3.3 Heterogene Oligopole und monopolistische Konkurrenz In diesem Abschnitt werden wir sehen, daß das Bertrand-Ergebnis in homogenen Märkten stark abgeschwächt werden kann, wenn der Markt nicht mehr homogen ist. Zunächst gehen wir von nur 2 Unternehmen aus. Zur Vereinfachung gehen wir auch von linearen Nachfragefunktionen aus. Damit wir einfacher mit der Situation bei Mengenentscheidungen vergleichen können, gehen wir von folgenden Preis-Absatzfunktionen aus: P1 (x 1, x 2) = a - bx 1 - θbx 2 P2 (x 1, x 2) = a - bx 2 - θbx 1 Daraus ergeben sich die Nachfragefunktionen x1 ( p1 , p 2 ) = a 1 θ − p1 + p2 2 b(1 + θ) b (1 − θ ) b (1 − θ 2 ) x 2 ( p1 , p2 ) = a 1 θ − p2 + p1 2 b(1 + θ) b(1 − θ ) b(1 − θ 2 ) Falls diese Ausdrücke negative Ergebnisse haben, wird die Nachfrage gleich 0 gesetzt. Auch die Kostenfunktionen seien linear und für beide Unternehmen gleich: Ci(x i) = cx i. Für die Paramter gelte a(1-θ) > c und 1 > θ > 0. Die Gewinnfunktion des ersten Unternehmens ist daher für positive Nachfrage: Π 1(p1, p2) = (p1 - c) x 1 (p1, p2) Die Gewinnfunktion des zweiten Unternehmens ist analog für positive Nachfrage Π 2(p1, p2) = (p2 - c) x 2 (p1, p2) Fassen wir diese beiden Gewinnfunktionen als Nutzenfunktionen zweier Spieler auf, können wir uns nach dem Nash-Gleichgewicht des entsprechenden Spiels fragen. Betrachten wir zunächst die "Reaktionsfunktion" des ersten Unternehmens. Dazu müssen wir beachten, daß durch einen zu hohen Preis die eigene Nachfrage auf 0 absinkt und durch einen sehr niedrigen Preis dasselbe für die Nachfrage des Konkurrenten gelten kann. Die eigene Nachfrage ist genau dann positiv, wenn (1 - θ)a - p1 + θp2 > 0 ⇔ p2 > p1/θ - (1 - θ)a/θ 2 Die Nachfrage des Konkurrenten ist genau dann positiv, wenn a - bp2 + θbp1 > 0 ⇔ θp1 + (1 - θ)a > p2 Gehen wir nun zunächst davon aus, daß diese Konstellationen zutreffen. Dann ergibt sich in diesem Bereich die "Reaktionsfunktion" des ersten Unternehmens aus der Maximierung von Π 1(p1, p2) bzgl. p1: (1 - θ)a + c - 2p1 + θp2 = 0 ⇔ p2 = -((1 - θ)a + c)/θ + 2p1/θ ⇔ p1(p2) = ((1 - θ)a + c)/2 + θp2/2 Daran kann man ablesen, daß die Positivitätsbedingungen für die Nachfrage für das Gleichgewicht nie bindend werden. Dies sieht man am einfachsten, wenn man sich die Situation graphisch veranschaulicht: p2 x2 < 0 x2 > 0 p 2 (.) p 1 (.) ((1-θ)a+c)/2 (1-θ)a x1 < 0 p1 In der Graphik sind die beiden Begrenzungslinien für die Bedingung x i > 0 eingetragen. Die Begrenzungslinie für x 1 > 0 hat eine geringere Steigung als die "Reaktionsfunktion" des ersten Unternehmens. Daher wählt - naheliegenderweise - das erste Unternehmen nie einen Preis, der seine Nachfrage auf Null drücken könnte. Daraus liest man nun ab, daß sich die relevanten "Reaktionsfunktionen" genau einmal schneiden. Wir haben also sowohl Existenz als auch Eindeutigkeit des Nash-Gleichgewichts. Berechnet man aus den obigen Gleichungen das Gleichgewicht, so ergibt sich: p1 = p2= (1 − θ )a + c (1 − θ )( a − c) = c+ 2−θ 2−θ Im Gegensatz zu dem "reinen" Bertrand-Modell ergibt sich damit nun ein Preis deutlich über den Grenzkosten, solange θ < 1. 