NMR-Spektroskopie Um Kerne in der NMR Spektroskopie detektieren zu können dürfen sie keine gerade Anzahl an Protonen und keine gerade Anzahl an Neutronen besitzen, da sie ansonsten keinen Eigendrehimpuls besitzen. 12C Kerne sind zum Beispiel nicht NMR aktiv, das seltener vorkommende 13C ist dagegen NMR aktiv. Alle Kerne mit einem Eigendrehimpuls p besitzen auch einen magnetischen Moment μ. Die isotropische Konstante γ sollte möglichst groß und positiv sein, damit man eine hohe Empfindlichkeit erhält. Der Drehimpuls pz sind die Eigenzustände die ein Spin im Magnetfeld einnehmen kann, wobei eine Richtungsquantelung auftritt. pz = ħ mI (I, I-1, ... , -I) I = : 1H; 13C; 15N; 31P; 19F pz = + ħ ; - ħ ; μ = + γ ħ ; - γ ħ ΔE = γ ħ B0 → Eα= - γ ħ B0 ; Eβ= + γ ħ B0 Je größer γ und je größer das Magnetfeld B0 ist, desto größer ist die Aufspaltung der Energien. Bei der kernmagnetischen Resonanz richten sich die Spins der einzelnen Kerne parallel oder antiparallel zum Magnetfeld aus. Werden diese Kerne mit einer Frequenz bestrahlt die genau dem Energieunterschied zwischen dem α und dem β Zustand enspricht (Resonanzfrequenz) kommt es zum Wechsel der Spinrichtung. ΔE = γ ħ B0 = h ν ν= Die Resonanzfrequenz ist abhängig von der isotropischen Kernkonstante γ und dem angelegten Magnetfeld B0. Die Relaxation der angeregten Spins erfolgt einmal in der Zeit T1 durch Spin-Gitter-Relaxation und einmal in der Zeit T2 durch Spin-Spin-Relaxation. Bei der Spin-Gitter-Relaxation erfolgt langsamer, denn in ihr werden die Spins durch andere, sich im „Gitter“ befindliche Kerne zur Rückkehr in ihre ursprüngliche Lage angeregt. Bei der Spin-Spin-Relaxation beeinflussen sich zwei direkt benachbarte Kerne wobei der angeregte Kern wieder in den Grundzustand geht und der andere, nicht angeregte wieder in den höheren Zustand über geht. Die Anforderungen die an ein Magnetfeld gestellt werden sind, dass es möglichst stark ist, um geringe Empfindlichkeiten zu verbessern und das es möglichst homogen und stabil ist, um die Auflösung zu verbessern. Dirk Broßke WS 2007/08 Seite 1 Beim CW (continous wave) Verfahren wird die eingestrahlte Frequenz bei konstanten Magnetfeld geändert und ein Spektrum aufgenommen. Diese Methode wird heutzutage nicht mehr verwendet, denn sie ist sehr Zeitaufwendig. Beim PFT (pulse fourier transformation) werden gleichzeitig alle Frequenzen angeregt und als Antwortsignal erhält man den FID (free induction decay) der durch eine FourierTransformation in das Spektrum umgewandelt werden muss. Die Vorteile der PFT sind, dass ein besseres Signal-Rausch-Verhältnis erreicht wird, das die Messung schneller geht (20 min bei CW vs. 1s bei PFT je Messung), dass eine Spektrenakkumulation, d.h. auch Prozessbeobachtungen durchgeführt werden können. Ebenfals sind auch neben der 1D, auch 2D, 3D usw. Messungen möglich. Der Impuls erfolgt dadurch, dass die Generatorfrequenz (z.B. 300 MHz) kurz angeschaltet wird, dabei werden alle Kerne gleichzeitig angeregt. Messbereich: ν0 ± ; bei Pulslänge von 10 µs und ν0 300 MHz → 300 MHz ± 100 kHz ν0 = Anregungsfrequenz [Hz ] ; = Pulslänge in μs Bei der quantitativen NMR können dabei Probleme auftreten, dass die benötigte Frequenz außerhalb des Messbereiches liegt. Dieses kann bei Heteroatomen vorkommen. Der Impulswinkel, mit dem die Kerne angeregt werden, kann mit der Länge des Impulses bestimmt werden. Die Einstrahlfrequenz B1 und γ sind für eine bestimmte Kernart konstant. Θ = B1 γ τ p Im on-Resonanzfall ist die Lamor-Frequenz, d.h. die Frequenz in der der Spin um die zAchse rotiert, gleich der Anregungsfrequenz (ν0 - νi = 0). Beim off-Resonanzfall, was der allgemeine Fall ist, unterscheiden sich beide Frequenzen. Die digitale Auflösung muss besser als die spektroskopische Auflösung sein, deswegen sollte die Dwell Time (tDW; Zeit zwischen zwei Messpunkten) möglichst kurz sein, aber eine möglichst große Frequenzweite damit abgedeckt werden (Sweep Weite; SW). tDW ≤ → kleinste Modulation Der FID nimmt exponentiell mit der T2-Zeit ab (exp). Mit Hilfe einer Exponentialmultiplikation kann das Signal-Rausch-Verhältnis noch verbessert werden. Eine hohe Magnetfeldstärke führt zu einer höheren Besetzungszahl, was ein größeres Signal im Spektrum populiert, die Signaldispersion wird größer, was zu einer Entzerrung des Spektrums führt. Auch können schnell ablaufende Prozesse, wie unterschiedliche Konformationen detektiert werden. Das Auflösungsvermögen () LB=Linienbreite) wird bestimmt durch die Güte der Homogenität und die Stabilität des Magnetfeldes, durch Proben- und Geräteparameter. Die Empfindlichkeit hängt von der Magnetfeldstärke B0, vom Probenkopf und dem verwendeten Verfahren (CW oder PFT) ab. Dirk Broßke WS 2007/08 Seite 2 NMR Spektren. Die 1H Spektroskopie besitzt eine sehr hohe Empfindlichkeit, denn die 1H Kerne haben eine sehr hohe natürliche Häufigkeit und ein großes γ. Sie liefern eine Aussage über die chemische Umgebung und haben quantitative Aussagekraft. Ein Nachteil ist, dass die Spektren sehr komplex werden können. Die 13C Spektren sind dagegen recht einfach, aber ist die Empfindlichkeit durch die geringe natürlich Häufigkeit von 1.1 % sehr klein, γ ist negativ und sie haben eine sehr lange T1 Zeit. Die Hülle der Kerne bewirkt eine Abschwächung des äußeren Feldes B0, es wirkt demnach nur ein abgeschwächtes Feld Blok direkt am Kern (Abschwächungskoeffizient 0 < σ < 1). Blok = B0 – σ B0 = B0 (1 – σ) νeff = γ B0 (1 – σ) Die chemische Verschiebung ist die Differenz zwischen der Resonanzfrequenz eines Standards und der Resonanzfrequenz des Kernes als Funktion des Feldes B0. Δν = νi – νTMS [Hz] δ [ppm] = Ursache für die Aufspaltung von Signalen ist die magnetische Wechselwirkung zwischen Kernen die über ein Bindungssystem miteinander verbunden sind. Diese Aufspaltung erfolgt nicht durch den Raum. Durch magnetische Polarisation in der Elektronenhülle, die sich vom Kernmoment des anderen Kerns unterscheidet, kommt es zur Aufspaltung der Energieniveaus und damit zur Änderung der Resonanzfrequenz einmal in positive und einmal in negative Richtung. Eine Aufspaltung der Signale ist nur bei chemisch nicht äquivalenten Kernen zu beobachten. Die Kopplungskonstante kann über mehrere Bindungen hinweg gemessen werden. n J (A-X) n=1 direkte-; n=2 geminale-; n=3 vicinale-; n≥4 Fern-kopplung Es kommt zu keiner Aufspaltung bei magnetischer Nichtäquivalenz (), sondern nur bei chemischer Nichtäquivalenz und bei chemischer Äquivalenz bei gleichzeitig vorliegender Rotationsbarriere. Bei Heterokernbindungen kommt es nur zu einer Aufspaltung der Signale (sichtbar), wenn beide Kerne den gleichen Drehimpuls pz besitzen (gleiches mI). Je nach natürlicher Häufigkeit kommt es zu unterschiedlichen Intensitäten der Peaks. So sind zum Beispiel die Linien der 13C-1H-Kopplung nur im Verhältnis 0.55:100:0.55 zu erkennen. Zu einer Linienverbreiterung kommt es durch die Heisenbergsche Unschärferelatation, durch Feldinhomogenitäten, durch Fernkopplungen, durch längere T2-Zeiten, z.B. bei höherer Viskosität, durch chemischen Austausch und durch Moleküldynamik. Die Intensität der 1H Spektren lässt sich zur quantitativen Auswertung benutzen, denn die Signale sind proportional zur Anzahl der vorhandenen Protonen. Diese Aussagen sind aber nur bei 1H Spektren möglich. Beim 13C-Spektrum werden die Kopplungen eliminiert (broadbord decupling), dadurch sind nur Singuletts sichtbar. Durch NOE‘s (nuclear Overhauser Effect) werden die Signalintensitäten verfälscht. Ebenso zur Verfälschung Dirk Broßke WS 2007/08 Seite 3 tragen unterschiedliche T1-Zeiten bei. Beim NOE kommt es zur gegenseitigen Beeinflussung zwischen Kernen die nicht direkt verbunden sind. Dieser Effekt wird beim Doppelresonanz Experiment ausgenutzt, bei dem ein mit einem Feld B 1 angeregter Kern mit einem zweiten Feld B2 bestrahlt wir. Dadurch ändert sich die Intensität des sich in unmittelbarer Nähe befindlichen zweiten Kernes. Damit lassen sich zum Beispiel die Protonenabstände in einem Protein bestimmen und sich somit Rückschlüsse auf die Sekundärstruktur ziehen.. Die Beeinflussung kommt durch Dipol-DipolWechselwirkungen zustande. Bei kleinen Molekülen ist der NOE positiv (max +50%) und bei Makromolekülen negativ (max -100%). Er ist auch proportional zum Abstand zwischen den Protonen : NOE ≈ Analyse von 1D-Spektren: Spektren 0. Ordnung zeigen nur die chemische Verschiebung (z.B. 13C), Spektren 1. Ordnung (1H) und höherer Ordnung zeigen die chemische Verschiebung und die Kopplungskonstanten. Bei den Spektren höherer Ordnung werden auch noch irreguläre Signale und magnetische Nichtäquivalenz detektiert. Nachbarkerne beeinflussen durch ihre Abschirmung und durch magnetische und elektronische Effekte die Verschiebung. Je mehr Elektronendichte aus dem Atom gezogen wird, um so mehr ist das Signal ins Tieffeld verschoben. Dirk Broßke WS 2007/08 Seite 4