5 Kernresonanzspektrometrie (NMR

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5 Kernresonanzspektrometrie (NMR-Spektrometrie)
Die NMR-Spektrometrie beruht auf der Wechselwirkung des Eigendrehimpulses eines Atomkerns mit
einem äußeren Magnetfeld B0. Der mit dem Drehimpuls verbundene magnetische Dipol des Kerns
wechselwirkt aber nicht nur mit dem äußeren Magnetfeld sondern auch
 mit den Elektronen, die das Atom umgeben  chemische Verschiebung  induktive Abschirmung
 mit den Elektronen der übrigen Atome  chemische Verschiebung Entschirmung
 mit benachbarten Atomkernen im selben Molekül  J-Kopplung  Spin-Spin-Kopplung
Diese verschiedenen Wechselwirkungen liefern ein sehr genaues Abbild über das Innere des Moleküls.
Damit ist die NMR-Spektrometrie neben der Röntgenstrukturanalyse heute die wichtigste Methode zur
Strukturaufklärung in der analytischen Chemie und Biologie.
5.1 Physikalische Grundlagen
Grundlage der NMR-Spektrometrie ist das Verhalten von Atomkernen in einem äußeren Magnetfeld B0.
Atomkerne (Isotope, Symbol X) bestehen aus Protonen und Neutronen.
Ordnungszahl Z = Anzahl der Protonen
A
12
1
Z X z.B. : 6 C, 1H
Massenzahl A = Anzahl von Protonen + Anzahl Neutronen
Die meisten Atomkerne besitzen einen Kerndrehimpuls, den Kernspin J. In der klassischen
Vorstellung ist dieser auf die Rotation der Kerne (Protonen und Neutronen) um eine Kernachse
zurückzuführen. Wie viele andere atomare Größen auch, ist der Kernspin J quantisiert.

J  | J | I ( I  1)
I ist die Kernspinquantenzahl und kann
halbzahlig oder ganzzahlig sein.
Da mit einer rotierenden Ladung immer auch die Erzeugung
eines Magnetfeldes verbunden ist, besitzt jeder Atomkern
mit dem Kernspin J ein magnetisches Moment µ.


  J
N
Atomkern als Kompassnadel im
Magnetfeld (klassisch)
 heißt gyromagnetisches Verhältnis und ist für die
einzelnen Isotope unterschiedlich.
Kerne mit Ι = 0 als Kernspinquantenzahl, haben keinen Drehimpuls und kein magnetisches Moment.
Vom gyromagnetischen Verhältnis γ hängt die Nachweisempfindlichkeit eines Kernes für das
NMR-Experiment ab. Die Messmethode wird mit steigendem γ empfindlicher.
Regel:
gg  I = 0
ug  I = halbz.
gu  I = halbz.
uu  I = ganzz.
[T] = Vsm-2
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Kerne im äußeren Magnetfeld (I = ½)
Ohne äußeres Magnetfeld sind die magnetischen Dipole der Kerne einer Probe alle
zufällig ausgerichtet. In einem äußeren Magnetfelde B0 richten sich die mag. Dipole aus.
Dabei tritt Richtungsquantisierung nach den Gesetzen der Quantenmechanik auf:
Die Komponente Jz des Drehimpulses in Richtung des Magnetfeldes kann nur die (2I+1) Werte
J z  m einnehmen, wobei die magnetische Quantenzahl m = I, I-1, I-2, ... -I sein kann.
J z  m
 z  m
Spin ½ - Kerne (I = ½ ) haben damit zwei Einstellmöglichkeiten,
parallel (m = + ½ , -Stellung) oder antiparallel (m = - ½ , -St.)
 1
| J |
3
2
Energie im Magnetfeld B0
Die Energie eines magnetischen Dipols in einem Magnetfeld B0 beträgt:

 

W     B0     cos   B0
B0 = 0
W    z B0  mB0
Damit ergeben sich für einen Kern mit I = ½ zwei
Energieniveaus, die sogenannten
Kern-Zeeman-Niveaus, wobei die Orientierung
mit der Spinquantenzahl m = +½ (parallele
Ausrichtung) die energetisch günstigere ist.
Der Energieunterschied der Energieniveaus beträgt:
W  W1/ 2  W1/ 2  B0
Im Resonanzfall klappt das Proton von der
“parallelen“ in die “antiparallele“ Orientierung um.
Präzession im Magnetfeld
Befindet sich der Atomkern mit dem mag.

