Bimodale IT – Jakobsberg, 24.06.2016 Am 24.06.2016 lud ORBIT gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Jens Böcker, Böcker Ziemen GmbH & Co. KG, zum zweiten Mal eine exklusive Gruppe von CIOs namhafter Unternehmen zu einer Konferenz auf dem Jakobsberg bei Boppard ein. Das Thema des diesjährigen Treffens auf dem Jakobsberg war ‚Bimodale IT: Agilität vs. Stabilität von IT-Systemen – Konvergenz der Systeme oder Paradigmenwechsel der Zukunft?‘. Als Einführung in das Thema diente der Impulsvortag ‚Biomodale IT‘. Ausgangspunkt des Vortrags war die Fragestellung: Was ist eigentlich aus der Cloud geworden? Die Grundidee von Cloud Computing entspricht einer maßgeblichen Erkenntnis der industriellen Revolution: Statt IT überall dort zu erzeugen, wo sie gebraucht wird, verteilen zentral organisierte Großproduzenten die IT bedarfsgerecht. Die ursprünglichen Ziele der ersten Cloud-Diskussionen waren: Kosten senken, Opex statt Capex, Flexibilität erreichen, Performance nutzen und Sicherheit schaffen. Dass Cloud nicht nur ein Trend ist, sondern bereits Realität, verdeutlicht folgendes Schaubild: Abbildung 1 Anteil der Cloud-Befürworter Dieser Trend wird sich nach Analysen von Crisp Research AG auch weiterhin fortsetzen. ORBIT Gesellschaft für Applikations- und Informationssysteme mbH 1 Bimodale IT – Jakobsberg, 24.06.2016 Abbildung 2 Cloud Deployment-Modell Die ursprünglichen Zielsetzungen von Cloud Computing haben sich aber zwischenzeitlich verschoben: Statt Kosteneinsparungen zu realisieren, gibt es heute folgende Priorisierung: 1. Steigende Kundenanforderungen (47,3 %) 2. Innovationsgeschwindigkeit (44,0 %) 3. Digitalisierung (43,3 %) 4. Globalisierung (40,7 %) 5. Agilität (34,0 %) Das Ziel Opex vs. Capex ist mit 11,3 % keine Top-Priorität mehr. Abschließend kann man zum Thema Cloud zusammenfassen: » Cloud funktioniert und existiert » Kosten sind nicht mehr der Treiber » Cloud-Projekte sind kompliziert » Prozessveränderung und -verbesserung werden nicht einfacher durch den Einsatz von CloudTechnologie. Die Zusammenfassung der Erkenntnisse wurde von den Teilnehmern durch die eigene Erfahrung bestätigt. Ein Teil der Unternehmen ist bereits umfassender Nutzer von innovativen CloudProdukten. Als Abschluss des Impulsvortrags wurde die Frage ‚Entwickelt sich die IT in Richtung einer bimodalen IT, multimodalen IT, Agile Development, Digitalisierung oder Hybrid IT?‘ zur Diskussion gestellt. Die bimodale IT unterscheidet zwischen einer traditionellen und einer dynamischen IT. Die traditionelle IT beinhaltet die klassische Unternehmens-IT mit hoher ORBIT Gesellschaft für Applikations- und Informationssysteme mbH 2 Bimodale IT – Jakobsberg, 24.06.2016 Komplexität und operationeller Stabilität. Die Attribute sind kritisch, langsam und Legacy. Im Gegensatz dazu steht die dynamische IT für hoch innovative, schnelle Bereitstellung und modernen Service. Attribute sind skalierbar, agil und flexibel. Abbildung 3 Hybrid IT Die Diskussion brachte viele verschiedene Standpunkte hervor: Das Modell scheint der IT des einen oder anderen Unternehmens bereits nahe zu kommen. So ist zum Beispiel der Online Shop von der klassischen IT getrennt. Auch kulturelle Unterschiede bestehen bei den IT-Mitarbeitern entsprechend der oben genannten Attribute. Aufgabe der ITFührung ist ein Verbinden der beiden Bereiche. Sie muss in ihrer Beratungsfunktion Brücken zwischen den beiden ‚Lagern‘ schlagen. Abbildung 3 müsste nach unten um ein Enterprise Framework ergänzt werden. In manchen Fachabteilungen entspricht die IT in etwa der dynamischen IT. Die IT hat nicht immer das entsprechende technische Know-how, um die Produktions-IT umfassend zu führen. Wichtiger ist es, dass die IT die Rolle des Beraters und nicht des Bremsklotzes einnimmt. Es wurde auch noch einmal verdeutlicht, wie hoch die Geschäftsanforderungen außerhalb der IT sind bzw. die Überlegungen der Bereiche, auch zukünftig (durch IT) die Wettbewerbssituation zu verbessern. Der dynamische Teil, d. h. die IT im Vertrieb/Handel mit den innovativen Themen kann tendenziell eher durch Cloud-Lösungen unterstützt werden. Die Anforderungen der Handelsabteilungen an IT und IT-Systeme müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Aufgrund der Diskussion ergab sich die Frage, ob