Besser informiert über Erektionsstörungen

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Ratgeber für Patienten
Besser informiert
über Erektionsstörungen
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Stand der Information: Juli 2013
1
Ratgeber für Patienten
Inhalt
Einleitung
3
Definition
4
Bedeutung
5
Der Penis
8
Häufigkeit der erektilen Dysfunktion
10
Risikofaktoren
11
Ursachen
12
Diagnosestellung
15
Bewertung der Erektionsfähigkeit
19
Behandlung
21
Kommunikation in der Partnerschaft
28
Leistungen der Krankenkassen
29
Zusammenfassung
30
Rechtliche Hinweise
31
Glossar
32
2
Ratgeber für Patienten
Zu Gunsten der einfacheren Lesbarkeit wird sowohl für
die männliche als auch für die weibliche Form von dem Partner
oder dem Arzt gesprochen.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
3
Einleitung
Die erektile Dysfunktion (Synonyme: Erektionsstörungen,
Potenzstörungen) ist eine Krankheit, die durch den Verlust
der Erektionsfähigkeit des Penis gekennzeichnet ist.
Selbst wenn es nur wenige Betroffene zugeben wollen,
die erektile Dysfunktion ist weit verbreitet: Etwa die Hälfte
aller Männer über 40 sieht sich mit Erektionsproblemen
unterschiedlicher Intensität konfrontiert. Das Risiko einer
erektilen Dysfunktion ist bei fortgeschrittenem Alter,
bei gleichzeitig bestehenden Erkrankungen wie Diabetes und
Herzkreislauf-Erkrankungen, bei erheblichem Übergewicht,
Bewegungsmangel, übermässigem Alkoholkonsum oder
bei Rauchern erhöht.
Potenzstörungen führen bei manchen Männern zu Stress,
Enttäuschung und Unzufriedenheit. Manche fühlen sich
minderwertig, ziehen sich aus Scham zurück und verzichten
sogar ganz auf ihr Sexualleben.
Mit der Einführung neuer Medikamente (1998), konnte
die Behandlung der erektilen Dysfunktion entscheidend
verbessert werden.
Ziel dieses Ratgebers ist es, den Betroffenen (und/oder
ihren Angehörigen) die wichtigsten Informationen über
die erektile Dysfunktion zu vermitteln und sie zu ermutigen,
über ihre Probleme zu sprechen und in jedem Fall ärztliche
Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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Ratgeber für Patienten
Definition
Unter erektiler Dysfunktion versteht man die (vorübergehende oder andauernde) Unfähigkeit, eine für den
Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion des Penis zu erreichen oder beizubehalten. Aus medizinischer Sicht müssen
mindestens 70% der Versuche, einen Geschlechtsverkehr
zu vollziehen, erfolglos sein und dies während mindestens
6 Monaten, damit die Diagnose einer erektilen Dysfunktion
gestellt werden kann.
Männer, die unter solchen Störungen ihrer Sexualfunktion
leiden, sollten möglichst bald mit ihrem Arzt darüber
sprechen, damit die Ursachen aufgeklärt und eine entsprechende Behandlung erfolgen kann.
Die erektile Dysfunktion darf nicht mit anderen sexuellen
Störungen verwechselt werden:
n Störungen des sexuellen Verlangens
(mangelnde oder fehlende Libido)
n Störungen der sexuellen Erregung
(mangelnde oder fehlende Erregbarkeit)
n Orgasmusstörungen
(Fehlen oder Verzögerung des Orgasmus bzw. der
Ejakulation nach einer Phase der sexuellen Erregung)
n Sexuelle Störungen mit Schmerzen
(während der Penetration oder des Orgasmus)
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
5
Bedeutung
Tabuthema
Die erektile Dysfunktion war früher ein Thema, das möglichst verschwiegen wurde – mit dem Resultat, dass
Betroffene es kaum wagten, Hilfe zu suchen. Erst durch
die im Jahre 1998 eingeführte Medikamentengruppe
der Phosphodiesterase-Hemmer, wie Viagra®, wurde
die Allgemeinheit auf diese weit verbreitete Erkrankung
aufmerksam, was mit zu einer deutlichen Verhaltensänderung beigetragen hat. Nicht zuletzt durch die
Thematisierung in den Medien gehen Männer und Frauen
heute offener mit diesem Problem um, so dass es ihnen
leichter fällt, darüber zu sprechen. Aber auch die Ärzte haben
inzwischen gelernt, ihre Patienten auf mögliche sexuelle
Probleme anzusprechen. In ihrer Ausbildung lernten sie
lange kaum etwas über geeignete therapeutische
Massnahmen zur Behandlung von Potenzstörungen –
inzwischen hat sich das grundlegend geändert. Dennoch
ist kritisch anzumerken, dass die Diskussion über potenzstimulierende Mittel, zu denen auch Medikamente
wie die Phosphodiesterase-Hemmer gezählt werden,
die seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen
ignoriert, unter denen betroffene Männer leiden. Auch
die Tatsache, dass diese Medikamente nicht durch
die Krankenkassen übernommen werden, weist in diese
Richtung.
In der breiten Bevölkerung hat sich das Wissen über
die sexuelle Gesundheit in den letzten Jahrzehnten
grundlegend verbessert. Dazu gehört auch die Erkenntnis,
dass sich die erektile Dysfunktion als eine Störung
des männlichen Sexuallebens durch gezielte Massnahmen
sowie den Einsatz von Medikamenten oft erfolgreich
behandeln lässt.
Heute gehören die Phosphodiesterase-Hemmer zu den
am häufigsten verschriebenen Medikamenten bei
Potenzstörungen; sie haben die Behandlungsmöglichkeiten
der erektilen Dysfunktion entscheidend verbessert.
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Ratgeber für Patienten
Bedeutung für den Patienten
Patienten mit erektiler Dysfunktion sind oft verunsichert
und in ihrem Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigt.
