PROGRAMM - Beethoven Orchester Bonn

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Wir spielen für Dich!
4. SERENADE UM 11
Sonntag, 24. Juni 2012, 11 Uhr
Beethovenhalle
Christopher Hogwood zu Gast IV
Serenade einmal anders
Sabine Meyer Klarinette
Dag Jensen Fagott
Solisten des Beethoven
Orchester Bonn
Mariska van der Sande, Flöte
Maria Geißler, Violine
Anna Krimm, Viola
Beethoven Orchester Bonn
Christopher Hogwood
Dirigent
PROGRAMM
Wir spielen für Dich!
Foto: Barbara Aumüller
Jede Note
Leidenschaft
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Programm
Christopher Hogwood zu Gast IV
Serenade einmal anders
Bohuslav Martinů (1890-1959)
Serenade für Kammerorchester H 199 (1930)
Allegro
Andantino moderato
Allegretto
Allegro
Mikhail Ovrutsky, Dietmar Paul Roehrig Violinen solistisch
Richard Strauss (1864-1949)
Duett-Concertino für Klarinette und Fagott mit
Streichorchester und Harfe F-Dur AV 147 (1947)
Allegro moderato
Andante
Rondo. Allegro ma non troppo
PAUSE
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Serenade für Flöte, Violine und
Viola D-Dur op. 25 (vermutlich 1801)
Entrata. Allegro
Tempo ordinario d´un Menuetto
Allegro molto
Andante con Variazioni
Allegro scherzando e vivace
Adagio
Allegro vivace e dis in volta
Mariska van der Sande Flöte · Maria Geißler Violine ·
Anna Krimm Viola
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Serenade „Serenata notturna“ D-Dur KV 239
für zwei kleine Streichorchester und Pauken (1776)
Marcia: Maestoso
Menuetto – Trio
Rondeau: Allegretto
Mikhail Ovrutsky, Maria Geißler, Ulrich Hartmann
und Robert Grondžel Streicher solistisch
Sabine Meyer Klarinette
Dag Jensen Fagott
Beethoven Orchester Bonn
Christopher Hogwood Dirigent
10.25 Uhr: Einführung mit Dr. Hartmut Hein
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Besetzung
Bohuslav Martinů
Serenade für Kammerorchester H 199
Uraufführung: 16. April 1931 in Paris
1 Flöte
2 Hörner
2 Oboen
2 Trompeten
1 Klarinette
1 Posaune
2 Fagotte
Streicher
2 Solo-Violinen
Richard Strauss
Duett-Concertino für Klarinette und Fagott mit
Streichorchester und Harfe F-Dur AV 147
Uraufführung: 4. April 1948 in Lugano
Harfe
Streicher
Solo-Streichquartett
Solo-Klarinette
Solo-Fagott
Ludwig van Beethoven
Serenade für Flöte, Violine und Viola D-Dur op. 25
Uraufführung: wahrscheinlich 1801 in Wien
Flöte
Violine
Viola
Wolfgang Amadeus Mozart
Serenade „Serenata notturna“ D-Dur KV 239
für zwei kleine Streichorchester und Pauken
Uraufführung: wahrscheinlich 1776 in Salzburg
Streicher
Pauke
Solo-Streicher
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Serenade einmal anders
In der letzten Serenade um 11 blicken wir zunächst von der
angebrochenen Moderne aus zurück auf die alte, klassische
Gattung. Während sich der tschechische Komponist Bohuslav
Martinů 1930, in seiner damaligen Wahlheimat Paris, mit einer
klanglichen Neubestimmung traditioneller Formen und neobarocker Motorik im Geiste der französischen (und russischen)
Avantgarde vor Ort auseinandersetzte, reflektierte Richard
Strauss das Vergangene in Form eines poetischen Dialogs
zwischen Klarinette und Fagott: Sein Duett-Concertino aus dem
Jahre 1947 gleicht einer Opernszene ohne Worte, in welcher die
beiden Solisten zunächst zwei divergente musikalische Sphären
– das Melodramatische und das Buffoneske – verkörpern, im
Verlauf des Andante-Mittelteils, einem mozartnahen FagottStändchen, zueinander finden und sich im schönen FinalRondo als vereinigtes Paar neckisch umwerben. Als wehmütige
Retrospektive klassisch-romantischer Tonfälle besitzt das letzte Instrumentalwerk von Strauss gleichwohl ironische Züge
Jean-Antoine Watteau, Der Verführer (1712)
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eines sich leichtfüßig präsentierenden, versöhnlichen Divertimentos inmitten der diversen Strömungen einer ihn nicht mehr
beheimatenden Neuen Musik.