Moment  in
 einem Magnetfeld, so präzediert

der Vektor J und sein mag. Moment  auf
einem Kegelmantel um die Richtung von B0.


 
dJ
M Drehm.    B0 
dt
B0 sin  
J sin   d
dt
B0  JB0  J L
 L  B0
Die Larmor-Präzessionsfrequenz L entspricht
der Energiedifferenz W   L und ist
proportional zum angelegten B0-Feld.
energiereich
“antiparallel“
m = - 1/2
W
energiearm
“parallel“
m = + 1/2
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Die makroskopische Magnetisierung M
Die einzelnen Kernmomente rotieren mit ihrer Larmor-Frequenz auf den beiden Kegelmänteln, jedoch
mit statistisch verteilter Phase, so dass sich sämtliche transversalen Komponenten µx und µy der
Spinvektoren senkrecht zu B0 herausmitteln.
Ebenso verhindert die Temperaturbewegung eine Einstellung aller Dipolmomente parallel zu B0.
Im thermischen Gleichgewicht sind die beiden Zustände
entsprechend der Boltzmann-Verteilung besetzt, mit einem
geringfügigen Besetzungsüberschuss im energieärmeren
Niveau “parallel“ zu B0.
N antip.; β
N parallel; α
 exp(
W
)
kT

Zahlenbeispiel für Protonen (1H): B0 = 1,41 T
(Ergebnis:
Na
 0,9999904 )
Np
Die Addition sämtlicher mag. Dipolmomente ergibt dann
eine makroskopische Magnetisierung M in Richtung
von B0. Sie resultiert aus dem geringen Besetzungsüberschuss im energieärmeren Spinniveau α.
Spinanregung (Präparation des Spinzustandes)
Mit einer Sendespule wird ein linear polarisiertes
Wechselfeld B1 , z.B. in x-Richtung eingestrahlt.
Wenn die Frequenz des Wechselfeldes der LamorFrequenz L der anzuregenden Kerne entspricht,
rotiert eine Komponente von B1 genauso wie die
Einzelspins der Kerne um das Feld B0.1
Der Vektor B1 mit dem gleichen Drehsinn wie die
Präzession der Kerne kann mit dem Vektor M in
Wechselwirkung treten. Es erfolgt
Resonanzabsorption (  ß), sodass sich die
Population der Spins zugunsten ß verändert.
Mikroskopisch werden einzelne Spins von der
energiearmen Parallelstellung  in die energiereichere Stellung  umgeklappt und laufen
synchron mit dem drehenden B1-Feld.
Kerne werden so in einen kohärent, mit fester
Phasenlage präzedierenden Zustand versetzt.
Makroskopisch ist das Ergebnis ein
Kippen des Magnetisierungsvektors M um
den Winkel . Dadurch tritt nun auch in der
transversalen xy-Ebene senkrecht zu B0 und
senkrecht zu B1 eine Komponente auf, die
sogenannte transversale Magnetisierung Mxy.
1
Das linear in x-Richtung oszillierende B1-Feld in der Spule kann man
durch zwei um die z-Richtung rotierende Vektoren entgegengesetzter Drehrichtung beschreiben.

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Das Kippen der makroskopischen Magnetisierung M kann anschaulich auch in einem rotierenden
Koordinatensystem (RKS) erklärt werden, das sich um die z-Achse mit der Larmorfrequenz dreht.
Damit wird das (im Laborsystem sich drehende) B1-Feld
im RKS zu einem statischen Magnetfeld: B1 = const !
Die transversalen Achsen bezeichnen wir dann mit x' und y'.
Rotierendes System
In dem mit L rotierenden
wirkt auf M ein

