Langfristiger Kompetenzaufbau im mathematischen Argumentieren in den Sekundarstufen – ganz konkret Prof. Dr. Regina Bruder FB Mathematik, TU Darmstadt 14. 11. 2011 Fulda Gliederung 1. Problemsicht: Beweisen im Alltag und in der Mathematik – und in heterogenen Lerngruppen im MU 2. Was heisst es „mathematisch Argumentieren“ zu erlernen? - Grundtypen für Begründungsaufgaben - Stufenmodell zur Kompetenzentwicklung 3. Argumentationsanlässe im MU Argumentieren im Alltag erfolgt oft anders als in der Mathematik „Ich hoffe, er ist pünktlich.“ „Bisher war er immer pünktlich!“ „Dann bin ich beruhigt.“ „Euler hat mit dieser Formel Primzahlen berechnet: n² + n + 17“ „Ich hoffe, die Formel stimmt!“ „Bisher hat es bei allen n, die ich ausprobiert habe, immer geklappt!“ „...?“ Funktionen des Beweisens in der Mathematik: Beweise sind Mittel zur Darstellung, Ordnung und Sicherung mathematischen Wissens (demonstrative Funktion) Beweise sind Mittel zum Erkennen und Erforschen von Zusammenhängen (explorative Funktion) Ergebnisse einer PISA-Vorstudie: x x+3 4x „EIS-Modell“ auch beim Beweisen??? Enaktiv: Abwiegen der Kathetenquadrate im Vergleich zum Hypotenusenquadrat (Experiment im Mathemuseum Gießen) Ikonisch: Scherungsbeweise, Puzzle... Symbolisch: Anwendung von Ähnlichkeitssätzen Für das rechtwinklige Dreieck ABC gilt: Dreieck AHC ist ähnlich zu Dreieck CHB und weiter: Aufsummieren liefert: a² + b² = cp + cq = c (p+q) = cc = c² => a² + b² = c² Problemsichten und Entwicklungspotenzial Beweisen in der Lebenswelt: Überzeugen, Sicherheit gewinnen, Rechtsprechung -im Vergleich zur Rolle von Beweisen in der Mathematik Elschenbroich (2002): Ein Beweis auf Schulniveau ist eine nicht durch rationale Argumentation zu erschütternde Antwort auf die Frage nach dem Warum. Sprachliche Schwierigkeiten - dann auch fachsprachliche und sprachlogische Defizite Kaum Wissen über Argumentationsbasen und zulässige Schlussweisen Beim Argumentieren Kommunikationselemente mit aufnehmen und damit Aktivitäten auf verschiedenen Erkenntnisebenen zulassen (EIS-Modell, figurative Beweise...) Wenig Einsicht der SuS in Beweisnotwendigkeiten... Bericht einer Lehrkraft: Jaschke, T.(2009): Bewusstes Argumentieren. In: ml 155, Friedrich Verlag, S.50 „Zeichne ein beliebiges rechtwinkliges Dreieck in dein Heft. Konstruiere dann über jeder Dreiecksseite ein Quadrat und bestimme deren Flächeninhalte. Was fällt auf?“ Die Ungenauigkeiten erklären die SuS plausibel mit Mess-, Zeichen- und Ablesefehlern. Ich notiere an der Tafel: „Wir vermuten, im rechtwinkligen Dreieck gilt:… “. Mithilfe zweier großer Quadrate aus Tonpapier erarbeite ich anschließend gemeinsam mit der Klasse den klassischen „Anschauungsbeweis“ für die Richtigkeit des Satzes von Pythagoras. (a+b)² = 4· (½ · a·b) + c² a² + 2ab + b² = 2ab + c² a² + b² = c² Als wir fertig sind, meldet sich ein Schüler und sagt: „So viel Aufwand Herr Jaschke, das hätten wir ihnen doch auch so geglaubt...