3 Der Parameter θ gibt die Substituierbarkeit wieder. Wenn dieser Parameter gleich 0 ist, ist die Nachfrage der einzelnen Unternehmen bzgl. der Preise völlig unabhängig voneinander. Die Kunden der beiden Unternehmen betrachten dann die beiden Güter als nicht substituierbar. Sie stellen schlichtweg zwei völlig unterschiedliche Güter dar. Je höher der Parameter ist, desto höher ist auch die Beweglichkeit der Nachfrager. Wenn ein Unternehmen seinen Preis erhöht, werden θ) Kunden zu dem anderen Unternehmen "überlaufen". Sie betrachten also die beiden Güter als zunehmend substitutiv. Wenn θ = 1 gilt, sind beide Güter perfekte Substitute (vgl. die obigen Preis-Absatzfunktionen!). Dann sinken die Preise auf die Grenzkosten. In diesem Fall ist die oben getroffene Annahme a(1-θ) > c nicht mehr möglich. Diese wurde jedoch nur getroffen, um nicht mehrere Fallunterscheidungen vornehmen zu müssen. Nimmt man in Kauf, daß man die Zeichnung für a(1-θ) < c entsprechend anpassen muß, so braucht man nur die Annahme a > c. Die entsprechende Zeichnung findet man z.B. in Martin. Würde man die obige Analyse mit Mengenentscheidungen durchführen (heterogenes CournotModell), so würden sich niedrigere Preise und Gewinne einstellen. Die entsprechenden Rechnungen bleiben dem Leser als Übung überlassen. Stattdessen wollen wir hier untersuchen, wie die Preiskonkurrenz zwischen den beiden oligopolistischen Unternehmen im Verhältnis zu einem 2-Produktmonopolisten auf den Preis wirkt. Berechnet man die gewinnmaximalen Preise eines solchen Monopolisten, so ergibt sich: p1 = p2 = a+c 2 Daraus läßt sich schnell ablesen, daß dieser Preis höher ausfällt. Dies ist nicht überraschend. Bei positivem θ übt jedes Unternehmen über seinen Preis einen positiven externen Effekt auf den Kokurrenten aus. Da unabhängige Unternehmen diesen Effekt nicht beachten, wählen sie im Verhältnis zu einem 2-Produktmonopolisten, der diesen Effekt internalisieren kann, einen zu geringen Preis. Das Ergebnis ist demnach nicht überraschend. Man beachte jedoch, daß sich dieses Ergebnis herumdreht, wenn die Güter Komplemente sind. Aus denselben Gründen wird ein 2-Produktmonopolist in dem Fall von Komplementen einen niedrigeren Preis fordern als dies unabhängige Unternehmen tun. Mehr Wettbewerb ist also nicht unbedingt besser für die Konsumenten. Die obige Analyse läßt sich ohne große Probleme auf mehr als zwei Unternehmen übertragen. Bei n Unternehmen, wird die Nachfrage wie folgt aussehen (abgeleitet aus der Verallgemeinerung obiger Preis-Absatzfunktionen): 4 x i ( pi , p) = 1 1 nθ a − pi + ( pi − p) , 1 + (n − 1) θ b 1− θ 1 p . Man beachte, daß die Nachfrage sich nun auf mehr Unternehmen aufteilt n∑j j und daß deshalb die Nachfrage pro Unternehmen sinkt. Daraus ergibt sich der Gleichgewichtspreis wobei p = pi = c + (1 − θ)( a − c) . 