakarzinom hat. Allerdings wird im Rahmen der Früherkennung nach Werten über 4 ng/ml gesucht. Und da gelten dann andere Gesetzmäßigkeiten. Bei der PSA-Wertbestimmung sind vor allem zwei Parameter, die die Treffsicherheit eines Testverfahrens charakterisieren, von Bedeutung: Die diagnostische Sensitivität: Drückt aus, inwiefern ein Test geeignet ist, eine Krankheit nachzuweisen. Die diagnostische Spezifität: Drückt aus, inwiefern ein Test geeignet ist, eine Krankheit auszuschließen. Bei der PSA-Wertbestimmung sind nun aber die Sensitivität und die Spezifität nicht besonders hoch. Ein Beispiel: 100 Männer unterziehen sich der PSA-Kontrolle und der Test ergibt in allen Fällen eine Überschreitung des Richtwertes von 4 ng/ml. Nach bisherigen Erfahrungen weiß man, dass bei 60 bis 70 Männern trotz eines erhöhten PSA-Wertes kein Karzinom vorliegt. Die Untersuchungsmethode liefert also 60 bis 70 Prozent falsch positive Ergebnisse. Diese 60 bis 70 Männer mit erhöhtem PSA aber ohne Karzinom sind verunsichert, müssen weitere Untersuchungen wie z.B. eine Biopsie über sich ergehen lassen und werden unter Umständen sogar operiert. Die andere Seite: 100 Männer unterziehen sich der PSA-Kontrolle und der Richtwert von 4 ng/ml wird in keinem Fall überschritten. Dennoch haben 15 bis 20 der untersuchten Männer ein Prostatakarzinom. Die PSA-Wert-Bestimmung kann diese Karzinome, die mit einem niedrigen PSA-Wert einhergehen, natürlich nicht erkennen. Man spricht in diesem Fall von falsch negativen Untersuchungsergebnissen. Fazit: Die PSA-Wert-Bestimmung liefert zu viele falsch positive und falsch negative Ergebnisse, um sie uneingeschränkt als Screening-Methode z.B. im Rahmen der Gesundenuntersuchung empfehlen zu können. Daher sind die dafür verantwortlichen Stellen in Österreich (ebenso wie in allen anderen Ländern der Welt) diesbezüglich zurückhaltend. Die Einführung einer Massenuntersuchung z.B. für alle über 45-Jährigen würde zur Verunsicherung vieler Männer führen und eine Kette von weiteren Untersuchungen – und damit enorme Kosten – produzieren. Der mögliche Nutzen wäre: Viele Prostatakarzinome könnten in einem frühen – das heißt heilbaren Stadium – entdeckt werden. Der sichere Schaden wäre: Prostatakarzinome würden insgesamt zu häufig diagnostiziert werden und viele unnötige Operationen mit all den möglichen, zum Teil schwerwiegenden Konsequenzen (Inkontinenz, Impotenz) wären die Folge. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 11 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Die Bedeutung des PSA-Wertes für den einzelnen Patienten – im Rahmen der urologischen Untersuchung, z.B. bei bestehenden Beschwerden oder einer Häufung des Prostatakarzinoms in der Familie – bleibt natürlich unangefochten. Eine einmalige PSA-Wert-Bestimmung hat so gut wie keine Aussagekraft. Der Verlauf des PSA Wertes über einen längeren Zeitraum ist da schon aussagekräftiger. Laut unserem Sendungsgast Dr. Dorfinger wird das flächendeckende Screening von den verschiedenen medizinischen Organisationen nicht unterstützt. Denn das würde bedeuten, dass man alle Männer zwischen 50 und 70 aktiv auffordert zur Untersuchung zu gehen, ohne auf seine sonstigen Gesundheitswerte zu berücksichtigen. Das wäre falsch und schlichtweg überflüssig. Eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung, vor allem wenn der Betroffene um seine Gesundheit besorgt ist, sei aber zu empfehlen. Denn mit Hilfe des PSA-Wertes kann der Prostatakrebs rechtzeitig entdeckt und zu 90 Prozent geheilt werden. Das Problem dabei laut Dr. Dorfinger: "Wenn man flächendeckend untersucht, dann deckt man zu viele mögliche Kranke auf. Denn das PSA deckt Tumore sehr frühzeitig auf. Darunter sind auch viele Tumore, die nie Probleme machen würden. Wir können aber in diesem Stadium nicht unterscheiden, ob der Tumor harmlos ist oder