Diskrete Zufallsvariablen Ziehen mit und ohne Zurücklegen F ( x1 , L x n ) = P( X 1 ≤ x1 , X 2 ≤ x 2 , L , X n ≤ x n ) = P( X 1 ≤ x1 )⋅ P( X 2 ≤ x 2 )L P( X n ≤ x n ) = F ( x1 ) ⋅ F (x 2 )L F ( x n ) . 0.7 Wahrscheinlichkeiten 0.6 Bernoulli-Experiment 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 0 n P ( X = j ) = p j = ⋅ p j ⋅ (1 − p )n − j . j 1 2 3 4 5 Erwartungswert 1 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Übersicht Charakterisierung Binomialverteilung Gleichverteilung Weitere diskrete Verteilungen PoissonVerteilung 2 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Charakterisierung diskreter Zufallsvariablen Zufallsvariablen Die Zuordnung von Zahlenwerten bzw. Wahrscheinlichkeiten zu den Ergebnissen eines Zufallexperimentes entspricht mathematisch der Abbildung einer Ergebnismenge – also des Grundraumes Ω -in die Menge der reellen Zahlen und heißt Zufallsvariable. 3 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 1 Diskrete Zufallsvariablen Charakterisierung diskreter Zufallsvariablen Realisation Führen wir nun ein Zufallsexperiment durch, so sprechen wir bei einem Ergebnis davon, dass unsere Zufallsvariable eine Realisation annimmt. Wahrscheinlichkeit Nimmt eine Zufallsvariable X die Realisation x an, so können wir dieser Realisation (diesem Ereignis) eine Wahrscheinlichkeit zuordnen. P( X = x ) 4 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Charakterisierung diskreter Zufallsvariablen Beispiel 1 Wirft man eine Münze, so kann das Ergebnis dieses Zufallexperimentes nur „Kopf = K“ oder „Zahl = Z“ sein. Das Ergebnis („K“ bzw. „Z“) stellt die Realisation einer Zufallsvariablen X dar. Wir schreiben dann X = „K“ oder X = „Z“ bzw. X = x mit x ∈ {K, Z}. Beispiel 2 Beim einfachen Würfelwurf sind die möglichen Ergebnisse des Zufallexperimentes die Zahlen 1 bis 6. Die Realisationen der zugehörigen Zufallsvariablen X zur Beschreibung dieses Experimentes können als X = 1, X = 2, ... , X = 6 oder als X = x mit x ∈ {1,2,3,4,5,6} notiert werden. 5 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Charakterisierung diskreter Zufallsvariablen Menge von Ergebniswerten W ( X ) = {x1 , x 2 , x3 , L} Wahrscheinlichkeit pj P X = x j = p j für X = x j ( ) . Wahrscheinlichkeitsverteilung p j P X = xj = 0 ( ) X = xj sonst ( j = 1, 2, 3, L ) ∑ p j = ∑ P X = x j =1 j j 6 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 2 Diskrete Zufallsvariablen Charakterisierung diskreter Zufallsvariablen Beispiel 3 Beim Münzwurf hat die Zufallsvariable X den Wertebereich W ( X ) = {" K " , " Z "} und die Wahrscheinlichkeitsverteilung hat die folgende Gestalt: 0.5 X =" K " P( X = x ) = 0.5 X =" Z " 0 sonst. ∑ p j = P( X =" K ") + P( X =" Z ") = 0.5 + 0.5 = 1 j 7 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Charakterisierung diskreter Zufallsvariablen Beispiel 4 Beim einfachen Würfelwurf hat die Zufallsvariable X den Wertebereich W ( X ) = {1,2,3,4,5,6} und die Wahrscheinlichkeitsverteilung hat die folgende Gestalt: 1 6 P( X = x ) = 0 x ∈ {1,2,3,4,5,6} sonst 1 ∑ p j = P( X = 1) + P( X = 2) + L + P( X = 6) = 6 ⋅ 6 = 1 j 8 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Charakterisierung diskreter Zufallsvariablen Beispiel 5 Für die Summe beim doppelten Würfelwurf hat die Zufallsvariable X den Wertebereich W ( X ) = {2,3, L11,12} und die Wahrscheinlichkeitsverteilung hat die folgende Gestalt: 1 36 für X 2 36 für X 3 36 für X P( X = x ) = 4 36 für X 5 36 für X 6 36 für X sonst 0 = 2 oder = 3 oder X = 12 X = 11 = 4 oder = 5 oder X = 10 X =9 =6 =7 X =8 oder 9 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 3 Diskrete Zufallsvariablen Grafische Darstellung diskreter Zufallsvariablen Stabdiagramme (Bar Charts) Wahrscheinlichkeiten 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 1 2 Münzwurf 10 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Grafische Darstellung