Auch die beiden „klassischen“ Serenaden des zweiten Teils sind
als souveräne Einlösungen modischer Konventionen immer
auch an der Grenze zu musikalischem Witz und distanzierter
Reflexion angesiedelt. Sie markieren damit Mozarts und Beethovens Verweigerung einer harmlosen Reproduktion der gängigen Muster des konzertanten Divertimentos als reines Unterhaltungsstück. In solchem Sinne oft raffiniert „anders“ als die
Konfektionsware ihrer Zeit, demonstrieren beide Werke nicht
nur das höchste satztechnische Vermögen ihrer Komponisten,
sondern auch ihr originelles Spielen mit tradierten WerkDramaturgien: Beethovens Serenade op. 25 ist 1801 dessen letztes Werk mit dieser Gattungsbezeichnung und eines der letzten
Werke, in welchem sich Beethoven noch mit dem Vorbild
Mozarts auseinandersetzte.
Und der noch junge dritte (!) Salzburger Hof-Kapellmeister
Mozart suchte bereits 1776 in seiner Serenata notturna dem
höfisch-hausmusikalischen Trott zu entfliehen, indem er erstmals die Satzzahl auf drei beschränkte und sie mit den Anlagen
seiner Violinkonzerte aus derselben Zeit kreuzte. Viermal also
eine Suche nach dem Anderen, Eigenen, Vergangenen und
Neuen, die jeweils sehr persönlich ausfällt.
7
Hommage und Provokation:
Martinus Serenade für Kammerorchester
Das tschechische Musikleben darf nach 1900 durchaus als traditionslastig beschrieben werden: Als Bohuslav Martinů – 1890 in
der provinziellen Kleinstadt Polička 150 Kilometer östlich von
Prag geboren – im Jahre 1906
als Violinstudent an das
Prager Konservatorium kam,
galten Bedřich Smetana und
Antonín Dvořák als Nationalheroen. Nach Abbruch des
Studiums 1910 kehrte er in
seine Heimatstadt als Violinlehrer zurück, erhielt allerdings nach dem ersten Weltkrieg eine Orchesterstelle als
Bohuslav Martinů (1943)
Geiger bei der Tschechischen
Philharmonie und wurde 1922
von Josef Suk, Dvořáks Schwiegersohn, in dessen Meisterklasse
für Komposition aufgenommen.
Eine den 23. Psalm nationalheroisch deutende Kantate mit dem
Titel Ceska rapsodia von 1918 war sein erster Erfolg in Prag.
Seiner Begeisterung für das Nationale und die Opern von Strauss
folgte dann ab etwa 1920 eine nachhaltige Vorliebe für französische Musik und eine Phase epigonaler Debussy-Rezeption, so
dass Martinů 1923 sofort die Gelegenheit ergriff, mit einem
Stipendium des Schulministeriums in Paris bei Albert Roussel
(1869-1937) zu studieren. Roussel hatte sich nach dem Weltkrieg von einer impressionistischen Ästhetik gelöst und – sicher8
lich inspiriert durch die Erfolge der Russen Strawinski und
Prokofjew in Paris – eher expressionistischen sowie insbesondere
auch neoklassizistischen Strömungen zugewandt. Martinů war
von Roussels Entwicklung und antiromantischen Haltung beeindruckt, er orientierte sich neu an seinem Lehrer wie auch an Strawinski, Schönberg und den Mitgliedern der „Groupe des Six“
(u. a. Milhaud und Honegger), deren Jazz-Rezeption auch bei
ihm Spuren hinterließ. Zwischen 1924 und 1929 experimentierte
er nicht nur unter dem Schlagwort „Dynamismus“ mit polytonaler Harmonik und motorisch ausgerichteter Rhythmik, sondern
näherte sich auch dem Dadaismus an.
