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Klausurfragen SS 2011 1. Termin 1. Geldpolitik der EZB (25 Punkte) a) Welches ist das Oberziel der EZB? Wie hat sie dieses Ziel konkretisiert? Preisniveaustabilität im Euroraum. Konkretisierung: Inflationsrate (gemessen am
harmonisierten Verbraucherpreisindex unter – aber nahe - zwei Prozent.
b) Die EZB strebt keine Inflationsrate von null an, weil sie Deflation im Euroraum vermeiden will. Warum ist Deflation ein Problem? (i) Eine negative Inflationsrate erfordert eine hohe Preis- und eventuell auch
Lohnflexibilität nach unten, die in den EWU-Staaten derzeit nicht besteht (Gefahr hoher
struktureller AL).
(ii) Deflation erschwert den Einsatz der Zinspolitik der Notenbank. Das Zinsniveau könnte
auf null sinken, so dass zusätzliche expansive zinspolitische Maßnahmen der Notenbank
nicht mehr möglich wären.
c) Warum würde bei einer Zielinflation von null Deflation häufig auftreten? (i) Bei einer Preisentwicklung, die um den Zielwert schwankt, wird der Zielwert von null
zeitweise unterschritten (Deflation).
(ii) Liegt die EWU-Inflation bei null, und gibt es – wie üblich – Inflationsdifferenzen
zwischen EWU-Staaten, so müsste die Inflationsrate in einigen Mitgliedsstaaten
negativ sein.
d) Über welche Transmissionsmechanismen beeinflusst eine Zinssenkung der Notenbank die gesamtwirtschaftliche Nachfrage? (Nennen Sie mindestens drei Wirkungsketten) (i)
Zinssenkung – Investitionen nehmen zu (außer bei Liquiditätsfalle und bei völlig
zinsunelastischen Investitionen).
(ii)
Zinsenkung – Kapitalabfluß ins Ausland – Abwertung - Außenbeitrag steigt.
(iii)
Zinssenkung – steigendes Wertpapiervermögen und verbilligte Konsumentenkredite Konsum nimmt zu.
(iv)
Zinssenkung – Preis für bestehendes Realkapital (Aktienkurse, Immobilienpreise)
steigt relativ zum Preis für neuproduziertes Realkapital (Tobin´s q);
Neuinvestitionen werden lohnender - Investitionen steigen.
e) Welche expansiven Maßnahmen kann eine Notenbank ergreifen, wenn weitere Leitzinssenkungen wegen Erreichen der Zinsuntergrenze nicht möglich sind? (i) Senkung der langfristigen Zinsen durch Kauf von langfristigen Wertpapieren oder
durch längerfristige Refinanzierungsgeschäfte mit Banken.
(ii) Senken des Wechselkurses durch Ankauf von Devisen (Abwertung der
Inlandswährung).
(iii) Kauf von Aktien ( Erhöhung von Wertpapiervermögen und Tobin´s q).
f) Im Rahmen Ihrer monetären Analyse hat die EZB einen Referenzwert für das Wachstum der Geldmenge M3 vorgegeben. Nach welcher Formel wird der Referenzwert berechnet? DRM3=DPP + DP* - DV
DRM3 = Referenzwert für die Zuwachsrate der breiten Geldmenge M3
DPP = mittelfristige Zuwachsrate des realen BIP (Wachstum des Produktionspotentials)
DP* = angestrebte Zuwachsrate des harmonisierten Verbraucherpreisindex
DV
= mittelfristige (trendmäßige) Veränderung der Umlaufsgeschwindigkeit
g) Warum wird eine strikte Geldmengenstrategie von der EZB gegenwärtig nicht verfolgt? Zweifel, ob stabile Beziehung von M3 und Inflationsrate existiert;
Geldumlaufsgeschwindigkeit in den zurückliegenden Jahren ungewöhnlich stark
zurückgegangen; trotz starkem Überschreiten des M3-Referenzwertes nur verhaltene
Nachfrageentwicklung.
2. Wechselkursbedingtes Crowding‐out (10 Punkte) a) Was versteht man unter wechselkursbedingtem Crowding‐out ? Wechselkursbedingtes Crowding-out liegt vor, wenn eine expansive Fiskalpolitik zu einer
Aufwertung der Währung führt, die den positiven Nachfrageeffekt ganz oder teilweise aufhebt.
b) Stellen Sie den Fall eines vollständigen wechselkursbedingten Crowding‐out in einem e‐y‐Diagramm (mit unterstellter perfekter Kapitalmobilität) für den Fall einer Erhöhung der Staatsausgaben dar. Erläutern Sie, wodurch es zu der Wechselkursänderung kommt. e MM
GG G’G’
y
Die mit der Staatsausgabenerhöhung einhergehende zusätzliche Kreditaufnahme
führt zu einem tendenziellen Zinsanstieg im Inland. Die Folge ist ein Kapitalzustrom aus
dem Ausland, eine Aufwertung der Inlandswährung und ein daraus resultierender
Rückgang der Nettoexporte (Außenbeitrag).