man vereinfacht sagen könnte: Die klassische IT ist eher für selektives Outsourcing geeignet – die dynamische IT hingegen ist eher für innovative Cloud-Angebote prädestiniert? Das Plenum stimmte dieser Vereinfachung tendenziell zu. Des Weiteren wurde bestätigt, dass die Agilität der Teams in der dynamischen IT grundsätzlich höher ist. Mit dem Vortrag ‚Der Wandel von Führungs- und IT- Organisation im Zeitalter der Digitalisierung‘ wurde dem Plenum eine Erweiterung des Modells der bimodalen IT vorgestellt. Um die Herausforderungen der Digitalisierung und damit die Basis für den Unternehmenserfolg sicherzustellen, müssten die Rollen CDO (Chief Digital Officer), CMO (Chief [Digital] Marketing Officer) und CCO (Chief [Digital] Customer Manager) ergänzt werden. ORBIT Gesellschaft für Applikations- und Informationssysteme mbH 3 Bimodale IT – Jakobsberg, 24.06.2016 Aus Kunden- und Marketing-Sicht wurde der zunehmend größere Anspruch an eine dynamische IT, die die Basis für komplett neue Geschäftsmodelle sein könnte (Beispiel Berufsbekleidung in der Forstwirtschaft mit Sensor und Serviceintervallen), bestätigt. Damit wäre die dynamische IT vor allem innovations-, geschäftsmodell- bzw. umsatzgetrieben, während bei der klassischen IT die Kosten bzw. Effizienz im Vordergrund bleiben. Durch die Diskussion wurde Abbildung 3 wie folgt angepasst: Abbildung 4 Hybrid IT – Fokus und Treiber Im Anschluss wurden die Anforderungen an die CIOs diskutiert. Die Teilnehmer waren aufgefordert, die zukünftigen Anforderungen an die CIOs entsprechend der Dimensionen Know-how, Organisation, Prozesse und Security/Datenschutz zu ermitteln und zu sammeln. Know-how Organisation Prozesse Security/Datenschutz Vertragsgestaltung und Preismodelle Aufbau Service Management und DL-Steuerung Klare umfassende Prozessdokumentation Definition von geschäftskritischen und Kundendaten Innovationen/ innovativ sein Paradigmenwechsel: ‚IT muss nicht alles lösen.‘ Standardisierung forcieren und agile Projekte Kernelement für alle Bereiche MUST HAVE Geschäftsprozesse, Business-Verständnis, Verständnis Business, Needs, Geschäftsverständnis, Produktverständnis Organisation ohne SiloDenken, Vernetztes Denken und kein Silo-Denken Dialog zu: ‚weg von Technik hin zu Prozessen/Service‘ Datenklassifizierung initial und fortlaufend Moderation, Mediation, Networking, Politikfähigkeit, Teamfähigkeit, Coaching und Projektleitung Projektorganisation vor Linienorganisation Enterprise Framework für alle IT-Einheiten Service inkl. Security Wahrnehmung/‚Obacht‘: Berater nicht Bremsklotz Talent Management Verbindung von Geschäftsprozessen und Unterstützungsprozessen in neuer Art und Weise Verantwortung bei Core IT ORBIT Gesellschaft für Applikations- und Informationssysteme mbH 4 Bimodale IT – Jakobsberg, 24.06.2016 Kreativität beim Umgang mit Daten Cloud Sourcing Cloud of Clouds Differenzierung zwischen Kernprozessen und flexiblen, marktnahen Prozessen Spagat zwischen Geschäftsfeldern Impulsgeber CIO als Mitglied in der GF Prozessuales Denken nicht funktionales Wer ist der Stärkere Enger Austausch mit Kunden/Partnern Zusammenwachsen von klassischer und dynamischer IT Dynamik Kronjuwelen identifizieren, Rest ignorieren Übergreifendes Methodenverständnis Unterschiedliche Kulturen prallen aufeinander Verantwortung abgrenzen und beschreiben CISO etablieren Transformation ‚Best Practice‘ Werte beider Welten verbinden Rolle im eigenen Unternehmen definieren Multiplattform, Absicherung Multi-TechnologieKenntnisse Flache Hierarchie Customer Experience antizipieren Risikomanagement, Prozesse Tabelle 1 Anforderungen an die CIOs Die bimodale IT wird die Unternehmen inhaltlich noch die nächsten Jahre beschäftigen: Der Wandel zu einer zunehmend strategischen IT ist ein kontinuierlicher Prozess, der neue Kompetenzen der Mitarbeiter und eine neue inhaltliche Ausrichtung der IT erfordert. Die Darstellung einer bimodalen IT ist eine gewisse Vereinfachung. Diese führt dazu, dass unternehmensintern das Verständnis für Veränderungen und die notwendige Akzeptanz verbessert werden. Die klassische IT ist eher für selektives Outsourcing geeignet – die dynamische IT hingegen ist eher für innovative Cloud-Angebote prädestiniert. ORBIT Gesellschaft für Applikations- und Informationssysteme mbH 5