Jean Cocteau (am Klavier) und die „Groupe des Six“:
Darius Milhaud, Georges Auric, Arthur Honegger, Germaine Taillefer,
Francis Poulenc und Louis Durey (1921)
Diese Phase mündete 1930 allerdings in eine Distanzierung auch
von avantgardistischen Strömungen und einer kreativen Rezeption jetzt insbesondere konzertanter Formen des Barock. Seine
Aussage, er sei „nie ein Avantgardist gewesen“, gründet in
seiner späteren Auffassung von Komposition als Aufgabe einer
9
innovativen Synthese zwischen alten und aktuellen Strömungen.
Die nun folgenden Hauptwerke – Konzerte, Kammermusik, Sinfonien – stellen als originelle Verhandlungen von sinfonischen und
konzertanten Traditionen eine in der Aufführung lebendige, das
Publikum ansprechende „Musik über Musik“ dar. Dieses Konzept
hat Martinů ab 1941 auch in den USA erfolgreich gemacht, nach
siebzehn Jahren in Frankreich, die mit einer politisch begründeten Flucht vor den Nationalsozialisten endete (er war Unterstützer der tschechoslowakischen Exilregierung in London). In den
1950er Jahren verlagerte Martinů, seit 1952 amerikanischer
Staatsbürger, seine Arbeit wieder zunehmend nach Europa und
verstarb 1959 auf dem Landsitz seines Freundes Paul Sacher bei
Basel.
Die Serenade für Kammerorchester (H 199), 1930 komponiert
und im April 1931 in Paris uraufgeführt, ist bezeichnenderweise
Albert Roussel gewidmet und ideales Beispiel für dessen
Ausrichtung auf einen modernisierenden „Classicisme“. Zwei
Solo-Violinen und nahezu alle Bläserstimmen „konzertieren“ im
Sinne eines barocken Concerto grosso im Tutti wie in unterschiedlichen Klangformationen. Das eingängige TuttiHauptthema des ersten Allegro wird in eher neobarocken Fortspinnungen entfaltet, zweimal in Episoden mit kargeren Solopassagen ausgebremst, um nach durchaus jazzigen Anläufen als
Ritornell dynamisch gesteigert wiederzukehren: Als italienische
Concerto-Form ist das bereits eine klare Absage an klassische
deutsche Sonatensatz-Modelle. Das Andantino moderato
beginnt als Reminiszenz eines romantischen Ständchens, das
sich zunehmend in harmonischer und melodischer Offenheit
(Polytonalität) sowie Farbenreichtum der Instrumentation
10
verliert und durch ein rhythmisch prägnantes, mitunter penetrantes Gegenmotiv à la Strawinski unterlaufen wird. Konsequente Motorik als Träger einer Entwicklung eingängiger,
bewusst lapidarer Motive kennzeichnet das kurze Allegretto,
welches wohl den Scherzo-Typus der deutschen Sinfonik parodiert, und das finale, eher lakonisch endende Allegro. Diese Serenade ist als Sinfonie „en miniature“ und zugleich gezielt als
eine Anti-Sinfonie angelegt: Der verdienstvolle deutsche
Martinů-Forscher Harry Halbreich sieht sie als Paradestück von
Martinůs „Holzpuppenstil“ (in Anlehnung an Strawinskis
Petruschka).
In Form einer Gesangszene:
Das Duett-Concertino von Strauss
Strauss hatte 1945 das Verhängnis des Nationalsozialismus und
des zweiten Weltkriegs als umstrittener Präsident der Reichsmusikkammer hinter sich
gebracht und sich als Achtzigjähriger ganz explizit in
eine „kompositorische Werkstatt“ zurückgezogen, deren
Produkte – nicht ohne
Selbsterkenntnis ihrer eigenen Problematik – eher die
verlorene Ausdruckssphäre
Richard Strauss, Gemälde von
Max Liebermann (1918)
der Musik des 18. und 19.
Jahrhunderts beschworen als noch einmal neue Wege suchten.