Das Erleben des «persönlichen Versagens» kann zu einer
tiefen Kränkung und Angst vor weiteren intimen Kontakten
führen. Betroffene geraten so in einen Teufelskreis, weil die
Anspannung, dass es wieder «nicht klappen» könnte, häufig
zu erneutem Versagen führen kann. Verzweiflung, Scham
und Hilflosigkeit sind die Folge. Betroffene meiden zunehmend sexuelle Kontakte. Das Störungsbild erhält jetzt eine
psychische Komponente, die den Leidensdruck weiter
verstärken kann. Solange bei der Masturbation eine Erektion
erzielt werden kann, ist davon auszugehen, dass die körperlichen Funktionen weitgehend intakt sind. Ist dies jedoch
nicht möglich, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Erektionsprobleme können verschiedene körperliche und
psychische Ursachen haben. In einem ärztlichen Gespräch
lassen sich die Hintergründe klären – je früher dies erfolgt,
desto besser sind die Chancen einer erfolgreichen
Behandlung.
Wie reagieren die Partner?
Die Partner reagieren meist ebenfalls verunsichert – sie
suchen nach möglichen Erklärungsansätzen, die u.U. negative Gefühle wie Eifersucht und Misstrauen auslösen. Das
Klima in der Beziehung kann sich dadurch so verschlechtern,
dass das Paar ganz auf einen zärtlich-erotischen Austausch
verzichtet.
Patienten mit erektiler Dysfunktion reagieren oft mit
Schuldgefühlen gegenüber ihren Partnern. Sie sind nicht
mehr in der Lage, das zu «liefern», was ihrer Ansicht nach
von ihnen erwartet wird. Oft sind beide Partner zu gehemmt,
um offen darüber zu reden. Ein gemeinsames Gespräch
mit dem Hausarzt kann helfen, solche partnerschaftlichen
Sorgen zu überwinden. Die erektile Dysfunktion beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern
ist immer auch eine Belastung der Partnerschaft – die
Behandlung ist deshalb eine gemeinsame Angelegenheit.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
Das Gespräch mit dem Arzt
Ein wichtiges Ziel dieses Ratgebers ist es, Betroffene zu
ermutigen, mit ihrem Arzt das Gespräch zu suchen, wenn
sie im Zusammenhang mit Potenzstörungen Fragen haben.
Zeigt der Arzt Offenheit und Bereitschaft über das Thema
zu sprechen, sind die meisten Patienten in der Lage
ihre Fragen und Anliegen auch anzubringen.
Wenn der Arzt den Patienten zu seinem Sexualleben befragt,
ist dies Teil der ärztlichen Anamnese. Das heisst, der Arzt
möchte beispielsweise in Erfahrung bringen, wann
die Potenzstörungen aufgetreten sind, unter welchen
Erkrankungen sein Patient leidet, welche Medikamente
er einnimmt, ob Nebenwirkungen aufgetreten sind,
ob er raucht und wenn ja, wieviel, oder ob er Alkohol trinkt
etc. Diese Informationen erlauben es dem Arzt, die möglichen Ursachen der erektilen Dysfunktion einzugrenzen
sowie gezielte diagnostische Massnahmen und eine entsprechende Behandlung einzuleiten.
Der Patient sollte signalisieren, wenn er weiterführende
Informationen oder Erklärungen zu den Ausführungen
des Arztes, zu den diagnostischen Abläufen oder zur vorgeschlagenen Behandlung wünscht.
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Ratgeber für Patienten
Der Penis
Anatomie
Der Penis besteht aus drei Hauptelementen: den beiden
Penisschwellkörpern (Corpus cavernosum penis) und
dem Harnröhrenschwellkörper (Corpus spongiosum penis).
Diese können mit drei zylindrischen Schwämmen verglichen
werden. Die beiden Penisschwellkörper enden nicht an
der Peniswurzel, sondern verlaufen hinter dem Hodensack
und sind an den Beckenknochen beidseitig verankert.
Der Harnröhrenschwellkörper beginnt mit der Eichel und
endet vor der Austrittsöffnung des Enddarms. Er liegt unter
den Penisschwellkörpern und ist mit ihnen bindegewebig
verbunden. In seiner Mitte liegt die Harnröhre (Urethra),
durch die Urin und Sperma nach aussen gelangen.
Vene
Arterien
Harnröhre
Nerven
Beckenknochen
Penisschwellkörper
Eichel
Harnröhrenschwellkörper
Anatomie des Penis
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«Besser informiert über Erektionsstörungen»
Wie eine Erektion entsteht
Der Penis wird durch zwei vom Innern des Beckens kommenden Arterien (eine auf jeder Seite) mit Blut versorgt. Im Penis
teilen sich diese in mehrere kleinere arterielle Gefässe auf.
Zu Beginn einer Erektion erhöht sich der Blutzufluss durch
diese Arterien, was zum Anschwellen der Schwellkörper
führt. Durch den Druckanstieg innerhalb dieser Strukturen
verringert sich gleichzeitig der Abfluss von venösem Blut.
Dadurch kommt es im Inneren der Schwellkörper zu einer
Erhöhung des arteriellen Blutdrucks, was die Steifheit
des Penis noch verbessert. Zusätzlich kann die willkürliche
Anspannung der Muskeln eine Druckerhöhung in den
Schwellkörpern verursachen. Während der Erektion ist die
Blutzufuhr und der Blutabfluss in den Penis stark reduziert.
Stimulierungen der Geschlechtsorgane und/oder gedankliche
Reize lösen eine Erektion aus. Erektionen können jedoch
auch spontan, ohne vorhergehende Stimulierung auftreten –
z.B. während der Traumphasen im Schlaf. Bei der morgendlichen Erektion handelt es sich meist um eine nächtliche
Erektion, die bis zum Erwachen am Morgen andauern kann.
Sind die nächtlichen Erektionen im Hinblick auf Häufigkeit
und Steifheit des Penis normal, ist es wenig wahrscheinlich,
dass die erektile Dysfunktion auf organische Ursachen
zurückzuführen ist.
Ruhezustand
Schnitt des Penis
Erektion
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Ratgeber für Patienten
Häufigkeit der erektilen Dysfunktion
Eine wichtige Untersuchung kam zum Schluss, dass die
Hälfte aller Männer zwischen 40 und 70 Jahren von
Erektionsproblemen unterschiedlicher Intensität betroffen
ist; etwa 10% dieser Männer sind nicht mehr erektionsfähig.