nicht, auch eine Probenentnahme gibt oft keinen eindeutigen Aufschluss." Man weiß auch noch zu wenig über die unterschiedlichen Verlaufsformen. Viele Prostatakrebse wachsen langsam und metastasieren nie. Andere – vor allem die familiär gehäuft vorkommenden Karzinomformen – treten schon früh auf, sind aggressiv, metastasieren schnell und sind lebensbedrohend. Daher ist es nicht verwunderlich, dass medizinische Studien zeigen, dass viele Betroffen umsonst operiert werden. Andere Studien kommen wiederum zu dem Ergebnis, dass zwar die Häufigkeit der Prostatakarzinomerkrankungen und damit auch die Operationen zugenommen hat, die Sterblichkeitsrate aber nicht abgenommen hat. Trotz dieser vielen Unsicherheiten sollte man ab dem 45. Lebensjahr einmal pro Jahr zum Urologen gehen um einen PSA-Wert erheben zu lassen. Den erst durch die Erhebung des Verlauf des PSA-Wertes kann eine eindeutige Aussage getroffen werden. Steigt der PSA-Wert kontinuierlich an, wird eine Biopsie dringend notwendig. Ein einmalig erhobener PSA- Wert der hoch oder niedrig ist sagt nicht sehr viel aus. Das weitere diagnostische Prozedere Stellt Ihr Arzt also beim rektalen Tastbefund eine Vergrößerung oder Verhärtung der Prostata fest, wird er nach umfassender Aufklärung über die Konsequenzen weitere Untersuchungen einleiten. Er wird zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchführen und die Bestimmung des PSA-Wertes veranlassen. Bei einem stark erhöhten oder über einen bestimmten Zeitraum ansteigenden PSA-Wert liegt, wie bereits beschrieben, der Verdacht nahe, dass ein Prostatakarzinom vorliegt. Dies macht eine Gewebsentnahme (Biopsie) aus der Prostata notwendig. Ob die Biopsie wirklich angezeigt ist oder nicht, lässt sich – so manche Experten – durch die Bestimmung des freien PSA-Wertes besser beurteilen. Das Verhältnis von freiem PSA zum RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 12 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Gesamt-PSA-Wert ist, wie oben bereits beschrieben, bei einem Prostatakarzinom nämlich verändert. DIE BIOPSIE Die Gewebsentnahme findet unter Ultraschallkontrolle vom Enddarm aus statt. Dabei werden eine Biopsienadel und ein schmaler Schallkopf durch den After eingeführt und unter Sicht mehrere Gewebszylinder entnommen. Mindestens zehn so genannte Stanzen sollten bei der Biopsie gewonnen werden, um die Treffsicherheit zu optimieren. Übrigens ist auch die Trefferquote einer Biopsie aus mehreren Gründen nicht allzu hoch. Relativ häufig kann sich nach dem Eingriff ein leichtes Druckgefühl im Bereich der Prostata bemerkbar machen. Blutbeimengungen im Harn und im Ejakulat brauchen Sie nach einer Gewebsentnahme nicht zu beunruhigen, da es zu einer Verletzung kleinerer Blutgefäße gekommen sein kann. Selten tritt eine schmerzhafte Prostataentzündung mit Fieber und Schüttelfrost als Komplikation auf. In diesem Fall sollten Sie unbedingt sofort Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen. Die Gewebeproben werden eingefärbt und anschließend histologisch auf das Vorliegen von Krebszellen untersucht. Werden solche gefunden, wird zusätzlich der Grad der Bösartigkeit (Differenzierungsgrad) bestimmt. Der Gleason-Score dient der Einteilung der Prostatakarzinome je nach Differenzierungsgrad. Dabei gilt: Je „unreifer“ die Krebszellen sind, desto schneller wächst der Krebs und desto gefährlicher ist er. Werden keine Krebszellen nachgewiesen, kann unter Beobachtung des PSA-Wertes die Wiederholung der Biopsie nach sechs Monaten notwendig sein. Zusätzliche Untersuchungen Konnten in den Gewebsproben Krebszellen nachgewiesen werden, sind oft weitere Untersuchungen notwendig, um festzustellen, wie fortgeschritten der Tumor bereits ist. Dazu zählen Ultraschalluntersuchungen des Becken- und Bauchraums, Röntgenuntersuchungen der Harnwege und ein so genanntes Skelettszintigramm, mit dem eventuell vorhandene Knochenmetastasen nachgewiesen werden können. Auch der bereits bekannte PSA-Wert kommt ein weiteres Mal ins Spiel, weil seine Höhe einen wichtigen Richtwert für die Ausdehnung des Tumors darstellt. Ist er unter 10 ng/ml, befindet sich der Tumor meist noch innerhalb der Prostatakapsel und es kann auf das Skelettszintigramm verzichtet werden. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 13 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA DIE THERAPIE DES PROSTATAKREBSES Die Therapie richtet sich nach der lokalen Ausdehnung des Tumors, nach dem histologischen Befund (Gleason-Score) und danach, ob bereits Metastasen vorliegen. Einige Prostatakarzinome weisen ein sehr langsames Wachstum auf und stellen keine unmittelbare Bedrohung dar. Unter bestimmten Umständen kann deshalb ein „Aktives Abwarten“, das heißt ein Abwarten unter regelmäßigen Kontrollen, angezeigt sein. Meistens wird jedoch bei Verdacht auf das Vorliegen eines bösartigen Tumors in der Prostata die Therapie sofort eingeleitet. Ist der Tumor klein und liegt er noch innerhalb der Kapsel der Prostata, ist eine Heilung durch die operative Entfernung der Prostata in vielen Fällen möglich. Hat der Krebs die Organgrenze (= Kapsel) überschritten – dies lässt sich durch den im Rahmen der Biopsie durchgeführten Ultraschall beurteilen und durch die Höhe des PSA-Wertes abschätzen – ist die Bestrahlung die Therapie der Wahl. Die Strahlentherapie kommt auch dann zum Einsatz, wenn der Allgemeinzustand des Patienten eine Operation nicht zulässt oder der Patient eine Operation ablehnt. Liegen bereits Metastasen vor, ist die Hormontherapie die Therapie der Wahl. Auch Kombinationen aus den verschiedenen Behandlungsstrategien sind möglich. DIE OPERATION Die operative Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie), bei der neben der Prostata selbst auch die Samenbläschen und ein Teil des Blasenhalses entfernt werden, ist Goldstandard bei einem Karzinom, das die Organgrenze nicht überschritten hat. Kann der Tumor vollständig entfernt werden, bestehen hohe Chancen auf eine dauerhafte Heilung. Der PSA-Wert dient als Erfolgsparameter und sinkt bei erfolgreicher Operation stetig ab. Operation mit Bauchschnitt Mit einem Unterbauchschnitt zwischen Schambein und Bauchnabel kann ein operativer Zugang zur Prostata geschaffen werden. Der Vorteil ist, dass gleichzeitig die Bauchlymphknoten mit entfernt und feingeweblich auf das Vorliegen von Tumorzellen (Lymphknotenmetastasen) untersucht werden können. Das Ergebnis der histologischen Untersuchung liegt meist noch während der Operation vor (intraoperativer Schnellschnitt) – das weitere Vorgehen ist davon abhängig: Sind die Lymphknoten nicht befallen, schließt sich planmäßig die Entfernung der Prostata mitsamt ihrer Kapsel und den hinter der Harnblase liegenden Samenblasen an (radikale Prostatektomie). Die Samenleiter werden dabei auf beiden Seiten unterbunden. Anschließend muss dann eine neue Verbindung (Anastomose) zwischen Blase und Harnröhre hergestellt RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 14 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA werden. Diese Anastomose wird vorübergehend mittels eines Katheters geschient. Gleichzeitig soll der Katheter den ungehinderten Harnabfluss gewährleisten. Durch die histologische Begutachtung des Operationspräparates durch einen Pathologen lässt sich feststellen, ob mit der radikalen Entfernung der Prostata und der anhängenden Gebilde das Prostatakarzinom ganz aus dem Körper entfernt wurde. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird erst nach der Operation bekannt. Hat das Prostatakarzinom die Prostatakapsel überschritten und reichen die Tumorzellen bis an die Schnittränder des Operationspräparats heran, ist eine zusätzliche örtliche Bestrahlung des Operationsgebietes zu überlegen. Liegen jedoch Krebszellen in den Lymphknoten vor, wird das geplante operative Vorgehen möglicherweise geändert. Da der Krebs bei nachgewiesenem Lymphknotenbefall nicht mehr auf die Prostata beschränkt ist, ist es vielfach günstiger, eine Hormonentzugsbehandlung durchzuführen. Dazu lesen Sie mehr im entsprechenden Kapitel. In Einzelfällen kann es möglich sein, dass durch die Entnahme der befallenen Lymphknoten im ersten Operationsschritt alle bösartigen Absiedlungen (Krebszellen in den Lymphknoten) mit entfernt werden. Die Wahrscheinlichkeit hierfür steigt, wenn von den entnommenen Lymphknoten beispielsweise nur einer vom Krebs befallen ist oder die bösartigen Absiedlungen in den Lymphknoten sehr klein sind (so genannte Mikrometastasen). Unter der Annahme, dass sonst keine weiteren Krebsabsiedlungen im Körper vorhanden sind, wird in diesen Einzelfällen die radikale Prostataentfernung wie geplant durchgeführt. Eine vollständige Heilung durch die radikale Prostatektomie ist hierbei prinzipiell möglich. Operation vom Damm aus Der kürzeste Weg zur Prostata führt über den Damm (Muskelgewebe zwischen After und Hodensack). Von dort aus erfolgt die Operation, die auch radikale perineale Prostatektomie genannt wird, meistens bei Tumoren in einem sehr frühen Stadium, bei denen Lymphknotenmetastasen unwahrscheinlich sind. Bei diesem Verfahren können die Lymphknoten nämlich nicht über denselben Operationsweg entfernt werden. Da das PSA einen Richtwert vorgibt, ob Lymphknotenmetastasen wahrscheinlich vorliegen oder eben nicht, kann man schon im Vorfeld der Operation entscheiden, ob eine Entfernung der Prostata vom Damm aus geeignet ist. Diese minimal invasive Operationsmethode zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass der Katheter nur kurz verweilen muss, da die Anastomose zwischen Harnröhre und Blasenhals besonders dicht gelingt. Außerdem sind die Patienten postoperativ nahezu schmerzfrei und erreichen laut Experten schneller die Kontinenzfähigkeit wieder. Laparoskopische Entfernung der Prostata Die am wenigsten belastende Variante ist die laparoskopische Operation. Dabei wird mittels eines biegsamen optischen Instruments durch ganz kleine Öffnungen in der Bauchdecke operiert (Schlüsselloch-Technik). Die gute Sicht des OP-Feldes bei der Laparoskopie durch die Vergrößerung liefere optimale Bedingungen. Dies ermögliche präzises Operieren mit geringerer Schädigung wichtiger Strukturen, so Experten auf dem Gebiet. Allerdings setzt diese Methode RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 15 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA hohe Anforderungen an das Geschick und die Erfahrung des Operateurs. Die bessere Sicht, der geringere Blutverlust, die wenig traumatische Vorgehensweise und die damit verbundene deutlich schnellere Wiederherstellung der Patienten machten die laparoskopische Prostatektomie in manchen spezialisierten Zentren zu einem anderen Methoden gleichwertigen Operationsverfahren. DIE BESTRAHLUNG Die Strahlentherapie stellt einerseits eine Alternative zur Operation bei Patienten dar, die aus welchen Gründen auch immer nicht operiert werden können oder operiert werden wollen. Sie ist aber vor allem dann die Therapie der Wahl, wenn der Tumor sehr groß ist, die Organgrenze bereits überschritten hat und in das umliegende Gewebe eingewachsen ist. In manchen Fällen wird die Bestrahlung auch nach einer Operation eingesetzt, wenn das Karzinom nicht vollständig entfernt werden konnte (adjuvante Strahlentherapie). Bestrahlung von außen - Teletherapie In der Regel erfolgt die Bestrahlung der Tumorregion von außen (externe Bestrahlung oder Teletherapie). Die Gesamtstrahlendosis wird auf kleine Einzeldosen über einige Wochen verteilt. Die Patienten kommen in der Regel mehrmals in der Woche zur Bestrahlung. Der