Im November und Dezember 1947 komponierte er innerhalb von
11
nur 18 Tagen in Montreux das kleine Doppelkonzert für Klarinette und Fagott. Es handelt sich dabei keineswegs um VirtuosenGebrauchsmusik, sondern vielmehr um eine poetische Idee: Als
verborgenes Sujet wird u. a. das Märchen von einer Prinzessin
und einem in einen Bären verwandelten Prinzen kolportiert, der
sich durch ihre Liebe beim Tanzen zurückverwandelt (heute
bekannt auch als „Die Schöne und das Biest“). Die Eröffnung im
Allegro moderato entspricht so ganz der Charakterisierung einer
zwischen unterschiedlichen Gefühlen schwankenden Protagonistin in Gestalt der Klarinette. Auf ihren Arioso-Solopart
erfolgt nach einer quasi rezitativischen Passage die Vorstellung
des Fagotts in einem instrument-typisch etwas täppischbuffonesk anmutenden Dialog, bevor kurz die beseelte Klarinetteneröffnung wiederkehrt und dann ohne Unterbrechung ein
lyrisches Ständchen des Fagotts daran anschließt (Andante als
Mittelsatz). Der Theorie einer klassischen Opernszene gemäß
folgt auf diese Cantabile-Partien zum Abschluss eine tänzerische „Cabaletta“ in Rondoform mit wunderbaren Episoden. Das
vordergründig Opernhafte oder vielmehr die musikalische Handlung dieses Concertino lässt in dreierlei Hinsicht auch an eine
Serenade denken: zum einen die beiden „Ständchen“ der Solisten, zum anderen die nicht zuletzt auch im Orchester – das teilweise auf ein kammermusikalisches Sextett reduziert wird –
anklingenden tänzerischen Elemente, und zum dritten schließlich der überwiegend heitere, unbeschwerte Ton, den Strauss
noch einmal als versöhnliche Idylle einer inzwischen vergangenen, historischen Musik inszeniert.
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Beethovens letzte Serenade
Zwischen 1796 und 1798 veröffentlichte Beethoven in seiner
neuen Heimatstadt Wien fünf Streichtrios, von denen das zweite unter der Opusnummer 8 die Bezeichnung „Serenade“
erhielt. Auch das erste Trio
Es-Dur op. 3 weist – gegenüber den, sich in Richtung
Streichquartett orientierenden viersätzigen Trios op. 9
Nr. 1-3 – sechs Sätze, darunter zwei Menuette auf und
gehört damit in die Tradition
von suitenartigen Divertimenti. Beide Werke können
als unmittelbare Auseinan-
Beethoven (1805)
dersetzung mit dem Gipfelwerk der Gattung, Mozarts kaum ein Jahrzehnt früher entstandenen Divertimento in Es-Dur KV 563 (1788), angesehen
werden, in denen Beethoven seine Fähigkeiten im leichteren
Genre erprobte – und das Vorbild in der Schärfung von Kontrasten und formalem Witz noch zu übertreffen suchte.
Die vermutlich 1801 uraufgeführte Serenade für Flöte, Violine
und Bratsche op. 25 weist Korrespondenzen zur StreicherSerenade op. 8 auf: In beiden sticht ein Variationensatz als
Zentrum heraus, und eingeleitet wird konventionell mit einem
Marsch (op. 8) bzw. einer „Entrata“, welche den Einmarsch der
Musiker repräsentieren (obwohl die Serenade längst aus der
freien Luft in die Hausmusik gewechselt ist). Auch ein
Menuett – bewusst im alten, langsameren Stil, auf den das
13
„Tempo ordinario“ hinweist – gehört zum Gemeingut; ein zweites ersetzt Beethoven bereits durch einen moderneren Scherzando-Satz vor dem originellen Finale mit marschnaher, volkstümlich-harmloser Adagio-Einleitung, dem ein munteres,
konzertantes „Rausschmeißer“-Rondo mit effektvollem Presto-Ende folgt. Dass in „historischem Eingedenken den überlieferten Serenaden-Topoi“ (Gabriele Busch-Salmen) hier Beethovens neuer Weg nach 1800 gegenübergestellt wird, macht
auch der trotz einfacher Gedanken durch Moll-Dur-Wechsel
dramatisch ausstaffierte Allegro molto-Zwischensatz deutlich
vor eben jenen Andante-Variationen, welche in der Werkmitte
verschiedene Wege aller drei Solisten demonstrieren, ein
Ständchen vorzutragen.