System

Drehmoment M Drehm.  M  B1 (vom angelegten B1-Feld).
 Die makroskopische Magnetisierung M erfährt eine
Präzession um die rotierende x'-Achse und wird aus
der senkrechten Stellung ausgelenkt.
Es entsteht die transversale (Quer-)Magnetisierung Mxy.
Gleichzeitig wird die Mz-Komponente gegenüber dem
Ausgangszustand (Mz = M0) verkleinert.
Laborsystem
Insgesamt bewegt sich der Vektor M der
Gesamtmagnetisierung dann im Laborsystem
spiralförmig auf der Oberfläche einer Kugel.
Während des B1-Pulses präzediert (dreht sich) M um die
Richtung von B1 (x’) für die analog gilt: ω1 = γB1
und erreicht bis zum Pulsende den sog. Flipwinkel α
(tp ist die Pulsdauer).
1  1t p    B1  t P
x’
y’
Ist die Pulsdauer so gewählt, dass  = π/2 (90°; π/2-Puls),
liegt M gerade auf der y'-Achse, d.h. es liegt eine
maximale Quermagnetisierung vor, aber keine
longitudinale Magnetisierung mehr. Die beiden
Energiezustände sind dann gleich populiert!
Free Induction Decay
Schaltet man nun das B1-Feld (HF-Impuls) ab, so
präzediert die Magnetisierung im Laborsystem weiterhin in
der xy-Ebene und induziert in der Empfängerspule eine
Spannung, das Kernresonanzsignal ( FID).
Dies ist der Prozess, der gemessen und letztlich als
NMR-Spektrum dargestellt wird.
Da die Dauer tP des B1-Pulses nur einige µs beträgt, ist die spektrale Breite (f  1/tP ) ausreichend
groß, um auch Kerne mit leicht unterschiedlichen Resonanzfrequenzen mit einem einzigen
Hf-Impuls der Frequenz L anzuregen.
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Free Induction Decay FID
Nach dem Abschalten des B1-Impulses läuft die synchrone Magnetisierung wieder auseinander, um
letztlich in ihren Gleichgewichtszustand zurückzukehren. Die Relaxation der Quermagnetisierung Mxy
wird als Free Induction Decay (FID) bezeichnet und bei der NMR-Spektrometrie primär gemessen.
90°-Impuls
FID-Signal
Die Ursache für das Abklingen des Signals sind im wesentlichen leicht unterschiedliche Umlaufzeiten
der Spins aufgrund von Inhomogenitäten des lokalen B0-Feldes an den Kernorten ( T2*).
Longitudinale und transversale Relaxation*
Die Relaxation nach Abschalten des B1-Impulses wird von zwei unabhängigen Relaxationsprozessen
bestimmt, der Spin-Gitter-Relaxation T1 und der Spin-Spin-Relaxation T2. Die Zeitkonstanten T1 und
T2 sind erheblich langsamer als der Puls (µs), üblicherweise 0,1 bis 100s.
Es gilt: T2  T1.
1) Longitudinale (Spin-Gitter-) Relaxation T1
(Energie)-Relaxation ins thermodynamische Gleichgewicht entlang der z-Achse. Das ursprüngliche
Boltzmann-Gleichgewicht stellt sich wieder ein.
Die Überschussenergie wird als
thermische Energie an die Umgebung abgegeben.
Dieser Vorgang ist aber nicht direkt beobachtbar, weil
er in z-Richtung, also senkrecht zum Detektor erfolgt.
Die Längsrelaxationszeit T1 ist abhängig von der sog.
"Spin-Gitter"-Wechselwirkung, d.h. von der chemischen
Umgebung des beobachteten Kerns.
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Messung von T1
Bei entsprechend doppelter Pulsdauer ist
 = π (180°; π-Puls).
Die Boltzmannsche Spinverteilung wird
damit umgekehrt und es gibt auch keine
Quermagnetisierung
(der ß-Zustand ist jetzt überpopuliert).
180°-Puls
Mz(t)
Mz
Die Zeit T1 misst man, indem man die
relaxierende Magnetisierung M zu verschiedenen Zeiten mit einem 90° -Impuls umklappt
und die Stärke des transversalen FID-Signals
misst. Trifft man z.B. die Zeit t = 0,693T1 ist das FID Signal Null.
t
2) Transversale (Spin-Spin-) Relaxation T2
Durch den B1-Puls wurde die gleichmäßige Verteilung der Einzelspins auf den Kegelmänteln teilweise
aufgehoben und so die Quermagnetisierung erzeugt (kohärent synchroner Umlauf der Einzelspins).
Diese Störung wird beim Ausschalten des B1-Feldes rückgängig gemacht.
Wegen der Spin-Spin-Wechselwirkung, bei der die Kerne eines Moleküls untereinander Spinenergie
austauschen (Energieübertragung auf einen Nachbarspin) und aufgrund von Inhomogenitäten des
B0-Feldes laufen die Spins mit leicht unterschiedlichen Geschwindigkeiten herum. Sie verlieren damit
ihre Phasenkohärenz und laufen auseinander. Die Spins verteilen sich wieder gleichmäßig auf den
Kegelmänteln.
Damit verkleinert sich die transversale Magnetisierung Mxy, bis sie zu Null zerfallen ist.
Es ändert sich aber nicht der Besetzungsunterschied, d.h. die Magnetisierung in z-Richtung.
Messung von T2 (Spinecho)
Erst wird mit einem 90°-Impuls die Magnetisierung M in die x,y-Ebene gedreht.
Nach einer bestimmten Zeit t = tE/2 (tE = Echozeit) wird ein 180°-Impuls eingestrahlt, der die
auseinanderlaufenden Spins um 180° umklappt. Nach der doppelten Zeit t = tE sind dann alle Spins
wieder in Phase und erzeugen das Echo-Signal.
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Zur Messung von T2 strahlt man nun mehrere 180°-Impulse im Abstand von tE ein.
Dabei können aber die aufgrund von Spin-Spin-Relaxation die (statistisch) dephasierten Spins nicht
mehr refokussiert werden. Nur die Dispersion der Umlaufzeiten aufgrund der B0-Inhmogenitäten wird
rückgängig gemacht (refokussiert). Die Abnahme der Echo-Signale wird dann nur durch die
Spin-Spin-Relaxationszeit T2 verursacht.
T2 beschreibt damit die zeitliche Auffächerung der Quermagnetisierung nach einem
Auslenkungsimpuls, die auch durch 180°-Rephasierung nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Da T2 auf intramolekularer Spin-Spin-Wechselwirkung beruht und nicht von der Umgebung abhängt,
ist sie ein wichtiger Parameter für die Strukturaufklärung.2
Ein Anwendungsbeispiel außerhalb der Analytik ist die Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT), wo
Unterschiede in den Relaxationszeiten T1 und T2 zur Bildgebung in der modernen Medizin genutzt
werden.
Abb. rechts:
Typische Längsrelaxationszeiten T1 in s
von menschlichem Gewebe.
Da T1 in spezifischer Weise von der Art der
Bindung des Wassers (Protonen) im Gewebe
abhängig ist, kann so gesundes von krankem
Gewebe unterschieden werden.
Primär dient die T1-Messung zur Kontrast
steigerung in der MRT.
2
Das FID-Signal fällt mit der sog T2*-Relaxationszeit ab.
Dieser Abfall setzt sich aus zwei Beiträgen zusammen. Der erste Beitrag ist die Spin-Spin-Relaxation T2.
Der zweite Beitrag kommt dadurch zustande, dass die einzelnen Kerne wegen der Inhomogenität B0 des B0-Feldes leicht
unterschiedliche Umlaufzeiten, bzw. Larmorfrequenzen besitzen.
Es gilt:
B0 1
1