PSA-Wert sinkt dabei stetig ab, allerdings langsamer als nach einer Operation. Irritationen der Harnwege (Brennen beim Wasserlassen) und des Darms (krampfartige Beschwerden, eventuell blutige Stühle) sind unangenehme, meist jedoch nur vorübergehende Begleiterscheinungen einer Bestrahlung. Bestrahlung von innen – Brachytherapie mit SEEDS "Seeds“ sind kleinste Strahlenquellen, die in das Prostatagewebe eingebracht werden, um den Prostatakrebs durch hoch dosierte, gezielte Strahlung von innen zu zerstören. Gleichzeitig wird das umliegende gesunde Gewebe bestmöglich verschont. Bei der „Seed-Implantation” werden unter ständiger Ultraschallkontrolle bis zu 80 solcher Strahlungsquellen in die Prostata eingesetzt. Dies geschieht mit Hilfe von Punktionsnadeln, die an genau vorausberechneten Positionen „Seeds“ in der Prostata platzieren. Dort verbleiben diese, um ihre Strahlenwirkung auf das Prostatakarzinom zu entfalten. Der Eingriff erfolgt stationär und dauert etwa 60 bis 90 Minuten. Der Patient kann die Klinik spätestens am Tag nach dem Eingriff wieder verlassen. Vier Wochen nach der Implantation wird die korrekte Lage der „Seeds“ kontrolliert. Der PSA-Verlauf wird durch vierteljährliche PSA-Kontrollen ermittelt. Ist das Karzinom auf das Organ begrenzt, kann es mit hoher Wahrscheinlichkeit allein mit einer Seeds-Therapie geheilt werden. Allerdings ist diese Form der Therapie eher denjenigen Patienten vorbehalten, die aus unterschiedlichen RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 16 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Gründen nicht operiert werden können. Hat das Karzinom jedoch die Prostatakapsel überschritten, kann die alleinige Seed-Implantation keine Heilung herbeiführen. Eine zweite Technik der Brachytherapie ist das Nachladeverfahren (so genanntes „Afterloading“). Hierbei werden Hohlnadeln in der Prostata platziert, die dann mit einer radioaktiven Substanz gefüllt und nur für kurze Zeit im Körper belassen werden. Die Behandlung wird zweimal wiederholt und mit einer Bestrahlung von außen kombiniert. Sie kommt besonders bei örtlich fortgeschrittenen Karzinomen in Frage. Operation oder Bestrahlung? Bei der Entscheidung Operation oder Bestrahlung spielt unter Umständen der Allgemeinzustand des Patienten eine große Rolle. Auch das Alter, andere Erkrankungen wie etwa HerzKreislauferkrankungen, die Narkosefähigkeit und schließlich persönliche Umstände haben einen Einfluss auf die Wahl der Therapie. Nicht zuletzt sind die zu erwartenden Folgen einer Behandlung bei der Entscheidung für eine bestimmte Therapie zu berücksichtigen. DIE HORMONTHERAPIE Beim Prostatakrebs, der bereits Metastasen in den Lymphknoten oder im Skelett ausgebildet hat, kommt die Hormontherapie zur Anwendung. Prostatakarzinome erhalten unter dem Einfluss von männlichen Geschlechtshormonen (Testosteron) einen Wachstumsreiz. Deshalb werden in der Therapie Substanzen verwendet, die die Produktion des Testosterons in den Hoden zum Erliegen bringen („hormonelle Kastration“ durch so genannte LH-RH-Analoga). LH-RH ist ein Hormon der Hirnanhangsdrüse, das eine wichtige Rolle bei der Steuerung der Testosteronproduktion in den Hoden spielt. LH-RH-Analoga sind nach gebaute, stärker wirksame Substanzen, die die Testosteronproduktion in den Hoden schließlich ganz unterdrücken. Da aber nicht nur in den Hoden Testosteron produziert wird, sondern auch in den Nebennieren – diese unterliegen nicht der hormonellen Steuerung der Hirnanhangsdrüse – kann es notwendig werden, zusätzlich Medikamente einzusetzen, die die stimulierende Wirkung dieser Hormone am Prostatakarzinom blockieren (so genannte Antiandrogene). LH-RH-Analoga und Antiandrogene können also auch kombiniert werden. Auf diese Weise wird den Krebszellen jeglicher Wachstumsreiz entzogen. Die beidseitige Entfernung der Hoden wird