“ Kognitive Stile Es ist eine offensichtliche Tatsache, dass … Schüler individuelle Präferenzen beim Lernen aufweisen … jede Unterrichtssituation auf jeden Schüler – jeweils anders –von motivierend bis hemmend wirkt …auch Lehrer individuelle Präferenzen aufweisen – und sich daher fast automatisch gewisse Einseitigkeiten des Lehrens und Lernens einstellen Korrelationen bestehen zwischen dem Stil der Lehrer und ihren Schülern (Sternberg 1994) Diejenigen Schüler weisen bessere Noten auf, deren Stil demjenigen der Lehrer entspricht (Sternberg 1994) Neu: Unterscheidung von vier verschiedenen Lernstilen als Ergebnis einer Metaanalyse (Gregory, Gayle H.: Differentiating Instruction With Style. Aligning Teacher and Learner Intelligences for Maximum Achievement. Thousand Oaks 2005) Lernstil der Beach Balls Self-Expressive Learners (Intuitive/Feeling) Gestalte eine Veranschaulichung für einen Schlüsselbegriff der Unterrichtseinheit Experimentier- & Entdeckungsfreude Spontanität & Kreativität Gleichschrittanweisungen zu folgen, immer die gleichen Schreibarbeiten zu machen Lernstil der Puppies Interpersonal Learners (Sensing/Feeling) •Intuitiv, affektiv •Benötigen Begründung für das Lernen •Haben Bedürfnis nach Zusammenarbeit Detailorientiert und gründlich zu sein Korrigiert zu werden oder ein negatives Feedback zu erhalten Lernstil der Microscopes Understanding (Intuitive/Thinking) Beurteile folgende Aussagen, ob sie jeweils stets, manchmal oder niemals wahr sind. Begründe deine Beurteilung schriftlich. 1. Denken analytisch, kritisch Lernen gründlich Arbeiten alleine Neue Dinge ausprobieren offene Probleme lösen Perfektionisten Ein Trapez ist ein Rechteck. Begründung___________________________ 2. Ein Viereck ist ein reguläres Polygon. 3. Ein Parallelogramm ist ein Viereck. 4. Ein Trapez hat parallele Schenkel. 5. Diagonale eines Parallelogramms halbieren einander. 6. Ein Rechteck ist ein Quadrat. 7. Ein Quadrat ist ein Rechteck. 8. Eine Raute ist ein Rechteck. 9. Ein Parallelogramm hat exakt drei rechte Winkel. 10. Vier Seiten einer Raute und eines Parallelogramms sind gleich lang und vier Ecken einer Raute und eines Parallelogramms sind gleich groß. Lernstil der Clipboards Mastery (Sensing/Thinking) Routinen, vorhersagbare Situationen Sinn für Details & Genauigkeit Ohne Anweisungen arbeiten, das „große Bild“sehen Beispiele unterrichtlicher Umsetzung - nach Lernstilen differenzierender Unterrichtsansatz nach Silver et al. Unterscheidung von vier verschiedenen Lernstilen (Gregory, Gayle H.: Differentiating Instruction With Style. Aligning Teacher and Learner Intelligences for Maximum Achievement. Thousand Oaks 2005) Keine Diagnostik und Zuordnung der Lernenden nach Lernstilen Dennoch: Zuordnung Lernstil =>Unterrichtsmethode (math tools) Idee: Durch Variation in den Aufgaben und Darstellungen finden alle Lernstile stärkere Berücksichtigung im Unterricht Annahme: Die Unterschiedlichkeit des Zuganges zum Unterrichtsgegenstand nutzt allen Lernenden mehr, als wenn sie nur ihrem eigenen Lernstil entsprechend unterrichtet würden. Mögliche Schlussfolgerungen Hausaufgaben Innermathematische vs.anwendungsbezogene Aufgaben Gelöste Beispiele einbauen (für Clipbords) Abstrakte Aufgaben einbauen (für Microskopes) Selbstregulationselemente verstärken (für Beach Balls) Partnerbearbeitung einer LHA zulassen (für Puppies) Wahlaufgaben Komplexe geschlossene vs. offene Aufgaben (für Clipboards) Innermathematische vs. anwendungsbezogene Aufgaben Hilfen z.B. in Form von Tippkärtchen abrufbar (v.a.Puppies, Clipboards) Arbeitsform frei