Mozarts Serenata notturna D-Dur KV 239
und das Ende als Tanz
Mit Mozart zu schließen, versteht sich für die Gattung fast von
selbst: Seine 13 Serenaden sowie viele weitere Cassationen und
Divertimenti für unterschiedliche Besetzungen bilden den
Maßstab für die Gattung und ihre weitere Kompositions- und
Rezeptionsgeschichte von Mozart bis heute. Mit der nach populärer Zählung sechsten und kleinsten – für 1776 als Neujahrsmusik komponiert – enden wir: Ungewöhnlich reduziert auf nur
drei Kernsätze und bar jeder sinfonischen Satzform, besteht sie
aus dem üblichen Einleitungsmarsch und obligatorischem
Menuett. Ihr Rondo-Finalsatz ist eine Tanz-Folge im Stile der
auch in Österreich verbreiteten französischen Recueils de
Contredanses, die Mozart für die Finalsätze seiner Violinkonzerte, insbesondere das D-Dur-Violinkonzert (KV 218, Oktober
14
W. A. Mozart im Alter von 21 Jahren
1775), als Vorbild genommen hatte. Dieser Serenadensatz ist
vielleicht sogar ein zweitverwerteter Alternativ-Entwurf dieses
Konzertfinales: Während für den Marcia-Prolog ein Wechsel
zwischen Tutti und einem Streichquartett-Concertino gemäß
des als „Concertone“ noch in Salzburg gepflegten Concerto
grosso konstitutiv ist und die Quartettbesetzung nur im Trio
des Menuetts alleine spielt, entspricht die virtuose Behandlung des Primarius-Parts im Finale durchgehend einem SoloKonzert, auch wenn er teilweise wie in einem „Quartetto
concertante“ nur von den anderen Quartettmitgliedern begleitet wird. Zudem gibt es mehrere Zäsuren mit Fermaten für
improvisierte Übergänge oder Kadenzen, die in der historisch
informierten Aufführungspraxis heute entsprechend wieder
solistisch frei ausgestaltet werden. Dieses Finale ist zweifellos
als animierende Zurschaustellung des Konzertierens – Mozart
spielte seine Violinkonzerte zu dieser Zeit noch selbst (sein
Vater hielt ihn für einen genauso guten Geiger wie Pianisten) –
ein „musikalischer Spaß“ erster Güte.
Hartmut Hein
15
Foto: Thomas Rabsch
Sabine Meyer
Sabine Meyer
In Crailsheim geboren, schlug Sabine Meyer nach Studien in
Stuttgart und in Hannover zunächst die Orchesterlaufbahn ein
und wurde Mitglied des Sinfonieorchesters des Bayerischen
Rundfunks. Es folgte ein Engagement als Solo-Klarinettistin
beim Berliner Philharmonischen Orchester, welches sie jedoch
bald zu Gunsten einer solistischen Karriere aufgab. Seit fast 25
Jahren führten sie unzählige Konzerte sowie Rundfunk- und
Fernsehauftritte in alle Musikzentren Europas, Amerikas, sowie
nach Brasilien, Israel, Afrika und Australien. Sabine Meyer
feierte Erfolge als Solistin bei zahlreichen Orchestern, so u. a.
bei den Wiener Philharmonikern, beim Chicago Symphony
Orchestra, beim London Philharmonic Orchestra, beim Berliner
Philharmonischen Orchester sowie u. a. bei den Radio Sinfonieorchestern in Wien, Prag und Budapest.
Ihre besondere Zuneigung gehört der Kammermusik. In vielfältigen Zusammensetzungen hat sie mit Künstlern wie Heinrich
16
Schiff, Gidon Kremer, Oleg Maisenberg, Martin Helmchen, dem
Hagen Quartett, dem Tokyo String Quartet sowie dem Modigliani Quartett musiziert. 1983 gründete sie gemeinsam mit ihrem
Ehemann Reiner Wehle und ihrem Bruder Wolfgang Meyer das
„Trio di Clarone“. Im solistischen wie im kammermusikalischen
Bereich setzt Sabine Meyer sich für zeitgenössische Musik ein
und es wurden ihr von zahlreichen Komponisten Werke gewidmet, u. a. von Jean Françaix. Für 2013 ist die Uraufführung
eines Doppelkonzertes von Jörg Widmann vorgesehen.