T2 *
2
T2
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5.2 Messgrößen der NMR-Spektrometrie
Einfluss der Umgebung des betrachteten Kerns
Bei gegebener Magnetfeldstärke B0 ist die Resonanzfrequenz für einen bestimmten Kern festgelegt.
In einem realen Atom beeinflussen jedoch die Elektronen, die einen Kern umgeben und die
Elektronenverteilung der übrigen Atome im Molekül das lokale Magnetfeld am Kernort.
Die Elektronenbewegung verursacht nämlich kleine magnetische Zusatzfelder.
Je nachdem, ob diese Zusatzfelder dem externen Feld B0 am Atomkern entgegenwirken oder
dieses verstärken, bezeichnet man dieses Phänomen als Abschirmung oder Entschirmung.
Abschirmung:
Das angelegte Feld B0 bewirkt eine kreisförmige Bewegung der Elektronen um den Kern. Diese
Ringströme induzieren im Bereich des Kerns ein sekundäres Feld BInd , das dem äußeren
entgegengesetzt ist (diamagnetischer Effekt ; Lenzsche Regel).
Auf diese Weise wirkt am Kernort ein
verringertes Magnetfeld  Abschirmung
Beff  B0  BInd
Beff  B0  B0  B0 (1   )
Damit ergibt sich eine Verminderung der Resonanzfrequenz.
  B0 (1   )
   0    B0   0
Atom
induzierte
Elektronen
-
Die Abschirmkonstante  liegt im ppm-Bereich und ist eine typische
Molekülkonstante (für einen bestimmten Kern), die durch die intramolekulare chemische Umgebung des jeweiligen Kerns bestimmt wird.
 ist um so größer, je größer die Elektronendichte um den Kern ist und hängt daher von den
Bindungsverhältnissen ab - z.B. verstärken elektronenliefernde Nachbaratome die Abschirmung.
Entschirmung:
Befinden sich in der Nachbarschaft des Atomkerns elektronenziehende Gruppen (N, O, Halogene),
so wird die Elektronendichte am Kern wieder verringert. Es erfolgt Entschirmung des Atoms wie man
sagt und die Resonanzfrequenz wird wieder größer.
Bedeutung für die Strukturanalytik:
Die Kerne “spüren“ ihre intramolekulare Umgebung. Mit der genauen Lage des ResonanzÜbergangs kann man verschiedenartig gebundene Kerne derselben Sorte im Molekül
unterscheiden. Deshalb ist die Methode für die Strukturaufklärung so interessant.
Chemisch äquivalente Kerne
Chemisch äquivalente Kerne sind Kerne mit der
gleichen elektronischen Umgebung.
Sie ergeben im NMR-Spektrum nur ein Signal.
Beispiel: Im Tetrametylsilan (TMS) haben alle Protonen die gleiche
elektronische Umgebung  nur ein NMR-Signal.
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Chemisch nicht-äquivalente Kerne
Chemisch nicht-äquivalente Kerne sind Kerne mit einer unterschiedlichen elektronischen Umgebung.
Sie ergeben im NMR-Spektrum getrennte Signale.
Beispiel: Methyl-methyl-sulfoxid
Die Protonen der CH3- (rot), CH3- (blau) und
CH2-Gruppe (grün) sind zueinander nicht-äquivalent,
da deren elektronische Umgebung verschieden ist.
CH3-Gruppe (rot): S(O)CH2-Gruppe in der Nachbarschaft
CH3-Gruppe (blau): SCH2-Gruppe in der Nachbarschaft
Dagegen sind die Protonen in den jeweiligen Gruppen in sich chemisch äquivalent,
z.B. die 3 Protonen der CH3-Gruppe (rot).
Im 1H- Spektrum gibt es deshalb nur drei Signale:
eins für die CH3-Gruppe (rot), eins für die CH3-Gruppe (blau) und eins für die CH2-Gruppe (grün).
5.2.1 Chemische Verschiebung
Die Frequenzverschiebung  ist proportional zur Stärke des Magnetfeldes B0 (   B0  0 ).
Die Angabe der absoluten Frequenzverschiebung  als Molekülparameter ist aber ungeeignet, da
die Spektren nicht einheitlich mit einer Feldstärke B0 gemessen werden.
Deshalb wurde eine relative Größe, die chemische Verschiebung δ eingeführt.