wählbar (einzeln, in Gruppen) Einstiege Offene vs. geschlossene Aufgaben (für Clipboards) Innermathematische vs. anwendungsbezogene Situationen Theoretische Darstellung zum Thema alternativ anbieten (für Microscopes) Arbeitsform frei wählbar (einzeln, in Gruppen) Gliederung 1. Problemsicht: Beweisen im Alltag und in der Mathematik – und in heterogenen Lerngruppen im MU 2. Was heisst es „mathematisch Argumentieren“ zu erlernen? - Grundtypen für Begründungsaufgaben - Stufenmodell zur Kompetenzentwicklung 3. Argumentationsanlässe im MU Worum geht es beim Erlernen mathematischen Argumentierens? Alltag: „Ich konnte meine HA nicht machen weil...“ „Ich brauche mehr Taschengeld, weil...“ Welche Argumente wirken besonders überzeugend? Ziel des MU als Beitrag zur Allgemeinbildung (Heymann, 1996): Systematische Auseinandersetzung mit der Zulässigkeit von Argumenten und Schlussweisen Argumentieren im MU ist der Oberbegriff für verschiedene Tätigkeiten des (mathematischen) Begründens und Beweisens. Beispiel: Innenwinkelsummensatz für ebene Dreiecke Motivation: Herausarbeiten, dass die Summe der Innenwinkel konstant bleibt – aber wie groß ist sie? Vermutung durch Messen – das ist aber kein zulässiges mathematisches Werkzeug Enaktiv: Winkel durch Körperdrehung ablaufen Ecken abreißen und aneinander legen Ikonisch: Winkel messen Skizze mit parallel verschobener Dreiecksgrundseite durch gegenüberliegenden Eckpunkt Symbolisch: Beschriftung von Seiten und Winkeln und Aufstellen von Gleichungen mit Winkelgrößen Nachhaltig Mathematik lernen bedeutet: Beim Wissenserwerb anknüpfen an bisheriges Wissen und Können Beim Wissenserwerb verschiedene Erkenntnisebenen durchlaufen (EIS) Methoden und Argumentationen liefern, die mathematischer Natur sind Erweitern und Vernetzen: Innenwinkelsumme im Viereck? Kritisch weiter denken: Stimmt das immer? Auch auf der Kugel? Argumentieren im MU meint... ...jegliche Aktivitäten des Suchens, Auswählens, Verwendens und des Beurteilens von Argumenten und deren Verknüpfung in vielfältigen innerund außermathematischen Zusammenhängen. (ml 168, 2011) Unterscheidung: Mathematisches Argumentieren setzt stets eine definierte Argumentationsbasis voraus und ist an bestimmte Schlussweisen gebunden. Ziel ist das Erzeugen und Sichern von Wissen – weniger ein adressatengerechter Informationsaustausch. Kommunizieren ist eine Ereignisabfolge wechselseitiger Äußerungen und Interpretationen (Euler, 1994). Welche Argumente und Schlussweisen sind zulässig? Argumentationsbasen in der Mathematik: Begriffe (Definitionen): Primzahl, Prisma, Bestimmtes Integral... Zusammenhänge (geprüft!): Satzgruppe des Pythagoras, Teilbarkeitssätze Verfahren (unter den erforderlichen Anwendungsbedingungen): Formel zum Lösen quadratischer Gleichungen oder zur Flächeninhaltsberechnung von Trapezen... Annahmen beim Mathematisieren (Voraussetzungen annehmen, um math. Verfahren oder Sätze anwenden zu können) Welche Argumente und Schlussweisen sind zulässig? Logische Schlussregeln: Abtrennungsregel oder Schluss aus einer Universalaussage: Beispiele: gleichseitige Dreiecke haben drei gleiche Winkel ABC ist gleichseitig ABC hat drei gleiche Winkel Jede durch 8 teilbare Zahl ist auch durch 4 teilbar: 24 ist durch 8 teilbar. 