diskreter Zufallsvariablen Wahrscheinlichkeiten 0.18 0.16 0.14 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 1 2 3 4 5 6 Würfelwurf 11 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Diskrete Zufallsvariablen: Verteilungsfunktion Die Verteilungsfunktion beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass die Zufallsvariable X einen Wert kleiner oder gleich x annimmt: F ( x ) := P ( X ≤ x ) Beispiel 6 Bei einer Analyse der Einkommensverhältnisse kann es unter Umständen nicht so sehr von Interesse sein, wie viele Personen genau 325 Euro verdienen, sondern es ist vielmehr interessanter zu wissen, wie groß der Anteil an Personen ist, die ein Einkommen in Höhe bis zu 325 Euro einschließlich besitzen. Dies ist die Grenze für die geringfügige Verdienste im Jahre 2003. Es soll dabei nicht diskutiert werden, ob es sich hierbei um ein stetiges oder diskretes Merkmal handelt. 12 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 4 Diskrete Zufallsvariablen Diskrete Zufallsvariablen: Verteilungsfunktion Für einen beliebigen Wert x ist die Verteilungsfunktion einer diskreten Zufallsvariablen X mit dem Wertebereich W ( X ) = {x1 , x 2 , L , x k } gegeben durch für x < x (1) 0 * k F (x ) = ∑ p j j =1 1 für x ∗ ≤ x < x ∗ (k ) ( k +1) für x (k) ≤ x 0 ≤ F (x ) ≤ 1 13 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Diskrete Zufallsvariablen: Verteilungsfunktion Beispiel 7 Für die Summe beim doppelten Würfelwurf hat die Verteilungsfunktion die folgende Gestalt: für x < 2 0 1 36 3 36 6 36 10 36 15 36 F (x ) = 21 36 26 36 30 36 33 36 35 36 1 für 2 ≤ x < 3 für 3 ≤ x < 4 für 4 ≤ x < 5 für 5 ≤ x < 6 für 6 ≤ x < 7 für 7 ≤ x < 8 für 8 ≤ x < 9 für 9 ≤ x < 10 für 10 ≤ x < 11 für 11 ≤ x < 12 für 12 ≤ x 14 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Diskrete Zufallsvariablen: Verteilungsfunktion Doppelter Würfelwurf Verteilungsfunktion F(x) 1.0 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 0 2 4 6 8 10 12 14 Zufallsvariable X 15 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 5 Diskrete Zufallsvariablen Modus (Modalwert) So ist der Modalwert xmod einer diskreten Zufallsvariablen derjenige Wert xj aus dem Wertebereich, der mit der größten Wahrscheinlichkeit angenommen wird. Für den Modalwert ist P X = x j ≥ P X = x * für alle x j , x * ∈ W mit j ≠ j* j j ( ) . 16 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Modus (Modalwert) Beispiel 10.8 Für die Summe beim doppelten Würfelwurf (vgl. Beispiel 10.5) ist der Modalwert eindeutig: da x mod = 7 P( X = 7 ) > P X = x * mit x * ∈ {2,3,4,5,6,8,9,10,11,12} . j j Für den einfachen Würfelwurf ist die Angabe eines Modalwertes weder eindeutig noch sinnvoll, da alle Realisationen mit der gleichen Wahrscheinlichkeit (nämlich 1/6) auftreten. 17 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Modus Beispiel 10.5 Für die Summe beim doppelten Würfelwurf hat die Zufallsvariable X den Wertebereich W ( X ) = {2,3, L11,12} und die Wahrscheinlichkeitsverteilung hat die folgende Gestalt: 1 36 für X = 2 oder X = 12 2 36 für X = 3 oder X = 11 3 36 für X = 4 oder X = 10 P( X = x ) = 4 36 für X = 5 oder X = 9 5 36 für X = 6 oder X = 8 6 36 für X = 7 sonst 0 18 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 6 Diskrete Zufallsvariablen Median µ~0.5 Median P( X ≤ µ~0.5 ) ≥ 0.5 und P( X ≥ µ~0.5 ) ≥ 0.5 . Wert, an dem 0.5 erstmalig übersprungen wird wird 0.5 exakt bei der Realisation xj erreicht, dann µ~0.5 = x( j ) + x( j +1) 2 19 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Median Beispiel 10.9 Für die Summe beim doppelten Würfelwurf hat die Verteilungsfunktion die folgende Gestalt: 0.5 = 7. für x < 2 für 2 ≤ x < 3 für 3 ≤ x < 4 für 4 ≤ x < 5 für 5 ≤ x < 6 für 6 ≤ x < 7 für 7 ≤ x < 8 für 8 ≤ x < 9 für 9 ≤ x < 10 für 10 ≤ x < 11 für 11 ≤ x < 12 für 12 ≤ x 20 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Median: Grafische Bestimmung 1.0 Verteilungsfunktion F(x) µ~ 0 1 36 3 36 6 36 10 36 15 36 F (x ) = 21 36 26 36 30 36 33 36 35 36 1 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 0 2 4 6 8 10 12 14 Zufallsvariable X 21 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 7 Diskrete Zufallsvariablen Median Beispiel 10.9 Für den einfachen Würfelwurf hat die Verteilungsfunktion die folgende Gestalt: für x < 1 0 1 6 für 1 ≤ x < 2 2 6 für 2 ≤ x < 3 F ( x ) = 3 6 für 3 ≤ x < 4 4 6 für 4 ≤ x < 5 5 6 für 5 ≤ x < 6 für x ≥ 6 1 µ~0.5 = 3+ 4 = 3.5 . 