2 + ( n − 3)θ und die sich damit einstellenden Gewinne 2 1 (1 + ( n − 2)θ )(1 − θ) a − c Π i ( n) = . b 1 + ( n − 1)θ 2 + ( n − 3)θ Daraus läßt sich nun unschwer ablesen, daß sowohl die Preise als auch die Gewinne mit steigenden Unternehmenszahlen sinken. Mehr Wettbewerb führt hier zu einer besseren Versorgungslage. Wenn n gegen unendlich strebt, konvergieren Preise und Gewinne gegen Null. Das drückt man typischerweise so aus: Freier Eintritt von Unternehmen führt zu einer effizienten Versorgung (und Preissetzung). Allerdings ist die kritischste Annahme, die wir hier getroffen haben, die der Linearität der Kosten. In aller Regel ist Produktion mit Fixkosten verbunden. Im einfachsten Fall haben wir dann eine Kostenfunktion C(x) = F + cx. Unter diesen Umständen wäre der Gewinn jedes Unternehmens Π i(n) - F. Folglich werden nicht mehr unendlich viele Unternehmen eintreten. Vielmehr werden nur solange Unternehmen eintreten, wie der zu erwartende Gewinn nicht negativ ist. Formal werden nur soviele Unternehmen n* eintreten, wie durch die Ungleichungen Π i(n*) - F ≥ 0, Π i(n* + 1) - F < 0 charakterisiert sind. Diese Situation läßt sich auch als eine Art "Tangentenlösung" graphisch charakterisieren. Diese Tangentenlösung spielt in der Theorie der monopolistischen Konkurrenz eine wichtige Rolle. Deshalb werden wir sie hier im Kontext der Oligopoltheorie schon einmal besprechen. Dazu gehen wir davon aus, daß n* durch Π i(n*) - F = 0 charakterisiert ist. Nur in diesem Fall haben wir eine "richtige" Tangentenlösung. Die Tangentialität bezieht sich auf die relevante Nachfragekurve eines Unternehmens und die Durchschnittskostenkurve. Die Bedingung für n* 5 bewirkt, daß die beiden Kurven tangential zueinander sein müssen. Betrachten wir dazu die relevante Nachfragefunktion. Bei der eigenen Wahl des Preises geht ein Unternehmen davon aus, daß die anderen Unternehmen ihre Gleichgewichtspreise, p *, wählen. Setzt man die obigen Preise ein, so ergibt sich für die Nachfragefunktion x i ( p, p*) = 1 1 ( 2a (1 − θ ) + c( n − 1)θ )(1 + (n − 2) θ 1 + ( n − 2) θ − p . 1 − (n − 1)θ b (1 − θ)( 2 + (n − 3) θ) 1− θ Daraus kann man nach einigen Rechnungen finden, daß die Steigung der Nachfragefunktion mit steigendem n zunimmt und daß der Preis, bei dem die Nachfragefunktion Null wird, mit steigendem n fällt. Betrachten wir diese Situation in der folgenden Graphik. p Durchschnittskostenkurve I II p* III x* xi Die mit römischen Zahlen gekennzeichneten Kurven repräsentieren die obigen relevanten Nachfragefunktionen für verschiedene n. Die mit I gekennzeichnete Kurve läßt offenbar positive Gewinne zu: Z.B. der für x* erreichbare Preis liegt über den Durchschnittskosten. Also ergibt sich ein positiver Gewinn und es findet weiterer Eintritt statt. Bei der mit III gekennzeichneten Nachfragefunktion sind nur Verluste zu erwirtschaften. Die Nachfragekurve liegt vollkommen unter der Durchschnittskostenkurve. Sie repräsentiert eine Anzahl von Unternehmen, die alle Verluste machen. Folglich muß der Eintrittsprozeß vorher zum Erliegen gekommen sein. Die mit II gekennzeichnete Nachfragefunktion schließlich erlaubt, bei (x*, p*) gerade die Kosten zu decken. Ein positiver Gewinn ist nicht möglich. Dies muß daher gerade die