f Probe  f Referenz
106 ppm
f Referenz
Chemische Verschiebung in ppm
δ ist die relative Frequenzdifferenz der Resonanzsignale des betrachteten Kerns in der Probe (fProbe)
und in einer Referenzsubstanz (fReferenz), geteilt durch die Referenzfrequenz fReferenz (bzw. f0).
TMS als Referenzsubstanz
TMS (siehe Beispiel) hat aufgrund seiner chemischen Struktur (12 äquivalente Protonen) nur ein
scharfes Signal, welches zudem von den meisten anderen Resonanzsignalen deutlich getrennt ist.
Da die Protonen im TMS sehr stark abgeschirmt sind und es fast keine weiteren Gruppen mit derart
hoher Abschirmung gibt, liegen die bekannten chemischen Verschiebungen fast alle im positiven
Bereich. Die Entschirmung der Wasserstoffkerne ist hier kleiner als in den meisten anderen org.
Verbindungen, da das zentrale Si-Atom eine geringe Elektronegativität besitzt.
TMS wird meist der Probe beigemischt oder bei Lösungsmittelproblemen in einem Röhrchen in die
Probe gebracht. Es wird deshalb als innerer Standard bezeichnet.
Hinweis : chemische Verschiebung groß  Abschirmung klein
 liegt bei der 1H -NMR im Bereich von 0 ppm bis ca. 15 ppm.
Die Frequenzverschiebung umfasst damit nur einen Bereich von 1/100000 der Messfrequenz.
 Hohe Anforderungen an die Messgenauigkeit.
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Anisotropieeffekte
Ursachen für die chemische Verschiebung:
• induktive Abschirmung der Elektronenhülle des Atoms
(diamagnetisch  Abschirmung)
• Elektronegativität (polare Bindungen) der Nachbargruppen (paramagnetisch  Entschirmung)
Weiterer Effekt:
• Richtungsabhängigkeit der chem. Verschiebung  Anisotropie
Protonen, die sich in bestimmten Bereichen um die π-Systeme ungesättigter Verbindungen
(Alkene, Alkine, Aromaten, Carbonyl-Verbindungen) befinden, werden durch Ringströme
entschirmt oder abgeschirmt.
- Protonen an C = C Doppelbindungen
- Ringstrommodell
- Protonen an C  C Dreifachbindungen
- Abschirmkegel
- Protonen an Carbonylgruppen
- Protonen an Aromaten
Anisotropie bei Benzol:
Das äußere Magnetfeld B0 induziert einen
Ringstrom im aromatischen -System, der
seinerseits ein Magnetfeld hervorruft.
Dieses verstärkt die magnetische
Flußdichte am Ort der Protonen
(“Entschirmung“).
zunehmende Entschirmung
Anisotropie bei Mehrfachbindungen
Anisotropieeffekte führen zu einer Entschirmung der
Protonen von Alkenen und Carbonylverbindungen
(Aldehyden), jedoch zu einer Abschirmung im Fall von
Alkinen.
Atome innerhalb der Abschirmungskegel sind stärker
abgeschirmt (kleinere Entschirmung).
zunehmende Abschirmung
Beff nimmt zu
Chemische Verschiebung  einiger Verbindungen
Beff nimmt ab
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Chemische Verschiebung verschiedener Arten von H-Atomen im 1H-NMR-Spektrum
Chemische Verschiebung von H-Atomen in Methylgruppen (-CH2-) mit unterschiedlicher
Nachbarschaft
Abhängigkeit der Entschirmung vom Abstand funktioneller Gruppen.
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5.2.2 Spin-Spin-Kopplung (Signalaufspaltung in Spinsystemen mit I = ½)
Die benachbarten Kernspins (zu einem Kern X in Resonanz) in dem gleichen Molekül treten über die
Polarisation der Bindungselektronen miteinander in Wechselwirkung (indirekte Spin-Spin-WW).
Dadurch können Kopplungen über größere Abstände wirken, als durch die unmittelbare oder
direkte “räumliche Spin-Spin-WW“ möglich wäre. Dies führt in einer Probe mit mehr als einer
chemisch äquivalenten Kernsorte (gleiche chemische Verschiebung) zu einer Feinstrukturaufspaltung
der Resonanzlinien3.
Wegen der diskreten Einstellmöglichkeiten der Kerndipole ergeben sich nur diskrete Kombinationen
von zusätzlichen Feldstärken an einem Kernort (Kern X).