24 ist auch durch 4 teilbar. Kettenregel (Drittengleichheit) es gilt: wenn A, dann B und folgt: wenn B, dann C wenn A, dann C Beispiel: Wenn ich Logik studiere, (A) → so lerne ich präziser denken (B) ∧ und wenn ich präziser denken lerne (B), → so kann ich besser Probleme lösen (C) folgt: A → C Wenn ich Logik studiere, so kann ich besser Probleme lösen. Grundtypen von Begründungen im MU 1. Begründen durch Identifizieren oder Realisieren eines Begriffes 2. Begründen durch Identifizieren oder Realisieren eines Verfahrens 3. Begründen durch Identifizieren oder Realisieren eines Satzes (verwenden i.d.R. Schluss aus Universalaussage oder ggf. auch Drittengleichheit) 4. Begründen über den Schluss der Kontraposition 5. Widerlegen einer Aussage durch Angabe eines Gegenbeispiels 1. Begründung durch Identifizieren eines Objektes oder einer Relation Aussage: Begründung: Der Zug ist eine Regionalbahn! Er hält an jedem Bahnhof, den er passiert. ---------------------------------------------------------------------------Objekt: Begründung: Das ist ein Parallelogramm, weil jeweils zwei gegenüberliegende Seiten parallel und gleichlang sind. 2. Begründung durch Realisieren eines Verfahrens Aussage: Der Sportler ist gedopt. Begründung: Die korrekte Anwendung eines geprüften Nachweisverfahrens für Doping hatte ein pos. Ergebnis. --------------------------------------------------------Aussage: Das lineare Gleichungssystem hat eine eindeutige Lösung: 5x+3y = 22 8x-4y = 10 Begründung: Die Anwendung des Additionsverfahrens ist gerechtfertigt und führt zu einer Lösung. Alternative: Die Interpretation der beiden Gleichungen als lineare Funktionen zeigt, dass die beiden Geraden weder identisch noch parallel sind. 3. Begründung durch Identifizieren oder Realisieren eines Zusammenhangs Bekannt: α = 30°, β = 70° Aussage: γ = 80° Begründung: Innenwinkelsummensatz für (ebene) Dreiecke 4. Anwenden der Kontraposition eines Satzes Trifft A ein, folgt B sei wahr. A => B Ist B nicht eingetroffen, so ist folglich auch A nicht eingetroffen. kein B => kein A Voraussetzung: Aussage: Begründung: Wenn es regnet (A), ist der Boden nass (B). Es hat nicht geregnet. Der Boden ist nicht nass, deshalb kann es nicht geregnet haben. -----------------------------------------------------------------------------------Begriff: Ein Trapez ist ein Viereck, bei dem mindestens zwei Seiten parallel verlaufen. Satz: Wenn ein Viereck ein Trapez ist, dann gilt... Aussage: Begründung: Das ist kein Trapez. Es sind nicht mindestens zwei Seiten parallel. 5. Widerlegung einer Universalaussage durch ein Gegenbeispiel Aussage: Alle Rosen sind rot. Widerlegung: Zeigen einer andersfarbigen Rose. -----------------------------------------------------------------------------Aussage: Alle Vierecke sind Quadrate. Widerlegung: Das ist ein Viereck, aber kein Quadrat. Satz: Es gibt nur interessante natürliche Zahlen. Beweis: Gäbe es auch eine uninteressante natürliche Zahl, gäbe es auch eine kleinste. Als solche ist sie natürlich höchst interessant. Das ist ein Widerspruch. Die Argumentationsbasis beim Begründen und Beweisen besteht aus einer Menge von Aussagen, die als richtig angesehen werden zusammen mit den Schlussweisen, die als zulässig anerkannt werden. Begründen gilt als Vorform