Wie eine 2005 durchgeführte Befragung bei über 60-jährigen
Deutschschweizer Männern ergab, leiden etwa 60% der
Befragten unter erektiler Dysfunktion; etwa 10% sind nicht
mehr erektionsfähig.
Sexualität des älteren Mannes
Die Häufigkeit von Erektionsstörungen nimmt ab dem
70. Lebensjahr stärker zu. Zwei weitere Studien zur
Verbreitung der erektilen Dysfunktion bei älteren Männern
zeigen, dass:
n 70% der über 80-jährigen Männer von einer erektilen
Dysfunktion betroffen sind;
n 50% der über 80-jährigen Männer unter schweren
Erektionsstörungen leiden, also keine oder keine
ausreichende Erektionsfähigkeit mehr besitzen.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
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Risikofaktoren
Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer
erektilen Dysfunktion entsprechen mehrheitlich jenen
für Herzkreislauf-Krankheiten: Diabetes mellitus, Übergewicht, Bluthochdruck, Mangel an körperlicher Bewegung,
Rauchen, zu hoher Alkoholkonsum, zu hohe Cholesterinwerte. Aber auch psychische Probleme wie Depressionen,
Stress, Leistungsdruck oder Burnout, beeinträchtigen
die Sexualfunktion. Potenzstörungen können allerdings
auch als Nebenwirkung gewisser Medikamente auftreten.
Gewichtsreduktion, sportliche Betätigung sowie Rauchstopp
können die Symptome der erektilen Dysfunktion verringern.
Ein weiterer Risikofaktor ist die chirurgische Entfernung der
Prostata bei Tumorerkrankungen. 15 bis 85% dieser Patienten
leiden nach einem solchen Eingriff an Erektionsproblemen.
Im Gegensatz dazu verursacht ein endoskopischer Eingriff
zur Behandlung einer vergrösserten, aber nicht bösartig
veränderten Prostata, nur selten eine erektile Dysfunktion.
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Ratgeber für Patienten
Ursachen
Alterungsprozess
Mit dem Alter verändert sich der Körper. Er produziert
weniger Testosteron und Wachstumshormone. Die Qualität
des Gewebes, das den Penis aufbaut, nimmt ab. Gleichzeitig
treten häufig typische altersbedingte Erkrankungen auf
wie Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und
Niereninsuffizienz. Die schädigende Wirkung des Rauchens
macht sich mit fortschreitendem Alter deutlicher bemerkbar,
ebenso wie Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen nach
Einnahme von Medikamenten.
Auch die Erholungsphase nach einer Ejakulation nimmt
mit zunehmendem Alter mehr Zeit in Anspruch und dauert
bei älteren Männern bis zu mehreren Tagen.
Arteriosklerose
Gefässerkrankungen wie die Arteriosklerose (Arterienverkalkung) können die Durchblutung im Penis erheblich
beeinträchtigen. Mit zunehmender Verengung der Beckenund Penisarterien reduziert sich die Blutzufuhr in den
Schwellkörpern. Bei unbehandelter Arteriosklerose verringert
sich also auch die Erektionsfähigkeit bis hin zum vollständigen Erektionsverlust. Durchblutungsstörungen des Penis
mit entsprechender Erektionsschwäche finden sich vor
allem bei Patienten mit Herzkreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhten Cholesterinwerten
sowie bei Rauchern. Eine erektile Dysfunktion kann auch
ein Symptom für eine generalisierte Gefässerkrankung sein;
eine frühzeitige ärztliche Abklärung ist daher ratsam.
Gutartige Prostatavergrösserung
Eine vergrösserte Prostata, die mittelschwere bis schwere
Symptome beim Wasserlassen verursacht, kann Erektionsstörungen verursachen.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
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Medikamente
Zahlreiche Medikamente sind in der Lage die Erektionsfähigkeit zu beeinflussen. Dazu gehören insbesondere
Blutdrucksenker, harntreibende Mittel (Diuretika),
Cholesterinsenker, Antidepressiva, Beruhigungsmittel,
angstlösende Medikamente, Schlafmittel, Antiepileptika,
oder Medikamente, welche die Wirkung des männlichen
Sexualhormons hemmen (Antiandrogene). Dies gilt auch
für den Konsum zahlreicher illegaler Suchtmittel und
Drogen.
Psychische Probleme
Männer mit psychischen Erkrankungen, insbesondere
Depressionen, Stress oder Burnout, neigen häufiger zu
einer Störung der erektile Funktion. Betroffene sollten
sich in ärztliche Behandlung begeben und entsprechend
beraten lassen.
Zu den wichtigsten Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen wie Libidoverlust oder Potenzstörungen gehören auch
Erlebnisse von sexuellem Missbrauch. Erektionsstörungen,
die nach solchen Erfahrungen auftreten, lassen sich durch
die Einnahme von Medikamenten allein nicht überwinden.
Betroffene müssen im Rahmen einer Behandlung lernen,
die Folgen der Traumatisierung zu überwinden.
Die Bedeutung psychischer Faktoren für die Entstehung einer
erektilen Dysfunktion darf jedoch nicht überschätzt werden.
In den meisten Fällen sind es körperliche Ursachen, die die
Erektionsfähigkeit beeinflussen. Die Behandlung muss stets
beide Aspekte im Auge behalten und die Wechselwirkung
zwischen Körper und Psyche beachten. Die medikamentöse
Behandlung kann für viele Betroffene eine entscheidende
Hilfe sein.
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Ratgeber für Patienten
Neurologische Ursachen
Eine Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks durch
Erkrankungen (Multiple Sklerose, Morbus Alzheimer, Morbus
Parkinson, Schlaganfall oder Tumore) oder Verletzungen
(z.B. Querschnittslähmung) kann die für eine Erektion notwendige Übertragung von Nervensignalen beeinträchtigen
oder vollständig unterbrechen. Die Mehrzahl der Männer mit
Querschnittslähmung leiden an einer erektilen Dysfunktion.
Zudem kann eine Schädigung jener Nerven, die für die
Weiterleitung der Erektionssignale verantwortlich sind dazu
führen, dass der Penis nur noch schwache Nervensignale
erhält. Dies kann eine Erektion nur schwer oder gar nicht
mehr möglich machen. Erkrankungen, die die Nerven angreifen, sind z.B. Diabetes, Vitaminmangel und Alkoholismus. Verletzungen oder Operationen im Bereich des Beckens
(vollständige Entfernung der Prostata) können ebenfalls
eine Schädigung der für die Erektion verantwortlichen
Nervenfasern verursachen.