mittlerweile kaum mehr vorgenommen und wird nur noch in Ausnahmefällen bei sonst nicht beherrschbaren Schmerzen durch Knochenmetastasen durchgeführt. LH-RH-Analoga werden als Depotpräparate ins Unterhaut-Fettgewebe gespritzt. Von dort werden sie langsam über Wochen an das Blut abgegeben und müssen, je nach Präparat monatlich bzw. alle drei Monate erneut verabreicht werden. Damit kann man oft über Jahre einen Wachstumsstillstand des Tumors erreichen und ein Fortschreiten der Erkrankung über einen gewissen Zeitraum verhindern. Leider entsteht im Laufe der Zeit eine Resistenz gegenüber den RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 17 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA gebräuchlichen Substanzen, sodass die Wirkung nachlässt. Ein kleiner Teil der Prostatakarzinome spricht von Anfang an nicht auf die Hormontherapie an. Dies merkt man daran, dass das PSA bei den Kontrollen wieder steigt bzw. gar nicht erst absinkt. In diesen Fällen wird eine Chemotherapie versucht, die zumindest Schmerzfreiheit gewährleistet. Leider hat natürlich auch die Hormontherapie ihre Tücken. Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Vergrößerung der männlichen Brustdrüse (Gynäkomastie) sowie Abnahme der Lust und Erektionsstörungen sind die Folge. Auch die Abnahme der Knochendichte (Osteoporose) zählt zu den Nebenwirkungen einer hormonellen Behandlung. NEUE THERAPIEANSÄTZE Hoch-Intensivierter Fokussierter Ultraschall (HIFU) – Vernichtung des Krebsgewebes mittels intensiven Ultraschalls vor allem bei Patienten, die eine Operation ablehnen. Die Kältetherapie (Kryotherapie) – dabei wird der Krebs gleichsam mit Stickstoff vereist. DIE FOLGEN UND NEBENWIRKUNGEN DER THERAPIE Inkontinenz und erektile Dysfunktion Inkontinenz und Impotenz sind gefürchtete Folgen der Therapie des Prostatakarzinoms – sowohl nach der Operation als auch nach der Bestrahlung. Der Verlust der erektilen Funktion, aber auch die Unfähigkeit, Harn zurückhalten zu können, trifft viele Männer stark in ihrem Selbstwertgefühl. Die Notwendigkeit, Einlagen zu tragen oder Medikamente für die Gliedversteifung zu schlucken, bedeutet für Viele den Verlust der Männlichkeit an sich. Die sexuelle Lust (Libido) und die Orgasmusfähigkeit bleiben prinzipiell erhalten, allerdings können psychische Faktoren und eine Inkontinenz die Libido stark beeinträchtigen. Ursache für die Inkontinenz ist die Schädigung des inneren Schließmuskels am Blasenausgang. Durch Beckenbodentraining kann die Muskulatur in diesem Bereich wieder fit gemacht werden. Ein Jahr nach der Operation sind bis zu 95 Prozent der Männer wieder in der Lage, den Urin zu halten. Zur Beeinträchtigung der erektilen Funktion kommt es durch die Durchtrennung oder Schädigung der verantwortlichen Nervenstränge, die knapp seitlich der Prostata verlaufen. Leider bleibt eine Impotenz nach der Operation häufig bestehen. Es gibt Medikamente (PDE-5-Hemmer), mit denen auch noch nach der Therapie ein befriedigender Geschlechtsverkehr möglich ist. Auch andere Methoden wie die RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 18 ERKRANKUNGEN DER PROSTATA Schwellkörperautoinjektion, eine Vakuumpumpe oder Schwellkörperimplantate stehen zur Verfügung. Eine Inkontinenz nach der Bestrahlung ist wesentlich seltener als nach der Operation. Sollte nach der Operation eine Inkontinenz auftreten, kann diese allerdings durch konsequentes Beckenbodentraining in den Griff bekommen werden. Die Ejakulationsfähigkeit geht nach der Operation natürlich verloren, da die Samenleiter abgebunden werden und die Prostata kein Sekret mehr produzieren kann. Nach einer Bestrahlung ist der Samenerguss lediglich reduziert. Die Impotenz tritt nach einer Bestrahlung meist erst später auf als nach der Operation. Dauer und Qualität der Erektion können sowohl nach der Operation als auch nach