Neben der achtmaligen Auszeichnung mit dem ECHO KlassikPreis ist Sabine Meyer vielfache Preisträgerin und Mitglied der
„Akademie der Künste Hamburg“. 2007 wurde ihr der Hauptpreis des "Praetorius Musikpreises Niedersachsen 2007" verliehen und 2010 bekam sie den Orden „Chevalier des Arts et des
Lettres“ verliehen. Seit 1993 hat Sabine Meyer eine Hochschulprofessur an die Hochschule für Musik in Lübeck inne.
Dag Jensen
Dag Jensen wurde in Horten,
Norwegen geboren. Seinen
ersten Fagottunterricht erhielt er mit elf Jahren.
Danach studierte er an der
Foto: Johannes Heckmair
Norwegischen Musikhochschule in Oslo. Bereits mit
16 Jahren bekam er seine
erste Anstellung als Kontrafagottist beim Bergen Phil-
Dag Jensen
17
harmonic Orchestra. Dort übernahm er nach kurzer Zeit die
stellvertretende Soloposition. Neben seiner Orchestertätigkeit
studierte er in Hannover weiter. Er war Solofagottist der
Bamberger Symphoniker und anschließend in der gleichen Position beim Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester. 2003 war er Solofagottist im Neugegründeten Luzern Festival Orchestra unter
Claudio Abbado – auch Seiji Ozawa holte ihn als Solofagottist
im Saito Kinen Festival Orchestra.
In Deutschland musizierte er als Solist u. a. mit den Rundfunksinfonieorchestern in München, Stuttgart und Köln, und ist
ebenso im Ausland ein gefragter Solist. Dag Jensen ist u. a. mit
der Camerata Academica, Salzburg unter Sándor Végh, mit dem
Mito Chamber Orchestra unter Seiji Ozawa und mit dem Norwegischen Kammerorchester unter Iona Brown, aufgetreten.
Einen wichtigen Platz in seinem künstlerischen Wirken nimmt
die Kammermusik ein. Er ist Mitglied im Bläserensemble Sabine
Meyer und im Ensemble Villa Musica. Bei zahlreichen Festivals
im In- und Ausland, u. a. Schubertiade, „Spannungen – Musik
im Kraftwerk“ in Heimbach und „Glasbeni September“ in Maribor, Slowenien ist er regelmäßig zu Gast.
Dag Jensen ist 1. Preisträger beim Musik-Wettbewerb der
Jugend-Sinfoniker, Norwegen, und wurde zwei Mal Gewinner
beim ARD-Wettbewerb in München. Zahlreiche Werke auf CD,
sowohl mit Klavier als auch Kammermusik und Fagottkonzerte,
dokumentieren sein künstlerisches Schaffen.
Seit 2011 hat er eine Professur an der Hochschule für Musik und
Theater München inne.
18
Foto: Thilo Beu
Maria Geißler, Mariska van der Sande und Anna Krimm (v. l.)
Mariska van der Sande erhielt ihren ersten Flötenunterricht im
Alter von acht Jahren. Ihr Studium am Koninklijk Conservatorium in Den Haag schloss sie mit Auszeichnung ab. Während des
Studiums besuchte sie zahlreiche Meisterkurse, u. a. bei Aurèle
Nicolet, Barthold Kuijken, William Bennet und Emmanuel
Pahud. Mariska van der Sande war Stipendiatin der Herbertvon-Karajan-Stiftung / Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker und ist seit Januar 2002 Solo-Flötistin des Beethoven Orchester Bonn.
Maria Geißler erhielt ihren ersten Violinunterricht im Alter
von fünf Jahren an der Musikschule ihrer Geburtsstadt Dresden.
Schon früh begann sie, in Konzerten aufzutreten und war Preis19
trägerin u. a. von Jugend Musiziert. Schon während ihres
Studiums in Dresden, Boston und Mannheim widmete sich
Maria Geißler intensiv der Kammermusik und war u. a. Stipendiatin des „Kneisel Hall Chamber Music Festival“ in Maine
(USA). Zahlreiche Meisterkurse u. a. bei Rainer Kussmaul, Yair
Kless und Igor Ozim rundeten ihre Ausbildung ab. Seit 2009 ist
sie Stimmführerin der Zweiten Violinen beim Beethoven
Orchester Bonn.