Hormonstörungen
Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon.
Neben zahlreichen anderen Funktionen im Organismus
steuert es u.a. die männliche Sexualität, die Libido und
die Erektion. Eine mangelnde Testosteronproduktion oder
eine übermässige Produktion weiblicher Hormone können
sich negativ auf die Erektionsfähigkeit auswirken. Seltener
sind Erkrankungen der Schilddrüse oder Nebennierendrüsen
die Ursache für eine erektile Dysfunktion.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
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Diagnosestellung
Die Anamnese oder das Erfassen der Krankengeschichte
Eines der Ziele des ersten Gesprächs zwischen Arzt und
Patient besteht darin, die Symptome des Patienten im Detail
zu erfassen. Der Arzt fragt nach bereits bestehenden
Erkrankungen und Behandlungen sowie dem persönlichen
Lebensstil, um die möglichen Ursachen der erektilen
Dysfunktion zu ermitteln.
In den meisten Fällen entwickelt sich eine erektile Dysfunktion sukzessive, wobei sich die Erektionsstörungen
sowohl während des Geschlechtsverkehrs als auch bei der
Masturbation bemerkbar machen. Solche Veränderungen
der männlichen Potenz lassen in der Regel auf körperliche
Ursachen schliessen. Tritt die erektile Dysfunktion dagegen
plötzlich, ohne erkennbare äussere Ereignisse auf, besteht
die Wahrscheinlichkeit einer psychischen oder medikamentösen Ursache. Eine detaillierte Beantwortung der Fragen
des Arztes kann daher die Diagnosestellung entscheidend
erleichtern.
Der IIEF-Fragebogen (International Index for Erectile
Function) dient der Einteilung der erektilen Dysfunktion
in verschiedene Schweregrade: keine Erektionsstörungen
bzw. leichte, mittelschwere oder schwere erektile Dysfunktion. Von diesem Selbsttest existieren zwei Versionen:
eine lange mit 15 Fragen sowie die Kurzversion mit 5 Fragen
(s. dazu Seite 19).
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Ratgeber für Patienten
Anamnese beim Psychiater/Psychologen
Ausser der körperlichen Untersuchung, die in der Regel
zuerst erfolgt, wird der Arzt den Patienten eingehend
zu seiner psychischen Situation und seinem Sexualleben
befragen. Dabei werden der Beginn der Störung, allfällige
Begleitumstände und Bewältigungsversuche («was hat
der Patient bisher unternommen?») erfragt und erläutert, ob
sich der Patient die Störung erklären kann. Das liefert dem
Arzt wichtige Hinweise für das Verständnis individueller
Ursachen. Ausserdem wird sich der Arzt nach den ersten
sexuellen Regungen und Erfahrungen, nach Partnerschaften
und sexuellen Bedürfnissen und möglichen Schwierigkeiten
bei der Umsetzung erkundigen. Die gezielte und sachliche
Befragung durch den Arzt hilft dem Patienten, seine Probleme
unbefangen darzulegen. Voraussetzung ist das notwendige
Vertrauen in den Arzt.
Zusätzlich wird der Arzt auch nach Vorerkrankungen im
familiären Umfeld fragen, aber auch nach der persönlichen
Lebenssituation des Patienten (Wohlbefinden, berufliches
Umfeld, körperliche Betätigungen, Ernährung und
Freizeitgestaltung), da diese Aspekte das Sexualleben ebenfalls beeinflussen können.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
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Körperliche Untersuchung
Die körperliche Untersuchung richtet sich nach den Symptomen und der medizinischen Vorgeschichte des Patienten.
Dazu gehört auch die Untersuchung der äusseren
Geschlechtsorgane sowie der Prostata. Der Arzt wird auch
nach Anzeichen für Gefässerkrankungen (Durchblutungsprobleme in den Extremitäten, Bluthochdruck) und Diabetes
sowie nach neurologischen Ursachen suchen.
Blutentnahme
Blutentnahmen sind nicht immer notwendig, aber sie
ermöglichen es dem Arzt, die Lipidwerte und den Blutzucker
zu kontrollieren und spezifisch nach Risikofaktoren im
Bereich von Herzkreislauf-Erkrankungen und Störungen
des Testosteronshaushalts zu suchen.
Je nach Untersuchungsbefund wird der Patient entweder
weiterhin beim Hausarzt behandelt oder – in seltenen
Fällen – zur weiteren Abklärung zu einem Urologen überwiesen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Blutversorgung im Penis sowie die Erektionsfähigkeit genauer überprüft
werden muss.
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Ratgeber für Patienten
Beurteilung der nächtlichen Erektionen
Im Durchschnitt hat ein Mann 4–6 Erektionen pro Nacht.
Mit Hilfe einer Vorrichtung, die aus zwei dehnbaren,
mit einem Kästchen verbundenen Ringen besteht, lassen
sich Veränderungen des Durchmessers und der Steifheit
des Penis bestimmen. Einer der Ringe wird an der Peniswurzel, der andere unter der Eichel angebracht. Das Testresultat zeigt die Anzahl und Qualität der nächtlichen
Erektionen. Ein normales Resultat weist bei einem Patienten
mit erektiler Dysfunktion eher auf einen psychologischen
Auslöser der Potenzstörung hin, während ein stark von
der Norm abweichendes Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine organische Ursache spricht. Selbst wenn
die nächtlichen Erektionen bei einer erektilen Dysfunktion
organischen Ursprungs erhalten bleiben, sind sie oft qualitativ beeinträchtigt.
Schwellkörperinjektionstest
Der Urologe injiziert eine blutgefässerweiternde Substanz
direkt in den Penisschwellkörper. Falls danach keine Erektion
auftritt, ist eine bestehende Gefässerkrankung als Ursache
der erektilen Dysfunktion wahrscheinlich.