Situation sein, in der so viele Unternehmen eingetreten sind, daß niemand positive Gewinne machen kann, jedoch auch niemand Verluste macht. Sie charakterisiert folglich die Anzahl n*. Die "Tangentenlösung" besteht offenbar darin, die von der Anzahl der Unternehmen abhängende relevante Nachfragekurve zu finden, die mit der Durchschnittskostenkurve tangential wird. Die Anzahl, die diese Nachfragekurve charakterisiert, ist die Anzahl der eintretenden Unternehmen. Offensichtlich kann diese Tangentialität nur erreicht werden, wenn es "zufällig" ein n gibt, bei der die entsprechende Nachfrage tangential wird. Es könnte zum Beispiel sein, daß die mit I 6 gekennzeichnete Nachfragekurve zu einer Anzahl n gehört und die mit III gekennzeichnete zu der Anzahl n+1. Zu der mit II gekennzeichneten Kurve gäbe es also gar keine entsprechende Anzahl. n gerade die Anzahl der eintretenden Unternehmen, obwohl die Nachfragekurve und die Durchschnittskostenkurve nicht tangential sind. Daher ist diese graphische "Lösung" nur dann zu empfehlen, wenn von vorneherein klar ist, daß n* sehr groß sein wird. Bei sehr großen n werden sich die Nachfragekurven nicht mehr sehr unterscheiden, wenn man ein zusätzliches Unternehmen hinzufügt. Jedoch wird auch in diesem Fall die Lösung nur eine gewisse Approximation an das exakte Ergebnis sein können. Bei der monopolistischen Konkurrenz stellt man sich typischerweise einen Markt mit sehr vielen Unternehmen vor, deren Produkte Substitute zueinander sind, jedoch nicht perfekte Substitute. In der Tat kam die ursprüngliche Motivation zur Formulierung dieser Theorie von dem Unbehagen, das sich bei der Betrachtung der vollständigen Konkurrenz als einzigem Marktmodell einstellen muß. Es wurde insbesondere hervorgehoben, daß jedes Unternehmen ein etwas anderes Gut anbietet. Man wollte einem Modell von intensivem Wettbewerb ein monopolistisches Element, die durch die (begrenzte) Einmaligkeit eines Gutes hervorgerufen wird, hinzufügen. Daher erklärt sich zum einen die Konzentration auf eine "Tangentenlösung" als graphisches Hilfsmittel zur Beschreibung des Marktergebnisses. Wie wir gesehen haben, braucht man dazu keine Modellbildung, die über das Oligopolmodell hinausgeht. Jedoch zeichnet sich die Modellbildung der monopolistischen Konkurrenz auch noch durch einen anderen Aspekt aus. Sie ignoriert im Prinzip die strategische Interdependenz zwischen den Unternehmen. Damit fällt sie auf ein logisch deutlich unbefriedigenderes Niveau zurück. Hätte die Modellbildung der monopolistischen Konkurrenz nicht insbesondere in der neuen Außenhandelstheorie eine enorme Resonanz gefunden, lohnte sich der Aufwand kaum, diese Modelle zu besprechen. Angesichts dieses Interesses werden wir im folgenden kurz das Vorgehen und dessen Begründung im Rahmen der Theorie der monopolistischen Konkurrenz skizzieren. In den Anwendungen (beispielsweise) der Außenhandelstheorie werden die Nachfragesysteme meist aus der Nutzenfunktion eines repräsentativen Konsumenten abgeleitet, um die Wohlfahrtsanalyse zu erleichtern. Als