Der Baum als Vorbild – Bioinspirierte Wassertransportsysteme aus poröser Keramik Melanie Keuper *, Klaus G. Nickel *, Anita Roth-Nebelsick # * Universität Tübingen, Fachbereich Geowisschenschaften, Angewandte Mineralogie, # Staatliches Museum für Naturkunde, Stuttgart Motivation: Saftaufstieg in Bäumen: Funktionsweise Der Baum ist bis heute ein unerreichtes Vorbild: Es gibt kein technisches System, das Wasser ohne Pumpsysteme in so große Höhen mit relativ hohen Fließgeschwindigkeiten transportiert. Verdunstung Es stellt sich die Frage für den Biologen: braucht man die organischen Baummaterialien oder funktioniert die Wasserversorgung rein physikalisch? Wenn dem so wäre: kann so etwas mit rein anorganischem Material realisiert werden? Denn wenn uns solch ein biomimetischer Wassertransport gelänge, so könnten z.B. ökologisch unbedenklich und kostengünstig klimatisierte Gebäude Realität werden. 1.Projektziel: Herstellung von langporigen hochporösen Keramiken. Methoden: Gefriertrocknen und ionotrope Gelbildung Kapillarer Aufstieg Wassertransport in abgestorbenen Bereichen des Xylems durch Sogwirkung transpirierender Blätter. Æ Erzeugung eines negativen Drucks (Zugspannung). a b a b a: CT-Bild des keramischen Körpers b: CT-Querschnitt innerhalb des keramischen Körpers Aus: D. Malangré, 2012 c 1,5 mm 2. Projektziel: 15 μm 2 μm Strukturierte Wandungen mit Nano/Mikro-Poren Methoden: Optimierte bimodale Suspensionen 5 μm a: REM-Querschnitt von Tracheiden der gemeinen Fichte (Abbildung: M. Rosenthal) b: REM-Längsschnitt von Tracheen der Esche c: REM-Querschnitt des frz. Ahorns Charakteristika: • Multikanalstruktur • Segmentation • Permeable Verbindungen • Multimodale Kanalradienverteilung • Durchmesser 1 - 500 μm Beispiel für eine bimodale Porenverteilung einer Al2O3-basierenden Keramik durch den Einsatz von Polysachariden (Stärke) als Porenbildner. Aus: Pabst et al. 2011 Problem: Wasser unter Zug ist als Dampf stabil: Blasen können sich bilden/bleiben bestehen: Embolie. Transport bricht zusammen • Nano/Mikro-Poren in den Kanalwänden verbinden die Kanäle und sollen durch ihren geringen Durchmesser die Tüpfelfunktion erfüllen Embolieverhinderung in der Natur Gefäßverbindende Hoftüpfel werden durch Expansionsdruck des Gases geschlossen. b c Druck a 100 μm Aus: S. Deville 2013 1 μm 2 μm 0 MPa a: REM-Aufnahme eines Hoftüpfels einer Fichte (frontal) – M. Rosenthal et al. 2010 b: REM-Aufnahme zweier Tracheen mit Hoftüpfeln in den Kanalwänden - echter Lorbeer (Längsschnitt) c: Hoftüpfel geschlossen mit Druckdifferenz zwischen den Tracheen (schematisch) -1 MPa 100 μm Aus: D. Malangre 2012 • Geeignete Zusätze können Wandungen strukturieren. • Gefriertrocknung ermöglicht Segmentierung.