Ultraschall der Penisgefässe
Diese Untersuchung wird häufig zusammen mit dem
Injektionstest durchgeführt. Damit lässt sich der Zustand
der Penis- und Beckengefässe kontrollieren.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
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Bewertung der Erektionsfähigkeit
Die Kurzversion des auf dem internationalen Index für
die erektile Funktion (IIEF) basierenden Fragebogens umfasst
5 Fragen. Der Fragebogen ist entwickelt worden, um mögliche Erektionsstörungen aufzudecken. Sollte der Test weniger
als 22 Punkte ergeben, empfiehlt sich auf jeden Fall, einen
Arzt zu konsultieren. Dieser Test kann einen ärztlichen Rat
nicht ersetzen.
Fragebogen IIEF-5
Betrachten Sie die letzten sechs Monate:
I.
Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein,
eine Erektion zu bekommen und zu behalten?
1. Sehr gering oder unmöglich
2. Niedrig
3. Mittelmässig
4. Gross
5. Sehr gross
II. Wenn Sie bei sexueller Stimulation eine Erektion
hatten, wie oft war diese hart genug, um den
Geschlechtsverkehr durchzuführen?
0. Keine sexuelle Stimulation gehabt
1. Fast nie oder nie
2. Selten (viel weniger als die Hälfte der Zeit)
3. Manchmal (etwa die Hälfte der Zeit)
4. Meistens (viel mehr als die Hälfte der Zeit)
5. Fast immer oder immer
III. Wie oft waren Sie in der Lage, während des Geschlechtsverkehrs Ihre Erektion aufrecht zu erhalten?
0. Keinen Geschlechtsverkehr versucht
1. Fast nie oder nie
2. Selten (viel weniger als die Hälfte der Zeit)
3. Manchmal (etwa die Hälfte der Zeit)
4. Meistens (viel mehr als die Hälfte der Zeit)
5. Fast immer oder immer
20
Ratgeber für Patienten
IV. Wie schwer war es, beim Geschlechtsverkehr
Ihre Erektion bis zum Orgasmus aufrechtzuerhalten?
0. Keinen Geschlechtsverkehr versucht
1. Äusserst schwierig
2. Sehr schwierig
3. Schwierig
4. Ein bisschen schwierig
5. Nicht schwierig
V. Wenn Sie Geschlechtsverkehr hatten, wie oft war er
für Sie befriedigend?
0. Keinen Geschlechtsverkehr versucht
1. Fast nie oder nie
2. Selten (viel weniger als die Hälfte der Zeit)
3. Manchmal (etwa die Hälfte der Zeit)
4. Meistens (viel mehr als die Hälfte der Zeit)
5. Fast immer oder immer
Durch Addition der erreichten Punkte aus den 5 Fragen
können Sie Ihren IIEF-5-Wert ermitteln.
22 –25 Punkte:
17 –21 Punkte:
12 –16 Punkte:
8 –11 Punkte:
5 –7 Punkte:
keine erektile Dysfunktion
leichte erektile Dysfunktion
leichte bis mittelschwere erektile
Dysfunktion
mittelschwere erektile Dysfunktion
schwere erektile Dysfunktion
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
21
Behandlung
Die Behandlung der erektilen Dysfunktion hat in den letzten
50 Jahren bedeutende Veränderungen erfahren. Bevor in
den 1960er Jahren die chirurgische Therapie mit der Implantation von Penisprothesen aufkam, konnten betroffene
Patienten lediglich psychologische Hilfe suchen. In den
1980er Jahren wurde die Injektion von blutgefässerweiternden Substanzen in die Penisschwellkörper möglich.
Veränderungen des Lebensstils
Rauchstopp, eine gesunde und ausgewogene Ernährung,
Gewichtsreduktion, mässiger Alkoholkonsum und erhöhte
körperliche Aktivität reduzieren nachweislich das Risiko,
Arteriosklerose, Herzkreislauf-Erkrankungen oder Diabetes
und damit eine erektile Dysfunktion zu entwickeln.
Auch wenn bereits eine erektile Dysfunktion besteht,
können Veränderungen des Lebensstils einen positiven
Effekt ausüben.
Der Verzicht auf Alkohol führt bei alkoholabhängigen
Patienten in der Regel zu einer Verbesserung der erektilen
Funktion.
Bei einer medikamentös bedingten erektilen Dysfunktion
soll das mutmasslich verantwortliche Medikament – falls
möglich – gegen ein anderes ausgetauscht werden.
Altersbedingter Testosteronmangel
Weist ein Patient mit erektiler Dysfunktion zu niedrige
Testosteronwerte auf, kann eine Testosteronzufuhr sinnvoll
sein. Eine solche Substitution erfolgt entweder durch eine
intramuskuläre Injektion oder durch die äusserliche
Anwendung eines Gels. Die Auswirkungen auf die erektile
Dysfunktion sind allerdings häufig nur moderat.
22
Ratgeber für Patienten
Medikamentöse Behandlung
1998 wurde der erste Phosphodiesterase-Hemmer eingeführt.
Die Wirkstoffe Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil, die
nacheinander auf den Markt kamen, gehören zur Gruppe
der sogenannten Phosphodiesterase-Hemmer. Wie der Name
sagt, blockieren diese Substanzen das körpereigene Enzym
Phosphodiesterase-5. Dadurch wird die Durchblutung der
Penisschwellkörper verstärkt, sodass eine Erektion entsteht
und/oder länger bestehen bleibt. Die Medikamente wirken
nur dann, wenn der Mann sexuell erregt ist – eine Steigerung
der Libido wird dadurch nicht erreicht.
Wichtige Vorteile der Phosphodiesterase-Hemmer sind
die einfache Anwendung (Schlucken einer Tablette) und
bei korrekter Anwendung verhältnismässig gute
Verträglichkeit sowie relativ geringen Nebenwirkungen.
Risiken und Vorsichtsmassnahmen
Patienten mit einer Herzerkrankung, die Arzneimittel mit
Nitraten oder Stickstoffmonoxid-Donatoren (z.B. Nitroglyzerin) einnehmen, dürfen keine PhosphodiesteraseHemmer einnehmen. Es besteht ein beträchtliches Risiko
für einen massiven Blutdruckabfall und Kreislauf-Zusammenbruch. Auch Patienten mit schweren Herzkreislauf-Erkrankungen (z.B. schwere Herzinsuffizienz, instabile Angina
pectoris) dürfen diese Medikamente nicht ver wenden.