Anna Krimm absolvierte ihr Viola-Studium u. a. bei Hartmut
Rohde und Tabea Zimmermann in Berlin. Als Mitglied von
Spira Mirabilis sowie dem Solistenensemble Kaleidoskop tritt
sie regelmäßig bei namhaften Festivals in ganz Europa auf.
Gastengagements führten sie u. a. zu den Bamberger
Symphonikern, dem WDR Sinfonieorchester, dem SWR Sinfonieorchester, dem RSO Berlin, und dem Ensemble Resonanz
Hamburg. Kammermusikalisch trat Anna Krimm mit Künstlern
wie Wolfgang Meyer, Jan Vogler, Stephan Picard, Peter Bruns
und Julian Steckel auf. Seit 2008 ist Anna Krimm stellvertretende Solobratschistin des Beethoven Orchester Bonn.
20
Christopher Hogwood
Christopher Hogwood
Christopher Hogwood, der einmal „der von Karajan der Alten
Musik“ genannt wurde, ist weltweit anerkannt einer der einflussreichsten Vertreter der Alte-Musik-Bewegung und der historisch
informierten Aufführungspraxis. Mit gleicher Hingabe widmet er
sich der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit seiner überragenden Musikalität und seinem hohen Anspruch, den er an sein
gesamtes Schaffen stellt, verfolgt er das Ziel, die Intentionen der
Komponisten sowohl in der Notation wie auch in der Ausführung
wieder erstehen zu lassen. Christopher Hogwoods Karriere als
Dirigent ist eng verbunden mit seiner Forschungsarbeit und
Tätigkeit als Herausgeber. Er ist Herausgeber der Streicherserenade von Edward Elgar und arbeitet derzeit an einer neuen
Ausgabe der Orchesterwerke von Mendelssohn für den Bärenreiter Verlag.
Zu seinen Highlights der laufenden Saison zählen neben der
„Residence“ beim Beethoven Orchester Bonn Auftritte mit dem
Bayerischen Staatsorchester München, dem WDR Sinfonie21
orchester Köln, dem Warsaw Philharmonic Orchestra sowie eine
Opernproduktion von „Le Nozze di Figaro“ am Opernhaus
Zürich. Weiterhin ist er Mitglied im Gremium der Gesamtausgabe der Werke von Carl Philipp Emanuel Bach und Bohuslav
Martinů. Christopher Hogwood hat mit den meisten der führenden Orchester und Opernhäuser in der Welt zusammengearbeitet. Seine Diskographie umfasst mehr als 200 Aufnahmen mit
der Academy of Ancient Music, darunter die Gesamteinspielung
der Beethoven- und Mozart-Sinfonien; viele davon sind mit
international renommierten Preisen ausgezeichnet worden.
Foto: www.wichertzelck.com
Beethoven Orchester Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Dass Tradition und Moderne nicht im Widerspruch stehen, zeigt
das aktuelle Saisonprogramm des Beethoven Orchester Bonn.
In Konzerten in Bonn, sowie im In- und Ausland transportiert
der Klangkörper den Ruf der Stadt Bonn im Geiste Beethovens
in die Welt. Die Präsentation ausgefallener Programme ist ein
22
Hauptgedanke in der künstlerischen Arbeit. Exemplarisch dafür
steht die Aufnahme der „Leonore 1806“ – einer Frühfassung
von Beethovens Oper „Fidelio“. Die SACD-Produktion des Oratoriums „Christus“ von Franz Liszt erhielt 2007 einen ECHO Klassik-Preis, und in 2011 gewann das Beethoven Orchester Bonn
für die CD-Einspielung der Oper „Der Golem“ von Eugen d‘Albert
ebenfalls einen ECHO Klassik-Preis.
Was Richard Strauss als einer der ersten Gastdirigenten des
Orchesters begann, setzten später Dirigenten wie Max Reger,
Sergiu Celibidache und Dennis Russell Davies fort: Sie führten
das Orchester zur Spitzenklasse der deutschen Orchester,
welches von der Fachpresse als herausragend bewertet wird.