Strahlentherapie beeinträchtigt sein. Durch „nervenschonendes Operieren“ – das ist allerdings nur bei sehr kleinen Karzinomen möglich – kann nach einer Operation die Potenz gut erhalten bleiben. Libido und Orgasmusfähigkeit bleiben sowohl nach der Bestrahlung als auch nach der Operation prinzipiell erhalten. Allerdings können psychische Faktoren und andere Umstände Einschränkungen des sexuellen Antriebs zumindest vorübergehend beeinträchtigen. DIE NACHSORGE BEIM PROSTATAKREBS Die Nachsorge ist das wichtigste Instrument, um das Wiederauftreten (Rezidiv) eines bösartigen Tumors rechtzeitig zu entdecken und zu behandeln. Außerdem soll gewährleistet sein, dass der Patient die Therapie gut verträgt und dass die Nebenwirkungen minimal gehalten werden. Dafür sorgt ein individuell gestalteter Nachsorgeplan, der persönliche Faktoren genauso berücksichtigt wie medizinische (Ausdehnung des Tumors, Differenzierungsgrad, Therapie). Basis der Nachsorge sind die rektale Untersuchung und die Bestimmung des PSA-Wertes. Diese beiden Untersuchungen werden anfänglich vierteljährlich, später halbjährlich und ab dem 6. Jahr nur mehr jährlich durchgeführt. Werden auffällige Befunde erhoben, müssen weitere Untersuchungen folgen. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 19 ANLAUFSTELLEN ANLAUFSTELLEN Österreichische Krebshilfe Dachverband 1010 Wien, Wolfengasse 4 Öffnungszeiten: Mo - Do 9-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Tel.: +43/1/796 64 50 Fax: DW 9 E-Mai: [email protected] www.krebshilfe.net Wiener Krebshilfe 1180 Wien, Theresiengasse 46 Tel.: +43/1/402 19 22 oder +43/1/408 70 48 Kostenlose Krebshotline: 0800 699 900 (Mo-Do, jeweils 9.00 - 13.00 Uhr) Fax: +43/1/408 22 41 E-Mail: [email protected] www.krebshilfe-wien.at Selbsthilfe Prostatakrebs 1020 Wien, Obere Augartenstr. 26-28 Tel./Fax : +43/1/333 10 10 E-Mail: [email protected] www.prostatakrebse.at Blasenkrebs und Prostatakrebs Selbsthilfegruppe Kontaktperson: Dietmar Erlacher Tel.: +43/650/357 86 86 E-Mail: [email protected] RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 20 BUCH-TIPPS BUCH-TIPPS Dr. Ralf Hettich, "Was Mann ab 40 wissen sollte: Gefahrenzone Prostata: Beschwerden vorbeugen, verstehen, behandeln", Verlag Lebensschiff GmbH & Co.KG 2010 Larry Clapp, Gisela Kretzschmar, "Gesunde Prostata in 90 Tagen: Vorbeugung und natürliche Behandlung", Goldmann Verlag 2008 Uli Roth, Michael Roth, Udo Ludwig, "Unser Leben - unsere Krankheit: vom richtigen Umgang mit dem Prostatakrebs", Verlag Zabert Sandmann 2009 Peter F. Weitzel, "Prostatakrebs erkennen, besiegen und potent bleiben: Früherkennung, Diagnoseverfahren, Therapien, Persönliche Erfahrungen, Hintergründe", Günther Net Publishing 2009 Lothar Weißbach, Edith A. Boedefeld, "Diagnose Prostatakrebs: Ein Ratgeber - nicht nur für Männer", Zuckschwerdt Verlag 2007 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 21 QUELLEN UND LINKS QUELLEN UND LINKS Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie www.uro.at Berufsverband der Urologen www.urologisch.at Arbeitskreis Andrologie und sexuelle Funktionsstörungen der Österreichischen Gesellschaft für Urologie www.andrologie.at Deutsche Krebshilfe www.krebshilfe.de Krebszentrum www.krebszentrum.at Krebsforum Österreich www.krebsforum.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 22 ADRESSEN ADRESSEN In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 17. Mai 2010 waren zu Gast: Dr. Karl Dorfinger Facharzt für Urologie und Andrologie, Präsident des Berufsverband der Urologen 1230 Wien, Perfektastraße 28/1 Tel.: +43/1/662 94 86 E-Mail: [email protected] OA Univ. -Doz. Dr. Stephan Madersbacher Stv. Leiter der Abteilung für Urologie und Andrologie am SMZ Ost – Donauspital 1220 Wien Langobardenstraße 122 Tel.: +43/1/28802-3702 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 23