oder Elementarform des Beweisens. Mathematisch Begründen und Beweisen lernen bedeutet dann aber auch: - Feststellen, wann eine Aussage begründet bzw. bewiesen werden muss - Logische Fähigkeiten und Fragehaltung entwickeln Ist das richtig? Gibt es noch andere Lösungen? Gilt auch die Umkehrung? Wie kommt das eigentlich? (Herleiten versus Beweisen) Stufenmodell zum Kompetenzaufbau Intuitive Phase Schrittweises Gewöhnen an sprachlich-logisch und fach-inhaltlich korrekte Argumentationen (Lehrervorbild) Bewusste Phase I Begründungen nach den fünf Grundtypen ausführen (Bezug auf eine Definition, Bezug auf einen Satz, Anwenden eines Verfahrens, Widerspruchsbeweis, Angeben eines Gegenbeispiels) II Mathematische Argumentationsketten verstehen, nachvollziehen und wiedergeben III Mehrschrittige Argumentationen prüfen und vervollständigen IV Eigenständig mehrschrittige Argumentationen aufbauen Aktueller Literaturhintergrund: Wege zum Beweisen. mathematik lehren, Heft155, Friedrich Verlag 2009 Beweisen lernen. MatheWelt in ml 155 Neu: Argumentieren. mathematik lehren, Heft 168, Friedrich Verlag 2011 Wie wirst du ein Pythagoreer? MatheWelt in ml 168 Gliederung 1. Problemsicht: Beweisen im Alltag und in der Mathematik – und in heterogenen Lerngruppen im MU 2. Was heisst es „mathematisch Argumentieren“ zu erlernen? - Grundtypen für Begründungsaufgaben - Stufenmodell zur Kompetenzentwicklung 3. Argumentationsanlässe im MU 3. Argumentationsanlässe im MU in allen Unterrichtssituationen - Mathematische Zusammenhänge entdecken, Gewinnen einer Vermutung Sonderfälle finden Annahmen machen beim Modellieren Den Mehrwert mathematischer Untersuchungen begründen Vorgehensweisen vergleichen (Explorative Funktion des Argumentierens) - Eine gewonnene Vermutung bestätigen (beweisen) - Eine Argumentationskette nachvollziehen (Zweispaltenbeweis) für eine Kommunikation - Fehler finden, Widersprüche aufdecken (Demonstrative Funktion des Argumentierens) Beispiele für enaktive Erkundungen: Falten eines Papierstreifens: Man nimmt einen Papierstreifen („Kassenrolle“), der am Ende in einem beliebigen Winkel abgeschnitten ist und faltet zunächst die „schräge“ Kante nach oben, dann die neu entstandene schräge Kante nach unten usw. Wie entwickeln sich die Faltkantenwinkel? Behauptung: Die Dreiecke, die beim definierten Falten entstehen, nähern sich immer mehr einem gleichseitigen Dreieck. Oder: Die Folge der gefalteten Winkel konvergiert gegen 60°. Beispiel: Beispiel für eine explorative Funktion: Genetischer Zugang zu Mittelwerten 1. Für einen 800m-Lauf wird eine bestimmte Zeit anvisiert. Daraus wird die durchschnittliche Rundenzeit t ermittelt. Um sich vom Feld abzusetzen, soll die erste Runde jedoch 10sec schneller sein als bei gleichmäßigem Tempo notwendig wäre. Wie viel Zeit steht dann für die 2.Runde zur Verfügung? 