Beff - BA
Beff + BA
Kern X
Kern A
(in Resonanz)
(nicht in Resonanz)
Kern X
Kern A
Modellbeispiel: Aufgrund der beiden praktisch gleich wahrscheinlichen Orientierungen der Kerne A
relativ zu X ist das Resonanzsignal der Kerne X in zwei Signale von gleicher
Intensität aufgespalten (Dublett; gilt für I = ½).
5.2.2.1 Aufspaltungsmuster von I = ½ Kernen
Befinden sich nun zwei äquivalente Kerne (d.h. Kerne mit der gleichen chemischen Verschiebung,
AA) in Nachbarschaft zum Kern X, so sind drei unterschiedliche Magnetfelder am Ort von X möglich.
Daraus resultiert eine Aufspaltung des
Resonanzsignals vom Kern X (oder untereinander
äquivalenten X-Kernen) in ein Triplett.
mögliche
Orientierungen
Intensitätsverhältnis 1:2:1, da gleichwertige
der Kerne A
X
mittlere Konfiguration doppelt so häufig ist.
relativ zu X
AA
Für die beiden äquivalenten Kerne AA verändert
sich die Situation jedoch im Vergleich zum AXSystem nicht (AA-Kerne  Duplett)
Bei drei koppelnden äquivalenten Kernen AAA
ergibt sich ein Quartett mit dem
Intensitätsverhältnis 1:3:3:1
(Pascalsches Dreieck).
X
AAA
3
Kerne eines Moleküls heißen
wenn sie die gleiche Umgebung im Molekül besitzen.
wenn sie chemisch äquivalent sind und jeder Kern X in Resonanz dieselben Kopplungen zu
jedem einzelnen chemisch äquivalenten Kern A im Molekül hat
isochron,
wenn sie dieselbe Resonanzfrequenz besitzen.
chemisch äquivalent,
magnetisch äquivalent,
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Die direkte Spin-Spin-WW zwischen magnetisch äquivalenten Kernen (z.B. zwischen den H-Atomen
in -CH3) tritt im NMR-Spektrum nicht in Erscheinung (obwohl vorhanden).
Aufspaltungsregeln:
(N+1) Regel: Bei N benachbarten A-Kernen spaltet die X-Linie in (N+1) Niveaus auf.
Äquivalente Kerne (X) mit
1 benachbarten H-Atom (A)
geben ein Duplett-Signal.
Äquivalente Kerne (X) mit 3
benachbarten, untereinander
äquivalenten H-Atomen (AAA)
geben ein Quartett-Signal.
Äquivalente Kerne (X) mit 2
benachbarten, untereinander
äquivalenten H-Atomen (AA)
geben ein Triplett-Signal.
Beispiel:
Tribrom-ethan Br-CH2-CHBr2
Die Methylenprotonen sind chemisch äquivalent
und ergeben ein Signal bei 4,10 ppm.
Das Signal des Protons der CHBr2 -Gruppe
erscheint bei 5,67 ppm
Das Signal der Methylenprotonen ist ein
Dublett, da sich in der Nachbarschaft eine
CH-Gruppe befindet.
Das Proton der CH-Gruppe ergibt ein Triplett,
hervorgerufen durch die CH2-Gruppe.
Kopplungskonstante J
Der Abstand zwischen den Resonanzlinien in einem durch Spin-Spin-Kopplung hervorgerufenen
Multiplett heißt Kopplungskonstante J [Dimension Hz] und ist unabhängig vom angelegten
Magnetfeld B0.
vacinale Kopplung
Fernkopplung
geminale Kopplung
(skalare) Kopplung
Kopplung über drei
Kopplung über mehr
Kopplung über zwei
Kopplung über eine
Bindungen
als drei Bindungen
Bindungen
Bindung
2
3
n
1
J = -30 bis +6 Hz
J = 0 bis 14 Hz
J = 0 bis 10 Hz
J
H
C
H
H
C
H
C
H
C
C
H
C
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Intensitätsregel
Die Intensitäten der einzelnen Linien eines Multipletts lassen sich aus dem Pascalschen Dreieck
herleiten. Die Intensität ergibt sich aus der Fläche unter der Resonanzlinie und ist proportional zur
Anzahl der Protonen der betreffenden Sorte.
Beispiel 1: Feinstruktur im 1H-NMR-Spektrum von Ethanol in CDCl3
Ethanol :
Drei Sorten verschieden gebundener H-Atome in HO-CH2-CH3
 drei Signale plus Feinstruktur wegen J-Kopplung.
Die Integration der Resonanzpeaks ergibt ein Zahlenverhältnis von 1:2:3.
5.2.2.2 Spektren höherer Ordnung*
Die in 5.2.2 diskutierten einfachen Spinsysteme werden AX-Systeme genannt.
Es handelt sich dann um Spektren erster Ordnung.