Wie ändern sich die Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ?
Dem Anstieg der Staatsausgaben steht ein Rückgang des Außenbeitrags in gleicher Höhe
gegenüber.
3. Unterbeschäftigung in der neokeynesianischen Theorie (12 Punkte) a.) Stellen Sie in einem Gütermarktdiagramm den Fall dar, in dem die Preise von den Anbietern über dem Gleichgewichts‐Niveau festgesetzt werden. Wie beeinflusst dies die Absatzmenge? P
N
A
Die rationierte Absatzmenge YR
P
liegt unter der Absatzmenge im
Gütermarktgleichgewicht.
A
N
YR
YS
y
b.) Zeigen Sie graphisch, inwiefern dies auf dem Arbeitsmarkt zu Unterbeschäftigung führt, und begründen Sie das Resultat kurz. W /P LS
(W/P)*
(W/P)R
LD
Leff
D
LR
L*
L
Bei Rationierung auf dem Gütermarkt weicht die effektive Arbeitsnachfrage Leff
D von der üblichen
Arbeitsnachfragekurve LD ab. Denn da die Unternehmen bei dem gegebenen Preisniveau maximal YR
absetzen können, werden sie nicht mehr als die Zahl der zur Produktion dieser Menge erforderlichen
Arbeitskräfte (LR) nachfragen. Die effektive Arbeitsnachfragekurve wird also bei
Beschäftigungsniveau LR vertikal.
Ein zu hoch festgesetzter Preis auf dem Gütermarkt führt dazu, dass die Beschäftigung
niedriger ist als das Beschäftigungsniveau bei allgemeiner Markträumung L*.
c.) Warum kann die Arbeitslosigkeit in dem betrachteten Fall nicht durch eine Reallohnsenkung abgebaut werden? Wegen der vertikalen Arbeitsnachfragekurve führt eine Reallohnsenkung nicht zu einer
höheren Beschäftigung. Sinkt der Reallohn unter (W/P)R , so würde die Beschäftigung sogar
zurückgehen (negativer Effekt auf das Arbeitsangebot).
d.) Was spricht dagegen, die entstandene Unterbeschäftigung durch eine Ausweitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu beseitigen? Eine solche Strategie, bei der übermäßig hohe Preisforderungen durch expansive Nachfragepolitik alimentiert werden, birgt die Gefahr übermäßiger Inflation.
4. Konjunkturzyklen im Phillips‐Kurven‐Diagramm (13 Punkte) Zugrundegelegt wird das in der Vorlesung behandelte Modell mit den Gleichungen •
(
)
∧
•
⎛
⎞
u = b ⎜⎜ Pˆ − P ⎟⎟ ⎝
⎠
(1) Pˆ = − a u − u (2) mit u = Arbeitslosenquote u = strukturelle Arbeitslosenquote P̂ = Inflationsrate P = Inflationsziel der Notenbank Ein Punkt über einer Variablen bezeichnet eine Änderung. a.) Zeichnen Sie auf der Basis dieses Modells ein Phasendiagramm mit P̂ auf der Ordinate und u auf der Abzisse. Zeichnen Sie ein, in welche Richtung sich P̂ und u entwickeln, wenn ∧
∧
− u > u und P̂ < P − u < u und P̂ < P (Phase 1) ∧
(Phase 2) ∧
− u < u und P̂ > P − u > u und P̂ > P (Phase 3) ∧
(Phase 4) Phase 3
Phase 4
∧
P c
a
Phase 2
Phase 1
u
Welchen Konjunkturphasen entsprechen die jeweiligen Phasen des Diagramms? b.
Phase 1
-
Aufschwung
Phase 2
-
Boom
Phase 3
-
Abschwung
Phase 4
-
Rezession
Machen Sie eine neue Zeichnung des Diagramms (zunächst ohne Richtungspfeile). Gehen Sie ∧
im Diagramm aus von dem Punkt in dem P̂ = P und u = u ist. Angenommen wird nun, dass durch den Einsatz marktpolitischer Instrumente die strukturelle Arbeitslosenquote sinkt. Welche kurzfristigen Änderungen von P̂ und u resultieren hieraus im Diagramm? Wo würde ein neues langfristiges Gleichgewicht liegen? Zeigen Sie graphisch im Diagramm, wie es erreicht werden könnte. ∧
Kurzfristig gehen u und
P zurück. Ein neues langfristiges Gleichgewicht liegt in Punkt G.
Es könnte durch einen abnehmenden Cobweb-Prozess erreicht werden.
∧
P ∧
P
G u Ū2 Ū1 
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