Bei der gleichzeitigen Einnahme gewisser Medikamente
zur Behandlung gutartiger Prostatavergrösserungen wird
zur Vorsicht geraten. Die Kombination von Phosphodiesterase-Hemmern mit Blutdrucksenkern ist dagegen in
der Regel unproblematisch, auch wenn der Patient mehrere
blutdrucksenkende Wirkstoffe gleichzeitig anwendet.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
23
Patienten mit folgenden Beschwerden wird ebenfalls von
der Einnahme von Phosphodiesterase-Hemmern abgeraten:
n schwere Leberzirrhose
n kürzlich erfolgter Herzinfarkt oder Schlaganfall
n (potentiell) schwerwiegende Herzrhythmusstörungen
Weiterführende Vorsichtsmassnahmen sind hier nicht
aufgelistet. Alle Fragen im Zusammenhang mit der medikamentösen Behandlung der erektilen Dysfunktion sollten
im ärztlichen Gespräch geklärt werden.
Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören: Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Sehstörungen, Veränderungen
des Farbsehens, gerötetes Gesicht («Flush»), verstopfte Nase
und Verdauungsstörungen.
Falls eine Erektion zu lange anhält (mehr als 4 Stunden),
muss notfallmässig ein Arzt aufgesucht werden, da die
Gefahr irreparabler Schädigungen des Penisgewebes besteht.
Wirksamkeit
Phosphodiesterase-Hemmer sind keine Aphrodisiaka.
Eine sexuelle Stimulierung ist weiterhin erforderlich. Danach
kann eine Erektion mit einer Verzögerung von 30 bis 60
Minuten erfolgen (nach Einnahme auf nüchternem Magen).
Bei Einnahme mit einer Mahlzeit kann sich der Wirkungseintritt weiter hinausschieben.
Die drei auf dem Schweizer Markt erhältlichen Phosphodiesterase-Hemmer sind sich relativ ähnlich und unterscheiden
sich nur in ihrer Wirkdauer und Einnahmehäufigkeit.
Die Auswahl sollte im Gespräch mit dem Arzt erfolgen.
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Ratgeber für Patienten
Die Mehrzahl der Patienten ist mit der Wirksamkeit, der einfachen Anwendbarkeit und dem Nebenwirkungsprofil der
Phosphodiesterase-Hemmer zufrieden.
Kauf von Phosphodiesterase-Hemmern im Internet
Vom Kauf potenzsteigernder Mittel im Internet ist abzuraten.
Dies gilt auch für Phosphodiesterase-Hemmer. Die Qualität
dieser Produkte sowie die Inhaltsstoffe entsprechen in der
Regel nicht den hohen Anforderungen unserer Medikamente. Oft fehlen zudem Packungsbeilagen mit den notwendigen Informationen zum Medikament und häufig liegt
die Dosis des Wirkstoffs deutlich unter oder über dem deklarierten Wert.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
25
Weitere medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Andere Wirkstoffe zum Einnehmen, wie z.B. Apomorphinhaltige Medikamente, sind weniger wirksam als
die Phosphodiesterase-Hemmer. Sind können jedoch
bei Patienten, die letztere nicht anwenden dürfen,
eine Alternative sein.
Therapie mit medizinischer Vakuumpumpe
Neben oral einzunehmenden Medikamenten gehören
auch Vakuumpumpen zu den therapeutischen Mitteln
der ersten Wahl.
Die Vakuumpumpe verursacht einen Unterdruck, wodurch
die Venen an der Oberfläche des Penis erweitert werden und
eine Erektion begünstigt wird. Nach Erreichen der Erektion
kann ein elastischer Ring an der Peniswurzel angebracht werden, um den Blutabfluss und damit den Verlust der Steifheit
zu verzögern. Zwei entscheidende Voraussetzungen für den
Erfolg sind die Instruktion zum korrekten Gebrauch der
Pumpe und das Verständnis der Partnerin bzw. des Partners.
Behandlung durch (Selbst-) Injektion
in den Penisschwellkörper (SKAT)
Vor 20 Jahren war die Injektion in den Penisschwellkörper
eine der einzigen oft wirksamen Alternativen. Nach dem
Aufkommen der Phosphodiesterase-Hemmer wird sie heute
weniger oft angewendet, bleibt jedoch eine wirksame,
wenn auch weniger angenehme Massnahme. Wichtig ist
die korrekte Dosierung, damit die Erektion nicht länger
als 30 bis 60 Minuten anhält.
Injektion in den Penisschwellkörper
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Ratgeber für Patienten
Penisimplantate
Das Einsetzen eines Penisimplantats erfordert einen chirurgischen Eingriff. Dabei kommt es zu einer irreversiblen
Schädigung der Penisschwellkörper. Diese chirurgische
Intervention ist daher nur nach sehr strenger Prüfung bzw.
nach Ausschöpfen der anderen Therapieoptionen als letzte
Möglichkeit angezeigt.
In der Regel setzen sich die empfohlenen Implantate aus drei
Teilen zusammen: zwei hydraulische aufblähbare Zylinder,
die in die Penisschwellkörper eingesetzt werden, eine kleine,
im Hodensack platzierte Pumpe und ein im Unterbauch
implantiertes und mit Kochsalzlösung gefülltes Reservoir.
Die Bestandteile dieses geschlossenen Systems sind durch
Schläuche miteinander verbunden. Betätigt der Patient
die Pumpe, gelangt Kochsalzlösung aus dem Reservoir in
die zylindrischen Prothesen und es kommt zu einer Erektion.
Um die Erektion zu beenden, drückt er auf das Ablassventil
der Pumpe, und die Flüssigkeit fliesst wieder in das Reservoir
zurück.
Penisimplantat
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
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Psychotherapeutischer Ansatz
In der psychotherapeutischen Behandlung sollen die Patienten lernen, wie sie ihre Potenzstörung psychisch überwinden
und wieder Vertrauen in die Funktionsfähigkeit ihres Körpers
gewinnen können.