800m-Zeit insgesamt: 2t 1.Runde: t – 10 sec 2.Runde: t + 10 sec Mathematische Beschreibung: Arithmetisches Mittel a+b 2 2. Ein Geldverleiher möchte einen durchschnittlichen Zinssatz von 8% pro Jahr erreichen. Er bietet einem Kunden an, im ersten Jahr nur 2% Zinsen zu zahlen, dafür im 2.Jahr dann 14%. Die Zinsen sollen zusammen mit der Rückzahlung des Kapitals am Ende des 2.Jahres fällig werden. Problem: und √1,1664=1,08 Mathematische Beschreibung: Geometrisches Mittel a⋅b Beobachtung: Das arithmetische Mittel ist etwas größer als das geometrische Mittel. Fragen: Ist das immer so? Warum denn? Beschreibungsebene der Mathematik: Vermutung: a+b 2 > a⋅b a ,b pos. reell Begründung durch eine geometrische Interpretation: a⋅b a+b 2 Beweis symbolisch: Mathematik treiben: Forschungsaufträge „Neue“ Teilbarkeitsregeln erfinden (für die 12, 15, 20, 50...) Wie viele Diagonalen hat ein n-Eck? Warum gibt es nur 5 Platonische Körper? Ist das eine Mogelpackung? Welche Größe hat der Schuh? Umsetzung in heterogenen Lerngruppen: Schrittweises Hinführen an Verallgemeinerungen durch „Blütenaufgaben“ (Lernstile beachten!) „Blütenaufgabe“: Rechenzauber (ab Kl.5) - als Lern- und Testaufgabe geeignet Torsten hat sich einen Zaubertrick ausgedacht. Er sagt: „Denke dir eine Zahl. Verdopple deine Zahl und addiere 9. Multipliziere das Ganze nun mit 4 und ziehe 36 ab.“ Torsten behauptet, dass er anhand des Ergebnisses sofort die gedachte Zahl benennen kann. a) Jan denkt sich die Zahl 5. Welches Ergebnis nennt er Torsten? b) Beim nächsten Versuch hat Jan das Ergebnis 64. Welche Zahl hatte er sich gedacht? c) Wie kann Torsten schnell und einfach die gedachte Zahl berechnen? Erkläre, warum dieser Trick immer funktioniert. DGS als Hilfsmittel zum Gewinnen von Vermutungen Fernsehshow früher (Ungarn 1979): P A 0 B The semicircular disc glides along two legs of a right angle. Which line describes point P on the perimeter of the half circle? 1) Übersetzt die Aufgabe aus der englischen Sprache in die deutsche Sprache. 2) Baut eine Vorrichtung aus Bierdeckeln, Stecknadeln oder ähnlichen Materialien, um die Aufgabenstellung anschaulich demonstrieren zu können. ... 6) Zeichnet dann selbst mehrere Lagen des Halbkreises beim Heruntergleiten. 7) Beschreibt die Kurve, auf der der Punkt P sich dabei bewegt, so präzise wie möglich. 8) Findet eine Begründung für die Kurvenform. Quelle:Distler Bensheim Aufgabe zum Erarbeiten des Mittelwertsatzes Situation: Zorro muss einen 700m langen Zug erreichen. In dem Moment, als der Zug den Bahnhof verlässt, ist Zorro jedoch noch 1,5km vom letzten Waggon des Zuges entfernt. Er reitet auf seinem Pferd mit einer Geschwindigkeit von konstanten 60km/h dem Zug hinterher. Dieser beschleunigt allerdings konstant mit 0,25 km/min². a) Stelle den Verlauf der Situation in einem s-t-Diagramm mit geeigneter Skalierung dar. b) Welche Situation liegt in den Punkten vor, wenn sich die beiden Graphen schneiden? c) Damit Zorro auf den Zug überspringen kann, muss der Zug genauso schnell sein wie sein Pferd. An welchem Punkt ist das der Fall? d) Zeige: Schneidet eine Gerade g eine stetige Funktion f zweimal, so gibt es immer eine Stelle xs zwischen den beiden Schnittpunkten, an der f dieselbe Steigung wie die Gerade g hat. Blütenaufgaben: Geeignet als Aufgaben zum Lernen und zum Leisten! - drei bis fünf Teilaufgaben - steigender Schwierigkeitsgrad -gemeinsamer Kontext - evtl. zunehmende Öffnung Zielniveaus einer Blütenaufgabe Regelstandard (x--) schwierige Bestimmungsaufgabe oder Begründung (x-x) (xx-) Grundaufgabe Geht über den aktuellen Stoff hinaus und greift ((-)-(-)) offene Problemstellung nicht dem oder selbst eine nächsten Thema vor Aufgabe