Ein Experiment zum Fassungsvermögen des Kurzzeitgedächtnisses

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PS Experimente im Psychologieunterricht
WS 2006/07
LV-Leiterin: MMag. Margarete Pökl
Team B: Lernen und Gedächtnis
Christian Werneth
Ein Experiment zum Fassungsvermögen des Kurzzeitgedächtnisses
nach Ebbinghaus
Hintergrund:
Hermann Ebbinghaus (1850-1909), Sohn eines reichen Kaufmannes aus Barmen und Berliner
Psychologe, dessen Forschungsarbeiten und Schlüsse durchaus als Meilenstein im Bereich der
Gedächtnisforschung angesehen werden können, versuchte auf bahnbrechende Weise der
Gedächtnisleistung auf den Grund zu gehen. Interessant ist, dass Ebbinghaus Versuchsleiter
und Versuchsperson in einer Person war. 1185 erschien sein wohl bedeutendstes Werk zu
diesem Thema unter dem Titel „Über das Gedächtnis“. Seine Vorgangsweise war nun
folgende:
Er notierte sich seitenweise sinnlose Silben (=Konsonant-Vokal-Konsonant-Kombination),
wie etwa „WUX“ oder „CAZ“ und versuchte sich jene einzuprägen. Ebbinghaus‘
Originalliste umfasste 2300 Silben. Seine Ergebnisse, also die gemerkten sinnlosen Silben,
schrieb er akribisch genau auf, um schlussendlich der Gedächtnisleistung, vor allem der
Kurzzeitgedächtnisleistung, auf die Schliche zu kommen. Auch nahm er auf andere Faktoren,
wie etwa auf die Zeit oder auf die Wiederholungen, Rücksicht. So kam er nach all den vielen
Selbstversuchen zu dem Schluss, dass er nach einmaligem Lernen rund sieben Silben
wiedergeben konnte. Zusätzlich bemerkte er, dass er jene bereits Sekunden später vergessen
hatte – nämlich etwa nach 18 Sekunden. Würde man den Silben Sinn gegeben werden, so
würde sich das Fassungsvermögen des Kurzzeitgedächtnisses erheblich steigern.
Das Experiment:
Die Schüler sollen das von Ebbinghaus selbst durchgeführte Experiment nachstellen. Hierfür
werden ihnen, gemeint sind die Schüler, mittels Overheadfolie sieben sinnlose Silben
dargeboten. Auch zu überlegen wäre, ob dies mit Hilfe einer PowerPoint-Präsentation
durchgeführt wird. Generell werden zwei Möglichkeiten angedacht:
1. Der Schüler ist wie Ebbinghaus selbst Versuchsperson und Versuchsleiter in einem.
2. Der Lehrer schlüpft in die Rolle des Versuchsleiters und der Schüler bekommt jene
der Versuchsperson zugeschrieben.
In unserem Falle kommt die zweite Variante zum Tragen.
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Durchführung und Zeiteinteilung für die Unterrichtsstunde:
Die Schüler sollen, wie bereits unter „Das Experiment“ erwähnt, Ebbinghaus‘ Bemühungen
selbst erleben, wobei der Schwerpunkt hierbei auf dem Unterschied zwischen Merken von
sinnlosen Silben und sinnvollen Einheiten gelegt wird. Für diesen Zweck werden mehrere
Durchgänge gestartet. Die sinnlosen Silben sowie später im Experiment auch die sinnvollen
Silben werden jeweils zwei Sekunden dargeboten. Am Anfang ist das Merken noch relativ
leicht, da bloß fünf sinnlose Silben dargeboten werden. Doch zu Ende, also nach Darbietung
erhöhter Anzahl von sinnlosen Silben, wird es schon beinahe unmöglich, jene wiederzugeben.
Nach den Darbietungen sollen die Schüler zu dem Schluss kommen, dass das Einprägen
sinnvoller Einheiten leichter fällt und auch unsere Merkfähigkeit deutlich steigert.
Somit kann zu Ende des Experiments folgender Lehrsatz festgehalten werden:
Das Kurzzeitgedächtnis KZG kann 7 (+-2) Elemente für etwa 18 Sekunden
speichern. Durch die Organisation von Wissenselementen in 7(+-2) Chunks (=
zusammengefasste Informationen zu einer sinnvollen Einheit) können große
Informationsmengen gespeichert werden.
Dieses Experiment würde auch zum nächsten Unterrichtsstoff überleiten, da sich vor allem
die Vergessenskurve, die ebenfalls Ebbinghaus postulierte, eignen würde. Jene besagt
nämlich, dass etwa 20 Minuten nach dem Lernen 40 % des Gelernten vergessen wird – nach
einer Stunde vergisst man 55 %, nach einem Tag etwa 66 %. Erstaunlicherweise sind jedoch
nach 6 Tagen nur 77 % aus dem Gedächtnis verschwunden. Bei jener Kurve darf keinesfalls
vergessen werden, dass Ebbinghaus mit sinnlosen Silben experimentierte.
ZEIT
15 min.
15 min.
20 min.
Unterrichtsplanung
THEMA
METHODE
Hinführung zum
Frontalunterricht
Thema und
Erläuterung des
Experiments
Durchführung des
Einzelarbeit
Experiments
Nachbesprechung des Lehrer-Schüler
Experiments sowie
Gespräch
Auswertung desselben
und Überführung zum
Thema
„Vergessenskurve“
nach Ebbinghaus
LEHR-LERNZIEL
Bekanntmachung mit
dem Lerngebiet
KurzzeitgedächtnisSelbsttraining
Ebbinghaussche
Erkenntnisse
zusammenfassen
Æ Lehrsatz
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Literaturhinweis:
• Hermann Ebbinghaus, Über das Gedächtnis. Untersuchungen zur experimentellen
Psychologie, Leipzig 1885.
• Walter Schädle-Schardt, Wiederholung und Gedächtnis, Norderstedt 2002.
• Franz J. Schermer, Lernen und Gedächtnis, Stuttgart 2006.
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