Die Behandlung stützt sich auf folgende Punkte:
n Ärztliches Gespräch
n Einbezug des Partners
n Körperliche Übungen
n Medikamente (Phosphodiesterase-Hemmer)
Die ärztliche Befragung ist schon als Teil der Behandlung
zu betrachten. Durch entsprechende Verhaltens- und
Gesprächstherapien werden die wesentlichen Zusammenhänge über sexuelle Funktionen und die damit verbundenen
körperlich-seelischen Vorgänge vermittelt. Durch einen
frühen Einbezug des Partners lassen sich mögliche Konflikte
und Ängste in der Paarbeziehung offen angehen und zusätzlich Lösungsstrategien suchen. Der Patient wird angeleitet,
wie er durch Einsatz körperlicher Übungen (BeckenbodenEntspannung, Stressabbau) zu einer Überwindung
der Störung beitragen kann. Die Wirkungsweise der
Phosphodiesterase-Hemmer wird besprochen und auf
mögliche Nebenwirkungen eingegangen.
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Ratgeber für Patienten
Kommunikation in der Partnerschaft
Wichtig ist der frühzeitige Einbezug des Partners in den
Behandlungsablauf. Im Umgang miteinander sollte das Paar
darauf achten, jeglichen Leistungsdruck zu vermeiden –
entscheidend ist letztlich nicht der reine Sexualakt, sondern
ob das gemeinsame Intimleben für beide Seiten befriedigend
gestaltet werden kann. Ein offenes gemeinsames Gespräch
kann falschen Erwartungen entgegenwirken. Diese Offenheit
in der Partnerschaft trägt ausserdem dazu bei, dass sich
niemand überfordert oder übergangen fühlt, sondern
die notwendigen therapeutischen Massnahmen gemeinsam
getragen und aktiv unterstützt werden.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
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Leistungen der Krankenkassen
Die Kostenübernahme für Untersuchungen und Behandlungen im Rahmen der erektilen Dysfunktion ist streng
geregelt. Obwohl die erektile Dysfunktion eine Krankheit
wie jede andere ist, werden die Kosten für die medikamentöse Therapie meist nicht von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen. Erektionsstörungen gelten
primär als Folge des normalen Alterungsprozesses.
Bei bestehender Zusatzversicherung sind einige Krankenkassen jedoch bereit, die Kosten für PhosphodiesteraseHemmer zu übernehmen. Die Kosten für Vakuumpumpe
und Injektionen in die Penisschwellkörper werden dagegen
von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen.
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Ratgeber für Patienten
Zusammenfassung
Die erektile Dysfunktion ist in der Mehrzahl der Fälle eine
altersbedingte Erkrankung und kommt bei Männern mit
Diabetes, bestehenden Risikofaktoren für HerzkreislaufErkrankungen oder nach vollständiger Entfernung der
Prostata gehäuft vor.
Die Schwellkörper des Penis lassen sich mit einem Schwamm
vergleichen. Bei sexueller Erregung erfolgt eine Druckerhöhung im Innern der Penisschwellkörper, die eine
Erektion auslöst. Mehrere Faktoren wirken hier zusammen:
Die Nervenimpulse aus dem Rückenmark, der arterielle
Blutzufluss, der gedrosselte venöse Abfluss sowie die psychische Verfassung. Wenn einer dieser Faktoren ausfällt, kann
eine erektile Dysfunktion auftreten.
Trotz der Offenheit, mit der heute über Sexualität gesprochen
wird, fällt es Betroffenen oft noch schwer, über ihre erektile
Dysfunktion zu sprechen, auch weil diese Krankheit mehr
als jede andere oft als persönliche Niederlage und psychisch
belastend empfunden wird. Dieser Ratgeber soll aufzeigen,
dass es in solchen Fällen nicht nur sinnvoll, sondern für
die Gesundheit wichtig ist, einen Arzt aufzusuchen. So können die Gründe für die erektile Dysfunktion abgeklärt,
Begleiterkrankungen ausgeschlossen und therapeutische
Hilfe beansprucht werden.
Vor einigen Jahren haben neue Medikamente die Behandlung der erektilen Dysfunktion revolutioniert. Sie zeigen
eine gute Wirksamkeit und werden in der Regel auch gut vertragen.
Arzneimittel, die per Internet im Ausland gekauft werden,
sind nicht zu empfehlen: Sie können die Gesundheit
gefährden.
In der Mehrzahl der Fälle gehen die mit der erektilen
Dysfunktion verbundenen Behandlungskosten zu Lasten
des Patienten.
Dieser Ratgeber befasst sich zwar ausschliesslich mit den
Erektionsstörungen des Mannes, doch der Betroffene ist auf
die Mithilfe und das Verständnis seines Partners angewiesen.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
Rechtliche Hinweise
Ziel dieses Ratgebers ist es, auf medizinische Fragen zur
erektilen Dysfunktion informative Antworten zu geben.
Dieser Ratgeber kann und will jedoch nicht den ärztlichen
Rat ersetzen. Bevor mit irgendeiner Behandlung begonnen
wird, muss im eigenen Interesse ein Arzt (Hausarzt oder
Urologe) kontaktiert werden, damit schwerwiegende
Begleiterkrankungen nicht übersehen werden.
Die Autoren und die Mepha Pharma AG übernehmen
keinerlei Verantwortung für Fehler, Unterlassungen oder
Folgen, die aus ihrer Verwendung resultieren können.
Der vorliegende Ratgeber richtet sich in erster Linie an
in der Schweiz wohnhafte Patienten.
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Ratgeber für Patienten
Glossar
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Anamnese
Detaillierte ärztliche Erstbefragung des Patienten nach der
persönlichen und familiären Krankengeschichte. Eine
sorgfältige Anamnese ist die Basis für die Diagnosestellung
und Therapie.
Angina pectoris
Plötzlich auftretender Schmerz und Engegefühl in der
Brust, die durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Herzens ausgelöst werden. Eine Angina pectoris tritt meist im Rahmen einer Erkrankung (Verengung)
der Herzkranzgefässe auf.
Antiandrogene
Antiandrogene sind Medikamente, welche die Wirkung
der männlichen Sexualhormone hemmen. Sie werden
z.B. in der Spätphase des Prostatakarzinoms eingesetzt.
Aphrodisiaka
Aphrodisiaka sind Mittel zur Steigerung des sexuellen
Verlangens (Libido).