Seit der Saison 2008/2009 ist Stefan Blunier Generalmusikdirektor. Mit großer Leidenschaft berührt er das Publikum und
begleitet es auf der großen musikalischen Reise. Neben der
Opern- und Konzerttätigkeit (ca. 40 Konzerte und 120 Opernaufführungen pro Saison) bildet die Kinder- und Jugendarbeit
unter dem Titel „Bobbys Klassik“ einen wichtigen Schwerpunkt.
Thomas Honickel, Konzertpädagoge des Beethoven Orchester
Bonn, steht dabei als Garant für musikalische Bildung, Entertainment und Kreativität. 2009 und 2011 wurde das erfolgreiche Education-Programm jeweils mit einem der begehrten
ECHO Klassik-Preise ausgezeichnet.
Über das Neujahrsfest 2012 waren die Musikerinnen und Musiker des Beethoven Orchester Bonn auf Konzertreise. Mit sechs
ausverkauften Konzerten, ca. 10.000 Besuchern, mehreren TVbzw. Radio-Übertragungen und dem Tourneeabschlusskonzert
in der chinesischen Partnerstadt Chengdu endete die erste
China-Tournee. Das Beethoven Orchester Bonn wird weit über
die Grenzen Bonns als einer der bedeutendsten deutschen
Klangkörper wahrgenommen.
23
Wir spielen für Dich!
Die neue Saison
erte
Alle Konz
13
2012 | 20
ab sofort
kauf!
im Vorver
Sehnsucht
nach Schönheit
Generalmusikdirektor Stefan Blunier heißt Sie herzlich willkommen in einer
facettenreichen Saison mit Werken von Bach bis Pärt, zahlreichen Raritäten
wie Schönbergs „Gurre-Liedern“ und dem Ballett „Daphnis und Chloé“
von Ravel. Mit der Filmmusik zu „City Lights“ von Charlie Chaplin werden
Sie in die Musik jenseits des klassischen Repertoires entführt. Freuen Sie
sich auf Weltklasse-Solisten wie Hilary Hahn, Alice Sara Ott, Matthias
Goerne und Lise de la Salle nebst renommierten Dirigenten aus aller Welt.
Genießen Sie eine zauberhafte Saison 2012 | 2013!
www.beethoven-orchester.de
24
THEATER- UND KONZERTKASSE
Tel. 0228 - 77 8008
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Fax: 0228 - 77 5775, [email protected]
Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 18.30 Uhr, Sa von 9.00 - 16.00 Uhr
Tel. Vorbestellung: Mo - Fr 10.00 - 15.30 Uhr, Sa 9.30 - 12.00 Uhr
Kasse in den Kammerspielen
Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg
Tel. 0228 - 77 8022
Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 13.00 Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr,
Sa 9.00 - 12.00 Uhr
print@home: Karten buchen & drucken von zu Hause aus
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IMPRESSUM
Beethoven Orchester Bonn
Generalmusikdirektor
Stefan Blunier
Wachsbleiche 1
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Redaktion
Markus Reifenberg
Brigitte Rudolph
Texte
Dr. Hartmut Hein
Gestaltung
res extensa, Norbert Thomauske
Druck
Druckerei Carthaus, Bonn
Bildnachweise:
Für die Überlassung der Fotos
danken wir den Künstlern und
Agenturen.
26
HINWEISE
Wir möchten Sie bitten, während des
gesamten Konzertes Ihre Mobiltelefone ausgeschaltet zu lassen.
Wir bitten Sie um Verständnis, dass
wir Konzertbesucher, die zu spät
kommen, nicht sofort einlassen
können. Wir bemühen uns darum,
den Zugang zum Konzert so bald
wie möglich – spätestens zur Pause
– zu gewähren. In diesem Fall
besteht jedoch kein Anspruch auf
eine Rückerstattung des Eintrittspreises.
Wir machen darauf aufmerksam,
dass Ton- und/oder Bildaufnahmen
unserer Aufführungen durch jede
Art elektronischer Geräte strikt
untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.
Das Beethoven Orchester Bonn
behält sich notwendige Programmund Besetzungsänderungen vor.
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