2 22 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Erwartungswert zukünftiges (zu erwartendes) „mittleres Ereignis“ Erwartungswert E(X ) = k ∑ x j ⋅ P (X = x j ) = j =1 k ∑ xj ⋅ pj j =1 x Analogie zum arithmetischen Mittel 23 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Erwartungswert Beispiel 10.10 Beim einfachen Würfelwurf erhält man 6 1 1 6 21 = 3.5 EX = ∑ j ⋅ = ∑ j = j =1 6 6 j =1 6 Dies bedeutet: Würde man zehnmal würfeln und alle Ergebnisse aufaddieren, so würde man „im Mittel“ als Summe 35 erhalten. 24 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 8 Diskrete Zufallsvariablen Varianz n Var X = ∑ ( x i − E X )2 ⋅ p i Varianz: i =1 Beispiel 10.11 Beim einfachen Würfelwurf erhält man 6 Var X = 1 1 6 ∑ (i − 3.5)2 ⋅ 6 = 6 ∑ (i − 3.5)2 i =1 i =1 ( 1 (− 2.5)2 + (− 1.5)2 + (− 0.5)2 + (0.5)2 + (1.5)2 + (2.5)2 6 6.25 + 2.25 + 0.25 + 0.25 + 2.25 + 6.25 = 6 17.5 = = 2.917 . 6 = ) 25 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Unabhängigkeit von Zufallsvariablen F (x1 , L x n ) = P( X 1 ≤ x1 , X 2 ≤ x 2 , L , X n ≤ x n ) = P( X 1 ≤ x1 )⋅ P ( X 2 ≤ x 2 )L P( X n ≤ x n ) = F (x1 )⋅ F ( x 2 )L F (x n ) . Ist der Wert der gemeinsamen Verteilungsfunktion gleich dem Produkt der einzelnen Verteilungsfunktionswerte, so sind die beteiligten Zufallsvariablen unabhängig. Für den Fall n = 2 muss also überprüft werden, ob die Wahrscheinlichkeit, dass X1 kleiner oder gleich ist als x1 und gleichzeitig X2 kleiner oder gleich ist als x2, gleich dem Produkt der Wahrscheinlichkeit von X1 kleiner oder gleich x1 und von X2 kleiner oder gleich x2 ist. 26 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Gleichverteilung Die Gleichverteilung ist definiert auf den Werten j = 1, ... ,k. Sie wird auch Laplace-Verteilung genannt. Für jeden der Werte j = 1, ... ,k gilt P( X = j ) = p j = EX = Var X = 1 k k +1 , 2 k 2 −1 . 12 27 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 9 Diskrete Zufallsvariablen Gleichverteilung (k=2) Wahrscheinlichkeiten 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 1 2 28 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Gleichverteilung (k=6) Wahrscheinlichkeiten 0.18 0.16 0.14 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 1 2 3 4 5 6 29 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Gleichverteilung Hinweis: In manchen Lehrbüchern wird die diskrete Gleichverteilung auch auf den Werten 0, 1, ..., k eingeführt. In diesen Fällen erhält EX Var X k , 2 k 2 − 2k = 12 = . 30 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 10 Diskrete Zufallsvariablen Poisson-Verteilung Siméon Denis Poisson (* 21.06.1781, † 25.04.1840) war französischer Mathematiker und Physiker. Neben obiger Verteilung sind auch einige physikalische Größen nach ihm benannt. Innerhalb der Statistik ist auch der Poisson-Prozeß auf ihn zurückzuführen. Der Poisson-Prozeß ist ein punktueller stochastischer Prozeß mit unabhängigen Zuwächsen. Dieser findet heutzutage auch in der Unternehmensforschung, bei der Analyse von Wartesystemen sowie bei Zuverlässigkeits- und Instandhaltungsproblemen Verwendung. 