erfinden (-x-) (-xx) Umkehraufgabe Mindeststandard Ergebnisauswertung zu einer Blütenaufgabe Besprechung im PlenumLernzuwachs für viele Schüler ermöglichen (xx-) Grundaufgabe (x--) schwierige Bestimmungsaufgabe oder Begründung (x-x) ((-)-(-)) offene Problemstellung oder selbst eine Aufgabe erfinden (-x-) (-xx) Umkehraufgabe Selbstkontrolle Beweisen bzw. im Sinne der Bildungsstandards Argumentieren lernen mit geeigneten Aufgabenformaten: Ist das richtig? Gilt das immer? (p-q-Formel, Gauß-Algorithmus, Höhensatz...) Gilt auch die Umkehrung? (Wenn ein Viereck ein Drachenviereck ist, dann stehen die Diagonalen aufeinander senkrecht.) Wie kommt das eigentlich? Warum ist das so? (Der konvergierende Faltwinkel) ... und unter Einbeziehung der Satzfindung: Kann man das herausfinden? (Diagonalenzahl im konvexen n-Eck, Mittelwertsatz...) Etwas über das mathematische Beweisen lernen: Bewusstmachen von Argumentationsbasen Arbeiten mit vorgegebenen Argumentationsbasen Bewusster Übergang von einer Argumentationsbasis zu einer anderen aa’=bb’ Beispiele: Problemlösen in Verbindung mit mathematischem Argumentieren In einem gleichschenkligen Dreieck sind die Höhen auf den beiden gleichen Schenkeln immer gleich lang. Welche Beweismittel (Argumentationsbasis) kommen in Frage? Moderate Forderungen bzgl. Beweisdarstellungen Beweisschema als Strukturierungshilfe – oder Beweisbäume/Lösungsgraphen Feststellung Begründung Einsicht in die Beweisnotwendigkeit fördern durch Diskussion zugelassener Beweismittel (analog im Alltag!) Beispiel: 6 ist stets ein Teiler von n³+11n für natürliche n. Einstieg: Vergewisserung an Beispielen: Die Aussage gilt für n=1. Beweisvarianten: vollst. Induktion oder Teilbarkeitseigenschaften Beispiel: Zu zeigen ist, dass 6 ein Teiler ist von n³+11n für natürliche Zahlen n. Feststellung n³+11n = n³+ (12n – n) Begründung sinnvolle Zerlegung, um „Symmetrien“ zu erzeugen; nur noch zu zeigen, dass n³-n durch 6 teilbar, da 12n durch 6 teilbar ist n³-n = n (n²-1) = n (n+1) (n-1) 6 teilt n(n+1)(n-1) Zerlegung mit 3.binomischer Formel weil das Produkt dreier aufeinander folgender natürlicher Zahlen immer durch 2 und durch 3 teilbar ist qed Argumentationsanlass: Wie ist das entstanden? Aufklären – warum ist das so? Kann das sein? Die Einparkformel nachvollziehen (Abstand 0 zum Nachbarauto realistisch?) Rekonstruktion der Formen der Kirchenfenster? Zahlentricks aufklären: „Multipliziere die Zahl Deiner vollen Lebensjahre mit 2. Addiere 5 ! Multipliziere die Summe mit 5! Nenne mir das Ergebnis!“ Wenn man von diesem Ergebnis die letzte Ziffer weg streicht und von der so erhaltenen Zahl 2 subtrahiert, erhält man das Alter der Person. Fehler aufklären: a = b = ab a2 a2 + a2 - 2ab = ab + a2 - 2ab 2(a2 - ab) = a2 – ab 2= 1 Einen Leserbrief schreiben Reflexionen zum mathematischen Argumentieren (analog gültig für Modellieren und Problemlösen) Was hat uns geholfen die Aufgabe zu lösen? (den/einen Beweis zu finden) Welche mathematischen Zusammenhänge haben wir nutzen können? (Form der zweispaltigen Beweisdarstellung als Unterstützung) Welche Strategien waren hilfreich, um eine lückenlose Argumentation aufzubauen? Kombiniertes Vorwärts- Rückwärtsarbeiten mit umstrukturierten Wissensspeichern Vorstellungen zur Nullstelle