• Signalaufspaltung nach diesen einfachen Regeln nur, wenn der Unterschied der
Resonanzfrequenzen (der koppelnden Kerne) f mindestens 10 mal größer ist als die
Kopplungskonstante J.
f ( AX )
 10
J AX
• Bei zu großer Kopplungskonstante, bzw. zu kleinem Frequenzunterschied ergeben sich
Spektren höherer Ordnung mit komplizierten Aufspaltungsmustern (Feinstruktur).
Eine Auswertung ist dann oftmals nicht mehr einfach möglich.
• Bei Kopplung eines Protons M mit zwei chemisch nicht äquivalenten Protonen A und X erhält
man (vorausgesetzt Δf(MA)/JMA > 10 und Δf(MX)/JMX > 10) ein sog. AMX-System.
Darin wird das Signal von M durch die Kopplung mit A zu einem Dublett aufgespalten und die
beiden Linien dieses Dubletts werden durch die Kopplung mit X erneut aufgespalten.
Als Resultat erhält man ein Dublett vom Dublett.
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Beispiel 2: 1H-NMR-Spektrum von Ethylbenzol (Spektrum 1. Ordnung)
aus: Dominik, Steinhilber: Instrumentelle Analytik
Instrumentelle Analytik
Kernresonanzspektrometrie NMR
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5.3 Gerätetechnik
5.3.1 CW (Continuous Wave) Spektrometer
CW-NMR-Spektrometer haben nur noch geringe Bedeutung.
Prinzip: Kontinuierliche Einstrahlung mit konstanter Radiofrequenz (z.B. 60 MHz für 1H) und
langsame Erhöhung der angelegten Magnetfeldstärke B0. Nur in dem Moment, wenn die eingestrahlte
Frequenz mit der Larmorfrequenz ωL genau übereinstimmt,
kommt es zur Resonanz.
Detektiert wird die Absorption (Leistungsaufnahme in der
hfSender
Sendespule) oder die Strahlung, die von den in Resonanz
geratenen Atomen wieder emittiert wird.
B-Scan:
B
f-Scan:
5.3.2 PFT-(Puls-Fourier-Transform) NMR-Spektrometrie
Wichtige Kennzeichen:
• homogenes Magnetfeld.
(große Polschuhe)
• Feldstärke ab 1-2 Tesla
(supraleitend bis 18,8 T
= 800 MHz für 1H)
• Probenröhrchen dreht sich,
um Feldinhomogenitäten
auszumitteln
• Probenvolumen klein
(0,5 mL)
• Deuterierte Lösungsmittel
oder protonenfreie
Lösungsmittel
(CCl4, CS2, CDCl3 ..)
Messprinzip der PFT-NMR
Bei konstantem Magnetfeld werden in der Probe sämtliche Kerne einer Sorte (z.B. 1H) durch einen
sehr kurzen Radiofrequenz-Impuls gleichzeitig angeregt.
Durch den Anregungsimpuls werden die Kerne
in einen kohärent präzedierenden Zustand versetzt
und induzieren anschließend beim freien
Induktionszerfall einen schwachen Wechselstrom
in der Empfangsspule (A).
Dieses FID-Signal wird durch mathematische
FOURIER-Transformation in die entsprechende
Frequenzdomäne (d.h. in das NMR-Spektrum)
umgerechnet(B).
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Wenn alle Kerne in der Probe dieselbe Frequenz (chemische Verschiebung) haben, dann enthält das
detektierte Signal (Wechselstrom in der Empfängerspule) nur eine einzige Frequenz, d.h. es besteht
aus einer einfachen, exponentiell abklingenden Sinuskurve (Free Induction Decay FID).
Wenn mehrere Kerne mit unterschiedlichen Frequenzen vorliegen (unterschiedlichen chemischen
Verschiebungen), besteht der FID aus mehreren sich überlagernden Frequenzen.
Verbesserung des
Signal-Rauschverhältnisses
Akkumulation vieler
FID-Signale und dann
erst Fouriertransformation.
(SNR  n½ )
Berechnung des B1-Feldes:
Spektrale Breite des Anregungsimpulses
Bei kurzer Pulsdauer (tP) im
µs-Bereich entsteht ein kontinuierliches Anregungsfrequenzband
mit einer Breite von 1/tP .
Dieses deckt das gesamte Spektrum
der leicht unterschiedlichen
Frequenzen der Kerne ab.
( chemische Verschiebung)
Vorteile der PFT-NMR-Spektrometrie
Das gesamte Spektrum wird gleichzeitig erhalten:
Mehrere FID-Signale können summiert werden:
weitergehend (nicht Inhalt der VL):