Apomorphin
Der Arzneistoff Apomorphin ist ein Morphin-Abkömmling. Durch direkte Stimulierung der für die Erektion
verantwortlichen Zentren im Gehirn hat die Substanz
eine potenzsteigernde Wirkung.
Arterien
Als Arterien werden alle Blutgefässe bezeichnet, die
sauerstoffreiches (arterielles) Blut vom Herzen in den
Körper transportieren. Im Gegensatz dazu transportieren
Venen sauerstoffarmes (venöses) Blut zurück zum Herzen
(s. «Venen»).
Arteriosklerose/Arterienverkalkung
Als Arteriosklerose (Arterienverkalkung) wird eine
Erkrankung der arteriellen Blutgefässe bezeichnet. Dabei
kommt es zu Ablagerungen von Fett, Blutgerinnseln
und bindegewebigen Verhärtungen in den Gefässwänden.
Diese führen allmählich zu Elastizitätsverlust und
Verengungen der Blutgefässe, bis hin zum völligen
Verschluss. Folgeerkrankungen sind z.B. Herzinfarkt,
Schlaganfall, Nierenversagen und erektile Dysfunktion.
«Besser informiert über Erektionsstörungen»
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Blutdruck, arterieller
Der Druck, den das strömende Blut auf die Gefässwände
ausübt, wird als Blutdruck bezeichnet. Mit dem arteriellen
Blutdruck ist der Blutdruck gemeint, der in den Arterien
des Körperkreislaufs gemessen werden kann. Der arterielle
Blutdruck definiert die Leistungsfähigkeit des Herzkreislauf-Systems.
Ejakulation
Als Ejakulation (lat. «Auswerfen») wird der Samenerguss
während des Orgasmus bezeichnet.
Endoskop
Ein Endoskop ist ein Gerät, mit dem man das Innere von
Körperhohlräumen untersuchen und behandeln kann.
Erektion
Mit dem Begriff Erektion (lat. «Aufrichtung») wird die
Versteifung des Penis nach sexueller Erregung bezeichnet.
Sie ist Voraussetzung für den Vollzug des Geschlechtsverkehrs.
Glans penis
Als Glans penis wird die Eichel des Penis bezeichnet.
Es handelt sich hier um eine Verdickung am vorderen
Ende des männlichen Geschlechtsorgans, in der die
Harnröhre mündet.
Harnröhrenschwellkörper (Corpus spongiosum penis)
Der Harnröhrenschwellkörper liegt an der Unterseite des
Penis. In ihm verläuft die Harnröhre. Er besteht aus einem
schwammartigen Venengeflecht, das von Bindegewebe
umgeben und von glatten Muskelzellen durchzogen ist.
Bei der Erektion erfolgt die Versteifung des Harnröhrenschwellkörpers durch Verringerung des venösen Blutabflusses.
Herzinsuffizienz
Bei einer Herzinsuffizienz oder Herzschwäche ist die
Leistungsfähigkeit (Pumpleistung) des Herzens eingeschränkt. Es ist nicht mehr in der Lage, den Organismus
ausreichend mit Blut zu versorgen, was zu Kreislaufversagen führen kann.
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Ratgeber für Patienten
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Intramuskuläre Injektion
Bei einer intramuskulären Injektion wird ein flüssiges
Medikament mittels Spritze in einen Muskel injiziert.
Libido
Bezeichnung für sexuelle Lust und Begehren.
Niereninsuffizienz
Niereninsuffizienz ist die medizinische Bezeichnung für
Nierenfunktionsstörungen. Die Nieren sind nicht mehr
in der Lage genügend harnpflichtige Stoffe aus dem Blut
herauszufiltern und auszuscheiden.
Penisschwellkörper (Corpus cavernosum penis)
Die beiden Penisschwellkörper befinden sich auf der
Oberseite des Penis. Sie beginnen am rechten und linken
Sitzbein, verwachsen im Bereich des Peniskörpers und
ziehen sich bis zur Glans penis. Die Penisschwellkörper
bestehen aus einem schwammartigen Gewebe aus glatter
Muskulatur und Bindegewebe, das von arteriellen Blutgefässen durchzogen ist.
Phosphodiesterase-Hemmer
Phosphodiesterase-Hemmer sind Medikamente zur
Behandlung der erektilen Dysfunktion. Sie hemmen ein
körpereigenes Enzym (Phosphodiesterase-5), was zu
einem verstärkten Blutfluss in die Penisschwellkörper
führt.
Reservoir
Ein Reservoir ist ein Speicher für Flüssigkeiten.
Substitution
Der Begriff Substitution bedeutet «ersetzen». Wird z.B.
eine körpereigene Substanz, die der Organismus nicht
mehr in ausreichenden Konzentrationen selbst herstellen
kann, durch ein Medikament zugeführt, handelt es sich
um eine «Substitutionsbehandlung».
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Testosteron
Testosteron ist die Bezeichnung für das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Neben zahlreichen körperlichen und geistigen Funktionen beeinflusst es (neben
Bartwuchs und Körperbehaarung) insbesondere die
Entwicklung der Geschlechtsorgane, Spermienbildung,
Erregung und Potenz.
Urethra
Als Urethra wird in der Medizin die Harnröhre bezeichnet.
Urologe
Der Urologe ist Spezialarzt für die harnbildenden und
harnableitenden Organe, also für Niere, Harnblase,
Harnleiter und Harnröhre. Urologen behandeln darüber
hinaus auch Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane (Hoden, Penis, Prostata).
Venen
Venen sind Blutgefässe, die sauerstoffarmes (venöses) Blut
zurück zum Herzen transportieren. Von dort wird das
venöse Blut in die Lunge geleitet (Lungenkreislauf), mit
Sauerstoff beladen und wieder zum Herzen zurückgeführt.
Wachstumshormone
Wachstumshormone wie beispielsweise Somatotropin sind
körpereigene Hormone, die zahlreiche Stoffwechselvorgänge beeinflussen und insbesondere für Zellwachstum
und -entwicklung verantwortlich sind.
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Ratgeber für Patienten
Der Ratgeber wurde in Zusammenarbeit mit
Dr. med. Werner Tschan (Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie, Basel) geschrieben.
Die mit dem Regenbogen
235086-331301
Mepha Pharma AG
www.mepha.ch
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