31 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Poisson-Verteilung Die Poisson-Verteilung wird auch als die Verteilung der seltenen Ereignisse bezeichnet. Tritt ein Ereignis (sehr) selten ein, so wird zumeist für die Beschreibung dieses Sachverhaltes die PoissonVerteilung herangezogen. Die Poisson-Verteilung ist auf den Werten j = 0,1,2,... definiert und für jeden dieser Werte gilt P( X = j ) = p j = j! (sprich: j Fakultät) bedeutet: z.B. λj j! ⋅ e −λ 1⋅ 2 ⋅ 3L j 4! = 1 ⋅ 2 ⋅ 3 ⋅ 4 = 24 und 0!:= 1. Der Buchstabe „e“ steht dabei für die Exponentialfunktion. 32 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Poisson-Verteilung Dabei ist λ (sprich: lambda) ein Parameter, der die Verteilung charakterisiert, denn es ist für eine Poisson-Verteilung mit Parameter λ EX Var X = λ, = λ . In der Tabelle 15.1 sind für einige ausgewählte Parameterwerte λ die Werte der zugehörigen Verteilungsfunktion zu finden. Wenn zwei oder mehrere unabhängige Poisson-verteilte Zufallsvariablen mit den Parametern λ1, λ2, ... gegeben sind, so ist die Summe dieser Zufallsvariablen wiederum Poisson-verteilt. Der Parameter λ dieser Summe ist dann gerade λ = λ1 + λ 2 + λ 3 + L 33 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 11 Diskrete Zufallsvariablen Poisson-Verteilung 0.7 Wahrscheinlichkeiten 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 0 1 2 3 4 5 Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Poisson-Verteilung mit dem Parameter λ = 0.5 34 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Poisson-Verteilung Beispiel 10.14 In einer Clique von n = 5 sozialgefährdeten Jugendlichen ist für jeden Jugendlichen die Wahrscheinlichkeit, dass er beim Ladendiebstahl erwischt wird, gerade Poissonverteilt mit Parameter λ = 0.1. Das „Erwischt-werden“ der einzelnen Jugendlichen kann dabei als unabhängig voneinander angesehen werden, da sie jeweils in verschiedenen Ladenlokalen „ihrem Geschäft nachgehen“. Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird • • höchstens ein Jugendlicher beim Ladendiebstahl erwischt? genau ein Jugendlicher beim Ladendiebstahl erwischt? Es handelt sich hier um eine Poisson-Verteilung mit Parameter λ = λ1 + λ 2 + λ3 + λ 4 + λ5 = 0.1 + 0.1 + 0.1 + 0.1 + 0.1 = 0.5. P( X ≤ 1) = 0.9098 P ( X = 1) = P ( X ≤ 1) − P( X ≤ 0 ) = 0.9098 − 0.6065 = 0.3035 35 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung Jakob Bernoulli (∗ 27.12.1654, † 16.08.1705) entstammte einer berühmten Mathematikerfamilie. Neben wichtigen Beiträgen zur Mathematik förderte er die Wahrscheinlichkeitsrechnung. So geht auf ihn auch die Bernoulli- bzw. Binomialverteilung zurück. 36 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 12 Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung Als Bernoulli-Experiment bezeichnet man ein Zufallsexperiment bei dem man sich nur für das Eintreten eines bestimmten Ereignisses A interessiert. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Ereignis sei p = P(A). Ein Bernoulli-Experiment besitzt also nur zwei mögliche Ausgänge, nämlich „Erfolg“ mit einer Wahrscheinlichkeit von p und „Nichterfolg“ mit einer Wahrscheinlichkeit von 1-p. Betrachtet man eine Anzahl von n solcher unabhängigen Versuche und interessiert sich hierbei für die Summe aller Erfolge, so lässt sich dies mit Hilfe einer Binomialverteilung beschreiben. 37 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung Die Binomialverteilung ist auf den Werten j = 0, 1, ..., n definiert und für jeden dieser Werte gilt n P ( X = j ) = p j = ⋅ p j ⋅ (1 − p )n − j . j n j (sprich: n über j) ist folgendermaßen definiert: n! j! (n − j ) ! 