 Zeitgewinn!
 besseres Signal-Rausch-Verhältnis
Gepulste NMR erlaubt mehrdimensionale Spektren:  Korrelationen zwischen Signalen
Mehrdimensionale Spektren (homo / heteronuklear):  Strukturaufklärung von Biomolekülen
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Weitere Beispiele von 1H-NMR-Spektren
NMR-Spektrum der Propionsäure (Propansäure)
Ganz rechts, im Nullpunkt der δ-Skala, das mit TMS bezeichnete Signal des Tetramethylsilans.
Zur Zuordnung sind die Protonengruppen in der chemischen Formel und die entsprechenden
Liniengruppen im Spektrum mit Buchstaben gekennzeichnet.
NMR-Spektrum von Propionsäuremethylester
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NMR-Spektrum von Propionsäurechlorid
(Warum ist die Gruppe (b) im Vergleich zur Propionsäure etwas nach links verschoben ?
bewirkt durch Austausch von -OH gegen -Cl)
NMR-Spektrum von Propionsäureanhydrid
NMR-Spektrometrie in der Praxis:
Große Tabellenwerke bzw. Datenbanken erleichtern die Zuordnung der Peaks.
Ebenso sind verschiedene Computerprogramme auf dem Markt, die dieses Puzzlespiel automatisieren.
Beides ersetzt jedoch nicht die Erfahrung des Analytikers!
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5.4 Grundlagen der Kernspin-Tomographie
(ortsaufgelöste NMR)
Mit Hilfe eines inhomogenen Magnetfeldes erfolgt eine räumliche Zuordnung des NMR-Signals.
Dem statischen Magnetfeld B0 wird ein Gradientenfeld überlagert, das linear in x-Richtung zunimmt.
B( x)  B0 
B
x
x
B
 const.
x
Die Präzessionsfrequenz bzw. die Resonanzfrequenz wird dann ortsabhängig.
 L ( x)   ( B0 
B
x)
x
Links ist die Resonanzfrequenz niedriger
als rechts.
Es erfolgt eine räumliche Zuordnung
des Signals über die Frequenz des Signals
(Frequenzkodierung).
Die Fouriertransformation (Frequenzanalyse)
ergibt dann unmittelbar die Zuordnung der
Frequenzskala auf die Ortsskala.
Die Signalhöhe wird bestimmt durch die
Zahl der Kernspins, die sich senkrecht zur
Achse x befinden. Alle Signale aus dieser
Senkrechten werden auf einen Punkt auf
x-Achse projiziert.
Man weiß deshalb nicht aus welcher “Tiefe“ das Signal kommt (das Signal ist eindimensional).
Projektions-Rekonstruktions-Verfahren (zweidimensionales Signal)
Um ein zweidimensionales Bild zu erhalten, misst man das Kernsignal über mindestens zwei
Richtungen. Dazu wird das Gradientenfeld gedreht, so dass der Gradient z.B. in y-Richtung liegt.
 L ( y )   ( B0 
B
y)
y
Die Signale der so erhaltenen Projektionen werden überlagert und zu einem Bild rekonstruiert.4
Phasenkodierung
In modernen Kernspin-Tomographen wird mit Hilfe einer sog. Phasenkodierung des
Kerninduktionssignals eine dreidimensionale Bildgebung erreicht. Dazu benutzt man Gradientenfelder
in den drei Koordinatenrichtungen x, y und z .
Die drei Gradientenfelder werden nacheinander kurz eingeschaltet und mit einem Hf-Impuls für jede
Koordinate das richtungskodierte Kernresonanzsignal gemessen.
4
Dieses sog. Projektions-Rekonstruktions-Verfahren wurde auch von der Röntgen-Computertomographie übernommen.
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Schema des Prinzips der Kernspin-Tomographie.
Die Signale von vier Experimenten mit verschiedenen Feldgradienten-Richtungen (Pfeile) liefern vier
verschiedene Projektionen der mit Wasser gefüllten Kapillaren. Diese spektralen Daten dienen zur
Rekonstruktion einer zweidimensionalen Repräsentation.
Zweidimensionales NMR-Bild, das mit der experimentellen Anordnung erhalten wurde.
Zwei mit H2O gefüllte Kapillaren von 1 mm Durchmesser wurden in einer zylindrischen Messzelle
von 4,2 mm Innendurchmesser, die als Medium eine Mischung von D2O und H2O enthielt, angebracht.
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Aufgabe NMR (AMX-System)*:
Ordnen Sie die Protonensignale im Spektrum der Substanz zu.
Geben Sie die chemische Verschiebung der Wasserstoffkerne in Hz an, wenn die Spektren mit einer
100-MHz Anlage gemessen wurden (ein ppm ist dann genau 100 Hz).
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