Standardbeispiel wird dazu fast durchgängig von der Nutzenfunktion (0<α,ρ<1) u( x 0 , x1 ,..., x n ) = x01− α α ρ ρ x i =1 i [∑ ] n 7 ausgegangen, weil sie bei den in den Anwendungen interessanten Fragestellungen zu recht übersichtlichen Formeln führt, die zudem gut interpretierbar sind. Gehen wir nun davon aus, daß ein Konsument mit dieser Nutzenfunktion folgender Budgetgleichung unterliegt: p0 x0 + ∑i =1 pi xi = m n Daraus läßt sich über die Maximierung des Nutzens folgende Nachfragefunktion ableiten: x0 = (1 − α ) m p0 1 − 1− ρ pi x i = αm ∑ ρ − 1−ρ p j =1 j n Die Güter i = 1,...,n werden als Varianten eines Gutes angesehen, von denen jede Variante von genau einem Unternehmen angeboten wird. Wir sehen, daß die Nachfrage nach der Variante i von allen Preisen abhängt. Der "Trick" in der Modellbildung der monopolistischen Konkurrenz besteht darin, die Einflüsse des Terms, der oben im Nenner steht, zu ignorieren. Um der Begründung nachzugehen, ist es hilfreich, sich die Herleitung des obigen Terms für die Nachfrage nach i anzusehen. Die Bedingung erster Ordnung für die Bestimmung von x i ist αx01−α α −1 ρ ρ x xiρ−1 j =1 j [∑ ] n = λpi , wobei λ der Lagrangemultiplikator der Budgetrestriktion ist und den Grenznutzen des Einkommens angíbt. Dieser läßt sich zusammen mit den anderen Bedingungen erster Ordnung berechnen: x 1−α λ= 0 m α ρ ρ x j =1 j [∑ ] n Benutzt man dies in der vorangegangenen Gleichung, so ergibt sich αmxiρ−1 = pi oder [∑ x ] n j =1 ρ j 8 x i = ( αm) 1 1−ρ − pi 1 1−ρ [∑ ] xρ j =1 j n 1 − 1−ρ . Es ist nun instruktiv, den Einfluß des Preises pi auf die Nachfrage x i zu untersuchen. Eine Preisänderung hat erstens einen direkten Effekt auf x i. Dieser Effekt wird durch den entsprechenden Preisterm in der letzten Gleichung wiedergegeben. Eine Preisänderung hat jedoch auch einen indirekten Effekt auf die Bewertungsgrundlage, den Grenznutzen. Dort gehen die Mengen aller Güter ein. Eine Preisänderung kann daher alle Mengen ändern, somit die Bewertungsgrundlage und damit die Nachfrage selbst. In der Theorie der monopolistischen Konkurrenz wird genau dieser indirekte Effekt vernachlässigt. Die Idee dabei ist, daß die Preisänderung eines einzelnen von sehr vielen (!) Unternehmen nur einen sehr geringen Einfluß auf die gesamte Nachfrage nach allen Varianten zusammen hat (genauer auf den Ausdruck in eckigen Klammern). Inwieweit dies berechtigt ist, kann man sich am einfachsten klarmachen, wenn man die beiden Ausdrücke für die Nachfrage nach der Variante i miteinander vergleicht. Der Einfluß auf den Ausdruck in eckigen Klammern in der letzten Gleichung entspricht dem Ausdruck im Nenner in der Gleichung weiter oben. Betrachten wir nun den Einfluß einer Preisänderung auf diesen Term. Dazu zerlegen wir die Nachfrageänderung in den direkten Effekt und den indirekten Effekt: 1 − 1−ρ ∂xi ∂p = αm i ∂pi ∂pi n −ρ ∂ ∑ j=1 p j 1−ρ ρ −1 n − ∑ p j 1−ρ + j =1 ∂pi −1 1 − pi 1−ρ Der erste Term in der geschweiften Klammer entspricht dem direkten Effekt. Von Interesse ist also der zweite Term. Führt man die Differentiation aus, so erhält man für den zweiten Term − 2 1−ρ pi ρ 2 ρ 1− ρ − n ∑ p 1− ρ j =1 j Da die Nachfragefunktionen für alle Varianten dieselbe Struktur haben, ist im Gleichgewicht davon auszugehen, daß alle Unternehmen denselben Preis fordern werden. Setzen wir alle Preise gleich, so ergibt sich für diesen Ausdruck 9 − 2 1−ρ pi ρ ρ 1 = . 