Auf einem Holzplatz lagern 114m³ Birkenholz und 135m³ Fichtenholz. Täglich werden 6,5m³ Birkenholz und 7,5m³ Fichtenholz abgefahren. Der Platzwart fragt sich, wann von beiden Sorten einmal gleich viel auf dem Platz liegt! „Treffpunkt“ ist nach 21 Tagen, jedoch ist nach 18 Tagen vom Fichtenholz schon nichts mehr da! Mach den Otto zur Null! (Pinkernell, Projekt CALiMERO) Der CAS-Rechner versteht ein Wort anders als du. Zum Beispiel verändert er es, wenn man zwischen die Buchstaben Rechenzeichen einsetzt. Mach den Otto zur Null! (Pinkernell, Projekt CALiMERO) a) Variiere die Eingabe des Namens Otto mit verschiedenen Rechenzeichen. Finde einen Eingabeterm, bei dem sich besonders viel verändert. b) Erkläre für zwei deiner Variationen, welche Rechengesetze angewendet wurden. a) Paul hat beim Variieren den rechts abgebildeten Ausgabeterm erhalten. Er fragt sich, warum das „tt“ nicht noch weiter vereinfacht wird. Erkläre! "Kopfübungen Klasse 7 als Diagnoseinstrument„ 1 2 3 4 5 6 7 8 Berechne: 29 × 7 Ordne der Größe nach: 1/7, 1/3, 1/2 Notiere 4,3 cm in der nächst größeren und der nächst kleineren Einheit 5,4 – 10,6 Wie viele Flächen sind mindestens bei einem Quader jeweils gleich groß? Berechne: - 3 × (- 11) × 3 Es ist genau 8.00 Uhr. Welchen Winkel schließen Minuten- und Stundenzeiger ein? In Jahrgangstufe 7 sind 180 Schüler; 2/3 kommen mit dem Bus zur Schule. Wie viele sind das? 9 Herr Meyer trinkt jeden Morgen 15o ml O-Saft. Für wie viele Tage reicht eine 1- Liter-Flasche? 10 Berechne. 20% von 45 €. 1 Woche später: 1 59 × 9 2 Ordne der Größe nach: 3/7, 3/4, 3/10 3 Gib als dm an: 1,82 m 4 - 5,4 + 10, 6 5 Aus welchen Flächen setzt sich eine vierseitige Pyramide zusammen? 6 Schreibe drei Multiplikationen auf, deren Ergebnis –6 ist. 7 Richtig oder falsch: In jedem Dreieck sind alle drei Winkel verschieden groß. 8 Gib 2/5 als Dezimalzahl an. 9 Gib die Koordinaten von zwei Punkten im Koordinatensystem an, die auf der y-Achse liegen. 10 Von 32 Schülern kommen 24 mit dem Bus. Wie viel Prozent sind das? Unterrichtskonzept von MABIKOM Unterrichtseinstieg KÜ Lernprotokoll Wahlaufgaben, Aufgabenset KÜ LHA Blütenaufgaben KÜ Checkliste Test Binnendifferenzierung durch Wahlaufgaben mit unterschiedlichen Anforderungen Große Unterschiede im Arbeitstempo, Festigungsbedarf und im kognitiven Leistungsvermögen => Wahlmöglichkeiten Organisatorisch: I. eine bestimmte Anzahl von Aufgaben ansteigender Schwierigkeit soll in einer verabredeten Zeit bearbeitet werden (z.B. mindestens 5 von 10 Aufgaben) II. Wahlmöglichkeit bei ausgewiesener Schwierigkeit *, **, *** – gefordert sind z.B. 10 Sternchen – stelle selbst zusammen… Alle üben alles? - Abkehr ! Zur Anlage eines Tests Punktevergabe an Tätigkeiten orientieren Erwartungshorizont Anteile der Anforderungsbereiche I, II, III etwa 1 : 2 : 1 Einstieg und Ausstieg mit leichteren Aufgaben entsprechend der Konzentrationskurve Wiederholungselemente einbeziehen – ankündigen! Testtypen: Vergleichsarbeiten als Themenarbeit oder jahresübergreifende Arbeit Abschlussprüfungen beziehen länger zurückliegende Lerninhalte mit ein Punktabzug für Formfehler (global) Kontakt: [email protected] www.math-learning.com (Vorträge zum download) www.proLehre.de Online - Fortbildungskurse www.madaba.de