38 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung Eine Binomialverteilung ist durch zwei Parameter, nämlich n und p, charakterisiert. Für eine Binomialverteilung mit den Parametern n und p (abgekürzt: B(n, p)) gilt EX = n⋅ p Var X = n ⋅ p ⋅ (1 − p ) . , In der Tabelle 15.2 sind für einige ausgewählte Parameterkonstellationen n und p die Werte der zugehörigen Verteilungsfunktion zu finden. Will man dort die einzelnen Wahrscheinlichkeiten ermitteln, so sind jeweils Differenzen zu bilden 39 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 13 Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung p = 0.1 Wahrscheinlichkeiten 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 0 1 2 3 4 5 6 40 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung p = 0.5 Wahrscheinlichkeiten 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 0 1 2 3 4 5 6 41 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung Anzahl j 6 j pj (p = 0.1) pj (p = 0.5) 0 1 2 3 4 5 6 1 6 15 20 15 6 1 0.5314 0.3543 0.0984 0.0146 0.0012 0.0001 0.0000 0.0156 0.0938 0.2343 0.3125 0.2343 0.0938 0.0156 Wahrscheinlichkeitsverteilung einer B(6, 0.5)-Verteilung für p = 0.1 und p =0.5. Die einzelnen Werte sind auf vier Stellen gerundet. 42 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 14 Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung Beispiel 10.15 Die Anzahl der Auftritte von „Kopf“ beim sechsfachen Münzwurf ist binomialverteilt mit den Parametern n = 6 und p = 0.5, also B(6, 0.5). Es ist dabei z.B. 6 6! 720 P ( X = 3) = 0.5 3 ⋅ (1 − 0.5)6−3 = ⋅ 0.5 3 ⋅ 0.5 3 = ⋅ 0.5 6 = 0.3125 3!⋅3! 6⋅6 3 43 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung (Reproduktion) Wenn zwei oder mehrere unabhängige binomialverteilte Zufallsvariablen mit den Parametertupeln (n1, p), (n2, p), (n3, p), ... gegeben sind, so ist die Summe dieser Zufallsvariablen wiederum binomialverteilt. Alle eingehenden Zufallsvariablen müssen den identischen Parameter p besitzen. Die Parameter n und p der Summe sind dann gerade n = n1 + n2 + n3 + ... und p. 44 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Binomialverteilung Beispiel 10.16 In einer Resozialisierungsmaßnahme für straffällig gewordene Familienväter sollen in einem speziellen Programm insgesamt n = 8 Familien betreut werden. Man geht auf Grund von Erfahrungswerten davon aus, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 Prozent ein beliebig ausgewählter Familienvater wieder straffällig wird. Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird von den n = 8 Familienvätern keiner straffällig? • • höchstens zwei straffällig? genau einer straffällig? • Es liegt hier eine Binomialverteilung mit den Parametern n = 8 und p = 0.1 vor. Aus Tabelle 15.2 ermittelt man P ( X = 0 ) = P( X ≤ 0 ) = 0.4305 , P ( X ≤ 2 ) = 0.9616 , P( X = 1) = P( X ≤ 1) − P( X ≤ 0 ) = 0.8131 − 0.4305 = 0.3826 . 45 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 15 Diskrete Zufallsvariablen Weitere diskrete Verteilungen Die Dirac-Verteilung (auch oft Einpunktverteilung genannt) kann auch als entartete Gleichverteilung bezeichnet werden. Es handelt sich nämlich dabei um eine Gleichverteilung mit nur einem Wert. Dieser Wert tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von Eins auf, allen anderen mit einer Wahrscheinlichkeit von Null. 46 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Diskrete Zufallsvariablen Weitere diskrete Verteilungen Die Hypergeometrische Verteilung wird im Gegensatz zur Binomialverteilung herangezogen, wenn sich bei den einzelnen Zufallsexperimenten die Wahrscheinlichkeiten für den „Erfolg“ verändern. Befinden sich in einer Urne mit N Kugeln R rote Kugeln und S schwarze, wobei R + S = N gelten soll. Zieht man aus dieser Urne insgesamt n Kugeln mit Zurücklegen, so kann man das Ergebnis, wieviele rote Kugeln gezogen worden sind, mit Hilfe einer Binomialverteilung approximieren. Die zugehörigen Parameter sind die Anzahl der gezogenen Kugeln n und p = R / N. Zieht man n Kugeln aus dieser Urne (n < N) ohne Zurücklegen, so kann man nun das Ergebnis wieviele rote Kugeln gezogen worden sind, mit Hilfe einer hypergeometrischen Verteilung approximieren. Eine hypergeometrische Verteilung berücksichtigt dabei, dass in Abhängigkeit vom jeweiligen Zugergebnis, sich die Wahrscheinlichkeit im nächsten Zug eine rote Kugel zu ziehen verändert. 47 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 16