2ρ 2 2 1− ρ 1 − ρ n pi − n 2 pi 1−ρ Damit wird klar, daß dieser Ausdruck schnell gegen Null konvergiert, wenn n gegen unendlich strebt. Für "sehr viele" Unternehmen ist es daher approximativ korrekt, den indirekten Effekt zu vernachlässigen. Man beachte dabei, daß der erste direkte Effekt ebenfalls gegen Null konvergiert. Würde man auch bei ihm gleiche Preise annehmen, so würde in dem Ausdruck ein Term 1/n vorkommen. Dieser konvergiert jedoch langsamer gegen Null als 1/n2. Die Approximation ist daher in gewissen Grenzen zu vertreten. Man mag sich nun fragen, warum diese Approximationen vorgenommen werden. Ein zentraler Grund für diese Approximation und die Wahl dieser spezifischen Nutzenfunktion ist die Tatsache, daß dann die Preiselastizität der Nachfrage eine Konstante ist. Kehren wir zu dem ersten Ausdruck für die Nachfrage nach der Variante i zurück: 1 − 1− ρ pi x i = αm ∑ ρ − 1−ρ p j =1 j n und betrachten den Ausdruck im Nenner als Konstante bzgl. des eigenen Preises. Dann ergibt sich die Preiselastizität der Nachfrage als − 1 . 1−ρ Daraus folgt bei konstanten Grenzkosten (wie sie fast ausschließlich in den Anwendungen angenommen werden), daß der gewinnmaximierende Preis die Bedingung p−c = 1−ρ p erfüllt. Daraus läßt sich sofort der Preis und der Gewinn eines jeden Unternehmens angeben: Der Preis ist p= c . ρ 10 Man beachte, daß dieser Preis nicht von der Anzahl der Unternehmen abhängt. Dies impliziert die "relevante" Nachfragefunktion (s.o. "Tangentenlösung") ρ 1 − c ρ αm xi = n ρ − pi 1 1−ρ , die gewinnmaximale Menge αmρ nc und den Gewinn pro Unternehmen αm(1 − ρ) . n Offenbar sind dies sehr einfach zu handhabende Ausdrücke, die die darauf aufbauende Analyse deutlich vereinfachen. Wir sehen hier auch, daß der Gewinn nicht mehr von den Grenzkosten abhängt. Außerdem läßt sich nun leicht die Anzahl von Unternehmen angeben, die eintreten, wenn sie mit den Fixkosten F konfrontiert sind: αm(1 − ρ) F Auch hier wird wieder implizit von einer sehr großen Anzahl von Unternehmen ausgegangen, sonst macht die "Tangentenlösung" keinen Sinn. Als Fazit können wir festhalten, daß die Modellbildung der monopolistischen Konkurrenz auf Kosten einiger Approximationen deutlich einfachere Endergebnisse aufweist als die oligopolistische Modellierung. Leider ist es im Einzelfall nicht so einfach zu überprüfen, welchen Fehler man mit diesen Approximationen macht. Literatur: Güth, W. (1994): Markt- und Preistheorie, Springer Verlag, Kap. 1.4 (Achtung: Güth nennt die obigen Preisgleichgewichte Cournotgleichgewicht) Martin, S. (1993): Advanced Industrial Economics, Blackwell, Kap. 2 und Kap. 14 Tirole, J. (1989): The Theory of Industrial Organization, MIT-Press, Kap. 7.2, 7.5.2